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Während in Württemberg die Weinlese so gut wie abgeschlossen ist, nimmt in den übri- gen Weinbaugebieten des Reiches die Lese erst in diesen Tagen ihren Anfang. Der Him­mel hat der deutschen Winzer Sehnsucht und Glauben nicht zuschanden werden lassen: das wird ein Weinchen werden, dieser 1934er. wie ihn jedes Jahrhundert meist nur einmal kennt und schenkt; die Kenner werden sich vermutlich einige Flaschen von ihm im Kel- ler aufbewahren bis an ihr Lebensende, um bei besonders feierlicher Gelegenheit noch ein. mal die Sonne und den Duft dieses unbe- schreiblich sonnigen Sommers und Herbstes 1934 Gegenwart werden zu lassen in der- trautem Kreis, dem die Geister des 1934er Wärme und Heiterkeit und köstliches Labsal schenken werden.

Der letzte große und edle Weinjahrgang ist für Deutschland der 1921er gewesen. Er ist berühmt und gesegnet bei allen Kennern in aller Welt. Der 1934er jedoch soll ihn allen Anzeichen nach noch übertressen, so wird uns von den Fachleuten des Rheinlan­des, der Mosel, der Nahe, der Ahr, der Schwabengaue versichert: er wird ein so- genannter Jahrhundertwein sein, der dritte 34er, der zu Weltruhm gelangt.

Schon im Jahre 1734 hat herrlicher Wein die deutschen Lande gesegnet.Viel und gar köstlich gut!" vermelden uns die Chroniken und wisjen ähnliches von dem Gottessehen des Jahres 1934 auszusagen:Der Winter ganz gelind", so findet man in der Rhein- gauer Geschichts- und Weinchronik ausge­zeichnet.weder Schnee noch Eis. ständig heftiger Wind. Frühjahr zeitig, naß und kühl, Weinblüte Johanni ganz vorüber, Mai bis Oktober beständig Schönwetter, viel Hitze, wenig Rege«, klein Wasser. Die Qua- lität des Weines außergewöhnlich feingärig, jedoch im allgemeinen nicht fett und dick, ein vollkommener Herbst/

Solch Rühmen und Danken wird die Chronik nun auch einmal von dem 1934er vermelden. Denn die Sonne dieses Som­mers, die ansonsten dem Landmann gelegent- lich -viel Sorgen bereitet hat, ist des Winzers Segen gewesen am Rhein, an der Mosel, am Main. Schon im frühen April begann der Austrieb der Reben. Selbst die gefürchteten Eisheiligen haben nicht gestört durch ihren berüchtigten Frost, sie erwiesen sich als ein­seitig. Die ganze Folgezeit ließ die Reben in seltener Gesundheit zu prallster Fülle reifen. Hundert Tage sind seit beendeter Blüte ver­gangen, in diesen Tagen segnete nichts als Sonne die Trauben, die das Licht und die Wärme des Himmelsgestirns zu seltener Süße wandelten, als welche sie bald wärmend und liebend unser Blut durchrieseln wird.

In dem berühmten Markgräflerland aller­dings wird es, wie gemeldet wird, quanti­tativ nur einen durchschnittlichen Herbst geben. Aber eS kommt ja auch nicht auf die Quantität, sondern auf die Qualität an, und die wird einen Rekord bedeuten, wie man ihn auch hier seit einem Jahrhundert nickt mehr erlebt hat das kann man nach

den Ergebnissen der Frühlese schon heute fest- stellen.

Quakitätsrotweine werden von der A h r erwartet. Der Behang der Reben ist allent­halben gut, die Mostgewichte sind allgemein höher als in den Vorjahren, und der Säure­gehalt ist ausfallend zurückgegangen. Man hofft, nach noch einigen wenigen Sonnen­tagen. auf solch günstige Mostgewichte, daß man annimmt, aus jegliche Zuckerung ver- zichten zu können.

Trauer herrscht i« diesen nur in einem Teil der deutschen Weingebiete; es handelt sich um die Gemarkung Lorchhausen und das Nierstetner Gebiet. Hier sind während des Sommers mehrere lokale Unwetter nieder- gegangen, haben alle Hoffnung der Win­zer vernichtet schon zum fünftenmal hin- tereinander muß hier mit einer Mißernte gerechnet werden.

Aber auch bei uns im Schwabenland hat die Ernte vollauf zu befriedigen vermocht. Schon derNeue Süße" ließ erkennen, welche Süffigkeit aus den vergorenen Säften sprühen wird.

Ueberall sonst hat man bereits die Vorbe­reitungen getroffen, die süße gärende Flut in die Fässer zu zwingen. Für das Küfer- Handwerk aller Weinbaugebiete herrscht schon seit Wochen Hochbetrieb und Hochkonjunktur, man ist überbeschästigt mit der Schaffung neuer Fässer, da es überall an Behältnissen mangelt, weil selbst der kühnste Optimist solch eine wunderreiche Ernte nicht erwartet hat. Dieser Segen wird sich alsdann über den deutschen Binnenmarkt ergießen, denn der einheimische Verbrauch und Bedarf macht neuerdings wett, was an Ausfuhr verloren- aegaugen ist.

Schlüsse cle« k-uItmimHars

ZUM 40V. Gedenktag der Bibelübersetzung ...

Unter Bezugnahme auf eine Verordnung des Reichsminister- für Wissenschaft. Er- ziehung und Volksbildung betr. den 400. Ge- denktag der Bibelübersetzung hat Kultminister Mergenthaler bestimmt, daß in allen evang. Schulen im Geschichts-, Deutsch- unh Religionsunterricht, in den Schulen für beide*' Bekenntnisse im evang. Religionsunterricht vor dem diesjährigen Reformationsfest aus den Gedenktag hingewiesen und die Bedeu­tung der Bibelübersetzung Luthers den Schü­lern nahegebracht wird.

... und zum StaatOMndtag

In der Verordnung über den Staats- jnqendtaq ist im Anschluß an die Preußischen Bestimmungen vemerlt worden, daß lein Jugendbund berechtigt sei, am Sonntag seine schulpflichtigen Angehörigen für irgendwelche Veranstaltungen in Anspruch zu nehmen. Der Reichsminister für Wissenschaft, Er­ziehung und Volksbildung hat nunmehr diese Bestimmung dahin ausgelegt, daß unter den Begriff ..Jugendbund" nicht die Jugendab­teilungen der Erwachsenen-Sportverbände fallen, die sowohl dem Jugendsührer des

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Deutsche« Reichs als auch dem ReichSfPort- füürer unterstehen.

Mit Einwilligung der Eltern dürfe« diese Jugendabteilungen am Sonntag i« sport­licher Kleidung, jedoch nicht in Hitlerjugend-

Unisorm, Sport unter AiMchlutz des Ge­ländesports und der Fahrt in Verbindung mit Lagerleben betreiben. Auch rein religiöse Veranstaltungen fallen nicht unter das Ver­bot

Ich bitte um Auskunft . . ..

Briefkasten des »Gesellschafters*

Unter dieser Rubrik veröffentlichen wir die ans unserem iteierkreis an die ReSaküvn nerichtelen Anfragen, Den N-ragen ist jeweils die letzte Abonnementsauittuna bemiieaen. seiner :Iimki>vlto. «alls briefliche Auskunft gewünscht wird. Die Beantwortung der Anfragen erkolgt iemeils Lamstaas. g-ür die erteilten Auskünfte übernimmt die Redaktion nur die vrebaeletzliche BeiaiUmorlnng

A. S. in Sch. Wenn Sie beim Abschluß Ihrer Krankenversicherung nichts unterschrieben haben, daß Sie nach dem eventuellen Ableben Ihrer Frau 13 RM. weiterbezahlen werden, sondern wenn Sie lediglich für sich selbst und Ihre Frau, sowie die beiden Enkelkinder zusammen auf 1b RM. pro Monat abgeschlossen haben, so ist der Ver­trag jetzt entweder ganz hinfällig, oder aber muß die Versicherung den für Ihre Frau eingesetzten Betrag von 8 RM. von der monatlichen Summe abziehen, so daß nur noch 7 RM. zu bezahlen wären. Allerdings ist dabei immer Voraus­setzung, daß von Ihnen keine Vereinbarung ge­troffen wurde, auch nach dem Tode Ihrer Frau den ganzen Betrag weiterzubezahlen.

Ob nun die Versicherung ganz gelöst ist oder ob die 8 RM. abgezogen werden müssen und der Vertrag an sich weiterbesteht, das kann nur aus den Statuten der Versicherung ersehen werden.

G. W. in C. Wenn Sie nach dem Erwerb einer Ware mit einer Mängelrüge Erfolg haben wollen, muß sie sofort nach dem Empfang der Ware er­hoben werden. Wie der erste Zivilsenat des Reichsgerichts mit seinem Urteil 177/32 ent­schieden hat. müssen geschlossene Gegenstände wie Röhren »sw. auch an den Jnnenteilen geprüft werden. Da Sie dies versäumt haben, bleibt die nachträgliche Entdeckung der Fehler ohne recht­liche Bedeutung.

W. B. in B. Der Entleiher haftet für den Schaden, den er Ihnen durch Fahrlässigkeit an der entliehenen Säge zufügte. Ist die Säge nicht mehr zu gebrauchen, so hat er Ihnen den Wert, andernfalls die Wertminderung, zu ersetzen. Setzen Sie dem Entleiher zur Ordnung der Angelegen­heit eine kurze Frist. Wird die Angelegenheit gütlich nicht erledigt, so müßten Sie beim zu­ständigen Gericht Klage erheben. Wir weisen Sie darauf hin. daß Ihre Ersatzansprüche binnen sechs Monaten von der Rückgabe der geliehenen Sache an verjähren.

M. Z. in H. Soviel sich aus Ihrer Anfrage er­sehen läßt, leben Sie mit Ihrer Frau im Güter­stand der Errungenschaftsgemeinschast und wollen nun für den Fall des Todes des einen Ehe- Partners Ihren beiderseitigen letzten Willen nie- verlegen. An und für sich regeln die verschiedenen Güterstände des BGB. lediglich das Verhältnis der Gütermasse zwischen den Ehegatten während der Ehe. Die Errungenschaftsgemeinschast endigt mit dem Lode eines Ehegatten (Z 1544 BGB.). In welcher Weise bei Bestehen eines solchen Güter­standes die Ehegatten über ihren Nachlaß Bestim­mungen treffen wollen, bleibt dabei ihnen über­lassen. Es kann dies auch im Wege eines gemein­schaftlichen Testaments erfolgen. Wir möchten Ihnen jedoch dringend empfehlen zumal uns nicht bekannt ist. ob in Ihrem Ehevertrag schon Bestimmungen für den Todesfall vorgesehen sind das Testament vor dem Notar zu errichten. Die sicherlich nicht allzu großen Kosten hierfür lohnen sich, denn gerade ein formrichtiges und klares Testament ist geeignet, viel Zank und Streit unter den Erben zu vermeiden.

Autosritze. Bei normalen Verhältnissen kann ein Auto zum Stehen gebracht werden: bei 20 Kilometer auf 8 Meter in 0.8 Sekunden, bei 30 Kilometer auf 9Vr Meter in 1,2 Sekunden, bei 40 Kilometer auf 16 Meter in 1,S Sekunden, bei bO Kilometer auf 24 Meter in 1.8 Sekunden, bei

60 Kilometer auf 24 Meter in 2.1 Sekunden, bei 70 Kilometer auf 45 Nieter in 2.4 Sekunden, bei 80 Kilometer auf 65 Meter in 3,0 Sekunde«. Drum Vorsicht!

A. M. in S. Eigentümer von Automaten in Bahnhöfen können verschiedene Personen sein. Die Aufstellung muß behördlich genehmigt wer­den. Die meisten Automaten sind patentamtlich geschützt. Sie unterliegen besonderen Abgaben. Hersteller der Automaten ist z. B. die Deutsche Au toma te n-G e sel l s ch a f t, Berlin 0 1. Schiffbauerdamm.

I. Sch. in A. Wenn Sie Ansprüche aus einer Unfallversicherung erheben wollen, so müssen Sie zunächst beweisen, daß die Verletzung wirklich auf einen Unfall zurückzuführen ist. Gelingt Ihnen der Beweis nicht, spricht zum Beispiel nur der äußere Schein für einen Unfall, dann muß die Versicherungsgesellschaft, die die Zahlung ab­lehnen will, ihrerseits den Beweis dafür erbringen, daß die Verletzung des Versicherten nicht durch einen Unfall herbeigeführt worden ist.

I. B. in W. Das Weingesetz anerkennt als wirklichen Wein" das durch alkoholische Gärung ans dem Saft der Traube hergestellte Getränk, dein bei der Kelterung keine anderen Stoffe zugesetzt werden dürfen, als das Gesetz ausdrücklich zuläßt. Gepantschter Wein ist da- gegen nach der üblichen Meinung ein Getränk, das, ohne wirklich Wein zu sein, doch dem Wein so ähnelt, daß es gewöhnlich mit dem wirklichen Wein verwechselt werden kann. Sowohl das Nach­ahmen von Wein wie auch das Inverkehrbringen des künstlichen Produktes ist strafbar. Jede dieser beiden verbotenen Handlungen kann auch für sich allein bestraft werden, dann nämlich, wenn der Wein zunächst verfälscht wird, ohne daß die Absicht besteht, das Erzeugnis nachher als Wein zu veräußern. Besteht aber bereits während der Nachahmung die Absicht, das Getränk in Verkehr zu bringen, so nimmt das Gesetz Tateinheit an und bestraft dementsprechend.

Also. Vorsicht beim Mischen!

P . tt. in F. Ihre Frage hat heute besondere Bedeutung erlangt. Man nimmt in der kauf- münnischen und gewerblichen Praxis häufig an, daß der Arbeitgeber berechtigt ist. wenn sein Be­trieb sich finanziell verschlechtert, seine Arbeit­nehmer ohne Rücksicht ans die im Arbeitsver­trag festgelegte Kündignngssrist zu entlassen.

Wichtig ist hier aber die Stellungnahme des Reichsarbeitsgerichtes in dieser Hinsicht. Wenn der Betrieb in allerschlech­tester materieller Lage sich befindet, selbst in Konkurs, ist eine fristlose Entlassung vollkommen ausgeschlossen. -Der Ar- beitnehmer hat selbst dann noch immer Ansprüche ans seinem Arbeitsvertrag.

Allerdings sobald der Arbeitgeber einwand­frei Nachweisen kann, daß sein Betrieb unmittel- bar geschädigt und weiter verschlechtert wird, wenn er diesen oder einen anderen Arbeiter oder Angestellten' weiter beschäftigt, liegen die Dinge anders. Es muß ein bis ins einzelne durch- geführter Beweis dieser Tatsache erbracht werden. Sie können dem Mann also nur kündigen, wenn Sic diesen Beweis erbringen können oder wenn keinerlei Vereinbarungen über eine eventuelle Kündigungsfrist getroffen wurde«,

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Ich komme dann und hole dich ab", sagte Robert Hellmann glückstrahlend.O, Eve... ich danke dir ... wie glücklich bin ich, daß alles wieder so sein wird wie früher."

Wieder umzog ein spöttisches Lächeln die Lippen der Frau.

Du armer Narr! hätte ein besserer Men­schenkenner, als es Robert Hellmann war, in dem kalten Blick gelesen, den sie ihm zuwarf. Glaubst du wirklich, Evelyn Ostin denkt an nichts weiter als an eine Fahrt ins Blaue mit einem jungen Menschen, der nichts mehr für sie bedeutet? Der ihr nicht Chancen, Glück, Erfolge bringt?

Geh, Robert", sagte sie kühl, als Robert sie stürmisch umarmen wollte.Es ist noch viel zu erledigen... laß mir jetzt meine Ruhe ... wir fahren ja bald ..."

Fahren wir wirklich, Evelyn?" fragte Robert Hellmann jetzt wieder im leisen Zwei­fel vor dem kaum Faßbaren.Läßt du mich nicht im Stich?"

Nein, nein ... beruhige dich ... du kannst dich darauf verlassen ... Uebermorgen!"

Wie betäubt verließ Robert Hellmann die Wohnung der Frau.

Draußen strich er sich, tief aufatmend, über die Stirn.

Eigentlich konnte er sich ja Evelyns plötz­lichen Sinnesumschwung nicht erklären ...

Ach, gleichgültig ... sie würde mit ihm kommen, sie würde bei ihm sein! Was gab es denn da noch zu überlegen!

Langsam ging er durch die Straßen ... Ob er Erika wieder einmal aufsuchte ... sie war gewiß böse, daß er sie ohne weiteres plötzlich verlassen hatte, sie meinte es ja wirk­lich gut, die kleine Schwester ... eine ganz weiche Stimmung überkam ihn.

Ach, wirklich ... es Hütte alles anders kom­men können! Eine seltsame Sehnsucht nach Erikas mütterlicher Zärtlichkeit, nach ihrer Fürsorge ergriff ihn.

Ach was! Das war vorbei! Evelyn hatte recht, das waren Sentinientalitäten ... sie paßten nicht mehr für einen Menschen, der für Geld und Vergnügen alles von sich ge­worfen hatte. Ehre, Bürgerlichkeit, Zukunft.

Unterdessen studierte Evelyn Ostin sorg­fältig die Schiffahrtslisten des Norddeutschen Lloyd.

Ihr Plan stand fest.

In Hamburg würde sie Robert verlassen, heimlich ein Schiff besteigen und fvrtfahren. Es war gut, jede Szene mit ihm zu ver­meiden. Er war in seiner Leidenschaft zu allem fähig. War sie fort, würde er ja wohl vergessen, sich an ihr zu rächen, würde sie nicht mehr verfolgen...

Einen Augenblick überlegte sie noch, ob sie ihren, Versprechen entgegen sich nicht doch jetzt schon heimlich ans die Reise begeben sollte.

Dann lächelte sie wieder. Fast ein wenig mitleidig. Schließlich ... warum sollte sie Robert die letzte Illusion nicht lassen? Und klüger war es zudem auch ...

25. Kapitel

Als Erika Hellmann an diesem letzten Tage ihrer Tätigkeit das Büro der Großbank Haii- dels-A.-G. verließ, löste sich aus dem Schat­

ten des großen Torbogens eine dunkle Ge­stalt.

Erschreckt fuhr sie zurück.

Herr Dr. Kernbach?" Es war etwas wie herbe Abwehr in ihrer Stimme.

Kommen Sie, Fräulein Erika", sagte der Dozent sehr ruhig und ernst.

Ich habe neue Nachrichten von Krinmial- rat Genner ..

Erika furchte die Stirn.

Der junge Gelehrte bemerkte es.

Er schwieg einen Augenblick lang, dann ries er ein Auto heran und sagte noch einmal herzlich und bittend:

Kommen Sie! Steigen Sie ein!"

Erika sah einen Augenblick lang nachdenk­lich in das ernste Gesicht, das ihr bittend entgegensah. Es lag so viel Ernst und Wärme, so viel Verständnis und Freundlich­keit auf den schmalen Zügen, daß sie schließ­lich nickte und einwilligte.

Ihr guter Freund bin ich doch trotz allem, nicht wahr?" sagte Alfred Kernbach jetzt ernst.

Ich danke Ihnen sehr für Ihre Hilfe", sagte Erika Heitmann gepreßt.Aber Sie müssen verstehen, daß es mir schwer fällt, nach alledem jetzt noch von Ihnen ..." Sie schwieg.

Warum sollte es Ihnen schwer fallen, sich ein wenig von mir helfen zu lassen? Weil Sie meine Werbung abgewiesen haben. Erika? Weil Sie mir ganz offen gesagt haben, daß eine aus Vertrauen und Kameradschaft gegründete Ehe nicht so ideal ist. wie Sie sich erträumt haben? Lie waren sehr ehrlich

zu mir, Fräulein Erika_>a. vielleicht war

eS falsch von mir,-Ihnen überhaupt einen solchen Vorschlag zu machen... ich hatte nicht einmal genug Gelegenheit, Ihnen das neulich zu erklären."

In Erikas Gesicht war eine leichte Röte getreten.

Lassen Sie mich Ihnen sagen, daß ich Sie sehr schütze, Herr Doktor Kernbach. Ich bin stolz cknd dankbar über Ihr Vertrauen ... o bitte, seien Sie nicht böse, wenn ich Ihren Wunsch nicht erfüllen kann..."

Sie haben mich falsch verstanden, Erika", sagte der Gelehrte ernst.Es war nicht meine Absicht, weiter in Sie zu dringen... Sie erneut zu bitten ... ich weiß es längst ...ich glaube Sie genug zu kennen, um zu wissen, daß einNein" von Ihnen immer einNein" bleiben wird."

Eine Weile blieb es still zwischen den bei­den Menschen.

Kernbach zwang sich zur Heiterkeit.Sehen Sie." sagte er leichthin,meine Arbeit, meine Forschungen, die nehmen alles von mir in Anspruch ... Ich habe stets dafür gelebt..." Ein leiser Schleier war über seiner Stimme, als er jetzt fortsuhr:Uno ich werde auch von jetzt ab wieder nur dafür leben ... Darüber habe ich vergessen, daß Frauenliebe einem Mann nicht zuftiegl, daß sie erworben werden will... ach nein, was sage ich. daß von Mensch zu Mensch jene un­bedingte Ordre du coenr sein muß. >enes Gebot des Herzens, das den wirklichen Be­stand der Ehe ansmacht, ihr Fundament ist. Ich vergaß das. Ich schätzte und verehrte Sie. Erika ... ich wollte Ihnen helfen. Eine Leidenschaft empfand ich nicht ... Ihre Ant-

wort war schon richtig _ um so mehr.

als ich weiß, daß Sie einen anderen Mann lieben ..."

Erika fuhr auf. Eine herbe Abwehr malte sich in ihren Zügen,

Habe ich Sie verletzt? Das wollte ich nicht. Aber sagen Sie, Erika, habe ich nicht recht?"

Fortsetzung solgt.