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Der Gesellschafter

Donnerstag. Leu 13. Dezember IM

Die Kinderherzen werden weit vor Ent­zücken, die Augen strahlen bei einem Gang Durchs Spielzeugland. Und auch die Erwachse-

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bevor er aus cien tküriutzisetien uucl säetisisoven erkstäiisii in ciis Wett dinausgvlit.

men freuen sich an diesem merkwürdigen, spie­lerischen Abbilde der Zeit. Alles, was Herzen und Hirne bewegt, finden wir in verkleinerter Form, als Spielzeug unserer Kinder, wieder.

Flugzeuge, die schwirrend und langsam aussteigend, dahinschweben und wieder abwärts -gleiten, bis sie schließlich auf dem Boden zur Ruhe kommen, Schiffe, die durch Motoren mngetrieben werden, Eisenbahnen mit schönen Schienenanlagen, mit Bahnhöfen und Signal­vorrichtungen, es ist sicher voranszuseheu, daß Vater sich in den Weihnachtstagen gar nicht von diesem Spielzeug wird trennen können, so daß der Sohn froh ist, wenn Vaters Arbeit nach den Feiertagen wieder beginnt, es gibt zweistöckige Omnibusse, Luxus­autos und Lastautos, die Welt der Großen im getreuen Abbild. Wunderschön ein­gerichtete Kaufmannsläden, Speicher, Roll­wagen, was ein Knabenherz nur begehren kann, haben fleißige Hände geschaffen.

Auch die kleinen Mädchen können nicht kla­gen, daß man sie etwa vergessen habe. Wun­derhübsche Puppen aller Größen und Arten warten nur darauf, daß eine kleine Puppen­mutter sich liebevoll ihrer annimmt. Herr­liche Puppenhäuser, aufs beste eingerichtet, sind in so großer Auswahl da. Kochherde mit blitz­blanken Töpfen und Pfannen Wecken die haus­fraulichen Ehrgeize.

» Sehr beliebt find die mancherlei Beschäfti­gungsspiele, angefangen bei den Leges P i e - len, die in immer nein q hübschen Zusam­menstellungen herausgebracht werden. Kinder, die sich daran gewöhnen, Beschäftigungsspiele vorzunehmen, werden nie mit der Frage kom­men: Mutter, was soll ich jetzt machen? Ewige Abwechslung erblüht aus diesen, meist sogar sehr lehrreichen und daher vom Standpunkt der Erziehung begrüßenswerten Spielen. Die Mal- und Zerchenkästen mit ihren Vorlagen helfen die Geschicklichkeit der kindlichen Hand und die Beobachtungsgabe entwickeln, Plasti­linkästen regen die Kinder an, die Dinge ihrer Amwelt nachzubilden. Allerlei leichte Hand­arbeiten bringen den kleinen Mädchen bei, mit der Nadel umzugehen. Für die etwas Größeren gibt es kleine Nähmaschinen, auf denen sie die Garderobe ihrer Puppen nähen können. Entzücken über Entzücken! Wenn nur alles genau so ist, wie Mutter es hat, denn das fit doch nun einmal das Sehnsuchtsziel! Die Puppenwagen sind nur im Größenmaß von den Wagen der kleinen Erdenbürger verschie­den. Puppenwiegen, Babykörbchen, alles ist in getreuer Nachbildung da.

Man hat manchmal gesagt: gebt dem Kinde einen hölzernen Löffel und ein Stück Stoff in die Hand, und das phantasiereiche Kind wird sich daraus die herrlichsten Dinge zusammen­träumen. Gewiß, aknr es sind nicht alle Kinder so reich an Phantasie, und es kommt noch eine ernste Seite hinzu: die Spielzeugindustrie be­schäftigt eine ungeheure Schar von Arbeitern, wenn wir Spielzeug kaufen, unterstützen wir diese Industrie und tun damit etwas Löbliches. Thüringen und das Erzgebirge sind auf unsere Bestellungen und Einkäufe angewie­sen. Dort in den bescheidenen Häusern der thü­ringischen und erzgebirgischen Dörfer sitzen Frauen, Kinder und Männer und basteln an pem Spielzeug vielerlei Art, es ist eine müh­

selige Arbeit, aber wenn sie Absatz findet, ist wenigstens das tägliche Brot da. In frü­heren Jahren gingen diese Spielfachen hinaus in Me Welt. Heute müssen wir im Jnlande durch gesteigertes Kaufen einen Ausgleich zu schaffen suchen. And es fällt uns das nicht schwer, da die Dinge alle so hübsch und ge­schmackvoll sind und so viel Liebe für das Kind und kindliches Wesen daraus spricht.

Auch an Christbaumschmuck iverden uns wie­der wunderhübsche Dinge beschert. Silberne

Kugeln, bereifte TastMnzapfen, kleine Glöck­chen, schimmernde Trompeten, Glückspilze, Eiszapfen, Lametta, was gibt es alles! In zau­berische Schönheit wird der Weihnachtsbaum gekleidet fein. Wenn wir die Herrlichkeit, die jetzt noch in den Läden zur Schau gestellt ist, betrachten, ist uns zumute wie den Kindern, die durch einen Spalt in die Tür des Weih­nachtszimmers spähen: ein Seufzen der Un­geduld und der frohen Erwartung ist es: ach wäre doch Weihnachten nur erst da!

Es ist etwas unendlich Beglückendes, wenn unsere Kinder in den Wochen vor Weih­nachten mit geheimnisvollen und doch so durchsichtigen Heimlichtuereien be­schäftigt sind, wenn die Zeit in ihrem jungen Leben gekommen ist, in der sie selber das tiefe Bedürfnis haben, ihre Liebe in sehr realen Werten auszudrücken. Die Freude des Schenkens ist ihnen Plötzlich so deutlich fühl­bar geworden, daß eine ganz neue und er­staunlich schöne Welt sich in ihnen aufgetan.

Vielleicht sind diese ersten Regungen des aus sich selbst schöpfenden Menschenkindes, diese ersten Schritte auf völlig unbekanntem Wege, oft die bedeutungsvollsten für das innerlich freizügige menschliche Empfinden des ganzen späteren Lebens. Und doch gibt es unendlich viel Mütter, die in sorgen­vollen Kämpfen um tägliche Dinge, unge­duldig sind, wenn so ein gebesehnfüch- tiges kleines Menschlein zu ihnen kommt und voll restlosen Vertrauens die Mutter um Hilfe bittet.

Es ist ja selbstverständlich, daß eine Mut­ter, deren wirtschaftliche Lage bedrängt und

Kindes beobachtet, es hinzulenken auf Mög­lichkeiten der praktischen Verwendung. Mit welch geringen Mitteln ist dem Kind ein ganzes Werk statt material zusam­menzustellen. Unendlich reich sind die Mög­lichkeiten aus völligwertlosen", aber richtig zusammengestellten Dingen die schönsten Sachen zu arbeiten. Nur freilich braucht es das besinnliche Denken einer Mutter, wäh­rend langer Wochen und Monate im täg­lichen eng begrenzten Leben.

Aus Schachteln, Büchsen, Stoff-und Woll- resten sind schon oft die schönsten brauch­baren Dinge geworden, die fleißige Mädel- und Bubenhände und die blühende, farben­frohe Kraft des kindlichen Gemütes schufen! Wie leicht ist es auch, das Kind fühlen zu lassen, .was man von all den Dingen wohl dringend brauchen könnte, wenn eben die geschickte und geliebte Kinder­hand es merklich verwandelt hat. Und wie beglückend ist das strahlende, sich selbst verschwendende Kind, das in einem aus bunten Resten zusammengestrickten Untersatz, Kaffeewärmer oder Anfaßtuch die

And wieder ist ein Tag zu Ende;

Er hat dir Arbeit viel gebracht.

Nun blaun am Himmel milde Sterne, Groß und voll Frieden kam die Nacht.

Da faltest du die müden Hände And sprichst ein heißes Nachtgebek Für einen, der in Wind und Ferne Sein bißchen Glück zu suchen geht.

sorgenvoll ist, nicht in den Vorweihnachts­wochen, in denen sie selber, ohne es sich viel­leicht zuzugeben, die Freude des Schenkens auskosten will, und jeden Pfennig zu er­übrigen sucht, nun sofort einem gebefreudi­gen Kind die teuersten Handarbeiten kauft, um ihm dainit die Freude des Schenkens zu bereiten. Es ist eben so selbstverständlich, daß sie versuchen wird, die phantastischen Pläne der noch so Unerfahrenen zu begren­zen. Die Möglichkeit des Schenkens aber sollte jede Mutter ihren Kindern geben.

Wie leicht ist es im Grunde, wenn eine Mutter dev schöpferischen Spieltrieb ihres

ganze Schönheit seines Traumes sieht. Es gibt Zigarrenkisten und Streichholzschachtel::, es gibt Garnrollen und Papiere und Pap­pen, die nutzlos im Abfall verkommen, statt in neuer Wandlung zum wirklich nötigen Hausrat zu werden. Und es braucht gar nicht die ständig leitende und bestimmende Hand der Mutter, um das so leicht be­schwingte Kindervolk zum schöpferischen Ge­stalter zu machen. Nur leichte Anregung und viel, viel, möglichst farbenfrohes Mate­rial sind nötig, um aus einem schenksehn- füchtigen Kinde einen kleinen Künstler zu machen. D. Volbehr.

Der Muttersegen wurde im Volksleben unserer Ahnen als tiefste Kraftquelle allen Lebens empfunden, und daraus stoffen Er­zählungen, die sich durch Jahrtausende so lebendig und frisch erhielten, daß wir noch heute in ihnen unsere beste deutsche Seele wiederfinden. Zwar handeln vom Segen der Mutterliebe auch viele unserer deut­schen Märchen, aber die nordischen Märchen haben eine noch viel eindringlichere, lebens­nahere Art, diesen Segen zu schildern und seine Wirkung bildhaft wiederzugeben.

Ein prägnantes Beispiel dafür ist das Aschenbrödel-Märchen. In der deutschen sowie in der nordischen, insbesondere der isländischen, finnischen und norwegischen Li­teratur tritt Plastisch ein und derselbe Grund­gedanke hervor: die stete segensreiche Verbindung zwischen Mutter und Kind, auch nach dem Tode der Mutter.

Im deutschen Märchen aber bedeuten dem Aschenbrödel die zahmen Tauben nur eine Art hilfreicher Geister, abgesandt wahr­scheinlich vom Geist der Mutter, die aber selbst dem Kinde fernbleibt, und das ändert sich auch nicht viel, wenn hier und da in anderer Erzählform die Mutter selbst noch dreimal um Mitternacht" erscheint. Sie bleibt doch immer in einer unerreichbaren Ferne.

In den nordischen Märchen ist das anders. Da kann die Mutter sich nicht los­reißen von ihrem Kinde: sie bleibt selbst bei ihm; und hat auch ein hartes Geschick ihrer Seele den Menschenkörper vorzeitig genom­men. so ist ihr selbst die Verwandlung in Tiergestalt nicht zu gering, wen« sie ihr nur

ermöglicht, ihrem Kinde nahe zu sein und ihm zu helfen. In einem der nordischen Aschenbrödel-Märchen zum Beispiel bleibt sie als Kätzchen bei der Tochter. In anderer Fassung nimmt sie auch Hunde­oder Pserdegestalt an, nur immer beseelt von dem einen Wunsche, ihrem noch hilflosen Kinde im Daseinskampf nützen zu können. Ja, durch die vertraute Nähe des sprechenden Tieres spürt man, wie sie nun gar nicht mehr für sich lebt, alles nur für das Kind, und wie doch alles anders wurde, seit die Men- schen-Mutter das Kind verließ.

Den stärksten Eindruck aber hinterließ mir eine Erzählung, deren Inhalt hier kurz wie­dergegeben und gedeutet sei:

Ein Bauernsohn wird als kleiner Bube von seiner Mutter viel auf dem Rücken getragen, wie das so zu sein Pflegt. Später, als er groß und stark geworden ist, zieht der Sohn in die Welt und nimmt die Mutter auf seinem Rücken mit sich. Aber der Sohn ver­liert die Mutter. Nicht ganz und auf ein­mal, sondern nach und nach, Stück für Stück! Zuletzt hat er nur noch ihre Füße bei sich. Er weiß nun nichts mehr mit diesen Füßen anzusangen und wirft sie in einen großen See. Im Weiterwandern am See entlang findet er nichts Eßbares und bekommt star­ken Hunger. Schließlich gelingt es ihm, zwei Forellen zu fangen. Er weiß nicht, daß es die Füße der Mutter sind, die sich in Sorge und Liebe zu ihm in Forellen verwandelten.

Der Junge macht ein Feuer an, brät sich die Forellen und verzehrt sie dann mit gro­ßem Appetit. Aber mitten im Essen bleibt sein Daumen an einer Gräte hängen, er

will sich befreien, sticht sich aber so scharf, daß er glaubt, der ganze Finger sei zerrissen. Im Schmerz führt er den Daumen zum Munde und saugt das Blut ab: von der Stund an versteht er die Sprache aller Tiere! Diese Kenntnis hilft ihm nun in allen schwierige« Lebenslagen: findet er bei den Mensche« nicht mehr Rat und Hilfe, so fragt er die Tiere, die vieles mehr sehen und besser ken­nen als die Menschen. Dadurch kommt er zu hohen Ehren, und ein erfolgreicher Kampf gegen feine Feinde ist ihm beschieden sein Leben lang.

Und der Sinn dieses Märchens? Der Sohn, der als Kind alle Fürsorge der Mut­terliebe genoß, nimmt den Schatz dieser Liebe in seinem dankbaren Kinderherzen auch in die Fremde mit sich. Aber die Ein­drücke und Erlebnisse des neuen Lebens sind laut und vielgestaltig. Nach und nach ver­blaßt das Bild der Mutter, und mit der letzten mahnenden Erinnerung (den Füßen) weiß- er schon nichts mehr anzu­sangen er wirft sie weg. Sofort tritt die Not an ihn heran, und es ist wieder nur der Segen der Mutter, der aus dieser Not noch herausführen kann.

Der Sohn, der das noch nicht erkennen will, muß erst einen harten Schmerz er­fahren. und dabei bricht nicht nur die Sehnsucht wieder auf nach der Mutter, der er als Kino jede Not klagen konnte, auch die Reue ist erwacht, daß er die Mutter­liebe so leicht vergaß.

In dem Augenblick aber, in dem der Schmerz feine Seele wieder wachgemacht hatte für den Segen, den seine Mutter für ihn bedeutet hatte und immer noch bedeutete, bekam er auch einen Lohn dafür, nämlich die Erkenntnis: daß ihm die beste Weisheit, die er allezeit im Leben besitzen und für sein Leben nützen durfte, die seiner Mutter fei. Wie er diese ganz besondere Weisheit nun gewinnt über einen großen Schmerz, so soll er auch den ganz besonderen Segcrck «einer Weisheit nicht leicht erkaufen. Nun besitzt er mit dieser Mutterliebe, die er fortan treu bewährte in seinem Herzen, den größten Segen für das Menschenleben!

: Ilse Plehn.

Die Abende werden länger und die Frage: Was wollen wir spielen?, gewinnt wiener an Bedeutung. Immer wieder Freuden be­reitet dasSchattenspiel". M:t wenigen Handgriffen ist ein Leinentuch- oder eu: Pergamenthintergrund gespannt, aus den: man jede Dekoration durch Schat­tenwirkung entstehen lassen kann. Eine starkkerzige Glühbirne wird mit

einer Schnur an die Lichtleitung angeschlos­sen. Die Mitwirkenden bewegen sich zwischen der Lichtquelle und der Leinwand, die auf diese Art den auf der anderen Seite sitzen­den Zuschauern die Schatten zeigt. Damit sind die Vorbereitungen beendet «yd das Spiel kann beginnen.

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Auch die wetterfesten Gummi- oder im­prägnierten Mäntel haben kein ewiges Leben. Finden wir, daß sie zum Tragen nicht mehr geeignet sind, können wir sie zerschneiden und allerlei andere Gegenstände daraus machen. Zum Beispiel lassen sich nette Küchenschürzeu daraus Herstellen.