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Nr. 2!>8
Der Selrlllckaster
Donnerstag, den 20. Dezember 1934
Leite
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im Stillen Szean
Aum Abbruch der Flottenverhandlungen in London
Man weiß, daß die Delegierten Japans. Englands und der Vereinigten Staaten am Wochenende anläßlich einer harmlosen Golf« Partie übereingekommen sind, vorerst einmal die Besprechungen über eine Flottenkonfe- renz zu vertagen und ohne viel Aufhebens n.'.Ä Hause zurückzusahren. Es ist nicht der Eindruck erweckt worden, als ob nun alles schon zu Ende sei; im Gegenteil: zwischen den Zeilon der mehr oder minder offiziösen Berichte stand zu lesen, daß später einmal die Der Handlungen neu aufgenom- men werden könnten, nachdem man im State der Alten in der Heimat frischen Mut und neue Informationen geholt haben werde.
Diese Hinauszögerung endgültiger Entschei- düngen liegt im Zuge nicht nur der Flotten, besprechungen. sondern der Abrüstungspala- ver insgesamt. Man will nicht ja, man will aber um Gottes willen auch nicht nein sagen. Man sagt ..vielleicht", etwa mit jenem ge- heimnisvollen Akzent, der alles bedeuten kann: und die Völker bleiben der guten Hoffnung, daß gelegentlich doch noch einmal reise und schöne Früchte vom Baume der Erkenntnis geerntet werden können. Denn erkannt hat man die Gefahr der ständigen und forcierten Ausrüstung in weitesten Kreisen der Völker zweifellos: es wäre auch den Negierungen gar nicht so unangenehm, wenn sich ein Modus vivendi finden ließe, der billiger und weniger gefährlich wäre als das jetzige und das zukünftige System des Wettlaufes um die stärksten Angriffs- und Verteidigungswaffen. Aber man ist nicht imstande, daraus die notwendigen Konsequenzen zu ziehen.
Daß der Abbruch der Londoner Besprechungen jedoch nicht ganz so harmlos ist, wie man es in den zuständigen und beteiligten Stellen hinstellen möchte, leuchtet em, wenn man die Resonanz in Betracht zieht, die im Stillen Ozean festzustellen ist. Gerade in diesen Tagen hat auf der Reede von San ffranzisko die größte Flottenparade stattgesunden. die jemals im Stillen Ozean veranstaltet worden ist. Vor Hunderttausend von begeisterten Zuschauern wurde eine D e- monstration bewerkstelligt, die es. nach amerikanischen Stimmen zu urteilen. ..in sich hat". Die ganze Macht des großen Reiches wurde in der Praxis vorgeführt, mit Ausnahme derjenige! ..Spezialitäten" allerdings, die für die Öffentlichkeit nicht reif sind, weil sie die eigentlichen Ueber- raschungen im Falle eines Falles bringen sollen. Man denke an neue riesige Flug- zeugmutterschiffe, an U-Boote mit Aufklärungsflugzeugen an Bord und sonstige bessere Sachen mehr.
Am anderen Ende des Pazifischen Ozeans, in Singapore. ist England ebenfalls nicht müßig gewesen. Soeben hört man davon, daß sämtliche in den ostasiatischen Gewässern stationierten britischen Flotteneinheiten sich mit der Festungsbesatzung des Kriegshasens Singapore zu einer großange- legten Uebung vereinigt hatten, um fest- zustellen. ob die Meerenge von Singapore einem ernsten Angriff auch überlegener See» streitkräfte gegenüber zu halten sein würde, und wer sollte schließlich diese „überlegenen Streitkräfte" auf die Beine bringen, wenn nicht das Reich der ausgehenden Sonne?
Beide parallel lausende Demonstrationen find zweifellos dem einen Zwecke zuliebe veranstaltet worden: zu zeigen, daß der Stille Ozean von den angelsächsischen Seemächten durchaus noch nicht als Domäne ffavans anerkannt worden ist: im Gegen
teil: Noch, so kann man dazu am Rande vermerken, ist der Pazifik Herrschaftsbereich der weißen Rasse. Noch ist nicht daran zu denken, daß man sang- und klanglos in Ostasien die Kosser packt und das Feld dem Inselvolk am Japanischen Meer überläßt.
j Hinzu kommt noch, daß die Vereinigten i Staaten in großer Aufmachung ihre Lust- ! rüstungen in den Vordergrund schieben, j Man weiß, welche Anstrengungen auf diese», j Gebiete gemacht werden, man weiß, welche? Programm sich USA. gestellt hat. Wen» man bedenkt, daß zwar die amerikanischen
> Stützpunkte im Stillen Ozean immer noch
> in sehr großer Entfernung von der Basis
> der japanischen Flotte und der japanischen ! Luftmacht liegen, so darf man auf der i anderen Seite doch nicht vergessen, daß in
wesentlich größerer Nähe, ja unmittelbar im Angesicht Koreas und Mandschukuos. Besitzungen Englands liegen, die nicht ganz sr> weit vom Schuß sind.
In Japan haben diese Demonstrationen, wie man hört, nicht kalt gelassen. Das demnächst herauskommende Weißbuch über die Londoner Flottenbesprechungen wird in der japanischen Öffentlichkeit bereits jetzt in einem Sinne besprochen, der aus Moll ge- j stimmt ist. Sollte es wirklich zu einer eng- ! lisch-amerikanischen Einheitsfront komme», dann wäre fürs erste der japanische Vormarsch auf eine Beherrschung des Fernen Ostens abgeschlagen.
MsrWMW Entschließung des Faschistenkvngresses
Kl. Genf, 18. Dezember.
Am Sonntag und Montag tagte in Montreux eine vorn „Aktionskomitee für die Universalität von Rom" einberufene Versammlung faschistischer Abgeordneter aus 16 europäischen Staaten. Deutsche und Ungarn waren nicht einHeladen worden. Die Aussprache drehte sich in der Hauptsache um die Organisation des Faschismus ans internationaler Grundlage.
Bemerkenswert war die Zurückwei- su.ng einer Aeußerung Mussolinis über die Kulturlosigkeit des Nordens im Vergleich zu Rom durch Vertreter aus nordischen Staaten. Eine Blamage holte sich der rumänische Außenminister Titulescu, der im Zimmer des Vertreters der rumänischen Eisernen Garde, der im gleichen Hotel wie Ti-
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kann nur i>n lein, durch eine genieinlnnie Mrunz des Lebenskampfes die Schaltung aller m garantieren
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tulescn Wohnung genommen hatte, eine Durchsuchung durchführen ließ, weil er sich gefährdet glaubte. Die Durchsuchung verlief natürlich ergebnislos.
Auf Antrag des Vertreters der Eisernen Garde wurde eine Entschließung zur Judenfrage angenommen, in der es u. a. heißt, daß jedes Land souverän sei, um über Fragen der Rasse und Moral zu urteilen, daß die jüdische Frage jedoch nicht zu einem allgemeinen Feldzug des Hasses und der Verfolgung Anlaß geben könne, daß sich aber zahlreiche Juden und gewisse Gruppen von Juden im eroberten Lande wähnen und den moralischen und mate- riellen Interessen ihres Landes Schaden zufügen. Sie bildeten eine Art Staat im Staate und benutzten die wohltätigen Einrichtungen, ohne an den Pflichten teilzunehmen. Auch hätten diese Elemente die Weltrevolution unterstützt. Daher wende sich der Kongreß gegen die vernichtende Tätigkeit dieser Elemente und verpflichte sich, sie zu bekämpfen.
! Amerikanischer 25-Mr Man
! 105 Milliarden Dollar Ausgaben
! London, 18. Dezember.
Nach Blättermeldungen aus Washington hat das Amt für nationale Hilfsquellen dem Präsidenten Roosevelt einen 25-Jahr- Plan unterbreitet, der eine Gesamtausgabe von 105 Milliarden Dollar (etwa 262.5 Milliarden Reichsmark) für öffentliche Arbeiten vorsieht.
Die Annahme des Planes wird abhängen I. von der Bereitwilligkeit des Präsidenten, die Vorschläge ganz oder teilweise anzunehmen; 2. von der Haltung des Kongresses und 3. von der Art der Finanzierung des Planes. Die Geldaufwendungen sollen in vier Richtungen erfolgen. Die Pläne des Ausschusses schlagen u. a. vor:
Jedes Jahr sollen fünf Millionen Acres (etwa acht Millionen Morgen) verhältnismäßig wenig ergiebigen Landes u n- ausgenutzt gelassen werden. Neue landwirtschaftliche Gebiete sollen erschlossen werden. Eine Bundeskontrolle über Weideland soll eingerichtet werden. Die Gebiete der staatlichen Forsten und der nationalen Parks sollen erweitert werden. Die Wasserkräfte des Landes sollen intensiver ausgenützt werden. Die Ueberschwemmungsgefahr soll beseitigt werden. Die Gewinnung der Bodenschätze soll unter öffentliche Aufsicht gestellt werden. Schließlich sollen noch ständige amtliche Stellen für öffentliche Ar-
> beiten für das Land, für das Wasser und für die Mineralschätze gebildet werden.
AnWaler Mernchmer
Anerkennung der Betriebsführercigenschaft Berlin, 18. Dezember.
Der erste Fall, mit dem sich das am Diens- , tag zusammengetretene Ehrengericht für den l Treuhänderbezirk Brandenburg zu be- : schäftigen hatte, betraf einen Kohlengroßhänd- ! (er, der sich trotz wiederholter Verwarnungen ! durch den Treuhänder der Arbeit und die DAF.
! hartnäckig geweigert hatte, seinen Kutschern ! und Fuhrleuten Tariflohn Zu zahlen.
! Der Antrag des Treuhänders ging auf Ab- l erkennung der Betriebsführereigenschaft. Das ! Ehrengericht schloß sich diesem Anträge ! an. Wie der Vorsitzende, Amtsgerichtsrat Dr.
^ Heuer, bei der Urteilsbegründung betonte, hat ! sich der Angeklagte durch eine dauernde Weige- ! rung, die ihm durch eine Tarifforderung auf-
> erlegten Pflichten zu erfüllen, bewußt außer- i halb des Rahmens der Gesetze gestellt. Seine I unsoziale Gesinnung gehe aber deutlich aus den ! Schriftsätzen hervor, die er an den Treuhänder ! der Arbeit und andere Dienststellen gerichtet
hat. Eine solche Persönlichkeit wie der Angeklagte sei unfähig, Führer eines Betriebes zu sein.
Der Treuhänder der Arbeit, Dr. Daesch- ner, nahm dann Veranlassung, sich grundsätzlich mit der Bedeutung der sozialen Ehrengerichtsbarkeit auseinanderzufetzen. Er betonte, daß das Führerprinzip des nationalsozialistischen Staates nichts mehr zu tun habe mit dem liberalistischen und marxistischen „Herr im Hause"-Standpunkt. Voran stehe vielmehr bei den Betriebsführern im Dritten Reich die Fürsorgepflicht gegenüber den Mitgliedern der Gefolgschaft. Unsoziale Betriebsführer mögen sich hinter die Ohren schreiben, daß es im Dritten Reich unmöglich ist, deutsche Arbeitsmenschen zur Zielscheibe von Ehrenkränkungen und Beleidigungen zu machen, oder ihre Arbeitskraft in ungebührlicher Weise auszu-- nutzen.
Auch eine ..FunkMe"
Berlin, 18. Dezember.
Am Dienstag wurde im großen Rundfunk- Prozeß in die Verhandlung des sogenannten „Fell Köln" eingetreten. In diesem Fall richtet sich die Anklage hauptsächlich gegen den früheren Wirtschaftsdirektor des Kölner Rundfunks, den 54jährigen Paul Körte. Körte ist am 1. Oktober 1927 auf den Posten des kau f- männischen Direktors der Westdeutschen Rundfunk AG. (Werag) berufen worden und wurde am 30. Juni 1933 zum Ende des Jahres gekündigt. Neben verschiedenen kleineren Verfehlungen wird Körte vorgeworfen, einen Angestellten der Westdeutschen Rundfunk- Gesellschaft, der umfangreiche Unterschlagungen begangen hatte begünstigt zu haben. Es handelt sich dabei um den Kassierer der Abteilung „Funkhilfe", deren Aufgabe es war, den Störungsschutz im Gebiete des Kölner Senders durchzuführen und der im Laufe der Zeit 28000 Mark unterschlagen hatte. Dieser Kassierer, ein gewisser Schneider, hatte wegen dieser Unterschlagungen im Frühjahr 1933 sechs Monate Gefängnis bekommen. Körte wird nun zum Vorwurf gemacht, seine Aufsichtspflicht als kaufmännischer Direktor vernachlässigt zu haben und weiter versucht zu haben, die Unterschlagungen Schnei- ders zu vertuschen, um sich vor Regreßansprü- chen zu schützen.
Der Angeklagte Körte erklärte zu diesen Vorwürfen, der Kassierer Schneider habe wegen seiner großen Fähigkeiten sowohl beim Vorstand wie auch bei seinen unmittelbaren Vorgesetzten und den Revisoren restloses Ver- trauen genossen. Er, Körte, sei im Juni 1932 den Unterschlagungen auf die Spur gekommen, da ihm aufgefallen fei, daß Schneider inen ungewöhnlich großen Aufwand getrieben habe. Er habe eine Nachprüfung veranlaßt und »ach Feststellung der Unregelmäßigkeiten die fristlose Entlassung des SKn.ider ausgesprochen.
Anschließend wurden die Sondervergütungen der Werber, die der inzwischen verstorbene Aufsichtsratsvorsitzende der Westdeutschen Rundfunk-AG., Baurat Tormin, bekommen hatte. Angeklagt ist in diesem Falle Magnus und Bredow, denen vorgeworfen wird, als Vertreter der Reichsrundfunk- gesellschast im Aufsichtsrat der Werag diese Sondervergütungen bewilligt zu haben. Zunächst vernahm der Vorsitzende den früheren Wirtschastsdirektor der Werag, Körte, gegen den in diesem Falle keine Klage erhoben ist. Tormin habe aus Grund seiner langjährigen Zugehörigkeit zu Behörden viele Beziehungen gehabt. Tormin habe mehrmals Sonderhonorare von 12000 R M. bekommen und einmal ein Architektenhonorar von 3000 RM. Insgesamt habe Tormin
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Er warf ihr einen Blick aus seinen grauen Augen zu, der sie sofort zum Schweigen brachte. „Kein Wort mehr über meine Frau, wenn Sie nicht wollen, daß ich den Kavalier in mir vergessen soll. Sie ist mir das Höchste, was es für mich geben kann." sagte er schneidend.
Ihre Lippen zuckten. „In Berlin hat man davon wenig genug gemerkt," sagte sie und sah ihn groß an.
Da senkte Dietz die Stirn. Was hätte er ihr auch antworten sollen? Hatte die schöne, leidenschaftliche Frau nicht recht? er, nur er und sein heißes Blut waren an allem schuld. Er war ehrlich genug, sich das einzugestehen. Was aber hatte diese Frau mit Christa zusammengeführt? Eine oberflächliche Bekanntschaft?
Da tönte Frau Ediths tiefe, warme Stimme in seine stürmenden Gedanken: „Natürlich habe ich mir den Spaß gemacht und habe der kleinen Frau gesagt, daß sie nicht weiter stolz auf ihren Mann zu sein brauchte, da seine Liebe einer andern gehört."
Cr sah aus, als wollte er sich auf sie stürzen.
„Das. das haben Sie gewagt? Soweit haben Sie sich in Ihrem Haß vergessen? Gehen Sie, ich kann Sie nicht wehr länger sehen, oder es geschieht etwas," sagte er mit heiserer Stimme.
Sie raffte ihren Pelz auf und sagte: „Jetzt freue ich wich doppelt, meine Rache an dem dummen Kind genom- wen zu haben. Eie haben die Welt mit dieser merkwürdigen Ehe nachgerade genug unterhalten. Ich wünsche Ihnen Glück, es wird aber nicht zu Ihnen kommen."
Dietz hatte sich abqewandt. Er würdigte sie keiner
Nntwort mehr. Er wußte, wenn diese Frau nicht bald ging, dann würde er sich vergessen, und das durfte nicht sein.
Frau von Kramer-Horst ging.
Dietz hörte das Rauschen ihrer Kleider, er hörte die Tür zufallen. Als er sich allein wußte, ging ein Laut über seine Lippen, der wie ein unterdrücktes Aufschluchzen klang.
„Jetzt ist alles zu ende, darüber kommt mein armer Liebling nicht hinweg," sagte er zu sich selbst.
Draußen begegnete Frau Edith dem alten Herrn, den sie vorhin für den Verwalter gehalten hatte.
„Ich brauche Sie nicht," fuhr sie ihn an.
„Ich hatte auch gar nicht die Absicht, mich Ihnen aufzudrängen," sagte er unbeleidigt. „Ich wollte mir nur gestatten, mich Ihnen vorzustellen, wenn es auch etwas verspätet geschieht. Gestatten Gnädigste also: Nickisch."
Ihr stockte der Atem. Wie? Dieser alte, einfache Mann sollte der unermeßlich reiche bekannte Geldmann sein? Sie reichte ihm die Hand, was er aber nicht zu sehen schien.
„Ja, warum haben Sie mir denn das nicht gleich gesagt, Herr Nickisch? Wir hätten dann die Fahrt nicht so schweigsam zusammen gemacht. Natürlich würde ich mich freuen, wenn Sie mich zum Bahnhof zurückbegleiten."
„Mit dem größten Vergnügen," sagte er.
Ihr Haß hatte ihr einen Gedanken eingegeben, der, wenn sie ihn zur Ausführung bringen konnte, Dietz für immer aus dem Gleichgewicht bringen mußte. Was blieb ihr jetzt nach ihrer getäuschten Hoffnung weiter übrig, als Haßberg zu heiraten? Ihre zerrütteten Vermögensverhältnisse zwangen sie zu einem entscheidenden Schritt. Wenn es ihr nun gelingen würde, diesen Mann hier einzufangen? Er war unermeßlich reich, was eine Hauptsache mit war, und das andere, das größte — sie konnte sich an Dietz rächen, daß er nie mehr froh werden konnte. Lie benswürdig lächelnd sagte sie:
„Ich wäre gern ein paar Tage auf diesem herrlichen Schloß geblieben, aber da keine Hausfrau anwesend ist, ging das nicht. Herr von Rosen hat sich sehr verändert. Der lustige Dietz ist kaum wieder zu erkennen. Er muß irgend etwas Schweres durchqemacht haben."
Er sah sie ernst an.
„Menschen können sich ändern, manchmal zu ihrem Vorteil, manchmal zum Nachteil," sagte er.
Sie ging langsam der Treppe zu. Da biß sie sich auf die Lippen. Das Auto stand noch und wartete augenscheinlich auf sie. Jetzt kam es vorgefahren.
Nickisch bat, immerhin Platz zu nehmen, er wollte nur noch Hut und Mantel holen. — Sie nickte lächelnd.
Es sollte ihr nicht schwer fallen, ihn gefügig zu machen. Alte Herren hatten ja immer eine Schwäche für schöne, junge Frauen. Freilich ging ihr der Gedanke blitzschnell durch den Kopf, daß er doch alles erfahren mußte, was in St. Moritz geschehen war. Aber dann lachte sie vor sich hin. Hatte nicht schon mancher Vater seine Kinder verstoßen um der Liebe willen?
Nickisch kam wieder zurück und stieg zu ihr in den Wagen. Sie bat ihn, dem Chauffeur die Weisung zu geben, langsam zu fahren.
Cr tat es.
Sie fing ein Gespräch an, das sehr verfänglich hätte werden können, wenn der zuhörende Teil darauf eingegangen wäre. Nickisch aber schien sie nicht zu verstehen. Er brannte sich eine seiner Riesenzigarren an. Als er schon eine ganze Weile gequalmt hatte, fragte er, ob sie es gestatte. Dazwischen schnupfte er. Sie dachte: Reichlich ungebildet scheint er zu sein.
Er antwortete ihr höflich auf ihre Fragen und hörte aufmerksam zu, wenn sie erzählte. Sie war gerade dabei, ihn zu fragen, ob er sich denn nicht bald wieder einmal Berlin ansehen wolle, als er mit der Hand auf die Felder zeigte, auf denen die Leute noch immer fleißig arbeiteten.
(Fortsetzung folgt.)