Als der Völkerbund sich an die Sowjetregiectt.kg gewandt habe, mn eine Enquete-Kommission zuzulaffen, habe die Sowjetregierung da» zurückgewiesen. An dem Tage, an dem die Sowjetregierung begriffen habe, daß die erste Pflicht für eine Regierung, die auf diesen Namen Anspruch habe, sei, sich solidarisch und verantwortlich für alle internationalen Verpflichtungen der ooraufgegangenen russischen Regierungen zu erklären, an diesem Tage könne man mit ihr verhandeln. Bi» zu diesem Tage, so erklärte Millerand, haben wir nichts mit einer Regierung zu tun, die keine Regierung ist. (Lebh. Beifall.) Der Ministerpräsident antwortete alsdann kurz auf die Erklärungen de» Abgeordneten Heneffy und trat warm für den Völkerbund al» einer idealen Gründung ein. Die Kammer setzte alsdann die Beratnng über die Steuer- qesetze fort.
TVürtte«bergische Politik
Anfrage«.
r Stuttgart, 24. Juni. Die Sozialdemokraten und die Unabhängigen haben verschiedene Anfragen im Landtag eingebracht. Die Mehrheitssozialisten machen den Arbeitsminister auf die Stillegungen, Einschränkungen und Arbeiterentlassungen in verschiedenen Industriebetrieben aufinerksam, ferner behandelt eine Anfrage den bekannten Aufruf in der „Schwöb Tageszeitung" zur Bewaffnung der Bauernschaft. Die U.S.P hat eine gleiche Anfrage dieser Art an den Ar- beitSminister gerichtet, in der sie die Betriebseinschränkungen auf Profitintereffen und Spekulationsgründe zurückführt. Eine weitere Anfrage befaßt sich mit der Steigerung der Preise für die Lebensmittel und mir den Sätzen für die Erwerbslosen - und Kurzarbeiterunterstützung.
Versuchter Eingriff i« die Preßfreiheit.
r Ellwangen, 25. Juni. In einer zahlreich besuchten Versammlung von Arbeitern. Angestellten und Beamten wurde schärfster Protest gegen die Lebensmittelteuerung und den 1 lff/»igen Steuerabzug eingelegt und eine entsprechende Entschließung an das Oberamt, das Ernährungs- und Finanzministerium abgesandt Eine weitere Entschließung hatte sich gegen die Jpf- und Jagstzeitung gerichtet. Es wurde dem Blatt Schikane und Ungerechtigkeit vorgeworfen, weil es bestimmte Artikel nicht veröffentliche, und Selbsthilfe an- gedroht. wenn keine „Besserun g" einireke. Chefredakteur Reis widerlegte die Angriffe, so daß der preßseindliche Antrag unter den Tisch fiel.
Die Unruhen.
r Ulm, 25 Juni. Zu den Vorgängen im Rathaus schreibt das „Ulmer Tagblatt": Ergänzend ist noch nachzutragen, daß eine große Rolle der Zufall gespielt hat. Als der Zug der Demonstranten vom Oberamt vor dem Rathaus eintraf und die Aufforderung an sie gerichtet wurde, die Deputation möchte sich melden, um zum Stadtvorstand geführt zu werden, traten fünf Mann vor, die dann durch Polizeikommiffar Schwalbte durch das Tor der Pestgaffe ins Rathaus geleitet wurden Diese 5 Mann waren in Wirklichkeit aber gar nicht die von den Demonstranten bestimmten Abgeordneten, und als diese verlangten, vor den Ober bürgermeister geführt zu werden, wurde ihr Begehren mit dem Hinweis abgeschlagen, daß die Deputation bereits oben sei. Infolgedessen entstand die falsche Auffassung, als ob der Stadtvorstand überhaupt niemand empfangen wolle, und diese Meinung bildete einen Hauptgrund für die immer mehr sich steigernde Erbitterung und Erregung. — Ueber die Mißhandlungen des Stadtvorstands berichtet ein Augenzeuge. daß eine Rotte von Leuten Oberbürgermeister Dr. Schwammberger aus seinem Amtszimmer in die Rathauslaube zerrte, wo er mit den Fäusten geschlagen und an die Brüstung der breiten steinernen Treppe gezerrt wurde. Dort wollten ihn die Rohlinge über die Brüstung werfen, wurden aber durch das Eingreifen eines Arbeiterführers daran ge hindert Dr. Schwammberger konnte infolge der erlittenen Mißhandlungen gestern keinen Dienst tun, ist aber ans dem Wege der Besserung. _
Aus Stadt und Bezirk.
Nagold, den 26. Juni >920.
* Rotgabe für »asere «ürltembergischen Anstalten der Inneren Mission. Die Sammlung, auf deren dringenden Notwendigkeit in der Nr. 134 dieses Blattrs v. l2. d. Mts. in einem längeren Aufsatz hingewtesen wurde, ist nunmehr im ganzen Lände im Gang. Am morgigen Sonntag wird im Bormittagsgottesdienst Herr Inspektor Schosser von der Eoang. Gesellschaft in Stuttgart, der Geschäftsführer der Landesvereinigung für Innere Misston, über die segensreiche große Arbeit und die Not der eoang. Anstalten aus sachkundigster Kenntnis heraus berichten. DaS Opfer des Gottesdienstes ist für diese Liebeswerke bestimmt. Im Anschluß an diesen Gottesdienst beginnt eine vom Stadtschultheißenamt genehmigte HauSkoIle kte für die notleidenden Anstalten der Inneren Mission. Dabei werden die älteren Mitglieder des JüngltngSvereins und der Jungfrauenvereine. versehen mit einer Sammelliste mit dekanatamtlichem Ausweis, freiwillig die Sammlung übernehmen. Jede, auch die kleinste Siebesaabe fit hiezu willkommen. In Anbetracht der gewaltigen Bedürfnisse dieser großen LiebeSwerke (es handelt sich um Fehlbeträge von Hunderttausenden!) muß freilich auch um große Gaben gebeten werden. Außer an die Sammler und Sammlerinnen können solche Beiträge auch unmittelbar den Geistlichen übergeben oder aus das Postscheckkonto des Dekanatamts (Stuttgart 12 806) überwiesen werden
* Vortrag. Auch an dieser Stelle sei auf den morgen '/,3 Uhr nachm im Eoang. Vereinshaussaal hier stattfindenden Vortrag von H. Lehrer Borngraeber aus Wies baden aufmerksam gemacht. Kein Mann, kein Jüngling, sollte versäumen, zu kommen. (Siehe Inserat.)
* Blumentag. Der Vereinigung ehemaliger Württ. Kriegsgefangener, wurde die Abhaltung eines Blumentages im Laufe des Juli durch ministerielle Verfügung gestattet.
Altensteig. In der Mittwoch-Sitzung des Gemeinderats wurde daS Ergebnis des Blumentags mit 2450 festgestellt. Der Verbraucherpreis für Milch wird ab Sammelstelle auf 1.40 festgesetzt Notleidenden Familien sollen in Anbetracht der hohen Lebensmittelvreise Unterstützungen aus der Stadtkaffe gewährt werdet.
A«r de« Adrige« Wikttemderg.
r Stuttgart, 24. Juni Bei der hiesigen Buchdmckerei- Gesellschaft A. G., in der u. a. auch der „StaalSanzeiger" hergestellt wird, ist infolge von Differenzen zwischen Leitung und Personal ein Streik ausgebcochen, der zur Folge hatte, daß die Donnerstag-Nummer des Staaisanzeigers nicht erscheinen konnte. Verhandlungen über die Beilegung des Streiks sind im Gange
r Stuttgart, 24 Juni Seit Beginn der Kirschenernle ist zu beobachten, daß oiele Reisende eine große Zahl von Handgepäckstücken und Traglasten von unzulässigem Umfang in die Personenwagen mitnehmen, so daß das Ans und Einsteigen erschwert und die Reisenden gefährdet werden. Unliebsame Auseinandersetzungen der Reisenden sind häufig. Es ist gestattet, in der 4. Wagenklaffe nur eine Traglast mit sich zu führen In der !, —3. Klaffe steht nur der Raum über und unter der, Sitzplätzen für Handgepäck zur Verfügung. Wird mehr Gepäck mitgenommen, so wird es künftig als Reisegepäck ungehalten
r Rottweil, 25. Juni. Die Städte Rotvvetl u. Schwenningen erlassen folgenden Aufruf: Die Notlage unserer Städte verschlimmert sich mit jeder Woche. Dabei wirkt die ganz mangelhafte Versorgung mit Milch und Butter beton ders schmerzlich, weil durch diesen Uebelstand in erster Linie die Kinder, die Kranken und die allen Leute getroffen werden, Im Namen der Menschlichkeit, im Namen der christlichen Nächstenliebe wenden wir uns an die Landbevölkerung und fordert! sie auf. soviel Milch und Butter als möglich an die Saminelstellen abzuliefern und die Milch- und Burter- hamsterer abzuweisen. Die Stadtbevölkerung ersuchen wir dringend, das Hamstern von Milch und Butter im Bezirk zu unterlassen. Nur auf diese Weise ist eine bessere Ber-or- gung der beiden Städte Rottweil und Schwenningen mit Milch und Butter und eine gerechtere Verteilung dieser not wendigsten aller Lebensmittel möglich.
r Heidenheim, 25. Juni. Die radikalen Elemente bemächtigten sich mit Gewalt des Waffendepots der Einwohner wehr. Mittwoch und Donnerstag wurde nicht gearbeitet. In Schnaitheim wurde ein Aktionsausschuß gewählt.
Geschäftliches.
Die Monatsschrift: „Praktische Winke", die sich in allen Hausfrauenkreisen allgemeiner Beliebtheit erfreute, mußte leider bis aus weiteres wegen Papierinangcl eingestellt werden. Dieselbe bildete stets eine nützliche Anregung für alle Fragen der Hausfrau und wurde während 5 Monaten allmonatlich an die Kunden der Rrnm Lüweit- drogerie Gebrüder Venz, Nagelt» gratis verabfolgt. Um nun auch während der Zeit des Nichterscheinens dieser Zeitschrift auf dem medizinischen und technischen Gebiete nützliche Anregungen im Interesse hrer Kundschaft zu geben, hat sich vorstehende Firma entschlossen,
3 Büchlein mit je Z2 Seiten 3nhaü herauszugeben, die ebenfalls gratis verabfolgt werden, „Hausniittekschatz" lder Titel des Büchleins). ist ein Verzeichnis der gebrauchlisten Hausmittel bei Erkrankungen, „KrSuterschatz,, weist auf alle Kräuter unk Wurzel» hin, die so nützliche Dienste in allen Krankheitstagen leisten und das 3. Büchlein „Warenverzeichnis" enthält neben einem Verzeichnis aller in der
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Stoffarten.
Mit vorstehenden Gratis-Ausgaben kann gleichzeitig von der Löwendrogene eine Anleitung zur praktischen Obstverwertung ohne Zucker, sowie eine Teeprobc, ausreichend zu 2 Tassen schwarz. Tee von Dr. Qtker gratis verlangt werden.
Letzte Nachrichten.
Deutscher Reichstag.
Die Sitzung beginnt um 3 Uhr Haus und Tribünen weisen eine ähnliche Fülle wie am gestrigen Tage auf. Die Ministerbänke auf der rechten Seite sind ganz leer, auf der linken Seile weisen sie große Lücken auf. Als Schriftführer waltet heute Fischer (Soz.) seines Amtes, der gestern dem Ruf des Alterspräsidenten wegen vorübergehender Abwesenheit nicht Folge leisten konnte-
Alterspräsident Rieke eröffnet die Sitzung und läßt die dem Haus zugegangenen Eingänge vorlesen, darunter auch bereits einige Interpellationen. Er verliest sodann die für die Wahl des Reichspräsidenten maßgebenden Bestimmungen.
Die Wahl selbst vollzieht sich in der Form, daß ein Schriftführer die Namen der einzelnen Abgeordneten aufruft und jeder Aufgerufene den Stimmzettel an den neben den Urnen stehenden Schriftführer abgibt, der ihn in die Urne wirft.
Obwohl die Abgeordneten der Aufforderung des Prüft denten Folge leisten, sich den Urnen zu nähern, sobald der Buchstabe des Alphabets mit dem ihr Name beginnt, aufge rufen wird, geht die Abstimmung doch -recht langsam von statten. Das Haus gleicht während der Abstimmung einem aufgeregten Bienenschwarm.
Die Abstimmung ergiebt die Wahl des Abg. Löbe (Soz.) mit 394 von insgesamt 420 abgegebenen Stimmen.
Auf Anfrage des Alterspräsidenten Rieke erklärt sich Aba. Löbe bereit, das Amt anzunehmen und nimmt den Präsidentenfitz ein.
Präsident Löbe dankt dem Haus für die große Ehre, die ihm durch die Uebertragung dieses Amts zuteil geworden sei. Die Rechte, die der Reichstag durch die neue Verfassung erhalten habe, zu wahren, werde seine Hauptaufgabe sein. Die großen Schwierigkeiten, die uns der Krieg hinierlassen habe, würden hier im Hause noch oft ihren Widerhall finden, wie überhaupt ein engeres Zusammenschmieden der Ansichten gar keine unmögliche Forderung sei. Hätten doch selbst äußerste Rechte und äußerste Linke fick wiederholt zusammengefunden (Stürm. Protestruse b. d. llnabh.), wenn es gegolten habe, äußerste Not zu lindern. (Heiterkeit. Bravorufe.) Der Präsident gedenkt sodann der Verdienste Fehrenbachs, der ihm ein leuchtendes Vorbild sein werde.
Das Haus schreitet sodann zur Wahl des ersten Vizepräsidenten. Der Parteistärke gemäß hat hierauf die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Anspruch. Sie hat dafür den Abgeordneten Dittinann ausgestellt. Die Wahl vollzieht sich in derselben Form wie bei der Präsidentenwahl. Insgesamt wurden 397 Stimmen abgegeben. Davon entfielen auf Ditlmann 238 Stimmen, der somit gewählt ist und die Wahl anntmntt. >5« Stimmzettel waren weiß, 5 Stimmen zersplittert.
Zur Geschäftsordnung bemerkt Ledebour (UZP.), zwilchen den Fraktionen >si die Abmachung getroffen wor
den, geschloffen für den ookg?sch>age.:cn KandiZ-Nstt r.Pzu-- treten. ganz gleich, welcher Partei er angehöre Da bei den unabhängigen Kandidaten diese Abmachung nicht eingehalten worden sei, werde diese sich auch nicht mehr daran gebunden erachten.
S ch u l tz Bromberg (DN.) bestreitet, daß eine solche Ab- mcrchung getroffen worden sei.
Geyer (UZP.) stellt fest, daß die getroffene Abmachung lediglich von den Kollegen des Abg. Schultz gebrochen worden sei, die andere Dinge oorhätten
Das Haus schreitet hieraus zur Wahl des zweiten Vize Präsidenten, für lvelchen Posten der Abgeordnete Dr. Bell Zentr.) in Vorschlag gebracht ist. Die Abstimmung ergibt, daß von 367 au der Wahl reilgenommenen Abgeordneten 8 weiße und 356 auf den Abg. Dr. Bell lautende Stimmzettel abgegeben worden sind. Dr Bell ist somit gewählt u. nimmr die Wahl an. Je ein Stimmzettel lautet auf Becker Hessen, Erzberger. Noske. (Heiterkeit)
Für den dritten Vizepräsidenten ist der Abgeordnete Dien ich (DN.) in Vorschlag gebracht. An der Abftrm mung haben 348 Abgeordnete teilgenommen 83 Stimmzettel sind weiß. Der Abgeordnete Dietrich wird mit 260 Stimmen gewählt. Je eine Stimme entfiel auf Gräfe, Frau Zietz, Frau Zetkin, Dr. Bell und Dr. Heifferrck ^ Dr. Kahl (DVP) 'chlägt' vor, die noch' zn w-ihlendew Schriftführer durch Zuruf zu wählen.
Ledebour (USP) widerspricht. Seine Partei habe seinerzeit das Angebot gemacht, alle Wahlen en vloc vorzunehmen. Dem habe die Rechte widersprochen.
Schultz-Bromberg (DN) beiont, seine Partei Hab«' keine Demonstration ausüben wollen, londern lediglich der Ueberzeugung Ausdruck gegeben, daß die von den llnabhäng igen vorgeschlagenen Persönlichkeiten nicht die richtigen seien.
Ledebour (USP.): Wenn die Deutsch-Nationalen erst heute niit ihren Bedenken herausgekommen seien. >o müsse er dieses Verhalten als hinterhältig bezeichnen (Unruhe. — Präsident Löbe rügt den Ausdruck „hinterhältig".)
Die Wahl der acht Schriftführer eriolm nunmehr m der bisherigen Art. aber in einem einzigen WädlgnW- Als Schriftführer weiden gewählt: Fische; (Soztt. Frau Schuch (Soz.), Frau Agnes (USP.), Dr. Pfeiffer (Zentr.), Malkewitz (DN.), Kempkes (DVP.), Bene» marin (DVP ), -Heile (Dem.)
Zur Geschäftsordnung begründe! Abg Ledebour (USP.) eineü Antrag seiner Partei, sie gegen den Abg. Mittwoch oerhängic Festungsstrafe auszuheben. Er wolle nickt auf den sachlichen Inhalt eingehen, betone aber auch so die Dring lichkeit des Antrags.
Der Präsident erklärt das für möglich;, wenn sich kein Widerspruch erhebe.
Abg. Müller Franken (Soz.) beantragt Ueberweisunq des Antrags Ledebour an die schleunigst' zu bildende Ge schäftsordnungskommlsston. Der Antrag wird angenommen.
Um 7 Uhr vertagt sich das Haus auf Montag oorm. 11 Uhr. Tagesoidnung: Entgegennahme einer Regierungserklärung, außerdem mehrere Interpellationen.
Reichsminister-Liste.
Berlin, 25. Juni. Vom Zentrum: Reichskanzler Fehrenbach, Reichspostminister Gresberts, Reichsfinanz minister Wirth, Reichsernöhnrngsminister Hermes. Außerdem besetzt das Zentrum das Arbeitsministerium, dafür sei eine ..namhafte Persönlichkeit" in Aussicht genommen. Eine endgültige Entscheidung stehe jedoch noch aus. Von der Deutschen Volkspartei: Heinze, Rsichsjustizminister und Vizekanzler, Dr. o. Raumer, Reichspostministerium, Oberbürgermeister Scholz Charlottenburg, Wittschastsmiittsterium. Dazu kommen dann noch die d e m o k r at i s ch e n Min i st e r Koch und Geßler, der frühere Ministerialdirektor Dr. Simons für das Auswärtige Amt und für das VerkehrSministerium Gröner. Das Wiederaufbanministeriun. soll angeblich der Bayerischen' Bolkspartei angetragen werden. Da sich aus ihren Kreisen vermutlich aber kein Kandidat finden würde, soll auch dieses Ministerium an die Deutsche Bolkspartei vergeben werden. Inzwischen wird vom „Vorwärts" schärfster Protest gegen Herrn v. Raumer angemeldet. Er sei zurzeit Geschäftsführer des Bundes der privaten Elektrizitätsbetriebe, hätte sich auch sonst immer als Gegner des staatlichen Eingreifens in die Elektrizitätswirtschast erwiesen und könne deshalb keinerlei Vertrauen bei der Sozialdemokratie gewinnen. Das Kabinett wird morgen zu einer ersten Sitzung zusammen- treten und sich am Montag dem Reichstage vorstelle».
Sistierung des Stenerabzngs in Sicht?
Berlin, 26 Juni. Wie das D. T. berichtet, ist tm Reichstag ein interfraktioneller Initiativantrag etnge» gangen, der die Regierung auffordert, eine Sistierung des 10°/a Lohnabzuges anznordnen.
Zuspitzung der Lage i« Irland.
Ultimatum an die britische Regierung.
Basel, 25. Juni. „Daily Mail" meldet: Die Lage in Irland hat sich außerordentlich zugespitzt. Brigadegeneral Campell hat sich nach Londonderry begeben. 3 Bataillone britische Infanterie und Artillerie halten diese Stadt, sowie Cork besetzt. Der Belagerungszustard wurde über Londonderry und Cork verhängt.
Reuter meldet aus Dublin: Das Komitee der Sinn- Feiner-Bewegung richtete ein Ultimatum an die britische Regierung, in welchem die sofortige bedingungslose Zurückziehung der englischen Truppen aus Irland verlangt wird, widrigenfalls das Komitee entschlossen sei, einen Aufruf an alle Nationalisten Irlands ergehen zu lasten, um den Kampf gegen das britische Militär in regulärer Weise aufzunehmen.
Die Kämpfe.
London. 25. Juni In Londonderry (Irland) ist es zu erbitterten Kämpfen zwischen den Unionisten und Polizisten einerseits und den Sinn Feinem andererseits gekommen. Es herrscht Bürgerkrieg. Sämtliche Bureaus, Banken und Ge schäfte find geschlossen. Die Zahl der Opfer ist noch nicht festgestellt. Man befürchtet auch den Ausbruch eines allgemeinen Eisenbahnsrstreiks. Ein Eisenbahnzug, der Polizisten nach Dublin bringen sollte, mußte in Tipperary an- halten, da sich die Eisenbahner weigerten, ihn weiter zu führen.
Zusammenstöße in Hamburg.
Hamburg, 26. Juni. Gestern nachmittag fand auf der Moorwiese eine Versammlung Arbeitsloser statt, nach der es