-eite 3 Nr. 237

De» Gesellschafter

Donnerstag, den 11. Oktober 1931.

toüer I83i

iropa. Die 'gelte Re­alien und ' Ereignis wrden. wohl dem l herzliche

en

Oktober.

mmt jetzt ung über amtlichen er die ge- lngen der

gegen die Blätter, tion Vor- nrekt für itwortlich mmen in r an - isüd-Osi- tegierung schreibt, ngnrische tümer vereinige Nngarns l seiner

llag von n Euro- r endlich ten. und igend er- erreichen

.: Wenn lsarseiller me man ichkeit französi.

rs

stsrat ktober. t an den stehendes

übrigen bitte ich. n Anteil- gegenzu- so tragi- KönigS

i l e r. nzler."

Opposi- auf die Rotwen- ine Ope- trofsenen

rler er­läuterter daß im sich in ks und Grup- henstreit daß es des Be- einschaft

oas der lerlangr, en muß. Fragen fses. Wir he oder Diesseits- Nation, mit der ese Ent, inzelnen. mkt aus rs. keine nn eine n ist es

gelischer der eine

tG

nhestand

>de be» nn be- Abge-

Landes-

mnode wurden aus Evangelium und Be­kenntnis, sowie auf die Verfassung der Deut­schen Evangelischen Kirche und der Landes­kirche Württembergs durch Handschlag ver­pflichtet. In den Landeskirchenaus- schuß wurde vom Geistlichen Kommissar berufen: Stadtpfarrer Dr. Steger. von der Svnode in geheimer Abstimmung zugewählt Ministerialdirektor Dr. Dill. Unter starker Spannung wurde folgender Antrag auf Zur- ruhesetzung des Landesbischofs v. Wurm ge-

stellt:

Nachdem die zahlreichen Vermittlungs­versuche und Friedensvorschläge gescheitert find ist der Rücktritt des Herrn Landes­bischofs v. Wurm um des Wohles der Lan­deskirche willen geboten."

Jur Begründung dieses Antrags wurde u. a. ausgeführt: Trotz seiner verpflichtenden Zusage habe der Landesbischof den Ausbau der Deutschen Evangelischen Kirche in der vom Reichsbischof bestimmten Durchführung, die auch vom Führer des deutschen Volkes gewollt und anerkannt ist, mit allen mög­lichen Mitteln verhindert. Er besitze das Ver­trauen des Reichsbifchofs nicht mehr, so daß eine gedeihliche Zusammenarbeit mit der Deutschen Evangelischen Kirche von vornher­ein ausgeschlossen sei. Auch die Tatsache des versuchten Mißbrauchs kirchlicher Gelder, wie er vom Landesbischof und dem Oberkirchen­rat Schaufler im Kampf gegen die Deutsche Evangelische Kirche durchgeführt wurde, lasse es ratsam erscheinen, die Zurruhesetzung des seitherigen Landesbischofs zu beschleunigen. Im übrigen habe der Landesbischof das 65. Lebensjahr überschritten und damit die Altersdienstgrenze für höhere Beamte, die sonst allgemein gilt, erreicht. Eine ruhige und klare Aussprache schloß sich an, bei der zum Ausdruck kam. wie oft und wie ernst der Versuch gemacht wurde. Frieden zu schließen und Brücken zu bauen in unserer Evangelischen Landeskirche. Aber ebenso deutlich wurde ausgesprochen, daß jetzt der Weg freigemacht werden müsse für eine klare und zielbewußte Führung unserer Landes­kirche als Glied der DenGi-arm Evanaelnchen Kirche und damit für die von allen so heiß ersehnte und dringend nötige positive Ar­beit.

Der Antrag auf Zurruhesetzung des Lan- desbischoss 0. Wurm wurde in geheimer Ab­stimmung mit der erforderlichen Zweidrittel- Mehrheit angenommen.

Nach Schlußgebet und Gesang des Lnther- liedes wurde die Tagung mit einem Sieg- Heil auf den Führer des Reiches und den Reichsbischof geschlossen.

Unter den ersten Spenden zum Winter- hilfswerk 1934/35 gingen bereits am ersten Tag namhafte Beiträge von bekannten würt- tembergischen Jndustriewerken ein. So spen­deten die Mitglieder des Reichsvcrbandes der Automobilindustrie Daimler-Venz AG. Stuttgart-Untertürkheim RM. IvüVO». C. D. Magirus AG.. Mm. NM. 10V«0. Maybach-Motorenbau G. m. b. H., Friedrichshafen, RM. 6VÜ0. N SU. - D. - Rad Vereinigte Fahrzeugwerke AG.. Neckarsulm. NM. 3000; von Mitglie­dern des Reichsverbandes der Kraftfahrzcug- teile - Industrie spendeten Dr. Robert VoschundRobertBoschAG.. Stutt­gart, zusammen RM. 1Ü0 000. Karl Schmidt G. m. b. H., Neckarsulm. NM. 5tM. Kühlerfabrik Längerer und Reich AG., Stuttgart, Elektrometall G. m. b. H., Stuttgart und I. Eberspä - cher G. m. b. H.. Eßlingen je RM. 1000. Beru AG., Ludwigsburg und Misol Komm.-Ges., Maschinenfabrik. Stuttgart- Bad Cannstatt, je RM. 508. Ferner wurde von der Firma Heinrich Franck Söhne G. m. b. H.. Ludwigsburg-Berlin, die Summe von RM. 100 000 zur Verfügung gestellt.

Ein BWinger Flugmillionar

Böblingen. 10. Okt. Am Mittwoch hat Wiederum einer der bewährten alten Flug­zeugführer, der im Jahre 1895 geborene Flugkapitän Albert Gerstenkorn sei­nen 1 000 000. Flugkilometer zu­rückgelegt. Flugkapitän Gerstenkorn trat seinerzeit als Kriegsfreiwilliger bei der Flie­gertruppe ein und flog während des Krieges der einer Fernaufklärungsabteilung. Nach bem Kriege wurde Gerstenkorn Verkehrs- Flugzeugführer beim Deutschen Aero-Lloyd nnd kam später zur Deutschen Luft- yansa. Flugkapitän Gerstenkorn hat alle großen europäischen Strecken erfolgreich be- tchgkw In lebhafter Erinnerung dürfte auch wm Asienflug im September v. I.. Ber- krn.Sch a n gh ai. in 100 Flugstunden wofür er mit der National-Trophäe 1933 ausgezeichnet wurde.

Die von der Stadtgemeinde Tübingen neu- «baute Motorsportschule des NSKK. Südwest wewen^ ^°""Eag. den 21. Oktober, eingeweiht

Karl Hoß von Rottweil wo ! er Nntreue vom Schöffengericht MWHaus. Zog Reichsmark Gel Innung der bürgerlichen Ehr *«uer von zwei Jahren verurteil

Aus Stadt und Land

Nagold, den 11. Oktober 1931.

Hitlerworte:

Wer von einer Mission des deutschen Volkes auf der Erde redet, muß wissen, daß sie nur in der Bildung eines Stan­des bestehen kann, der seine höchste Auf­gabe in der Erhaltung und Förderung der , unverletzt gebliebenen edelsten Bestand­teile unseres Volkstums, ja der ganzen Menschheit sieht. Damit erhält der Staat zum ersten Male ein inneres höheres Ziel, ^ Mein Kampf.

Das Gesetz des Handelns

im nationalsozialistischen Staat wurde von Be­ginn an diktiert von der Verbundenheit mit dem Votksganzen und davon, daß die durch­zuführenden Maßnahmen nicht am grünen Tisch gefaßt wurden, sondern ihren Ausgangs­punkt ini Volk selbst nahmen. Auch das Win-, terhilfswerk des deutschen Volkes gehört zu den Maßnahmen, die diese innere Verbundenheit beweisen, und es hat vielleicht im Ausland kein Werk größeren Eindruck gemacht, als das Winterhilfswerk des deutschen Volkes im ersten Winter der nationalsozialistischen Regierung, Wieder steht ein WHW. vor uns. und wir wer­den sehen, ob es anderen Staaten gelingen wird, ebenfalls ein Winterhilsswerk durchzufüh­ren. das von der Kraft eines ganzen Volkes getragen wird. Wenn Wohltätigkeitsbasare und Hilfsaktionen einzelner Standesgruppen durch- gesührt werden, so kann aus derartigen Maß­nahmen niemals jene überzeugende Kraft ge­boren werden, die eindeutig klarstellt, daß ein ganzes Volk geschlossen unter Ausschaltung aller Schranken und Klassen hinter dem Auf­ruf seiner Regierung steht. Es hat im vori­gen Jahr und auch in diesem Jahr immer wieder Möglichkeiten gegeben, die Meinung des Volkes öffentlich zu dokumentieren. Die Füh- rerwahl war einer jener Gelegenheiten. Im vorigen Jahr war es die Volksbefragung zum Austritt aus dem Völkerbund und späterhin das erste Winterhilfswerk, das den Grad des Mü­nchens des Volkes mit seinem Führer eindeu­

tig bewies. Es gibt viele Länder, in denen die Meinung des Volkes gefürchtet wird, wo man es durchaus nicht wagen könnte, die Meinung der Regierung vor das Forum des Volkes zu bringen. Daß diese Auffassung in Deutschland nicht geteilt wird, daß es ferner jederzeit bei uas möglich ist. die Meinung des Volkes zu befragen, erfüllt uns mit so großem Stolz und freudiger Genugtuung. Von Monat zu Monat erläßt unsere Regierung Gesetze und Richtlinien, die für immer größte Bedeutung besitzen müs­sen. Ueber allen Gesetzen aber steht die Kraft, die diese Gesetze schuf, als sittliches Prinzip. Deshalb kann die Not des Winters, die für viele Volkskreise das Schreckgespenst früherer Jahre war. keinen Schrecken mehr in der Zu­kunstbesitzen. weil der Führer von uns die Über­windung dieser Not fordert und wir nichts an­deres zu tun haben, als diesem Wunsch zu ent­sprechen. Niemand verkörpert den Nationalso­zialismus echter und überzeugender als unser Führer, und ein Gesetz des Handelns, das uns von unserem Volkskanzler gegeben wird, hat ein Recht darauf, daß es in seinem ganzen Umfange anerkannt und befolgt wird, denn wir bedürfen unserer sicheren Gegenwart und ebenso sicheren Zukunft, der Genialität Adolf Hitlers, der das drohende Chaos umwandelte in eine unerschütterliche sichere deutsche Zu­kunft.

Ausflug der Serienkinder

Gestern mittag 12 Uhr fuhren die hiesigen Ferienkinder aus Hannover und solche aus Jselshausen, zu denen sich unterwegs die­jenigen Ferienkinder aus den Gemeinden Rohr­dorf und Ebhausen gesellten, begleitet von NS.- Frauenschaftsmitgliedern, Schwester Emma und der bösen Buben wegen, unterstützt von zwei Seminarlehrern mit dem Zügle nach Berneck. um von dort nach Altensteig zu marschieren, wo man mit den daselbst und in Simmersfeld untergebrachten Kindern zusammentraf. In Heselbronn im Gasthaus zum Hirsch wurde Kaffee getrunken und das mitgebrachte Vesper verzehrt. Der Lärm der 170 Kinder, unter denen sich die Buben hundertprozentig auszeichneten,

Schwarzes Brett

varteiamtNA. «»chdrruk «erd»«».

Gefolgschaft 2/IH/128 Standort Ebhausen

Alle Mitglieder der HI. sind heute Abend 8 Uhr im Schulhaus zu einem Standortappell angetreten. Entschuldigungen sind nicht möglich. Kleidung: Uniform. Der Gesolgschastsfiihrer.

soll so ohrenbetäubend gewesen sein, daß an eine Wiederholung nicht gedacht ist und wenn schon, dann nur mit den Mädels . . . Eine Begleitung äußerte sich:Lieber einen Sack voll Flöhe hüten, als diese Galgenstricke". (Doch zu eurer Ehrenrettung soll gesagt sein, daß deutsche Iungens das Vorrecht haben, etwas lauter zu sein, als die Mariells. die Schrift­leitung). Nach einem Fußmarsch nach Berneck wurde von dort die Rückfahrt angetreten. Um 8 Uhr trafen die Kinder wohlbehalten, bis auf einige Löcher und Beulen, hier ein und mar­schierten mit Gesang vom Bahnhof zum Adolf Hitlerplatz, von wo aus sie in alle Winde zerstieben, ihre pflegeelterlichen Penaten auf­suchend. Die Kosten für Verpflegung und Fahrt ging zu Lasten der NS.-Volkswohlsahrt.

Die Verufserziehungsarbeit der deutsche« Augestellteu-

Wie wir erfahren, bereitet die Ortsgruppe Nagold der Deutschen Angestelltenschaft (Deut­sche Arbeitsfront) einen umfassenden Plan für die Berufserziehung ihrer Mitglieder vor. Nam­hafte Lehrkräfte unserer Stadt, in der prakti­schen Arbeit stehend oder auf Grund ihrer frü­heren Tätigkeit mit ihr vertraut, wurden bereits verpflichtet. Der gedruckte Plan erscheint in den nächsten Tagen und wird sämtlichen Mitglie­dern der hiesigen Ortsgruppe der deutschen An­gestelltenschaft zugeschickt werden.

Den Auftakt hierzu bildet die am 12. ds. Mts. im Easthos zur Linde. Nagold, abends 8 Uhr, stattfindende Eröffnungsfeier in der lln- terbezirksleiter Pg. Trätsch, Reutlingen über das Thema:Die Aufgaben des Arbeitsmen­schen im Dritten Reich", sprechen wird.

Ständchen

Altensteig. Der hiesige Arbeitsdienst brachte vorgestern abend Feldzeugmeister Steck anläß­lich seiner Verheiratung einen Fackelzug mit Ständchen.

Berufung Auszeichnung

Calw. Wie wir erfahren, hat der Rechtsbe­rater des geistlichen Kommissars für die evang. Landeskirche Landrat Nagel den Reg.-Assessor Dr. Deyle bei der Württ. Landessparkasse (früher beim Oberamt Calw) als Mitarbeiter in den Evang. Oberkirchenrat berufen. Dem Calwer Kunstmaler Kurt Weinhold ist für hervorragende Leistungen auf dem Gebiete der Kunst der Rom-Preis des Preußischen Kultus­ministeriums zuerkannt worden. Mit dieser Auszeichnung ist ein dreivierteljähriger Stu- dienaufenhalt in Rom auf Kosten des preußi­schen Staates verbunden.

Waisenkinder

seilen in der Familie erzogen werde«

Pforzheim, 10. Okt. In den letzten Tagen: wurde in aller Stille das städ tis ch e Wai-« senk, aus in der Kronprinzenstraße aus»!

eh oben. Der nationalsozialistische Staat!

eschreitet neue Wege zur Betreuung der« Waisenkinder. Bei opferbereiten Volksgenos^ sen werden sie eine häusliche Heim^ st Lite finden. Ein Teil der Waisenkinds» wurde auf Landpflegestellen bei bäuerlichen Familien untergebracht. Die kleineren Kin- der sind in das städtische Kinderheim Salem überführt worden.

U Letzte Nachrichten

Starke Negenfiille in Mittelitalien.

Die Stadt Pescara überschwemmt.

Rom, 10. Okt. Starke Regensälle habe« i« der Stadt Pescara und Umgebung große Ver­wüstung angerichtet. Die Stadt selbst ist vollkom­men überschwemmt. Die Wasserleitungen wur­den dnrch die Fluten derart zerstört, daß die Stadt längere Zeit ohne Trinkwasser blieb.

32 Todesopfer des Bergwertsunglücks bei Lqo«

Paris, 10. Okt. Das Bergwerksunglück vo« Saint Pierre La Palud scheint größer zu sei«, als ursprünglich angeuommen wurde. Bisher sind, wie die Blätter berichte«, 17 Leiche« ge­borgen worden. Da beim Appell 32 Bergleute fehlten, schreibt man bereits diese 32 aus die Verlustliste. Der Grubenbrand soll durch die Un­vorsichtigkeit eines jungen Bergarbeiters ent­standen sein, der ein Grubenlampe fallen ließ.

BMnrber Sesandter Oesterreichs

Wie«, 10. Oktober.

Wie amtlich milgeteilt wird, wurde der bisherige österreichische Gesandte in Buka­rest, Alois Vollgrube r, zum Gesandt«« Oesterreichs in Rom ernannt.

Woziale NelrlebsMrer aus -er Deutsche» Arbeitsfront ausgeWonen

Elmshorn, 10. Oktober.

Zwei hiesige Betriebssührer, die vo« einiger Zeit wegen unsozialen Verhaltens i« Schutzhaft genommen worden waren, find jetzt, wie die Kreisleitung der DAF. mitteilt, auS der Deutschen Arbeitsfront ausgeschlossen worden.

Tätigkeitsbericht der aufgehobenen Indu­strie- nnd Handelskammer Calw

Es wird uns geschrieben:

Mit Wirkung vom 31. Juli 1934 ist die In­dustrie- und Handelskammer Calw aiufgelöst worden. Die seitherigen Mitglieder der Kam­mer trafen sich in letzter Woche nochmals zum Abschluß ihrer Tätigkeit innerhalb des seithe­rigen Kammerbezirks. Der Vorsitzende, Direk­tor Erwin Sannwald dankte den Herren für ihre vielen und langjährigen Dienste und sprach die Hoffnung aus,daß die heimische Wirt­schaft auch unter Führung einer neuen Kammer blühen und gedeihen werde.

Der seitherige Geschäftsführer gab aus den Protokollen der Handelskammer verschiedene Stichproben, die mancherlei Streiflichter auf die Geschichte von Wirtschaft und Kultur unseres nördlichen Schwarzwaldes zu werfen geeignet sind. Vielleicht ist es von Interesse, einiges über die Arbeit der Handelskammer zu hören, die jetzt der Vergangenheit angehört:

Durch königliche Verordnung vom 9. Septem­ber 1854 wurden die Handelskammern Stutt­gart, Heilbronn, Reutlingen und Ulm errichtet.

Schon wenige Jahre später aber begehrten die großen industriellen Unternehmungen anderer Bezirke, namentlich in Heidenheim und Calw, eigene Vertretungen. Im Jahre 1866 wurde die Errichtung der vier weiteren Kammern Calw,

Heidenheim. Ravensburg und Rottweil be­schlossen. Die Konstituierung in Calw erfolgte am 8. Februar 1867 in einer hochoffiziellen Sitzung, bei der der Präsident der Zentralstelle Dr. von Steinbeiß anwesend war und in feierlicher Weise die Kammer als eröffnet erklärte. Die Kammern, die zunächst auch den Handwerker­stand zu vertreten hatten, erhielten ihren finan­ziellen Bedarf zunächst aus staatlichen Mitteln, bis sie im Jahr 1875 zum ersten Mal von den Firmen eine Umlage erhoben. Wie billig da­mals gervirtschastet wurde, zeigt der erste Haus­halt mit einer Ausgabenseite von 1169 Mark.

In buntem Wechsel ziehen die Bilder der letz­ten Jahrzehnte des vergangenen Jahrhunderts an unserem Auge vorüber:

Stipendiengewährung zum Besuch der Pariser Weltausstellung: Frage des Anschlußes an den Zollverein im Jahr 1867: Eisenbahnwünsche des Bezirks Freudenstadt: Frage der Verlegung des Kameralamts Hirsau nach Calw: Neubau des Suezkanals: Einführung des neuen Geldes.

Merkwürdig wenig Einfluß hatte offenbar der Krieg 1870/71 auf die einheimische Wirtschaft.

In den Protokollen wenigstens sind die großen Geschehnisse jener Zeit nur flüchtig gestreift.

Dagegen wird 1876 lebhaft verhandelt über die Vereinheitlichung der sämtlichen deutschen Ei­senbahnen,mit dem Labyrinth von Tarifen und den verschiedenartigen Interessen, die sie verfolgen". Die Kammer hat sich für die Ver­einheitlichung unter der Bedingung ausgespro­chen, daß auch die Bahnen derjenigen Bundes­staaten, welche große Bahnkomplexe im Besitz haben, an das Reich übergehen sollten. Wir sehen im folgenden Jahr Maßnahmen zur Si­cherheit der Genossenschaftsbanken, von denen einige größere außerhalb des Bezirks als Fol­ge der Gründerjahre verkracht waren. Schon im Jahr 1878 beantragt die Kammer die Auf­

hebung der Jahrmärkte, die sich nach Einfüh­rung der Gewerbefreiheit vollständig überlebt hätten. Trotzdem zeigen heute nach über einem halben Jahrhundert die Märkte noch eine zähe Lebenskraft. Wie röte Fäden ziehen sich von nun ab durch die Protokolle die Wünsche des Bezirks um Verbesserung des Fahrplans und die Frage der Bekämpfung des Hausierhandels. Nach der Nutzbarmachung der Wasserwerksan­lagen zur Erzeugung von elektrischer Kraft wird über die Frage einer Monopolstellung des Staa­tes für derartige Anlagen gesprochen. Auch die Wünsche der Wirtschaft nach Ausprägung von Münzen kommt öfters zur Sprache. Im Jahr 1896 werden 29-Psennig-Stücke aus Silber, im Jahr 1904 die Zurückziehung des Talers und 3-Markstücks und eine Umprägung des 5-Mark- Stücks in handlichere Form gewünscht. 30 Jahre hat es gedauert, bis auch diese Frage praktisch gelöst wurde.

Wie der Krieg und die Nachkriegsjahre unsere Wirtschaft umgemodelt und in neue Formen ge­gossen haben, ist noch in allgemeiner Erinnerung und bedarf keiner Darstellung aus unseren Protokollen.

Mit Ehrfurcht wird des Todes und des Re­gierungsantritts der Kaiser und Könige gedacht, die Flottenvorlage vom Jahr 1897 lebhaft be­grüßt,durchdrungen von der Ueberzeugung, daß die angesponnene Verstärkung der deutschen Flot­te nicht nur den Interessen des deutschen Han­dels, sondern aller Erwerbsklassen förderlich sei."

Unter den Namen der Kammermitglieder und Vorsitzenden finden wir Persönlichkeiten von ho­her wirtschaftlicher Bedeutung.

Vorsitzende der Kammer waren:

E. Dörtenbach sen. 1867/69; Louis Wag­ner 1870/71; Julius Stählin 1875/89; Louis Wagner 1890/95; Emil Zöppritz 1896/1907; Georg Wagner 1908/22; Erwin Sannwald 1923/31.

Sekretäre der Kammer:

Rechtsanwalt Schwarzmann 1867/71; Ratschreiber, später Stadtschultheiß Haff- ner 1874/1902; Stadtschultheiß Conz 1902/ 1918 und Rechtsanwalt Rheinwald 1919/ 1931.

Mit schönen Worten schildert ein Protokoll vom Juli 1918 die Persönlichkeit des auf dem Feld der Ehre am 6. April 1918 gefallenen Sekretär Conz.

Niemand wird behaupten wollen, daß gerade für unfern Bezirk die Neuregelung des Han­delskammerwesens eine ideale Lösung darstellt. Man muß sie aber als gegebene Tatsache hin­nehmen; vielleicht ist sie nur eine Uebergangs- form sür eine zukünftige Gestaltung der Wirt­schaftsbezirke im neuen deutschen Reich. Eine Beschäftigung mit den Protokollen der Handels­kammer aus beinahe 7 Jahrzehnten zeigt deut­lich, daß die kleinste Kammer in Württemberg nicht nur für die Wirtschaft des Bezirks, son­dern auch für die Gesamtinteressen Württem­bergs ersprießliche Dienste geleistet hat. Damit hat sie die ihr zugewiesene Aufgabe pflichtge­mäß erfüllt.

Opfer find Bausteine für eine neue Zukunst!