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Der Gesellschafter

Montag, den 3t. Dezember 133-

An der Schwelle des neuen Mres

Von I,ancke8bavckeveele8ink'i8ter Lsetxner, lelckk., ätattgart

Die großen und kleinen Propheten, dis vor Jahresfrist in ihren Neujahrsbetrachtuu- gen nicht umhin konnten, die Ereignisse des Jahres 1934 vom außenpolitischen, wirtschaft­lichen und sozialen Standpunkt als äußerst be- -enklich und -trübe darzustellen, haben wieder einmal, wie schon so oft, Unrecht bekommen. Es kam wederdas als absolut sicher angekündigte Ä a t a st r o p h e n- n o ch N o t j a h-r zur Ent- Wicklung, sondern der im Jahre 1933 mit der Machtergreifung des Nationalsozialismus ein- geleilete Aufstieg setzte sich im abgelanfenen Jahre dank der zähen und unermüdlichen Ar­beit der Regierung auf allen Gebieten fort. Tiefe Tatsache gibt Mut und Hoffnung auch für das neue Jahr. Mit einem festen Ziel vor Augen und bereit, mit dem Einsatz aller Kräfte den Kampf mit dem Leben und feinen Enttäu­schungen aufzunehmen, womit bereits die wich­tigsten Voraussetzungen für den endgültigen Sieg gegeben sind, wollen wir in das neue Jahr eintreten.

Auch im Handwerk haben sich die Verhält­nisse gründlich gewandelt. Ein einziger Mann hat es vermocht, diesen großen Be­rufsstand wieder zu dem zu machen, was er früher war. In weitestem Umfange ist das Handwerk wieder in feine alten Rechte und Ehren eingesetzt worden. Des Führers Wille zur Gerechtigkeit hat ihm den Platz zugewiesen, der ihm im Volke gebührt.

In einer grundlegenden Verordnung über den vorläufigen Aufbau des deutschen Hand­werks ist ihm in diesem Jahre endlich die Ein­heit und Geschlossenheit gegeben worden, um die es seit vielen Jahrzehnten vergeblich ge­rungen hat. Aus dieser Grundlage wird es ihm bei richtiger Einstellung in verhältnismäßig kurzer Zeit möglich sein, die ihm obliegenden großen und wichtigen Ausgaben im Dritten Reiche zu erfüllen. Wir dürfen allerdings nicht, wie es leider noch so viele tun, verkrampft auf den Sekundenzeiger der Zeitgeschichte starren und dabei versäumen, sich der inneren Umwäl­zungen klar zu werden, die weit gewaltiger als die äußeren, das deutsche Volk und den deut­schen Menschen für Jahrhunderte formen wer­den.

In diesem Geiste müssen auch alle die großen Fragen des Handwerks in der Zu­kunft gelöst werden, wie das berufliche Erzie- hungs- und Unterrichtswesen, das Prüfungs­und Zulassungs-Wesen, sowie der Schutz der Wertarbeit, der schöpferischen Leistung, die Er- Weiterung seines Wirtschaftsraumes usw.

Handwerkliche Tradition, lange Zeit ein Be­griff ohne erkannten Inhalt, wird heute leben­dig und die, die den köstlichen Gehalt handwerk­licher und völkischerGe schichte kennen, dürfen mit Freude erleben, wie das Mühen um neue Gestaltung und Formung wieder Aner­kennung und Beachtung findet.

So können wir aber vor allem im Hinblick auf die Fortschritte und Neugestaltungen im ge­samten deutschen Volke voll "neuen Hoffnungen »ie Schwelle des kommenden Jahres überschrei­te«, in dem festen Glauben, daß die Zeiten, in de neu ein innerlich zerrissenes Deutschland beim Ausland um Hilfe betteln ging, vorbei sind. Das deutsche Volk ist sich bewußt geworden, daß es wie jedes andere Volk der Erde ein Recht auf einen Platz an der Sonne hat. UnserVolk will leben! Unser Volk kann leben und wrd leben, wenn wir mit unwandelbarem Lebenswillen und männlicher Entschlossenheit uns nicht selbst aufgeben!

Die Hingabe des Einzelnen an das Ganze ist

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Er war kein Mensch, der zu Träumereien neigte. Dafür war die Jugend zu hart ge­wesen. Er hatte arbeiten müssen, seitdem er b«vuht denken konnte. Wenn er sagte, daß er ja-eigentlich schon vierzig Jahre alt sei, so erüchiiM dieser Ausspruch sicherlich etwas Wahres. Er besaß die Erfahrung eines ge­reifte» Mannes, er besaß aber auch die Fähigkeit. die jugendliche Spannkraft vor die Erfahrung M stellen, wenn es galt, über­mütig. ausgelassen und unbeschwert fröhlich zu sein. Doch wann war er im Innersten troh? Er konnte sich eines solchen Ereignisses nicht mehr entsinnen.

Seine einzige Tätigkeit bestand jetzt nur noch darin, den Wettlauf um eine Stellung mitzumachen. Aber immer kam er zu spät. Immer war schon ein anderer vor ihm da. Daun saß er zu Hause und studierte feine Projekte, die er schon auswendig kannte, hoffte ans den nächsten Tag, daß er die Wen­dung bringen möge. Aber ein jeder Tag war wie der vorangegangene, grau und hoffnungs­los. Allein die Stunden mit Brigitte waren Lichtblicke. Robert mußte beglückt lächeln, als er an sie dachte, und für Sekunden schloß er die Augen, um sich ihr Bild, ihre zarte Er- scheiuung. ihr Blondhaar, ihre Hellen, klaren Auge« und die wohltuende Ruhe ihres We- sentz vor den Geist zu zaubern.

Nationalismus, die des Ganzen für den > Einzelnen Sozialismus. Beides vereim ergibt den Nationalsozialismus, welcher uns ! im neuen Jahre zu weiterem Aufstieg führen s wird. j

Leber dreizehn Millionen Deutsche - im Wellkrieg

Berlin, 28. Dezember.

Aus dem soeben herausgekommenen drit­ten Band des in der Heeres-Sanitäts-Jn- spektion des Reichswehrministeriums be- a rbeiteten amtlichen Sanitäts- berichte? über den Weltkrieg 19141918 ergeben sich eine Reihe bedeutsamer Zahlen. So wird n. a. in dem Material ü der 27 Millionen ärztlich behandelte Verwundungen und Erkrankungen auf deutscher Seite ans dem großen Krieg berichtet. Die Gesamtzahl der Kriegsteil­nehmer des Heeres (ohne Marine und Schntztrnppen) bis Ende Juli 1918 ist am 13.1 Millionen errechnet worden. T ie gesamten Verluste der deutsch n Wehrmacht im Weltkrieg an Gefallenen und Gestorbenen sind bis zum 31. Dezember 19:,-! vurch laufende Richtigstellung auf Grund rachträglicher Meldungen auf 2 036 89 7 'estgestellt worden. Diese gewaltige Opferzahl enthält rund 1.9 Millionen gefallene oder- gestorbene Angehörige des deutschen Land­heeres, 34 836 der Kriegsmarine und 1185 Gefallene und Gestorbene in den ehemaligen Kolonien. Außerdem befinden sich darin die etwa 100 000 als vermißt Genwldeten. du- als tot anznnehmen sind. Im einzelnen heb! Professor Dr. M a r t i n e ck in dem Organ der NS. - Kriegsopfer-Versorgung zu die'em Zahlenmaterial hervor, daß die Zahl der Verstümmelten bis znm 31. Juli 1918 insgesamt 89 760 betrug, die Zahl der durch Kriegsverletzungen völlig erblinde- t e n Heeresangehörigen etwa 2450.

nur noch nach MütteMudmg? §

Berlin, 28. Dezember. ^

Tie von der Reichsfrauensührerin, Partei- : genossin Scholtz - Klink, berufene Leiterin ! der Abteilung Reichsmütterdienst im Deut­schen Frauenwerk. Parteigenossin Nöpke, ! äußerte sich über die Erfahrungen, die bis­her mit der Durchführung der wichtigen Aufgabe der Mütterschulung der deutschen Frauen aemacht wurden.

Nach Abschluß der organisatorischen Vor­bereitungen begannen die Lehrgänge am ^ 1. Oktober 1934. Die Lehrgänge finden ein- > mal in testen Mütterschuleu statt, die die l Städte austveisen, zum anderen in Wan­derkursen. die hauptsächlich für die ! kleine Stadt und das Land in Frage körn- , men. Hier gelten besondere, den dortigen s Bedürfnissen cmgepaßte Richtlinien. Jeder ^ Kursteilnehmer 'erhält nach regelmäßigem , Besuch des Lehrganges eine mit dem Bild ! des Nxichsniütterdienstes versehene Beschei- > nigung. und es besteht der Plan, den Er- > halt' des Ehestandsdarlehens , von dem vollzogenen Besuch der ! Mütterschulung abhängig zu s machen und Pflegestellen nur dann anno.- ! erkennen, wenn die betreffende Fron nch ^ über die Teilnahme an einer solchen Schn- , lung ausweisen kann. .

Er dachte an den Tag, an dem er sie ken­nen gelernt hatte. Das war nun schon ein volles Jahr her. Damals ließ man alle kleinen Sorgen zu Haus. Er hatte sie auf einem Fest des akademischen Sportklubs kennen gelernt, und sofort fühlte er sich selt­sam zu ihr hingezogen. Den ganzen Abend wich er nicht von ihrer Seite. In ihrer Gegen­wart überwand er alle Hemmungen. Seine schwere, grüblerische Natur wurde aufgelok- kert. Ein Schwingen war in ihm. wenn er mit ihr tanzte.

Ja. das waren noch Zeiten! In dem einen Jahr, seitdem war so viel geschehen, die Er­eignisse überstürzten sich so sehr, daß sie auch die kümmerlichsten Reste einer guten Stim­mung nahmen. Stimmung! Robert lachte auf. Dieses Wort existierte nicht mehr. Weder gut, noch schlecht, noch verzweifelt war die Stimmung, nichts anderes war geblieben als ein Dahindämmern, als ein Warten und müdes Hoffen. Da hatte man mit einem Eifer studiert, als gelte xs. die Welt zu erobern, da hatte man seine Examina mit Glanz bestem- den. um sich Architekt nennen zu können und auf der Straße liegen zu dürfen! Da hatte man Pläne für die Stadt der Zukunft, die den Ausgleich zwischen Stadt und Land schaf­fen sollte. Aber niemand hatte im Augen­blick Zeit und Sinn für die Zukunft. Ein jeder dachte nur an die Gegenwart, jeder lebte nur für den Tag, und kaum wurden die Ziele für den nächsten Tag gesteckt. Und wer würde sich heute in ein finanzielles Abenteuer einlasten, von dem niemand außer einem unbedeutenden unbekannten Archi- tekten Robert Randolph glaubte, daß Ge- winnaussichten vorhanden seien?

Der millionenschwere Fahrenkamp sollte ja zwar gesagt haben, daß er sich für Roberts Pläne interessiere, aber damit war noch längst nicht gesagt, » er auch das notwendige

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sind schwarze Me und MMer Uniform?

Der neunte Verhandlungstag im Memelländer Prozeß

Kowno, 28. Dezember.

Am Freitag wurde im Memelländer Pro­zeß die Vernehmung der Angeklagten fort­gesetzt. Sie dürfte sich, falls keine unvorher­gesehenen Zwischenfälle eintreten, bis zum Beginn der Zeugenvernehmung am 7. Ja­nuar hinziehen.

Ter neunte Verhandlungstag wurde mit der Vernehmung von fünf weiteren früheren Mitgliedern der Saß-Partei abgeschlossen. Die Angeklagten äußerten sich zu jeder der : noch so verfänglichen Fragen des Vorsitzen- ! den und der beiden Staatsanwälte ohne l Zögern. Alle bestritten einmütig die Beschul- > Sigung. daß ihre Partei einen bewaffneten ! Aufstand vorbereitet hätte. Es sei nicht ein- ! mal davon gesprochen worden, daß das ! Memelgebiet von Litauen abgetrennt werden : füllte. Die sogenannten Sturmkolonnen, die ! in der Anklageschrift als Beweis für die ! militärische Vorbereitung" eines bewaffne- s ren Aufstandes angeführt würden, seien ledig- ! lich eine Zusammenfassung der Jugend für ^ Dienstleistungen der Partei gewesen und seien ^ nicht Sturmkolonnen, sondern Stammeskreise ! genannt worden. Ter Führer dieser kurz ! ,SK" genannten Organisation erklärte, daß weder von theoretischen noch praktischen mili­tärischen Hebungen die Rede sein könne. Er habe noch nie eine Waffe in der Hand ge­habt, geschweige denn seine viel jüngeren Ka­meraden. Bei der Befragung durch den Staatsanwalt, vb er nicht anläßlich eines Gratulationscmpfanges am Geburtstage sei­nes Führers Saß mit seinen Kameraden in Uniform erschienen sei. antwortete er, der Würde des Tages entsprechend hätte er be­sohlen, daß man in schwarzer Hose und im Zplinder antrete. Ob dies als Uniform gel­ten könne, das überlasse er der Beurteilung des Staatsanwalts.

Im allgemeinen verlies dieser Teil der Vernehmung infolge Mr langwierigen Be­fragung der Angeklagten über Einzelheiten der Parteitätigkeit und die einzelnen Abtei­lungen ziemlich langweilig. Die Verhandlung wurde wie üblich um 16 Uhr abgebrochen > und auf Samstag neun Uhr vertagt. !

Geld hergeben würde. Bürger. Tr. Walter Bürger. Privatsekretär FahrenkamPZ und Klassenkamerad Roberts, hatte wohl in einem hoffnungsfreudigen Ton geschrieben, doch seit vierzehn Tagen herrschte wieder Ruhe. Weder Bürger, noch Fahrenkamp ließen etwas von sich hören . . .

Robert schrak aus und sah um sich. Er war schon zu weit gefahren. Schnell kletterte er die Treppe hinunter und sprang ab. Fünf Minuten später war er in seiner Wohnung, einem einfachen, ungemütlichen Zimmer, das nicht mehr geheizt wurde. Leise schloß er auf. Er wollte mit seiner Wirtin nicht zusammen- treffen. Es graute ihm vor der ewigen Frage, ob er die Miete des vergangenen Monats nun endlich bezahlen könne. Und immer mußte er harte Worte hinnehmen, ohne sich wehren zu können.

Er schlich Sen dunklen Korridor entlang, aber Wirtinnen haben scharse Ohren. Eine Tür öffnete sich zu einem Spalt, und ein breites Gesicht erschien, aus dem zwei kleine Augen bösartig funkelten. Robert blieb un­willkürlich stehen, darauf gefaßt. Hohn und Spott und Drohungen einstecken zu müssen.

Guten Abend. Frau Bessert! Etwas Neues?"

Das Neue sollten Sie mir eigentlich Mit­teilen, Herr Randolph!" erwiderte sie mit einer unangenehmen, schartigen Stimme. Natürlich haben Sie wieder nichts gesunden. Das sieht man Ihnen ja an . . . Ein Brief ist für Sie da."

Ein Brief?" fragte Robert schnell, und eine Welle der Hoffnung schoß in ihm hoch. Frau Bessert antwortete nicht mehr. Sie hatte bereits die Tür geschlossen.

Mit zwei Schritten mar Robert in seinem Zimmer und entzündete mit zitternden Hän­den feine -stetze. Das war sein einMes Be-

Lokales

Sttlikinschaftsempjalig -er SS. am 1. Saauar 1935

Tie Abteilung Rundfunk der Reichsjugend- fvbrung gibt nachstehende Anordnung ve- könnt:

Aus Anlaß der Reichssendung am 1. Ja­nuar 1935. in der der Neichsjugendführek Baldur von Schirach seine Neu- j a h r s b o t s ch a s t an die gesamte deutsche Jugend richten wird, ordne ich für alle Glie­derungen und Einheiten der Hitlerjugend Gemeinfchaftscmpfang an. Der Empfang der Neujahrsbotschaft soll nach Möglichkeit in den Heimen stattfinden. Wo solche noch nickst in genügender Anzahl vorhanden sind, ist es zweckmäßig, die Gliederungen der HI. io größeren Einheiten zu einer Uebertraguno durch Lautsprccheraulagen zusammenzuziehen Tie Funkwartorganisation der PO. hat io dankenswerter Weise ihre Unterstützung zu- gesagt."

Der Abteilungsleiter:

Carl Cerff, Gebietsführer.

Verzugs» und Stundungszinsen im Anzeigengeschäft

Der Werberat der deutschen Wirtschaft hat fit das Anzeigengesckiäfr den Verlegern die Be Nutzung derAllgemeinen Geschäftsbedingung^ für das Anzeigenwesen" und den Anzeigenmitt lern die Benutzung derAllgemeinen Geschäfts bedingungen für Anzeigenmittler" zur Pflich gemacht. Nach diesen Geschäftsbedingungen üc rechnen Verleger und Anzeigenmittler bei Zat lungsverzug oder Stundung Zinsen in Höhe vo 1 Prozent über Reichsbankdiskont. Der Werbe rat hat diese Maßnahme im Interesse der wer bungstreiüenden Wirtschaft getroffen, um ein gleichmäßige Behandlung aller Auftraggeber z gewährleisten, und zu verhindern, daß einzeln Werbungstreibende durch Bevorzugung im Zah lungsziel bessergestellt werden als ihre Mitbc werber: dadurch würde der Grundsatz der so genanten Preistreue durchbrochen werden. Den Werbernte sind Fälle mitgeteilt worden, ii denen sich Auftraggeber von Anzeigen entgege: den durch die genanntenAllgemeinen Geschäfts bedingungen" vertraglich geschaffenen Rechts Verpflichtungen weigern, im Falle des Verzüge oder der Stundung Zinsen zu zahlen.

Im Interesse der Befriedung des Werbege schäftes würde es der Werberat bedauern, wen: rrotz der klaren Rechtsklage die Zinsgläubige zur Gerichtlichen Beitreibung solcher rechtswidrig nicht gezahlten Zinsen gezwungen wären, zuma es sich meist um kleinere Beträge handelt. E weist darauf hin, daß er in der nicht freiwillige Begleichung solcher Verpflichungen eine Unzuoei lässigkeit erblicken müßte, die nicht die Eewäh bietet, daß der Auftraggeber die Richtlinien de Werberates über die Ausführung der Wirl schaftswerbung beachtet. Eine solche Gewähr i aber Voraussetzung für die Erteilung der Ge nehmigung zur Wirtschaftswerbung. Der Werbe rat wird daher in Fällen, in denen die Zahlun der genannten Verzugs- und Stundungszinse rechtswidrig verweigert wird, erwägen, Mas nahmen gegen solche Schuldner zu ergreifen.

Der anonyme Brief

Welche Gefühle mögen wohl in der Seel eines Menschen Vorgehen, der einen anonyme Brief bekommt, in dem man sein Liebstes ode seinen Freund unklarst, beleidigt oder gar b: schimpft? Und was für Menschen mögen es seii Sie imstande sind, mit leichtfertiger Hand in da Glück eines Femden oder Bekannten hineinzr greifen.

Sicher wird der Empfänger .zuerst voller En pörung den Brief zerreißen und ihn in den Pr pierkorb befördern, doch langsam schleicht sich da Mißtrauen an ihn heran: wie, wenn der Schre

lcuchtungsmittel, seitdem er die Stromrech- nnng nicht mehr bezahlen konnte. Eilig wan- derten seine Augen über den Tisch und sahen einen Umschlag, der verheißungsvoll hell leuchtete. Robert blickte auf den Poststempel: Wanusee. Hastig riß er den Brief aus, der nur drei Zeilen enthielt. Aber sie waren in­haltsschwer. Fahrenkamp bat ihn zu einer Unterredung an einem der nächsten Vormit­tage. Er möge, so hieß es weiter, alle not­wendigen Unterlagen mitbringen.

Robert las den Brief dreimal. Er zog dis Worte in sich hinein. Dann setzte er sich, und der Atem ging schnell. Endlich! Endlich hat Fahrenkamp geantwortet! Es war also doch nicht nur eine Laune von ihm, sein Interesse ging tiefer. Fahrenkamp wollte verhandeln! Jetzt galt es nur noch, ihm das Projekt in günstiges Licht zu rücken. Und daß Robert das fertigbringen würde, darauf sollte sich Fahrenkamp verlassen!

Er faltete den Brief zusammen, als sei es ein Dokument von ungeheurer Wichtigkeit, behütete ihn in seiner Brieftasche, und klopfte dann dreimal gegen die Brust. Da war das Ereignis! Endlich Aussicht, aus der Oede des Geistes und Körpers zu kommen! Er fühlte, wie eine Lust in ihm aufstieg, etwas ganz Verrücktes zu tim. Wie wäre es, wenn er eine elende Vase Frau Bessert? gegen die Türe würfe, daß sie mit lautem Krach zer­schmetterte? Wie wäre es, jetzt eine Arie vom Stapel zu lassen, daß Frau Bessert vor Schreck vom Stuhl fiele? Robert tat nichts derglei­chen. Er war ein Mensch, der seiner Freude nicht ungehemmt Ausdruck geben konnte. Er saß da, rieb sich die Hände, daß die Gelenke knackten, und eher waren ihm die Tränen näher als das Lachen.

(Fortsetzun, fohlt).