sars von irgend einer Landesstelle erteilt worden sein. — Die Meldung ist Aufsehen erregend und bedarf sofortiger Aufklärung bezw. Richtigstellung. Die Schiebung von Kohlen an ein süddeutsches Zementwerk ist im Zusammenhang mit obiger Nachricht vom selben Blatt wieder ausgenommen. Soviel wir wissen, handelte es sich bei der Abgabe von Kohlen an ein Zementwerk nur um eine Aushilfs- u. Normaßnahme um das Werk und damit Hunderte von Arbeitern nicht zum Stillegen zu zwingen. Fast sieht es so aus, als ob auch diese neue „Kohlenverschiebungen" nach der Schweiz auf einem ähnlichen Mißverständnis beruhten.
r Stuttgart, 2. Febr. Bei der Bekämpfung des Schleichhandels in Stuttgart und Umgebung wurden in den letzten Tagen bedeutende Erfolge erzielt. Bei Patrouillen wurden beschlagnahmt >8 Schweine, 4 Ztr. Kartoffel, 2 Kannen Milch 1 */z Ztr. Mehl, t Ztr. Gerste und Weizen. Auf dem Bahnhof wurde eine Expreßgutkiste beschlagnahmt. Sie trug ein Plakat mit der Aufschrift: „Vorsicht, Mercedes-Schreibmaschine!" Der Inhalt der Holzkiste waren jedoch 46 Kg. Mehl. Auch ein Handkoffer mit Silber- und Goldgegenständeu, die vermutlich voll einem Kirchenraub Herrichten, wurde beschlagnahmt, ebenso ein gestohlenes und im Walde geschlachtetes Rind, das hier verkauft werden sollte. Ferner wurde ein Mann abgefaßt, der mit 65 Kg. Butter u. Fett nach Berlin reisen wollte. Er ist vom Landgericht Rottweil zu 4 Wochen Gefängnis verurteilt worden. Er hatte sich bereits, einen Paß in die Schweiz verschafft, um sich seiner Strafe zu entziehen.
r Stuttgart, 3. Febr. Der Landesausschuß der Arbeiterund Baueruräle Württembergs Hut sich in seiner letzten Sitzung mit dein Betricbsrätegesetz befaßt. Er kam nach eingehender Aussprache zu der Ansicht, an die Arbeiter- und Angestelltenschaft die dringende Aufforderung zu richten, sich auf der Grundlage des Betriebsrätegesetzes mit Entschiedenheit und Hingabe zu betätigen. Er ist der Auffassung, daß nach Beginn der Tätigkeit der Betriebsräte und Errichtung des Reichswirtschaftsrats die geschichtliche Aufgabe der bisherigen Arbeiter- und Bauernräte erfüllt sein dürfte.
r Stuttgart, 3. Febr. Der württ. Obstbauverein hielt am Montag hier seine Jahresversammlung. Oekonomierat Warth erstattete den Vereinsbericht, der ein erfreuliches Wachsen der Mitgliederzahl nachwies. Der Verein zählt jetzt rund 26000 Mitglieder.
r Freudenstadl, 3. Febr. Die hiesigen Banken erlassen die Aufforderung zur Zeichnung der 4"/«igen Freudenstadter Stadtanleihe zum Kurs von 96°/o. Die Höhe der Anleihe beträgt 20 Millionen Mark. Die Anleihe ist nach kurzer Zeit ausoerkauft worden. Ein Beweis für den günstigen Stand der städtischen Finanzen.
r Freudenstadt, 4. Febr. Am Samstag fand auf dem .Schliffkopf bei Baiersbronn die Einweihung eines Helden denkrnals zum Gedächtnis für die gefallenen Skiläufer statt. Voraus ging ein Staffettenlauf des Schwäb. Schneeschuhbundes, des dem die Baiersbronner Mannschaft zum zweitenmal den Wanderpreis errang.
r Wildbad, 3 Februar. In der Nacht auf Sonntag wurde in der „Rosenau" eingebrochen und Waren und Gegenstände im Werte von 800—1000 entwendet. Die Täter, drei junge Burschen von hier, die mit reichlichem Einbruchwerkzeug versehen waren, wurden festgenommen. — Auch im Hotel Maisch wurde dieser Tage eingebrochen und eine größere Anzahl Wertgegenstände gestohlen.
r Neuenbürg, 4. Febr. Nachdem auch die Gemeinden Feldrennach und Pfinzweiler ihrer Milchlieferungspflicht nachkamen, wurden die daselbst untergebrachten Sicherheitstruppen zurückgezogen.
r Neuenbürg, 3. Febr. Aus Heimweh hat sich hier ein Gärtnerlehrling, der aus Bayern gebürtig ist, erschossen.
r Ludwigsburg, 3. Febr. Wie schon berichtet, traf am Samstag abend der zweite Heimkehrerzug ein. Er brachte 1011 Mann aus den Lagern Troisy und Passy-Griny. Aussehen und Bekleidung der Heimgekehrten war günstiger als man erwartet hatte, doch lange nicht so gut, wie bei den Amerikaner-Gefangenen.
r Heilbronn, 4. Febr. Am l0. Febr. wird ini Gartensaal der Harmonie-Gesellschaft eine P-1 a n a ü s st e l l u n g der Neckarkanalisierung durch den Südwestdeutschen Kanalverein Eröffnet, die bis zum 13. Februar dauert. Der für Württemberg notwendige und bedeutungsvolle Großschiffahrtsweg wird in Plänen gezeigt u. in Führungen durch die Ausstellung erläutert. Besondere Aufmerksamkeit wird ein großes betriebsfertiges. Modell der Tauschschleuse erregen. Auf li. Februar abends ist im Festsaal der Harmonie eine öffentliche Versammlung angesetzt, in der
an Hand von Lichtbildern die bisherigen Arbeiten des Süd- westdeutschen Kanalvereins erläutert werden sollen.
r Mergentheim, 4. Febr. Ein Handelsmann ging dieser Tage nach Gold und Silber hausieren. Dabei sprach er in Jmpfingen auch an drei Wagen vor, die am Wassergraben standen. Jedermann glaubt, im Zigeunerwagen wohne Armut und Dürftigkeit. Allein diese Zigeuner waren. im Besitz von 1500 in Gold. Sie verkauften das goldene 20 ^-Stück um Heu Preis von 320
r Münsingen, 3. Febr. Nachdem am Samstag der erste Transport von Kriegsgefangenen hier eintraf, folgten am Montag weij-T-1000 Mann. Heute trafen abermals 1000 Mann ein. kamen aus dem Lager Luneoille. Das Aussehen der Heimgekehrten ist im allgemeinen gut. Unter dem zweiten Transport befanden sich zahlreiche Zivilinternierte und Württemberger.
r Vom Heuberg, 3. Febr. Im Durchgangslager Heuberg' wird am 5. oder S. Jebruar der erste Heimkehrertransport aus Frankreich eiutreffen.
r Friedrichshafen, 3. Febr. Die für hier vorgesehene Ententekvmmission trifft nach den der zeitigen Anmeldungen voraussichtlich am Mittwoch ein.
Handels- und Marktberichte.
j Keine Bollauszahlung des Häuteerlöses. Zu
unserer dem „Schwarzwälder Volksbl." entnommenen Notiz wird uns auf Grund einer Mitteilung der Landesversorgungsstelle berichtet, daß die Notiz auf einem Irrtum beruht und inhaltlich von Stuttgart aus entschieden bestritten wird. Es bleibt daher bei dem bisherigen Verteilungsplane von sechs Zehntel und vier Zehntel. Zum Beschluß des Rottweilsr Kommnnalverbandes in Sachen des Häuteerlöses wird uns milgeteilt, daß derselbe ungesetzlich und nicht aufrecht zu erhalten ist.
si- Die Erschütterung der englischen Valuta. Auch die englische Valuta entfernt sich immer mehr von dem Normalstand. Namentlich in Newyork ist die Entwertung der englischeil Gelder stark vorangeschritten. 1 Pfund Sterling (in Papier) sollte 4,86 Dollars gelten, gilt aber nur noch 3,51 Dollars. In Verbindung damit stieg in London der Goldpreis am 27. Januar auf 117 fl» Schilling gegen 77 Schilling 9 Pence festen Preis.
Letzte Nachrichten.
Dr. Sols in Tokio nicht genehm.
Berlin, 4, Febr. Der frühere Staatssekretär Solf, der als Geschäftsträger nach Tokio gehen sollte, wurde von der japanischen Regierung abgelehnt. Auch der Entsendung Landsbergs nach Brüssel sollen Schwierigkeiten entgegengetreten sein.
Massenkundgebungen gegen die Herabsetzung der Brotration.
Berlin, 4. Febr. Die Unabhängigen und Kommunisten rufen in Handzetteln, die gestern zu tausenden in den Fabriken verteilt wurden, zu Massenkundgebungen des deutschen Proletariats gegen die Herabsetzung der Brotration auf. In den Zetteln werden die Erklärungen der Regierung vom letzten Oktober wörtlich wiedergegeben, wonach die Ernährung bis zur neuen Ernte auch bei ungünstigster Gestaltung unbedingt gesichert wäre.
Belgische Soldatenräte.
Brüssel, 4. Febr. Die Truppen der Garnison Namur, die wegen eines Dienstvergehens einen Ausstand herbeiführten, stehen mit Truppen anderer Garnisonen in Verbindung und haben Soldatenräte gebildet, die dem belgischen Kciegs- minister die Forderungen der Soldaten unterbreitet habend
Rücksendung der AuslieseruiMliste an Millerand.
WTB. Berlin, 4. Febr. (Drahtbericht.) Die Note, mit der die Entente die Auslieferung von etwa 900 Deutschen verlangt, ist von Herrn Millerand gestern dem Vorsitzenden der deutschen Friedensdelegation in Paris, Freiherrn v. Lersner, übersandt worden. Obwohl Herr v. Lersner bereits am letzten Sonntag die ausdrückliche Weisung erhalten hatte, eine derartige Note ohne Weiteres an das Auswärtige Amt weiterzuleiten, hat er die Note an Herrn Millerand zurückgesandt mit der Erklärnng, daß er es mit seinem Gewissen nicht verein baren könne, bei der Auslieferung Deutscher mitzu
wirken. Herr ».Lersner hat telegraphisch seine Entlassung aus dem Reichsdienst »achgesucht und sofort erhalten.
Direkte Ueberreichung in Berlin.
Paris, 5. Februar. (Havas.) Mittwoch Nachmittag beschäftigte man sich in den Wandelgäugen des Palais Bourbon mit der durch die unerwartete Abreise des Freih. v. Lersner geschaffenen Lage. Aus Erklärungen, die Millerand einigen Parlamentariern abgab, geht hervor, daß diese Aktion (des Herrn v. Lersner) nur aus eigenem Antrieb erfolgte und alsManifestation eines Beamten angesehen werden müsse, dessen Demission die von den Alliierten erfolgte Aktion nicht unterbrechen werde. Das Schreiben, dessen Uebermittlung an seine Regierung v. Lersner verweigert hat, wird daher mit der Liste der Beschuldigten direkt in Berlin übergeben werden.
Ein Teil der „Schuldigen".
Berlin, 5. Febr. (Priv.Tel.) Die von den hiesigen Morgenblättern veröffentlichten, vielfach verstümmelten Listen der von den Alliierten der Kriegsverbrechen beschuldigten Deutschen enthalten u. a. folgende mit einiger Sicherheit festzustellende Namen: Herzog Albrecht v. Württemberg, Sixt v. Arnim, Prinz Rupprecht v. Bayern, vier Herren v. Below, darunter Otto v. Below, Graf Bernstorff, v. Beseler, v. Beth- mann-Hollweg, Otto v. Bülow, E. v. Capelle, Graf Carmer, v. Deimling, Keinal Pascha, Enver Pascha, Prinz Ernst von Sachsen, Frhr. v. Falkenhausen, v. Falkenhain» v. Gallwitz, v. Gebsattel, v. Gemmingen, Alfred von Glasenapp, Graf Häseler, v. Hausen, v.. Haniel, Großherzog von Hessen, Generalfeldmarschall von Hindenburg, Prinz August von Hohenzollern, Prinz Ernst Friedrich v. Hohenzollern, Kronprinz Friedrich Wilhelm, Prinz Oskar von Hohenzollern, Prinz Friedrich v. Preußen, o. Jngenohl, v. Gluck, Linsingen» Lochow, Generälfeldmarschall v.Mackensen, Herzog v. Mecklenburg, General Ludendorff, v. Moltke, Rheinhold Scheer (Admiral), Talaat Pascha, o. Tirpitz, v. Trotha, Tuelff v. Tscheppe, Graf Waldersee und Zimmermann. (Zu beachten ist an diesem Auszug, daß er mehrere Namen von Personen enthält, die nicht mehr am Leben sind. Der blindwütige Haß der Franzosen will anscheinend auch noch über Tote zu Gericht sitzen.)
Pressestimmen.
Berlin, 5. Febr. Unter der Ueberschrist „Die Schande der Entente" schreibt das „Berliner Tageblatt" : Man kann der Entente nur ernsthaft antworten, "daß sie nicht uns, sondern ihren eigenen Völkern und ihren eigenen Armeen einen beispiellosen Schimpf, eine kaum tilgbare Schande zugefügt hat. Die Liste erhält ihren eigentlichen Charakter nicht durch Aufzählung von Männern, auf denen der Verdacht ruht, über das allgenreine Kriegsverbrechen hinaus frevelhafte Taten begangen zu haben, sie erhält ihre Bedeutung durch die Nennung fast aller deutscher Heerführer, deren Auslieferung gemeinsam mit der des Herrn v. Bethmann man wünscht. Vier Jahre lang hat man gezittert; jetzt sucht man Rache und Entschädigung für soviel Angst. Ein ausgehungertes Volk hat nach vier Jahre langem Krieg die Waffen strecken müssen, weil es nicht nur den vereinigten Ententeheeren gegenüberstand, die es so lange abgewehrt hatte, sondern auch noch Amerika. Jetzt kommen die Sieger, die nur durch ihre Uebermacht siegten, und wollen in ihrem ausschweifenden Hochmut die besiegten Feldherren im Triumpfzug herumschleifen lassen. Diese Liste ist ein Dokument, wie die moderne Geschichte kein ähnliches kennt. Ehrenvoller ist es, besiegt zu sein. ' '
Die „Bosstsche Zeitung" meint, es lasse sich schon jetzt soviel sagen, daß nur ein Volk, das vollkommen auf jedes nationale Existenz echt zu verzichten beabsichtige und das jeder nationalen Ehre bar sei,-die Hand dazu biete, Soldaten und Diplomaten, die ihrem Vaterland genau so gedient haben, wie es die militärischen und politischen Führer auf der Gegenseite getan hätten, von sich zu stoßen und sie in die Fremde zur Aburteilung zu schicken.
Der „Berliner Lokalanzeiger" schreibt, die Absicht, nicht Recht zu schaffen, sondern unaus löschlicheff.Echmach über Deutschland zu bringen, gehe aus dem Schriftstück der Entente so klar hervor, daß jeder Einzelne fühle, hier gehe es um den letzten Rest deutscher Ehre.
v. Lersners Abreise.
Paris, 5. Febr. (Havas). Freiherr v. Lersner hat Paris Mittwoch abend 10 Uhr verlassen.
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