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Der Eesellschaiter
Montag, den IS. Dezember igzi
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12 Verhaftungen — Brotrationierung und Preiserhöhung
Gruppenführer Thüringens abberusen. Der Reichserziehungsminister Rust berief ihn damals in seiner Eigenschaft als Preußischer Kultusminister in das Preußische Kultus Ministerium. Nach Erledigung Röhms wurde er aus Wunsch des Gauleiters und aller thüringischen Parteidienststellen wieder <lls Gruppenführer zur Führung der thüringischen SA. nach Weimar berufen.
Sensation im Salt Lin-bergh
Geständnis des wirklichen Kindesmörders Neuyork, 9. Dezember.
Dlättermeldungen zufolge ist im Fall Lind- bergh eine neue überraschende Wendung ein- etretcn. Danach hat ein f r ü h e r e r S t r ä f- ing namens Robert Wildy aus dem Sterbebettgestanden,das Lindbcrgh- Kind entführt und getötet zu haben. In dem (Geständnis, das in Anwesenheit von Zeugen niedergeschrieben und von diesen durch ihre Unterschrift bestätigt worden sei, habe Wildy erklärt, das Verbrechen sei ein „Racheakt an den Reichen" gewesen. Er habe das Kind nicht töten wollen. Das Kind habe aber geschrien, und er habe ihm deshalb zwei Schläge versetzt. Nach der Tat habe er sich nach dem Westen der Union begebe«, ohne sich um das ausgesetzte Lösegeld zu bemühen.
Nrivaljuitiz eines MchedlMtigen
Aussehenerregender Freispruch des Pariser Schwurgerichtes
Paris, 9. Dezember.
Das Pariser Schwurgericht sprach am Freitag einen belgischen Fabrikanten frei, der vor einigen Monaten in Paris seinen Schwiegersohn erschossen hatte, weil er nach Ansicht des Angeklagten von den belgischen Gerichten eine zu geringe Strafe für die Ermordung seiner Tochter erhalten habe. Das Opfer des Angeklagten hatte vor sieben Jahren seine Frau erschoss e n und war in Belgien zu 2 0 I a h- ren Zuchthaus verurteilt worden, nach fünf Jahren aber begnadigt und auf freien Fuß gesetzt worden. Der Vater oer jungen Frau hatte aber Rache gesch w o- ren und war seinem Schwiegersohn nun überallhin gefolgt, bis er ihn vor "uigen Monaten entdeckte und kaltblütia nieder- ichoß.
Kurzberichte der NS.-Presje
Der 49. und 50. Spendenausweis der Reichsführung des Winterhilfswerkes vom 6. und 7. Dezember verzeichnet insgesamt 7l9 684,20 Reichsmark.
Polizei im Dien st e des Winterhilfswerkes — das ist der Zweck des Tages der deutschen Polizei am 18./I9. Dezember; der Befehlshaber der deutschen Polizei. General Daluege. hat einen in diesem Sinne gehaltenen Aufruf an alle deutschen Volksgenossen erlassen.
Wegen Beihilfe zur Ermordung des SA.-Mannes Wietfeld wurde im dritten Völpker Kommunistenpro- zeß Pauline Bereiter zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt! sie hatte das Geld zur Beschaffung der Mordwaffen bereitgestellt.
DasVersahren gegen denwürt- tembergischen Landesbischof v. Wurm und gegen den Oberkirchenrat Dr. Schauffler-Stuttgart ist durch Einstellungs- be'chluß beendet worden.
Eine Rednertagung der Deutschen Arbeitsfront, an der 1300 Redner aus dem ganzen Reick teilnehmen werden, findet vom 11. bis 15. Dezember in Leivzig statt.
Gegen die Selbstanfertigung von Kränzen durch die SA. spricht sich eine Verfügung des Chefs des Stabes. Lutze, aus; es sind im Gegenteil die einschlägigen Gewerbezweige bei der Bestellung von schlichten Kränzen immer zu berücksichtigen.
Tie A r b ei t s d i e n st P f l i ch t der türkischen Frauen soll, wie aus An- kara gemeldet wird, das Frauenwahlrecht, das vor einigen Tagen eingeführt wurde, ergänzen.
An der britischen Rüstungsindustrie nicht Persönlich interessiert sein, will der britische Außenminister Sir John Simon durch Verleumdungsklagen gegen die Verbreiter gegenteiliger Nachrichten beweisen.
Einen Staatsanwalt mit dem Kopf nach unten an ein Gefäng- nisgitter gebunden haben vermutlich Angehörige der ..Irischen Republikanischen Armee" in Dublin.
Arbeitslosen ehemaligen Arbeit s d i e n st l e r n soll nach einem Aufruf des Leiters des Arbeitsdankes eine Weih, nachtsfreude bereitet werden, indem in Arbeit und Brot befindliche Mitglieder des Ar- beitsdankes sie an einer Weihnachtsfeier im Familienkreise teilnehmen lassen.
Vor dem 1. April 1935 gibt es keine Neuein st ellungen im Arbeits. - ienst mehr, da alle Stellen besetzt sind.
Der von Obergruppenführer Hühnlein an- geordnete Urlaub des NSKK. erstreckt sich vom 16. Dezember 1934 (nicht, wie irr- tümlich gemeldet, vom 12. Dezember) bis LS. Januar 1935.
Der deutsche Kreuzer „Karls- ruhe" ist am Donnerstag in Sao Frau- ciSco do Sul (Brasilien) angekommen.
Moskau, 9. Dezember. >
Wie amtlich mitgeteilt wird, hat die OGHZU. - in Weißrußland eine terroristische Organisation entdeckt, die sich zur Aufgabe gestellt haben soll, das sowjetrussische Regime zu stürzen. Es wurden zwölf Personen verhaftet. Auf Grund der Paragraphen 58 und 59 des Strafgesetzbuches droht ihnen die Todesstrafe.
Die Zeitung „Betorußtaja Wieska" („Weißrussische Wahrheit") inMinsk schreibt zu der Verhaftung von zwölf Mitgliedern einer geheimen antibolschewistifchen Organisation in Weißrußland, es habe ein Zusammenhang mit der Organisation bestanden, deren Mitglieder vor einigen Tagen von der GPU. in Leningrad und Moskau ausgehoben und erschossen worden sind. Die weißrussischen Terroristen sollen einen Anschlag auf den Vorsitzenden des Rats der Volkskommissare in Weißrußland, Golo - ded, geplant haben. Sämtliche Verhafteten sind Polen, die vor mehreren Jahren nach Sowjetrußland einwanderten und die sowjetrussische Staatsbürgerschaft erwarben. Sie ge- hörten auch den sowjetrnsfischen Gewerkschaften an.
LebensmMelrakionierung und Preiserhöhungen
Der Rat der Volkskommissare der Sowjet- union hat am Sonnabend, wie bereits kurz gemeldet, eine Verordnung veröffentlicht, durch die die Durchführung der für den 1. Jan. 1935 vorgesehenen Abschaffung des Kartensystems für Brot, Mehl und -raupen eingehend geregelt wird. Die neue Preisfestsetzung erstreckt sich außer auf Brot, Mehl und G-aupen auch auf Nudeln, Bohnen, Reis, Hafer und Kleie. Da die Abschaffung der doppelten Preise und die Festsetzung eines einheitlichen staatlichen Kleinhandelspreises für Brot eine gewisse Preis st eigeruig im Vergleich zu den bisher bestehenden normierten Preisen mit sich bringt, sieht die Verordnung "ine entsprechende Erhöhung der Löhne, Gehälter Pensionen und Stipendien für Studenten vor, die für das Jahr 1935 insgesamt 4,2 Milliarden Rubel ausmacht. Durch die Verordnung wird auch die bisherige Regelung, wonach alle die Personen, die zur Lieferung landwirtschaftlicher Erzeugnisse verpflichtet waren, mit Brot zu normierten Preisen beliefert wurden, aufgehoben. Zum Ausgleich werden dafür die Erzeugerpreise für alle landwirtschaftlichen Rohstoffe, darunter auch für Fische, nach dem Erzeugungsort gestaffelt, erhöht. Die Preise für das an den Staat abzuliefernde Getreide erfahren vom Jahre 1935 eine Erhöhung von 10 v. H., während die Preise für das Getreide, das der Staat und die Genossenschaften auf dem freien Markt aufkaufen, um 20 v. H. erhöht werden.
Die Verordnung schreibt ferner eine Erweiterung des Kleinhandelsnetzes vor. Bis zum 1. Februar 1935 sollen 10 300 neue Brotläden eingerichtet werden. Die Leistungsfähigkeit der Brotfabriken und Bäckereien soll bis zum gleichen Zeitpunkt um eine Tageserzeugung von 10 750 Tonnen gesteigert werden.
Anklare Hintergründe der Ermordung Kirows
Die Hintergründe der Ermordung Kirows sind noch in Dunkel gehüllt. Man hat von dem Täter Nikolajew nur das Alter, die Vornamen und seine frühere Tätigkeit bekanntgegeben. Er gehörte, wie man allgemein annimmt, der Kommunistischen Partei der Sowjetunion an und stand zu Kirow in näherer Beziehung; er ist dessen Sekretär- gewesen.
Nikolajew mutz ohne Untersuchung, ob er Waffen bei sich habe, in das streng bewachte Smolny-Jnstitut und in das Vorzimmer von Kirows Privaträumen gelangt sein, sonst wäre es unerklärlich, daß die Unterredung beider ohne Zeugen verlief. Kirow scheint, als er den Rücken wandte, durch einen Schuß in den Nacken aus einem Nagan-Ne- volver niedergestreckt worden zu sein. Dem Täter ist der Selbstmord mißglückt. Er war aber unfähig, eine Aussage zu machen.
Diesen allgemein verbreiteten Annahmen gegenüber ist von sowjetrussischer Seite noch keine offizielle Darstellung entgegengestellt worden. Man ist verschiedener Ansicht, ob das Attentat auf einem persönlichen Rache- akt beruht oder ob innerparteiliche Zwistigkeiten Hineinspielen.
Ob und inwieweit die in Leningrad und Moskau am 5. Dezember erschossenen 66 angeblichen Weißgardisten irgend eine Beziehung zu dem Ättentat hatten, ist schwer zu sagen. Die Massenhinrichtung soll anscheinend Schrecken verbreiten und sie beweist, daß der Einfluß der GPU und ihrer alten Methoden sich wieder verstärkt hat.
Reue große Unterschlagungen im Wolgagebiel
Wie amtlich mitgeteilt wird, wurden im unteren Wolgagebiet neue große Unterschlagungen aufgedeckt. Don den abgelieferlen Lebensmitteln sind von sowjetrussischen Beamten große Warenmengen teils persönlich verbraucht, teils weiterverkauft worden. Viele bei der Staatsanwaltschaft in Saratow eingelaufene Anzeigen blieben unerledigt, da mehrere Beamte dieser Behörde selbst Nutznießer der Unterschlagungen waren. Justiz- kvmmisfar Krylenko hat nun drahtlich angeordnet. daß eine Reihe von Justizbeamten, darunter Richter und Staatsanwälte, in Haft zu nehmen feien. Ferner wurden die Be
amten. denen die Verteilung der LcdenSmütel oblag, verhaftet. Parteimitglieder, die sich an den Unterschlagungen beteiligt hatten, wurden ibrer Aemter enthoben. Insgesamt handelt es sich um 15 hohe Beamte, die ihrer Aemter für verlustig erklärt und verhafte^ worden sind.
Württemberg
! SttbMAeReichsitatWM in Heilbrvmi
Heilbronn, 9. Dez. In einer großen Kundgebung sprach der badische Reichsstatthalter und Gauleiter Wagner. Seine Rede wurde vom Harmoniegartensaal in den ebenfalls gefüllten Harmoniefestsaal durch Lautsprecher übertragen. Kreisleiter Drauz eröffnete die Kundgebung. Reichsstatthalter Wagner, jubelnd begrüßt, führte darauf u. a. aus: Der Nationalsozialismus ist heute der Garant für die Zusammenfassung aller Kräfte und für die Aufrechterhaltung unserer Na- tion, er ist heute fest entschlossen, seine Weltanschauung nicht zerstören zu lassen von Kräften, die gegen den Staat gerichtet sind. Nicht noch einmal dürfen Terror und Unfreiheit in Deutschland einziehen. Wenn noch kleine Gruppen glauben, daß sie ihre staatsfeindliche und volksverräterische Tätigkeit fortsetzen könnten, dann irren sie sich, denn die Macht des Nationalsozialismus kann nicht mehr gebrochen werden. Die Zeiten des Kampfes sind noch nicht vorüber, er bewegt sich heute nur in anderen Formen und in anderen Methoden und muß immer vorhanden sein, so lange unser Volk bestehen soll. Der Nationalsozialismus ist die Grundlage, auf der sich das große Werk des Wiederaufbaues vollenden läßt. So hat seine Sorge wahrend der letzten zwei Jahre einzig und allein der inneren Einheit und der Beseitigung der Arbeitslosigkeit gegolten. Auch über die wirtschaftlichen Schwierigkeiten werden wir hinwegkommen, die uns durch das frühere System eingebrockt worden sind. Nicht Adolf Hitler ist schuld an Ser Devisenknappheit, sondern diejenigen, die 14 Jahre lang das deutsche Volksvermögen verschleudert haben und Jahre hindurch Milliardenanleihen aus dem Auslande ausgenommen haben, unter deren Lasten sie zu ersticken drohten, lieber diese Schwierigkeiten aber werden wir hinwegkommen, und man müßte das deutsche Volk, den deutschen Geist und den deutschen Arbeiter verkennen, wenn man den Glauben verlieren würde. Aus diesem neuen Geiste heraus ist Deutschland auch nach außen hin in eine andere Stellung gerückt. Man soll uns in Frieden und in Ehre bei unserer Arbeit lassen, das ist der Sinn unseres außenpolitischen Programms.
Drei Arbeiter verschüttet
Tannheim, OA. Leutlirch, 8. Dezember. Am ! Freitag kamen in einer Kiesgrube durch ungeschickte Grabungen Erdmassei ins Rutschen und begruben drei Arbeiter. Dabei erlitt der Arbeiter Markus Butscher von Egelsee einen schweren Schädelbruch und Schenkelbruch, so daß er alsbald seinen Verletzungen erlag. Der Getötete ist Vater von 6 Kindern. Auch der Arbeiter Altvater erlitt bedeutende lebensgefährliche Verletzungen am Rückgrat und an den Beinen. Er wurde sofort ins Krankenhaus Leutkirch verbracht. Der dritte verschüttete Arbeiter R. Schiller kam mit leichteren Verletzungen davon.
Gefährlicher Scheunenbranö in der LaildeWrsvrgeanstalt
Markgröningen, OA. Ludwigsburg, 8. Dez. Am Freitagabend brach in einer zur Landesfürsorge-Anstalt gehörenden, mit Heu- und Strohvorräten gefüllten Scheuer ein BranS aus, der schnell eine gewaltige Ausdehnung annahm und trotz angestrengtester Arbeit der Markgröninger Feuerwehr, der die Motorspritze der Ludwigsburger Wehr zur Hilfe eilte, die Scheuer in kurzer Zeit vollständig in Schutt und Asche legte. Da die Löscharbciten der Feuerwehr unter starkem Wassermangel litten und außerdem Gefahr vorhanden war, ' daß das Feuer auf die in nächster Umgebung I gelegenen Gebäude überspringen konnte, mußte das Schlimmste befürchtet werden. Glücklicherweise herrschte aber fast vollständige Windstille, so daß vor allem ein in der Nähe stehender Fruchtboden, der mehrere tausend Zentner Getreide enthält, gerettet werden konnte. Ans der brennenden Scheuer konnte bei der raschen Ausdehnung des Feuer., nur noch das Vieh gerettet werden; sämtliche Heu- und Strohvor- räte sind vernichtet worden. Der Gebäudeschaden allein beträgt etwa 15 000 bis 20 000 RM., der Gesamtschaden dürfte mit 2 5 0 0 0 NM. nicht zu hoch geschätzt sein. Die Brandnrsache konnte noch am Freitagabend einwandfrei festgestellt werden: Ein etwa Njähriger lediger A n st a l t s i n s a s s e aus Asperg hatte seine noch brennende Pfeife ansgeklopft, ohne an die große Gefahr zu denken, die ein solches Beginnen heraufbeschwören mußte. Der fahrlässige Brandstifter wurde verhaftet; er hat bereits ein Geständnis abgelegt.
Eningen, OA. Reutlingen, 8. Dez. (Von - iner fallenden Buche getroffen.) An seinem 33. Geburtstag verunglückte der verh. Gipser Hugo Kächele von hier im Ge- meindewald beim Holzfällen. Er wurde von einer fallenden Buche so unglücklich getroffen, daß er mit einer Nieren-Quetschung und mehreren Rippenbrüchen ins Krankenhaus Reutlingen eingeliefert werden mußte.
Friedrichshafen, 8. Dezember. (In den See gesprungen.) Abends gegen 10 Uhr ist zwischen der Sternen-Terrasse und dem Gondelhafen ein etwa 20 Jahre altes Mädchen aus einer benachbarten Gemeinde in den Seegesprungen. Der Vorgang wurde von einigen in der Nähe sich aufhaltenden jungen Leuten bemerkt, die sofort ein Boot losmachten, auf die Unglückliche zuruderten und sie an Land brachten. Das Mädchen wurde ins Krankenhaus übergeführt. Was das Mädchen zu dein verzweifelten Schritt veranlaßt bat, ist nicht bekannt, da es darüber bisher jede Auskunft verweigert hat.
Schnaitheim OA. Heidenheuu. 9. Dez. «Lebensmüde.) Eine jüngere Frau suchn- sich durch Oeffnen des Gashahnens das Leben zu nehmen. Sie konnte rechtzeitig von ihrem Vorhaben abgebracht werden. Mit dem Ta- nitätsauto mußte die Frau ins Kreiskrnn- kenhans eingeliefert werden.
Freudenstadt. 9. Dez. «Verschütte!.) Beim Bau der Höhenstraße FreiideiistaS! Besenfeld sind unter anderem Grabarbeuen größeren Umfanges nötig. Der verheiratete Gottfried Zieste aus Untermusbach wurde bei diesen Arbeiten verschüttet. Er erlitt dabei einen Knöchelbrnch. so daß ihn seine Arbeitskameraden nach Jgelsberg tra- gen mußten, von wo ans der Unternehmer den Verunglückten mit dem Auto nach Hanse Verbrachte.
Eiengen a. Br.. 9. Dez. «Infolge j M a s ch i n e n d e f e k t s st e ck e n g e b l i e- b e n.) Der hier um 6.25 Uhr früh durchfahrende Leerzug, der von Sontheim aus die Beförderung der Arbeiter und Schüler in Richtung Heidenheim vornimmt, blieb aus der Fahrt nach Sontheim bei Mergelstetten infolge Maschinendefekts stecken. Der von Gundelsingen herbeigehotte bayerische Zug mußte deshalb die Beförderung der Fahrgäste durchführen.
Leonberg. 9. Dez. (Vom Neubau abgestürzt.) Von einem Neubau in der Ditzinger Straße ist nachmittags Zimmermeister Mörk ab gestürzt. Er erlitt Rippenquetschungen und mußte ins Kreiskrankenhaus eingeliefert werden.
Schwab. Hall, 9. Dez. (F r e i t o d.) Letzten Donnerstag wurde das 58 Jahre alte Frl. Mina Brauchte, das seit längerer Zeit krank war. mit dem Gasschlauch im Mund in der Küche seiner Wohnung tot ausgesunden. In den letzten Wochen machten sich bei der Lebensmüden Anzeichen von Schwermut bemerkbar.
Schramberg, 9. Dez. (Tödlicher Unglücksfall.) Ein schwerer Unglückssall ereignete sich auf der Schiltachstraße. Mit einem Leiterwagen kam Frau Zuckelli von hier die Straße abwärts. Einem entgegenkommenden Lastwagen aus Haslach wich sie zuerst vorschriftsmäßig aus, ließ dann aber plötzlich ihr Wägelchen stehen und sprang in die Fahrtrichtung des herankommenden Autos, das, um die Frau nicht zu überfahren, noch weiter nach rechts und dann auf den Fußgängerweg aufsuhr. wobei aber die Frau trotzdem ersaßt und zuerst geschleift und dann aus das harte Pflaster geworfen wurde, wo sie schwer verletzt liegen blieb. Sofort wurde sie auch ins Krankenhaus verbracht. Wen die Schuld trifft, wird die eingeleitete Untersuchung ergeben. Abends ist die Frau ihren Verletzungen erlegen.
Göppingen, 8. Dezember. (Prügelei nach einer Hochzeit.) In Reichenbach i. T. fand kürzlich eine Hochzeitsfeier statt, die mit einer soliden Rauferei endete. Als nämlich ein Musiker, der zum Tanz aufgespielt hatte, in vorgerückter Stunde als Zeichen des Schlusses mehrere Male den Zapfenstreich blies, gerieten vier auswärtige junge Burschen, denen die dortigen Mädchen zu gut gefielen, in eine derartige Wut, daß sie über den Musiker yerfielen und ihn verprügelten. Als sich der Mißhandelte aus dem Staub machen wollte, wurde er Verfolgt und schließlich blutig geschlagen. Die Trompete, die den Burschen offenbar schwer im Magen lag, wurde seinem Besitzer entrissen und in den Ortsbach geworfen. Selbst in den umfriedeten Garten des Musikers drangen die rauflustigen Burschen nach, bis ihnen die Haustür des Verfolgten - en letzten, unüberwindlichen Widerstand entgegensetzte. Die Uebeltäter sind festgestellt und sehen ihrer Bestrafung entgegen.
Lausten a. N., 8. Dezember. (Voneinem Auto überfahren.) Am Freitagnacb- mittag wurde der 84 Jahre alte Landwirt Ludwig Seibold in der Stuttgarter Str. von einem Lastauto erfaßt und zu Boden geworfen. Mit ziemlich schweren Kopfver- tetzungen wurde der alte Mann, der infolge seiner Schwerhörigkeit das Herannahen des Antos nicht bemerkte, ins hiesige «Krankenhaus verbracht. Dem Autolenker dürfte wohl keine Schuld an dem Unfall beizumessen lein.