der Mitter-nachtSmesse empfingen alle ihren Erlöser, das liebe Jesuskind, in der heiligen Kommunion, und obwohl zwei Priester mit dem Ausspenden der heiligen Kommunion be­schäftigt waren so wollte es doch lange Zeit kein Ende nehmen. In diesem Jahre war die Kirche wieder wie früher mit zahlreichen Lichtern. Kerzen und Lampen erleuchtet. Viele hatten ihr Scherflein geopfert, damit das Jesuskind viele Kerzen habe in der heiligen Nacht Die Leute hatten ja gesehen, wie sparsam wir in der Kriegszeit damit umgehen mußten, da man hier keine Kerzen bekommen konnte und sie wissen, daß sie jetzt sehr teuer sind. Darum brachten sie freiwillig ihr Scherflein, damit die heilige Nacht recht schön gefeiert werden konnte."

* St. Thomas. Der 2>. Dezember bringt den Ge- dächtnistaz des Apostels Thomas, der in der Zwölfergruppe seiner Genossen als eigenartige, grübelnde und schwergläubige Natur erscheint, der bei der Nachricht von der Auferstehung des Meisters seinem Zweifel in beredten Worte» Ausdruck gibt, und der noch heute als der Typus der Schwergläubig­keit erscheint, wenn man im Volksmund vomungläubigen Thomas" spricht. Die alte Kirche setzte den hl. Thomas als Torwächter bei dem kürzesten und dunkelsten Tag des Jahres ein, um anzudeuten, daß' die Menschheit in tiefster Nacht gefangen lag. bevor ihr der Messias das Licht gebracht hat. Unseren Vorfahren galten die Tage der Wintersonnenwende, da die Natur abgestorben ist, als eine heilige Zeit, in der die gesamte Götterwelt losgebunden war. So zählt denn noch heute die Thomasnacht mit zu den geheimnisvollsten des ganzen Jahres Der Volksglaube läßt schädliche Geister umgehehen, die nur der von Haus und Hof verscheuchen kann, der ruft:Heiliger Thomas, beschütze uns vor allen Nebeln,"

(- Haiterbach, 2l. Dez. Der hiesige Turnverein veran­staltete am Sonntag abend siir seine Mitglieder die erste Weih­nachtsfeier. Das reichhaltige, von Bauwerkmeister Maier in ulkige Fmm gekleidete Programm lockte auch zahlreiche Nichtmitglieder herbei, sodaß der Saal die Zuschauermenge kaum zu fassen vermochte. Die Darsteller der 3 Theaterauf- sührungen hatten sich in erstaunlicher Weise in ihre Rollen eingelebt u. brachte sie fast durchweg in gewandter Weise zur Darbietung. Im ersten StückDer Glückspilz" verdienen namentlichBührle und Frau" sowie derJude" besondere Anerkennung. Die humoristische Einlage mit ihren durchaus neuen Schlagern verfehlte ihren Zweck nicht und enllockte den Zuschauern wahre Lachsalven. Das zweite Stück entrollte das Bild einer tragischen Episode aus dem ersten Knegsjahr. Die 3. AufführungDas Weinfaß" zeigte durchweg charakteristische Gestalten. DerSchultheiß" verstand, seine Würde zu wab- ren, auch der ..Amissiener" fand sich famotz mit seiner Rolle zurecht. Die folgenden Mmmorgruppe» verfehlten nicht ihre Wirkung, eine raschere Aufeinanderfolge wäre wünschenswert gewesen. Das letzte TheaterstückHans Huckebsin" ging flott von statten. Leutnant u. Bursche verstanden auch in sehr vor­gerückter Stunde die Zuschauer heiter zu erhalten. Der Verein bat erstaunenswerte Arbeit geleistet und offenbar auch keine Kosten gescheut, um etwas Gutes bieten zu können. Die Zu­schauer zollten auch durch wiederholt stürmischen Beifall ihre Anerkennung. Die Musikkapelle trug mit zahlreichen Ein lagen zur Verschönerung der Feier bei. Erwähnt sei noch der Friseur, der unermüdlich mit Bärten n. Puder hantierte und wirkliche Cyaraktergestallen zustande brachte. Der gute Verlauf dieser ersten Feier sichert auch der am zweiten Weih- nachtsseiertag stattfiiidenden einen zahlreichen Besuch.

s:j Gültlingen, 2t. Dez. Unter großer Beteiligung der Gemeinde, sowie der Amtsbrüder ivurde am Sonntag Herr Oberlehrer Lieb zu Grabe getragen. Am 30. Nov. waren es 50 Jahre, daß er ins Amt getreten ist, und mit diesem Tage wollte er in den wohlverdienten Ruhestand treten. Leider aber mußte er etliche Wochen vorher schon sein Arbeitsfeld mit dem Krankenlager vertauschen.. Von seiner schlichten Art und Weise, von seiner Pflichttreue, seinem edlen Menschen­tum und seiner Wertschätzung in seinem Beruf, in der Ge­meinde und dem Freundeskreise zeugten die verschiedenen eh­renden Nachrufe und Kranzspenden. 19 Jahre lang arbeitete er an der hiesigen Jugend und hatte im Nebenamt auch den Organistendienst versehen. Als ein besonderes Zeichen seiner Wertschätzung wurde ihm anläßlich seines 50jährigen Amts­jubiläums seitens der bürgerlichen und kirchlichen Gemeinde eine finnige Gabe überreicht. , Nun ruht er von seiner Arbeit sein Name aber wird leben in der Gemeinde und stets mit Hochachtung genannt werden.

jj Rohrdorf, 21. Dez. Nur noch wenige Tage und Weihnach­ten, oas Fest des Tannendufte», des Lichterglanzes und Kinderjudel» ist wieder da. Krippenbild und Weihnachisbaum verbreiten wieder ihren Zauber und wirklich, nur sehr wenige Menschen gehen an diesen Beiden gleichgültig vorbei. Und unsere Kleinen, denen ja der Heiland als Kind so sehr nahe steht, sind ihm besonders hold. Wie lange schon plauderten sie vom Christkind und am Sonntag abend endlich kam's und ließ die Kleinen, die Kinderschüler mit Glockenklang und Orgrigespiel in die Kirche rufen, wo ein großer Tannenbaum ln hell­stem Lichterglanze der freudestrahlenden Kinderschar entgegen leuchtete. Wenn flch auch immer das gleiche Bild entrollt: frisch frohe Lieder, paffende Berschen in Solo und vereint, eine möglichst kurze Examina über die Bedeutung der G-burt des Herrn und die Bescheerung der Kinder, so ist dieses Bild immer wieder neu und wird auch nie alt «erden, gerade so wie unsere Weihnachtslieder. Seelenoergnügt trip­pelten die Kleinen heim, sie hatten sich wacker gehalten und bewiesen, daß sie auch etwas konnten, weshalb auch »'Christkind an ein jede» gedacht hatte. O glücklicher, süßer Klndesglaub«, kehre zurück aus fernen Tagen, damit auch unser Weihnachten-ein gutes sei.

Untertalheim, 21. Dez Am Sonntag fand hier im Gasthaus z. Hirsch eine sehr gut besuchte Vollversammlung LeS landwirtschaftlichen OrtsvereinS statt. Vorstand Müller behandelte in eingeher Weise die derzeitigen Nöte u. Drang­salierungen der Landwirte und forderte die Anwesenden auf, in einmütigem Zusammenhalten und restlosen Beitritt zum Ortsoerein sich geschloffen zu wehren gegen die Mißstände, unter denen der Bauernstand wirklich zu leiden hat. Die freie Aussprache war sehr lebhaft und zeigte allseiliges Inter-

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AuS de« übrigen Württemberg.

r Tübingen, 20 Dez. Der IS Jahre alte Taglöhner Johannes Lörcher von Aichelberg OA. Calw war wegen fahrlässiger Tötung angeklagt. Dieser fuhr mit seinem Fahr­rad im August von Aichelberg morgens zur Arbeit nach Wild- bad. In scharfer Fahrt wurde durch die sehr belebte Wil- helmstraße gefahren und dabei ein 61 Jahre alter Mann von ihm umgefahren, der durch di« Wucht des Falls einen Schädel-

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bruch erlitt und 2 Stunden darauf starb. Lörcher gab an, der Mann sei unversehens rasch vom Bürgersteig herunter­gesprungen, ihm sei es dadurch nicht mehr möglich gewesen äuszuweichen. Diese Angaben wurden durch die Zeugen­aussagen nicht widerlegt und sc kam das Gericht zu dem milden Urteil von 3 Wochen Gefängnis.

r Stuttgart, 20. Dez. Einer Blättermeldung zufolge hat Generalmusikdirektor Busch einen Ruf als Leiter des Orchesters der Dresdener Staatsoper erhalten, um Nachfolger des ver­storbenen Generalmusikdirektors von Sckmch zu werden.

r Stuttgart, 20. Dez. Vor dem hiesigen Schöffengericht hatte sich der Redakteur Schwab vomSozialdemokrat" we­gen Beamtenbeleidiaung zu verantworten. Am 20. Mai wollte der Parteisekretär Remmsle an das Sekretariat der U. S. P. telephonieren. Lange Zeit erhielt er keine Verbindung und sagte deshalb den Telephonfräulein allerlei unangenehme Liebenswürdigkeiten. Dieses Gespräch wurde, um festzustellen, daß damals Telephonsperre über das Parteisekretarial der U. S. P. vs>hängt war, imSozialdemokrat" veröffentlicht. Daraus ivurde nun eine Beamtenbeleidigung konstruiert. In der Verhandlung bezeugten zwei Beamten, daß an dem be­treffenden Tag keinerlei Telephonsperre oder politische Ueber- machung angeordnet worden waren. Redakteur Schwab wurde wegen Beamtenbeleidigung durch die Weiterverbreitung der gefallenen Aeußerungen imSozialdemokrat" zu 300 Mark Geldstrafe verurteilt.

Wirtschaftliche Wochenschau.

Geldmarkt. Eine kleine Besserung der deutschen Valuta im Ausland ist das Ergebnis der abgelausenen Berlchtswoche. ES han­delt sich zwar nur um einige Pfennige, aber schon der kleinste Fort­schritt erweckt jedesmal wieder Hoffnungen. Am 17. Dez. abends wurden hundert deutsche Mark in Zürich niit 9,l»7Vz. am 10. mit 8,82Vz Franken bewertet: in Amsterdam mit 4,42V, (1.45) Gulden. in Kopenhagen mit 9,50 (g.38> Kronen: in Stockholm mit 7.10 (7.10) Kronen: in Prag mit 119,75 (119,75) Kronen ; tu Wien mit 931 (S22) Kronen: in London mit 2 58 (2,86»/«) Schilling; in Newyorkmit 1,35 ! (1 34) Dollar und in Paris mit 22V« (22»/^) Franken. Der deutsche ! Geldmarkt ist insolge der massenhaft angeborenen schweizerischen u. hol- . ländischen Kapitalien ziemlich flüssig.

Börse. Das Herannahen der Wrihnachtssetertage mit seiner mehr- lägigen Unterbrechung des Geschästs und die wieder einmal einsetzende Entspannung des Devisenmarktes haben die Unternehmungsluft an den deutschen Börsenplätzen erheblich gedampft. Die Kurse erfuhren z. Tl. namhaste Rückgänge, vor allem natürlich die vorher von der Spekulation am meisten bevorzugten Papiere. Also Balutasachen, aber auch Montanaktton. Die angekündigte Zwangsanleihe und die beschleunigte Erhebung deS Relchsnolopfers mögen das ihrige dazu beigetragen haben Leidlich gut behauptet war derAnlagemarkt, de- sonders in deutschen Werte«; 5°/o Schatzanweisungen S7V,, Kriegs­anleihe 77,40, 4»/o Württemderger (fallend) 79»/«

Produktenmarkt. Auch das ProduktrngeschSft ist still geworden. Man notierte ln Berlin für Biktoriaerbsen 220240 (mi­nus 20 Futtererbsen 160- ISS (minus 2-ö). Raps 350 (minus 60). Leinsaat 310-330 (minus 65). Mohn 530- 640 <2080). Wie- senhen mit 37-34, Stroh 21-25 (minus V,1 >«). Das alles sind nur Berliner P:eise, di« für Württemberg nicht maßgebend find.

Ware n markt. Das Frost weiter hat den Wassermangel u. die Kohlenkalamttät noch verschärft. Aus dem Eisengeschäft ist nichts Wesentliches zu berichten. Einen günstigen Eindruck machte freilich die Nachricht, daß Frankreich eine große Wagenbestrlluna in Deutsch and beabsichtige. Auch holländische und südamerikanische Bestellungen lie­gen vor. wührend gleichzeitig die Eisenerzeugung zurückgeht. Das Tex« ttlgrschäst gehl flott bei wenig veränderten Preisen. Häute und Felle fallen weiter. Wenn das eine Weile andauert, bekommen wir wieder billigere Schuhpreise. Rauchwaren ziehen neuerdings wieder im Preise an.

Blehmarkt Die Biehpreise sind in dieser Woche unverän­dert geb'ieben. Da und dort bricht die Maul- und Klauenseuche von neuem aus. Bon der Gefahr der Rinderpest ist es zum Glück wieder still geworden. Ferkel kosten S 0 450

HoIzmarkt. Die neuesten Rundholzverftetgrrungen ergaben weiter anziehende Preise. Besonders fest liegt Langholz Geschnittene Ware, übe, Haupt Ferttgsadrikole, sind dagegen schwer onzubringen. Die Krisis aus dem Holzmarkt dauert deshalb fort.

Letzte Nachrichten.

Zum Verkauf der Derstcherungsmarken.

Berlin, 21. Dez. Bom Reichspostministerium war der der Verkauf aller am 1. August 1920 gültigen Versicherungs­marken auf Veranlassung des Reichsabeiisministeriums am 18. Dezember eingestellt worden. Inzwischen sind die Post­anstalten. nachdem der Reichstag beschlossen hat, daß die Bei­träge für Invalidenversicherung vom 20?Dez. ab zum dop- Geldwert zu berechnen find, angewiesen worden, die Verstche- rungsmarken zum doppelten Nennwert weiter zu verkaufen. Es wird also beispielsweise die Marke zu l.40 fortan 2,80 kosten. Nur Zusatzmarken werden wie bisher zum einfachen Nennwert abgegeben. Die Erhöhung des Verkaufs­preises ist zur Aufbringung von Beihilfen für Rentenemp­fänger notwendig geworden.

Die oberschlefische Abstimmungspolizei.

Berlin, 21. Dez. Ueber die oberschlesische Abstimmung?- Polizei, deren Beamte Oberschlesier von Geburt sein und min­destens 1 Jahr im deutschen oder polnischen Heer gedient haben müssen, erfahren wir folgendes: Sie besteht aus drei Gruppen: Kattowitz, Gleiwitz und Oppeln und soll 5000 bis 5500 Mann zählen. Die Kommandostellen, die bisher fast ausschließlich von Franzosen besetzt waren, haben jetzt 15 französische, 9 englische und 5 italienische Offiziere inne. In der wichtigsten Gruppe, Kattowitz, haben die Franzosen das Uebergewicht. Die paritätische Zusammensetzung der Ab- stimmnngspolizei war anfangs September vorhanden. Jetzt besteht die Gruppe Kattowitz zu sechs Siebenteln aus Polen; in den übrigen Hundertschaften in Oberschlefien sind 7075 Prozent Polen.

Polnische Wirtschaft."

Beuchen. 21. Dez. Vorgestern Abend ivurde aus der Polnischen Wirtschaft" (Gokpoda Polska) in Kars eine Hand­granate geworfen, wodurch der Bruder deS vor einiger Zeit ntedergeschossenen Kupka leicht verletzt wurde. Hierauf wurde die Abstimmungspolizei in Mischowitz herbeigerufen, die das Gasthaus absperrte und eine gründliche Haussuchung vor- nahm. Hiebei wurden unter dem Podium der Bühne Hand­granaten Revolver u. Munition gesunden. Mehrere Perso­nen würden sestgenotnmen » die Waffen nach Beuchen gebracht.

Diesympathisierende" Partei.

Berlin, 2l. Dez. Wie dieKommunistische Arbeiterzei­tung" mitteilt, ist die Kommunistische Arbeiterpartei von der Dritten Internationale als sympzihisterende Partei anerkannt worden, die durch einen ständigen Delegierten mit beratender Stimme in der Exekutive der Dritten Internationale vertreten sein soll.

Neue Quäkerspende.

Berlin, 2l. Dez. Wie dasBert. Togbl." meldet, find von den Quäkern nach Mittestung von zuständiger Stelle, abermals 9 >80000 zur Fortsetzung der Kinderspeisvngen in Deutschland zur Verfügung gestellt worden.

Pressestimmen zu dem Genfer Schauspiel.

Berlin, 21. Dez. In einemGenfer Bilanz" überfchrte denen Artikel .sagt derVorwärts" zum Schluß der ersten Völkerbundsversammlung, daß das Schauspiel in Genf auf alle aufrichtigen Freunde der Völkerbundsidee stark enttäu­schend gewirkt haben müsse. Das Blatt fragt: Kann jemand mit gutem Gewissen behaupten, daß der Geist von Versailles bereits überwunden ist? Darf man nunmehr in dem Völ­kerbund etwas anderes und etwas edleres erblicken, als ein Machtinstrument der siegreichen Entente? Auch dieDeutsche Allgemeine Zeitung" kommt zu dem Schluß, daß in Genf noch der Geist von Versailles vorgeherrscht habe und hofft, daß schließlich doch eine neue Macht entstehe, di- höher stehe) als das in Ken Friedensverträgen niedergelegte Recht, eine Macht, deren Kraft in den ewigen Bestand der heiligen Ge­rechtigkeit wurzele. Nur eine solche Macht könne den wahren Völkerbund schaffen.

Ehedrama.

Berlin, 21. Dez. Gestern Vormittag gegen 12 Uhr er­schoß der Poltzeihauptmann Freiherr von Hoffmann in Frie­denau vor dem Hause Kaiser-Allee 135 seine Ehefrau. Hoff­mann richtete darauf die Waffe gegen sich selbst. Die Frau war sofort tot. Ihr Mann wurde schwerverletzt in ein nahe gelegenes Sanatorium gebracht. Sein Zustand ist hoffnungslos.

Erdbeben.

Buenos Aires, 21. Dez. In der Provinz Mendoga sind 150 Personen während eines Erdbebens ums Leben gekommen.

Bekämpfung des Pazifismus durch die englische Presse.

Berlin, 2l. Dez. Aus London wird gemeldet: Der ausfUhrende Ausschuß der internationalen Fliedensgesellschaft nahm folgende Entschließung an: Mit tiefem Bedauern ha­ben wir Kenntnis davon genommen, daß die englische Re­gierung durch das Gesetz, das die Einführung fremder Farb­stoffs verbietet, durch die Ernennung eines Unterausschusses im Kciegsministerium und ihr Einverständnis mit der Ver­wendung giftiger Gase bei der Kriegführung den nächsten. Krieg rorbereitet. Wir müssen gegen eine solche Schändung der Wissenschaft Protest einlegen, da es solche Maßnahmen sind, nur dazu geeignet, den Krieg noch furchtbarer zu gestalten.

Ausdehnung der Protestbewegung in Indien.

Paris, 2l. Dez. Wie derTemps" aus London meldet, gewinnt die von Ghandi geleitete Protestbewegung in Indien an Boden. Die Bewegung findet in den gebildeten Kreisen wenig Anklang, destomehr aber unter den Schülern und der breiten Bolksmasse. Die Gebrüder Ali ebenso wie Ghandi haben zur Verweigerung der Zusammenarbeit mit den Eng­ländern aufgefordert. Die Gebrüder Ali predigen unter den Mohammedanern und halten begeisterte Reden in den Mo­scheen. Die Lage ist einigermaßen beunruhigend,"da sich der Tag des Inkrafttretens der Verfassungsreform in Indien nähert.

Ein neuer japanischer Schlachtkreuzer?

London, 2l. Dez. Nach einer Meldung aus Tokio ist in Dokosuka der Kiel zu einem Schlachtkreuzer von 40000 Tonnen gelegt worden.

Französische Operationen.

Paris, 2l. Dez. Die SenalSkommission für auswärtige Angelegenheiten beschloß, die Prüfung des Entwurfs über die Aufnahme der Beziehungen zum Vatikan bis nach den Senatswahlen zu verschieben, da dem Senat die Zeit fehle, die Angelegenheit noch zu regeln.

In der Ftnanzkcmmission der Kammer wurden für die Besatzung von Syrien und Silizien für die zwei ersten Mo­nate des nächsten Jahres Kredite in Höhe von 105 Millio­nen bewilligt.

Eine Botschaft König Konstantins an das griechische Volk.

Athen, 21. Dez. König Konstantin hat an das griechische Volk eine Botschaft gerichtet, in der er u. a. erklärt, daß er sich glücklich kühle, sich wieder bei seinem Volk zu befinden. Die Volksabstimmung habe die Wahrheit der von seinem unvergeßlichen Vater übernommenen LosungMeine Stärke liegt in der Liebe des Volkes" gezeigt. Solange er lebe, werde er nur noch das eine Ziel kennen, sich würdig zu er­weisen der Liebe des hellenischen Volkes durch strenge Ein­haltung der Verfassung und deS parlamentarischen Regimes. Er werde im Innern Ruhe und Eintracht, nach außen dt« Vollendung des nationalen Wiederaufbaus erstreben und alle Anstrengungen machen zur Festigung fester Beziehungen zu den Alliierten und zu dem tapferen verbündeten Serbien. Die Verlobungen seines Sohnes Georg, des Thronfolger-, mit Elisabeth, der Tochter des rumänischen Königs, und seiner Tochter Helena mit dem rumänischen Kronprinzen Carol knüpften herzliche Bande mit Rumänien.

Ein Zwischenfall im Landestheather.

r Stuttgart, 2l. Dez. Bei der 13. Morgenfeier im Gro­ßen HauS sprach Paul Becker aus Frankfurt über Beethovens Persönlichkeit. Nach dem Eingangs-Musikstück ergriff ein Herr vom I. Rang das Wort zu einer freien Aussprache über Beethoven. Die Siörnng wurde jedoch bald beseitigt. Sie soll von Kreisen ausgehen, die dem deutsch-völkische» Schutz- und Trutzbund nahestehen. Der Protest galt dem Redner aus Frankfurt.

Mutmaßliches Wetter am Mittwoch «nd Donnerstag.

Vielfach trüb, mit vereinzelten Schnee und Regenfällen vec bnnden, mäßig kalt.

Wert i>ie hungernden Kögel!