Die Lage in Heidenheim.
Heioenheim 28. Juni. Die Stadt ist heule ruhig. Der Generalstreik» den, sich auch die Buchdrucker angeschlossen haben, geht unvermindert weiter. Die Waffenablieferung ist bisher immer noch ungenügend. Die Durchsuchungen nach Waffen gehen rvester. Auch in den Bezirksorte» werden die Waffen oon der Einwohnerwehr einaesammelt. Die Po tizeiwehr sicheit die Durchführung der Bestimmungen des Ausnahmezustands.
Reue Zusammenstöße i« Ravensburg.
Ravensburg, 28. Juni. Am gestrigen Sonntag kam es hier wieder zu schweren Zusammenstößen zwischen linksradikalen Elementen, Heuen sich eine Menge radairlustiger meist jüngerer Leute anschlvß und Reichswehrsoldaten. Die Mannschaften der Reichswehr wurden unter Gejohle an ge griffen; es entwickelte sich erst eine Schlägerei und dann eine Schießerei, roobei es einen Toten und eine An zahl Verwundeter gab. Die Reichswehrtruppen zogen sich schließlich nach ihrem Garnisonsort Weingarten zurück.
r Stuttgart, 28. Juni. Aus Ravensburg Weingarten wird uns geschrieben: Zu bedauerlichen Zwischenfällen ist es gestern in Ravensburg gekommen. Nachdem ^ die Tage seit dem 23. Juni ruhig verlaufen waren, wurden gestern zwei Jäger des Weingartener Bataillons überfallen. einer oon ihnen seiner Seitenwaffen beraubt und durch einen Schlag auf den Kopf zu Boden geworfen. Die Nachricht hievon drang nach Weingarten zum Jägerbataillon. Darauf eilten Freiwillige nach Ravensburg, um den bedrängten Kameraden zu helfen. Schon am Eingang der Stadt wurden sie beschimpft. Als sie in der Nähe des Bezirkskom mandos angekommen waren, wohin ihnen eine größere Menschenmenge gefolgt war, wurden plötzlich von allen Seiten Steine nach den Jägern geworfen und schließlich sprang ihnen ein Mann entgegen, der drei Schüsse auf sie abgav. Die Jäger machten nunmehr auch von ihren Schußwaffen Gebrauch, worauf die Menge nach allen Seiten flüchtete. Auch an einer anderen Stelle in Ravensburg gab es eine Schießerei Spazierengehende Jäger wurden auch hier be schimpft, mit Steinen geworfen und schließlich wurde auch auf sie ans der Menge heraus geschossen. Ein Jäger wurde leicht verletzt. Als die Jäger von ihren Pistolen Gebrauch machten, lief die Menge auseinander. — Gewi ff e n l o s e und unreife Elemente sind es, die derartige Zusammenstöße mit den Reichswehrsoldaten suchen. Leider finden stch nicht genügend besonnene Persönlichkeiten Unter der Bevölkerung, die bei solchen Auftritten zur Ruhe mahnen und die Partei der bedrängten Reichswehrsoldateri ergreifen. Wenn man von der Reichswehr erwartet, daß sie für Ruhe und Ordnung im Lande sorgt, dann muß ihren Angehörigen eine andere Behandlung als bisher zuteil werden. — Es muß ausdrücklich betont werden, daß das E i ritz r e i f e n der Reichswehr gegen die Ausschreitungen der Demonstranten in Ravensburg und Ulm auf wiederholtes Ansuchen derZivilbe Hörde erfolgte u. daß die Reichswehr gesetzlich verpflichtet ist. solchem Ersuchen zu folgen.
Me Beisetzung der Opfer.
r Ulrn, 28. Juni. Am Samstag nachmittag fand die Beerdigung der Opfer statt, die bei den Vorgängen am 22. uni ihren Tod fanden. Eine gut 5000 Köpfe zählende enschenmenge, darunter die gesamte organisierte Arbeiterschaft, hatte sich vor dem Friedhof um eine Tribüne aufgestellt, vor der der Wagen mit den 5 Särgen (einer der Gestorbenen wurde in Neu Ulm beerdigt, der andere war in seine Heimat überführt worden) und die Angehörigen Platz gesunden hatten. Von der Tribüne aus hielt Dekan v. olzinger die Trauerrede. — Nachdem Oberkirchenrat agg die Einsegnung nach kath. Ritus vorgenommen hatte, wurden Kränze niedergelegt von Stadtrat Rueß für die organisierte Arbeiterschaft, von Stadtrat Kinkel Göppingen für die Landesorganisation und Landtagsfraktion der USP., von Bürgermeister Zahn für die Stadt Ulm, dann von Vertretern der Arbeiter der Gießerei Ropf, der Geislinger Arbeiter schaft, des kaufmännischen Vereins Unitas, der Schüler der städt. Handelsschule, des B.iuarbeileroerbands, der Lagerpolizei und der ruffischen Gefangenen. An diese außerhalb des Friedhofs abgehaltene Feier schloß stch im Friedhof im Beisein der Angehörige die Beerdigung in fünf nebeneinanderltegenden Gräbern an. Gesänge des Volkchors Harmonia und Vorträge einer Musikkapelle umrahmten die Feier, die in musterhafter Ordnung und dem Ernst der Handlung angemessen stch vollzog.
Aus Stadl und Bezirk.
Nagold, den 29. Juni l920.
* Redatttonssach«. Infolge Ausbleibens des Nachrichtenmaterials (Zugverspätung) ist es uns heute leider unmöglich, unsere Leser in dem gewohnten Maße mit TageS- neuigkeiten zu versehen.
Janzert. Die Musikoereinigung der Seminaristen bewies mit ihrem Konzert am Sonntag deutlich, daß im Seminar gegenwärtig ein reges musikalisches Leben pulsiert. Alles, was uns zu Gehör gebracht wurde, zeugte von der eifrigen, freudigen Hingabe der Vortragenden an ihre hohe Kunst. Jeder der Sätze des Quartetts oon Mozart und des Trios von Haydn wurde in seiner Eigenart fein erfaßt wiedergegeben Besondere Freude bereitete den Spielern (Violine: Herr Walter. Cello . Herr Raisch, Klavier . Herr Bezner), wie es schien, der 2. Satz des Trios, ein Adagio, das sie nüt ganz außerordentlich viel Wärme und Innigkeit vorlrügen. — Sebr gut gefiel uns Herr Achenbach mit seiner angenehmen Stimme in dem duftigen Liede „Das Veilchen" von Mozart, noch mehr aber in der Arie des Simon aus den „Jahreszeiteil", in der er die Lieblichkeit und Leichtfüßig keit Haydn's recht plastisch zum Ausdruck brachte. — Den wnchtigen Abschluß der Aufführung bildete der schwungvolle Vortrag der Mtlitärsymphonie von Haydn durch dos Orchester der Musikvereinigung unter der Leitung von Herrn Seminarlehrer Bezner, dem es in erstaunlicher Weise ge lungen ist. seine Spieler in ganz kurzer Zeit so zu begeistern und mitzureißen, daß der Reichtum dieser Symphonie an Stärkeschattierungen und Feinheiten des RhytmuS bat präch lig heransaearbeilet werden können.
* Bund vom weißen Krenz. Am Sonnrug redete Herr Borngraeber aus Wiesbaden vor eiver stattlichen Schar oon jungen Leuten, welche z. T. ans der Umgegend hieher gekommen waren, über „Brennende Fragen geschlechtlicher Sittlichkeit" in eingehender fesselnder Weise. Er zeigte nicht nur die schlimmen Folgen der Unsittlichkeit, sondern gab auch Mittel und Wege an, erfolgreich den Kampf gegen alles Unreine und Gemeine aufzunehmen, schließlich genügen auch hier selbst die besten Vorsätze und Willensanstrengungen nicht. Allein die heilende Kraft des Wortes Gottes und der Gebetsumgang mit Gott vermögen der Fesseln Herr zu werden, die mancher junge Mann zu seinem Schaden trägt.
* Peter und Paul. Seit dem Ende des 4. Jahrhunderts begeht die römische Kirche am 29. Juni den Gedächtnistag der beiden Apoftelfiirsten Petrus und Paulus; haben sie doch nach der kirchlichen Ueberlieferung an den, genannten Tag im Jahre 84 zu Rom den Martyrerwd erlitte»,. Auch ! die evangelische Kirche unseres Landes hat diesen Feiertag beibehalten, wohl mit Rücksicht darauf, daß er zu den sog. bürgerlichen Feiertagen zählt, a» denen Rechts- und gerichtliche Geschäfte ruhen. Da um diese Zeit die Kttschenernte in vollem Gang ist und auf den früher iibiichen Märkten, die am 29. Juni abgehatten wurden, die süße» Früchte zum Verkauf kamen, so pflegte man de» Feiertag mit dem Name» Kirschenpeter zu benennen. Der Bolksmund sagt von dem Tag, er breche dem Korn die Wurzel, wodurch ausgedriickt werden soll, daß die Brotfrucht zur Reise gebt.
* Um den Milchpreis. Im ganzen Lande ist eine leb hafte Bewegung, die aus Herabsetzung des Milchpreises hin zielt. Die Laiidwirte verhaften sich fast durchweg sehr entgegenkommend. In zahlreichen Städten finden in diesen Tagen Besprechungen der Landwirtschaft, Vertreter u Verbraucher über den Milchpreis statt. An einigen Orte» ist dies schon geschehen. Sv wurden im Oberami Gerabronn nach Rücksprache mir dein Ausschuß des Landw Bezirks Vereins für den OberamtsbeMk folgende Milchpreise festgesetzt : Genußmilch 95 ^ ab Stall, frei ins Haus l ./H, beim Versand »ach außerhalb des Bezirks ab Sammelstelle >,05 für Verarbeitungsmilch 85 A Bufterpreis: lO und 9,20°^, Molkkreibntter 20 L mehr. Aehnlicb soll der Milchpreis nn Oberanit Mergentheim geregelt werden 4 Gemcttkden haben die Preise des Oberamts Gerabronn bereits anerkannt In Aalen hoben die Erzeuger benachbarter Orte von stch aus einen Milchpreis von l -/M anerkannt. In Rotteuburg will der Gemeinderat aus der gleichen Grundlage mit den Landwirte» verhandeln.
* Me Erhöhung der Rente« in der Invalidenversicherung. Durch das Gesetz vom 20 Mai sind die Jnvali den-. Kranken und Altersrenten um munatlich 10 vom l. Juni an erhöht worden. Die Empfänger dieser Renten müssen bei der nächsten Rentenzahlung mit Quittungen erscheinen, die auf die Rente nebst 30 ^ Zulage lauten Bei den Witwenrenten beträgt die Erhöhung monatlich 5 die Quittungen müssen also auf Reute liebst 15^8 Zulage ausgestellt sein. Die Laiidesoersicheruiigscmstalt verlangt von den Invaliden und Krankenrentneru. die zugleich eine Militärrente beziehen, bis spätestens l0. August d. Js. durch Vor läge des neuen militärischen Renrenbescheids den Nachweis, daß ihre Militärrente nicht mehr als zwei Drittel der Voll reute beträgt Wird der Nachweis nicht geliefert, so wird vom l. September an mir noch die Zulage von 20 aus bezahlt, und die im l. Juli und August zuviel bezahlte Zulage von je 10 in Abzug gebracht. Keinen Anspruch auf die erhöhte Renteiizuloge haben die Rentner, die mehr als zwei Drittel Erwerbsbeschränkung Nachweisen und Militärrenten beziehen. Auch die Waisen, die nicht .Kriegswaisen sind, erhalten Rentenzulagen von monatlich tO Die Zulagen werden ansbezahlt, wenn den Empfangsberechtigten besondere Nachricht von der Landesversicherungsanftalt zugegangen ist, und zwar auch nachträglich für die Zeit von, l. Juli ab.
* Vergütung der Postpakete. Um vielfachen Wünschen des Publikums, insbesondere der Geschäfts- und Handelswelk, zu entsprechen, ist durch Reichsgesetz vom 6. Mai 1920 be stimmt worden, daß bei Paketen ohne Wertangabe im Falle des Verlustes oder der Beschädigung von der Postverwal- tung der wirklich erlittene Schaden bis zum Betrag von 10 für jedes Pfund der Sendung vergütet wird. Bisher hat die Postverwaltung bei gewöhnlichen Paketen gesetzlich nur eine Entschädigung von höchstens 3 für das Pfund der Sendung leisten dürfen. Durch die Erhöhung des Vergütungssatzes auf 10 ist es ermöglicht worden, die Gegenstände des täglichen Verkehrs wieder als gewöhnliche Pakete aufzuliefern, während bisher die Absender meist genötigt waren, die Waren untei; Wertangabe zu versenden, um vor größerem Schaden versichert zu fein. Für Pakete, die vor dem 1 . Mai 1920 bei der Post eingeliefert worden sind, gelten nach ausdrücklicher Bestimmung des Gesetzes die bisherigen Vorschriften.
* Kein Metallband für Postpakete. Durch Umschnitten der Postpakete mit Metallband, das von der Geschäftswelt jetzt vielfach verwendet wird, sind Verletzungen des Postpersonals in großer Zahl vorgekommen. Auch wird die glatte und schnelle Abwicklung des Päckereiverkehrs durch diese Pakete insofern beeinträchtigt, als das Personal sie nur zaghaft u. mit Vorsicht anfaßt, um stch vor Verletzungen zu schützen. Da zu den Schwierigkeiten, die der Beschaffung guten haltbaren Bindfadens bisher entgegenstanden, mehr und mehr behoben sind, hat die Postoerwattung ungeordnet, daß vom 1 . Oktober ab Meiallband zum Umschnitten der Postpakete nicht mehr nerwendel iverden darf.
* Erntebeginn. Mit des Sommers Anfang hat im Unterland da und dort schon der erste Schnitt der Wintergerste begonnen. In Zaberfeld. Mundelsheim und auch in Unterjesingen wurde bereits Wintergerste eingeführt. Eine so frühzeitige Ernte ist seit Jahrzehnten nicht mehr zu verzeichnen. Roggen und Sommergerste sind in zehn Tagen auch schnittreif.
* Kirschenpreisabschlag. Am Samstag gab es am Bodensee billige Kuschen. In Ueberlingen bezahlte man für rote Kirschen 90 für schwarze >—t.lO^k Auch an anderen Plätzen ist ein leichter Preissturz eingetreten.
* Di« landwirtschaftliche Winterschnl« wird nun wahrscheinlich nach Horb kommen. Die Amtsversammlung hat, wie wir hören, den Vorschlag des Bezirksrats angenommen und hat einen Beitrag von t5000 zu den Erricktungs koften für die Sckmle genehmigt.
s * Gleichstellung ehelicher und unehettcher Kinder- ' Hinsichtlich der Kriegshtnterbiiebrnenversorgnng sind unehe- j liche Kinder den ehelichen nach einer Verfügung des Reichs ' arbeitsmimstefiums gleichzustellen, wenn die Vaterschaft
> glaubhaft nachcPwiesen wird. Die unehelichen Mütter er- j halten keine Unterstützungen.
' * Das Ende der Portofteiyeit. Vom i Juli ab find
auf Grund des Portofreiheits Gesetzes von 1868 alle bestehe» den Gebührenfreihetteii und Vergünstigungen aufgehvden. Dazu gehören auch die Vergünstigungen an Angehörige des Soldarenstaudes und der Marinen die künftig den vollen Gebührensätze» unterliegen.
* Keine Papierpreiserhöhung für Juli. Gegenüber den Meldungen aus Süddeiftschland von einer nin l. Juli bevorstehenden neuen Preiserhöhung für Aeinnigsdruckpapier erklärt das Reichswirlschaftsnüuistenuin. kaut „Zeitungs
s Beilag", daß davon nicht die Rede sein könne. Es sei vielmehr beschlossen worden, einer erneuten Erhöhung der Pa pierpreiie unter keinen Uinstäüdsn zuznstiinnren, leidst dann nicht, wenn die Köhlenpreise noch steigen sollten.
* Millionen von Eiern? Die demokratische Fraktion ^ auf dem Münchner Rathaus hat die Anfrage gestellt, ob es
dem Lebensmittel»»!! bekannt sei. daß an der nalieuischen Grenze Millionen Eier lagern sollen, die zum Preise von 17 das Stück dort abzimehmen wäicu und infolge Einspruchs der RsichssteUen nicht eingeftihrt werden können. — (17 ^ für ein Ei klingt allerdings etwas imivahischeiiilichl)
* Ersatz für den Schülerchor bei Vderdignngen. Auf eine Eingabe des Kirchengeiueinde»als beschloß der Gsn.einde- rat in Freudensradt einstimmig, ab I. Juli, von weichem Tage au man hier aus de» Schülerchor bei Beeldignngcu verzichten muß, ein Bläserquarren jeder Beerdigung zur Ber sügung zu stellen nnd die Kosten ans die Stadtkasse zu übernehmen.
* Falsche Dollarnoten. Seit einige, Zeit find falsche Dollarnoten in Deutschland im Umtmtt. Die Noten stammen ans der Zeit der anierikanischen Bürge! kriege. Die amerikanische Handelskammer ui Berlin warnt vor Annahme dieser Noten, die durch den Ausdruck „ConsedeiMe Skates os Amenca" kenntlich sind Die Noten haben die Gültigkeit neiloren.
* Das Ruhen der Rente. Bezüglich der Kürzuiigsbe stimmilngen des neuen Retchsverwrgiingsgesetzes bat der Z e i! tra l v e r b a n d d e u I s ch e r K r i e g s b e s ch ä d i g t e r und Kriegshinterbliebener, von jeher den Smnd- punkt vertreten, daß sie in ihrer jetzigen Form ebensa in, wirtschaftlich als unsozial und nnmvraltsch seien. Trutz aller Vorstellungen baden sich Regierung und Naiionalveilamm lang von ihrem Plan nicht abbringen lasten. Darum macht es sich der Zennaloerbnnd erneut zu seiner Hauptaufgabe, die Oeffeiilltchkeir aus jede Wette über die VenverMchken de§ Z 63 des Reichsoersorgungsgesetzes aufzuklären und den neuen ReichLiag zu einer klaren Stellungnahme zu dieser Frage zu zwingen. Je mehr Kameraden und Hmteibltebei e stch auf dem parteipolitisch und kvusejsionell neutralen Boden des Zeutralverbaudes deutscher Kcisasoeichädimec nnd Kriegs Hinterbliebenen zur Wabrung ihrer heiligsten Rechte zusam- meufindeu, um jo größer ist die Aussicht, die Härten des neuen Versorgungsgesetzes zii beseitigen. Auskunft Wer di? Bestrebungen des Zeutralverbandes erteilt jede Ortsgruppe oder die Reichsgeschäfrsstelle Beilin NW 6, Luiseustraße 3l b an die man sich auch iu jeder persönliche» Angelegenheit vertrauensvoll wenden möge.
* Erhöhung der Zeugengebühre«. Die Gebühren für Zeugen und Sachverständige sind durch Verordnung der Reichsregieruug neu geregelt worden. Au Entschädigung für Zeitversäumnis können nunmehr statt höchstens l bis zu 2^/s pro Stunde gewährt werden. Die Aufwandsentschädigung für die Wahrnehmung eines auswärtigen Ter nlins ist bis zur Höchstgrenze von 40 »O, die Entschädigung für Uebernachten bis zur Höchstgrenze von 12 ausgedehnt worden.
* Für die Hausfrau. Ein Regenwurm im Salat ist,
wenn er zuin Vorschein kommt, nicht nur etwas sehr Widerwärtiges, sondern für die Hausfrau ein Aergernis ersten Ranges, zumal wenn Gäste am Tische find. Und doch kann da solch ein kleines Unglück leicht geschehen, weil bei dieser Gelegenheit die geschäftige Hausfrau immer mehr iu Anspruch genommen ist, als gewöhnlich. Es verursacht nur eine kleine Mühe, dos Gemüse vor der Bearbeitung von Würmer», Käfern, Schnellen und dergleichen zu reinigen. Man wirft es einfach ins Salzwasser und läßt es fünf Minuten darin liegen. Dieses kann das Getier nicht vertragen; es kommt aus seinem Versteck von selbst hervor, muß aber darin um- kommen. Im übrigen ist ein etwaiges Einziehen des Salz wasters in das Gemüse dem Geschmacks eher vorteilhaft als nachteilig. "
* Auslosung bei der Sparpriimien-Anleihe. Die am Juli in Berlin stattfindende Auslosung der Deutschen Spar Prämienanleihe bringt zum erstenmal neben der Gewinnziehung mit je 4 Gewinnen ä 1 Million Mark, je 4 L 500000 Mark, Ä 300000 und Ä 200000 usw. eine Tilgungs- Ziehung. In dieser werden 40000 Lose ausgelost, davon 20000 mit dem Kennwort zuzüglich Zinsen, also mit 1050-^s für das Stück und weiter 20000 Lose mit einer Prämie von 1000 mithin 2050 für das Stück. Die Gewinne werden nicht zur Einkommensteuer herangezogen und unterliegen auch nicht der Kapilaleruagssteuel.
* Billige Margarine und Speisefette. „Wäre die
Zwangswirtschaft aufgehoben, dann kostete jetzt ein Pfund holländische Margarine, mit Vollmilch gckernt, 8.50 —
So lautet die große Anzeige eines Hettbronner Vertreters einer holländischen Firma in den Tageszeitungen Aehniich ist es in Stuttgart der bekannten Firma Gaißmaier ergangen. Sie hat bei der Reicbsstelle um Einfnhrerlaubnis für 400 Kisten kondensierte Milch nachgesucht. Die Büchse wäre um eftva 7 an den Verbraucher abgegeben worden. Die ReichssteUc hat die Einfuhrgenehmigung versagt und so
! müsseil die Stuttgarter eben weiterhin 11—12 für eine ! Büchse kondensierte Milch bezahlen Es ist höchste Zeit, daß
> einer Zwangswirtschaft Vieler Kriegsgesellschaste» ein Ende ! bereitet wird
! * Reichsoerstcheruagsanstalt für Angestellte. In Süd-
- deutschland laufen Gerüchte um, wonach das Vermögen der j Reichsversicherungsallstatt für Angestellte für Reichszwecke ! beschlagnahmt werden solle. Die Reichsverstcherungsanstalt läßt bekannt geben, daß an dielen Behauptungen selbstverständlich kein wahres Wort ist.