Nr. 2Ü3

Samstag, 1. September 1934

1V8. Jahrgang

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ImOuotidien" setzt sich der sranzösische Abgeordnete Montagnon freimütig für eine Nerstandigung mit dem neuen Deutschland ein.

Im französischen Ministerrat erstattete Außenminister Barthou eingehend Bericht über die außenpolitische Lage.

In Oesterreich wurde denpolitisch Ver­dächtigen" die Möglichkeit genommen, Ehren­beleidigungsklagen gegen ihre Denunzianten zu erheben.

Bei Chardin wurde wieder ein schwerer Eisenbahnanschlag verübt. 13 Japaner wur­den dabei getötet.

(Hestern brannte die Flugzeughalle auf dem Karlsruher Flughafen vollständig nieder.

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Md Lte Lage in Sftakrn

Tie neuesten Nachrichten über die Zu­spitzung der schon lange bedrohlichen Ver­hältnisse in Oftasien treffen für Deutschland zusammen mit der Erinnerung an den Ein­tritt Japans in den Weltkrieg an der Seite unserer Gegner und an den Bruch der fried­lichen und freundschaftlichen Beziehungen, die Deutschland mit der jungen Großmacht im Fernen Osten unterhalten hatte. Am 23. August 1614 erklärte Japan den Krieg, nachdem ein au Deutschland am 17. gerich­tetes Ultimatum unbeantwortet geblieben war, das in seinen Forderungen und in der Form so eingerichtet war, daß es nicht be­antwortet werden konnte.

Die Kriegserklärung war ein Friedens­bruch, der damals in Deutschland an die Stelle der warmen Sympathien mit dem fleißigen, intelligenten und in vielen seinen Volkstugenden trotz der Rassensremdheit mit deutschen Auffassungen verwandten Nation das bittere Gefühl erlittenen Unrechts ge­setzt hat. Das Bündnis mit England ver­pflichtete Japan keineswegs zum Beitritt zu der feindlichen Allianz, und eine Bedrohung japanischer Politischer oder wirtschaftlicher Interessen war durch die deutsche Erklärung vom 12. August ausgeschlossen, nach der das deutsche Ostasiengeschwader im Falle der ja­panischen Neutralität sich aller feindlichen Handlungen auch gegen England enthalten würde. Ter Inhalt des Ultimatums und die der Kriegserklärung folgenden Handlungen zeigten deutlich, daß Japan in rücksichtsloser Verfolgung einer imperialistischen Politik die Lage Deutschlands benützte, um sich das Pachtgebiet von Kiautschou und den deut­schen Jnselbesitz im Stillen Ozean anzueig- ncn. soweit er nördlich des Aequators und somit in der japanischen Interessensphäre lag. Daß diese Wendung, wie es scheint, wenn nicht herbeigeführt,'so doch begünstigt wurde durch einen innerpolitischen Vorgang, nämlich die im Frühjahr erfolgte Ersetzung des in feiner Außenpolitik selbständigeren Kabinetts Hamamoto durch eine dem eng­lischen Kurs verschriebene Regierung Okunm- Kato, wäre für die Vorgeschichte des Krieges von großem historischen Interesse, wenn sich aus der späteren Kenntnis der japanischen Akten die Vermutung bestätigen sollte, daß England an dieser innerpolitrschen Umgrup­pierung in Japan nicht unbeteiligt war.

Jedenfalls waren die Gefühle des japani­schen Volkes bei diesem Akt kühler Staats- raison kein treibendes Moment. Man hat es in Deutschland, nachdem die erste Erbitterung über den grundlosen Angriff verwunden war. mit Genugtuung vermerkt, daß sich Japan in der Umwandlung einer ritterlichen Geg­nerschaft in Haß und Verleumdung incht be­teiligte und nach Beendigung des Krieges be­reit war, die auf gegenseitiger kultureller Wertschätzung beruhenden Beziehungen wie­der aufzunehmcn und in den alten Stand zu setzen. Weder der deutsche Kaufmann, noch der Gelehrte oder Künstler hatte dort die Stimmungshindernisse zu überwinden, die ihnen sonst in fast allen am Kriege beteiligten ^ändern entgegentraten und die in manchen Mich heute noch nicht völlig abgetragen sind,

Auf dieser Grundlage eines wiederherge-

Jas große WM in Nürnberg

Reichsleiter Pg. Geiger berichtet über das Programm

Nürnberg, 31. August.

Bei einer Prcssebesprechung am Freitag vormittag gaben der Rcichsleiter des Presse- I und Propagandaamtes der NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude". Pg. Geiger, und seine Mitarbeiter nähere Einzelheiten über das am Samstag, den 8. September, nachmittags und abends anläßlich des Neichsparteitages im gesamten Stadion-Ge­lände stattfindende große Volksfest, das mit einem noch nie dagewesenen gemisch­ten Programm alle Arbeitsgebiete der N-s- GemeinschaftKraft durch Freude" zeigen soll.

Das RcichsamtVolkstum und Hei- m a t" veranstaltet ein Massen-Chor-Spiel: Deutschland gestern, heute und morgen", an dem 3500 deutsche Volksgenossen teilneh­men werden und das in dramatischer Stei­gerung Kriegs- und Nachkriegszeit, den Kampf des Nationalsozialismus um das Volk und seinen Sieg symbolisch darstellen wird. Die NS-Kulturgemeinde, die die künstlerischen und kulturellen Belange innerhalb der NS-GemeinschaftKraft durch Freude" vertritt, bringt ein Programm, ans­geführt von einer Münchener Gruppe, mit Hans-Sachs-Spielen, Kabarett-Vorführun­gen, mittelalterlicher Musik. Reigentänzen. Solotänzen, Ballett-Vorführungen, Panto- mimen-Virtuosen nsw. Auf der Hauptfesl- wiese das berühmte Marionettentheater P n - honny aus Baden-Baden, die Puppenspiele ..Die Hohensteiner" und die Truppe Jwovski aus Röntgental bei Berlin, schließlich in der Hauptkampsbahn des Sta­dions vier Massenchöre der Nürnber­ger Sängerschaft unter Leitung von Profes­sor Binder.

Das AmtReisen und Wandern" zeigt die Originalmodelle derBremen" und Europa", desColumbus" und des neuen PanzerkreuzersKönigsberg". Die Modelle werden auf dem Dutzendteich kreuzen.

Das AmtSchönheit der Arbeit" wird ani einem Ausstellnnasstand über den Sinn und die bisher geleistete Arbeit seines Aufgabengebietes orientieren.

Das Presse, und Propaganda- a m t wird mit 15 Grotz-Tonsilmwagen ans Berlin Freilicht-Filmvorführungen bieten und bringt u. a. den arökt'en .Tr ei­

licht- Projektionsapparat des Kontinents mit 12mal 12 Meter Pro­jektionsweite sowie ein neugebildetes Wan. derkabarett auf geschloffener Bühne. Das SPortamt zeigt in maffensvortlichen Vorführungen von etwa 1000 bis 1500 Frauen und Männern einfachste Maffengym- nastik und Körperschule, wie sie in den Sportkürsen der NS-GemeinschaftKraft durch Freude" geübt werden. Es gibt ein Neit-Hippodrom, Schießstände, Ballspiele und anderes mehr.

Die Krönung des Ganzen bildet schließ­lich das Riesenseuerwerk. das aus drei großen Fronten, in der Hauptkampf­bahn, der Zevvelinwiese und dem Dutzend­teich abgebrannt wird.

In riesigen Schalen werden Rotfeuer den Beginn des Feuerwerks am nächtlichen Him­mel künden. Eine Riesenkrone bildet in der Hauptkampfbahn den Abschluß des musikalischen Programms.

Dann setzt das eigentliche Feuer­werk mit einem sieben Minuten dauernden Trommelfeuer, unterstützt durch sogenannte Gewehrbatterien", an den drei Fronten ein. Bombenparaden. Fallschirmraketen, Blitz- und Donnergranaten werden zu einem ein­zigartigen Schauspiel überleiten. Aus Feuer­rohren werden an drei Fronten bis zu 150 Meter Höhe Goldflimmer emporge­schossen. Der ganze Himmel wird 30 Sekun­den lang mit einem Sternenhagel übersät sein. Nach einem Höhenfeuer in Gold. Silber. Blau. Rot und einem Rake­tenfeuer von bisher unerreichter Steighöhe, wird ein Wasserfall in rötlichem, grünlich­weißem und silberweißem Licht an drei Fron­ten niedergehen. Den Abschluß bildet ein ge­waltiges Bombensinale. während ein großer Scheinwerfer ein Riesenhakenkreuz am Himmel zeigt. Dieses Feuerwerk stellt eine bisher unerreichte technische Höchstlei­stung der deutschen Feuerwerksindustrie dar. 12 000 Brieftauben aus dem ganzen Deutschen Reich, die in drei Abteilungen auf dem Volksfestplatz losgelassen werden, tra­gen in kleinen Depeschen die Kunde von die­ser lebendig gewordenen deut­schen Volksgemeinschaft anläßlich des Reichsparteitages hinaus in alle deut­schen Gaue.

tie der europäischen Militärvormacht Frank, reich zu gewinnen, lassen sich nur durch diese Sorge der Sowjetrepublik erklären, bei einem Konflikt mit Japan zugleich westliche Feinde abwehren zu müssen, was wahrscheinlich mit einem Zusammenbruch des bolschewistischen Systems gleichbedeutend wäre.

Diese Zusammenhänge zeigen, daß die große diplomatische Frage des von Barthou und Litwinow ersonnenen osteuropäischen Garantiepaktes stark asiatische Züge trägt und zu einem großen Teile eine Hilfskonstru- tion der russischen Politik gegen Javan ist.

O. M.

Belgische Warnungen «ich Masche an Frankreich

Brüsseler Nresiestimmcn znm bevorstehenden Besuch Jaspars in Paris

Brüssel, 31. August.

Die bevorstehende Reise des Außenministers Jaspar nach Paris findet in der Oessentlich- keit großes Interesse. Es wird allgemein an­genommen, daß in erster Linie Wirtschafts­fragen besprochen werden. Außenminister Jaspar gilt als Befürworter eines engeren wirtschaftlichen Zusammengehens der Gold­blockländer und es ist ihm in diesen Tagen in der französischen Presse die Einberufung einer Wirtschaftskonserenz der Goldblocklän­der zugeschriebcn worden. In unterrichteten Kreisen wird es aber als unwahrscheinlich angesehen, daß die Pariser Reise Jaspars mir solchen bisher nur theoretisch erörterten Zielen etwas zu tun hat. Seine Reise scheint lediglich der Regelung rein bel­gisch-französischer Wirtschafts- Angelegenheiten zu dienen.

Verschiedentlich wird die Vermutung aus­gesprochen, daß zwischen Jaspar und Bar- thou auch die internationale politische Lage besprochen werde. Für diesen Fall erhält Jaspar von einigen Blättern Ratschläge mir auf den Weg. Am interessantesten ist in dieser Hinsicht ein Leitartikel derNation Belge". die trotz ihrer französischen Neigungen schar? gegen den augenblicklich rußland- freundlichen Kurs desQuai d'O r - ? a y Stellung nimmt und diese Politik Frank­reichs als eine Gefahr für die bel- isch-sranzösische Frenndschait ezeichnet. Frankreich betreibe eine Selbst­mordpolitik.

stellten freundschaftlichen Verhältnisses wer­den in Deutschland, nicht nur von der ofsi. zielten Politik, sondern auch von der öffent­lichen Meinung, die Vorgänge in Ostasien be­trachtet, die trotz ihrer Verworrenheit um trotz des häufigen Wechsels der Szenen unk Nullen nur Teile einer gewaltigen welche- schichtlichen Wandlung sind, nämlich einer neuen voliti?eb"n

des fernen Ostens, eines geschloffenen Ein> trittes der gelben Rasse in die moderne Völ­kerwelt. Japan beansprucht als das einzige gelbe Volk, das diesen Anschluß in einem be­wundernswerten Aufstieg gefunden hat, in diesem Prozeß die führende Rolle und hat diese Politik in den kriegerischen und diplo­matischen Aktionen, die allen bekannt sind, bis in die neueste Zeit so weit Vorgetrieben, daß der Moment nicht mehr sehr fern sein kann, an dem die Entscheidung darüber fällt, ob die alleinige Führung Ostasiens durch das Eigengewicht der natürlichen Entwicklung Japan zufällt, oder ob es um diesen Anspruch mit den Kräften und Mächten sich messen muß, die an der Ausrechterhaltung des alten Zustandes, an dem kolonialen oder halbkolo­nialen Charakter Ostasiens interessiert sind. Es ist dies vor allem Sowjetrußland, das als europäisch-asiatischer Staat mit seiner unge­heuren Ostgrenze an die in Gärung sich be­findliche Welt der gelben Völker stößt und von ihrem Zusammenschluß bedroht ist, wenn er sich unter Führung der militärischen und imperialistischen Politik Japans vollzieht, deren Kraft Rußland schon einmal, auf den Schlachtfeldern der Mandschurei, zu spüren bekam. Es sind dies dann in einigem Abstand die V c r e i ni g te n S t a a t e n, die neben der Beeinträchtigung ihrer starken Handels- interessen die Bcberrlchnna des Pazifiks durch

Japan zu fürchten haven, und England, dessen Handel und imperiales Machtgefüae (Indien, Australien!) durch eine einheitliche Zusammenfassung des fernen Ostens unter grundsätzlich andere Bedingungen gestellt würden.

Es ist nach dieser Rangordnung der Inter­essen natürlich, daß die japanisch-russische Konkurrenz die akuten Zwischenfälle Hervor­rust. die bisher weniger durch den guten Willen, als durch die Furcht der beiden sich gerüstet gegenüber stehenden Rivalen vor den Gefahren eines kriegerischen Zusammenstoßes beigelegt wurden, während das Kräftespiel der amerikanischen und englischen Wachsam­keit sich mehr im Dunkel der diplomatischen Intrige abwickelt. Wenn, wie Kenner der außerordentlich komplizierten Verhältnisse Voraussagen, der Krieg in Ostasien unver­meidlich ist, so wird er sich zweifellos zunächst zwischen Japan und der Sowjet­union entzünden, und es wird nur die Frage sein, ob die beiden anderen Haupt- intereffenten wie vor dreißig Jahren untätig Zusehen, das Ergebnis, der Entscheidung hin- nehmen oder ob sie diese Entscheidung, die dieses Mal endgültig sein würde, durch Teil­nahme an dem Kampf oder durch Inter­vention zu beeinflussen suchen werden.

Es ist klar, daß in einer Frage, in der um die Herrschaft über etwa ein Drittel der Welt gerungen werden würde, auch alle an­deren, irgendwie wichtigen Fragen der poli­tischen Machtverteilung, also auch alle euro­päischen Fragen eine Rolle spielen. Die Be­mühungen der russischen Diplomatie, An­schluß an die doch im wesentlichen europäische Organisation des Völkerbundes zu finden, ! seine Westgrenzen durch ein Vertragssystem zu schützen und dafür vor allem die Garan- I

Me französische Stimm für Nerstandigung

Paris, 31. August.

ImOuotidien" setzt sich am Freitag der Abgeordnete Montagnon freimütig für eine Verständigung mit dem neuen Deutsch­land ein. Er fordert im Sinne des Appells des Führers eine schleunige Bereini­gung der Saartrage. Sern Artikel geht von der Feststellung aus, Frankreich scheine einen Fehler zu begehen, wenn cs glaube, daß alle Völker nach der gefühls­mäßigen Einstellung handelten, wie das fran­zösische es tun würde. Hitler habe auf dem Ehrenbreitstein erneut das Saargebiet ge­fordert und seinen Friedensappell an Frank­reich wiederholt. Er, Montagnon, bedaure. -daß man französischerseits schon den ersten Appell Hitlers vor einem Jahr nicht berück­sichtigt habe. Die Saar hätte ein Bindeglied zwischen Deutschland und Frankreich werden rönnen., Frankreich würde unrecht tun, wenn es den jetzigen zweiten Ruf Hitlers unbeant­wortet ließe. Die schlimmste Möglichkeit an der Saar liege darin, daß sich die Bevölke­rung für den Status quo entscheide, da dann das Saargebiet zu einem ständigen Keim des Hasses zwischen Deutschland und Frankreich werden würde. Dann würde jede Regelung unmöglich gemacht und die Kriegsaussichten würden steigen. Auf den etwaigen Einwand, dann wolle also Frankreich Hitler verleiten, sein Prestige zu stärken, antworte er, Mon­tagnon, dieser Einwand spiele gar keine Rolle, wenn der Friede dabei gewinne, denn mindestens in diesem Punkte bringe Hitler die Ansicht beinahe des ganzen deutschen Volkes zum Ausdruck. Er. Montagnon,