der Duisburger Stadtverwaltung ist die Lumme der ciuge- reichten Sachschadenanmeldungeil auf 13 Millionen Mark ge stiegen Doch wird von zuständiger Seite betont, daß diese «veifellos noch nicht die Höhe der tatsächlich entstandenen Sachschäden angibt und noch erhebliche Schadenanmeldungen erwartet werden. In Hörde (bei Dortmund) kann der Oberbürgermeister. wie aus der Stadtverordnetensitzung vom 14. April heroorgeht. den genauen Schaden auch noch nicht angebe!!. Hier sind allein 115 000 ^ an Löhnen für die Ar- beiteriruppen gezahlt worden, 85000 ^ wurden von der Stadt „requiriert". Sogar die Stadt Essen habe eine Forderung von 80000 eingereickt weil ein Mitglied des Hör- der Arbeiterrats einen Schein über diese Summe ausgestellt habe. Wenn wir alles bezahlen sollten — meinte der Oberbürgermeister — dann stelle sich die Gesamtsumme auf 400000 bis 500000 -^l. Weiter erklärte er, die Stadl könne eine solche Summe nicht zahlen, der Staat müsse dafür aufkommen !
Je mehr man den Spuren der bolschewistischen Machthaber folgt, um so klarer wird es einem, daß der letzte Aufruhr ein groß angelegter Raubzug war. In Gelsenkirchen betrügt der durch Plünderungen und wilde Requisitionen verursachte Schaden rund 2 070 000 Der Ges amtschaden in dieser Stadt ist jedoch bedeutend höher, liegen doch für außerhalb der Stadtgebiete verübte Schäden Anmeldungen in der Höhe von l Million vor. Hierzu kommen noch die Be erdigungskosten für die Opfer.
Die hiesigen Bolschewisten haben nach dem Borbilde ihrer russischen Lehrmeister sowohl in der Vorübung von Greueltaten, wie in der Erfindung angeblicher Greueltaten durch die Truppen Erstaunliches geleistet Hierzu ein kleiner überaus charakteristischer Beitrag .
Unter den im Gladbecker Rathaus vom Vollzugsrat zu- rückgelassenen Papiere« befand sich folgendes Schriftstück.
„Jos. Z.Straße, Gladbeck gibt an, daß die Re
gierungstruppen dem Rotgardisten Strecker niit einem glühen ßen Stück Eisen beide Hände u. Beine (Zunge abgeschnitten) durchgebrannt. (Z. war Augenzeuge und kann den Vorgang beschwören.) Jos. Z."
Vor dem Standgericht hat jetzt Z. — wie die „Mülheimer Zeitung" berichtet — erklärt, daß er lediglich einen Verwundetentransport gesehen und darüber vier Rotgardisten auf Befragen berichtet habe. Er sei dann gezwungen worden, in das Zimmer des Vollzugsrates zu kommen, wo man ihn veranlaßt habe, ein Schriftstück, dessen Inhalt er nicht kannte, zu unterschreiben. Im Sankt-Johannis Hospital in Hamborn ist ein Mann namens Strecker nicht eingeliefeit worden, auch sonst niemand, der in der angegebenen Weise verstümmelt worden wäre.
Württenrbergische Politik.
Hochwasserschäden.
r Stuttgart, 17. April. Auf eine Anfrage des Abg- Zinnecker-über Hilfe aus Staatsmitteln für Hochwasserschäden hat das Ministerium des Innern geantwortet, daß an Flußufern, deren Unterhaltung den Gemeinden obliegt, nach oberflächlichen Schätzungen für 425 000 Schaden angerichtet wurde. Der Schaden, den Private erlitten, wird im Oberamt Göppingen auf 330000 Maulbronn 300000 -/-t, Neuenbürg mehrere 100 000 ^ geschätzt. Auch im Remstal wurde großer Schaden angerichtet. Im Hinblick auf die überaus schwierige Finanzlage des Staates und aus grundsätzlichen Erwägungen (das Hochwasser hatte keinen katastrophalen Charakter und kann in dieser Form jederzeit wiederkehren) verbietet sich die Einleitung einer außerordentlichen planmäßigen staatlichen Geldhilfe für die beschädigten Privaten. Besonders geartete Notfälle erhalten durch die Zentralleitung für Wohltätigkeit Beihilfe. Im übrigen find beim Ministerium des Innern die üblichen Hilfeleistungen betätigt worden: kostenlose Beratung der Geschädigten, Ausarbeitung von Plänen usw., Verwilligung von Staatsbeiträgen zur Ausführung von Flußbauarbeiten. Das Arbeitsministerium hat den Gemeinden den erforderlichen Bindedraht zum Zweck der Faschinen geliefert und die Sendung von Brennstoffen in die Ueberschwemmungsgebiete vermittelt. Das Ernährungsministerium hat Getreidesaatgut an Hochwassergeschädigte geliefert u. sorgt für eine beschleunigte Belieferung der Ueberschwemmungsgebiete mit künstlichen Düngemitteln.
r Stuttgart, 18. dlpril. Beim Kultministerium hat sich der Beamtenbeirat nunmehr gebildet. Er besteht aus vier Abteilungen für höhere, mittlere, sonstige Kanzleibeamte und
SMIel der SchMIsA» L-IbMhne.
Nachdem wir bereits in unserer gestrigen Ausgabe einführenden Worten über Grillparzers Liebesdrama Raum gegeben haben, bringen wir nachfolgend einige Erläuterungen zu Gerhart Hauptmanns Märchendrama „Die versunkene Glocke".
Um das Wesen dieses Dramas verstehen zu können, muß man seine Vorgeschichte kennen. Hauptmanns größtes Drama, Florian Geyer, hatte eine brüske Ablehnung seitens des Publikums gesunden. Der Grund war einmal in der trotz aller Genialität etwas weitschweifig angelegten Szenenführung (wozu noch eine unzulängliche Inszenierung kam), zum ande ren yber in der. Verständnislosigkeit der Zuhörer selbst zu suchen. Der Dichter hatte alle Karten auf dieses Werk gesetzt, das denn heute auch als fein bestes anerkannt ist, und brach nach dem Mißerfolg seiner großen Hoffnung seelisch zusammen. Menschenhaß und Weltschmerz führten ihn zur Neuromantik, diesem seinem bisherigen Schaffen so fremden Gebiet. So entstand das symbolische Märchendrama von der versunkenen Glocke.
Der Inhalt ist kurz zusammengefaßt folgender: Der Glockengießer Heinrich hat eine Glocke geschaffen, ein Meisterwerk wie kein zweites, das hoch oben in der Wald- kirche Zeugnis für die Größe seines Schöpfers ablegen soll. Aber tückische Naturgewalten, verkörpert in dem Waldschrat und Wassermann, vernichten seine Pläne Die Glocke stürzt und versinkt im Bergsee. Der Meister selbst, schwer verwundet durch den Sturz, irrt in fiebernder Verzweiflung im Walde umher bis er vor der Hütte der alten Wittichen, von der die Leute erzählen, daß sie eine Hexe sei, zusammensinkt. Von deni sicheren Tode rettet den Kraftlosen das „elbische Wesen" Rautendelein. Seine zerrissene Seele
Liliere Beamte'.. Der Lehcttöcirat rsird sich morgen konstituieren. Er zerfällt in je eine Ableitung für die Lehrer der Volksschulen und Lehrerseminare, für die der gewerblichen Fortbildungs- und Fachschulen, für die der höheren Schulen und für die Lehrer an den Hochschulen. Beide Beiräte entsenden Mitglieder in den Gesamtbeamten betrat.
Aus Stadt und Bezirk.
Nagold, den 20. April 1920
Ttteloerleihung. Major Faber Srr Versorgungsstelle Calw wurde der Charakter eines Oberstleutnants verliehen.
Bon der Reichsschulkonferenz. Infolge einer Verfü gung des Reichsministeriums des Innern ist Handelsschuldirektor Fischer in Calw, Vorsitzender des Württ. Landes verbands der freien (privaien) Unterrichts- und Erziehungsanstalten, zum Mitglied der Reichsschulkonferenz berufen worden.
Uebertragen wurde eine ständige Lehrstelle in Calw unter Enthebung des Hauptlehrers Gwinner in Oberniebelsbach dem Unterlehrer Eberhard Epple in Schorndorf.
* Der Gewerbeverein Nagold hielt am Sonnrag nachmittag im „Rößle" feine diesjährige Jahresversammlung ad, die sowohl von Mitgliedern als Gästen sehr gut besucht war. Nach der Begrüßung der Erschienenen und Abwicklung der internen Angelegenheiten ging der Vorsitzende, Herr Wohl bald, zu dem Hauptpunkt der Tagesordnung über, dem Projekt der Waldachkorrektiv n. Er betonte, daß der Verein als Ganzes dem Plan neutral gegenüberstehe, aber wegen der Bedeutung dieser Angelegenheit für Nagold den Punkt zur fachmännischen Erläuterung und Diskussion auf die Tagesordnung gesetzt habe, und erteilte dann das Wort den Referenten des Tages, den Herren Stadtschultheiß Maier uud Stadtbaumeister Lang. Herr Stadtschultheiß Maier führte ungefähr Folgendes aus : Seit Jahren schon beschäftigt die Frage der Beseitigung der Hochwasserschäden die Einwohnerschaft, die periodisch akut wird. Schon anfangs der 90er Jahre wurde ein Projekt der Waldachkorrektion, entworfen von dem Bauinspektor Kran er dem Gemeinderat vorgelegt, aber nicht angenommen. Seither ging man nicht mehr, in größerem Maßstabe an die Lösung der Frage Seit dem Oktober 1919 liegt nun dem Gemeinderat seitens der Ministerialabteilung ein Projekt vor. Die Stadtverwaltung ist zrl der Ueberzeugung gekommen, daß der Entwurf eine brauchbare Grundlage darstellt, aber finanziell zur Zeit auf unüberwindliche Schwierigkeiten stößt, und stellte die Sache zurück. Die Kosten sollten — damals — nach fachmännischer Kalkulation etwa 1 480000 betragen. Das Bett der Nagold bezw. Waldach bequenit sich der Gesteinsformation nur schlecht an. Deshalb, und wegen der schlechten Abflußverhältniffe steht der Waldachstadtteil unter dauernder Hochwassergefahr und leidet außerdem an dem in die Keller eindringenden Grundwaffer. Vorgesehen ist eine gründliche Sohlenvertiefung, ein Hochwafferdamm, und ein Durchstich der Nagold - schleife, denn eine Korrektion der Waldach allein wäre von minimalem Nutzen und ohne praktischen Wert. Nur eine Durchführung des Vollentwurfs kommt in Betracht. Herr Stadtbaumeister Lang gab anschließend an Hand des Kartenmaterials eine genaue fachmännische Erläuterung des Projekts, dessen Schilderung in seinen Einzelheiten hier unmöglich ist Die Ausführungen des Herrn Stadtbaumersters waren von formvollendeter Klarheit und gaben auch dem Laien und Ortsfremden ein anschauliches Bild von dieser für Nagold so wichtigen Angelegenheit. Der Aufwand wurde, wie schon erwähnt, 1919 auf ca. 1*/- Millionest laxiert, und es besteht nun leider die Befürchtung, daß sich infolge der schlechten Valutaverhältnisse die Kosten erheblich steigern werden. In der nun folgenden sehr lebhaften Diskussion wurde fast allgemein der Standpunkt vertreten, daß der Plan eine brennende Notwendigkeit sei, aber vorläufig eben wegen der finanziellen Schwierigkeiten zurückgestellt werden müsse. Dazu sei uns erlaubt, Folgendes zu bemerken : Einmal dürste es doch wohl zu hoch gegriffen sein, wenn man Kostensteigerung von 400 bis 500 Prozent innerhalb eines halben Jahres annimmt. Zum anderen ist diese Frage von so großer sozialer Tragweite gerade für die Zukunft, daß man unbedingt zu ihrer Realisation schreiten müßte. Sollte sich auf dem Wege über das Ministerium (ev. Gewährung einer niedrig verzinsbaren Anleihe) gar nichts erreichen lassen ? Oder wäre es unmöglich, das Projekt etapp enweise auszuführen.wobeidoch immerhin die Sache vorwärts ginge? Diese Fragen zu lösen, wird Aufgabe der Fachmänner sein; wir geben aber fernerhin noch
findet Ruhe, als die Hände des Märchenwesens seine Stirne streicheln ...
Leute aus dem Dorf bringen den Verletzten in seine Wohnung, wo sein Weib Magda verzweifelnd die Trauerkunde entgegennimmt. Seine Seele ist krank, er hadert mit sich selbst,' bis ihn Rautendelein, die ihn unter der Verkleidung einer Magd pflegt, dem Leben wiedergibt.
Der Glockengießer ist in die Berge gestiegen. Hoch über dem „Tiefland" lebt er mit Rautendelein in einer Berghütte. Zum Uebermenschen, Pantheisten, wächst er auf: sein neues Werk, ein Glockenspiel von unerhörter Schönheit, soll der Sonne klingen; faustische Menschheitsbeglückungsgedanken dämmern in seiner Seele. Aber Nickel mann, der Elementargeist, der das Werk von Menschenhand haßt, verkündet ihm Unheil. Die vom Pfarrer ausgereizten Dorfbewohner wollen seine Hütte stürmen. Mit Feuerbränden, wie Hunde, jagt er sie vom Berg hinab. Da m tien im Siegestaumel überfällt ihn ein grausiger Alp: Er sieht seine beiden toten Kinder, die ihm ein Kriiglein bringen mit der Mutter Tränen darin; die Unglückliche hat sich in den See gestürzt. Unter dem Druck der Hallucination hört er die versunkene Glocke, von der Leichenhand gerührt, klingen und er verflucht und verstößt in sinnloser Verzweiflung die „elbische Vettel". Es ist das alte Motiv, das einzig schön in Ibsens „Peer Gynt" aufklingt: „In einem längstvergess'nen Buch, Hab' von der Reue ich ein Wort gelesen . . ."
Rautendelein steigt in die Tiefe des Brunnens — des Wassermannes Braut. Hier schöpfte Hauptmann aus der Undinensage: Die Seelenlose, beseelt durch einen Menschen fühlt der Menschheit ganzes Leid, und ihre Seele stirbt. Heinrich irrt, vom Volke verstoßen, im Walde umher. Rautendelein vermag er nicht mehr zu finden. Die. alte Wittichen, der der Zerbrochene sein Leid klagt, reicht ihm drei
zu bedenken, daß sämtliche ökonomischen Ocheste sto das Holz) ebenfalls'enorm im Preise gestiegen sind, sodaß selbst eine Summe von 3 bis 4 Millionen nicht mehr das Risiko bildet, wie etwa vor 6 oder 7 Jahren.
* Spiel uud Sport. Der F. C. Nag»ld trug am Sonntag ein FcenMfchasisspiel gegen den S u I z e r - Verein aus. Sulz stellte eins äußerst kräftige, sehr massiv spielende Mannschaft ins Feld, Äie den Nagoldern körperlich überlegen war und ihr sportliches Mindrrvermöge» durch scharfes Spiel auszugleichen suchte. Der Schiedsrichter, dessen Tätigkeit van keinerlei Sachkenntnis getrübt war, gab zwei offensichtliche Abseits-Tore für Sulz, sodaß der Platzoerein das Spiel mit 2:3 für sich entscheiden tonnte, welches u n. auch sehr an der schlechten Beschaffenheit des Bodens zu leiden hatte.
* Bur Besoldung de? unftändizen Lehrer. Im Veremsboten, dem Organ des katholischen Lehrervereins, lesen wir u. a.: Ein Unterlehrer kommt jammernd zum Kamernlamt und bittet um 100 Vorschuß; sei« Vater wolle ihm nichts mehr gebeir. — Ein Unteriedrer in einer größeren Stadt soll Stenern zahlen. Er schickt dem Kameral- amt folgendes Schreiben: „Am 5. Marx, ist dos letzte Drittel der Steuer fällig Ich kann es unmöglich bezahlen. Wie soll ich bei 370 Monatseinkommen Steuern zahlen unk» leben?" Die Arbeiter haben bereits 5 »M Stundenlohn und darüber. Die Beamten arbeiten in aller Pflichttreue weiter' und kommen nicht mehr durch. Weir bilfl ihnen?'
* Höhere Metollarbeiterlöhne. Die Metallarbeiter er» halten vom 1. Mai ab weitere Teuerungszulagen in der Höhe von 1 „M bis herunter zu 50 L in der Stunde.
* Wieder falsche 80-Mark-Scheine. Von den in letzter Zeit zur Ausgabe gelangten g'.üueii Rsichsbunkilslen zu 50 (Ausgabe vom 24. Juni l9l9) sind außer der im März durch die Tagespresse bekannt gegebenen Fälschung weitere Nachbildungen aufgetaucht. Diese Fälschungen zeigen zumeist folgende Kennzeichen: 1. Papier in Stärke und Färbung abweichend. 2. Vorderseite schlecht u. ungenau wiedergegeben, besonders mangelhaft die violetten Stempel, Unterschriften und Nummern Frauenkops auffallend nn rein, zum Teil ein altes, schielendes Gesicht. Der untere rechte Stern im Himmel fehlt. 3 Rückseite unrein u. fleckig. Zeichnung teilweise auf dem Kops stehend, brauner Außenrand schmaler. Strafdrnck erheblich dicker. Der auf der Rück feite in dem weißen Außenrand bei echten Noten deutlich erkennbare, etwa 3 cm breite, aus dunkelbraunem in das Papier eingewirkten Fasern bestehende Faserstceiien ist durch aufgedruckte Striche nachgeahmt, die beim Halten der Note gegen das Licht nicht durchschimmern.
* Wie sich die teuren Schuhpreise erklären. Sie er klären sich recht einfach, wenn man die ungeheuren Verdienste der verschiedenen Schuhfabriken erfährt. Wie hoch diese Verdienste aber in Wirklichkeit sein müssen, ersieht man aus der Klage eines Schuhfabrikanten, der von seinem Teilhaber die Herausgabe von 600000 verlangt. Um diesen Betrag soll der Beklagte die Gewinnberechnung gefälscht haben. Wenn Fälschungen in solcher Höhe möglich sind, ivie hoch beziffert sich dann der wirkliche Verdienst?
* Handwerkskammerwahlen. 29 Handwerkerlandesoer- bände, hinter denen die überwältigende Mehrheit des organisierten Handwerks steht, fordern in einein öffentlichen Ausruf, daß die Mitglieder der württembergischen Handwerkskammern sich einer völligen Neuwahl unterziehen. Die grundstürzenden Veränderungen unseres Staats- und Wirtschaftslebens stellen die Handwerkskammern vor neue große Aufgaben. Die Landesverbände erwarten von den Kammermilgtiederii, deren Amtszeit noch nicht abgetansten ist, daß sie die Sache über ihre Person stellen und durch freiwillige Atsttsnieder- legung die Bahn für völlige Neuwahlen frei machen.
* Bierpreiserhöhung. Wie wir erfahren, wird in aller nächster Zeit eine erneute B i e rpr eis erh öh nng von den Brauereien durchgeführt. Das Bier soll ab Brauerei 120 pro Hektoliter kosten. Ueber die Verkaufspreise bestehen noch keine bestimmte Abmachungen. Die Erhöhung aller Verkaussartikel wird solange fortgehen,. bis die Wirtschaften keine Gäste mehr haben.
* Die nachlafsende Kaufkraft. Die Valuta fängt zwar wieder an zu fallen, aber ihr neuliches Steigen hat vielen Schiebern einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Nicht nur, daß sie eine gewaltige Einbuße an Geld erleiden, auch ihre Ware bleibt liegen, denn die Kauflust hat'" ebenso nachgelassen wie die Kaufkraft. Selbst die solide Kaufmannschaft klagt über schlechten Geschäftsgang. Die Lager sind wohlgefüllt, aber die Käufer bleiben allmählich
Becher, die er trinken muß, wenn er die Geliebte sehen will: Nach dem ersten Becher fühlt er noch einmal die alte Kraft, nach dem zweiten spürt er den „lichten Geist", der ihn verließ — aber wenn er die beiden ersten trank, dann bleibt ihm der letzte auch nicht erspart. Und Rautendelein entsteigt der Brunnentiefe und reicht dem Kampfzerrissenen selbst den letzten Becher, der die Erlösung bringt — den Tod.
„Hoch oben. Sonnenglockenklangt
Die Sonne_Sonne kommt! — Die Nacht ist lang I"
klingt der Schlußakkord aus.
Hauptmanns Märchendrama ist nicht frei von Schwächen. Heinrich, der Glockengießer, ist trotz der faustischen Ideen ein „halber Held". Auch hier verleugnet sich die absteigende Kurve sämtlicher Hauptmann-Dramen nicht. Aber das Z u- ständliche, das „Milieu", ist schlechthin von einzigartiger Schönheit. Der Zauber des deutschen Märchens, die Sonnensehnsucht, der Zusammenklang der heidnischen und christlichen Welt — das alles verspinnt den Hörer ' unbe- zwinglich in einen Bann. Die Natur, personifiziert in den grotesken Wald- und Wassergeistern, erscheint den Menschen in ihrer ganzen dämonischen Größe als Fei n d. Der Mensch, der diese Kräfte meistern will, zerbricht an ihnen; er gleicht stets nur den Geistern, die er begreift. Ein mächtiger Atem der Natur, das, was die alten Griechen mit dem Namen „der große Pan" bezeichneten, weht uns aus dem Drama an. Und das ist keinem der Modernen so gelungen wie gerade Hauptmann, dagegen bleiben Stücke wie Strindbergs „Kronbraut" weit zurück. Die „Versunkene Glocke" ist nicht Hauptmanns bestes Stück; aber sie ist ein echtes deutsches Märchendrama, und Gestalten wie Rautendelein sind längst Gemeingut der deutschen Volksseele geivorden.
-Lessings „Minna von Barnhelm" dürste so bekannt sein, daß sich eine Besprechung erübrigt. 0. U