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Samstag, 1. Dezember 1934
108. Jahrgang
II
27. 14.
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Co deutet „Limes" die deWÄe Auftastung
London, 30. November.
Der Berliner Vertreter der ..Times" spricht von einer gewissen nervösen Spannung in Berlin, der nach der Unterhausaussprache zweifellos ein Gefühl der Erleichterung gefolgt sei, wenn auch nicht erwartet werden könne, daß die deutschen Aeußerungen der Bitterkeit entbehren würden. Nach deutscher Auffassung habe Simons Genfer Rede vom Sommer 1933 den Weg zur Verwirklichung der versprochenen Gleichberechtigung versperrt und Deutschlands- Fortgang von Genf erzwungen. Trotzdem hätten die Verhandlungen fortgesetzt werden können, wenn nicht Frankreich aHes in Stücke geschlagen hätte. Die Erbitterung über die zurücksetzende Behandlung, die in Deutschland herrsche, sei zweifellos eines der gefährlichsten Elemente in der jetzigen europäischen Lage.
Der Widerhall
der Ankerhausaussprache in Paris
Der Widerhall der englischen Unterhausaussprache über Deutschland und den deutschen Rüstungsstand verdichtet sich hier zu der Frage, ob man vor einer deutsch-französischen bzw. einer allgemeinen Aussprache über die Legalisierung der deutschen Nüstungsansprüche in Verbindung mit einer Rückkehr Deutschlands nach Genf stehe. Die Erklärungen Baldwins und Simons werden weiterhin in dem Sinne ausgelegt, daß England die Möglichkeit und Zweckmäßigkeit solcher Verhandlungen habe andeuten wollen. Am besten läßt sich der Eindruck an den Warnungen des oppositionellen „Echo de Paris" erkennen, man sei also wieder beim Stande der Aussprache vom Januar, bei dem Versuch eines englisch-deutschen Einver- nehmen? angelangt, das sich in der englischen Denkschrift vom 4. Januar und in der deutschen Erklärung vom 16. Februar abzeichnete. Mit diesem Versuch habe die französische Note vom 17. April aufgeräumt. Wenn sich Laval nicht genau an den Wortlaut der französischen Note vom 17. April halte, dann könne die französische Politik wer weiß wohin kommen.
„Le Jour" wehrt sich gegen eine deutsche Fühlungnahme nur mit ehemaligen Frontkämpfern. Der „Epcelsior" schreibt, wenn die deutsche Regierung aufrichtig sei in ihrem Wunsch nach Ausgleich und internationaler Zusammenarbeit, dann werde es immer noch Zeit sein, diese Aufrichtigkeit un Hand der Biirg- ichcchcn zu ermessen, die sie den „mit Recht über die beschleunigte: deutschen Rüstungen beunruhigten Mächte" geben werde. Gewiß werde die französische Regierung Deutschland in dem Versuch einer unmittelbaren Anssprache und gerechter, vernünftiger Aus>öh- nung nicht entmutigen, aber die früheren Enttäuschungen geböten Frankreich größte Vorsicht. Es wäre auch zwecklos zu hoffen, daß Frankreich sich damit abfinden könnte, auch nur cm Tüpfelchen von seiner Sicherheit oder einen seiner alten oder neuen Freunde zu opfern. Laval, so kündigt das Blatt an, habe den gestri- ffen Tag dam benutzt, um mit seinen Mitarbeitern die aktenmäßigen Unterlagen über die internationalen Verhandlungen zu ergänzen und seine Antwort auf die Fragen vorzubereiten, wie sie sicher bei der Beratung des Haushaltes des Auswärtigen gestellt werden würden.
SMteltgranim des MMen Königspaaees
an -en Führer
Berlin. 30. November.
Der König von England hat an den Füh-. ttr und Reichskanzler ein Telegramm ge- tandt. in dem er, zugleich im Namen der "Königin, seinen herzlichen Dank für die Glückwünsche zur Vermählung des Herzogs v°n Kent ausspricht.
Ebenso haben der Herzog und die Herzogin von Kent dem Führer und Reichskanzler tele- Va Phi sch ihren Tank für die ihnen persön- "ch übermittelten Glück- und Segenswünsche ausgesprochen.
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Hin»! Nirem» eibnacktsverlangen.
Wie leuebten ilie Träume bei Tag unck Ke! diilettt ttnck kliistern unck raunen au- sauuuen;
»er tiiiUe sie jemals vakl sns- geckaebt?
Darüber in stiller ^ckventespraettt Die ersten Herren klammen.
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8ie inaeken so selig beklommen, IVun rüblen «iie liincker: vier »neben noek.
Dock slnü sie vorüber, vom Himmel boed >
8«mmt üann ckas kkrlstkinck gegangen.
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„TieSssr M Ruße, KMMTrildltW i>M!"
Der englische Historiker Beazley über die Saarfrage
! Breslau, 30. November.
, In der Breslauer Universität hielt am Tonerstagabend der bekannte englische Geschichtswissenschaftler Sir Raymond Beaz. ley. Professor an der Universität Birmingham und korrespondierendes Mitglied vieler wissenschaftlicher Gesellschaften, einen Vor- tragüber d i e S a a r f r a g e. Der englische Gast legte ein volles Bekenntnis sür die deutsche Sache ab. Die Saarfrage sei. so führte er aus. eine der größten Fragen der heutigen Welt, von deren Lösung die Erhaltung des Friedens und das Schicksal Europas abhänge. Geschichte, politische und wirtschaftliche Beziehungen. Kultur und nicht zuletzt innerliche Gefühle des Volkes verbänden das Saarland mit Deutschland. Tiefes klare Gefühl der Zusammengehörigkeit könne nur in einem tausendfachen Ja für die Rückkehr des Saargebietes in das deutsche Vaterland zum Ausdruck kommen. Die Tatsache des rem deutschen Charakters des Saargebietes sei von den Urhebern des Versailler Vertrages völlig unbeachtet gelassen worden. Beazley ging m diesem Znsammenhang aut die fragwürdigen Methoden ein. nach denen die Entscheidung von >919 über bas Saargebiei herbeigeführt wurde. Er widerlegte besonders die Behauptung Clemeneaus von den angeblich „150 000 Saanianzosen". Tatsächlich feien am Ende des Krieges nur 100 Franzosen an der Saar gewe - s e n. Bei der letzten Volkszählung vor dem Kriege >910 hatten sich nur 342 Personen als französischsprechend eingetragen, wüh- rend 568 000. also über 99 Prozent der Bevölkerung Deutsch als ihre Muttersprache angegeben hätten. Im Jahre 1919 sei leider niemand der ungeheuren politischen Fälschung entgegengetreten, da Deutschland bei den Friedensverhandlungen nickst vertreten gewesen sei. Von den anderen habe niemand dieser Fälschung entgegentreten wollen oder mangels ausreichender Kenntnis entgegen- treten können. Mit derselben Berechtigung wie an der Saar hätte man auch in Darm- stadt oder m Dresden eine Volksabstimmung durchführen können. Die französische Ver- waltung der Saargruben habe sich als wenig erwlareick, bewiesen.
klebe r das Ergebnis ver Av- j stimmung habe er keinen Zwei-i i e k. Im übrigen seien auch in Frankreich i ! Stimmen zu verzeichnen, die anerkennten, i daß die Saar nach Rasse. Kultur ^ ' und Tradition deutsch sei und daß es ein Verbrechen fein würde, sie zu einer , . neuen Irredenta zu machen. Kein Friedr - sei — nach einem Wortlaut Napoleons HI — : i möglich, außer in den befriedigten Wün- . i schen der Nationen. , f
Die Rede wurde mit lebhaftem Beifall § . ausgenommen und von dem Lektor für Eng- ! lisch an der Universität Breslau ins Deutsche : übersetzt. Am Freitag gibt die Stadt Bres- ; lau dem englischen Historiker einen osfiziel- - len Empfang. -
j Reue Knebelung j
i der saardeutschen Zeitungen .
Saarbrücken, 30. November. !
! Die Regierungskommission hat soeben den ^ ! Schriftleitungen sämtlicher Zeitungen im i Saargebiet eine Mitteilung zugehen lassen.
! in der darauf hingewiesen wird, daß es bei ! dem unentgeltlichen Verteilen von Zeitungs- j werbenummern von Haus zu Haus in der ! letzten Zeit häufig zu Schwierigkeiten gekom- ! men sei, die die Ortspolizeibehörden ver- ! anlaßt hätten, die Verteilung zu ver- i bieten. Um in Zukunft diese Schwierig- ! keilen zu beseitigen, ersucht üaher die Ne- i gierungskommission die Schriftleitungen der i Zeitungen, den zuständigen Landratsämtern : rechtzeitig Mitteilung zu machen, m welchen - Gemeinden und zu welcher Zeit Werbenum- . mern zu verteilen beabsichtigt ist und mit der Verteilung nicht eher zu beginnen, als j bis eine Mitteilung des Landratsamtes er» j gangen ist. ob die Verteilung stattfinden ^ kann oder nicht.
Diese Maßnahme der Regierungskommis, swn richtet sich wieder einmal gegen saar- deutsche Zeitungen, die teilweise schon damit begonnen hatten, für den Saar-Endkamps Sonder nummern heraus» zu bringen, um 'ie gerade unter der ärmeren Saarbevölkerung zu verteilen. Der Direktor des In- nern. der Franzose Heimburger. wollte offenbar wieder einmal die Gelegenheit ergreifen. den saardeutschen Zeitungen Schmie-
rigkeiten für diese großzügige Aktion in de«
Weg zu legen. Die saardeutsche Presse wird durch diese Maßnahme erneut geknebelt» während man an den zuständigen Stellen nach wie vor ein Auge zudrückt, wenn das separatistisch-französische „Saarlouiser Journal" zu Hunderten an die Arbeiterbevölkerung verteilt oder ihr unter Drohungen auiaedränat wird.
Ernr.L.jCerjchMerungen
vom 27. Dezember vis 26. Januar
Im Einvernehmen mit der Abst.mmungs-- kommission hat die Regierungskommission eine Verordnung bekanntgegeben, die be- sonders einschneidende Einreiseerschwerungen für die Zeit vom 27. Dezember bis 26. Januar enthält. Mit Ausnahme der Saarländer und der Abstimmungsberechtigten bedürfen für diesen Zeitraum alle Personen zur Einreise ins Saargebiet einer besonderen Genehmigung, die von der Abteilung des Inneren erteilt und jederzeit widerrufen werden kann. Diese Einreisegenehmigung ist innerhalb 24 Stunden nach der Einreise der Ortspolizcibehörde vorzulegen. L-ie berechtigt zu wiederholter Einreise in das Saargebiei innerhalb des im Genehmigungsvermerk bezeichneten Zeit- raume. Die Gebühr für die Einreisegenehmigung betrügt 20 Franken und kann in begründeten Fällen, insbesondere bei Bedürftigkeit der einreisenden Personen, falls ein dringlicher Anlaß zur Einreise vorliegt, erlassen werden. Für außerhalb des Saargebietes wohnhafte abstimmungsberechtigte Personen genügt zur Einreise der Abstim- mungSausweis in Verbindung mit ' dem Einreisepaß. Die Polizeibehörden haben die erforderliche Kontrolle in der Eisenbahn und sonstigen eVrkehrsmitteln, in Hotels und Gasthäusern und sonstigen derartigen Unterkunstsstätten vorznnehmen. Zuwiderhand, lungen werden mit Geldstrafen bis zu 750 Franken oder mit entsprechender Haft be- straft. Die Verordnung tritt am 27. Dezember 1934 in Kraft.
Die neue Verordnung muß eine schwere Lähmung des Verkehrs des Saargebiets mit seinen Nachbarländern zür Folge haben. Es muß mit allem Ernst gefragt werden, ob es wirklich notwendig erscheint, bereits während des Weihnachtsfestes einen derartigen Ausnahmezustand über das Saargebiet zu verhängen und ob überhaupt eine Abschnürung des Saargebietes für eine so ausgedehnte Zeitspanne wirtschaftlich und psychologisch gerechtfertigt werden kann. Statt der für die Abstimmungszeit erhofften Beruhigung kann durch derartige rigorose Maßnahmen eine unnötige Verärgerung und vorzeitig eine aufgeregte Wahlstimmnng ernennt werden die wedov ivn Vutereste die Bevölkerung noch der Abstunmungsbehör- den liegen dürfte. Ueberdies müßten zahlreiche außerhalb des Saargebietes wohnende Abstimmungsberechtigte, die schon vor dem 6. Januar ins Saargebiet kommen wollen, ebenfalls unter diese Verordnung fallen, da ja der für die ungehinderte Einreise notwendige Abstimmungsausweis Voraussicht, lich nicht vor dem 6. Januar sertiggestellt werden wird. Auf alle Fälle wird aber der Geist, nach dem die Verordnung gehandhabt werden soll, namentlich sich darin zeigen, mit welcher Beschleunigung und nach welchen Gesichtspunkten die Direktion des Herrn Knox die eingereichten Einreise-Gesuche erledigen wird.
Wenn die neue Verordnung, deren oben erwähnte Mängel unbedingt ihre Nevidie- rung erforderlich erscheinen lasten, über» Haupt innerhalb der Bevölkerung eine« günstigen Erfolg erzielen, und nicht als letzter Willkürakt gegen die natürliche Verbundenheit zwischett dem Saargebiet und seinem Heimatlands Deutschland ansgefaßt werden toll, so muß erwartet werden, daß die neuen Maßnahmen mit gleicher Schärfe auch aus den Grenzverkehr mit Frankreich angewandt werden und daß das Erforderliche geschieht, um auch dort die notwendige, bisher völlig fehlende Ueberwachung sicherzustellen. Bor allen Dingen könnte aber die Verordnung dann einen wirklich heilsamen Erfolg haben, wenn sie bewirken würde, daß das Saargebiet während der Abstimmungsperiode nicht mehr wie bisher d-n Tummelplatz sür unruhige, landfremde Elemente hergttu.