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Von Pfarrer Dr. Vicior Klemperer.
Das Buch des Franzosen Got über Deutschland ist eines der denkwürdigsten unsei er Zeit Der nachfolgende Artikel gibt eine kritische Würdigung des ganzen Werkes aus berufener Feder :
In „Strasbourg" ist ein Buch erschienen, aus dem wir fehl viel mehr lernen können, als dem Verfasser lieb sein dürfte. Ambroise Got, der »1/^.IImagne sprö8 In ä6bücle" — man muß schon sagen verbrochen hat, nennt sichDocieur en Philosophie, und das bedeutet bei den Franzosen einen sehr viel höheren Grad der Gelehrtheit als bei uns der leicht zugängliche „Dr. phil." Auch rühmt sich Gor, die Deutschen seit langem zu kennen und sieben Jahre ihr Land bewohnt zu haben, bevor er die jetzt vorliegenden Eindrücke vom März bis zum Juli 1919 als Aitachö der französischen Militärkommission in Berlin sammelte. Er nimmt sich also ernst, meint es ernst und bedeutet mindestens das gute Mittelmaß dessen, was man in Frankreich von Deutschland denkt und weiß. Und als solch eine Summe der durchschnittlichen Allgemeinheit Frankreichs — nicht als politisches oder künstlerisches oder menschliches Individuum — ist der Mann von Interesse. Seine philosophische Veranlagung beweist eine kleine Bemerkung. Er sitzt im „Cafö Vaterland", freut sich der Ersatzgetränke und kuchen, auf die der Deutsche angewiesen ist. glaubt das unhöfliche Wesen der Kellner aus der Abschaffung des Trinkgelds herleilen zu müssen und stellt das Vergnügen des nicht betroffenen Publikums fest, wenn einer ver Gäste mit Bier begossen wird. Da offenbare sich unsere „Schadenfreude", die als Eigenheit des deutschen Geistes durch keinen französischen Ausdruck wiederzugeben sei. Soll man den gelehrten Verfasser auf die französische Schwankliteratur des Mittelalters oder etwa auf Voltaire aufmerksam machen, um ihm zu zeigen, daß auch der Franzose nicht so ganz frei von Schadenfreude ist? Unnötig, man braucht ihn nur mit der Nase auf jede Zeile seines eigenen Buches zu stoßen, denn jede Zeile ist durchtränkt von Schadenfreude. Mit tiefem Behagen berichtet er über all das körperliche und . seelische Elend in Berlin, die Not an Lebensmitteln, Wäsche, Kleidung, die Bettelei und Arbeitslosigkeit und -unlust, das Schlemmer- und Schiebertum, die sexuelle Verkommenheit, der gegenüber — welche Freude! — Paris ein Pensionat für höhere Töchter darstelle . . und für all das hat er immer nur ein tugendstolzes und innig vergnügtes: Du hast's gewollt, George Dandin, denn du, und du ganz allein, trägst die Schuld an diesem Kriege, der uns aufgezwungen wurde, und den wir (wir Franzosen!) nach so vielen Leiden und Heldentaten miliiärisch gewonnen haben! Es mischt sich freilich allerlei Angst in dies edle Behagen, und darin liegt nun für uns das Ergötzliche und Lehrreiche. Einmal der Gedanke: Wer soll für uns arbeiten, wer uns entschädigen, wenn die Boches ganz zugrunde gehen. Die Frage bleibt offen, denn um die selbstverständliche Folgerung aus dieser Frage zu ziehen, dazu sind eben Schadenfreude, Haß u. eine weitere Angst gar zu groß. Das wird besonders deutlich in dem Kapitel über den Wiederaufbau Nordfrankreichs. Deutsche Arbeiter möchte Got haben, so viel als möglich, 600 OM, 800000, (daneben sollte auch „unsere Schwester-Polen", auch Italien Hilfskräfte stellen), und man müßte dies deutsche Zivilheer menschenwürdig halten, einmal weil man das edle Frankreich ist, vor allein aber auch, damit man eine ordentliche Arbeitsleistung erzielte. Aber keineswegs dürften die deutschen Arbeiter irgend welche bürgerlichen Freiheiten besitzen, müßten sich vielmehr militärische Bewachung und eine Art gemilderter Gefangenschaft gefallen lassen, ja, willig auf sich nehmen als Buße für das deutsche Verbrechen. Denn wer könne es den Franzosen zumuten, mit Deutschen wie mit gleichgestellten Menschen zu verkehren? Und dann, und hier tritt die Furcht zum Haß: was könnten freie Deutsche in Frankreich alles anrichten I Doppeltes droht in gleicher Gräßlichkeit: vielleicht wird das patriotische Frankreich durch die revolutionären Arbeiter bolschewistisch verseucht werden. Vielleicht aber schleichen sich auch Alldeutsche, Militaristen, Offiziere, Boches der alten Art, Prussiens ein, und dann steht wieder eine deutsche Armee auf französischem Boden, und wenn wir auch die militärischen Sieger sind, und wenn dieses
deutsche Zivilheer auch keine Waffen hat-Angst ist doch
auf olle Fälle am Platze. Diese doppelte Furcht vor dem militaristischen und vor dem revolutionären Deutschland charakterisiert das ganze Buch in all seinen Urteilen. Militärisch find wir noch immer nicht tot genug. Wir könnten wahrhaftig stolz sein auf diese französische Angst. Aber die Belichte über das revolutionäre Deutschland, über das Vordringen der russischen Anschauungen, über Bolschewismus und Kommunismus atmen ja die gleiche tödliche Angst. Auch davor muß sich Frankreich schützen. Beim Bolschewismus spottet der Verfasser gerade so ahnungslos seiner selbst wie bei der Schadenfreude. An dieser politischen Weltanschauung, meint er nämlich ganz richtig, sei Fanatismus schuld. Ueb- rigenS ist für Got weder der Ruffs noch der Deutsche an dem fanatischen Bolschewismus schuld, sondern der Jude, der durch Religion, StammeSeigenart und lange Unterdrückung
Dienstag den 21. Dezember 1S2V
Fanatische. Und hieraus erwächst nun für den deutschen Leser eine zweifache Komik. Erstens nämlich ist der humane, aufgeklärte, kultivierte Franzose ein unersättlicher Judenfresser — sämite ist beinahe ebenso schlimm wie bocke —, und zweitens vermehrt der Antisemitismus nun auch seine Mißstimmung gegen die unabhängige Sozialdemokratie. Eigentlich möchte er die Unabhängigen härscheln, denn sie sind ja Antimilitaristen, was — in Deutschland, wohlgemerkt! — eine schätzenswerte Eigenschaft ist, und sie erkennen ja auch Deutschlands Schuld am Kriege an. Aber sie liebäugeln nrit dem gefährlichen Bolschewismus, sie könnten allzu radikal werden. Doch Juden, Bolschewisten, „Noskejünger" (ein gern ge-
brauch.es Wort). Offiziere, Kaisertreue-es find alles
nur kleinere Gefahren, sozusagen nur Teile und verschiedene Aspekte, des einen alles überragenden, alles in sich fassenden Riesenalpdrncks. Und der heißt Preußen. (Foris. folgt.)
Tages-Neuigkeiten.
Gegen die Verordnung des Reichspräsidenten.
Berlin, 20. Dez. Der zu seiner 10. Tagung versammelte Ausschuß des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes hat am 16. Dezember einmütig eine Entschließung angenommen, die sich gegen die Verordnung des Reichspräsidenten wendet, wodurch das Streibecht in den Betrieben, die die Bevölkerung mit Wasser, Gas oder Elektrizität versorgen, unter Zwangs- vorschriflen gestellt und strafrechtlich eingeschränkt wird. Der Ausschuß verkennt nicht die großen Schäden, die durch Streiks in lebenswichtigen Betrieben heroorgerufen werden, und lehnt insbesondere wilde Streiks ab. Gleichwohl erhebt er Einspruch gegen jede, auch nur vorübergehende Einschränkung des Streikrechts. An die Reichsregierung wurde das dringende Ersuchen gerichtet, die Verordnung vom 10 November wieder aufzuheben. Protestiert wurde auch gegen ihre Aufrechterhaltung und ihre Ablösung durch ein Zwangsschlichtungsgesetz, das die Gewerkschaften stets bekämpft haben. '
Die deutschen Flugzeugarbeiter an die Ententegewerkschaften.
Berlin, 20. Dez. Der Betriebsrat der deutschen Flugzeugindustrie hat sich mit folgendem Telegramm an den internationalen Gewerkschaftsbund in Amsterdam gewandt: An die gesamte Arbeiterschaft in den Ententeländern. Am 16. Dezember hat unsere Regierung an die Eure eine Note gerichtet, in der sie deren rechtlich unbegründete Forderung nach Einstellung des deutschen Flugzeugbaues ablehnt. Helft uns, Kollegen! Schützt uns vor Brotlosmachung! Wirkt auf Eure Regierungen ein, daß sie die Vorschläge unserer Regierung annehmen. Eine Gefahr aus der Luft droht von deutscher Seite nicht mehr. Die Neuherftellung von-deutschen Kriegrflugzeugen werden wir stets zu verhindern wissen.
Zur Ausnutzung der alpenländischen Wasserkräfte.
München, 20. Dez Auf eine von der Bayrischen Volkspartei gestellte Anfrage über einen den Ausbau der bayrischen Wasserkräfte schädigenden Eingriff Oestreichs teilte der Regierungsvertreter im bayrischen Landtag mit, die Stadt Innsbruck beabsichtige, den Abfluß des Achensees nach der Isar zu, die Achen zu sperren und in der Richtung zum Inn bei Jenbach einen Nebenabfluß in Gestalt eines Wasserkraftstollens herzustellen. Das Wasserkraftwerk, das bei Jenbach hergestellt werden solle, werde für den künftigen elektrischen Betrieb der österreichischen Bahnen von größter Bedeutung sein. Allerdings werde sich eine Schmälerung der bayerischen Wasserkräfte nicht vermeiden lassen. Die bayrischen Vertreter hätten darum bei den informatorischen Vorverhandlungen, an denen sie auf Einladung der österreichischen Regierung teilgenommen hätten, erklärt, daß die Bedeutung des geplanten Unternehmens für Oesterreich und Tirol von Bayern zwar nicht verkannt werde, daß aber zur Wahrung der bayrischen Interessen die Erfüllung gewisser technischer Bedingungen, die die durch den Entzug des Wassers entstehenden Schädigungen verhindern sollten, und gegebenenfalls eine Entschädigung für die betroffenen öffentlichen und privaten Interessen verlangt werden müßte.
Gin abgeführter Antisemit.
München, 20. Dez. Der Herausgeber der Münchener antisemitischen Wochenschrift „Auf gut deutsch", Dietrich Eckart hatte in seiner Zeitschrift einen Preis von 1000 für den Nachweis ausgesetzt, daß eine jüdische Familie während des Krieges drei Wochen lang auch nur drei Söhne beim kämpfenden Teil einer Kampftruppe oder im Schützengraben gehabt habe. Rabbiner Dr. Freund von Hannover legte daraufhin Eckart eine Liste von zwanzig Familien seiner Gemeinde vor auf die diese Voraussetzungen allerdings zutrafen, und stellte, da Eckart diesen Nachweis nicht gelten lassen wollte, beim Landgericht München Klage auf Grund des 8 657 B. G. B. (betr. Auslobung) auf Zahlung des ausgesetzten Preises. Nach Durchführung der Beweisaufnahme in der der Kläger ein Verzeichnis von weiteren fünfzig jüdischen Familien aus andern Gemeinden vorlcgte die bis zu sieben und acht Söhne im Felde hatten, und von denen einige sogar den Verlust von drei Söhnen zu beklagen haben, erkannte der Beklagte den erbrachten Nachweis an und zahlte an den Kläger den ausgesetzten Preis von 1000 Dr. Freund überwies seinerseits den Betrag an jüdische Organisation kür gemeinnützige I Zwecke.
94. Jahrgang
Pfälzer Einquatierungslast.
Neustadt a. H., 20. Dez. Ueber die unerhört drückenden Einquanierunpslasten führte gestern Bürgermeister Dr. Fort- buber in der Stadtratssitzung bewegliche Klage. Die hiesige Stadt ist vielleicht die stärkst belastete in der ganzen Pfalz. Sie hat 19 3M Einwohner und muß 160 Wohnungen stellen. Ter Bevölkerung beginne sich eine gewisse Verzweiflung zu bemächtigen, und es bestehe die Gefahr der Abwanderung eurer großen Anzahl von Familien, die als Stützen des hiesigen Wirtschaftslebens anzusehen seien. Die Stadtverwaltung habe deshalb bei dem Oberdelcgierten der Pfalz dringende Vorstellungen erhoben. ' - —_ ' ' _
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Bon der Saar, 20 Dez Die Löhnoerhandlungen in der Schwerindustrie des Saargebietes wurden gestern beendet. Die Stundenlöhne bewegen sich zwischen Fr. 1.35 bis Fr. 1.70; dazu kommen noch eine tägliche Teuerungszulage von Fr. 1 50. Frauenzulage von Fr. 30 pro Monat und Kinderzulage ersten Kind Fr. 10, zweites Kind Fr. 12.50 drittes Kind und mehr Fr. 15. Diese Sätze bilden eine Enttäuschung für die sozialistischen Arbeiterkreise, die glaubten, durch die Frankenlöhne einen Vorteil zu erreichen Obwohl in diesen Kreisen die Stimmung für den Franken schon während den Verhandlungen fast völlig einer anderen Auffassung gewichen war, hielten die Unternehmer am Franken fest. An einem Stand des Franken von ^ 4 gerechnet, stehen die vor kurzem abgeschlossenen Löhne in der verarbeitenden Industrie diesen Frankenlöhnen fast gleich. Der Arbeiter in der Hüttenindustrie, der jetzt Franken erhält, hat noch den Nachteil der Kurs schwankungen zu tragen.^ t :
^ - Die Schulden der Ententemä chte. -st
London, 20. Dez. Der Staatssekretär der Finanzen erklärte, daß in England hinsichtlich der Höhe der nationalen Schulden auf den Kopf der Bevölkerung 170 Pfd. St. kommen, in Frankreich 5773 Franken, in Italien 255 Lire und in den Ver. Staaten 236 Doll. „d——
W lD ^Direkte Verhandlungen FrankreichsT^^E^
Paris, 20. Dez. Aus Brüssel wird dem „Journal" gemeldet, daß Frankreich bereit ist, mit Deutschland direkt zu diskutieren, um praktisch seinen Sieg zu verwirklichen. Das „Journal" sagt weiter, daß die Urheber des Vertrags von Versailles heute die ersten seien, um Frankreich auf diesem Wege zu ermutigen. Das kann nur heißen, daß diese StaatS- meihode verlassen werden soll.
sDer Nachfolger Lesevres.
Paris, 18. Dez. Auf Vorschlag des Ministerpräsidenten wurde der Abgeordnete Raiberti durch Dekret an Stelle von Lefevre zum Kriegsminister ernannt.
Kein englisch.spanisches Bündnis.
Madrid, 20. Dez Der Minister des Aeußern erklärte das Gerücht, daß ein spanisch-englisches Bündnis geplant sei, für unbegründet.
Schulschlietzung in Salzburg wegen Licht und Kohlen» Mangel.
Salzburg, 20. Dez. Sämtliche Volks-, Bürger- und Mittelschulen der Stadt sind heute wegen Licht und Kohlenmangels bis zum 10. Januar geschloffen worden.
Allerlei Vorbereitungen für di« Rückkehr des Königs Konstantin im Scheitern. i
Paris, 20. Dez. „Echo de Paris" stellt fest, daß an dem Widerstand der italienischen Regierung der Plan scheiterte, die Gesandten Frankreichs, Englands und Italiens in dem Augenblik aus Athen abzuberufen, in dem König Konstantin dort seinen Einzug hält.
Rückkehr des dänischen Königspaare«.
Paris, 20. Dez Der König und die Königin von Dänemark sind heute Nachmittag nach Dänemark zurückgereist.
Weigerung der Sowjetregierung, für Rußlands Schulden aufzukommen.
Berlin, 20. Dez. In einem längeren Aufsatz der 'osfi'- ziellen Moskauer „Jswestija" wird erneut ausgesührt, daß die Sowjetregierung nicht daran denke, gegenüber den Ententestaaten für Rußlands Schulden in irgendeiner Weise aufzukommen. Im Gegenteil könne die Sowjetregierung von den kapitalistischen Staaten verlangen, daß ihr die Verluste bezahlt würden, die ihr von diesen Staaten zugefügt worden seien. Das bolschewistische Blatt schreibt u. a. wörtlich. „Für die uns, durch die Blockade, durch die Anzettelung von Verschwörungen, durch die Verletzung der Neutralität, durch den Krieg ohne Kriegserklärung, durch die Unterstützung aller gegenrevolulionären Aktionen gegen uns zugefügten Verluste müssen die kapitalistischen Regierungen ohne Zweifel aus- kommen." Das Blatt erklärt, daß die Rechnungen, die die Sowjetregierung präsentieren könne, die Schulden der zarischen Regierung gegenüber den Ententeländern bei weitem übertreffen. Weder Rußland noch die Sowjetregierung sei also in Wirklichkeit das Geringste den kapitalistischen Staaten schuldig, jeder dieser kapitalistischen Staaten aber sei Rußland etwas schuldig. Die „Jswestija" schließen mit folgenden