Nr. 275

Montag, 2K. November 1934

IW. Jahrgang

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Dr.! Goebbels große Rede im Berliner Sportpalast

Berlin, 2-i. November.

Lus der '.»Nassenkuildgebuiig des Gaues Groß-Berlin der NSDAP.. zu der siel) Frei­tagabend fast 20 000 Volksgenossen nu Spvri- palast eingesunden batten, lstetl der Gau­leiter ReichZininister Tr. Goebbels eine 2'/-sründige groß angelegte Rede, über die Erundznge der R eg > e r u n g s P o l i- tik. Ter Gauleiter wandte sich einleitend gegen die ewigen ..Romantiker der Erinne­rung'. die hinter der Zeit herlanfen. sich gar nicht in die Gegenwart Hineinsinden können -und im Gefühl eigener llnzulänglichkeft ,u jeder tätigen Arbeit unfähig, sind.

Tr. Goebbels setzte daraus auseinander, daß seine Negierung, di? die Absicht hat, Ge­schichte zu machen, auch den Mat haben mutz, in? lange Sicht zu arbeiten und Unpopu­läres zu tuu. Leun unpopuläre Enischlüsse in der Geaenwart würden lebten Endes im­mer zum Legen der Bölker in der Zukunft. G-otze Politik könne immer nur mit Opfern gemach: werden.

hinzu komme, daß die nationalsozialistische Regierung nicht in der Lage gewesen sei. sich ihr politisches Erbe auszusuchen. Sie habe vielmehr eine sehr üble Hinterlassenschaft übernehmen müssen. Wir haben nicht einen Pfennig Schulden un Ausland gemach! «stürmischer Beifall) wohl aber mehrere N l! liarden der S chulden un se - rer Vorgänger bereits wieder z ii r ü et g e z a h l t. Es mußte dem un­moralischer, Treiben der Naubbauer ein Ende gemacht werden. Das forderte harte Maßnahmen, die vielleicht hier und da auch Unschuldige treffen. Aber schließlich ist sa die Regierung vom ganzen Volk, nicht von einer einzelnen Schicht berufen worden. Sie war deshalb nur dem ganzen Volk ver pflichte! »nd sie mußte deshalb so Vorgehen, wie sie es nach bestem Wissen und Gewissen für richtig hält. Wir haben das Volk von vornherein -nicht im geringsten über die Schwere der Zeit im Unklaren gelassen und uns deswegen auch eine Zeit von 1 Jahren ausbedungen.

Dr. Goebbels setzte sich m diesem Zu­sammenhang mit den geruhsamen Spieß­bürgern auseinander, die zwar selbst früher nach dem Grundsatz gehandelt hatten irgendwie mutz doch regiert werden" die sich heute aber erkühuen, am Biertisch groß­sprecherisch jede Maßnahme der Regierung mit ihrer Nörgelsucht zu kritisieren. Un­geachtet dieser Kritikaster, so fuhr der Gau­leiter fort, sind wir von Anfang an weit­herzig und ritterlich vor das Volk getreten und haben, ohne mehr viel von der Ver­gangenheit zu reden, ihm eine wirkliche Ret­tung zu bringen versucht. Es gab für uns. so betonte er, nur eine Wahl: Aus dem Wege der Vorgänger weiter zu gehen - dann wäre Deutschland die Zinslos anie des internationalen Weltkapitals geworden oder diesen Weg zu beenden und den anderen, wenn auch dornigen Weg zu gehen, an des­sen Ende aber die Freiheit unseres Volkes steht. Was wir da zu wählen hatten war klar. Wir haben den offenen Weg des Opserganges gewählt. Aller­dings muhten wir uns dafür vorweg die Sicherheit verschaffen, daß das Volk ans in völliger Disziplin folgte. Diese - Sicherheit haben wir uns auf jedem Gebiet geschaffen und wir haben uns dabei durch nichts stören lassen. Wir haben jeden, der uns in den Arm fallen wollte, in die Ecke gedrückt weil wir es für besser hielten, daß einer an feiner sogenannten Meinungsfreiheit leidet als dah das deutsche Volk zugrunde geht' Stürmischer Beifall.) Es ist für uns selbst­verständlich. daß die Disziplin um so größer sein muß. je größer die Gefahren sind.

Nachdem wir die aus Grundsatz uns feind­lichen Elemente ausgeschallet hatten, war der Weg zum Ausstieg gesichert. Wir hatten dabei das Glück, daß das Volk uns verstand. Es empsanb. daß eine Bewegung, die es fertig gebracht hat. sich ohne Geld, ohne Namen und ohne Protektion empor zu kämpfen, dir Führung der Nation auch wirklich verdient

Auf bst Grundzüge der Regierungspolitik emgehend betonte Dr. Goebbels, daß. da Nicht die Wirtschaft, sondern die

ersten

lieaer

P o l i t i k d a Z P r i >n ä r e i it die Maßnahmen aus Politischem Gebiet mußten. >

Mit einer Auszählung der vielen ächtbaren Erfolge der nationalsozialistischen Negie­rungspolitik trat dann Tr. Goebbels den Beweis dafür an. daß der nationalsozialisti­sche Staat aus allen Gebieten an die Arbeit gegangen ist. .Die deutsche Presse ist wieder tauber geworden, die Kultur wird neuer Blüte entgegengeführt allenthalben wächst die Arbeitsfrendigkeit und -Handel und Wan­del können sich wieder in Sicherheit unk Stabilität vollziehen. Sobald sich rn diesem Aufbauwerk irgendwo Schäden bemerkbar machten, die nicht im Sinne der Regierung lagen, griif der Staat zu, gegebenenfalls mii exemplarischen Strafen, die ihre abschreckend! Wirkung aus die, die sich gegen den Staat versündigen, nicht verfehlen konnten. Im Kamp' gegen die soziale Not ist ganz Großes durch da« Winterhilsswerk und die ..Kraft durch FreudE'-Organisation geleistet worden. Auch die ärmsten Volksgenossen haben nicht mehr das Gefühl das sie früher w tief be­drückte. gänzlich verlassen zu sein.

Zn einer kurzen, außenpolitischen Betrach­tung unterstrich Dr. Goebbels erneut den ehrlichen Friedenswillen des deutschen Vol­kes. Wir wollen, io rief er unter stürmischem Bestall der Menne aus. mit Ernst uns Lei­

denschaft alles tun, um mit Frankreich zu einer endgültigen Versöhnung zu kommen. Wir sagen das aus ehrlichster Ueberzeugung und nicht aus pazifistischer Wehleidigkeit. Wer uns aber angreift und uns mit Gewalt das Lebensrecht abstreitet, soll wissen, daß er es mit einem Volk zu tun hat, das seine Sclbsterhaitiing und seinen Daseinswillen mit äußerster Entschlossenheit zu verteidigen gewillt ist. Wir sagen der Welt offen, was wir ihr zu >agen haben. Für uns ist es keine llnehre. sin Sen Frieden zu arbeiten und ebenso wenig bedeutet es eine Schande für uns Zugeständnisse zu machen; wissen wir doch, daß der Friede nur möglich ist, wenn alle Zugeständnisse machen. Aber wir wol­len auch nicht daß wir das allein tun müs­st»' (Erneuter stürmischer Beifall).

Mit diesem Volke, so schloß Dr. Goebbels, und wir verbunden, daß uns nichts mehr, keine Sorge und kein Glück, von ihm trennen kann. Deutschland ist arm geworden an ma- wriellen Gütern, aber wer von uns möchte ein Kind von einem anderen Volke sein. Wir wollen nicht nur beten, sondern auch arbei­ten. Unsere Arbeit heißt Pflicht, und unser Gebet lautet: Herr, wir selbst werden nach besten Kräften dafür sorgen, daß wir nicht zu Grunde gehen. Wir bitten Dich nur, daß Du unsere Sorge segnen und uns nicht ver­laßen mögest! Wenn Du uns nicht HMt. hist auch unseren Feinden nicht!

Die Menge, ergriffen von dem hinreißen­den Schwung Ser Rede, dankte Dr. Goebbels siir seine aufrüttelnden und zu Herzen gehen- Ansft'chrnnaen mii stürmischem Beifall.

Mil dm Allste« s«f dm «köllm TU

Italien an der Seite Ungarns - Gömbös bei Schuschnigg Gereizte Stimmung in Südslawien

Ul. Gens,. November.

Wenn dieteure" Gattin allzu teuer wird oder wenn die Kinder allzu ungehorsam werden, dann pflegt der Hausvater dann und wann einmal mit der Faust aus den Tisch zu hauen. Wirkung hat dieseAktion" ja meistens keine, am allerwenigsten, wenn es sich um den ersten Fall handelt.

Besagter, zum Faustniederhauen bestimm­ter Tisch der europäischen Staatensamilie steht in Gens. Und aus den hat jetzt Süd- flawien die Faust in Gestalt einer Note niedersausen lassen. Der Fausthieb gilt vor allem Ungarn. Dieses hat natürlich nicht die Absicht, die Beschuldigung, am Königs­mord von Marseille beteiligt zu fein.' aui sich sitzen zu lassen, und hat jetzt auch eine Note auf den Tisch des Völkerbundes ge­worfen. Italien hat sich an die Seite Ungarns gestellt und so zittert die beim Faust-aus-den-Tisch-Haiien übliche Erregung durch den Völkerbund. Was dabei heraus­kommen wird? 'Vielleicht findet sich vor der endgültigen Entscheidung eine Angelegen­heit. die ..noch wichtiger und noch dringen­der" ist. Dann kann die Sonderkommission, die voraussichtlich mit der Beratung beauf­tragt wird, ruhig weiterschlummern . . . Wir glauben nicht falsch prophezeit zu haben.

Gömbös aufJagd"

Samstag früh sind der ungarische Mi­nisterpräsident Gömbös und Ackerbau­minister Kallay in Wien angekommen. Gömbös konferierte sofort mit dem Bundes­kanzler Schuschnigg und dem Außen­minister von Berger-Waldenegg. Dann begaben sich die beiden ungarischen Staatsmänner, einer Einladung Star­hembergs folgend, zur Jagd ins steirische Semmeringgebiet. Schuschnigg ist Sonntag nachgekommen. Erst Montag abend fahren die beiden ungarischen Mi­nister wieder heim.

Daß sie in einem Augenblick, in dem Un­garn auf das schärfste von außen angegrif­fen wird, ihr Interesse bloß auf Gemsen und Rehe konzentrieren, glaubt ihnen nie­mand, wenn auch die ungarische Presse sich über den Zweck der Jagdreise ausschweigt. Die durch die Note Süudflawiens geschaffene Lage wird, wie man allgemein annimmt, der Hauptgegenstand der Gespräche fein. Nebenbei wird Ackerbauminister Kallav sich

über den Bruch des römischen Pak­tes beschweren, da Oesterreich statt wie verpflichtet in Ungarn, jetzt schon wieder in Argentinien und Frankreich große Welzen- mengen gekauft hat.

In Budapest ist die Erregung natürlich groß. Nach der Rückkehr des Ministerpräsi­denten wird das Parlament feierlich geaen die südslawischen Anschuldigungen protestie­ren. Man rechnet mit einer einstimmigen Stellun^nabme aller Parteien.

Ungarn fordert volle Oeffentlichkeik der Genfer Verhandlungen

In der am Samstag in Gens überreichten Note weist die ungarische Regierung auf die ernste Gefährdung des europäischen Frie­dens durch den südslawischen Schritt in Gens bin und fordert die sofortige B ' '»d-

iung der südslawischen Note im Dölker- bundsrat, sowie die Hinzuziehung der un­garischen Vertreter zu diesen Verhandlun­gen. Die Verhandlungen müssen vor der gesamten Weltöffent­lichkeit erfolgen.

Der Wunsch Ungarns nach sofortiger Be­handlung der südslawischen Beschwerde wird nicht nur von Südslawien selbst, sondern auch von der französischen Presse unterstützt, die darauf hin­weist, daß Südslawien, wenn ihm vom Völkerbund keine Genug­tuung wird, aus dem Völker- bund austreten werde.

Italien hat sich offen an die Seite Ungarns gestellt. In einer in Rom ausge­gebenen amtlichen Erklärung heißt es: Verantwortlichen italienischen Kreiser, ver­folgt man mit großer Aufmerksamkeit die Entwicklung, die durch die Ueberreichung des Anklageaktes von Jestitsch und der Kleinen Entente beim Genfer Völkerbund und anderwärts hervorgerufen werden kann. In diesen Kreisen erkennt man voll das Recht Ungarns darauf an. eine sofortige Aussprache im Völkerbundsrat über diese Anklagen zu verlangen und dieser ungarische Standpunkt wird von den italienischen Ver­tretern im Völkerbund selbst klar unterstützt werden. Die verantwortlichen italienischen Kreise find der Ansicht daß eine Nation nicht unter so schweren Anklagen bleiben kann, wie es die oeaen Ungarn erhobenen

In

sind. Die italienischen Kreise halten die ge­schaffene Lage für heikel, glauben aber nicht, daß sie unmittelbar zu ernsteren Verwick­lungen führen kann."

Wie entscheiden die Großmächte?

Ob die südslawische Beschwerde tatsäch­lich nach dem 3. Dezember schon zur Be­handlung kommt, hängt natürlich von der Haltung der Großmächte ab. Italien hat sich bereits entschieden. Hin­gegen ist vor allem Großbritannien der Auffassung, daß Zeitgewinn viel zur Entspannung beitragen könnte. Ob es ihm gelingt, ans diplomatischem Wege die Ver­schiebung zu erreichen, muß abgewartet werden. Der britische Vertreter in Gew bemüht sich jedenfalls, beruhigend zu wirken.

Eine andere Frage ist. ob nicht ein Hinauszögern eine Verschärfung zur Folge haben könnte. Schon schreibt die Belgrader Prawda". daß alle kultivierten und fried­liebenden Völker Europas Sanktionen gegen Ungarn erwarteten. Für diese gereizte Stimmung könnte Genf ein Ventil sein.

Aber fürchtet man in Frankreich nicht, daß. wenn vom Köniasmord gesprochen wird, auch die Marseiller Polizei­maßnah men zur Sprache kommen, naturgemäß in einem für Frankreich gerade nicht schmeichelhaften Sinne?

So schwierig aber die Lage ist. hofft man immer noch, daß sich ein Ausweg finden läßt. Der Genfer Bund hat iedensalls ein, vielleicht letzte Gelegenheit, n zeigen, daß er nickst aanz überflüssig ist wovon viele überzeugt sind ...

für SWMbMmmungOereKtjgtr

deren Eintragung in die Abstimmungslisten noch nicht seststeht

Der Bund der Saarvereine teilt uns mit:

Es besteht Veranlassung, darauf hinzuwei­sen, daß die Rekurse gegen die Entscheidung eines Kreisbüros aus den amtlichen, von der Abftimmungs - Kommission herausgegebenen weißen Formularen einzulegen find. Diese müssen aus das Sorgfältigste ausgefüllt wer­den. Der Abstimmungsberechtigte läuft sonst Gefahr, daß der Rekurs wegen formeller Mängel verworfen wird. Wem ein solches Formular nicht zugegangen ist, wende sich an den Vertrauensmann, die Ortsgruppe oder die Geschäftsstelle des Bundes der Saar­vereine. Berlin 11, Stresemannstr. 42. Die genannten Stellen find auch bei der Ausfüllung der Formulare behilflich.

SaartlMim

Mt vor dm Z. Dezember

kl. Genf, 25. November.

Ueberraschenderweife hat der Vorsitzende des Bölkerbundsrats, Dr. Benesch, wie aus Kreisen des Bölkerbundsekretariats bekannt wird, die Ratstagung des Völkerbundes, die für diese Woche angesetzt ioar, verschoben, so daß mit ihrem Zusammentritt nicht vor 3. Dezember gerechnet werden kann.

Die Verschiebung hängt mit den Verhand- ungen des Dreier-Ausschusses in Rom zusam­men, die trotz der bestehenden Schwierigkeiten sünstig fortschreiten uni durch vorzeitige F«ft- letzung von Terminen nicht gestört werde« sollen. Andererseits sollen die Außenminister « ^enf nicht umsonst festgehalten werden. Achs rngarischen Kreisen verlautet dazu noch, dojß nan die Saar- und Attentatsfrage in einer statstagung gleichzeitig erledigen will.

In die Saarpolizei sind bisher acht englische Polizeioffiziere eingestellt worden.

steine zweite Abstimmung!

Seit der Erklärung des Vatikans, daß die varländische-Geistlichkeit ihrer vaterländisch:», deutschen Einstellung bei aller Neutralität leinen Zwang auferlegen müsse, sowie seit de» Danziger Wahlen neigt man weder in London «och in Paris der von den Emigranten vertre- enen Auffassung zu, daß einezweite Abstim­mung" notwendig sei.

Die Grundstimmung in Genf ist wie inan auch in Berlin übereinstim­mend hört eine ganz andere, als noch