Der Gesellschafter

Teile 4 Nr. 251

somnagsgeoairrtn

Von W. Rehm

Ihr habt mich nicht erwählt, sondern ich habe euch erwählt, und gesetzt, daß ihr hin­gehet und Frucht bringet, und eure Frucht bleibe." Joh. 15. 16.

Mit diesem Wort hat Jesus nicht nur das Mischen ihm und seinen Jüngern bestehende Verhältnis beschrieben, sondern er hat dadurch auch jenes unüberwindliche Sendungsbewußt­sein in sie gelegt, das sie befähigte, einer Welt von Feinden gegenüber zu trotzen und in viel­seitigem Frontenkampf durch die Jahrhunderte hindurch einen neuen Lebensinhalt durchzu­setzen. Das war zu allen Zeiten ihre Kraft und gab ihrem Wirken die bestimmte, ziel­sichere Richtung, daß sie wußten, ihren Weg nicht aus Eigenwillen zu gehen oder in menschlichem Auftrag zu handeln, sondern die Gewißheit ihrer göttlichen Sendung unerschüt­terlich in sich trugen. Hier liegt das Geheimnis Ser wunderbaren inneren Kraft der Menschen, welche durch Christus mit Gott in ein festes inneres Lebensverhältnis gekommen sind. Sie sind unabhängig geworden von der Menschen Gunst oder Haß, dem Glück oder Unglück der Verhältnisse; sie gehen ihren Weg unbeirrt vor­wärts, sich an n i ch t s a n d e r e m ausrichtend als am Willen Gottes und getragen von der Gewißheit, daß sie gesetzt sind, Frucht zu bringen, die da bleibt. So wurden sie Sieger über Welt und Zeit, Tod und Grab.

Das alles setzt freilich voraus, daß der Mensch von seinem eigenen Menschenwesen innerlich zuerst durch Gottes Gnade und Jesu Hilfe be­freit und allein Gott mm Werkzeug bereitet wurde. Diejenigen, welche Gottes Willen ver­körpern und zur Durchführung bringen sollen, müssen zuerst selbst neue, andere Menschen ge­worden sein. Wer von diesem Geheimnis der durch Jesu Geist vollbrachten inneren Neu- 'chöpfung an sich selbst nichts erfahren hat, der weiß auch nichts von diesem großen, herrlichen Sendungsbewußtsein. Nur aus solchem Sen­dungsbewußtsein heraus konnte auch der natio­nalsozialistische Kämpfer sein Werk tun. Es war Gottes Gnade, daß er unserem Volk in den Tagen, da alles drunter und drüber ging, das Volksleben aus den Angeln gehen wollte, Zuverlässigkeit und Treue, Selbstlosig- ,eit und Opfersinn selten geworden waren, Männer und Frauen erweckte, die sich mit unbeugsamem Mut furchtlos und tapfer daran machten, dem Verderben einen festen Damm entgegenzu- s e tz e n. Sie konnten dieses Werk nur tun und vollenden, weil sie sich zu diesem Kampf beru­fen und ausgesandt wußten von dem, der ihr Leben in seiner Hand hält. Sie wußten, daß dieser Kampf nicht ihre eigene, menschliche Zache war und daß sie nicht selbst diese Sache willkürlich vom Zaun gerissen hatten, sondern Saß sie nicht anders konnten, denn reden, wir­ken und kämpfen um die Durchsetzung der Ret­tungstat, welche der ewige Gott in seiner großen Gnade und Barmherzigkeit durch Adolf Hitler hatte ' ,r Volk beginnen lassen. Darum wußten sie auch, daß es um die Dahingabe ihres Leben; nicht schade war, sondern daß dar­aus Frucht erwachse, die da bleibe. So wurde das Blut unserer Gefallenen der Same für das Dritte Reich. Man hat )ente in weiten Kreisen schon viel zu rasch Mieder vergessen oder hat es noch nie gewußt, welche Entsagungen, Mühen und Opfer die alten Kämpfer unserer Bewe­gung auf sich genommen haben. Es ist nicht nationalsozialistische Art, das besonders zu un­terstreichen. Wenn trotzdem das Volk daran er­innert werden muß, so geschieht e^ darum, da­mit klar wird, daß das nunmehr geschaffene Werk nur dann im Kamvk mit der uns feind­lichen Welt erhalten werden kann, wenn das deutsche Volk das Vermächtnis der Kämpfer Adolf Hitlers aus der Zeit vor der Machtergrei­fung hundert- und tausendfach in die Tat um- Lekt.

Angesichts des weltgeschichtlichen Kampfes unserer Nation ist es mehr denn je notwendig, daß die Haltung des deutschen Menschen in dem Willen und der Kraft der ewigen Macht Gottes verankert ist, daß wir alle unsere Pflicht und unsere Aufgaben in diesem Kampf als göttliche Sendung erkennen und tun. Kurzum: Der Da­seinskampf unseres Volkes muß getragen und gespeist werden aus den unversieglichen Kräften der Ewigkeil. Bei diesem Daseinskampf geht es nicht bloß um die irdische Existenz unseres Vol­kes, sondern um die Erfüllung einer bestimm­ten göttlichen Sendung, die unserer Nation auf­getragen ist im Kampf wider die finsteren Mächte, welche Welt und Menschheit beherr­schen. Dieser Kampf muß darum gerade vom Christenmenschen voll und ganz besaht und in erster Linie mitgekämpft werden. Wir werden ihn aber als Volk nur dann siegreich zu führen vermögen, wenn aus unserer inneren Haltung klar wird, daß auch von uns das Wort gilt: Ihr habt mich nicht erwählt, sondern ich habe euch erwählt, und gesetzt, daß ihr hingehet und Frucht bringet, und eure Frucht bleibe."

Aus solcher göttlichen ''ebensverbundenheit und sieghaftem Sendungsbewußtsein heraus kämpfend, werden wir den Durchbruch, der in Deutschland geschehen ist, zu einem bleibenden gestalten und berufen sein, mit unserem natio­nalsozialistischen Wollen einen neuen Zeit­abschnitt in der Weltgeschichte einzuleiten.

Lokales

cies

Von allen möglichen Vereinen und Verbän­den ist es allmählich Sitte geworden, an die Stelle des bisherigen Vorstands oder Vorsitzen­den einenFührer" treten zu lassen. Trotz der immer wieder ergangenen Anw 'sung, daß diese Bezeichnung eine einmalige, im Begriff fest­stehende ist, haben sich eine Anzahl Vereine und Verbände nicht entschließen können, den bei ihnen früher gebräuchlichen Titel wieder ein­zuführen.

Es scheint da und dort das Verständnis dafür zn fehlen, daß es eine Herabwürdigung des Be­griffsFührer" ist, wenn jeder Kanaricnzüch- terverein sich einen Vereinsführer zulegt.

Nach der neuesten Anordnung des Stabs­leiters der PO., Dr. Ley, ist innerhalb der Partei und ihrer Unt-rgliederungen die Be­zeichnungFührer" abgesehen von den tradi­tionellen Namen der SA., SS., HI. usw. verboten. Was der Partei recht ist, muß der Gruppe der Vereine und Verbände billig sein, um so mehr als Oese unangebrachte Bezeich­nungFührer" verdächtig nach llOprozentigem Nationalsozialismus aussieht. Aus diesem Grund hat der Vereinsführer zu verschwinden und wieder dem Vorsitzenden oder Vorstand Platz zu machen. In ähnlicher Weise wird z. Zt. noch Mißbrauch mit dem TitelGauleiter" getrieben. Es muß einmal festgestellt werden: Es gibt in Württemberg nur einen Gauleiter, den Gauleiter der PO. Die Begriffe Gau-, Kreis- und Ortsgruppenleüer sind ausschließ­lich der PO. Vorbehalten

EinhMbetMtlMg des GrimdbeMes isZZ

Die Bewertung des Grundbesitzes wird vorgenommen für Steuerzwecke. Die letzte Bewertung zu diesem Zweck war am 1. Ja- nuar 1931 gemacht worden. Die nächste Be­wertung ist nun durch einen Runderlaß des Reichsfinanzministers vom 26. September 1933 für den 1. Januar 1935 festgesetzt worden.

In einem Erlaß vom 31. Juli 1934 (Zei­chen 8 3231 186 III) aibt der Reickis-

finanzminister die Grundlagen bekannt für die Neubewertung des Grundbesitzes.

Ab 1. Januar 1936 werden alle Grund­steuern der Länder und Gemeinden nach vom Reich festgesetzten Einheitswerten auf Grund der Bewertung vom 1. Januar 1935 erhoben werden.

Die Personenstandsaufnahme als Steuererklärung

Wenn in diesem Jahre am 10. Oktober wie alljährlich eine Personenstandsauf­nahme durchgeführt wurde, so ist das dieses- mal für die Grundstücksbesitzer zugleich eine Art Steuererklärung, d. h. die Unterlagen für die Bewertung am 1. Januar 1935 wur­den gewonnen durch Erklärungen des Haus­besitzers auf besonderen Anlagen, die der I Hausliste beilagen. Die Anlage I e zur Haus- i liste stellt Fragen über den bautechnischen ! Zustand des Hauses. Diese Anlage und die i Hausliste selbst sind die eigentlichen Be- j wertunasunterlagen für die am 1. Januar ! 1935 stattfindende Bewertung; sie sind Steuererklärungen. Der Grund­eigentümer muß sie selbst ausfüllen, nicht- der Verwalter des Grundstückes, wenn er nicht auch der Steuerbevollmächtigte des Grundeigentümers ist. Die gesetzlichen Be­stimmungen verlangen, daß Steuerbevoll­mächtigte arisch sind; ein nichtarischer Grund­stücksverwalter kann also nicht Steuerbevoll- > mächtigter sein, folglich ist er auch nicht be­rechtigt, die Hausliste auszufüllen: der Eigentümer muß es selbst tun oder aber einen beim Landesfinanzamt zugelassenen Stenerbevollmächtigten damit beauftragen.

Vor dem 1. Januar 1931 wurde der Wert des Grundstückes ermittelt aus dem Wehr­beitrag. Die letzte Bewertung basierte auf der Jahresrohmiete, ebenso wird der Wert des Grundstückes für die Bewertung 1935 aus der Jahresrohmiete ermittelt werden.

Nahrung

Hinter den hohen Milchglasfenstern des gro­ßen Gebäudes im Zentrum der südwestdeutschen Hauptstadt liefen die Rotationsmaschinen. Die Treibriemen surrten und Hunderte von Händen schoben große Papierballen, setzten metallene Buchstaben, preßten, banden, druckten. Broschier­te und eingebundene Bücher entstanden. Gute Bücher. Solche, die von großer deutscher Vergan­genheit sprechen, die von großer Gegenwart und von idealer, hehrer deutscher Zukunft. Auch die ^ Noten, die Vertonung alter wundersamer deut- > scher Volkslieder, wurden hier wieder in neuen > großen Auflagen hergestellt, nachdem die Papiere, ! die mit albernen, sinnlosen, wesensfremden Schlagern und Jazzkompositionen vollgeschmiert j waren, der Einstampfung verfallen waren. Hier ! erzeugte man seelische und geistige Nah- j rung für die deutsche Volksgemeinschaft. - Ein I paar Kilometer weiter, wo die große Stadt zu Ende war und wo sich hinter kleinen Vorstadt- ! siedlungshäuschen Felder, Wiesen und Wälder ! ausdehnten, da pflügten deutsche Bauern. Sie ! gingen hinter ihren Pferden, mit dem sich ein ! wenig wiegenden, weitausholenden, ewig gleich- s mäßigen Schritt, wie ihn eben der deutsche i Bauer an sich hat. Sie sehen auf das Handpferd, « das in der Furche geht, vor sich und auf die aufgerissene Ackerkrumme unter sich, und in s ihnen wohnt die Treue zu diesem ihrem ange­stammten Boden. Die am Streichbrett und an der Schar der Pflüge sich reibende Muttererde hat diese rostigen Metallteile wieder spiegelblank gemacht. Auch die nach anstrengender, ermüden­der Erntearbeit matten Augen der Bauern strah­len wieder Glanz aus. Es sind die blanken Au­gen des Erdgebundenen, in denen sich Zuversicht spiegelt und Hoffnung auf eine neue gesegnete Ernte. Diese Augen gehören den Stetigen, den Seßhaften, die in rastloser Arbeit um der deut­schen Volksgemeinschaft willen, für diese das Wichtigste erzeugen, des Leibes Nahrung das Brot.

Geistige Nahrung und Nahrung für den Leib. Beides für die Nation unentbehrlich

am unentbehrlichsten aber die leibliche. Eine

Samstag, Sen 27. Oktober IM

solche in sich ausgenommen zu haben, ist j« wohl überhaupt die notwendige Voraussetzung dafür, fähig zu sein, die geistige Nahrung in sich aufnehmen zu können. Die Lektüre der Bü­cher und das Verständnis für sie, erfordert einen aufnahmefähigen Geist und ruhige Nerven. Das vermittelt die gesunde Nahrung, die der deut­sche Bauer durch Bebauung und Pflege des deutz schen Ackers erzeugt. Wer nicht in der Lage ist, Bücher zu kaufen, nun der hat immerhin Gelegenheit, sich dieselben für ein paar Pfen­nige aus Leihbibliotheken auszuleihen. Er kann auch ohne Geldaufwand in Lesesäle gehen, oder dieselben bei einem wirtschaftlich besser gestell­ten Freunde oder Bekannten lesen.

Anders steht es um die leibliche Nahrung. Der wirtschaftlich gut Gestellte braucht sie eben­so unbedingt notwendig, wie der wirtschaftlich schwach Gestellte und der Arme. Aus dieser be­dingungslosen, eisernen Notwendigkeit heraus erkannten die Verantwortlichen im Dritten Retz che, daß man diese unentbehrlichste leibliche Nah­rung, die der deutsche Boden liefert, loslösen mußte von den Schwankungen des profitgierigen kapitalistischen Marktsystems. So zeigen die Prei­se für die Produkte, die jedem Volksgenossen unentbehrlich sind die Preise für die leibliche Nahrung keine Schwankungen mehr: das heißt Schwankungen, die denTendenzen" steigender oder fallenderBörsen" eigen waren. Jetzt wird festgestellt so und soviel von dem oder dem Landesprodukt wird zur Ernährung des deut­schen Volkes gebraucht und diese Erzeugnisse werden dem Verbraucher zu einem Preise ge­liefert. den er bezahlen kann, dem Erzeuger zu einem Preise abgekauft, daß er bestehen kann. Die landwirtschaftlichen Getreide, oder Kartof- felfabriken waren von jeher das A und das O einer aus dem deutschen Mutterboden wuchern­den s e l b st s üch t i g e n kapitalistischenE r- werbs"denkungsartü Sie sind dem gesunder bäuerlicher Verrieb mit seiner vielseitigen Wirt­schaftsweise gewichen und bilden die Grundlage einer gesunden Vedarfsdecküngswirtschaft.

Herbststürme gehen über das Land. Der Win­ter kommt der Frost wird wieder weichen Frühjahrssonne wird ihre Strahlen wieder in deutschen Acker senden. Neue Saat neue Ern­te und wieder, neues Brot.

Ter nimmermüde Heiser

In das Wirtschaftschaos einer tiberali- stischen Epoche, in der einer den anderen bekämpfte, in der der Ruin des einen die Freude und den schrankenlos brutalen Auf­stieg des anderen bedeutete, knallten die flatternden Freiheitsfahnen des national­sozialistischen Deutschland. Es war ein Ton, der das Gezeter derer verschlang, die von der Zersplitterung des deutschen Volkes fett wurden, derer, denen alles an einer lethargischen Erundstimmung des Volkes lag. Der Knall war gut! Er brach die Lethargie und gab dem deutschen Volk seinen angeborenen Arbeitswillen wieder. Für diesen Vorgang haben wir einen Ausdruck: Arbeitsschlacht". Sie tobt in den deutschen Landen, diese Schlacht, sie ändert das Antlitz der deutschen Erde, sie bringt Kampflust in stillgelegte Betriebe und in die verzagten Herzen Millionen arbeits­loser Volksgenossen. Der Sparpfennig als nimmermüder Heiser greift ein in diese Schlacht, fällt in die Speichen verrosteter Räder und bringt sie wieder in Gang. Armeen von Helfern kommen aus den Toren der Kreditgenossenschaften, Banken und Sparkassen. Auch Dein Erspartes in Sparbuch oder Pfandbriefen und Anleihen wandert mit in dieser Armee. Es lohnt sich wieder zu schassen und zu arbeiten.

Durch den Klang der Werbetrommel hindurch, die uns zum Sparen mahnt, hören wir den metallenen Pulsjchlag der Arbeit, wir hören ein leises Summen: Es sind die Sparpfennige, die in die Wirt­schaft rollen und wieder zurück zum Ver­braucher in ewig gleichem Lauf.

«Urheberschutz ourch L. Ackermann, Romanzentrale Stuttgart)

Sie nickte und reichte ihm die Hand, die er nach flüchtigem Druck wieder falle» ließ.

Mit ihren ruhigen, festen Schritten verließ Frau Walter das Zimmer,

Baldasar Nickisch aber war jetzt wieder ganz der fin­gere, gewissenhafte Geschäftsmann, der die verausgabte umme in ein Buch eintrug und eine Bemerkung dazu schrieb, die ausdrücklich besagte, daß mit dieser Summe sein Privatkonto zu belasten sei. Als ein paar vereinzelte Nachtschwärmer an dem Hause des Geldfürsten vorbei­kamen, brannte in einem einzigen Zimmer noch Licht ein einsamer Mann rechnete und entwarf Pläne. Auf > der Ecke des Schreibtisches aber stand vergessen und er­kaltet ein Teller Suppe.

3. K a v i t e l.

Dietz von Rosen lies; sich non seinem Diener den Mantel umhängen. Noch einen Moment blieb er am Fen­ster stehen, ehe er nach dem spiegelblanken Zylinder und nach den weißen Handschuhen griff. So miserabel war ! ihm noch vor keinem Rennen gewesen, wie heute, wo er sich die Braut holen sollte. Dietz hatte im Moment keinen , andern Wunsch, als daß alles vorbei sein möchte.

Endlich ging er. Das Auto wartete bereits. Er warf sich in die grausamtenen Polster, der Chauffeur wußte Be- scheid, das Tuten der Hupe erklang und fort ging es. Dietz konnte in Muße seinen unerfreulichen Gedanken weiter nachhängen. Plötzlich hielt das Auto mit einem Ruck. Dietz stieg aus und schickte den Wagen nach Hause. Cr brauchte ja keinen Korb zu fürchten, da war viel zu

gut vorgearbeitet. Festen Schrittes stieg er die Treppe hinauf, die zur Privatwohnung des Herrn Nickisch führte. Auf sein Klingeln öffnete ihm der Diener, der ihn sofort, nachdem er ihm Hut und Mantel abgenommen, in den Salon führte.

Frau Walter empfing ihn. Sie entschuldigte ihren Bruder, der bald erscheinen würde, und bat Dietz, Platz zu nehmen. Während er sich höflich mit ihr unterhielt, musterte er unauffällig seine Umgebung. Die Einrichtung bestand aus gediegenen Eichenmöbeln, aber dem jungen Herrenreiter entgingen nicht die Geschmacklosigkeiten, die man sich hier zuschulden kommen ließ. Und er dachte in­grimmig: Geschmack und verfeinerte Kultur können eben durch allen Reichtum nicht hervorgezaubert werden, das muß angeboren sein.

Frau Anna gab sich alle Mühe, nicht aus dem Rah­men gesellschaftlicher Bildung herauszufallen. Er bemühte sich, den zukünftigen Verwandten hervorzukehren.

Endlich kam Nickisch. Seine mächtige Gestalt war in einen Frack von altmodischem Schnitt gezwängt. Kur; begrüßte er Dietrich, der aufgesprungen war und eine tadellose Verbeugung machte. Ohne Umstände ließ Nickisch sich in einen Sessel fallen. Er langte sich vom nebenstehen­den Rauchtisch eine Riesenzigarre und qualmte wie ein Fabrikschlot.

Dietz gab sich einen Ruck und richtete seine schlanke Gestalt hoch au-.

Herr Nickisch, gestatten Sie mir. Eie um die Hand Ihrer Fräulein Tochter zu bitten," sagte er ernst und fest.

Nickisch reichte ihm die mächtige Pranke.

Svaren wir uns die Worte, es ist alles in Ord­nung," sagte er kurz.Wo ist Christa? Bitte, rufe sie, Anna."

Frau Anna entfernte sich, um den Wunsch des Bru­ders zu erfüllen. Nickisch und Dietz wechselten ein paar Worte.

Da kam Christa!

Dietz ging ihr entgegen und küßte ihr die Hand. Sie ließ es geschehen: wenngleich sie ihm die Hand am lieb­sten entzogen hätte. Sie sah sehr blaß aus und das grcil- blaue Kleid hob die trunthajte gelbliche Farbe ihres Teints noch mehr hervor.

Dietrich dachte: Sie sieht aus. a!s sei sie schwer lei­dend. Dietz fragte leise:Gnädiges Fräulein, ich hatte die Kühnheit, Ihren Herrn Vater um Ihre Hand zu bit­ten. Darf ich hoffen, daß nur aus Ihrem Munde ein freundliches ,Ia' zuteil wird?"

Christa schlug, wohl zum erstenmal in ihrem Leben, die Augen voll auf und sah ihn eine Sekunde lang an.

Dietz von Rosen dachte- Sie ist ein liebes Ding, ich will gut zu ihr sein. Da auch sie mich nicht liebt, läßt sich vielleicht eine ganz gesunde Basis finden, auf der wir un­ser Heim aufbauen können. Er sah sie bittend an und un­ter diesem Blick kam ein leisesJa" von ihren Lippen.

Dietz konnte nicht anders er küßte ihre Stirn.

Dann trat sie leise erschauernd zurück.

Nickisch stand auf.Sie bleiben doch zum Essen? Mich müssen Sie entschuldigen, ich habe zu tun. Ich werde Ihre Eltern anrufen, bis zu deren Erscheinen ich dann wohl fertig bin. Auf Wiedersehen also bis nachher."

Christa dachte später oft an diesen Tag zurück.

Es war alles an ihr vorbeigeflossen wie in einem Traum. Oder besser gesagt, es war ihr, als ginge sie das alles nichts an. Als sei es eine völlig Fremde, die man da verlobt hatte, und als sei sie, Christa, nur eine stumme Zuschauerin. Sie wies die warme Freundlichkeit der zu­künftigen Schwiegermutter weit von sich, weil sie diese nicht für echt hielt. Für ihren Bei obten hatte sie nichts übrig als ein feindseliges Mißtrauen.

Am andern Tage wurden die Verlobungsanzeigen weggeschickt. Gratulanten kamen und gingen. Christas Freundinnen kamen atemlos vor Ueberrajchung. Doch Christa blieb still und schweigsam. Sie erfuhren nichts Näheres. t Fortsetzung fotgt^