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Lalw im Schwarzwatd
Samstacs, den 15. März 1941
Vtr. 53
England will Jugoslawien in den Krieg gegen die Achse Hetzen
Lrulales ^vsivoeir aa äie Lelgraöer KegierunS, binnen einer krist lür 6en Larnp! an 6er Leite I.on6ons rn entsebeiäen - Vor einer neuen L.nberuiung 6es Lronrats
5onckerbericlit nnrerer Xoccerponäenten
lie--. Belgrad, 15. Mürz. Der britische Druck auf Jugoslawien hat sich seit einige» Tagen außerordentlich verstärkt. Der britische Gesandte in Belgrad. Campbell, erschien wiederholt im Belgrader Außenministerium, um im Aufträge -es Foreign Osfirc, wie nach Belgrader Informationen bekannt wird, eine Demarche an dir jugoslawische Negierung zu richten, dir in ihrer brutalen Form ein grelles Schlaglicht auf die englischen Kriegsauswei- lungsplänc auf den Balkan wirft.
Jugoslawien wird darin im Hinblick auf die durch den deutschen Einmarsch in Bulgarien entstandene neue Situation aufgcfordert, sich binnen einer Frist zu entschließen, an der Seite Englands in den Krieg gegen die Achse einzntreten. Falls die jugoslawische Negie
rung dieser Aufforderung gegenüber eine ablehnende Haltung einnehine. müsse sich Gro >;- britannien jede Handln ngs- und Aktiv n sfreiyeit Vorbehalten. In diesem Falle, so heißt es weiter in der Note, nuisie Jugoslawien damit rechne», nach einem britischen Sieg durch Aufteilung des Landes bestraft zu werden.
Um der Di marche noch mehr Nachdruck zu verleihen, hat Präsident Noosevelt, der bekanntlich seit einiger Zeit ein auffälliges Interesse für die Entwicklung in Jugoslawien bekundet, über seinen Gesandten in Belgrad eine Botschaft an die verschiedenen Parteiführer gerichtet, in dcr vor den Folgen einer Zusammenarbeit mit der Achse gewarnt wird.
In Belgrader politischen Kreisen ist dem Schritt Campbells gegenüber stärkstes Be
fremden festznstellen. Man betont, daß diese Einmischung in die jugoslawische Politik auf das schärsste abgelehnt werden müsse. Der massive angelsächsische Druck hat offensichtlich bei den maßgebenden Belgrader Stellen einen außerordentlich peinlichen Eindruck hervor- gcrufen. Man schiint immer deutliches zu erkennen, daß mau an der Themse unter Anwendung brutalster Mittel Jugoslawien in den Krieg verwickeln mochte.
Die Besprechungen des Prinzregenten Paul mit den maßgebenden politischen Kreisen Jugoslawiens sind am Freitag fortgesetzt worden. Es verlautet, daß wiederum ein Kronrat cinberusen werden soll.
Der genaue Termin der Einberufung ist noch nicht bekannt gegeben worden. Es scheint sich aber um einen sehrwichtigen Kronrat zu handeln.
Glasgow brennt an Men Ecken und Enden
Der erste Oroüsa-siitj suk 6en Hairple okubrkskea 8el ol lanels - l-e'onLliooen von ^ervultiLem kusms»I
l)»6. (k»K.) Dir Vollmond,»acht dom 13. zum II. Mürz wird für Englands zweitgrößte Stadt unvergessen bleiben: An diesem Tage lernte der Haupteinfuhr- und Berteilungs- Hasen Schottlands, Glasgow, zum erste»,mal seit Kriegsbcginn die ungeheure Schlagkraft massierter deutscher Luftangriffe kennen.
Zwischen Dämmerung und Sonnenaufgang legren zahlreiche Kampffliegcrverbände größere Teile der Hasen- und Industrieanlagen in Schutt und Asche. Die hellste Nacht dieses Monats — wie ein Hochofensener strahlte der Vollmond die markantesten Ziele an — gab unseren Bombenflicgern alle Möglichkeiten zur Durchführung ihrer Vernichtmigsansgabe. Ter verzweifelte Einsatz sämtlicher verfügbaren Abwehrmittcl, Nachtjäger in großer Zahl. Sperre schießende Flakartillerie , und lichtstarke Scheinwerscrstraßcn' vermochten nicht, den Erfolg der deutschen Großkampfmacht im geringsten in Frage zu stellen.
Lange bevor der Großteil des angreifendcn „Pulks" zur Landung ausrollte, trafen d i r ersten Erfolgsmeld urigen ein: ,Lmbe angegriffen, Ziel ausgezeichnet zu erkennen, starke, nachhaltige Brände!" Aehnliche Berichte liefen von jenen Kameraden ein, die zu einem Neberraschungsschlag gegen Hnll gestartet waren. — Die Schwere der England zugefügten Schäden — da sind auch die unausgesprochenen Gedanken der beimwärtsslie- aenden Besatzungen — ist für den Laien kaum faßbar.
Die Spannung erreicht ihren Höhepunkt, als die ersten Svrengwolken der britischen Flakartillerie vor dem Ziel in der mondklaren Nacht sichtbar werden. Für alle kommt kurz darauf der Augenblick des genau abgezirkelten Wurfes; merklich leichter wurden di: Kampfflugzeuge, als sich die schweren Bomben lösten.
Unten leuchten brandrote dunkle Kerne auf, im Entstehen begriffene Feuer, die sich sch'nn- genförmig weiterfressen. Daneben verrichten zahllose fallende Bomben ein neues Zerstö- ruiigswerk. Im Feuerschein strcl>eii mehr als einmal schwarze dunkle Fontänen hoch: Explosiv »en gewaltigen Ausmaßes! Wo die schwere» Brocken hinfallen - da ist jegliche Kumt eines Neuaufbaues vergeblich!
Manch eine unserer Besatzungen hat sich an, dem An- und Abflug mit britischen Nachtjägern hernmgeschlageii, manch eine wurde ni eine wüste Kurbele! über See verwickelt, bis der Gegner nach heftigem Fenergcfecht außer Sicht kam. Oft waren es auf früheren Flügen vier oder fünf Tommies, die uns in die Zange nahmen, bis wir ihnen so oder so entrinnen konnten, oft sahen wir auch niemand — obwohl Mann für Mann ständig in die Dunkelheit starrte. Uie eine Besatzung wird vor eine harte Prüfung fliegerischer Leistungsfähigkeit gestellt, die andere wieder schlüpft ohne besondere Schwierigkcsten durch ^agdsperxen. Scheinwerserstraße» und Sperr- srnergürtel. Vor ständig drohenden Ucber- ra.chnngen ist niemnnd sicher.
^ Unzählige Einzelergebnisse berichten nachher unsere Kameraden von diesem Turn an
der schmälsten Stelle der Insel, von mit Scheinwerfern durch den Liiltrnnm rasenden Jägern, von empfindlicher Kälte in großen Höhen, von dem seltsamen Blinlcn und Blitzen auf englischer Erde.
Ueberall unter dem blanken und millionen- fältig sprühenden Sternenhimmel lauert der Tod: In Gestalt von Ballonsperren, in üver- slark drohender Vereisung ... und mit Schcin- vräiiden versucht der Toinmh. die dent,chen Bomber vom eigentlichen Ziel wegznlockcn. Diese Nächte über britischer Erde, die prächtige Laune nach bestandener Gefahr, das sind die schönsten Erinnerungen im fliegerischen Leben! liriegsbericliler 'peler Ijolilscbeis
Lieber vierzig Großfeuer
Auch Kriegsberichter Udo Wolter schildert anschaulich die verheerende Wirkung des Massenaiigriffs deutscher Bomber auf Glasgow wie folgt:
Unser Flugzeug stürmt dem bereits durch die Bomben unserer Kameraden bezeichncten Ziel entgegen. Je näher wir an die Stadl koinmen, um so schauriger und erregender wird das Bild, das sich uns bietet. In einem großen Bogen kurvt unsere Maschine in das brennende Glasgow ein. Der Wind hat vom Meer her die letzten Dnnslschleier auigeris- scn. Unter uns liegt der Clhde und zu beiden Seiten der Stadt, die bis in die einzelnen Strasicnzüge, Gebäudeblocks und Parks zu erkennen ist.
Ich habe den Beobachtersitz eingenommen. Hauptmann N. liegt zum Abwurf bereit in der Burgkanzel. Flackernde, im Winde ansstei- gcndc Glut von riesigen Feurrs- br ttnsten und Großfencrn lodert an ungefähr 10 Stellen über dem Häusermeer. Zwischen diesen Nicsenbränden liegen Hun-
chxrtc von kleinen durch unsere Brandbomben soeben cntzüiibcle Schadenfeuer.
In einem Ziclraum von ungefähr andrrt- ha»v Kilomcic-r Ausdehnung slackt plötzlich im Hafenviertel Brand neben Brand ans. I:» diese Brände hinein schlagen die schweren, in einer riesigen dunkelroten Flamme hoch- gehendcn Kaliber anderer Maichinen. Im Verlause von einer Minute sind dort umen ganze Straßenzüge von Lagerhallen, Verwaltungsgebäuden und Schuppen vernichiet, riesigen Bränden a n.- gclicfcrt, die vor den rollenden Angriffe» dieses Einsatzes nicht gelöscht werden können.
Im nächsten Augenblick Hanen auch unsere schweren Brocken in die Tockanlagen, die sich lim die User des Stromes im Möndlicht und im Widerschein der Brände alzeichnen. Eine riesige Detonation! Die Stimme unseres Bordmechanikers meidet Treffer! Unter uns zuckt und blitzt es ans, fressen sich neue Fenersbrünste in die Stadt.
„Spcrrballone unter uns!" Gegen zwanzig dieser tückischen HaSblasen heben sich dunkel gegen die dnnkelrot dnrchglühten Brandschwa- dcn ab. Auch die Flak, deren Schüsse bisher weit abgelegen haben, meldet sich plötzlich mit gcwhrlichcr Genauigkeit. Aufblitzende Granaten, deren Sprengwölkchen in dieser Hellen Stacht deutlich erkennbar dicht bei uns liegen. zwingen uns. wieder auf Höhe zu gehen. Und hier aus dieser weiten Uebersicht wirkt das Bild dieser brennenden Stadt erschreckend und grausig. Brandherd neben Brandherd im Hafenviertel trifft sich ineinander. zerschmilzt im Hagel der nieder- fallenden Brandbomben z» einer einziaen sich über Hunderte von Metern erstreckenden Fcnersbrunst. Um diesen Fenerkrrn herum stellen gleich riesigen lodernden Fackeln die Brände der getroffenen Rüstungswerke, in die es immer im wilden Feuerwirbel hineinhaut.
pukvsrmagaZiy in -:'e Lust grslogrr»
bolsevsest veres kxp.osonsuoglüolr io Levilla - 50 locke op er unck über 500 Verletzte
Sevilla, 11. März. Im Stadtteil Crrro de Aguila ist am Freitagvormittag ein Hilfs- Pulvermagazin in die Luft geflogen. Die Wirkung der Explosion war geradezu der- hecrrnd, weil in dieser belebten Arbeitervorstadt 3N» Hüuser zerstört worden sind. Die Hälfte der Wohnviertel Santa Barbara und Eerro drl Aguila ist vernichiet. Die Zahl der Toten wird bis jetzt auf 5a, die Zahl der Verletzten auf über 50« geschätzt. Nach den bisherigen Feststellungen entstand dnS Unglück dadurch, daß beim Brrladen eine Pnlvrrkistr zur Erbe siel und explodierte. Ein Unteroffizier und vier Soldaten, die das Magazin bewachten, kamen ebenso wie brr Pförtner nms Leben. Unter den Toten und Verletzten befinden sich hauptsächlich ältere Frauen »nd Kinder. Alle Mitglieder der Falange arbeiten an der HiUs- organisation mit. Ganz Sevilla ist in tiefer
Trauer über bas Unglück, das unter brr mir drrbemittelten Bevölkerung so viel Menscher op'er gefordert hat.
Ep"Ȋpfr'r verladen LL"<*arn
Auch die Journalisten abgereist
Vo« unserem Korre»k»o»r1er,«e»
bö. Dnbaprst, 15. Mörz. In diesen Tagen schicken sich die letzten Engländer an, ungarisches Gebiet zu verlassen. Es verlautet, daß den englischen Staatsbürgern vom britischen Konsul eine kurze Frist gestellt worden ist, binnen welcher sie das Land verlassen müssen. Alle englischen Journalisten haben, bis auf den Neuter-Korrespondentcn, bereits die Donaustadt geräumt und sich nach Jugoslawien begeben von wo sie in die Türkei abwandc rn wollen Diese Eile der Briten ist in höchstem Grade verdächtig.
Rettungslos verloren
Von nnrerem Nerliuer 5cI,r,1>I»-i>er '
Nr. Hrrm»ll»8rku;trr !
Berlin, lü. März
Das laute Geschrei der Lhurchillisten um die ainerilanische Hilje hat sehr schnell einer gewissen Ernüchterung Platz gemacht. St o o s e- velt hat zwar das Hilsegesctz unterzeichnet, aber schon beginnt man zu erkennen, daß die amerikanische Hilfe für England nicht nur viel zu spät kommen wird, England infolgedessen keineswegs mehr retten kann, sondern daß die ans den Vereinigten Staate» kom» inende und von den Engländern so sehnsüchtig erwartete Hilfe tvi weitem nicht den Umfang annehme» kann, von dem man in London ursprünglich geträumt hat.
Das gilt vor allem bezüglich jener Kriegsschiffe, die England zur Sicherung seiner Ge leiten ge von den Amerikanern gerne haben mochte. Bekanntlich sind den Pluto- kraten um die Jahreswende 50 alte amerikanische Zerstörerkästen zur Verfügung gestellt worden. Diese Zahl reicht bei weitem nicht aus. Die englischen Bemühungen und Forderungen gingen daher fast ins Uferlose. Erst vor zwei Tagen versuchte ein überkluger englischer Schreiber seinen Landsleuten mit der Behauptung Mut zu machen, das; die Flotte der Vereinigten Staaten nicht weniger als US entbehrliche Zerstörer umfasse. Aber noch bevor diese Meldung richtig verbreitet war. kam eine eiskalte Dusche aus Washington, die den Plutokraten wieder einmal die ungeheure Gefahr vor Augen führte, die sie, über England heraufbcschworen haben. Denn' in einer in Washington veröffentlichten Erklärung heißt es. daß die Vereinigten Staaten „Im Laufe dieses Jahres" n u r 17 a l t e Z e r- störer an England übertragen werden. Nicht einmal zwei Zerstörer im Monat haben die Plutokraten also von den Amerikanern zu erivarten und angesichts des riesigen englischen Bedarfs an Schiffen zum Schutze von Gcleitzügen bedeutet eine so gestaltete Hilfe noch nicht einmal einen Tropfen auf einen heißen Stein.
Auch sonst wird die Enttäuschung für England groß werden. Denn während man mit mindestens dreistelligen Zahlen bezüglich der Lieferung von U-Booten. U-Boot- jägern nsw. gerechnet batte, wollen die Amerikaner im Lause dieses Jabres lediglich nenn alte Unterseeboote, fünf alte U - Bootjäger und einige Moskito-Boote an England abüefern.
Das alles wird auf die Plutokraten um so mehr ernüchternd wirken als sie genau wissen, daß auch die H a n d e l s t o n u a g e, die Amerika vielleicht abgeben kann, nicht übermäßig umfangreich sein kann. Dieser Tatsache kommt ni» so größeres Geivicht zu. als es sich allmählich in der ganzen Welt hcrnmgcsprvchen hat, daß die britische Vertu sk stati st i k keineswegs den Tatsachen entspricht. So schreibt z. B. die „New Bork Times", es sei anznnehineii. daß die wirklichen Verluste, der englischen oder in englischen Diensten stehenden Handelsschifsahrt um 75 Prozent höher seien, als es von der britisü^n Negierung zugegeben würde. In Wirklichkeit ist der englische Schiffsvcrlust noch viel größer und Großbritanniens Lage daher hoffnungslos.
Man erkennt in der ganzen Welt die tödliche Gefahr, wenn man sich vor Augen führt, daß England in einer Woche über 100 000, in den letzten vier Wintermonaten zwei Millionen und insgesamt schon neun Millionen Bruttoregistertonnen v e r » loren hat. Diese Nieienverluste können bei wcitem nicht ersetzt werden.
Gerade diese riesigen englischen Tonnage- Verluste sind es auch gewesen, die insbeson- > dere die amerikanische Oessentlichkeit in den letzten Tagen im Zusammenhang mit dem' Hilsegcsetz bestimmten, sich einmal eingehendere Gedanken über die für England sehr ernste Wirklichkeit zu machen. Die Schlußfolgerungen, zu denen angesehene amerikanische Blätter kommen, sind für England geradezu vernichtend. Es wird der Ueberzrn» giiiig Ausdruck gegeben, daß niemals so viel Kriegsmaterial hergestelit werden könne, um eine Gleichheit Englands mit Dentscb'and herbciznführen, daß auf der anderen Seite von dem für England bestimmten Kriegsmaterial nur e i n B r u ch t e i l f e i n Z i e l erreichen werde und das; im ganzen gesehen die amerikanische Hilfe für die Rettung Englands viel zu spät kommt. In den „Chicago , Dailh News" wird sogar osien zugegeben, daß iene'Kreisc durchaus recht hätten, die der An-, sicht seien, das; England längst vrrlaren kein' werde, bevor Amerika überhaupt erst richtig angesangen habe aufzurüsten.
Derartige Erkenntnisse sind überaus aufschlußreich. Sie bestätigen nur unsere eigene Ansicht, daß England auf jeden Fall nnter- gehen wird, mit oder ohne amerikanische Hilse.