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Nr. 9l

Berliner Spuk.

Von Berlin kommt seltsame Kunde: Eine neue Ver­schwörung ist entdeckt. Diesmal ist es einnational-komu- nistischer" Putschversuch, also eine ziemlich bizarre Verkup­pelung der Begriffe, die auch manchen Leuten über ihr Be­griffsvermögen geht. Die ganze Ausmachung der Affaire ist, milde gesagt, reichlich phantastisch. Nationalistische Offiziere und radikale Arbeiterführer, sagt das Bulletin der Regierung, haben sich nächtlicherweise zusammengefunden, um sich zuverschwören". Nur gegen wen sie sich verschwören, davon findet man in den offiziösen Auslassungen kein Sterbens­wörtchen. Der Herr Reichswehrminister in personissima hat die Uebeltäter noch zu nachtschlafener Zeit verhört und man höre und staune:Einerseits,, konnte den Verhafte­ten nichtsdirekt" nachgewiesen werden,andererseits" aber seien die Beschuldigungen nichtentkräftet", Wir kennen die Weise, den Text und auch die Verfasser. Mit nackten Worten: Die ganze Sache hat sich als ein kompletter Schild­bürgerstreich der Regierung erwiesen, man ist immer wie­der mal gehörigmystifiziert" worden. Der Berliner Polizeipräsident, der sich anscheinend noch ein Restchen Be­sonnenheit reserviert hat. hat auch seine Teilnahme an der Komödie abgelehnt und die Haftentlassung der Verhafteten verfügt. DieFreiheit" erzählt zwar des Langen u. Breiten eine umständliche Schauermär von Anschlußversuchen monar­chistischer Offiziere an die radikale Linke, wobei ein Herr Weg­mann den Regierungsspion abgegeben hätte; aber die ganze Enthüllung" ist in ihrem Innersten so voller Widersprüche und Unmöglichkeiten, daß sie den Stempel der Erfindung auf der Stirn trägt.

Die Regierung, die weiß Gott wer so hereingelegt hat, bläst nun zum Rückzug. Ganz dementieren darf sie ja die Sache nicht, wenn sie die Blamage nicht noch eigenhändig unterstegein will. Alsoetwas" ist schon dran. DiesesEt­was" aber ist keine Verschwörung, sondern schlotternde Angst verschiedener Herren, denen die kommenden Wahlen in die Glieder gefahren sind. Jetzt sehen sie überall Gespenster. Unserer Ansicht nach liegt absolut kein Grund, zu derartigen Befürchtungen vor. Diese Regierung, die keine ist, wird so oder so durch die kommenden Wahlen hinweggefegt werden, ohne daß sie vorher durch vermummte Verschwörer von ihrem Platzhalterstuhl herutergeholt wird. Am allerwenigsten durchnational-kommunistische" Putschisten, von denen bis dato noch kein Exemplar das politische Wachsfigurenkabinett Deutschlands ziert.

Eines aber kann sich das deutsche Volk energisch ver­bitten : Eine derartig gemeingefährliche Irreführung und Verhetzung der Allgemeinheit, Manöver auf Kosten der Kri­senstimmung und Nervosität, hinter denen nur Wahl mache steckt. Wenn Berlin Lust hat, Kopf, zu stehen gut. Wir Süddeutschen machen bestimmt nicht mit. Bei uns glaubt niemand an den Homunkulus eines Nationalkommu­nisten, der uns jetzt allenthalben in der sozialistischen Presse präsentiert wird. Das süddeutsche Volk ist denn 'doch politisch zu gereift, um sich Ammenmärchen von Leuten aufbinden zn lassen, denen der Boden unter den Füßen wackelt, und die deshalb jetzt soanlehnungsbedürftig" geworden sind. Noch­mals : Spielt immerhin eure Komödie in Berlin aber ohne uns Süddeutsche! O. ki.

Noch ein Komplott.

München, 19. April. In der oberbayerischen Festungs­anstalt Nieder-Schönenfeld an der Donau, wo Mühsam, Toller und - die anderen übrigen Häupter der Räterepublik ihre Strafe verbüßen, wurde angeblich ein politisches Kom­plott der Linksradikalen entdeckt. Infolge der den Gefangenen gewährten Bewegungsfreiheit soll es ihnen möglick, gewesen sein, sich mit ihren Freunden über einen neuen Putschver­such zu verständigen. Der Plan war bis in alle Einzel- . beiten vorbereitet. Die Entwaffnung der Einwohnerwehren sollte den Anlaß dazu bieten, die bayrische Regierung zu stürzen und die Räterepublik wieder herzustellen.

Der revolutionäre Hochschulrat.

München, 17. April. Das Volksgericht verurteilte die Mitglieder des sogenannten revolutionären Hochschul­rates, der sich während derMünchuer Räterepublik mit Gewalt des Universitäts Siegels und der Akten des Uni­versitäts-Etats bemächtigte, sowie verschiedene Bekanntmach­ungen erließ, auch Professoren für abgesetzt erklärte, zu Festungsstrafen von 1 Jahr 3 Monaten bis lJahr 6 Monaten. Die als Zeugen vernommenen Professoren und Beamten mußten den Angeklagten, vier Studenten und einer Studentin, bestätigen, daß sie nach ihrer Ansicht nicht aus bösem Willen gehandelt haben, fon- dern geglaubt hätten, eine kulturelle Tat zu tun.

Keine Auslieferung Kapps.

Stockholm, 19. April. Eine schwedische juristische Auto- Ei erklärte dem Korrespondenten desBerl. Tagblatt", baß nach schwedischem Gesetz Kapp nicht ausgeliefert werde, weil für politische Verbrechen das Asylrecht besiehe.

Dienstag den 2V. April 1920

Land Thüringen -

Erfurt, 17. April. Wie dieThüringer Allg. Ztg." er­fährt, ist bei der Reichsregierung ein Antrag der thüringischen Staaten eingegangen auf Bildung einesLandes Thüringen" unter Ausschluß aller preußischen Gebietsteile, weil deren Be­völkerung sich dagegen erklärt. Der Antrag hat das Ka­binett bereits beschäftigt und es steht die Einbringung einer Vorlage beim Reichsrat und Parlament unmittelbar bevor.

Der Wahlaufruf der Deutsch-Nationalen.

Berlin, 17. April. Unmittelbar nach dem deutsch-demo­kratischen Wahlaufruf veröffentlicht auch die Deutschnationale Volkspartei ihre Grundsätze. Als charakteristische Stichprobe geben wir folgende Forderungen wieder: Die monarchische Staatsform entspricht der Eigenart und geschichtlichen Entwicklung Deutschlands. Die deutschen Einzelstaaten sollen freie Entschließung über ihre Staatsform haben. Für das Reich erstreben mir die Erneuerung des von den Hohenzollern aufgerichteten deutschen Kaiser­tums. Neben dem Parlament verlangen wir eine Vertre­tung, die auf einem nach Berufen gegliederten Aufbau der wirtschaftlichen und geistigen Arbeit bernht. Wir erstreben die allgenieine gleiche Wehrpflicht.

Dr. Stresemann über die Lage.

Berlin, 19. April DemSchw. Merk." entehmen wir: In Berlin trat gestern der Zentraloorstand der Deutschen Volkspartei zu einer Sitzung zusammen. Dr. Stresemann erstattete einen Bericht über die politische Lage und führte u. a. ans: Die große Frage ist, wie finden wir uns ab mit der Welterscheinung des Bolschewismus und des Sozialismus, die uns in verschiedenen Ausstrahlungen in dem politischen Leben aller Kulturländer entgegentritt. Der Redner zieht eine Parallele zwischen der Entwicklung der Verhältnisse in Deutschland und Rußland und fährt fort: Wir müssen heute versuchen, in Deutschland eine Koalition zu schaffen, bei der die Sozialdemokratie nicht mehr, die allein leitende ist, son­dern in der sie nur die Gleichberechtigung genießt, auf die sie gegenüber den anderen Berufs- und Standesinteressen Anspruch hat. Gegenüber der Radikalisierung der Massen kann der Staat nur bestehen, wenn die künftige Regierungs­koalition sich darin einig und entschlossen ist, von den Macht­mitteln des Staats zur Aufrechterhaltung der Autorität auch Gebrauch zu machen und keinen Druck auf die Staatsgewalt zuzulassen. Der Redner erhob die Forderung, daß der Reichs­tag eine Ergänzung finden müsse in einer Kammer der Ar­beit, die die politische Parlamentsherrschaft begrenzen soll. Alle wirtschaftlichen Vorlagen müssen diesem Wirlschaftspar- lamcnt vorgelegt werden und es müßte die Initiative haben, von sich aus wirtschaftliche Vorlagen an das politische Par­lament gelangen zu lassen. Auch ein aufschiebendes Veto­recht solle ihr zur Verfügung stehen. Das Heil der Zukunft könne nur von einer Politik des wirtschaftlichen und sozialen Ausgleichs und auf Macht und Autorität gestützt erwartet werden. Was am meisten bedrückt, das sei der Umfang der Enttäuschung über die Verhältnisse im Innern, die dazu ge­führt haben, daß wir nicht einmal mehr der Reichseinheit sicher seien. Die Partei wolle die Partei der Reichsbewah­rung und Reichserhaltung sein. An die Freunde im Siiden richtete Dr. Stresemann die Bitte, überall führend einzutreten für die Erhaltung des Reiches. Dr. Stresemann sagte: Wie wir dankbar sind dafür, was uns der Süden Deutsch­lands gegeben hat, so bitten wir Sie, dessen eingedenk zu sein und das anzuerkennen, was der Norden dem Reiche ge­geben hat. (Stürmischer Beifall.) Wir bitten unsere Freunde im Süden, Einspruch zu erheben gegen die Ungerechtigkeit, mit der man behauptet, daß Preußen und der Geist von Potsdam die Ursache unseres Verfalls sei, während doch die Gründe des Verfalls darin liegen, daß der Geist der staatlichen Pflichterfüllung und der Unterordnung des Einzelnen unter das Gemeinsame verloren gegangen ist. Dr. Stresemann schloß: Wir verschmelzen» uns weder mit den Demokraten noch mit den Deutschnationalen. Wir lehnen beides aus politischem Verantwortungsgefühl ab. Uns soll aber nichts abhalten, den Wahlkampf unter dem Gesichtspunkt zu führen: der Feind steht links!

Ein Lebensmittelvorschuß aus Holland.

Frankfurt, 17. April. Die niederländische Regierung wird, wie dieFranks. Zeitung" aus dem Haag meldet, bis zum Abschluß des 200-Millionen-Kreditabkommens der deutschen Regierung einen Kreditvorschuß von 25 Millionen Gulden gewähren. Die Verhand­lungen sollen demnächst zum Abschluß gelangen. Aus den Ankäufen soll zunächst das Ruhrgebiet versorgt werden. Der Abschluß der Käufe geschieht vonStaat zu Staat unter Ausschluß von Privatfirmen. Für den Ankauf sind vorgesehen: 5400 Tonnen von Gefrierfleisch im Besitze der niederländischen Regierung, 5000 Tonnen niederländisches Getreide, 60000 Fässer Heringe, 2000 Tonnen Käse, Oel- kuchen u. Viehfutter im Werte von 2 660000 Gulden, ferner für 7,12 Millionen Gulden Lebensmittel niederländischer und niederländisch-indischer Herkunft. Eine Kommission der nieder­ländischen Regierung befindet sich augenblicklich wegen Er­ledigung dieser Angelegenheit in Paris, da Frankreich seincr-

94. Jahrgang

zeit Einspruch erhoben hat wegen der vorgesehenen Kohlenlieferungen.

Dir Lage im rheiaisch-weMischvi Mistrie-

getiet.

Aus Duisburg wird uns geschrieben:

Noch ist die spartakistische Gefahr ein neuer Ausbruch des roten Schreckens keineswegs beseitigt, darum größte Wachsamkeit aller Parteien, die Gegner einer bolschewistischen Minderheitsherrschast sind, erforderlich. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß die Spartakisten ihre Pläne nicht auf­gegeben haben und auf den günstigen Moment zum erneu­ten Losschlagen warten. Die rheinisch-westfälischen Kommu­nistenkreise haben ihre Stärke kennen gelernt und die Schwäche der Regierung erkannt. Entschließt sich die Regierung nicht zu energischen Maßnahmen, zu denen in erster Linie die Entwaffnung der Roten im Wuppertal zu zählen ist, so geht Rheinland-Westfalen neuen furchtbaren Ereignissen entgegen. Die Regierung wird, falls es dann zu einem zweiten bol­schewistischen Aufstand kommt, zwar nicht in der Lage sein, die Schuld den Kapprebellen in die Schuhe zu schieben ohne Zweifel aber den Rest von Sympathie, den sie bisher noch in den ordnungsliebenden Kreisen der hiesigen Bevöl­kerung genießt, verlieren.

Daß die Waffenablieferung nach wie vor äußerst mangel­haft verläuft, wird auch von mehrheitssozialistischer Seite zu­gegeben. Bisher sind keine 10 Prozent der Waffen abge­liefert worden. Dabei muß anerkannt werden, daß von mili­tärischer Seite alles geschieht, um Waffenverstecke aufzudecken. In Mülheim wird sogar durch Taucher die Ruhr nach Waffen und Munition abgesuchk. Einige Kisten Maschinengewehr- Munition sind auch zu Tage gefördert worden.

In hiesigen Blättern veröffentlicht das von Major Schulz geführte Freikorps einen Bericht, der von allgemeinem In­teresse lein dürfte. Sind doch von der Roten Heeresleitung gerade über diese Truppe, die bei Hamborn, Dinslaken und Wesel, sowie an anderen Orten sehr schwere Kämpfe mit den Bolschewisten zu bestehen hatte, unglaubliche Lügennachrichten verbreitet worden. Bald war das Freikorpsvöllig aufge­rieben", baldentscheidend geschlagen" odervernichtet". In Wirklichkeit hat das Freikorps, nachdem der Essener Polizei­präsident mit den Bolschewisten in Verhandlungen getreten war, wobei der Polizeitruppe freier Abzug gewährt worden war wie Major Schulz mitteilt hieraus den Rückzug über die Ruhr angetreten. Dies geschah hauptsächlich des­wegen, um der Stadt Mülheim Straßenkämpfe zu ersparen. Das Freikorps marschierte hierauf auf Dinslaken, während die vorher in der Nacht auf den 20. März in Marsch gesetzte große Bagage in Hamborn überfallen wurde. Das Frei­korps selbst marschierte geschlossen durch Duisburg und über die von den Belgiern geräumten Brücken durch Ruhrort und erreichte in andauernden Slraßenkämpfen Aldenrade. Hier stieß das Freikorps auf die sich durch Marxloh schlagende Bagage.

In dem Bericht des Major Schulz heißt es dann wörtlich:

Bei Dinslaken vereinigte sich das Freikorps mit den Düsseldorfer Truppen. Die allgemeine Lage machte es er­forderlich, die Verteidigungslinie über die Lippe zurückzuneh­men. In den Kämpfen um Wesel war das Verhalten deS Freikorps ausschlaggebend: Ihm verdankt die Stadt, daß sie von den roteil Banden verschont blieb. Eines schönen Mor­gens überrannte ein braver Leutnant mit acht beherzten Freiwilligen die stark ausgebaute, mit Minenwerfern und Maschinengewehren zur nachhaltigen Verteidigung eingerich­tete Stellung der Rotgardisten, nebst lieblichen Kranken­schwestern bei Vinkel. Das Freikorps und die Nachbartrup­pen stießen nach und rollten die ganze gegnerische Linie auf. Männlein und Werblein suchten ihr Heil in schleunigster Flucht. Geschütze, Minenwerfer, Maschinengewehre und Ge­wehre fielen in unsere Hand. Leider durste der Erfolg nicht ausgenutzt werden, sonst wären schon damals Mülheim, Duisburg und Hamborn vom Roten Terror befreit worden. Schweren Herzens mußten die kampffreudigen Truppen mit Gewehr bei Fuß abwarten, so lange die Regierung mit den Rotgardisten verhandelte. Endlich ging es weiter, an der Straße FriedrichsfeldDinslaken brach das Freikorps am 2. 4. vor, krieb die Rotgardisten über Dinslaken zurück und drang bis NeumühlAckerfähre vor.

Erneute Verhandlungen, wieder keine Ausnutzung des Erfolges. Tatenloses Abwarten seit 10 Tagen, nur eine Unterbrechung am Tage der Einnahme von Essen, wo das Freikorps bis Königsteele vorgeschoben wurde."

Die Verluste des Freikorps in den Kämpfen seit dem 20. März betragen 19 Tote und 62 Verwundete (darunter 4 Offiziere und 19 Unteroffiziere). Erschütternd heißt es im Nachruf, den Major Schulz imDuisburger Generalanzeiger" veröffentlicht:

Alle haben ihr Leben eingesetzt für das Vaterland, ob­wohl sie wußten, daß bei der Mehrheit des deutschen Volkes kein Dank mehr zu ernten ist."

Noch immer ist es nicht möglich, die endgültigeWirt­schaftsbilanz" des bolschewistischen Aufstandes zu ziehen. Bei