Nr. 229

Dienstag, 2. Oktober 1934

108. Jahrgang

er GeseUscliakter

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Nationalsozialistische Tageszeitung

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Die spanische Regierung hat ihren Rück­trittsbeschlutz dem Staatspräsidenten mitge- trilt.

Der Reichsbischof sprach gestern in der Stuttgarter Stadthallc.

Reichsstatthalter Murr find vom Reichs- arbeitssiihrer Hier! die Abzeichen eines Gan- prbeitsführers verliehen worden.

Ein Orkan über Neuseeland hat schwere Schäden verursacht.

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Madrid, 1. Oklober.

Die spanische Regierung hat am Montag il n Rücktritt beschlossen.

Stach dreimonatiger Fericnpause trat das Parlament unter umfassenden Sicherheits­maßnahmen der Polizei zusammen. Mi­nisterpräsident Samper nahm sofort das Mort, nm seine bisherige Politik zu rechtfertigen. Anschließend erklärte der Fahrer der katholischen Volksak­tion, Eil Nobles, seine Partei werde die Negierung nicht mehr unterstützen. Die Ka- dincttsmilglieder zogen sich daraus zur Be­ratung zurück. Nach kurzer Zeit teilte der Landwirlschaftsminister der Presse den Rück­trittsbeschluß der Regierring mit. Ter Be­schluß wird noch heute dem Staatsprä­sidenten unterbreitet werden.

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Bukarest, 1. Oktober.

Obwohl sich wiederholt die Notwendigkeit einer- Umbildung des Kabinetts Tata- rescu bemerkbar machte, konnte sich der Ministerpräsident bisher nicht zu den erfor­derlichen Umbesetzungen entschließen, da zwi­lchen ihm und dem Parteipräsidenten Kon­stantin Bratianu ossenkundig keine Einigkeit über die Persönlich­keiten bestand, die bei der Regierungsum­bildung berücksichtigt werden sollten. Tie Gegensätze, die zwischen den älteren Politi­kern der liberalen Partei und der Gruppe der jungen seit jeher bestan­den. machten sich zweifellos auch hier gel­tend. Der Ministerpräsident hat nunmehr den Rücktritt des Handelsministers Theodo- rescu und den Tod des Unterstaatssekre­tärs Mavrodi zum Anlaß genommen, ein Ministerium zusaminenzusetzcn, das den Wünschen des Königs und seinen Absichten entsprechen soll. Nach dem Gesamtrück­tritt des Kabinett« betraute König Carol Tatarescu sofort erneut mit der Regierungsbildung. Wie aus Politischen Krei­sen verlautet, will Tatarescu versuchen, auch außerhalb der liberalen Partei stehende Per­sönlichkeiten in das Kabinett aufzunehmen.

Wie kurz nach der Neubetrauung Tatares- ms mit der Regierungsbildung aus Kreisen. >>e Außenminister Titulescu nahestehen, bekannt wird, dürste sich Titulescu nicht bereit zeigen, das Außenmini­sterium im neuen Kabinett Tatarescu wieder zu übernehmen.

MMN illMenWe Kkyeus

Ncuyork, 1. Oktober.

Das Auftreten einer italienischen Kapelle in einem Theater in der 14. Straße von Neuyork, die mitten im kommunistischen Agitationszen­trum liegt, führte zu starkenantifaschi­stischen Kundgebungen, so daß die Polizei eingreifen mußte. Die Menge versuchte, das Konzert durch Niederruse gegen Mussolini zu st ö'-en. Die Polizei mußte wiederholt gegen die etwa 8000 Mann starken Demonstranten Vorgehen, bis ihre Zerstreuung gelang. Bei Vorstellungsende entwickelten sich neue Schlägereie , die erneut das Ein­schreiten des bereitgehaltenen starken Po­lizeiaufgebots verunlaßten.

WnmüW VrruichtW freier Baller«

Der Kampf der Sowjets gegen

Moskau, 2. Oktober. !

Ein kürzlich herausgegebener Erlaß des Zentral-Vollzngs-Komitees gibt die Sätze der Sonderbesteuerung bekannt, die von den Einzel-Bauernwirtschat- t e n erhoben werden. Die Steuern für Einzel-Bauernwirtschaften werden näm­lich anders berechnet als für Kollektiv­wirtschaften. Tenn es ist beabsichtigt, diesen Einzel -Bauernwirtschaften bedeutend schwerere Steuerlasten auszu­erlegen. So müssen beispielsweise die­jenigen Einzelwirtschaften, die kein agrar­steuerpflichtiges Arbeitsvieh und keine Markteinkünfte haben, als Sondersteuer 75 bis 10 0 v. H. der allgemeinen Agrarstcuer dazu zahlen. Besitzen sie aber Arbeitsvieh oder Markteinkünfte, so er­höht sich die S o n d e r st e u e r auf 100 bis 175 v. H. der normalen Agrarsteuern. Bei den sogenannten Großbauernwirtschaften (Kulaken) steigt die Sondersteuer auf 2 00 v. H. der Normal st euer an. Praktisch folgt daraus, daß die durch die Sonderstcuer vermehrte Normalsteuer mehr als das Ge­samteinkommen der sogenannten Kulaken betragen kann und die Substanz des Ver­mögens damit aufgezehrt wird.

Ties liegt jedoch vollkommen im Sinne der Sowjerpolitik: denn die sogenannten Kulaken sollen ja als Klasse verschwinden.

An dein gegenwärtigen Steuerfeldzug sind jedoch noch folgende Gesichtspunkte be­merkenswert: Erstens. daß überbauvt

40facher Lebensretter

Wien, 2. Oktober.

Das Leo bener Militärgericht verurteilte am Montag den 37jährigen Schuhmacher und Bergführer Peter Pfister wegen Aufruhrs und Verbrechens nach dem Sprengstoffgesetz zum Tode durch den Strang. Pfister hat am Abend des 25. Juli den Gendarmerieposten in Admont iSteiermark) überfallen und Schuhkorpsleute gefangen genommen. Auch einzelne Bewoh­ner wurden von feiner Truppe festgenommen. Er hat außerdem an der Zerstörung einer Brücke mitgewirkt. Wie er aussagte, fei er gerade an diesem Abend mit einer Dame aus den Bergen zurückgekommen. Es seien be­reits Trupps in den Straßen gewesen, die ihn zum Mittnn aufgefordert hätten. Auf verschiedene Fragen antwortete er. er sei seit 5 Jahren Bergführer, habe an 60 Rettungsexpeditionen teil­genommen und 40 Menschen das Leben gerettet. Dafür seien ihm das Grüne Kreuz für Lebensrettung, die Sil­berne Verdienstmedaille der Republik für Lebensrettung und das Ehrenzeichen des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins sowie ein Anerkennungsschreiben des Bundespräsidenten Miklas verliehen worden.

Ter zum Tode durch den Strang verurteilte Bergführer Peter Pfister wurde zu 15 Jahren schwerem Kerker begnadigt.

DZ§ Erbe -er E-rWich-Eozialen

Wien, 2. Oktober

Dm Führer der katholischen Aktion hielten am Sonntag eine Tagung ab, auf der her­vorgehoben wurde, daß die Aktion das Erbe der Christlich »Sozialen Bartei zu übernehmen babe. Dei Vorsitzende der Aktion, der Hauptschrift- leiter der Christlich-SozialenReichspoft". Dr. Funder, führte aus, daß man sich vor dem Schlagwort des politisierenden Kat­holizismus nicht zu fürchten brauche. Es gebe keine Politik, die nachdrücklich zu betreiben nicht die Pflicht eines jeden Katholiken wäre. Dr. Funder verlangte weiter die Erfassung der Intelligenz und die Eingliederung der Wirtfchaftssührer m den Jdeenkreis der katholischen Aktion.

die Einzelbauern-Wirlschaften

noch K n l a k e n w i r t s ch a s t e n alS vorhanden angeführt werden, was sich angesichts des seit Jahr und Tag betriebenen Vernichtungsprogramms nur so erklären läßt, daß der Begriff:Kulak" letzt­hin einen neuen Inhalt und eine er­weiterte Auslegung erfahren hat. so daß heute ein andersartiger Besitztyp als früher im Sowjetdorf als kulakisch verfemt werden soll. Ein zweites beachtliches Moment wird durch Pressekommentare zu deni Erlaß hervorgehoben. Diese Presse­kommentare betonen nämlich, daß trotz aller planmäßigen Begünstigung der kollektivierten Bauernwirtschaft sich die Einzel-Bauernwirt­schaften ans verschiedene Weise in eine wirtschaftlich vorteilhafte Lag« zu bringen gewußt hätten. Ins­besondere hätten sie sich Nebenver­dienste verschafft, so durch Fuhrdienste, durch Verkauf auf freiem Markt usw. Daß die Sowjetpresse diese Tatsache beleuchtet und daß sie den Steuerbehörden vorhält, daß gegen die Einzel-Bauernwirtschaften aus sinanztechnischein Schlendrian nicht ener­gisch genug vorgegangen würde, zeig! deutlich, was gespielt wird.

Der Restbestand des Bauerntums, der sich der Kollektivierung entzogen hat, ist noch immer beträchtlich. Es wird nun ver, Steuerbehörde nahegelegt, das ihrige zv tun. um der Sowjetpolitik gegen das Bauerntum Geltung zu ver­schaffen.

zum Tode verurteilt

Übertritte zur Deutschen Front

Ottweiler (Saar), 1. Oktober.

In der am Sonntag in Ottweiler abgehal­tenen Versammlung der Deutschen Front wurde mitgeteilt, daß der bisherige sozialdemo­kratische Stadtverordnete Kasper seine Aernter zur Verfügung gestellt hat und zur Deutschen Front übergetreten ist.

Ferner hat der kommunistische Stadtrat Wilhelm Diesel seinen Uebertritt zur Deut­schen Front mitgeteilt mit der Begründung, daß er als Deutscher nur für Deutschland stimmen könne.

Line Mich« Bibeln - Ln einem Fuhr!

Berlin, 2. Oktober.

In Deutschland wurden im I a h r e 1933 insgesamt 956987 Bibeln ver­breitet. An dieser Gesamtzahl sind ins­gesamt 11 verschiedene Bibilgesellschaften be­teiligt. Nicht ganz die Hälfte aller in Deutsch­land verbreiteten Bibelausgaben waren G e s a m t b i b e l n. Auf alte und neue Testamente entfielen 382 718, während der Rest Bibelteile und gekürzte Bibelausgabcn umfaßt. Zum Vergleich sind einige Zahlen aus vergangenen Jahrhunderten bemerkens­wert. Man hat errechnet, daß bis zum Ende des 18. Jahrhunderts etwa 5.5 Millio­nen deutsche Bibeln verbreitet wurden. Im Lauie des -9. Jahrhunderts sind dazu noch durch die Tätigkeit der Bibel­gesellschaften weitere 30 Millionen Bibeln bin'imekommen. Diese Zahlen sprechen eine eindrucksvolle Sprache.

ZiugDWverkebr Berlin-Menos Aires auch im MAr

Berlin, 1. Oktober.

Am 27. Oktober findet die letzte diesjährige Fahrt des LuftschiffsGraf Zeppelin" nach Sudan«rika statt. Die deutsche Luftpostlinie nach Südamerika wird aber auch weiter­hin wöchentlich einmal beflogen, und zwar werden vom 3. November ab die Deutsche Lufthansa und das Condor-Syndikat gemeinschaftlich einen regelmäßigen, wöchentlichen Verkehr mit Flug­zeugen zwischen Berlin und Buenos Aires Unterhalten. Flug­

plan, PoWwPellen und Postschlnßzeiten wer­den vor a u S P chckich nicht geändert werden.

AMWmregeabe Nerbaftung

Warschau, 1. Oktober.

Knff VvrnubHung des TtaatsanwaktS wurde MvÄag vormittag im Warschauer Hotel polonia ein Baron Nelken ver­haftet, der in der Warschauer Gesellschaft sehr bekannt war. Er galt als sehr reicher Kaufmann und soll ein Sohn des letzten russischen Oberpolizeiministers von Warschau sein. Baron Nelken wurde unter der aufsehenerregenden Begrün­dung verhaftet, daß er seit einer Reihe von Jahren von Unterschlagun­gen lebe. Diese Unterschlagungen in Höhe von 10 Millionen Zloty soll Baron , Nelken zum Schaden des vor wenigen Tagen ! verstorbenen Grafen Jacob Potocki verübt l haben, der sein gesamtes Vermögen von etwa > 60 Millionen dem Staate für eine Stiftung zur Bekämpfung von Krebs und Tuberkulose ^ hinterlassen hat.

Das ErrMMW im EavMbirt

Saarbrücken, 1. Oktober.

Das ganze Saargebiet stand am Sonntag im Zeichen des Erntedankfestes. Dörfer und Städte waren ein Flaggenmeer. In allen Orten des Saargebiets wurAe der Erntekranz in die Kirche getragen und vom Geistlichen gesegnet. Kein Dorf war ohne Fest­zug. Am Nachmittag war alles zu einem fröhlichen Volksfest verrint. In sol­cher Eintracht war Wohl nochnieim Saar­gebiet ein Fest gefeiert worden. Tausende von Städtern waren von den Bauern in ihre Fa­milien eingeladen worden. Die Bauern des Landkreises Saarbrücken hatten allein 13 0 0 6 S t ä d t e r bei sich zu Gast.

In allen Kundgebungen kam es zum Aus­druck: Es ist der unerschütterliche Wille aller Volkskreise, daß das Saargebiet möglichst bald heimkehren müsse ins gemein­same Vaterland.

VolitiM Kurzberichte

Die Litauer haben einen traurigen Ruhm. In der Kownoer ZeitungNhtas" berichtet ein Litauer mit großem Stolz, wie er von Libau aus eine telephonische Ver­bindung mit Memel gewünscht hätte. Der lettische Beamte habe ihm kurzerhand er­klärt: ..Memel? mir völlig unbekannt! Ich kenne nur die litauische Hafenstadt Klaipeda!" Die Litauer sehen darin einenbedeutenden Erfolg ihres Vorgehens in Sachen des Memelgebietes . . ."

Ans der Hindenburgspende werden auch dieses Jahr zum 2. Oktober wiederum 42 5 000 Reichsmark an notlei­dende Kriegsbeschädigte. Kriegs­hinterbliebene und Veteranen ausgezahlt. 2838 Personen wurden mit durchweg je 150 RM. bedacht, um ihnen den bevorstehenden Winter leichter ertragen zu helfen.

Nach einer amtlichen Zählung find in Preußen bisher 414407 Perso­nen auf Grund des Gesetzes vom 7. August 1934 amnestiert worden, und zwar ist bei 238 832 Personen die Strafe erlassen und bei 175 575 das anhängige Ver- fahren eingestellt worden.

Der frühere Kronprinz von Sachsen hielt unter dem Namen Pater Georg in der Eugema-Kirche in Stockhol»; seine erste Predigt.

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Ein rumänischer Gendarmerie- Feldwebel hat in einer deutschen Gemeinde im Banat ein besonderes Helden­stück vollbracht. Er untersuchte sämtliche Reklametafeln im Ort auf ihren staats­gefährlichen Charakter. Dabei beanstandete er die Reklametaseln von Chlorodont, Sidol und Schichtseife. Diese Rei- n i g u n g s m i t t e l kamen, ihm offenbar besondershi tierisch" vor.