Nr, 174
Montag, 30. Zull 1934
108. Jahrgang
i, Len 28. Juli
lprcise vom 27. Juli .30-43.10 RM. 3.75. Platin 96 Pr«, ill. 3.70. Platin 9« !-60 RM. je Gramm.
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er. Oberlehrer i. H,
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M. 2510
«mja'gt 8 Seiten.
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Rund um Oesterreich
Aufsehenerregende Mitteilungen tschechischer Blätter über die Hintergründe des Wiener Handstreiches Tob- suchtsansälle der französtschen und italienischen Presse über den Friedensschritt des Führers Heimwehr
„siegt" kreuz und quer durch Oesterreich
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kk. Berlin, 23. Juli.
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Man ha: in Wien selbst noch nicht gewußt. W-. r a::: Mirlwoch den Handstreich ans das Bundeskanzleramt ansgeführt hat. als ein? gewisse Presse des 'Auslandes bereits zum Generalangriff schritt — nach ihrer Meinung auf das Tonische Reich, in Wirklichkeit ans de,! Frieden Europas, .'.leine Verdrehung, keine Lüge.und keine Verleumdung war -n infam, als daß man sie nichl gegen das Deutsche Reich ins Tressen geführt hatte. Erst allmählich bricht ftch die Wahr- heit Bahn, die kurz gefaßt nur so lautet:
Weder die NSDAP. noch das Ternsche Reich haben mit dem Mord an Bundeskanzler Tr. Tollsnß. noch mit dem Putsch in Wien irgend etwas zu tun.
Wir sind heute :n der Lage, ganz nn- berdrichtige Zeugen hieinr anzufüh- ren. Tie tschechische natwnaldemokratn'che Presse hat bis heute nicht den geringsten Beweis auch nur einer Smir von Deutsch- srenndlichkcit geliefert. Tie beiden wichtigsten Blätter dieser Partei beschäftigen aber in Wien Berichterstatter, die, wie man auS Erfahrung weiß, zu den höchsten Behörden Oesterreichs nicht die schlechteste!, Beziehungen unterhalten. Es hat auch Zeiten gegeben. >> a ö st c r reichi s ch e Behörden den N m w eg über diese Blätter g e - wählt haben, um eine öfter- r e i ch ische Nachricht nach Oesterreich zu „l a n z i e r e n".
lind nun berichtet das nationaldemokratische Blatt „Narodni Politika" über die Wiener Vorgänge:
„Es handelt sich um nichts anderes, als um einen Kampf um die Macht zwischen Leuten gleichen Lagers, zwischen Rintelcn und Dollfuß, zwischen dem Führer der steirischen Heimwehr 'nicht zu verwechseln mit dem Steirischen Heimatschutz, der sich schon vor mehr als einem Jahre Adolf Hitler unterstellt hat und deswegen ausgelöst wurde. Tie Schristleftnng) und dem Führer der österreichischen Heimwehr. Es war nun ein Versuch. Tollfuß die Macht zu nehmen und sie Ninteten zu übereignen. Im ganzen also ein grober Kampf zweier alter Konkurrenten um die Macht, um die entscheidende Stellung im Staate."
von den Werken
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g. Gottesdienste
. 29. Juli. (S. n. D-I . Uhr Predigt (Hohl! d Kindergottesdieni hristenlehre für TöÄ er Kleinkinderschul! Uhr Erbauungsstund shaus. Jselshausee iredigt (Hohl). ansÄ esdienst.
stische Gottesdienste Msche Freikirche^ l , 29. Juli. Vorm. 9 g gt (Pflüger). 11 . .
hule. Abends 8.00 Uift, Mittwoch abend 8.1 stunde: Pred. Ulri« r: Dienstag abend 84 'tde. Ebhausen: Som Predigt. Donnerstc eistunde. Haiterbak Uhr Predigt. Freite lstunde.
h. Gottesdienste >
i. 29. Juli. 6—7 Ul zenheit. 8.30 Uhr G-t n Alteusteig. 10 Ä hl. Messe in Nagol
rächt. Mittwoch 6 U i ,st in Rohrdors. TopT Uhr nachm. Beicht.Kt- Freitag 5.30 Uhr -'ft zenheit. 6 Uhr ^
„Man kann sich zwar vorstellen", so heis es dann weiter, „daß die Erklärung der den schen 3legierniig. sie werde die Grenze übe: schreitende österreichische Aufständische oei hasten. Taktik sein könne, aber die völ lige Teilnahmslosigkeit de übrigen österreichischen Haken krcuzler an dem Putsch kan kcineTaktrksein. denn eine so ui
' äbiop Taftik ist IInmöalich de
den Anhängern Hitlers, die nie den Verlust einer Einzelaktion riskiert habk würden. Eines der bemerkenswertesten M mente ist die Tatsache, daßnurderKan lei Dollfuß erschossen worden i und nicht dte übrigen zwei ZN i n st er. insbesondere nicht der ehe malige Vizekanzler Fey."
Die dem gleichen Parteilager entstamme- den „Narodni Listy" ergänzen diese Mitte lungen in wertvoller Weise:
..Major Fey wußte schon a: Mittwoch vormittag in der Zei der M i n i st e r r a t 8 s i tz u n g. die fü 11 Uhr zusammen berufen war daß ein Angriff auf das Bundekanzleramt bevor st ehe. Seine Ir formationen teilte er dem Ministerrat niä rechtzeitig mit. Es kam dann zu scharfen Z- sammenstößen zwischen Fey und Dollfuß, bi denen sich Fey sogar zu schweren Drohunge gegen den Kanzler Hinreißen ließ."
Bestätigt werden diese angcdeuteten Bei mutiingen der beiden tschechischen Blatte durch eine Nachricht des Wiener Berich! erstatters der „Narodni Listy". in der c n. a. heißt:
„Wenn die verhafteten Wiener Haken krcuzler (?) vor den militärische« Aus
Die keierliebe llekerküdrnnß in Wien
Die I.eielie des Luodeslesnrlsrs vollkuL wurde vom Rundeslcsirrlcruiot, wo sie ruerst snk- gekullrt worden war, ins kutlruus überkükrt, wo der Levölüerung Oelegendeit geZsden werden so», sie n«?I> einmal ru seüen. Hinter dem mit seclis pkerdcn bespannten beicbenwagen siebt inan Lundespräsiiwnt üliklas (1), lürst 8tsrb«mkerg (2), sowie die übrigen Mitglieder der Regierung und des Diplomntisebsn Rorps
nahmegerichtshof in Wien gestellt werden sollen, warum wurde dann am Donnerstag abend ein Teil der Verhafteten aus der Kaserne in der Marokkanergasse zum Südbahnhof übergesührt und von dort mit einem Sonderzug weiter befördert, unbekannt wohin?"
Diese Mitteilungen und Stellungnahmen keineswegs deutschfreundlicher Blätter beweisen, daß sich auch im Auslande die Erkenntnis Bahn bricht, daß das Geheimnis des Wiener Handstreiches vom Mittwoch noch der Aufklärung bedarf, einer Ausklärung. die zeigen wird, daß weder das Deutsche Reich, noch die NSDAP, auch nur eine intellektuelle Schuld an den Ereignissen in Wien tragen, daß vielmehr der nicht seit
dem Verbot der NSDAP, in Oesterreich am IS. Juni 1933, sondern feit der Veröffentlichung des Lausanner Abkommens am 15. Juki 1932 tobende'innerpolitische Kampf in diesem Staat die Ursache der Explosion war.
Noch immer Kämpfe in Oesterreich
Diese tschechischen Blättermeldungen gewinnen um so mehr an Glaubwürdigkeit, als die Aufrichtigkeit der amtlichen und Rundsunknachrichten der Wiener Regierung .<uch sonst sehr stark angezweifelt werden muß. Wenn Major Feh am Mittwoch abend gegen 23 Uhr verkündete, daß in ganz Oesterreich Ruhe herrsche und tags daraus die Heimwehrpressestelle Starhembergs von
Die Neuordnung -er SA.
Alte Kämpfer an der Spitze der SA-Gruppen / Ueberorganisation beseitigt
Berlin, 28. Juli.
Der Chef des Stabes der SA.. L u tz e. gewährte einem Mitglied der Rcichsprcssestelle der NSDAP, eme Unterredung, über die die NSK. u. a. folgendes mitteilt:
Frage: Die Ihnen vom Führer gestellte Ausgabe ist außerordentlich umfangreich. Sie ist sowohl organisatorischer als auch personeller Art. Tie Ereignisse des 30. Juni haben eine Neubesetzung zahlreicher höherer Führerstellen der SA. notwendig gemacht. Wird diese personelle Umbesetzung am 31. Juli bei Schluß des sA.-Nrlaubs zum Abschluß gekommen sein?
Antwort: Zunächst sind nur Beauftragungen und keine endgültigen Ernennungen erfolgt. Aller- dings sind diese so weit zum Abschluß gekommen, daß bei Ende des Urlaubs alle Stellen wieder besetzt sind.
Frage: Der Führer hat darauf hingewiesen, daß in der letzten Zeit die alten Kämpfer bei Beförderungen immer mehr zurncktratcn und Neulinge hohe Führerstcllen in der SA. einnahmen. Sind bei der Neubesetzung der Gruppen die alten Kämpfer in erster Linie berücksichtigt worden?
Antwort: Selbstverständlich stehen bei der 'Neubesetzung der F ü h r e r st e l l e n die alten Kämpfer im Vordergründe. Es mutz hierbei allerdings bedacht werden, daß natürlich nicht auf einmal eine völlige Neubesetzung der Führerstellen der SA. vorgenommen werden kann, sondern daß erst allmählich die Beauftragung von alten SA.-Männern mit Führerstellen möglich ist. Es wird jedenfalls interessieren, daß die jetzt an der Spitze von SA.-Gruppen stehenden SA.-Füh- rer Mitgliedsnummer» unter 100 000 haben und im Besitze des goldenen Ehrenzeichens der NSDAP, lind.
Frage: Welcher Art sind die organisatorischen Veränderungen, die in der SA. dnrchgesührt werden?
Antwort: Ueber alle organisatorischen Maßnahmen kann ich mich heute nicht äußern, jedoch sind die ersten Veränderungen ja bereits durchgeführt, wie z. B. die Auflösung der Lbergrnppen. der Inspektionen usw. und die Beseitigung der zum Teil aufgeblähten Stäbe bzw. ihre Zurückführung auf ein gesundes Maß. Am wichtigsten scheint mir die meistens vernachlässigte weltanschauliche Schulung der SN. notwendig zu sein, um dem Führer in der SA. wieder ein Instrument zu schaffen, das wirklich als Garant des Nationalsozialismus angesprochen werden kann.
Frage: Von den heutigen SA.-Männern ge- hören schätzungsweise über die Hälfte der Partei nicht an weil sie erst nach Schließung der Mitgliederlisten der Partei in die SA. eintraten. Wie soll künftig die innere Verbindung zwischen Partei und SA. gewährleistet werden?
Antwort: Ich halte es für selbstverständlich, daß zunächst einmal alle SA.-Führer, aber mit der Zeit auch alle SA.-Männer wieder Partei- genossen sind. Ich werde auf jeden Fall dafür sorgen, daß die SA. wieder eine der festesten Säulen innerhalb der Partei wird.
Ueber die einzelnen Aufgaben, die der SA. für die Zukunft im Rahmen der nationalsozialistischen Bewegung gestellt werden, möchte ich mich heute noch nicht äußern. Ich sehe es aber als meine vornehmste und höchste Pflicht an. den alten SA.- Geist wieder hcrzustcllen, der die Bewegung groß gemacht hat und unsc die nationalsozialistische Revolution gewinnen ließ.
Das Neueste in Kürze
Im Mcmclland geht die Unterdrückung weiter. Ter Landtag scheint ausgelöst zu sein Und die „Mcmclländische Rundschau" wurde verboten.
Mit Frankreich wurde ein Wirtschaftsabkommen unterzeichnet, das Deutschland einen freien Ueberschutz an Devisen gewährleistet.
Laut einer tschechischen, offenbar gut unterrichteten Prefsestimme. soll der tiefste Grund der Wirren in Oesterreich in einem Zerwürfnis in den eigenen Reihen der Regierungspartei bestehen.
Die deutschen Kampsspielc erreichten am Sonntag mit ganz hervorragenden sportlichen Ereignissen ihren Höhepunkt.
Das Sängcrfcft in Heilbronn, an dem auch Reichsstatthalter Murr teilnahm, bildete ein machtvolles Bekenntnis zum deutschen Lied.
„Stegen" bcr Heimwehr kreuz unb quer durch Oesterreich berichtete. „Siege" übrigens, die bis' heute andauern und seither vom Brudervcrband der Ostmärkischen Sturmscharen für sich angesordert wurden, so daß die Kriegsberichte Starhembergs immer mehr zu Polemiken gegen die Stuxm-- scharen wurden, so muß der österreichischen 'Regierung, deren Rundsuukpropagandadienst trotz der Neubesetzung sich ausschließlich aus Angriffe gegen die NSDAP, und das Deutsche Reich beschränkt, der Vorwurf gemacht werden, daß sie selbst die Unklarheiten noch vermehrt. -
Tenn tatsächlich spielen sich in Oesterreich noch immer Kämpfe ab. die keineswegs spie- lcri'che Geplänkel sind. Am «amstag gab es noch recht bemerkenswerte und für beide Teile verlustreiche Kämpfe in Klagen- f u r t, in den Vororten Salzburgs — hier so heftig, daß das Ttaudrecht verhängt werden mußte — in T t. G e o r g e n in Kärnten, bei St. Veit und St. Tonal (Kärnten), im T r a u t a l. das die Aufständischen eine Zcitlang ganz beherrscht haben, in Linz, wo drei Gendarmeriebcamte fielen, in Bad Ischl im Salzkammergut. in Graz (ein Toter, zahlreiche Schwerverletzte > und in zahlreichen Orten Südkärntens und Südsteicrmarks.
Auch am Sonntag kam es noch zu örtlich beschränkten Unruhen in Lustenau (Vorarlberg). Innsbruck (Tirol), S ü d - kärnten und am Semmering bei M ürzzuschlag. wo die Kämpfe zeitweise ein größeres Ausmaß ariuahmen.
Insgesamt werden die Verluste der Re- gieruugstruppen, einschließlich der Heimweh- rcn, mit 7 8 Toteu und 165 Verwundeten angegeben, wovon auf das Bundesheer 18 Tote und 37 Verwundete, auf die Gendarmerie 10 Tote und 20 Verwundete, ans die Wiener Polizei 2 Tote und 5 Verwundete entfallen. Tie Aufständischen sollen bisher ungefähr 200 Tote gehabt haben.
Von der Erbitterung, mit der gekämpft wurde, zeugt ein militärischer Bericht über die Kämpfe im Ennstal. der im bezeichnenden Gegensatz zu den Berichten der Heimwehr. die von „fluchwürdigen Rebellen" und „Mörderbanden" nur so wimmeln, steht. Es heißt da am Schlüsse ausdrücklich von „irregeleiteten tapferen Bergbewoh- u e r n".
Starhemberg redet
Es wird von niemandem geleugnet werden. daß Herr von Papcn kci-ie leichte Aufgabe zu bewältigen hat. Niemand ist sich darüber klarer als der Führer selbst, weshalb er ja gerade Herrn von Papen nach Wien entsendet. Tie Erteilung des Agrements der Wiener Regierung wird vor Mittwoch kaum erfolgen, da erst bis zu diesem Tage die neue Regierung gebildet werden soll.
Andererseits darf man nicht nach der augenblicklichen Lage urteilen. Noch führt — vertretungsweise — Vizekanzler Starhemberg die österreichische Regierung, der am Freitag abend in einer Rundfunkrede an den Tatsachen vorbeisprach. Es ist kein Geheimnis, daß Starhemberg nur deshalb seine Heimwehr 1932 in die österreichische Regierung entsandte, wqil er sonst überhaupt in die