Sette S — Nr. 188
De» Sesellschafter
Mittwoch, den IS. August IM.
Wahlrecht ist Wahlpflicht
Was mutz jeder Volksgenosse beachten, um sein Wahlrecht am 19. August
zu sichern?
Am Montag abend sprach Staatssekretär Dr. Pfundrnerim Nundsnnk: Am 19. August kann jeder abstimmen, der in die Stimmliste eingetragen ist oder sich aus Grund seiner Eintragung einen Stimmschein hat ausstellen lassen. Die Stimmlisten sind von den Gemeindebehörden von Amts wegen auf Grund der Einwohnermeldelisten ausgestellt worden. Abstimmungsberechtigt sind alle reichsdeutschen Männer und Frauen, die in der Gemeinde ihren Wohnsitz haben, am 19. August mindestens 20 Jahre alt und nicht wegen Entmündigung oder Verlustes der bürgerlichen Ehrenrechte vom Stimmrecht ausgeschlossen find. Jeder Volksgenosse konnte am Samstag und Sonntag durch Einsicht in die öffentlich aufgelegte Stimmliste feststellen, ob sein Name darin verzeichnet ist. Besonders, wer in letzter Zeit umgezogen ist. hatte die Pflicht, die Listen einzusehen. Diejenigen, die dies versäumt haben, mögen folgenden Hinweis beachten:
Bei der Listenaufstellung gilt als Wohnungsstand im allgemeinen der Tag vor dem Beginn der Listenauslegung, diesmal mithin der 10. August. Wer also bis zu diesem Tag einschließlich seine Wohnung gewechselt und sich sofort ab. und angemeldet hat, kann damit rechnen, daß er an seinem neuen Wohnort — oder in großen Städten in seinem neuen Wohnbezirk noch rechtzeitig vor dem Abstimmungstag von Amts wegen in die Stimmliste ausgenommen wird. Wer aber nach dem 10. August seinen Wonhort gewechselt hat, oder bis zum Abstimmungstage noch wechseln wird, und bis Sonntag seine Aufnahme in die Stimmliste des neuen Wohnorts nicht beantragt hat, der verschaffe sich sofort von der Gemeindebehörde seines bisherigen Wohnorts einen Stimmschein. Wechselt der Stimmberechtigte in der Zeit vom 11.—18. August seine Wohnung lediglich innerhalb einer Gemeinde, so gibt er am 19. August seine Stimme in dem Stimmlokal ab, das für seine bisherige Wohnung zuständig ist, da er dort in der Stimm- liste steht.
Wer sich am IS. August auf Reisen befindet und noch keinen Stimmschein beantragt hat. warte damit nicht bis zum letzten Tag. Es besteht sonst die Gefahr, daß der Stimmschein nicht mehr recht zugestellt werden kann. Ich weise besonders darauf hin, daß in den großen Gemeinden Anträge auf Stimmscheine am Samstag, den 18. August, nicht mehr entgegengenommen werden. Der Stimmschein berechtigt den Inhaber, in jedem beliebigen Stimmbezirk seine Stimme abzu- geben. In der Oeffentlichkeit wird vielfach die Meinung vertreten, der Stimmschein berechtige auch zur Stimmabgabe auf Kosularien oder diplomatischen deutschen Vertretungen im Auslands. Das trifft nicht zu. Abgesehen von der Möglichkeit, an Bord deutscher Seeschiffe abzustimmen, können Stimmzettel nur innerhalb der deutschen Reichsgrenzen abgegeben werden.
Der Stimmschein berechtigt aber nicht nur zur Stimmabgabe, er verpflichtet auch dazu. Nur hat der Inhaber die Freiheit, in dem Wahllokal abzustimmen, das für ihn am bequemsten zu erreichen ist. Wer sich aber etwa Men Stimmschein in der Absicht ausstellen
läßt, ihn doch nicht abzugeben, der möge bedenken, daß nach der Abstimmung jederzeit festgestellt werden kann, ob er von dem Stimmschein Gebrauch gemacht hat. Mit Rücksicht darauf, daß der Abstimmungstag noch in die Hauptreisezeit fällt, sind die Gemeindebehörden angewiesen worden, bei der Prüfung der Strmmscheinanträge großzügig zu Verfahren. Der Reichsminister des Innern hat in einem weiteren Erlaß angeordnet, daß selbstverständlich auch Anträge, die von Angehörigen gestellt werden, entgegenzunehmen und sofort zu erledigen sind. Für die Stimmabgabe im Reiseverkehr sind umfangreiche Maßnahmen getroffen worden, um allen aus Reisen befindlichen Volksgenossen die Abstimmung zu ermöglichen. Auf 33 großen innerdeutschen Bahnhöfen und 19 reichsdeutschen Grenzbahnhöfen werden besondere Abstimmungsmöglichkeiten geschaffen. Die Abstimmungszeiten sind dem Fahrplan angepaßt und erstrecken sich über die 24 Stunden des 19. August. Merkblätter, auf denen die Bahnhöfe mit den Abstimmungszeiten ausae- führt sind, werden den Reisenden an den Fahrkartenschaltern und in den Fernzügen ausgehändigt. Auf zahlreichen großen Uebersee- dampfern werden Bordabstimmungen statt- finden.
Nun noch einiges über die Abstimmungshandlung. Die allgemeine Abstimmungszeit am Sonntag, 19. August, dauert von 8 Uhr vormittags bis 6 Uhr nachmittags. Jedermuß seine Stimme persönlich kennzeichnen. Eine Vertretung durch andere Personen ist unzulässig. Stimmberechtigte aber, die durch körperliche Gebrechen behindert sind, ihre Stimmzettel selbst zu kennzeichnen, dürfen sich der Beihilfe einer Vertrauensperson bedienen, die sie sich selbst auswählen müssen. Schwerkriegsbeschädigte oder schwache und gebrechliche Personen, die langes Stehen nicht aushalten können, werden vorweg abgefertigt.
Der Abstimmungsvorsteher kann verlangen, daß sich der einzelnne Abstimmende ihm gegenüber über seine Person ausweist. Es wird daher empfohlen, ein LegitimationZ- Papier, z. B. einen Reisepaß oder die Ge- burtsurkunde oder einen sonstigen amtliches Ausweis mitzubringen.
Stimmrecht ist Stimmpflicht!
Lauheit und Gleichgültigkeit konnte es unter dem früheren Vielparteien-System geben. Am 19. August aber, an dem es gilt, dem Führer und Reichskanzler Adolf Hitler, der das deutsche Volk selbst zur Abstimmung aufgerufen hat, die Treue zu beweisen, darf kein deutscher Mann und keine deutsche Frau an der Urne fehlen!
Aufruf au -le schwäbischen Sänger
Stuttgart, 13. August.
Der württ. Innen- und Justizminister Dr. Schmid erläßt an alle dem Schwäbischen Sängerbund angehörenden Sänger und Sängerinnen folgenden Ausruf:
Sängerinnen und Sänger im Schwäbischen Sängerbund!
Die am nächsten Sonntag stattfindende Abstimmung muß die eindrucksvollste und gewaltigste Vertrauenskundgebung des gesamten deutschen Volkes für seinen Führer
) «nd Kanzler Adolf Hitler werden. Das Aus- I fand soll wissen, daß wir alle wie ein Mann geschlossen hinter unserem großen Führer tehen und daß nichts in der Welt uns von hm trennen und untereinander entzweien kann. Nur in dieser unerhörten Geschlossenheit erkämpfen wir dem deutschen Volk den Weg ins Freie, den Weg zum sicheren Frie- den und zum wirtschaftlichen und kulturellen Wiederaufstieg.
Wir Sänger haben durch das deutsche Lied eine besonders enge und innige Verbindung zu unseren außerhalb der deutschen Reichsgrenzen lebenden Volksgenossen. Unsere Sangesbrüder und Sangesschwestern draußen stehen — oft auf weltabgelegenen und gefährdeten Posten — treu und unerschütterlich mindestens solange zum deutschen Volkstum, als wir im Reich zu ihnen stehen. Sie sehen auf uns und erwarten, daß eine große Zeit uns nicht klein finden wird. Je fester wir stehen im Kampf um die deutsche Zukunft, desto fester stehen auch sie. Daher Treue uw Treue!
Ich erwarte von jedem deutschen Sänger und jeder deutschen Sängerin nicht nur, daß sie für sich selbst am kommenden Sonntag ihrer Wahlpflicht genügen, sondern auch, daß sie die wenigen Tage des von der politischen Leitung organisierten Werbefeldzuges benützen. um in ihren Verwandten- und Bekanntenkreisen für eine vollzählige Wahlbeteiligung zu werben.
Darüber hinaus erwarte ich, daß alle Vereine, dem an sie ergehenden Rufe der »etlichen politischen Leitung folgen und ihr keil zu einer würdigen und machtvollen Durchführung der im ganzen Land in diesen
Tagen stattfindenden Werbeveranstaltungen HMtzgen.
Der Gauführer:
Dr. Jonathan Schmid,
Innen- und Justizminister.
So hol rer Mer die Krost- Wzt«g-3i>d»ftlie gefördert
Berlin, 13. Aug. In diesen Tagen ist eine Statistik veröffentlicht worden, welche ge- naue Aufzeichnungen über den Absatz der Kraftfahrzeuge und Krafträder im ersten Halbjahr 1934 enthält. Ihre auffallendste Tatsache ist die, daß, ob- wohl bereits in der Vergleichszeit des Vor- jahres das krisenhafte Darniederliegen der Kraftfahrzeugindustrie dank der großzügigen Initiative des Führers überwunden worden ist, trotzdem eine weitere erstaunliche Umsatzsteigerung gegenüber jener Vergleichszeit zu bemerken ist.
Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 1934 70 408 Personenwagen gegen 42 293 bzw. 22 116 im ersten Halbjahr der beiden vorhergehenden Jahre fertiggestellt. Demnach wurden also im laufenden Jahr zwei Drittel mehr Personenwagen produziert als im ersten Halbjahr 1933, während das Mehr gegenüber 1932 sogar 220 v. H. beträgt. Bei den Last- und Lie- serwagen ist die Mehrerzeugung gegenüber dem Vorjahr sogar verdoppelt worden: Insgesamt wurden 11380 gegen 5559 bzw. 3928 erzeugt.
Bei den Krafträdern wurde schon im ersten Halbjahr 1934 das Gesamtergebnis 1933 geschlagen, und zwar wurden42 047 Krafträder keraestellt aeaenüber
S8754 insgesamt 1933 bzw. 35464 ins- gesamt 1932. Auch bei den Omnibus, sen ist schon im ersten Halbjahr 1934 mit 963 Fahrzeugen die Produktionszahl des Jahres 1933 von 818 Stück überschritten. Weniger günstig sieht eS dagegen bei den Dreiradwagen aus, bei denen die Vorjahreszahlen bisher nicht erreicht sind. Die Erzeugung des ersten Halbjahres stellt sich auf 5252 Stück gegen 6537 bzw. 4077 in den ersten sechs Monaten 1933 und 1932.
Es läßt sich bis heute zahlenmäßig noch nicht übersehen, welch großer Nutzen aus einer so großartigen Steigerung der Pro- duktion für die allgemeine Arbeits- beschaffung gezogen worden ist. Aber das eine steht fest: Die Steuerbefreiung der Personenwagen und Krafträder von der Kraftsahrzeugsteuer war weder ein Experiment des nationalsozialistischen Staates, noch irgendeine Konzession an einen Personenstand, sie war allein der geniale Auftakt nationalsozialistischer Steuerpolitik, mit der im vergangenen Jahr die Arbeitsschlacht eröffnet worden ist. Sämtliche deutschen Industriezweige erfuhren über den Umweg der Belebung der Kraftsahrzeugindustrie ihre ersten Belebungs- erschemungen, obwohl sie an sich nicht un- mittelbar mit diesem in Beziehung gebracht ! werden konnten. Aber durch den Umstand, daß die Kraftsahrzeugindustrie als eine der ersten einen namhaften Rückgang der Arbeitslosenziffer heroeigeführt hat, setzte sie zahllose deutsche Volksgenossen wieder in Brot und Arbeit und ermöglichte ihnen, ihre wachsende Kaufkraft auch anderen Gewerben zugute kommen zu lassen.
In Summa darf sestgestellt werden, daß die Förderung der Kraftfahrzeugindustri« als ein Meisterstück nationalsozialistischer Wirtschaftspolitik angesehen werden kann. Diese Förderung erfolgte in so gründlichen Ausmaßen, daß kein Volksgenosse an ihr vorbeisehen und den Dank unterlassen kann, den er um dessentwegen dem Urheber dieser Arbeitsbeschaffung, dem Führer und Kanzler Adolf Hitler zollen sollte.
für alle BolkSsenMn!
Adolf Hitler hat Deutschland zur Volksabstimmung aufgerufen. Der Führer, seine Minister und andere deutsche Volksgenossen werden zum deutschen Volk über die Verordnung zur Durchführung der Volksabstimmung über das Staatsoberhaupt des Deutschen Reiches sprechen.
Der Reichsverband deutscher Rundfunkteil, nehmer ruft seine Mitglieder aus, diejenigen Volksgenossen, die keinen Rundfunkapparat besitzen, zu sich einzuladen, und sie am Heimempfang teilnehmen zu lassen.
Volksgenossen! NdR.-Mitglieder! Jeder Volksgenosse mutz die Möglichkeit haben, den Führer und seine Mitarbeiter durch den Rundfunk zu hören. Stellt eure Nundfunkapparate euren Volksgenossen zur Verfügung. Deutschlands Antwort auf des Führers Frage — ein Ja!
Humor
Geschäftsbedingungen
„Ich hörte, mein Sohn schuldet Ihnen seit drei Jahren das Geld für einen Anzug?"
„Jawohl, mein Herr! Kommen Sie, um die Rechnung zu begleichen?"
„Nein, ich wollte mir einen Anzug zu denselben Bedingungen machen lassen!"
23. Fortsetzung.
Das neue Tagebuch
Es handelt sich um das „Neue Tagebuch", das in Paris und Amsterdam erscheint, und für das als Herausgeber Leopold Schwarzschild verantwortlich zeichnet. — kiomen et omsn! Wieder erscheint der Artikel über Oranienburg anonym, weil das „Heldische" seines Verfassers das Licht der Sonne nicht verträgt.
Im „Neuen Tagebuch" wird der Verfasser dieses Schmähberichtes als „bedingungslos zuverlässiger Gewährsmann" bezeichnet. Es besteht auch hier der dringende Verdacht, daß dieser Gewährsmann ebenfalls dem jüdischen Fürsorgeheim Wolzig entstammt: denn das Erziehungsheim wird gleichfalls mit großer Sachkenntnis beschrieben.
Nach einer Beschreibung des Konzentrationslagers. besten Grundstücke der Firma Schering-Kahlbaum angedichtet werden, kommt folgende Feststellung:
„An eine Flucht auch nur zu denken, ist unmöglich. Wer in Oranienburg aus der Flucht erschossen wurde, ist ermordet worden."
Hierzu ist zu sagen, daß im Konzentrationslager Oranienburg, solange es besteht, bis auf den heutigen Tag noch nicht ein ein- ziger Schuß gefallen ist. Im Verlaufe dieses Artikels wird hierauf noch besonders eingegangen werden.
Nachdem der „Gewährsmann" sich über „die Bunker des Lagers" eingehend geäußert hat, fährt er kort:
„Der- Abgeordnete Heilmann, der frühere Führer der sozialdemokratischen Landtagsfraktion in Preußen, wurde am Tage seiner Einlieferung nach Oranienburg in einen dieser Bunker gesperrt und war gegen Ende August immer noch nicht erlöst. Heilmann — um seinen Fall vorwegzunehmen — wurde auch sonst in der fürchterlichsten Weise mißhandelt. Die Geheime Staatspolizei hatte ihn gleichzeitig mit den früheren Leitern des Berliner Rundfunks nach Oranienburg gebracht. Kaum hatten die Beamten samt den Pressephotographen und den Journalisten, die zur Teilnahme an dem Empfang der Prominenten Gefangenen nach Oranienburg geladen waren, das Lager verlassen, als Heilmann zur „Vernehmung" in das Verwaltungsgebäude geführt wurde. Man hörte seine Schmerzensschreie und sein Stöhnen über den ganzen Hof. Nach etwa einer Stunde schleppten zwei SA.-Leute den Abgeordneten hinunter, das Gesicht von Blut überlaufen, die Augen von Faustschlägen geschlossen, nicht mehr imstande, sich auf den Füßen zu halten. In diesem Zustand wurde Heilmann, der nicht emigriert und in seiner alten Wohnung geblieben war, bis die Geheime Staatspolizei ihn arretierte, in den „Bunker" gesperrt. Er wird dort wohl allmählich zu Tode gemartert werden."
Nachstehend bringe ich die photographische Aufnahme Heilmanns, ausgenommen in der daktyloskopischen Abteilung des Konzentrationslagers, drei Tage nach seiner Einliefe, runa.
Allein diese Aufnahme beweist, wie Heilmann drei Tage vorher „mißhandelt" wurde.
Es spottet einfach jeder Beschreibung, wenn man daran denkt, mit welcher Frivolität „der Gewährsmann" seinen Artikel verfaßt hat
Heilmann war in seiner Politischen Tätig- keit der Mann, durch dessen Hetz- und Wühlarbeit so mancher deutsche Arbeiter bereit gewesen war, seinem eigenen Bruder den Schädel einzuschlagen. Für mich, der ich Versammlungen von ihm besucht habe, ist Heil- mann die Inkarnation der Charakterlosigkeit. Ich denke dabei an seine Reichspräfiden- tenwahlversammlung in Bernau, wo er den Kandidaten zu wählen aufforderte und den Arbeitern zurief:
„Wenn ihr es so nicht könnt, dann trinkt vorher einen Schnaps."
Sein Empfang durch die Häftlinge im Konzentrationslager war jedenfalls so, daß wir von uns aus Schritte unternehmen mußten, um ihn den Liebesbezeuaungen seiner ehemaligen Genosten zu entziehen.
Anschließend erzählen ..Das neue Tagebuch" und „sein Gewäbrsmann" die rührselige Geschichte zweier Handwerker, die sich als Schutzhäftlinge geweigert hätten, am Ausbau „ihres Kerkers" mitzuarbeiten.
Genau wie die Geschichte, entstammen auch diese beiden Künder eines „selbstmörderischen Heroismus" klaut Artikel) ein und demselben Pbantasieland.
Aber es schadet nichts — arauiame Mißhandlungen und 14 Tage „Bunker" waren dre Quintessenz ihrer „Heroismus".
Und weiter.
„Zu den ältesten Häftlingen gehört der sozialdemokratische Abgeordnete Gerhard Se- aer, dessen pazifistische Tätigkeit bestraft wird. Nach dem „Haarschneiden"— allen Internierten wird der Kopf kahlgeschoren — mußte Seger ins Krankenhaus übergeführt werden: man hatte ihm die Kopfhaut an mehreren Stellen aufgerissen."
Daß der sozialdemokratische Abgeordnete Gerhard Seger seiner pazifistischen Einstellung wegen in das Konzentrationslager gebracht worden wäre, dürfte auch der Voreingenommenste jener unglücklichen Lesergemeinde des Neuen Tagebuches nicht glauben.
Für alle anderen aber mag es genügen, daß der SPD.-Führer Seger, der wegen Landesund Hochverrats eingeliefert wurde, zweimal wegen Beleidigung vorbestraft war und sich dadurch einen Namen erworben hatte, Werl er die Angehörigen der Wehrmacht in einer sozialdemokratischen Zeitung „Pestträger" nannte, die man meiden müsse.
Das Krankenhaus Oranienburg hat Seger nicht zu sehen bekommen; denn die angeblichen Verletzungen beim Haarschneiden existieren nur in der „grausamen Phantasie" des Skribenten.
Nun zu Seger, der sich augenblicklich im sicheren Prag bei seinen sozialdemokratischen Freunden aufhält.
Gerade noch zur rechten Zeit eröffnet Seger seinen Kampf gegen Oranienburg und gegen sein ehemaliges deutsches Vaterland. Noch einmal beschäftigt dieser unsaubere sozialdemokratische Skribent die Presse des Auslandes und bestätigt, wie unrecht wir hatten, als wir diesen Gesinnungslumpen so anständig behandelten, wie das in jedem anderen Lande mit derartigen vaterlandslosen Gesellen nicht geschehen wäre. Im Neuen Vorwärts, Nummer 34 vom 4. Februar 1934 (Erscheinungsort Karlsbad, Tschechoslowakei), schreibt der nach „heldenhafter Flucht" über die Grenze entwischte Oranienburger Häftling:
(Fortsetzung folgt).