und französische Serie verbreitet werden, um die Wirtschafts­verhandlungen mit Rußland zu verhindern.

DieSieger".

Brüssel, 18. Nov. Die Blätter melden, daß anläßlich des zweiten Jahrestages des Waffenstillstandes die Gemeindever­waltung von Charleroi ein zum Andenken an die Schlacht von Charleroi errichtetes Denkmal der Deutschen in die Luft sprengen ließ.

Danzig zur freien Stadt erklärt.

Danzig, 16. Nov. Heute nachmittag ist i» der verfassung­gebenden Versammlung die Freiheit der Stadt Danzig durch den steüvertreten Oberkommissar Oberstleutnant Strutt, ver­kündet worden Aus diesem Anlaß waren u. a. erschienen: Der StaatSrat, der Kommandeur der alliierten Besatzungs­truppen, Geheimrat Hacking, der deutsche Reichs- und Staats- kommiffar Förster und der Vertreter der Republik Polen in Danzig Oberstleutnant Strutt teilte init, daß der Völker­bund in kurzem den Schutz der freien Stadt Danzig über­nehmen und auch die von der verfassunggebenden Versamm lung beschlossene Verfassung gewährleisten werde Zum Schluß sagte Strutt: Jetzt, meine Herren, als Soldat zu Soldaten sprechend, denn fast alle von ihnen sind Soldaten gewesen, Soldaten der größten und bewundernswertesten Armee, die die Welt je gesehen hat (lebhaftes Bravo rechts), sage ich Ihnen, laßt uns Friede» halten jederzeit, sowohl innerhalb wie außerhalb dieses Hauses. Die Welt braucht Frieden. Mögen Danzig und Polen darin ein Vorbild sein. Seide Völker mögen glücklich und zufrieden nebeneinander leben. Blüht und gedeiht durch gegenseitiges Vertrauen und Freundschaft bei gegenseitiger Unterstützung. Hiermit erkläre ich feierlich die Stadt und das sie umgebende Gebiet mit dem heutigen Tag zur freien Stadt.

Ein polnischer Köder.

Berlin, 16. Nov. In der oberschlesischen Arbeiterschaft herrscht große Beunruhigung, weil sie fürchtet, daß ihr in diesem Winter die Kartoffeln fehlen werden. Im Spätsom­mer hat der Berg- und Hüttenmännische Verein mit einem polnischen Arbeiterverein einen Vertrag auf Lieferung von 700000 Zentnern Kartoffeln abgeschlossen, die bis zum 15. November zu dem billigen Preis von 1875 Mark frachtfrei geliefert werden sollten. Von diesen Kartoffeln sind bisher nur ganz verschwindende Mengen, noch dazu von schlechter Qualität, geliefert worden, und es stellt sich heraus, daß der ganze Vertrag nur für polnische politische Propagandazwecke gemacht worden war, um die Anschlußbewegung zu beein­flussen. Jetzt möchten die Polen die deutsche Regierung und den frühzeitigen Frost verantwortlich machen. In Wahrheit herrscht bei den Polen eine unglaubliche Mißwirtschaft, die es ihnen einfach unmöglich macht, die vereinbarte Karwffel- menge zu liefern, auch wenn sie wirklich vorhanden wäre. ES fehlen ihnen die Transportmittel, obwohl sie sich mit preußischen Eisenbahnwagen reichlich versorgt haben.

Sozialistische Arbeiterpartei Deutsch-Oesterreichs."

Wien, 17. Nov. Der häusliche Zwist auf dem jüngst abgehaltenen sozialistischen Parteitag zwischen der Parteilei­tung und den Redakteuren Dr. Frey und Rote derArbeiter­zeitung", die beschuldigt worden waren, durch ihre Agitation fltr die Kommunistische Partei den Sozialdemokraten in den Rücken gefallen zu sein, hat jetzt zur Gründung derSozia listischen Arbeiterpartei Deutsch-Oesterreichs" (linke) geführt, durch welche die Arbeitsgemeinschaft Frey und Rote nun auch formell den Kommunisten näherrückt, ohne daß die Fraktion dadurch an Bedeutung gewinnen würde.

Widerftaud gege» die Abrüstung in Frankreich.

Paris, 15. Nov. Wie demEcho de Paris" mitgeteilt wird, beharrt KriegSminister Lefevre auf seinem Standpunkt, daß die Dienstzeit vorerst nicht kürzer als 2 Jahre sein könne. Nach feiner Ansicht könne, solange man am Rhein stehen müsse" und andere auswärtige Verpflichtungen habe, die HeereSstärke nicht vermindert werden.

Die griechische Regierung kündigt ihren Rücktritt an.

Paris, 16. Nov. HavaS meldet aus Athen: Hier wird folgende offizielle Note veröffentlicht: Die Erwartungen der Regierung hinsichtlich des Ergebnisses der Wahlen sind ge­

täuscht worden. Die Regierung wird das Ergebnis abwnrten und dann zurücklreten.

Bolschewistischer Einmarsch in die Mongolei.

Moskau, 16 Nov. Der Volkskommissar für auswärtige Angelegenheiten. Tschitscherin, richtete an das chinesische Mini­sterium für answärnae Angelegenheiten eine Note, in der er erklärt, die Sowjeiregierung sei der Ansicht, daß die gemein­samen Interessen eine baldige Vernichtung der Weißgardisten die sich nach Ler Niederlage SemnowS auf chinesisches Ge­biet zurückgezogen hätten, forderten, und sei deshalb bereit, den chinesischen Truppen Beistand zu leisten. Die Sowjet- regiernng betont, daß ihre Truppen, die in die Mongolei ein rücken, älS Freunde Chinas erscheinen und nach Erfüllung ihrer Aufgabe sofort daS chinesische Gebiet räumen würden.

Württembergische Politik.

3« letzter Stunde.

DemDeutschen Volksblatt" wird geschrieben: Zuver­lässige Mitteilungen aus diplomatischen Kreisen zwingen uns zu einem überaus ernsten Wort in letzter Stunde. Die Ent ente hat einmütig beschlossen, die im Spaaer Abkommen an gedrohte Besetzung des Ruhrgebieles alsbald zu vollziehen, wenn Bayern airf der Nichtablieferung der Militärwaffen und der Beibehaltung der Einwohnerwehren weiter beharrt. Eng­land, Italien und Amerika haben Frankreich zugestimmt. An diesem Beschlich ist nicht mehr zu rütteln und eine Aen- derung nicht zu erreichen. Wenn die bayerische Regierung sich heute noch in dem unverantworilichen Optimismus wie gen sollte, daß ihre Haltung dieses Verderben des Reichs nicht herbeiführen mutz, dann mag sie sich einmal bei dein französischen Gesandten in München hierüber erkundigen. Auch könnten bayrische Parlamentarier, die sich guter Be­ziehungen zu französischen Generälen erfreuen, bei diesen sich unterrichten lassen. Ganz unabwendbar steh! beule die Tat­sache fest, daß das Beharren der bayerischen Regierung auf dem bisher eingenommenen Standpunkt zur Besetzung des Ruhrgebtets führt. Der leichtfertige Einwand mancher baye­rischer Politiker, daß wir das Ruhrgebiet doch verlieren, wenn nicht jetzt, dann später, ist nur Ausfluß einer verwerflichen Hasardeurpolitik und bayerischem Egoismus gegenüber Lcbens- interessen des Reichs entsprungen,- er stellt die Forderung eines Teiles höher als das Wohl der Gesamtheit. Wird aber daS Ruhrqebiet besetzt, so folgt die Entwaffnung Bayerns noch nach. Es ist also mit dieser Politik gar nichts gewon­nen, aber alles verloren. Als Schwaben sprechen wir es ganz offen aus, daß wir uns diese Politik des Selbstmordes nicht gefallen lassen können, weil alle Teile des Reiches dar­unter zu leiden haben. Wir erwarten von den ruhig den­kenden Kreifen des bayerischen Volkes, daß es der Politik der Verwendung und der Phrase nicht folgt, sondern der Not der Zeit sich beugt, wie es alle anderen Glieder des Reichs bereits tun mußten. Bayern befindet sich doch in keiner schlechteren Lage als andere Teile unseres Volkes Die Ge fahr ist furchtbar ernst, die letzte Stunde eines einigen und selbständigen Reiches hat bereits zu schlagen angefangen. Bayerns Politik darf nicht zur Zerstörung des Reiches führen. Internationale Verträge, die unterzeichnet werden mußten, hat es, solange es dem deutschen Reiche angehörr, genau so zu achten, wie alle anderen Länder. Wie stellt man sich tm übrigen Deutschland zu dieser Schicksalswende?

Evangelische Kirche und Staat.

Zu der Erklärung des Staatspräsidenten in der kürzli- chen Landtagssitzung haben am 12. Nov. die Eoang Kir­chenregierung, Konsistorium und Ausschuß der Landeskir­chenversammlung eine Erklärung abgegeben, daß es ein un­haltbarer Zustand sei, wenn das Inkrafttreten der verabschie­deten Kirchenverfasfung weiter hinausgeschoben werde. Drin­gend wird sodann gebeten, die gesetzlichen Voraussetzungen dafür zu schaffen, daß die eo. Kirchenoerfassung bis 1. April 1921 in Kraft treten kann.

Aus Stadt und Bezirk.

Nagold, den 17. November

* Dolksbildrmgskurse. Leider sind immer noch ver­schiedene Teilnehmer mit der Bezahlung ihres Kurses im

8 Das Herz der teuren Gattin, das Herz des Gatten 8 S ganz sein nennen zu können, in einem Herzen sich o § einzig und ohne Ende geliebt zu wissen, ist doch das o L süßeste Glück dieser Erde.' A. Stifter. L

Pein Schlenühls uMersme SeWchie.

7) Von Adelbert von Chamiffo.

Seitdem änderten sich in etwas mein Schicksal und meine Lebensweise. ES ist unbeschreiblich, wie vorsorglich Bendel mein Gebrechen zu verhehlen wußte. Ueberall war er vor mir und mit mir, alles vorhersehend. Anstalten treffend und, wo Gefahr unversehens drohte, mich fchnell mit seinem Schat­ten überdeckend, denn er war größer und stärker als ich. So wagt' ich mich wieder unter die Menschen und begann eine Rolle in der Welt zu spielen. Ich mußte freilich viel Eigen­heiten und Launen scheinbar annehmen. Solche stehen aber dem Reichen gut, und solange die Wahrheit nur verborgen blieb, genoß ich aller der Ehre und Achtung, die meinem Golde zukam. Ich sah ruhiger dem über Jahr und Tag verheißenen Besuch des rätselhaften Unbekannten entgegen.

Ich fühlte sehr wohl, daß ich mich nicht lange an einem Orte aushalten durfte, wo man mich fchon ohne Schatten ge­sehen und wo ich leicht verraten werden konnte; auch dacht' ich vielleicht nur allein noch daran, wie ich mich bei Herrn John gezeigt, und eS war mir eine drückende Erinnerung, demnach wollt' ich hier bloß Probe halten, um anderSwo leichter und zuversichtlicher austreten zu können doch fand sich, war mich eine Zeitlang an meiner Eitelkeit festhielt: daS ist tm Menschen, wo der Anker am zuverlässigsten Grund faßt.

Eben die schöne Fanny, der ich am dritten Ort wieder begegnete, schenkte mir, ohne sich zu erinnern, mich jemals gesehen zu haben, einige Aufmerksamkeit, denn jetzt halt' ich

Witz und Verstand. Wann ich redete, hörte man zu, und ich wußte selber nicht, wie ich zu der Kunst gekommen war, das Gespräch so leicht zu führen und zu beherrschen. Der Eindruck, den ich auf die Schöne gemacht zu haben einsah, machte aus mir. was sie eben begehrte, einen Narren, und ich folgte ihr seither mit tausend Mühen durch Schatten und Dämmerung, wo ich nur konnte. Ich war nur eitel darauf, sie über mich eitel zu machen, und ich konnte mir, selbst mit dem besten Willen, nicht den Rausch aus dem Kopf in daS Herz zwingen.

Aber wozu die ganz gemeine Geschichte dir lang und breit wiederholen? Du selber hast sie mir oft genug von andern Ehrenleuten erzählt. Zu dem alten, wohlbekann­ten Spiele, worin ich gutmütig eine abgedroschene Rolle über­nommen, kam freilich eine ganz eigens gedichtete Katastrophe hinzu, mir und ihr und allen unerwartet.

Da ich an einem schönen Abend nach meiner Gewohn­heit eine Gesellschaft in einem erleuchteten Garten versammelt hatte, wandelte ich mit der Herrin Arm in Arm, in einfger Entfernung von den übrigen Gästen, und bemühte mich, ihr Redensarten vorzudrechseln. Sie sah sittig vor sich nieder und erwiderte leise den Druck meiner Hand; da trat unver­sehens hinter uns der Mond aus den Wolken hervor u. sie sah nur ihren Schatten vor sich hinfallen. Sie fuhr zu­sammen und blickte bestürzt mich an, dann wieder auf die Erde, mit dem Auge meinen Schatten begehrend; und was in ihr vorging, malte sich so sonderbar in ihren Mienen, daß ich in ein lautes Gelächter hätte ausbrechen mögen, wenn es mir nicht selber eiskalt über den Rücken gelaufen wäre.

Ich ließ sie aus meinem Arm in eine Ohnmacht sinken, schoß wie ein Pfeil durch die entsetzten Gäste, erreichte die Tür, warf mich in den ersten Wagen, den ich da haltend fand, und fuhr nach der Stadt zurück, wo ich diesmal zu meinem Unheil den vorsichtigen Bendel gelassen hatte. Er erschrack, als er mich sah. ein Wort entdeckte ihm alles. ES wurden auf der Stelle Postpserde geholt. Ich nahm nur einen meiner Leute mit mir, «inen abgefeimten Spitzbuben, namens Raskal, der sich mir durch seine Gewandtheit not­wendig zu machen gewußt und der nichts vom heutigen Vor

Rückstand. Es wird dringend gebeten, heute abend 9 Uhr im Anschluß an die Faustvorlesung Ihre Mitgliedskarte gegen Entrichtung deS Betrags lösen zu wollen.

* Diebstahl. Wiederum wurden dem Konditor Kemmler aus seinem Hühnerstall am Klebweg 10 Hühner gestohlen. Es wäre sehr zu wünschen, daß es gelänge, den frechen Dieb der wohlverdienten Strafe zuzuführen.

* Ei« weiterer Bauerntag fand am letzten Sonntag bei gutem Besuch in Bietigheim statt. Als Redner betätig­ten sich Geschäftsführer Brenninger vorn Landwirtschaftlichen Hanptverband, der bündlerische Abgeordnete Vogt (Gochsen) und Dr. Grammer (Rotiweil).

* Wetterumschlag. Nach den schon erheblich kalten Tagen und Nächten trat mit dem Sonntag ein Föhnwetter ein, das endlich den ersehnten warmen Regen brachte. Nun ist noch ein letztes Aufatmen im Garten der Natur zu spüren; bald jedoch wird die Schönheit der Novembertage dem weißen Zauber des Winters weichen müssen.

* Lebensmittel aus Amerika. Die Gesamtzahl der bis jetzt von Amerika nach Deutschland gekommenen und ausge­händigten Lebensmittelpokeie beläuft sich au? 80000 maß in amerikanischem Geld einen Wert von beinahe l V« Millionen Dollar beträgt. Ueber 3000 Tonnen Levensmitiel sind durch persönliche Geschenke von Ameiika nach Deutschland gebracht worden.

* Fum Schutz der Gemeinden. Der Zentraloerband württ. Gemeinde- und Körperschasksbeamten hat d>n Steuer­ausschuß des Württ. Landtags dringend ersucht, die im Landessteuergesetz festzulegende Sieüerverteilung zwischen Staat und Gemeinden nach einem Verteilnngsmaßstad vor­zunehmen, der den Bedürfnissen und der Lage der Gemeinden bester gerecht wird als die im Entwurf vorgeschlagene Ver­teilung Eine stärkere Berücksichtigung der Gemeinden sei unesläßlich, wenn ihnen ermöglicht werden soll, ihren wirt­schaftlichen, sozialen und kulturellen Ausgaben künftighin auch

nur einigermaßen gerecht zu werden.

* Dir Schuldentilgung württ. Städte. Die Siad.pflege Göppingen hat Erhebungen darüber au stellen lassen, wie die württ Städte die Tilgung ihrer Schulden vornehmen. Stuttgart tilgt seine in größerem Umfange abgeschlossenen Anleihen in 45 Jahren, auch die zum Ban von Kleinwoh nungen aufgenommenen Darlehen. Mit der Tilgung wirb 192l bezm. 1926 begonnen. Heilbronn tilgt seine Änlehen in 40 Raten, erstmals Heuer. Feuerdach m 45 Jahren, erst­mals 1925. Ludwigsburg in 20 Jahren, beginnend l92l, Eßlingen in 40 Jahren, Heuer beginnend. Friedrjchshafen hat seit Kriegsausbruch keine Schuld mehr gemacht, an den früheren Schulden sogar noch 130000 abbezahll. Zuffen­hausen tilgt seine Schulden in Raten von 3°/o, einen Teil in jährlichen Raten von l"/n unter Zuschlag der Zinsen. In Göppingen wurde beschlossen, die Anlehen von 19121919 mit rund 2 Millionen ^ und die netten Anlehen von 9,5 Millionen in 50 gleichen Jahresraten zu tilgen.

* Die württ. Industrie zum Landessteuergesetz. Der Verband würti. Industrieller hat zu dem Entwurf des Aus­fühl ungsgesetzes zum Laudesfteuergesetz folgende Entschließung gefaßt: l. Der Entwurf bedroht die Industrie in einer Er­höhung der Gemeiudeumlage, insbesondere der Gewerbesteuer in einem Ausmaß, das von der Industrie nicht mehr ertragen werden kann. 2 Der Entwurf geht vollständig daran vor­bei, daß die württ. Gewerbebesteucrung noch dem Ausbau der Reichsernkommensteuer in der bisherigen Ausgestaltung und besonders in ihrer doppelten Beanspruchung durch Staat und Gemeinden ihre innere Berechtigung verloren hat, da sie tatsächlich nur eine nach ganz unzulänglichen Merkmalen verlangte erhöhte Einkommensteuer darsteüt. Der Verband württ. Industrieller fordert daher 1. daß die Veranlagung der Gewerbesteuer nach klar zu bestimmenden Merkmalen erfolgt, und der heute aus diesem Gebiet herrschenden Will kür und Ungerechtigkeit ein Ende bereitet werde, 2. daß die Genehmigungspflicht der Aufsichtsbehörde für den Ansatz aus der Gewerbeumlage schon eintritt, wenn die Grenze von 20 Prozent überschritten wird, um die Gemeinde zu möglichster Sparsamkeit zu zwingen, 3. daß eine grundsätzliche Neugestal­tung der Gewerbesteuer in Württemberg, besonders in der Richtung, siL nur noch als Gemeindesteuer betzubehalten, so rasch als möglich in die Wege geleitet wird

fall ahnen konnte. Ich legte in derselben Nacht noch dreißig Meilen zurück. Bendel blieb hinter mir, mein Haus aufzu­lösen, Gold zu spenden und mir das Nötigste nachzubringen. Als er mich am andern Tage einholle, warf ich mich in seine Arme und schwur ihm, nicht etwa keine Torheit mehr zu begehen, sondern nur künftig vorsichtiger zu sein. Wir setz­ten unsere Reise ununterbrochen fort, über die Grenze und das Gebirg, und erst am andern Abhang, durch das hohe Bollwerk von jenem Unglücksboden getrennt, ließ ich mich bewegen, in einem nah gelegenen und wenig besuchten Bade­ort von den überstandenen Mühseligkeiten auszurasten.

IV.

Ich werde in meiner Erzählung schnell über eine Zeit hineilen müssen, bei der ich, wie gerne, verweilen würde, wenn ich ihren lebendigen Geist in der Erinnerung herauf zu beschwören vermöchte. Aber die Farbe, die belebte und nur wieder beleben kann, ist in mir verloschen, und wann ich in meiner Brust wieder finden will, was sie damals so mächtig erhob, die Schmerzen und das Glück, den frommen Wahn, da schlag' ich vergebens an einen Felsen, der keinen lebendigen Quell mehr gewährt, und der Gott ist von mir gewichen. Wie verändert blickt sie mich jetzt an die vergan­gene Zeit. Ich sollte dort in dem Bade eine heroische Rolle tragteren, schlecht einstudiert und ein Neuling auf der Bühne, vergaff' ich mich aus dem Stück heraus in ein Paar blaue Augen. Die Eltern, vom Spiele getäuscht, bieten alles auf, den Handel nur schnell fest zu machen, und die gemeine Posse beschließt eine Verhöhnung. Und das ist alles, alles!

DaS kommt mir albern und abgeschmackt vor und schreck­lich wiederum, daß eS so mir Vorkommen kann, was damals so reich, so groß die Brust mir schwellte. Mina, wie ich da­mals weinte, als ich dich verlor, so wein' ich jetzt, dich auch in mir verloren zu haben. Bin ich denn so alt worden?

O traurige Vernunft! Nur noch ein Pulsschlag jener Zeit, ein Moment jenes Wahnes, aber nein! einsam auf dem hohen, öden Meere deiner bittern Flut, und längst aus dem letzten Pokale der Champagner Elfe entspricht!

(Forschung folgt.)