ktober 1934

Nr. 234

Montag, 8. Oktober 1934

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Europäische Geschichte ohne Deutschland

nicht denkbar!"

Mussolini über Wirtschaft«-, Außen- und Rüstungspolitik

in. Mailand, 7. Oktober.

Die angekündigle Rede des italienischen Ministerpräsidenten wurde am Samstag abend auf dein Mailänder Tomplatz vor etwa einer halben Million Menschen gehal­ten. Mussolini beschäftigte sich zunächst mit Fragen der italienischen Wirtschaft, wobei er als Lösung der notwendigen Regelung der Erzeugung den Grundsatz der Selbstdisziplin sowohl der Arbeitgeber als auch der Arbeiter verkündete. Ter Faschismus stelle die wahr­hafte Gleichheit aller Einzelpersonen gegen­über der Arbeit und der Nation her. Tie Wirtschaft, vom Staate unterstützt und kon­trolliert. müsse auch das Problem der Ver­teilung des Reichtums lösen, damit sich das widersinnige und grausame Beispiel des Elends inmitten des Ueberslufses nicht wie­derhole.

Auf außenpolitische Fragen übergehend, wendete sich Mussolini Südslawien zu, dessen Presse erverletzende Polemiken" vorwarf. (Was du nicht willst, das man dir tu', das füg' auch keinem andern zu!" Tie Schristleitung.)Immerhin können wir. die wir uns stark fühlen und es auch sind, noch­mals die Möglichkeit einer Verständigung bieten, für die bestimmte Voraussetzungen bestehen." Er wies die Behauptungen, daß Italien in Oesterreich Eroberungsabsich- ten habe und der österreichischen Republik eine Art Protektorat auferlecicn werde, als .wisstutlich e Lüge" zurück und betonte dann, Vak d I e E n t w I ck l n n a der e n r o p ä - eschen Geschichte ohne Deutsch­land nicht denkbar ist; es sei aber notwendig, daß einige deutsche Strömungen nicht den Eindruck erwecken, daß es Deutsch­land sei, das sich dem Laus der europäischen Geschichte entziehen wolle. Schließlich be­tonte Mussolini die ausgezeichneten Bezie­hungen zur Schweiz und die Besserung der Beziehungen zu Frankreich, deren Ergebnisse sich zwischen Ende Oktober und Anfang November zeigen werde.

Die Abrüstungskonferenz bezeich­nte er als unaufweckbar. Deshalb bestehe Italien entschlossen auf der vollständigen militärischen Ausbildung des Volkes. Mus­solini schloß: Wenn die Zukunst den wahren und ersprießlichen Frieden bringt, werden wir unsere Gewehrläuse mit Oelzweigen schmücken können. Aber wenn das nicht zu- trifst, so könnt ihr sicher sein, daß wir als Männer, die im Zeichen des Liktorenbündels st ehe n, notfalls die Spitzen unserer Bajonette mit den Lorbeeren und Eichen- blättern aller Siege schmücken werden.

Die Rede Mussolinis wurde auch von allen französischen Staatssendern über­nommen.

Ein Lejetziammwechsel Mufsolmi-GLmbös

Budapest, 8. Oktober.

Ministerpräsident Mussolini hat am Sonntag an den ungarischen Ministerpräsidenten Göm- bös folgendes Telegramm gerichtet:

, ,.Es ist mein Wunsch, Ihnen mitzuteilen, daß ich am Schluffe meiner Rede, als ich über den Frieden und die ihn begleitende Erscheinung sprach, an Ungarn gedacht und auf dasselbe an- gespielt habe."

Ministerpräsident Gömbös antwortete mit folgendem Telegramm an Mussolini:

»Ich bin dankbar für Ihr Telegramm."

Geteilter Eindruck in Frankreich

Die Mailänder Rede Mussolinis hat in der französischen Presse eine ziemlich gute Auf­nahme gefunden. Die Blätter unterstreichen dni entschlossenen Ton des Duce, bemerken aRr gleichzeitig, daß er die Tür für alle Verhandlungen offen gelassen habe. Besonderer Nachdruck wird natürlich aus die Feststellung Mussolinis gelegt, wonach sich die Beziehungen zu Frankreich gebessert hätten. Seine Ausführungen über Südslawien seien zwar energisch, aber nichtsdestoweniger fried­

lich und veruyigend gewewn. Es handle sich um eine G e st e 0 o n g r o ß e r p o l i t i s ch e r Bede «tun g, die Bärchens Bemühungen nur unterstüi-en Enn,.

Die Zurückweisung des Gedankens an ein italienisches Protketorat über Oesterreich sei äußerst wichtig und werde von der Kleinen Entente bestimmt mit Genugtuung ausge­nommen werden. Seine an Deutschland ge­richteten Worte bedeuteten eine klare Ein­ladung, nicht länger auf derdiplomatischen Jmliernnci" zu bestehen.

Der Anßenpolitiker de?Echo de Paris". Pcrtinax. ist nnt der Red? Mussolinis nich: einverstanden. Seine Ausführungen genügten nicht, Frankreich am Vorabend der Romreise Parthon? über die wahren Absich­ten der italienischen Regierung auszullären und zu beruhigen.

Me«»»-» RetniteiielistelliW» i« NMreich

Zwei neue Verordnungen Marschall Petains Paris, 7. Oktober.

D r französische Kriegsminister, Marschall Hi.am, >M zwei Verordnungen über die Einstellung ins Heer und die Anwerbung von sogcnann-en Spezialisten erlassen.

Die Verordnung über die Einstellung ins Heer soll zum Teil den Rekrutenausfall wett­machen, der sich infolge des Geburtenrück­ganges als Folge der Kriegszeit in den

kommenden Jayresklasscn auswirckm wird. Tic Verordnung gibt die Mög­lichkeit, im Notfall wieder zah­lenmäßig unbegrenzte Einstel­lungen zuzulasscn.

Die Verordnung über die Anwerbung von Spezialisten vereinfacht die bisherigen Ein­stellungsbedingungen. Militärpersonen. die schon einberufen waren, können ohne vor­herige Prüfung als Spezialistenanwärter wieder eingestellt werden. Ebenso sind auch die Forderungen sür die Nenanwerbnng und Wiederanwerbung von Spezialistenanwär- tern erleichtert worden. Ter Einstellungs­oder Wiedercinstellnngsvertrag ist unter ge­wissen Bedingungen nach 19 Monaten bzw. nach einem Jahr kündbar.

In der Bekanntmachung über diese beiden Verordnungen wird darauf hingewiesen, daß die Personen, die ihre Dienstzeit noch nicht erledigt haben und die Personen, die dem­nächst ans dem Heere ausscheidcn oder schon ausgeschieden sind, die drohende Arbeitslosig­keit dadurch vermeiden können, daß sie ent­weder die Heereslaufbahn einschlagen oder durch einen kurzfristigen Eintritt ins Heer die Zeit abwarten, zu der sie wieder im bür­gerlichen Leben unter günstigeren Bedingun­gen Unterkommen können.

Schweizer M MMenKer des Smr-MMmlirurMiMos

bk. Saarbrücken, 7. Oktober.

Das schweizerische Mitglied der Abstim­mungskommission. v. Henry, hat auf seine Anfrage beim Eidgenössischen Politischen De­partement die Auskunft erhalten, daß von den schweizerischen Behörden gegen die Berufung von Schweizer Bür­gern zu Vorsitzenden der Abstim­mung s b n r o s kein Einwand er­hoben wird.

UWkt der sMWeu Alse Mmunden?

Katalanischer Separatistenaufstand niedergeworfen

§1. Paris, 7. Oktober.

Ter neue spanische Ministerpräsident L e r- roux, weit tatkräftiger als sein Vorgänger Samper, scheint sich, soweit sich die Lage in Spanien nach den hier vorliegenden Nach­richten überblicken läßt, gegenüber dem Gene­ralansturm der regierungsfeindlichen Kräfte in Spanien, behaupten zu können.

Der Samstag brachte eine der schwersten Krisen, die die spanische Republik bisher durchmachen mußte. Obwohl der General­streik nicht lückenlos durchgeführt wird selbst in Madrid konnte mit Hilfe der katho­lischen Arbeiterschaft ein Notverkehr aufrecht­erhalten werden, kam es sowohl in der Hauptstadt als auch in den verschiedensten Teilen des Landes zu schweren Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Aufständi­schen. In einzelnen Dörfern ist sogar die kommunistische Herrschaft ausgerusen wor­den. Bei Mi er es genügte das Auftauchen von sechs Militärflugzeugen, um die Auf­ständischen zum Räumen ihrer Stellungen zu veranlassen. In Madrid flackern die Schieße­reien immer wieder auf. Gegen einen Mini­ster wurde ein mißglücktes Bomben­attentat verübt. Die Marxisten setzten starke Hoffnungen auf die katalanischen und baski- ichen Separatisten.

Acht StundenSelbständige kakalanische Republik"

Während die Marxisten in Madrid am Samstag abend zu einem neuen Angriff schritten (nachdem die Regierung beschlossen hatte, trotz des Fernbleibens der Linksoppo­sition sich am Dienstag dem Parlament vor­zustellen), wurde die Lage von Barcelona aus gefahrdrohend verschärft. Um 20.15 Uhr erschien der Präsident der. katalanischen Ge- neralnmta Companys auf dem Balkon der Generalidad und verlas unter dem Jubel der Menge einen Aufruf, in dem es hieß:

Katalanicr! Tie monarchistischen und faschistischen Krissw haben die Regierung übernommen, um die Republik zu zerstören.

Katalonien kann dem ganzen spanischen Volk, das sür seine Freiheit kämpft, seine Solidarität nicht verweigern. Katalo­nien bricht alle Beziehungen zu den spanischen Regier nngs st ei­len ab."

Gleichzeitig wurde eineprovisorische spanische Zentralregierun g", hinter der der frühere Ministerpräsident Azana stehen soll, gebildet, die Spanien in eine Bundesrepublik umwandeln sollte.

Der Spuk dauerte aber nicht lange. Ler- ronx verhängte um 23 Uhr über das ganze spanische Staatsgebiet, also auch über Katalonien, den K r i e g s z n st a n d. Gleich­zeitig wurden zu Land und über See Trup­pen gegen Barcelona in Marsch gesetzt. Katalonien wurde vom übrigen Land hermetisch abgeschlossen. Tie katala­nische Negierung verkündete zwar immer wie­der durch den Rundfunk, daß siesiegen oder sterben" werde, als aber in den ersten Mor­genstunden des Sonntag Mörser gegen die Negierungsgebäude in Bar­celona angesetzt worden waren, ergab sie sich um 4.15 Uhr. Tie Regierungs- Mitglieder, der Bürgermeister von Barce­lona und der Oberbefehlshaber der katala­nischen Streitkräfte wurden verhaftet.

Die Kämpfe in Barcelona dauerten dann den ganzen Sonntag über wohl noch an. doch bekamen die spanischen Regierungstrup­pen überall die Oberhand.

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Berlin, 6. Oktober.

Der Reichsschatzmeister hat eine Anordnung erlassen, in der es u. a. heißt:

Am 9. Oktober 1934 beginnt das Winter- hilsswerk des deutschen Volkes. Um diesem einen vollen Erfolg zu sichern, ordne ich hier­mit an, daß alle Gliederungen der Partei wre auch alle der Partei angeschlossenen Verbände wäh-

Ia§ Reurste in Kürze

Zwischen dem Stabsleiter der PO., Dr. Leh, und dem Reichsarbeitsführer H»erl wurde eine Vereinbarung getroffen, daß der gesamte Führernachwuchs der PO. in Zu» kunft durch den Arbeitsdienst gehen müsse.

Mussolini hielt in Mailand vor einer hal­ben Million Menschen eine große politische Rede.

Ans dem Memelgebiet wird wiederum ein neuer litauischer Gewaltstreich gemeldet.

Tic Richtlinien sür das Winterhilsswerk 1934/1935 werden von Dr. Goebbels am kom­menden Dienstag verkündet. Ebenso spricht am Dienstag auch der Führer.

Alfred Rosenbcrg sprach in Sachsen zu den Lehrern.

In Frankreich wurden zwei Verordnungen erlassen, die im Notfall eine unbegrenzte Ein­stellung von Rekruten ermöglichen.

ren 0 der Dauer des W i n l e r fl l i s s- werks jede Sammlung von Geld- und Sachspenden zu unterlassen haben. Ich mache die strengste Einhaltung dieser Anordnung allen Parteidienststellen zur unbedingten Pflicht.

. Ich weise daraus hin. daß das von mir für die Partei und die der Partei ange­schlossenen Verbände erlassene Verbot, also nicht bloß Sammlungen, die dem Reichs­gesetz unterliegen, umfaßt, und daß sich mein Verbot unabhängig von der Geltungs­dauer des Sammelgesetzes zeitlich bis zum Ende des Winterhillswerkes des deutschen Volkes erstreckt.

Von dem Verbot wird auch die Werbung von sogenannten fördernden Mitgliedern und von Patenschaften erfaßt. Die Erhebung von Spenden sür die Adols-Hitler-Spende der deutschen Wirtschaft wird durch mein Ver­bot nicht berührt. gez. Schwarz.

Das Kuratorium der Adols-Hitler-Spende gibt bekannt: Der bevorstehende Beginn des Winterhilswerks 1934/35 veranlaßt mich zu der Mitteilung, daß Sammlungen für das Winterhilfswerk nicht unter das Sammel­verbot zugunsten der Adols-Hitler-Spende der deutschen Wirtschaft fallen.

Bezüglich der NS.-Volkswohlsahrt ist fol­gende Regelung getroffen: Für Betriebe, die sich in ungünstiger wirtschaftlicher Lage be­finden und im Besitze der von der Adols- Hitler-Spende der deutschen Wirtschaft aus­gestellten Bescheinigung sind, kann von der Geschäftsführung des Kuratoriums auf An­trag das Sammelverbot zugunsten der Adols- Hitler-Spende der deutschen Wirtschaft auch auf die Spendenvorhaben der NSV. (Mit­gliedsbeiträge. Patenschaften usw.) ausge­dehnt werden. Dadurch sind bei Firmen alle weiteren Leistungen an die NSV. abgelöst.

Während der Dauer des Winterhilfswerks werden besondere Sammlungen für die NSV. nicht veranstaltet. Nachstehend ist noch einmal die Liste derjenigen Dienststellen und Einrichtungen aufgeführt, für die das im Auftrag des Führers durch seinen Stellver­treter erlassene «Lammelverbot zugunsten der Adols-Hitler-Spende der deutschen Wirtschaft Gültigkeit hat: PO. der NSDAP., SA., SS., NSKK.. HI., Luftsportverband, Lustschutz­bund. Arbeitsfront und NS.-Gemeinschaft Kraft durch Freude", NS.-Kriegsopferver- sorgung, NS.-Hago, NS.-Studentenschaft, NS.-Frauenschaft, NS.-FrontkämPferbund, NSV. Siehe obige Regelung.

Berlin, 4. Oktober 1934.

Der Vorsitzende des Kuratoriums:

gez. Dr. Krupp v. Bohlen und Halbach.

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Dresden, 6. Oktober.

Im Rahmen des großen Treffens der Politischen Leiter in Dresden fand am Frei­tag vormittag eine Tagung der Gauleiter der NSDAP, statt. Der Stellvertreter deS Führers war anwesend.

Die Führerin der NS.-Frauenschaft, Frau Scholz - Klink. gab den Gauleitern einen umfassenden Ueberblick über den Stand der nationalsozialistischen Frauenarbeit. An-