Der Gesellschafter
Donnerstag, den 18 . Juli 1881 .
üag. Lin IS. Zuli 1 S 3 p Seite S — Nr. 1 KS
Forftamt Enzklösterle
«»Holz-Verkiis z
-amstag, den 21. Juli ags 2 Uhr im Hirsch j, aus Staatswald Dich cn. Dietersberg, Süch- ingehardt und Kälber n. Buche: 2 Nutzscheitex heiter, 51 Prügel, ij 1 Anbruch; Nadelhoch scheitcr, 13 Scheiter. 1l>z
ch.
zeichnisse vom Forstami
rlisll-
sttv»
mvfiehlt
n großer Auswahl
IHM. klSKI'
»16. 1703
wird in die Nähe i« stellung per sofort odei> zust braves, evangel.
rdchen
unter 22 Jahren, dar in guten Häusern ge lat. ' !
Angebote unter Nr. 1698: l .Gesellschafter". ^
preiswert bei
cg L Schmid
«s weißt im m im Arsche»?
llhnenbüchlein zu 60 ^ Ahnentafel zu 12 ^
will dir Erleichterung und Wegweiser dazu sein.
vorrätig bei
G. W. Baiser
Statt Karten !
Mg
andte, Freunde und
er in das Gasthaus freund!, einzuladen
rdwirt, Mindersbach
iandwirt, Holzbronn Mudersbach.
r alle Stnfev kür Violoncello zcrt der Rrichsvost
rt
Taardienkt
Wetterbericht
Nachrichten m Kindeiland Iniik
i!
lkamvkkk onzcrt c Gr-snze
Eszett! ISchallvlatten)
Wetterbericht
mit
! Umschau derbogen"
Nachrichten Sportbericht »s Wochcncud nsik
Filme für die Schuljugend
Ein grobzügiger Plan des Berlin, 17. Juli.
Der Reichserziehungsminister Rust hat sich in einem umfangreichen, an die Unterrichtsverwaltungen der Länder und an die Ober- und Regierungspräsidenten gerichteten Schreiben ausdrücklich für die Förderung des Films ln der Schule eingesetzt. Reichsminister Rust weist in diesem Schreiben darauf hin, daß der Unterrichtsfilm eines der bedeutungsvollsten Hilfsmittel der Schule sei, das bisher die ihm gebührende Stellung noch nicht gefunden habe. Erst der neue Staat habe die psychologischen Hemmungen gegenüber der technischen Errungenschaft des Films völlig überwunden, und er sei gewillt, ihn machtvoll in den Dienst seiner Weltanschauung zu stellen.
Auch die deutsche Schule, die von dem na- tionalsozialistischen Staate vor neue und schwierige Aufgaben gestellt sei, könne auf dieses Unterrichtsmittel nicht verzichten. Der Film, der möglichst unmittelbar im Klaffen- unterricht ern'zusetzen sei, solle nicht andere Unterrichtsmittel verdrängen, er solle aber als gleichberechtigtes Lernmittel überall dort an die Stelle des Buches usw. treten, wo das bewegte Bild eindringlicher als alles andere zum Kinde spreche.
„Es ist mein Wille", so heißt es in dem Schreiben weiter, „daß dem Film ohne Ver- zögern in der Schule die Stelle geschaffen wird, die ihm gebührt; er wird dann, worauf ich besonderen Wert lege, gerade bei den neuen Unterrichtsgegenständen der Rassen- und Volkskunde von vornherein mit eingesetzt werden können. Zur Erreichung dieses Zieles ist eh nötig, daß innerhalb weniger Jahre die deutschen Schulen mit Filmgeräten ausgerüstet werden und daß aus dem engen Zusammenwirken von erfahrenen Lehrern, Fachleuten und Filmschaffenden die erforderlichen Unterrichtsfilme entstehen."
Reichsstelle für den Unterrichtsfilm
Reichsminister Rust gibt anschließend hieran bekannt, daß er zur Leitung und einheitlichen Durchführung seines Vorhabens die Reichs st eile für den Unterrichtsfilm geschaffen hat. Dieser Reichsstelle ist ein Beirat beigeaeben, der sie in den wichtigsten Pädagogischen und filmischen Fragen berät und der die Verbindung zu den hauptbeteiligten Behörden und Körperschaften herstellt. Dem Beirat werden außer je einem Vertreter des Reichserziehungsministeriums, der vier größten Unterrichtsverwaltungen der Länder, des Deutschen Gemeindetages, der Neichsvereinigung der Lichtspielstellen, des NS-LehrerbundeZ vor allem auch ein Vertreter des Reichsminister- für Volksaufklärung und Propaganda angehören. Reichsminister Rust beabsichtigt demnach, die Pro- bleme filmischer Art. die aus seinem Vorhaben erwachsen, im engsten Einvernehmen mit den zuständigen Ministerien zu lösen.
Diese Zusammenarbeit hat bereits jetzt darin ihren Ausdruck gefunden, daß zwischen den beiden Ministerien neue Richtlinien über die Arbeit der Gaufilmstellen der NSDAP, in den Schulen abgeschlossen sind. Die Richtlinen, denen die Reichspropa- gandaleitung (Abteilung Films zugestimmt
Reichserziehungsministers
hat, werden in dem Schreiben des Minister- Rust ebenfalls bekanntgegeben.
Schließlich enthält dieses Schreiben eingehende Ausführungen über die Finanzierung der Film- und Apparatebeschaffung und über die organisatorische und verwaltungsmäßige Durchführung des Vorhabens.
Es ist zu erwarten, daß der großzügige Plan nicht nur von großem Nutzen für Schule und Erziehung sein wird, sondern daß er auch nicht unerhebliche Bedeutung unter dem Gesichtspunkte des Arbeitsbesch as- sungsprogramms der Ncichsregierung gewinnen kann.
Wann baut Amerika Uebersee-Luftschiffe?
Eine Unterredung mit Präsident Litch- field von der Goodhear-Zeppelin-Cor- poration
Friedrichshafen, 17. Juli. Am Sonntag nachmittag traf Präsident Litchsield der amerikanischen Goodyear-Zeppelin-Corpora- tion in Akron in Friedrichshafen ein und hat im Kurgartenhotel Wohnung genommen. Dem Vertreter des DNB. gewährte er am Montag eine Unterredung, während der er, über denZweck seiner Deutschland- ceise befragt, mitteilte, daß dies seine sechzehnte Europareise sei. Er komme alle zwei Jahre einmal herüber. Im übrigen sei sein hiesiger Aufenthalt nur privat und gelte dem Besuch Dr. Eckeners und dem Luftschiffbau, da in Akron auch Luftschiffe gebaut werden. Ferner erklärte er, daß die amerikanische Marine vorläufig kein Interesse am Bau weiterer Luftschiffe habe, da zunächst abzuwarten sei, wie sich das jetzige Marineluftschiff bewähre. Amerika besitze auch noch kein Verkehrsluftfchisf, außer kleinen Ballo- netts für örtliche Rundfahrten.
Amerika sollte Luftschiffe bauen!
Ueber die Lei st ungen der „M acon" befragt, sagte Präsident Litchsield: Es ist allerdings nicht viel unternommen worden, aber was unternommen worden ist. war von Erfolg. Ich bin der Ansicht, daß Amerika recht bald Luftschiffe bauen soll, und zwar nicht für die Marine, sondern für Handel und Verkehr. Wir brauchen sie weniger für den Verkehr in Amerika selbst, als hauptsächlich für Uebersee. Ich weiß nicht, ob man sich meiner Auffassung anschließen wird, aber ich hoffe es. Die neuen Luftschiffe sollten etwas größer sein, als die „Macon", um dem Gebrauch von Heliumgas Rechnung zu tragen. Dann sollten sie für den Antrieb Schweröl-Dieselmotoren haben
Gute Aussichten für „LZ. 128"
Sehr anerkennend äußerte sich Präsident Litchsield über die Leistungen des Luftschiffes „Graf Zeppelin". Das Luftschiff hat sich ja ausgezeichnet bewährt. Vor allen Dingen hat es recht viele Leute von der Verwendungsmöglichkeit von Luftschiffen überzeugt. Die Navigation war und ist vorzüglich mit der hier ausgebildeten Mannschaft.
Besondere Beachtung verdient die Regelmäßigkeit, mit der „Graf Zeppelin" zwischen den beiden Kontinenten verkehrt. Gerade dies hat dem Luftschiffbau viele überzeugte Anhänger gewonnen, die früher an seiner Verwendungsmöglichkeit zweifelten. Er hat Sicherheit, Komfort und Geschwindigkeit vorbildlich demonstriert. Ich bin der Ansicht, daß das neue Luftschiff noch größeren Komfort bieten wird und dadurch, daß es noch mehr Personen befördern kann, sehr populär werden wird.
lieber die Beteiligung an der Deutsch-Holländischen Linie werden in Amerika Verhandlungen gepflogen.
Zu den Aussichten der Flugzeuge im Langstreckenverkehr äußerte sich Präsident Litch- field: Ich glaube nicht, daß das Flugzeug auf lange Strecken mit dem Luftschiff wird konkurrieren können. Es kann entlang den Küsten über Strecken von 700 bis 800 Meilen eingesetzt werden und bleibt in seiner Verwendung für Passagiere beschränkt.
Neues Wim der HlmlejaMMon
Drei Teilnehmer vermißt
Simla, 17. Juli.
Nach einer hier eingetroffenen Meldung ist die deutsche Himalajaexpedition erneut von einem schweren Unglück betroffen worden. Die deutschen Bergsteiger Merk l, Wieland und Welze nbach werden >eit einigen Tagen nach einem furchtbaren Schneesturm, der sie bei ihrem Angriff auf den Nanga Par- bat überraschte, vermis... Die Suche nach ihnen war bis jetzt er " vlglo . In der glei- chen Meldung w'rd auch der Tod von drei eingeborenen Trägern mitgeteilt.
Eine Bestätigung dieser Meldung durch die Expeditionsleitung liegt bisher noch nicht vor.
Die Aufgabe der deutschen Himalajaexpedi- tion ist ungeheuer schwer. Durch die Wildheit und Schroffheit der Grate steht sie vor Schwierigkeiten, die geradezu unvorstellbar sind.
Die wissenschaftliche Abteilung der Expedition, die unter Führung vor Dr. Finsterwalder (Techn. Hochschule Hannover) steht, geht völlig etrennt von der Merklschen BergsteigerExpe- ition vor, und es ist durchaus möglich, daß beide 100 Kilometer voneinander getrennt sind.
Dr. Finsterwalder nimmt daS gesamte Gebiet um den Nanga Parbat im Umfang von rund 100 Quadratkilometern wissenschaftlich auf.
Die beunruhigenden Meldungen über das Schicksal der Spitzengruppe der deutschen Himalaja-Expedition trafen am Dienstag mittag aus englischer Quelle ein. Nunmehr liegt ein ausführlicher Bericht vor, der von dem Teilnehmer Bechthold abgesandt wurde. In diesem Kabel heißt es u. a.:
„Am 7. Juli wurden wiederum zwei Kulis im Lager 7 höhenkrank. Sie wurden unter größten Anstrengungen von Bechthold über den Rakiot-Peak nach Lager 5 gebracht.
Im Schneesturm verlor man den Weg. Bechthold erreichte allein das Lager 4. Bernard und Müllritter konnten die zusammengebrochenen Kulis retten.
Am gleichen Tage erreichte die Spitzengruppe dank der anstrengenden Stufenarbeit von Schneider und Aschenbrenner den Silbersattel am Nanga Parbat. In 7600 Metern Höhe wurde das Lager 8 errichtet, nachdem Schneider und Aschenbrenner vier Stunden lang unter dem Hauptgipsel in etwa 7900 Metern Höhe gestanden hatten.
Nach der späteren Schilderung von Schneider und Aschenbrenner erlebte die Spitzengruppe furchtbare Stunden in den schneeverwehten Zelten. Immer neue Schneeböen zwangen sie dazu, die Zelte mit aller Kraft f e st z u h a l t e n. In fieberhafter Erwartung des erfolgbringenden Gipfelsturmes wurde die Nacht in dieser Lage zuge» krackt.
Am 8. Juli versuchten Bernard, Bechthold und Müllritter, von Lager 4 aus Nahrungs» lasten nach Lager 6 und 7 zu bringen. Sie blieben im Pulverschnee und Sturm schon vor Lager 5 stecken. Der Sturm wuchs zum Orkan und riß dem Träger der Spitzengruppe die Last vom Rücken. Der Schlafsack slog im hohem Bogen in die Tiefe. Aschen- brenner und Schneider erzwangen in Sturm und Schnee mit äußerster Anspannung den Abstieg vom Lager 8, also aus 7600 Metern Höhe, nach Lager 4.
Am 9. Juli wütete der Schneesturm fort. Am 10. herrschte wechselndes Wetter und strengste Kälte. Der Gipfel hing in schweren Schneefahnen. Vom Lager 4 auS wurde der Abstieg von 9 Kulis über den Rakiot-Peak beohachtet. Vier von den Kulis trafen teilweise mit erfrorenen Hän- den und Füßen völlig erschöpft im Lager 4 ein. Sie berichteten, daß Lager 5 und 6 vom Sturm weggefegt seien. Die anderen 5 Kulis sind wahrscheinlich erfroren, zwei davon sind bestimmt tot.
Seit der Erreichung des Lagers 7 durch Merkl, Wieland und Welzenbach fehlt jede Nachricht von ihnen. Die Kameraden sind außerstande, zu helfen, weil die Darjeelingträger fast ausnahmslos krank sind und die Witterung eine Hilfeleistung durch Europäer unmöglich macht. So ist alles in schwerster Sorge um die drei Kameraden.
Am 11. Juli klarte das Wetter auf. Es herrschte Windstille. Alle deutschen Bergsteiger stiegen mit den gesunden Kulis von Lager 4 zur Hilfeleistung nach Lager 5 auf. Drei schwererkrankte Kulis würden ins Hauptlager gebracht.
Finsterwalder, Raechel und Misch sind inzwischen ebenfalls im Hauptlager eingetrof- fen. Raechel und Misch gingen am 12. Juli zur Hilfeleistung nach Lager 4.
Zu dieser Meldung gibt die Vertretung der deutschen Himalajaexpedition in München folgendes bekannt:
Die Gefahr, in der sich die Spitzengruppe befindet, ist groß. Es besteht noch Hoffnung, denn Merkl. Wieland und Welzen- bach gehören zu den besten und erfahrensten Bergsteigern Deutsch, lands. Durch ihr überragendes alpines Können und ihre unerhörte, oft bewährte Energie werden sie sich vielleicht doch noch einen Weg zur Rettung erzwingen. Merkl und Welzenbach sind schon in Lagen gewesen, in denen es für andere kaum mehr eine Rettung gegeben hätte."
Die Ras senfrage ist der Schlüffe! zum Verständnis der Weltgeschichte
Liu UtsnefteuliLtlelit über äa« branfteLburLisebe LourenftatiousIuLer — Von 8^.-Ltnrwbaoakülirer Lebäler
7. Fortsetzung.
Erschütternd war es zu sehen, wie sehr sich der deutsche Arbeiter auf diesen Intellektuellen und seine Art schon eingestellt hatte. Im wohldurchdachten Referat waren bald die Höhepunkte erklommen, und dann setzte eine wahnsinnige Hetze ein. dre mehr als einmal unmittelbar zu jenen Verbrechen führte, von denen dann am nächsten Tage mit wenigen, lapidaren Zeilen die Zeitungen berichteten. Mehr als einmal haben wir ihn in den letzten Kampfjahren kennengelernt den intellektuellen Hetzer und seine Gefahr tür die von uns so herbeigesehnte völkische Gemeinschaft.
Wie klein, wie verzagt und freiwillig un° lerwürfig war dieser Mann jetzt im Konzentrationslager. Leider, leider sind diese Vertreter des Marxismus seltene Gäste bei uns gewesen. Ein großer Teil hatte den Weg über die Grenze genommen. Ich bedaure aufrichtig, daß so wenige von ihnen in Gemeinschaft der durch sie verführten deutschen Arbeiter in den Konzentrationslagern leben mußten.
Der sogenannte kleine Mann hat nämlich die Gabe in solchen Situationen tretende Vergleiche zwischen sich und dem „Führer" zu ziehen. Ich denke gerade hierbei an einen ganz großen Führer der SPD., der nicht mehr rechtzeitig das rettende Ausland erreicht hatte. Eines Tages landete auch er, der einer der übelsten Hetzer der verflossenen Jahre gewesen war — in Oranienburg. Ihm zu Ehren hatten die Häftlinge des Lagers Aufstellung genommen. Für viele eine Genugtuung — endlich einer der wirklichen Drahtzieher. In seiner Gesellschaft be- iaad sich gleichfalls ein rpcht bekannter
SPD.-Führer, der Jahre hindurch eines der übelsten Hetzblätter Brandenburgs als Redakteur verantwortlich gezeichnet hatte. Diese beiden „Führer" haben in den wenigen Augenblicken ihres Eintreffens — schon allein in ihrem Aeußern — einen derart verheerenden Eindruck gemacht, daß allein ihr Beispiel gewirkt hat. Während der „Prolet" mit zerschlissenem Anzug, zerlumpten Stiefeln und fadenscheinigem Mantel noch bis zum Schluß geglaubt hatte, treue Gefolgschaft diesen Männern leisten zu müssen und dann in diesem Aufzug eingeliefert wurde, betraten ihre beiden Führer das Lager in der Ausstattung des absolut gepflegten, „feinen" Mannes.
Wie groß die Kluft zwischen ihnen und den anderen Schicksalsgenossen geworden war, mußten sie bald erfahren. Ich habe, das darf ich ehrlich gestehen, einen unbändigen Respekt bekommen, als ich sah, daß der Stolz im deutschen Arbeiter noch nicht ganz erstorben war und er jede Gemeinschaft mit dem gepflegten, verweichlichten Genossen einfach ablehnte. Auf der anderen Seite war es höchst interessant festzustellen, daß die Männer, die vorgegeben hatten, den „Bourgeois" mit seinem lächerlichen Getue und Gehabe, seiner Gesellschaftsordnung und seinem Dünkel leidenschaftlich zu bekämpfen, derart in dessen Eigenschaften anfgegangen waren, daß sie beim besten Willen von sich aus keine Berührungsmöglichkeiten mehr mit den von ihnen bislang geführten Schicksalsgenossen hatten.
Eine Welt hatte sich zwischen ihnen auf- getan.
j EinaetM 1« die gleiche Kompanie der
Schutzhäftlinge, die einstmals fllr >re uno ihre Parolen bereit gewesen waren, ihr Blut hinzugeben, vollzog sich die menschliche Tragikomödie. Der intellektuelle Führer — der „Führer" — fühlte sich bei den bisher Geführten nicht mehr wohl.
Seit dem Eintreffen dieser Männer lag eine besondere Stimmung über dem Lager. Unter den Häftlingen hatte eine gewisse Beruhigung, eine Genugtuung eigener Art Platz gegriffen. Ausgerüstet mit derselben Drillichhofe, demselben Arbeitsstiefel und -rock, mußten sie ihre Arbeit verrichten. Daß ich dem einen von den beiden „Berühmtheiten" in einer kurzen Rücksprache nahegelegt habe, daß es ratsamer, weil anständiger sei, während der Arbeit keine Zigarren zu rauchen, lei so nebenher berichtet. Ich hätte mich an seiner Stelle geschämt, während neben mir Männer standen und lebten, denen ihre per- sönliche Armut jedes Vergnügen an einer 2-Pfennig-Zigarette vorenthielt, dicke Zigar- ren zu rauchen.
In einem Jahre gehen viel Menschen an einem vorüber ohne Anteilnahme, ohne Eindruck. Ein Typ aber verdient, daß man sich besonders mit ihm beschäftigt. Das ist der kleine „proletarische" Führer, der kleine Mann aus der Masse, der leider zu oft das willige Werkzeug der Intellektuellen wurde. Hier habe ich Männer kennengelernt, um die es mir teilweise recht leid getan hat, sie als Häftlinge im Konzentrationslager anzutreffen.
Hätte die Gesellschaft der Vorkriegszeit das zu schätzen und zu achten gewußt, was an geistigen Kräften im Volk lebendig war und iiacki Anerkennung und Achtung strebte, wäre
viel seelisches Elend, das nachher Elend über unser ganzes armes Vaterland gebracht hat, vermieden worden.
Enttäuschungen über Enttäuschungen hatten in jahrelangem harten Arbeiterdasein in Ne Herzen dieser Männer Eingang gefunden. Allmählich versanken in ihnen alle gesunden Ansichten, die ihnen Glauben und persönliche stärke verliehen hatten, und so landeten sie dort, wo die Idee nur flüchtig war, materialistisches Denken aber alles bedeutete. Sie, die man richtig erkannt, als Idealisten zum Wohle des Vaterlandes und ihres Volkes noch zur rechten Zeit hätte ansetzen können, glitten ab, geschickt ausgefangen von denen, die sie brauckiten, um leben zu können. So entstand der Typ des „kleinen Proletarischen Führers" — des Idealisten, der viele, viele andere nach sich zog und uns anderen, den nationalen, wirklich ehrlichen Sozialisten, die um seine seelischen Nöte Bescheid wußten, das Leben so bitterschwer machte.
Warum Schutzhaft?
Viele waren überzeugt worden und gekommen, aber viele andere waren so tief in die marxistische Lehre verstrickt, daß sie nicht mehr herausfanden aus dem Labyrinth, aufgebaut aus Enttäuschungen, eigener Not, Not der anderen, irregeleitet durch die tausend und aber tausend gleißenden Spiegel jener Lehre, die sie mit ihrem ganzen Denken und Trachten gefangen hielt. Es war eine Notwendigkeit, zu Beginn der nationalsozialistischen Revolution sie in Schutzhaft zu nehmen. Einmal bedeuteten gerade diese hartnäckig ihren Posten verteidigenden Führer eine unbedingte Erschwerung beim Kampf um die Macht im Reich, auf der anderen Seite gehörten sie zu den Menschen, die Schutz bedurften, um nicht in ihrem Wahn Unheil anzu- richien, für das nicht sie, sondern jene Deserteure verantwortlich gemacht werden mußten, die inzwischen das Weite gesucht hatten.
(Fortsetzung folgt).