Prügelstrafe für Preistreiber.
Budapest, 16. Juni. Der ungarische Justiziniuister hat gestern im Abgeordnetenhause einen Gesetzentwurf einge- bracht, der die Prügelstrafe ?ür Preistreiber festsetzt. Nach dem Entwurf sollen männliche Preistreiber mit 25 Stock hieben bestraft und außerdem soll ihnen eine Freiheitsstrafe diktiert werden
Eine furchtbare Mordtat.
Lindau, l7. Juni. Wie die „Allgäuer Ztg " meidet, wurde am Sonntag in Laiblachberg. Gde. Siegmarszell, bei Lindau, eine furchtbare Mordtat verübt. Die ledige 62 Jahre alte Privatiere Kreszenz Fäßler wurde in dem Anwesen ihres Bruders erschlagen aufgefunden. das Anwesen in Brand gesteckt. Die Leiche wies schwere Wunden am Kopf auf, kannte aber noch rechtzeitig aus dein brennenden Hause geborgen werden. Das Anwesen selbst ist völlig niedergebrannt Als der Tat dringend verdächtig wurde der angebliche Geschäfts reisende Josef Münz ans Württem berg festgenommen und in das Lindauer Amtsgerichtsgefängnis eingeliefert.
Die Gegenrevolution in Rußland.
Paris, l7. Juni Der Londoner Vertreter des „Temps" telegraphiert seinem Blatt: Ich erfahre in Betreff der Gerüchte von einer in Moskau ausgebrochenen Gegenrevolution aus unterrichteter Quelle, daß General Brussilow, der am 20. Mai zum Oberbefehlshaber der russichen Streitkräfte ernannt wurde, damals eine heftige Szene mit Trotzki hatte und ihm vorwarf, er habe die russische Armee demoralisiert durch die Umbildung der Heereseinheiten in Arbeiterbataillone. Brus- stlow habe den Oberbefehl erst angenommen, nachdem mehrere Generäle und Kommissäre erschossen worden waren.
Rußland und Perfien.
Paris, '.7. Juni. Nack einer Havas Meldung aus Teheran Hai die Sowjetregierung auf die Note der persischen Regierung in einer Erklärung geantwortet, die Unternehmung, die die Sowjetregierung eingelsitet habe, richte sich nicht gegen-die Unabhängigkeit Persiens; jedoch sei es notwendig gewesen, die russische Schiffahrt im Kaspischen Meer zu schützen. Die Sowjetregierung verpflichte sich endgültig, Enseli an dem Tage zu verlassen, an dem die Unabhängigkeit Persiens stchergestellt sei und Persien nicht mehr unter fremder Beeinflussung steht.
Griechenland vor einem republikanischen Umsturz.
Zürich, 17. Juni. Die „Chicago Tribüne" meldet, daß zwischen König Alexander von Griechenland und seinem Vater dem Exkönig Konstantin, tatsächlich in der Schweiz eine Kon ferenz stattgefunden habe. König Alexander erklärte, er wolle dem Thron entsagen, nrnd bat seinen Vater, wiederumdie Regentschaft zu übernehmen. Benizelos' plötzliche Reise nach Paris bezweckte, den König Alexander aufzusuchen und ihm klar zu machen, daß eine Rückkehr seines VaterS unmöglich sei. Gr, Venizelos, sei ent schlossen, die Republik zu proklamieren und sich zum vor läufigen Präsidenten auszurufen.
Der internationale Gerichtshof.
Haag. 17. Juni. (Havas.) Das Komitee der Juristen, daS mit der Ausarbeitung des Projekts für den ständigen internationalen Gerichtshof, wie er im Völker- bundpa kt vorgesehen ist, betraut ist, versammelte sich gestern im Haager Friedenspalast. Die erste Sitzung wurde durch eine Ansprache des Ministers des Aeußern eröffnet. Daran schloß sich eine Rede von Leon Bourgeois, der namens des Völkerbunds sprach. Er erinnerte an die großen Grundsätze, von denen die Tätigkeit des künftigen Gerichtshofs geleitet sein müsse, und versicherte, daß die Ausführung der gefällten Urteile wirksam sichergestellt werden würde.
Die Offensive der türkischen Nationalisten.
Paris, 17. Juni. Nach einer Londoner Meldung des „Temps'" ist die Lage an der astatischen Küste der Meerengen kritisch. Die türkischen nationalistischen Truppen hätten Jsmid angegriffen. Heftige Kämpfe hätten vor den Verteidigungslinien stattgefunden. Zahlreiche Flüchtlinge seien in Haider an gekommen. Nach den letzten Nachrichten hat die englische Garnison noch nicht in den Kampf eingegriffen. um die türkischen Regierungstruppen zu unterstützen, die sich auf Jsmid zurückziehen.
Amsterdam, 16. Juni. Wie die „Times" aus Konstan- tinopel meldet, ist den türkischen Nationalisten, die in letzter Zeit unter Munitionsmangel zu leiden hatten, bei der Einnahme von BosantieingroßesDepotmitArtillerie Munition in die Hände gefallen, das die Deutschen im Winter 1917 in der Nähe des Taurus-TunnelS errichtet hatten. Weder die Engländer, noch die 1919 an ihre Stelle getretenen französischen Besatzungstruppen hatten die Munitionsvorräte zerstört.
Amsterdam, 16. Juni. Einer Times Meldung aus Kon stantinopel zufolge haben dietürkischenNationalisten den Waffen st illstand gebrochen und die französischen Vorposten in den armenischen Dörfern überfallen. An der Küste des Schwarzen MeereS haben die Nationalisten die Kohlenbergwerke besetzt und von den französischen Besitzern eine Geldabgabe und Abtretung bestimmter Bergwerke an die nationalistische Regierung gefordert. Zwischen den zu Hilfe kommenden Franzosen und den nationalistischen Truppen kam cs zum Kampfe, über dessen Ausgang noch nichts bekannt ist.
Di« Reorganisation der franzSfischen Armee.
Paris, 17. Juni. Die Armeekommission nahm gestern einen Bericht AndrS Lesbares über die Grundideen zu dem Projekt derReorganisationderArmee entgegen, daS der Kriegsminister in der Kammer einzubringen gedenkt. Der Minister erwähnte besonders, daß es mit Rücksicht auf die auswärtige Lage, die noch nicht genügend gefestigt sei, nicht möglich war, schon jetzt eine Militärdienstdauer von weniger als zwei Jahren in Aussicht zu nehmen An dererseits verbreitete sich Leftzvre über die Verwendung der französischen Bestände im Orient, besonders in Cilicien, wobei er Mitteilungen über die sich dort abwickelnden Operationen machte. Er brachte zur Kenntnis, daß dort gegenwärtig un gelähr 70000 Mann stehen die zum größten Teil den Kolonial regimerttern augehören.
i Die Zusammensetzung des Kabinetts Gioltttt.
Rom, 16. Juni. Das neue Kabinett Giolitti weist fol
> gende endgültige Zusammensetzung auf: Vorsitzender und ^ Inneres. Giolitti. Aeußeres: Graf Sforza, Kolonien:
; Rossi, Justiz und Kultus: Fera, Finanzen: Peteloa, Schatz:
> Meda, Krieg: Bononi. Unterricht: Croce, Marine: Admiral Seccki, öffentliche Arbeiten: Peano, Landwirtschaft Micholi, Industrie u. Handel: Allessio, Post u Telegraphen: Vassallo, befreite Gebiete: Reineri, Arbeit: Labriola. Die Minister haben am Mittwoch vormittag i l Uhr dem König den Eid geleistet.
Das Programm Gtolittis.
l Rom, 16. Juni. (Stefani.) Giolitti übersandte allen ! Präfekten eilt Rundschreiben, in der» er darauf hinweist, daß ! die schwierige Lage, in der das Land sich gegenwärtig befin ! det, nur durch die Anstrengung aller Kräfte behob?» werden ; kann. Zum Schluß weist er darauf hin, daß das von ihm i befolgte Programm in der sozialen Gerechtigkeit, wirtschaftlichen und finanziellen Wiederaufrichtnng u m der Beachtung der Gesetze gipfele.
Die Arbeitskonferenz in Genua.
Rom, 16 Juni Auf der internationalen Arbeitskonferenz in Genua hielten die Vertreter der Regierungen, der Reeder und der Arbeitnehmer am Dienstag Vorbesprechungen ab. Hierauf fand eine Vollsitzung statt, in der das Bureau gebildet wurde. Zum Präsidenten wurde Major des Planche? gewählt. Die nächste Vollsitzung wurde aut Mittwoch angesetzt.
Württembergische Politik.
Amtliches Landtagswahlergebnis.
r Stuttgart, 17. Juni. In einer Sitzung de? Landeswahlausschusses im Ministerium des Innern unter Vorsitz von Regierungsrat Dr. Widmann wurde das amtliche Ergebnis der Landtagsrvahlcn festgestellt. Aenderunge» von Bedeutung sind nicht zu verzeichnen. Es wurden abgegeben 1 096 286 gültige und 41 090 ungültige Stimmen. Die mehrfach gewählten Abgeordneten haben mir Ausnahme des Ab geordneten Dr. Wolfs die Wahl auf Grund der Kreismahl- Vorschlagsliste angenommen. Für die Sozialdemokratie wurden abgegeben 176 009, für die Unabhängigen 145 233, für die Bürgerpartei 102 319, für den Bauern und Weingärtnerbund 193 671 für die Deutsche Volkspartei 37 199, für die Deutsche demokratische Partei 161 595, für das Zentrum 247 113 und für die Kommunistische Partei 33 147 Stimmen.
Aus Stadl und Bezirk.
Nagold, den 18. Juni 1920.
* Gegen die neuen Telephongebühren. Wer in den
letzten Tagen den „Gesellschafter" aufmerksam gelesen hat. dem wird es nicht entgangen sein, daß sowohl im ganzen Reich wie in unserem engeren Vaterland eine großzügige Bewegung gegen die neue Erhöhung der Telephongebühren einsetzte, die an manchen Orten zu wahren Massenkündi gungen geführt hat. In der Tat ist es für den kleinen G« werbetreibenden, den Gelehrten, den Schriftsteller nfw. ein Ding der Unmöglichkeit, außer den ums Doppelte gestiegenen Gebühren noch bare 1000 ^ dem Staat zur Verfügung zu stellen. Das Gesetz, das in den letzten Tagen der Nationalversammlung, die im Zeichen der Arbeit?müdigkeir der Abgeordneten standen, im Verein mit allerhand andern Verordnungen im Schnellzugstempo durchgepeitscht wnrde, dürfte sich nicht lange halten lassen. — Gestern hatte der Ausschuß des Gewerbevereins zu einer Versammlung in die „Krone" geladen Der Vorstand, Herr Elektrizitäts ! werkbesitzer Wohlbold gab den zahlreich erschienenen Interessenten an Hand von Material Ausschluß über die neuen Verordnungen. Dann ergriff Herr Oberpostmeister Wurst das Wort und beleuchtete in ruhigen, sachlichen Ausführungen die einzelnen Seiten des Gesetzes, indem er mit der Mahnung schloß, keine übereilten Kündigungen auszusprechen, sondern zunächst einmal abzuwarten, bis das Stadium der Verärgerung vorüber sei. Demzufolge wurde auch ohne Diskussion von Kündigung der Anschlüsse zunächst abgesehen und einstimmig nachfolgende, von Herrn Wohlbold entworfene Protestresolution angenommen, der sich auch die Metzger-Innung und der Wirteoerein Nagold an schlossen : „An den Reichsverband des Handwerks, z. H. der Handwerkskammer, Reutlingen. Der Gewerbeoerein Nagold erhebt gegen die geplante lOOprozentige Erhöhung der Fernsprechgebühren sowie gegen den beschlossenen Beitrag in Höhe von 1000 zum Baufond der Telegraphenleitungen nachdrück- lichst Einspruch und bittet die zuständige Behörde, von dieser enormen Verteuerung der Einrichtung Abstand nehmen zu wollen oder diese Erhöhung auf das Maß des Erträglichen einzustellen, denn Gewerbestand und Handwerk sind nicht in der Lage, eine solche neue Belastung zu ertragen. -Gewerbe- verein Nagold."
* Tausende von Fernsprechkündigungen in Württemberg. Vom württ. Mittelstandsbund, der im Anschluß an seine am 4. Juni einberufene Einspruchsversammlung gegen die verkehrsfeindliche Erhöhung der Post- u. Telephongebühren — wir haben über die Versammlung berichtet — Kündigungslisten aufgelegt hatte, wird uns mitgeteilt, daß den ! nunmehr eingezogenen Listen zufolge in Groß-Stuttgart rund 2500 Telephonanschlüsse endgültig gekündigt wurden, ohne Ortsgruppen, sodaß mit einem Gesamtergebnis von mindestens 3000 Kündigungen gerechnet werden kann Unzählige Einzeleinsprachen liegen noch vor. Die am 4. Juni gefaßte Entschließung wird den zuständigen Stellen u. ganz besonders den Parlamenten u. Abgeordneten vorgelegt werden, so daß wohl damit zu rechnen sein wird, daß sich der neue Reichstag mit diesem Gesetz nochmals befassen wird.
* Papierpreissteigerung. Vom 1. Mai ab hat bekannt
lich der Verband deutscher Druckpapierfabriken den Papier- preis um weitere 50 ^ pro 100 Kg. erhöht. Die Rcichs- regierung sieht dieser Diordendenwirtschaft ebenso untätig zu, wie jener der Fischhandelsgesellschaft, die 900 Prozent Dividende verteilte, oder den unseligen Kriegsledergesellschaften, die mit Prozenten nur so um sich werfen. Dazu hat der ; Tarifansschuß des deutschen Buchdruckergewerbes beschlossen, j infolge der Lohn- und neuen Preiserhöhungen der Rohstoffe s und Materialien die Drnckpreise vom 1. Juni ab um weitere ^ 25 Prozent zu erhöhen. '
* Der Organisten und Kantorendienst der Lehrer.
j Vom 1. Juli an sind nach dem neuen Schulgesetz die Lehrer j nicht mehr verpflichtet, den Kirchenmustkdtenst zu versehen. ! Ein Erlaß des Evang Konsistoriums weist die Kirchen- ? gemeinden an. auch künftig für diesen Dienst auf die Ge : winnmig der bestmöglichen Kräfte — in erster Linie aus ! den Kreisen der dazu geeigneten und bereiten Lehrer — be- ! dacht zu sein und zugleich Hilfsorganisten zur Entlastung ! des Haiiptorganisten auszuvilden. Es sollen 4—6 für den sonntäglichen Gottesdienst und 50°/» Teuerungszulage, 2—3 für eine Taufferer, 5—6 für eine Trauung, 4—6 für eine Beerdigung uls Entlohnung gereicht wer
den. Wo sich die Sitte des Schülergesangs am Grabe nicht mehr aufrecht erhallen läßt, soll kür Ersatz gesorgt werden
* Die Neuordnung des Kindergärtnerinnenwesens. Das württ. Ministerium des Kirchen- und Schulwesens hat am l. Mai eine Verfügung erlassen, die die Ausbildung und Prüfung der Kindergärtnerinnen zum Gegenstand hat. Da mit wird diese Prüfung staatlich; sie findet an öffentlichen.
! oder solchen privaten Bildangsanstallen statt, die vom Kult- ministsrium für geeignet erklärt werden. Die Ausbildungszeit an solchen Anstalten ist eine mindestens 2 jährige. Die Be Melkerinnen zur Prüfung müssen 19 Jahre alt sein. Geprüfte Lehrerinnen aller Art werden zur Prüfung zugelassen, wenn sie eine entsprechende Ausbildung Nachweisen. Diese erreichen sie ain beste» durch einjährigen Besuch eines Kin- dergärtnerinnenserninais. Bewerberinnen, die weder Lehrerinnen sind noch den üblichen Bildungsgang als Kindergärtnerinnen durchgemachl haben, können sich unter genauer Darlegung ihres Bildungsganges unmittelbar an die Unterrichts Verwaltung wenden und werden im Falle der Zulassung einem staatlich anerkannten Seminar zur Teilnahme zngewiesen.
* Auflösung der Abwickelungssteklen Da die Truppen abwickelnngsstelle!! zum 1. 10. 20 aufgelöst werde», so ist es angezeigt, sämtliche Anliegen (wie Anfordern von Per sonalpapieren usw.) spätestens bis zum 1. 8 20 bei der zuständigen Abwicklungssielle anzubringen, da nach diesem Zeitpunkt auf baldige Erledigung nicht mehr zu rechnen ist.
* Unfallrentenzulagen. Bon zuständiger Seite wird uns mngeteilt: Zur Behebung der durch die Geldemweriung herbkigeführien empfindlichen Notlage zahlreicher Unfallrentenempfänger ist am 5. Mai eine Reickisverordnnng ergangen. In ihr ist der Kreis der Berechtigten gegenüber dein bisherigen Rechtszustand insofern erweitert, als alle Verfehle», di? auf Grund der reichsgesetzlichen Unfallversicherung eins Rente von 50"/n (bisher 66str°/„) der Vollrente beziehen, die Zulage erhalten können Auch Witwen, Witwer. Kinder, Verwandte aussteigender Linie nnd elternlose Enkel, die als solche reichsgesetzliche Renten aus Anlaß von Uniälleii be ziehen, wgrden nunmehr mir Rentenzulagen ausgestatler. Einer Antragstellung nnd einer Prüfung der Beöürfnisfrage bedarf es nicht mehr. Ban den Gedanken ausgehend, daß je weiter der Unfall zeitlich znriickliegk, umso größer das Mißverhältnis zwischen dem damaligen Jahresarbeitsverdienst und der heutigen Disustlage ist. sind die Zulagen, die im übrigen nach Prozenten des Monatsbelrags der laufenden Rente abgestufr sind, nach Unfalljahrgängen verschieden bemessen. Renten aus Unfällen, die sich nach dein 3I.Jnniiar ds. Js. berechnet haben, sind mit Zulagen nicht ausgestattet, weil ihnen die hohen Löhne der Gegenwart bereits zu Grunde liegen. Die neue Regelung hat zunächst bis 31. Dezember 1921 Gültigkeit. lieber die Gewährung der Zulagen erteilt der Versicheruugsträger von amtswegen schriftlichen Bescheid, der innerhalb eines Monats durch Einspruch beim endgültig entscheidenden Oberverstcherungsaml angefochien werden kann.
* Hilfe für die Landwirtschaft. Die Maul u Klauen seuche gefährdet das Einbringen der reichen Heuernte. Ungezählte Gespanne sino der Seuche zum Opfer gefalle». Denk Landwirt muß geholfen werden. Im Einverständnis mit dem Ernährinigsminifterium vermittelt di« Technische Nothilfe der Landwirtschaft den Bezug von Pferden ans der Stadt und von der Industrie. Alle Pferdebesitzer, deren Gespanne zurzeit nicht beschäftigt sind, werden deshalb aufgefordert, ihre Pferde mit Geschirr und Pferdepfleger oder - führer beim Oberamt anzumelden. Das Oberamt wird dis Meldungen umgehend an die Technische Nmhilfe weirergeben. Diese führt die Bedarfslisten und vermittelt die Verteilung der Pferde Vereinbarungen über Entschädigung. Verpflegung des Führers und der Pferde, über die Entschädigung bei Dienst- nnfäbigkeit und über die Zeit der Beanspruchung ist Sache der Beteiligten,
* Auch ein Heilmittel gegen Maul- und Klauenseuche.
Ein katholischer Pfarrer in der Schweiz, Joh. Künzle in Wangs bei Sargans hat sich viel Mühe gegeben, Wert und Bedeutung von allerlei Kräutern, besonders Alpenkräutern, für Mensch und Vieh festzustellen. Schon in früher Jugend wurde er darauf geführt durch den Professor der Botanik in Mariä-Einsiedeln, Pater Ludwig, dem die Schüler auf den Nachmittagsspaziergängen immer Pflanzen vorzeigen durften, worauf er über ihre Art und Heilkraft sich eingehend aussprach. Später hat Pfarrer Künzle auf diesem Gebiet teils eigene Erfahrungen gesammelt, teils von Landleuten die ihrigen sich erzählen lassen. Was er auf diese Weise erfuhr, hat er niedergelegt in einem kleinen Büchlein „Chrut und Uchrut", das bei G. W. Zaiser, Buchhandlung, Nagold vorrätig ist. Dort sagt er Seite 70: „Bei Maul- und Klauenseuche hilft überraschend schnell Thymian; damit sollen Maul und Klauen oft gespült werden". — Der in Höhenlagen wild wachsende Thymian ist bei uns in Apotheken und Drogerien als Tee erhältlich. Nase, Maul und Klanen des erkrankten Tieres sollten demnach mit lauem Thymian-Tee vermittels einer kleinen Gießkanne oder eines Schwammes fleißig abgespült werden. Man mache einmal die Probe! Selbstver stündlich muß bei einer solch schweren Krankheit das erste die ! Beiziehuna eines erfahrenen Tierarztes sein!
* Genossenschaftlicher Getreideabsatz. Der Verband landwirtschaftlicher Genossenschaften Württembergs hat neuerdings dem gemeinsamen genossenschaftlichen Absatz und Be zug landwirtschaftlicher Erzeugnisse, insbesondere von Getreide und Hülsenfrüchten, besondere Aufmerksamkeit zugewiesen. Zu dieseni Zweck sollen überall, wo die Voraussetzungen vor-
^ Händen sind, Bezugs- und Absatzgenoffenschaften gegründet j und Lagerhäuser erbaut werden. Im Anschluß an die Kanf- ! stelle des Verbandes wird sodann, uni den Absatz der Erzeug- i niffe vor Zersplitterung und gegenseitiger Konkurrenz zu
> schützen, eine Getreideabteilung gegründet werden. Die Kauf
> stelle hat in Ulm bereits ein kleineres Lagerhaus im Anschluß