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Aerniprecher 29
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Konzerts aus. Abends : Erbauungsstunde rm ^
Haus. Atittwoch abend ,
ibelsturide im Vereins-- Natlh. 14, 22—32). hol. Gottesdienst, tag den 8. Febr. '/r8 itesdr. s ü in Rohrdors.
Ihr 6'>o'.:ssdienst in , Moina.sden9.Febr. llhr Golresdienst in 'ig.
Gottesdienste
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Ni.
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Montag den 9. Februar 1920
94. Jahrgang
Der Kampf um die freie Wirtschaft.
(VV.XV.) Schärfer als je tobt zwischen den Interessenten der Kampf, ob wir die Zwangsbewirrschaftung lebenswichtiger Nahrungsmittel beibehalten oder zur freien Wirtschaft zurück- kehren sollen. Vom vo lkswirtschaftlichen Standpunkt muß man die von beiden Parteien vorgebrachten -Gründe aller der Momente entkleiden, welche mit Vorteil einzelner Schichten der Bevölkerung Zusammenhängen, Die Entscheidung zwischen Zwangswirtschaft und freier Wirtschaft darf nur von der Erwägung abhängen, ob mit der einen oder anderen die Gütererzeugung vermehrt und der Bedarf des Volkes besser gedeckt wird.
Die Gegner der Zwangswirtschaft weisen darauf hin, daß unter der Bewirtschaftung der Viehstand urid die Erzeugung von Brotgetreide, Kartoffeln, Rüben usw, zurückgegangen seien. Eine deutliche Illustration hierfür gibt der trotz bisheriger beharrlicher Ableugnung nun doch von der Reichsregierung gefaßte Beschluß, die Brotration — wenigstens vorübergehend — um über 20 Prozent zu verkürzen, Die Anfang Januar durchgeführten Ablieferungsprämien sür Brotgetreide haben nicht die erhoffte Wirkung gehabt Dabei ist zu bedenken, daß noch über Jahr vergehen wird, bis die neue Ernte zur Verfügung steht, und daß die Möglichkeit, Lebensmittel im Auslande zu erwerben, im gleichen Maße abnimmt, wie der Wert der Mark im Auslande sinkt. Es darf nicht verkannt werden, daß in landwirtschaftlichen Kreisen wegen der Handhabung der Bewirtschaftung in letzter Zeit starke Mißstimmung entstanden ist. Man hat die Landwirte monatelang gezwungen, ihren Roggen uniet dem Gestehungspreise abzuliefern. Daß selbst ein weites.Entgegenkommen gegenüber den berechtigten Wünschen der Landwirte das Mißtrauen nicht sofort in Vertrauen verwandeln könnte, liegt auf der Hand. Eindringlich muß davor gewarnt werden, durch eine Verschärfung des Ablieferungszwanges die zusammengeschmolzenen Vorräte der Reichsgetreidestelle zu vermehren. Auf die Dauer läßt sich die Volksernährung nur durch organisches, verständnisvolles Zusammenarbeiten zwischen Erzeugern und Verbrauchern stcherstellen.
Die Anhänger der Zwangswirtschaft berufen sich auf das Beispiel der Hülsenfrüchte, die nie der Bewirtschaftung unterlagen, aber seit der Vorkriegszeit eine Preissteigerung ans das fast 50-fache erfahren haben. Sie berufen sich weiter auf die „freigegebenen" Güter wie Leder und Hafer, die in den letzten Monaten, allerdings ganz gewaltig im Preise gestiegen sind. Die unmittelbare, in der Oeffentlichkeit bisher nicht genügend gewürdigte Folge der Aufhebung der Bewirtschaftung für Leder und Hafer war die, daß die Absaugung unserer Vorräte durch das Ausland aufhörte. Dieser volkswirtschaftliche Vorteil wurde mit dem für die Massen der Verbraucher stark ins Geivicht fallenden Nachteil erkauft, daß die wichtigen Verbrauchsartikel bis nahe an den Weltmarktspreis verteuert wurden. Auch ist es klar, daß der freie Handel sich eifrig aus die wenigen von der Bewirtschaftung freigegebenen Güter stürzt und dort eine Preisreoo- lution herbeiführt. Daß die Erfahrungen bei Leder und Hafer für die umfassende Wiederherstellung der freien Wirt- schaft symptomatisch seien, ist damit aber in keiner Weise bewiesen.
Im privaten, ivie im öffentlichen Leben — und damit auch in der Wirtschaftspolitik — ist das plötzliche Abtragen von Zäunen und Schranken vom Uebel. Selbst wer in der Rückkehr zur freien Wirtschaft ein zu erstrebendes Ideal erblickt, und davon auf die Dauer eine bessere und gleichmäßigere Versorgung und nicht zum Letzten die Wiederherstellung der wirtschaftlichen Moral erwartet, darf die Masse der großstädtischen Verbraucher nicht der Gefahr aussetzen, durch geschäftliche Spekulationen in lebensnotwendigen Gütern in Not zu geraten. In dem Streben, alles zu erfassen, Hat die bisherige Zwangswirtschaft nur das Wenigste erfassen können, und geradezu eine Prämie aus unsoziale und unmoralische Umgehung des Ablieferungszwanqes geschaffen. Weiß der Landwirt, daß er wohl einen Teil seiner Ernte der Gesamtheit zu mäßigen Preisen zur Verfügung - stellen muß, das Uebrige aber für sich behalten darf, so ist er an der Steigerung seiner Erzeugung und an der möglichst schnellen Erfüllung seiner Ablieferungspflicht interessiert. Durch direkte Lieferungsvereinbarungen zwischen ländlichen Organisationen und Vertretern größerer Verbrauchexkreise (etwa der Gemeinden «der Gemeindeverbände) wird sich die Volksversorgung auf eine gesunde Grundlage stellen lassen. Es ist zu bedauern. daß die Frühjahrsbestellung und damit die Grund- legung für die Ernte 1920 begonnen hat, ohne daß neue große Gedanken für die Neuordnung der Volksernährung der Verwirklichung nähergebracht sind.
Tages-Nteurgkeiten.
Erzberger bestimmt gegen die Auslieferung.
Berlin, 6. Febr. Die B. Z. meldet: Scheidemann, Vorsitzender des auswärtigen Ausschusses der Nationalversammlung, hatte heute Besprechungen mit Ebert, Bauer, Hermann, Müller und anderen Parteifreunden. —E r zberger äußerte sich auf ein aus Zentrumskreisen stammendes Telegramm
sehr bestimmt über die völlige Unmöglichkeit der Auslieferung Deutscher au die Rache der Gegner. — Die der Luftfahr-Friedenskommission unterstellten Neichswehr- offiziere erklärten cs' für ihrer unwürdig, die Ententekontrollkommission ans ihren Besuchen deutscher Jndustriewerke weiter zu begleiten, da die Entente die Auslieferung ihrer Kameraden fordere. . F
Hindenburg^^ünd Ludendorffs Standpunkt.
Berlin, 7. Febr. Wie der Lokalanzeiger erfährt, stehen Generalfeldmarschall v. Hindenburg u. General Ludendorff in der Austieferungsstage auf dem Standpunkt, der durch den Entschluß gekennzeichnet wird, der am 7. Januar in der Versammlung der Heerführer gefaßt wurde und der dahin geht, daß sich kein Deutscher freiwillig ausliefern dürfe.
Einmütiger Protest des bayrischen Landtags.
München, 6. Febr. Der bayerische Landtag hat heute einstimmig eine Kundgebung gegen das allen Grundsätzen des Rechts und der Gesittung Hohn sprechende Auslieferungsverlangen der deutsch-feini liehen Mächte beschlossen. Ministerpräsident Hoffm'ann schloß sich namens der bayerischen Staats regierung diesem Protest vollinhaltlich an.
Protest der Marine.
Kiel, 6. Febr. Der Chef der Marineftation der Ostsee hat am 5. Februar folgendes Telegramm an den Reichswehrminister gcrichter:
An den Reichswehrminister Noske in Berlin.
Die Nachricht, daß unter den Namen von Hunderten der besten deutschen Männer auch der des Chefs der Admiralität, Vizeadmirals v. Trotha, auf die Auslieferungsliste gesetzt ist, löst in dein mir unterstellten Befehlsbereich nur eine Stimme aus. In unwandelbarer Treue wollen wir Mann für Mann vor Vizeadmiral v. Trotha, unserem Führer, stehen und erwarten, daß er. gestützt auf das unerschütterliche Vertrauen der ganzen Marine, auf seinem Posten verbleibt. Komme was kommen mag!
(gez.): Konteradmiral o. Levetzow, Chef der Marinestation der Ostsee.
Darauf hat Reichswehrminister Noske folgendes geantwortet:
An den Konteradmiral v. Levetzow,
Chef der Marinestation, Kiel.
Der Marine versichere ich, daß weder die Auslieferung des Vizeadmirals v. Trotha noch eines anderen Deutschen in Frage kommen darf. Ich denke nicht daran, mich von meinem geschätzten Mitarbeiter, dem Chef der Admiralität, zu trennen, weil sein Name auf der Auslieferungsliste steht.
(gez.): Noske, Reichswehrminister.
Die Sieger haben das Wort.
Amsterdam, 7. Febr. „Allgemeen Handelsblad" nimmt von neuem in einem Leitartikel zu der Auslieferungsfrage Stellung und schreibt: Kein Offizier der Entente wird angeklagt oder verfolgt. Nur die Sieger haben das Wort und verfolgen. Sollten wirklich nur die Deutschen so grausam gewesen sein und nur die Deutschen ihren Soldaten befohlen haben, keine Gefangenen zu machen? Das Blatt weist auf das Vorbild Krügers hin, der in staatsmännischer Weisheit den verräterischen Einfall Jamesons und seiner Offiziere in Transval nicht, wie er nach dem Bürgerrecht hätte tun dürfen, mit Erschießung der Schuldigen bestrafte, sondern sie dem Urteil ihres eigenen Volkes überließ. „Allgemeen Handels- blad" fährt fort: Alles, was namenlose Erbitterung erzeugen würde, muß vermieden werden, wenn man haben will, daß wieder ein neues Europa das Werk der Zivilisation aufnimmt. Deutschland muß in Ruhe an seiner Wiedergeburt arbeiten können. Europa ist wund und krank und braucht vor allem Ruhe.
Zuversicht in der Schweiz. ,
Bern, 6. Febr. Die heutige deutsch-schweizerische Presse ist im allgemeinen geneigt, die durch die Anslieferungsfrage heraufbeschworene Krise etwas ruhiger, teilweise sogar ziemlich zuversichtlich zu beurteilen. — Die Thurgauer Zeitung hält es für ziemlich ausgeschlossen, daß die Entente zu einer gewaltsamen Durchführung des Auslieferungsparagraphens schreiten könnte, und vermutet, daß man wahrscheinlich den Weg der Verständigung gehen werde, wobei ganz zweifellos dem ersten Zugeständnis ändere folgen würden, bis es schließlich zu einer Revision L>es ganzen Vertrags kommen werde. — Die Basler Nachrichten hoffen, daß die Entente noch einmal überlegen und vernünftige Vorschläge, wie z. B. die Ueberprüfung der Liste durch eine neutrale Instanz in Erwägung ziehen werde. — Am auffälligsten ist der Kommentar der Neuen Zürcher Zeitung, die gestern nicht eiligeres zu tun hatte, als Deutschland die Erfüllung der Forderung anzuraten. Heute erinnert sich das Blatt daran, daß ein etwaiges deutsches Chaos unausbleibliche außenpolitische Rückwirkungen aus die neutralen Randstaaten haben könnte und fragt, ob nicht ein Weg gefunden werden könne, der auf die prekäre Stellung und auf die wirtschaftlichen Kräfte der deutschen RepuMk» kluge Rücksichtnahme zur Pflicht mache. — Der Berner Bund ist pessimistischer. Er'glaubt, die Entente werde schon aus Prestigerückstchten nicht mehr zurück können.
„Heuchelei."
London, 5. Febr. Das Blatt „Union of Democratic Control" schreibt zum Auslieferungsbegehren der Alliierten: 6 Monate, nachdem die Alliierten einen der vollkommensten Siege, den die Geschichte kennt, davon getragen hatten, als sie nichts mehr zu fürchten brauchten, hielten sie kaltblütig ihre Blockade gegen Deutschland aufrecht, und machten sich am Tode Hunderttausender deutscher Männer, Frauen und Kinder schuldig. Die Regierungen, die an diesem gewaltigen Verbrechen, das in der Geschichte nicht seinesgleichen hat, schuldig sind, wagen, sich selbst zu Richtern von Hunderten von Personen untef ihren früheren Feinden aufzuwerfen. Das ist Heuchelei und dadurch wird jeder Versuch, eine internationale Annäherung zu Wege zu bringen, zum Scheitern verurteilt.
Im Voraus verurteilt.
Christiania, 6. Febr. Die Zeitung „Nation" wendet sich in einem Leitartikel „Die Auslieferung" mit äußerster Schärfe gegen die Anslieferungssorderung der Entente. Diele Forderung müsse Entsetzen in. alle neutralen Länder tragen, ohne Rücksicht auf deren Sympathie oder Antipathie während des Krieges. Mit der Schuldfrage habe die Auslieferungs- fvrderung nichts zu tun. Alle Kulturmenschen stimmten in der Forderung auf Unparteilichkeit der Gerichte überein. Selbst der gemeinste Schuft und Verbrecher habe unbedingt das Recht, vor einen unparteilichen Gerichtshof gestellt zu werden. Dieses Recht hätten auch die verantwortlichen leitenden Männer des deutschen Volkes während des Weltkrieges. Wenn sie jetzt vor den Richterstuhl ihrer Todfeinde berufen würden, so bedeute dies, daß die 900 schon im Voraus verurteilt seien.
Eine Konferenz der Neutralen.
Stockholm, 6. Febr. Wie „Aston Tidningen" erfährt, ist die schwedische Regierung eingeladen worden, an einer Konferenz neutraler Länder im Haag teilzunehmen. Sie wird Vertreter dorthin entsenden. Der Hauptverhandlungsgegenstand der Konferenz soll die Errichtung eines internationalen Gerichtshofes gemäß dem Versailler Vertrag sein.
Der letzte Mann zur Abstimmung nach Schleswig!
Der Deutsche Ausschuß für das Herzogtum Schleswig erläßt folgenden Aufruf: Der letzte Mann muß unbedingt hinaus zur Abstimmung. Die erste Zone ist noch nicht verloren ! Die Valutaregelnng hat im dänischen Lager die größte Bestürzung hervorgerufen. Viele Dänen wollen weiße Stimmzettel abgeben. Es kommt auf jede deutsche Stimme an!
Neue Preispolitik.
Berlin, 6. Febr. Der „Täglichen Rundschau" zufolge steht bereits fest, daß für die öffentlich bewirtschafteten Lebensmittel im kommenden Jahre keine Höchstpreise festgesetzt werden, sondern daß man zum System der Mindest preise übergehen werde. — Nach der „Vosstschen Zeitung" wird die Zwangswirtschaft teilroeise abgebaut. Die jetzt geplanten Preise sollen nur für die zu liefernde Pflichtmenge gelten. Darüber hinaus werde dem Landwirt für seine Erzeugnisse freie Verfügung eingeräumt. — Eine amtliche Bestätigung liegt noch nicht vor.
Die wirtschaftliche Katastrophe vor der Türe.
Berlin, 6. Febr. Die Berliner Gewerkschaftskommisston hat sich in einer Entschließung gegen die Maßnahmen gewendet, die von der Reichsregierung auf Grund des Ausnahmezustandes ausgeübt werden. -Auf die Vorstellungen der Gewerkschaftskommisston hat der Reichskanzler geantwortet, daß ein Notstand vorliege, der die Reichsregierung vor die Wahl stelle, entweder solche Ausnahmevorschriften zu erlaffen und anzuwenden, oder das ganze Volk von 60 Millionen einer Katastrophe'preiszugeben. — Der Reichskanzler hat in seiner Antwort weiter darauf hingewiesen, daß die wirtschaftliche Katastrophe vor der Tür stehe. Bei einem Versagen des Eisenbahnverkehrs und der Kohlenversorgung würden sofort fühlbare Folgen wie die Kohlennot großer Städte, das Stilliegen der Industrie, Arbeitslosigkeit u. s. w., eintreten. Nicht minder gefährlich, seien auch die schweren künftigen Folgen. Zu den letzteren gehört die von allen Sachverständigen festgestellte Tatsache, daß im nächsten Jahre eine große Mißernte eintrete, wenn nicht das Land noch vor der Frühsahrsbestellung ausreichend Kunstdünger erhalte. Hierzu müsse die Düngerindustrie (Kali-, Stickstoffund Phosphatwerke) sofort ausreichend mit Kohlen versorgt werden. Der Reichskanzler wendet sich sodann gegen jene unverantwortlichen Agitatoren, die die Katastrophe als Mittel zum Zwecke wollen. Ein solches Treiben könne die Regierung im Interesse der Gesamtheit nicht dulden und es blieben deshalb nur Ansnahmevorschriften übrig. — Die Reichsregierung appelliert zuni Schluß an die Gewerkschaftskommission, durch tätige Förderung der Arbeitsleistung an der Überwindung der schweren Lage mitzuarbeiten.
Argentinien und Deutschland.
Berlin, 6. Febr. Der argentinische Minister des Au^ wärligen Dr. Peyrredon empfing einen Vertreter des Mal-
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