Nr. 297

Donnerstag, 6. September 1934

108. Jahrgang

er OesMArakter

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Ser MM -er NSDAP, feierlich Mel

Rudolf Heß spricht

Nürnberg, 5. September.

Trompctensignalc in den Zeltlagern, fest­liche Marschmusik in den Straßen wecken die Stadt des Reichsparteitages in früher Mor­genstunde aus dem Schlummer. Die Kolon­nen der Absperrmannfchaften marschieren zu ihren Plätzen, um den Weg des Führers von seiner Wohnung bis zur Kongreßhalle im Luitpoldhain zu säumen. Es dauert nicht lange, dann drängt sich hinter ihren Reihen eine dichte Menge von Schaulustigen, die die bewährten Mitkämpfer des Führers, die zur Kongreßhalle sich begeben, immer wieder mit Heil-Rusen begrüßen.

Lange vor Beginn drängt sich ein Strom voll Menschen in die Kongreßhalle, über deren Eingangspforte in wuchtigen Lettern die Worte stehen:Alles für Deutschland!" Eine Stunde vor der Eröffnung des Kon­gresses ist die Halle, zu der außer den Ehren­gästen nur ein geringer Teil der Amtswalter der NSDAP. Zutritt erhalten konnte, bis auf den letzten Platz gefüllt. Den Mitgliedern der Reichs- und Länderregierungen, den Diplo­maten und Heuer zum ersten Male Vertretern der Wehrmacht sind bevorzugte Plätze zugewiesen.

Wenige Minuten nach 11 Uhr kündet ein Fanfarenstoß

das Kommen des Führers.

Von allen Reichs- und Gauleitern, allen Obergruppen- und Gruppenführern der SA. und SS. und den Obergebietssührern der HI. empfangen, betritt der Führer unter den Klängen des Badenweiler-Marsches die Halle, gefolgt vom Stellvertreter Rudolf Heß, dem Frankensührer Julius Streicher und sei­nen Adjutanten. Hinter ihnen die Vlutsahne des November 1923 und alle die ruhmbedeck­ten Standarten der SA.

Die unsterblichen Töne desMeistersinger"- Vorspiels leiten die feierliche Eröffnung des Parteikongresses ein. Tann ertönen die getra­genen Klänge des Niederländischen Dankgebets; die Zehntausende erheben sich und grüßen mit erhobenem Arm die für Deutschland gefallenen Kämpfer der Bewegung. Fanfaren schmettern den Schlußakkord:Herr mach uns frei".

Totenehrung

Nun erhebt sich der Srcllvcrtreter des Füh­rers, Rudolf H e ß, und eröffnet den Kongreß der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiter­partei 1934 mit einem ehrfurchtsvollen Ge­denken an den zur großen Armee eingegange­nen Generalfeldmarschall und Reichspräsiden, ten v o n Hi n d e n b u r g als des ersten deut­schen Soldaten, damit zugleich der gefallenen Kameraden gedenkend. Unter dumpfem Trom­melwirbel verliest nun der Chef des Stabes, Lutze, die Namen von 400 Kämpfern im Braunhemd, die für das neue Deutschland ihr Leben hingegeben haben. Namen auf Namen fällt in ehrfurchtsvollem Stbwcigen steht die Menge, indes die Blutfahne sich zu Boden senkt.

Rudolf Heß sprich!

Dann begrüßt Rudolf Heß die anwesenden Hinterbliebenen der gefallenen Kampfgenos­sen, begrüßt die Vertreter der Wehrmacht und die Gäste aus dem In- und Auslande.

Mit erhobener Stimme fährt der Stell­vertreter des Führers fort:Dieser Partei­tag ist der erste unter der unumschränkten Herrschaft des Nationalsozialismus. E r steht im Zeichen Adolf Hitlers als oberstem und alleinigem Führer der Deutschen,im Zei­chen des Führers" als staats­rechtlich verankerter Begriff. Das politische Konzil von Nürnberg ist ein kraftvoller Beweis für die Macht, die die Politische Vertretung des deutschen Volkes darstellt. Sichtbar tritt die Partei als allei­niger Träger des politischen Wollens der Nation vor das Volk. Das ganze Volk nimmt an diesen Tagen von Nürnberg teil: durch Rundfunk und Presse erleben Millio­nen das aryße Bekenntnis zur nationalfoüa-

tistischen Idee als eigenes Schicksal, ein Bekenntnis, das zuerst das Be­kenntnis zu Adolf Hitler ist. Das Volk erfährt die Richtlinien feines zukünf­tigen politischen Lebens, die der Führer gibt.

In knappen eindrucksvollen Worten schil­derte dann Rudolf Heß die Aufbauarbeit der nationalsozialistischen Führung des Rei­ches, die vom Zentralpunkt des Glaubens den Strom zur Erweckung der nationalen Kräfte in alle Glieder des Volksorganismus leitet, die rassische Aufbauarbeit und Gesetz­gebung zur Selbsterhaltung und Gesundung der Deutschen, der auch die planvolle Sied­lung dient, die Schaffung eines deutschen Rechtes, die wirtschaftliche Wiederbelebung, die Mobilisierung der Opferwilligkeit durch gleichberechtigte Eingliederung des deutschen Handarbeiterstandes in die Volksgemein­schaft, die Propaganda insbesondere der so­zialen Hilfsbereitschaft, und die Schaffung eines neuen Kulturbewußtseins der deutschen Nation.

Und dann wendet sich Rudolf Heß an den Führer:

Mein Führer! Um Sie stehen die Fah­nen und Standarten Ihres Nationalsozialis­mus der siegreichen Freiheitsbewegung Deutschlands. Wenn ihr Tuch einst morsch sein wird wenn spätere Generationen in heiliger Verehrung die Siegeszeichen grüßen, erst dann werden die Menschen ganz fähig sein, rückblickend die Größe unserer Zeit zu verstehen und zu begreifen, was Sie, mein Führer, für Deutschland bedeuten.

Mein Führer! Sie gaben Millio-

Nürnbcrg, 5. «eptcmbcr.

Ans der Knltnrtagnng der Nationalsozia­listischen Arbeiterpartei im Apollo-Theater, die um 17.00 Uhr begann, hielt der Führer und Reichskanzler folgende Rede:

Die Natur liebt cs, lange Zeiträume einer ruhigen Entwicklung abzulöscn durch Perio­den vulkanischer Unruhe und stürmischer Um­wälzungen. Sie sind dann wohl auch der Abschluß eines Zeitalters und gemäß der Ewigkeit des Seins der Beginn eines Neuen. Tod und Zeugung sind die Fansarcm stöße in der ewig gleichen Melodie des Le­bens.

Friede und Krieg ist die natürliche Wcchscl- solge im Bölkerlcben. Der Krieg aber beherrscht die geschichtliche Er­innerung. Hundert Jahre stiller, segens­reicher Aufbauarbeit finden leider oft nicht einmal so viel Blätter im Buche der Welt­geschichte, als 10 Jahre Kampf. In diesem Universum scheinen die Katastrophen Meilen­steine zu sein, an denen man allein den zurückgelegten Weg sehen und messen kann.

Uns hat das Schicksal bestimmt, in der Mitle oder am Ende einer solchen Umwälzung zu leben. Seit einigen Jahrhunderten ist die Beschaulichkeit einer in festen Traditionen er­härteten menschlichen Gesellschaftsordnung ge­stört und diese ins Wanken geraten. Was sich an Spannungen in dieser Ordnung im Laufe von Jahrhunderten schon durch zahlreiche Be­ben ankündigte, erfuhr in der französischen Re- volution seinen ersten elementaren Ausdruck.

In stürmischer Ungeduld versucht seit dieser Zeitwende der Mensch die Geheimnisse der Welt und seines eigenen Seins aufzudecken. Die Erde wurde klein und kleiner. Tausendjäh­rige Vorstellungen verblassen vor neuen Ideen.

Es ist ein grandioses, schauriges Spiel, das sich vor unseren Augen abrollt. Der Fenris-Wolf scheint über die Welt zu rasen.

In einem wilden Krieg Kämpfen Völker und Rassen, ohne im einzelnen z« wissen, wofür.

Revolutionen erschüttern die Staaten und an Stelle der Verehrung des Kreuzes einer

nen Menschen die Arbeit wieder. Sie gaben Deutschland den in­neren Frieden wieder. Sie stell­ten die verlorene Ehre der Na- tionwiederher. Sie haben dem Deut­schen wieder den Glauben an sich selbst ge­geben. Sie gaben den Deutschen neue Grundlage für ihre Zukunft. Ihnen, mein Führer, danken Deutschlands Män- n e r, daß wieder Mannestugenden die Mannesehre bilden. Es danken Ihnen die Frauen, daß sie wieder stolz sein dürfen als Mütter, daß sie wieder geachtet und in ihrer fraulichen Würde verehrt in vol­ler Verantwortung aus ihren eigenen Le­bensbezirken, die Natur und volkliche Ge­meinschaft ihnen bestimmt, frei wirken kön­nen. Es dankt Ihnen die Jugend, daß sie sich freudig wieder zu jenen Idealen beken­nen kann, für die nach ihrem eigenen Emp­finden zu leben und zu opfern sich lohnt.

Ter Bauer dankt Ihnen die Sicherung seiner Scholle, der Arbeiter der Hand seine gleichberechtigte und gleichgeachtete Stellung als vollwertiges Glied der Volksgemeinschaft. Der Arbeiter der Stirn, der Ge­lehrte. der Künstler, sie danken Ihnen, daß sie wieder schassen können in: Geiste ihres Volkes und für ihr Volk. Sie haben den Lpsertod der Millionen deutscher Soldaten des großen Krieges in eine lebendige Sinn­gebung für das deutsche Volk verwandelt. Sie errichteten die Volksgemeinschaft aus jenen Idealen, für die unsere gesallcneu Frontkameraden starben.

Sie kennen den Krieg, Sie erhalten den Frieden. Sie haben ein geschlagenes Volk

tausendjährigen Kulturepoche erwni vre Proklamtion der Absetzung Gottes.

In diesem wüsten Chaos des Sterbens und Gebärens hat unser Volk die schwerste Not getroffen. Seit seinem Eintritt in die Weltgeschichte, d. h. seit der uns heute noch feststellbaren Einflußnahme dieses Volkes auf die Geschichte der alten Welt ist seine Ge­schichte mit die Weltgeschichte gewesen.

Deutschland ist im Guten und Schlim­men seit bald 2VVÜ Jahren als Volk und Raum gekettet an die Friedensarbeit einer menschlichen Entwicklung genau so wie an ihre Katastrophen. Es hat an allem in irgend einer Form und irgend einem Um­fange teilgenommen und teilnehmen müs­sen und es stand daher auch in der Krise der letzten anderthalb Jahrhundert fast stets in einem Brennpunkt des Geschehens.

Als im November 1918 der marxistische Stvß auch unser Volk traf, war sein Fall oder seine Standhaftigkeit entscheidend für eine Weltentwicklung von unvorstellbarem Ausmaß. Nur der Unverstand geistiger Zwerge kann sich einbilden, daß eine Bol- schewisierung Deutschlands für die andere Welt keine andere Bedeutung gehabt haben würde, als daß man dann eben statt mit Deutschen mit Kommunisten hätte sein Aus­kommen finden müssen.

So wie sich aber früher schon die Völker- nnd Rassenstöhe aus dem unermeßlichen Osten in Deutschland brachen, so ist auch diesesmal

unser Volk der Wellenbrecher einer Flul geworden, die Europa, seine Wohlfahrt »nd seine Kultur, unter sich begraben häkle.

Wer aber will annehmen, daß ein solcher Widerstand denkbar sei ohne eine innere Im- murstsierung gegenüber der Infektion, die von einem Herde ausgehend, auch heute noch Völker und Staaten zu vergiften droht?

Freilich, es war das Elend und die Not einer Katastrophe erforderlich, um zu jenem atembeklemmenden Kampf zweier Welten zu führen, in dem nunmehr die unseres germa­nischen Geistes Sieaerin geblieben ist.

ausgerichtet. Ihre Stärke gab dem Volk neuen Glaüben des Volkes Glaube macht Sie stark.

Sie sind Deukschland: Wenn Sie handeln, handelt die Nation. Wenn Sie richten, richlek das Volk!

Unser Dank ist das Gelöbnis, in guten Ta­gen und in bösen Tagen zu Ihnen zu stehen! Zu Ihnen zu stehen, komme was da wolle! So wie die alten Kämpfer der Bewegung zu Ihnen standen im Ringen um die Macht, gleich ob gute oder böse Tage kamen! Dank Ihrer Führung erreichte die Bewegung ihr Ziel: Deutschland zu werden!

Dank Ihrer Führung wird Deutschland sein Ziel erreichen: Heimat zu sein für ein freies Volk der nationalen Selbstbehaup­tung und der sozialen Gerechtigkeit. Hei­mat zu sein für alle Deutschen der Welt! Unter den alten und neuen Fahnen marschieren wir diesem Ziel entge­gen nach Ihrem Willen JhrWilleift uns Befehl! Sie waren uns der Ga­rant des Sieges, Sie sind uns der Garant des Friedens.

Dem Führer Sieg-Heil!"

Kaum kann sich der Gauleiter des Frau­kenlandes Streicher in dem immer erneut aufbrausenden stürmischen Beifall auf die Schlußworte von Rudolf Heß das Wort ver­schaffen. Er begrüßt den Führer, er begrüßt alle Gäste in kurzen eindrucksvollen Worten.

Tann verliest der Sprecher der NSDAP., Gauleiter Wagner, immer wieder von stürmischem Jubel unterbrochen die große Proklamation des Führers an die NSDAP. Dreißigtausend Arme grü­ßen immer aufs Mene den Führer, der nun­mehr die Kongreßhalle wieder verläßt, von der draußen harrenden Menge mit unbe­schreiblichem Jubel empfangen.

Die nationalsozialistische Revolution hat, indem sie dem deutschen Leben arteigenste und damit tragende Grundlagen einerseits und eine sich daraus ableitende logische Formgestaltung andererseits gab, den Be­stand unserer nationalen Existenz für die Zukunft gesichert und die bedrohlichen Er­scheinungen der Vernichtung überwältigt und ausgerottet.

Damit wird zunächst für unser Volk die Etappe der chaotischen Verwirrung abge­schlossen und ein neuer segensreicher Aufbau -ingeleitet. Nicht einem blinden Zufall ist dies zu verdanken, sondern den aus richtigen Er- kenntnissen gezogenen richtigen Folgerungen.

Der Beweis für diese kühne Behauptunc liegt in der Tatsache, daß das, was seil den 30. Januar des vergangenen Jahres da­deutsche Leben so gewaltig bewegt und neu ge stattet, nicht als unv""r" e-e-l,- Zufall kam, son dern von von mr

seit fast eineinhalb Jahrzehnten unentwegt vorhergesagt und prophezeit wurde. Es ist dasj zwangsläufige Ergebnis des Ziehens der Kon­sequenzen ans natürlichen Grunderkenntnissen, Es ist daher

belanglos, mik den Unbelehrbaren über die Richtigkeit der nationalsozialistischen Theorie zu diskutieren,

weil ja diese Theorie in einem einzigartigen Prozeß der Verwirklichung die Bestätigung ihrer Richtigkeit schon erfahren hat.

Sie hat das Konglomerat verworrener Welt­anschauungen und ihre in Gesellschaft, Wirt­schaft und Staat in Erscheinung tretenden Dissonnanzen überwunden und eine einheit­liche, geistig und sachlich klare Gesamtkonstrnk- tion an deren Stelle gesetzt.

Und dies nicht etwa durch einen momen­tanen Vorgang!

Nein! Seit der Proklamierung der neuen Idee und der Planung der sie verwirklichen­den Partei ist diese zunächst selbst ununter­brochen und genau nach den Annahmen und Vorhersagen gewachsen.

Wenn heute, besonders bei der übrigen Welt, so manches am nationalsozialistischen Sieg und Erfolg unverständlich erscheint.

Sie Mrerrede ms der KMrtWU der WSAP.