Nr. 239
Samstag, 13. Oktober 1934
IV8. Jahrgang
er Geselltcli alter
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Gegen die für die Sicherheit der Käste in Marseille Verantwortlichen Stellen sind schwere Borwürfe erhoben worden, in deren Folge Innenminister Sarraut zurückgetreten ist und weitere Beamte ihres Postens rntboben wurden.
Die Mittäter des Mörders sind verhaftet und bereits verhört worden. Sie gehören einer südslawischen Terroristengruppe an.
Der tote König Alexander l. soll am 18. Oktober beigesetzt werden.
Der französische Ministerpräsident hat der Reichsrcgierunq seinen Dank für das übermittelte Beileid zum tragischen Unglück von Marseille ausgesprochen.
Vom 4. bis 11. November findet die dies- siibrige „Woche des deutschen Buches" statt.
Der Reiebsbanernführer hat den stellv. Gauleiter Kon Württembera. Friedrich Schmidt, in den Reichsbauernrat berufen.
llaver l,ei<r»otHkeI:
Bon Karl Ovcrdrck
Bis in das kleinste Torf ist das Wort des Führers gedrungen, das er bei der Eröffnung des Winicrhilsswcrts zu den Vertretern des Staates, der Partei und vor allem zu vielen von denen sprach, die als treue Diener des ersten Winterhilfswerks tätig waren und nun wieder bereitstehen, von neuem ihre Pflicht in unermüdlicher Kleinarbeit zu tun.
Wer Gelegenheit hatte, die Wirkung der Worte des Führers und Kanzlers auf die Anwesenden zu sehen und zu hören und wer weiß, daß in Stadt und Land überall die gleiche Treue zum Führer ist wie in der Reichshauptstadt, der weiß auch, daß das neue Winterhilfswerk genau so gelingen muß wie im vorigen Jahre:
„Wie groß das Elend ist, wissen auch heute viele Deutsche noch nicht. Und leider sind es bc- iondcrs die Mitglieder unserer gutsituierten Gesellschaftsschichten, die kaum je einen Einblick erhalten in die Armut und Entbehrungen, von denen unzählige unserer Volksgenossen heirngesucht werden."
Das ist ein Satz aus der Rede des Führers. Fn ihm sprach der Kanzler ganz klar und deutlich, damit es viele hören, die glauben, daß der Nationalsozialismus zaubern könnte, daß es noch viel Not und Elend gibt, noch o el unverdientes Leid und Sorge um das Brot, um Kleidung und um eine warme Sv.iöe im Winter.
Es gibt manche, die meinen, das erste Jahr hätte alles gut machen können, was in zwanzig Fahren und darüber hinaus in ganzen Generationen schlecht gemacht und verludert wurde. Solche Menschen können nie eine Ahnung davon gehabt haben, wie furchtbar es aussah, als Hitler den ruinierten Staat und die Führung eines hungernden Volkes übernahm.
Gewiß, es gibt noch viel, sehr oiel Elend auch wenn der Staat Hitlers die Arbeitslosenzahl von fast 7 auf 2 Millionen heruntergedrückt hat und die Wirtschaft allein im Monat September wieder 115 300 Arbeitslose einstellen konnte. Es gibt noch Arme und Alte, denen der Staat ollem nicht helfen kann, denn er kann auch nur stoben, was ihm das Volk selbst gibt. Er ist kein Wundermann, der aus dem Nichts Hilfe brin- sten kann.
Aber er hilft, indem er das Volk selbst aufruft, damit einer dem andern beisteht in der Not des Lebens, damit, wie der Führer sagte, das Dichterwort von dem „einigen Volk von Brüdern" kein Geschwätz bleibt, sondern Wirklichkeit wird.
Der Staat, der über das Schicksal der Aerm- >lon besonders zu wachet hat, stellt daher mit Recht das Verlangen nach einem Opfer von dem, der etwas hat. Und er fordert niit Recht dem Reichen ein gleiches Opfer wie gibt, der wenig hat. Auch hier ist der sehr deutlich geworden. Denn es geht Meht nicht nur um Brot und Kohlen, sondern
m die Volksgemeinschaft, die gestört wird, ">enn hunaernde und verzweifelte Menschen nur
Die Wahrheit im Kirchenstreit
Kommissarischer Landesbischof Krauß über die Aufgaben der Deutschen
evangelischen Kirche
Ulm, iü. ^ ..r. ^
Landcsbischof Krauß sprach g'-stern avend , in Ulm vor einer großen Versammlung über ! dasThema: „DieAusgabe der Tonischen evang. ! Kirche". Er führte dabei u. a. folgendes aus: !
Es gibt viele im württembergischen Volk, die der Ansicht sind, daß alles, was in diesen Tagen in der evangelischen Kirche geschieht, nicht nötig gewesen wäre. Nach diesen schweren Tagen und ; Jahren, die das deutsche Volk erlitten hat, kam nach dem .Kriegsende noch eine Zeit, die schlimmer war als die Kriegsjahre selbst, denn sie bedeuteten in ihrem Endziel die Auflösung und Zerstörung aller deutschen Kräfte. Das alte System drang auch in die Kirche ein. Nicht umsonst gab es schon zu ,enen Zeiten Menschen, die starke Bedenken hatten, ob diese Anpassung der Kirche auch richtig war. Nun entstand im Volk die nationalsozialistische Bewegung in entschiedenem Gegensatz zu jenem parlamentarischen System und gegen die Kräfte, die eine Auflösung des deutschen Volkes wollten. Wohl alle Volksgenossen sind >.r Uebcrzeugung, daß is ohne die nationalsozialistische Bewegung kein deutsches Volk mehr gebe. Und dies" Bewegung kam zum Sieg durch einen Kampf, der den härtesten Einsatz bis zum Opfer des Lebens forderte. Dieser Kampf ha: unsere evangelische Kirche vor physischer Vernichtung gerettet. Ohne ihn würden heute unsere Gotteshäuser noch schlimmer mißbraucht, als dies in Rußland der Fall ist, und unsere besten Pfarrer wären überhaupt nicht mehr am Leben. Deshalb hat unsere Kirche dieser Bewegung gegenüber eine Schuld abzn- tragen, uns sich zum Nationalsozialismus a n d erszu stellen, als zur alten Regierungsform.
Der Nationalsozialismus ist aber auch in seinem Wesen eine Bewegung, die nicht nur auf oem Boden des positiven Christentums steht, sondern die auch christliche Taten , vollbringt. Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und der ungeheure Kampf des Winterhilfswerks sind Taten, nach denen wU uns lls Christen schon seit Jah-ei sehnten. Wer uüt offenen Augen sieht, wieviel Liebe im Werk der Winterhilfe wohnt, der wird daran die Früchte j sehen, von denen Gott sagt: An ihren Früchten ^ werdet ihr sie.erkennen! Wir denken ferner an
die Reinigung von Theater, Kino, Presse und des übrigen kulturellen Lebens.
Nun stellt der Nationalsozialismus an die evangelische Kirche eine Forderung: Werdet endlich einig! Wir können es durchaus nicht brauchen, daß bei den Christen, die in Gott zuerst einig sein sollten, eine Uneinigkeit besteht, die das Volk spaltet. Welches ist nun der Weg, um dem berechtigten Verlangen des Nationalsozialismus nachzukommen? Man könnte vielleicht Verhandlungen Pflegen und zu einer demokratischen Entscheidung kommen, aber die Erfahrung hat zur Genüge gelehrt, daß eine Einigung auf diesem Weg unmöglich wird. Nur eine straffe, einheitliche und zielbewußte Führung kann zum Erfolg führen. Aus diesem Grund hat die Deutsche Kirche inUeber- sinstimmung mit dem Führer einen anderen Weg gewählt und einen Mann, der das Vertrauen des Führers schon aus den Kampfjahren genoß, mit der übermenschlichen Ausgabe betraut, eine Einigung in der evangelischen Kirche herbeizuführen. Wir wissen, wie schwer die Durchführung dieser Aufgabe ist, wie diesem Mann, der wirklich das heiße Herz der Liebe seinem Volk entgegenbringt, Schwierigkeiten gemacht und Lügen über ihn verbreitet werden, die mit einer anständigen Kampfesweise nichts mehr zu tun haben. Trotzdem geht der Reichsbischos klar und sicher seinen Weg. Was ihm persönlich angetan wurde, trägt er mit einer Geduld, die mancher seiner Freunde nicht verstehen kann. Aber das ist gerade das Betragen eines Christen, daß er sich trotz aller Anwürfe nicht verbittern läßt. Ihm zur Seite wurde ein Rechts Walter der evangelischen Kirche gestellt. Denn es wurde klar, daß mit Liebe und Bitten allein eine Einigung nicht zustande kommt. Daher mußte besonders zur Herbeiführung der äußeren Ordnung mit harten Maßnahmen eingegriffen werden, die nicht zur Freude derer sind, die sie durchführen müssen. Liebe kann und muß auch einmal hart sein. Was aber für diesen Bau geschah, war ein Werk der Liebe und zwar der Liebe zum deutschen Volk. Es ist nichts anderes als Liebe, wenn man Ordnung in der Kirche will. Wer sich aber nicht fügen will, der muß es lernen.
Es gibt leider gerade in diesen Dingen
noch den Weg des Verbrechens oder des Aufruhrs sehen.
Wo der Arme und Aermste fühlt und weiß, daß ec nicht in seiner Not verlassen bleibt, sondern daß seine Volksgenossen es als ihre nationale und soziale Pflicht empfinden, ihm zu helfen und sein Elend zu lindern, da ist Volk und Staat gesichert in ihren Arbeiten und Aufgaben und in ihrer Sicherheit vor außenpolitischen Gefahren.
Ueberall in aller Welt flackern inner- und außenpolitische Brände auf. In Spanien muß der Staat den bolschewistischen Aufruhr Niederschlagen. In Frankreich erschießt ein Fanatiker den König der Südslawen und den französischen Außenminister, in Ostasien schwelt das Feuer einer gewaltsamen Entscheidung, und in allen Ländern schleicht das rote Gespenst nmber und sucht sich seine Gefolgschaft unter den Enterbten und Verbrechern.
Deutschland aber baut auf. stündlich >md täglich. Und nun geht es mit Entschlossenheit an das Werk, den Winter zu meistern, von dem sich die Feinde Deutschlands so viel versprachen. Und es wird auch mit diesem Winter fertig, wenn jeder seine Pflicht tut und sein Opfer gibt. Dann wird auch die Volksgemeinschaft so fest und unerschütterlich sein, daß der Führer alle außenpolitischen Gefahren, die sich gegen unseren Willen auch an Deutschland versuchen kommen, abweisen kann. Denn ein Volk, das gemeinsam seine inneren Nöte überwindet, ist auch ohne Waffen eine Macht, die geachtet wird und an der sich niemand gern versucht. Winterhilfswerk ist Dienst am Volk und Staat, ist freiwilliger Dienst! Aber wer sich ihm entzieht, der steht außerhalb des Volkes, das den deutschen Namen trägt.
..Woche
der deutschen MM"
Berlin, 12. Oktober.
Der Reichsminister für Dolksaufklärung und Propaganda veröffentlicht zur kommenden „Woche des Deutschen Buches" folgenden Aufruf:
„Vom 4. bis 11- November findet die diesjährige „Woche des Deutschen Buches" statt.
Veranstalterin ist die Reichsschrifttumskammer mit den ihr angegliederten Verbänden.
Der Nationalsozialismus hat es stets als seine besondere Aufgabe angesehen, die Kulturgüter der Nation zum wirklichen Besitz des Volkes zu machen und in den Dienst dieser großen Aufgabe stellt sich die „Woche des Deutschen Buches".
Es ist Ehrenpflicht, Sorge dafür zu tragen, daß der Ruf, der an alle ergeht, nicht unge- hört verhallt.
Ich bitte daher alle amtlichen Stellen und Institutionen, alle politischen und Wirtschaft- lichen Organisationen und insbesondere alle Kulturverbände, an der Vorarbeit und Durchführung der „Woche des Deutschen Buches" teilzunehmen und deren Erfolg durch gemeinsames Zusammenwirken zu sichern.
Wir sind als Volk arm geworden an materiellen Gütern, aber wir sind reich an unerschöpflichen Schätzen deutschen Geistes. Machen wir uns diesen Reichtum zu eigen. Bücher find noch immer gute Kampf- und Weggenosien gewesen. Darum:
Haltet fest am deutschen Buch!
Dr. Goebbels."
^ immer noch Menschen, die meinen, es sei , die Zeit, in der jeder nach seinem eigenen ! Kopf handeln kann, ohne Rücksicht auf das ! Ganze. In unserer Kirche, insbesondere in Württemberg, gibt es viele, die es ruhig dar- : auf ankommen lassen, daß die Volksgemein- § schüft zerrissen wird, wenn nur ihr Standpunkt > gewahrt bleibt. Die Reichskirche steht heute ! gegen eine Front, die in ihrem Wesen nicht ! zusammengehört, die sich lediglich in der i Verneinung der Person des Reichsbischofs zu- ^ sammengefunden haben. Wenn wir in diesen l Tagen aber bestehen wollen, dann haben wir ! uns mit unseren Gegnern und ihren Waffen ! zu beschäftigen. Die Ehrlichsten und Treue- j sten sind diejenigen, die es nicht fassen kön- ! neu, daß man sich von Männern, die mitten ; in ihren Gemeinden standen und ihnen viel gaben, nunmehr trennen sollen. Wir leugnen nicht, daß in vielen Fällen ein solches Treueverhältnis besteht. Wir sind aber davon überzeugt, daß diesen Menschen, wenn einmal dieser künstliche Nebel durchstoßen wird, die Augen darüber aufgehen werden, daß sie in der falschen Front standen. Die anderen Feinde aber sind die Gestalten, die nun plötzlich auftauchen und sich mit Kirchenfragen beschäftigen, obwohl sie in den vergangenen Jahren im kirchlichen Leben nicht bekannt waren. Diese interessiert in erster Linie die Auslandspreise in diesem Kirchen- Htreit, von der wir genau wissen, daß sie diesen nicht aufgreift, um das Christentum in Deutschland zu retten. Es sollte jedem Ehrlichen zu denken geben, was und wer sich allmählich an diese Front hängt. Diele find dabei, die ihre politischen Absichten damit verfolgen und die sich sagen, daß man auk dem Gebiet der Kirche noch etwas riskieren könne.
Uns gegenüber behaupten sie in erster Linie, man habe sie mundtot gemacht. Wir halten dem entgegen, daß noch nie so viel von Haus zu Haus, von Mund zu Mund geredet wurde, wie in diesen Tagen. Man wundert sich dabei über die maßlose Dummheit, mit der alles geglaubt wird. In diesen Unruhemachern aber liegt System, das unsere Gegner solange anwenden, bis eingegriffen werden muß.
Eine weitere Waffe ist der Versuch, alle Personen, die gegen diesen Kirchenstreit eingesetzt werden, persönlich herabzusetzen. Wenn man dann diesen Gerüchten nachgeht, dann will es niemand sein, der die Behauptung ausgestellt hat. Sie verleumden ohne Unter- laß und geben sich dabei der Hoffnung hin, daß zuletzt doch noch etwas hängen bleibt. Die gefährlichste Waffe aber ist der Versuch, den Märtyrerschein um sich zu breiten, bevor überhaupt irgendwelcher Anlaß dazu gegeben ist. Es ist ein wenig männliches Gebaren und hat mit dem Charakter eines Märtyrers wahrhaftig nichts zu tun, wenn man zur Bildung eines „Märtyrer, fouds" schreitet. Unsere Gegner nennen sich Berermtnisfront; obwohl bei den meisten, wenn man ihnen Auge in Auge gegenüberstand, ein ganz verschiedenes Bekenntnis herauskam. Sie aber stellen sich bewußt hinter das Bekenntnis und decken sich mit diesem Wort, verwenden in diesem Kampf Dinge, die jedem wahren Christen so heilig sind wie das heilige Abendmahl, um ihre Front zu festigen. Wir können nicht verstehen, daß sie sogar dazu übergegangen sind, das heilige Abendmahl nur für ihre Anhänger zu geben, denn damit ist ein Trennungsstrich in unserer Kirche gezogen.
Der Redner gab dabei noch einige erschütternde Ereignisse bekannt, die sich in der Stiftskirche in Stuttgart zugetragen haben und ein Spiel mit dem Heiligsten bedeuten. Alle diese Vorgänge führen zu einer Zerrissenheit der Volksgemeinschaft, die furchtbar ist. Unsere wichtig st eGegenwasfe in diesem Kampf aber ist das Herz, das auch der Nationalsozialismus für die Kirche ernsetzt. Wir benötigen dieses Herz und die Liebe um unseres Volkes willen. Denn wir wissen, daß dieses Volk noch schwere Wege zu gehen hak. Ihm wollen wir deshalb mit ganzer Liebe dienen, nicht allein im kleinen Kreis, sondern auch dort, wo es noch Menschen gibt, die außerhalb der Kirche stehen. Wir wollen diejenigen mit Liebe ersaßen, die das Zutrauen zur Kirche verloren haben. (In Württemberg gab es nur noch 8—10°/o Kirchenbesucher).
Das Kirchenvolk muß es deshalb verstehen.