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Nr. 4

Mittwoch den 7. Zanuar 1920 94 . Jahrgang

Erzberger in Stuttgart.

p Stuttgart, 4 Jan. In einer großen Versammlung der Zeittrumsparlei im überfüllten Säal des Kunstgebäudes sprach heule nachmittag in dreistündiger Rede Reichsfinanz- minister E r z.b e r g e r. Der Vorsitzende, Abg. Hauser, erinnerte in seiner Begrüßungsansprache daran, daß die Zentrnmsparlei demnächst ihr 25jäyriges Bestehen hätte be­gehen können, wenn nicht das Hinscheiden Gräbers und Kienes Veransassung gegeben hätte, von jeder Feier abzu­sehen. Erzberge r, bei seinem Auftreten von der Ver­sammlung mit lebhaftem Beifall begrüßt, bemerkte einleitend, es sei das erste Mal seit 2 Jahren, daß er öffentlich spreche. Warme Gedenkivorte widmete er Gröber, dessen Schüler er sich mit Stotz, aber auch niit Bescheidenheit nenne. Die Forderung nach Rechenschaft sei heute anders wie früher. Daß das Kaisertu in nicht ehern war, hätten die Vor­kommnisse beim Waffenstillstand und der hemmungslose Sieg der Revolution bewiesen. Angesichts der bekannten Randbe­merkungen des Kaisers frage man sich, wie es möglich war, daß der deutsche Bankerott nicht schon früher eingetreten sei, wie schon Bismarck befürchtet habe und in seinem 3. Band zum Ausdruck bringen iverde. Die Re­präsentanten des alten Systems hätten sich verkrochen und es habe sich niemand gefunden, um die Kaiserin über die Grenze zu bringen. Eine der größten Geschichtslügen sei die Behauptung, daß die Regierung schuld an den heutigen Verhältnissen sei. Als Kon- kursverwalterin des alten Systems habe die neue Regierung Vieles und Großes geleistet und den blutigen Bürgerkrieg bis heute in Deutschland verhindert. Eine zweite Geschichts­fälschung sei, den Mehrheitsparteien, die während des Kriegs das Heft in der Hand gehabt hätten, die Verantwortung zu- znschieben. Der Reichstag habe verzweifelte Versuche ge­macht, gegen die ihm auferlegte Ohnmacht anznkämpfen. Die F r i e d e n s r c s v l n t i o n werde für immer in der Geschichte Deutschlands mit goldenen Lettern eingetragen sein. Hohe Militärs, die gar nichts gegen sie gehabt hätten, hätten sie im nächsten Augenblick sabotiert. Als er 1917 in Biberach sprach, sei versucht worden, von der Marineverwal- lnng, ein Strafverfahren gegen ihn einznleiten. Der Mili­tärkommandeur der Festung N l m habe ihm verboten über­haupt ein Wort über den U-Boot-Krieg zu sagen. Die organisierte Lüge habe damals freien Paß gehabt in Deutsch­land. Dle Mehrheitsparteien seien die Ankläger gegen die Rechtsparteien, nicht umgekehrt. Wenn die Regierung bei den Waffen still st andsver handln ngenFeh- ler gemacht habe, so sei es der, daß die Zivilverwaltung die Verantwortung für den militärischen Zusammenbruch und den Waffenstillstand ans sich genommen habe. Er habe an dem betr. Sonniag nachmittag ein Telegramm von Hiiidenburg erhallen, daß der Waffenstillstand unter allen Umständen abgeschlossen werden möge. Wenn sich keine Erleichterung der m cheünglicheii Bedingungen erreichen ließe, müßte trotzde in a b g e s ch lossen werden. Hätten wir nicht unterzeichne!, dann wäre es vorbei gewesen mit der Einheit des deutschen Volkes Er wisse aus bester Quelle, daß Marsch all Fach es nur sehr schwer überwinden koimie, daß er den Traum und Wunsch seines militärischen Lebens, Metz mit Kanonen niederzuzwingen, nicht erreichen konnte, weil der Waffenstillstand ihm zuvorkam. Die weitere Behauptung, die Heimat sei der Front mit dem Dolch in den Rücken gefallen, sei ein Faustschlag ins Gesicht eines Volkes, das alles hergegeben hatte. Die Ent­scheidung über den U-Boot krieg sei gefallen, ehe der verantwortliche Reichskanzler überhaupt in Pleß angekommen sei. Die einzige Schuld der Heimat war, daß sie die Ent­scheidung über den U-Bootkrieg sich hat aufzwingen lassen und daß sie zu vertrauensselig war. Der Redner trat den Vorwürfen entgegen, daß er durch Indiskretion die Friede ns Möglichkeit im Jahre 19 l 7 vernichtet habe. Die englische Regierung habe bereits vorher von dem Bericht Czernins Kenntnis gehabt. Der englische Friedens­fühler vom August 1917 sei eine historische Tatsache. Es sei nicht ohne Interesse, daß Ludendorff den Schild Hin- denburgs gebraucht habe im Untersuchungsausschuß. Der Redner wandte sich dann Finanzfragen zu. Für die finanzielle Gesundung sei schon viel getan. Eine geordnete Staatswirtschaft sei seit I. Oktober erreicht, das Gleichgewicht zwischen Einnahmen und Ausgaben werde nach Verabschiedung der Steuern erreicht sein. Eine soziale Gestaltung des Stenerwesens werde seinen Vorlagen niemand absprechen können. Ein Körperschaftssteuergesetz und Er- gänznngssteuergesetz würden in den nächsten Tagen einge» kracht. Sein Optimismus gründe sich auf die Arbeitskraft des deutschen Volkes. Der finanzielle Abschluß für die Ueberführung der Eisenbahn, Post und Wasserstraßen an das Reich komme in diesem Monat zustande. Ueber die Rvhstoffrage werde mit Hilfe ausländischer Kredite in Hol­land zur Zeit verhandelt. Der Freigabe der Einfuhr von Genußmitteln könne er nicht zustimmen: eher trete er zurück. Das Gesetz über die Betriebsräte, in dem »in urchristlicher Gedanke stecke, müsse in den nächsten Wochen verabschiedet werden. Die n»«e Beamtenb«s»ld«ngs»rdn»ng werde am

l. April in Kraft treten. Die Rede Erzbergers fand in der Versammlung, ans der nur vereinzelt Zwischenrufe laut wurden, lebhaften Beifall, dem auch der Vorsitzende, Abg. Hauser, in einem Schlußwort Ausdruck gab.

Erregte Kundgebungen.

p Stuttgart, 4. Jan. Gelegentlich des heutigen Au f- tlekens Erzbergers iii einer Zentrumsversamin- lung im Kunstgebäude kam es zu größeren Kund­gebung e n. Vor dem Kunstgebäude, auf dem Schloßplatz und Umgebung hatte sich eine nach Tausenden zählende Menschenmenge angesammelt, die verlangte, daß Erzberger öffentlich zu derMenge spre­chen solle. Die Erregung der Menge nahm schließlich derart zu, daß die das Gebäude schützende Polizeitruppe sich ihr gegenüber als inachtlos erwies. Uni Tätlichkeiten zu verhüten, sah sich der wachthabende Poiizeioffizier gezwungen, an die Versammlnngsleitung hcranzutreten, Erzberger möge dem Ersuchen der Menge willfahren. Das geschah. Erz­berger unterbrach seine Rede und sprach von einem Balkon herab zu der Menge. Er verteidigte sich gegen eine Reihe von Vorwürfen und Anklagen, worauf die Menge sich allmählich zufrieden gab. Im Saal, wo in­zwischen Ernährungsminister Graf über Ernährungsfragen zu sprechen begonnen hatte, konnte Erzberger dann seine Rede ohne Störung zu Ende führen. Die Ansammlungen vor dem Gebäude dauerten bis nach Schluß der Versamm­lung an.

Tages Nenigkeitc»

Zulassung Deutschlands zum Völkerbund.

Paris, 3. Jan. Nach einer Meldung aus London er­klärte Lord Robert Cecil gestern abend in einer Versamm­lung in Leeds, die Frage der Zulassung Deutschlands zum Völkerbunde müsse bejahend entschieden werden. Die allge­meine Sicherheit iverde dadurch nicht verlieren, sondern ge­winnen.

Des Kaisers Friedensliebe.

Aus der Regierungszeit des ehemaligen Kaisers Wil­helm II. wird in derVossischen Zeitung" eine kleine Bege­benheit wieder gegeben, die für die Friedensliebe des Kaisers Zeugnis nblegt. Während der Londoner Kriegsrechtskonfe- rcnz anfangs 1909 unterhielt sich ein hoher englischer Staats­mann mit einem der deutschen Delegierten über das vermut­liche Ergebnis der Konferenz und machte die pessimistische Bemerkung, daß die für den Seekrieg zu vereinbarenden Re­geln möglicherweise bald zur Anwendung kommen könnten. Der englische Staatsmann meinte ans die Antwort des deut­schen Delegierten, daß dieser bedauerliche Fall hoffentlich noch recht lange aus sich warten lassen werde,welche Ga rantien Deutschland in Zukunft für sein friedliches Verhalten gebe". Der deutsche Delegierte erwiderte, die-beste Garantie bestehe darin, daß der deutsche Kaiser und seine Räte wohl wüßten, daß ein Krieg, in den Deutschland verwickelt würde, in jedes unserer Häuser einen Toten bringen werde. Der englische Staatsmann schwieg. Als der deutsche Delegierte dem Kaiser hierauf Bericht erstattete, stand der Kaiser auf reichte ihm die Hand und sagte in ttefer Bewegung:Sie haben meinen Standpunkt kurz und präzis gekennzeichnet".

Kaiserbriefe.

Berlin, 4. Jan. Die Blätter veröffentlichen weitere Briefe Wilhelms II. an den Zaren. In einem Brief vorn 30. Mai 1898 berichtet der ehemalige Kaiser über ein Bünd­nis a n g e b o t Englands an Deutschland und bittet den Rat des Zaren. Es heißt darin,- England habe Deutschland sv enorme Anerbietungen gemacht, daß sie für Deutschland eine weite und grvße Zukunft eröffnen. Der Kaiser wolle aber, bevor er sich entscheide, vom Zaren erfahren, was dieser ihm bieten könne und wolle. In einem weiteren Briefe aus denr Jahre 1903 macht der Kaiser dem Zaren Mittei­lung über den wachsenden Einfluß der Japaner in China und insbesondere in der chinesischen Armee in der zahlreiche japanische Instrukteure als Offiziere tätig seien. Es heißt dann weiter: Es bedeutet eine schwere Gefahr in Deinem Rücken, falls Du einen japanischen Angriff von der Seeseite vor Dir hast. Verzeihe meine Freimütigkeit. Ich hoffe, daß der Admiral des Stillen Ozeans nicht böse ist auf die War­nungszeichen des Admirals des Atlantio, der iinmer auf der Wacht ist.

Die neue Streikbewegung.

Berlin, 5. Inn. Nach den Blättern haben die Eisen- bahnarbeiter in Nippes bei Köln die Arbeit niedergelegt. In Elberfeld wurden Straßendemonstrationen veranstaltet. Auch im Versicherungswesen droht Streikgefahr. In einer gestern abgehaltenen Versammlung der VerstcherungSangestellten im Zirkus Busch in Berlin wurde beschlossen, daß am Montag eine Urabstimmung stattstnden soll, nach deren Ergebnis der Zentralverband entscheiden wird, ob gestreikt wird oder nicht.

Zur Frage der Finanzhilfe für Europa.

Laut Berliner Tageblatt erklärten Vertreter amerikani­scher Banken in Berlin über die Gewährung von Krediten an Europa, datz auch Deutschland «nd Oesterreich dieser Kre­

dite teilhaftig werden sollen. Die Kreditgewährung soll von Konzern zu Konzern erfolgen und hauptsächlich als Unterlage zu Lebensmittel- und Rohstoffabkommen dienen. Nach Ver­sicherung der amerikanischen Bankiers wird die Angelegenheit bis zum Frühjahr geregelt sein. Auch sei es nicht ausge­schlossen, daß schon a conto Kredite bewilligt »nd Nahrungs­mittel zur Verfügung gestellt werden.

Newyork, 4. Jan. Im Verlaufe einer Zusammenkunft niit den Vertretern der ausländischen Presse erklärte Direktor Eugen Leyer von der Korporation der Kriegsfinanzen, daß ein internationaler öffentlicher Markt geplant sei, der das beste Mittel bilden würde, um Garantien zu schaffen, gestützt auf welche den notleidenden europäischen Ländern langfristige Darlehen gewährt werden könnten.

Der Friede wiederum verzögert.

Paris, 4. Jan. Die Polen wünschen, auf eine Reihe von Konzessionen zurückzukommen, die sie etwas überstürzt in Berlin geivährt hätten. Die Deutschen ihrerseits prote­stieren dagegen und machen geltend, daß die polnische Re­gierung die in Berlin getroffenen Abmachungen sanktioniert habe. Die gestern aufgenommenen Verhandlungen werden daher noch einige Zeit dauern. Das Inkrafttreten des Friedensvertrages wird sich aus diesem Grunde um einige Tage verzögern, und die Unterzeichnung des Ratifikativnsprotokolls wird wahrscheinlich nicht vor­dem 10. oder 12. Januar stattfinden.

Deutschland und Belgien.

Brüssel, 2. Jan. Die Handelskammer Antwerpen bat ain Dienstag ihre Generalversammlung abgehalten. Vor­sitzender Castelein hielt eine Rede, in der er auch über die Beziehungen Deutschlands zu Belgien sprach. Der Minister­präsident sei u. a. der persönlichen Ansicht, daß eine deutsche Kolonie in Antwerpen nicht geduldet werden dürfe, aber die Handelsbeziehungen müßten ans breitester Freiheit auf­gebaut sein.

Späte Erkenntnis und Eifersüchteleien.

Rotterdam, 4. Jan. Laut Nieuwe Rotterdamsche Courant schreibt die konservative Wochenschrift Spectator unter Hin­weis auf die Aeußerung des Lords Robert Cecil. daß Frank­reich sich nicht zugleich an Deutschland rächen und auf Kosten Deutschlands bereichern könne, man müsse setzt Deutschland und Oesterreich helfen, sich neu zu bilden. Das Blatt klagt über das Bestreben Frankreichs, in Griechenland, Bulgarien, Serbien und Rumänien aufzntreten, als ob diese Länder in seiner natürlichen Einflußsphäre lägen, und hofft, daß, wenn Lloyd George nach Paris geht, er daran denken werde, daß er das gesamte britische Volk für eine gemäßigte Politik hin­ter sich habe. Spectator fordert, daß vor allem die Ent­schädigungssumme unverzüglich festgestellt werde.

Gefährlicher Rheindammbruch.

Dinslaken, 3. Jan. Wassermassen des Rheins haben bei dem Dorfe Mehrum den Damm durchbrochen. Sie er­gießen sich bis zur Staatslinie Oberhausen-Hamborn-Wesel, die bedroht ist. Die Dörfer Mehrum. Götterswickerhamm und teilweise auch Eppinghoven stehen unter Wasser. Große Ortsteile und Gehöfte mußten fluchtartig geräumt werden. Ein Teil der Ernte scheint vernichtet.

Hoher Brotpreis in Wien.

Wien, 3. Jan. Wegen der fortgesetzten Steigerung der Gestehungskosten bei der Broterzeugung wurde der Preis für einen Laib Brot in Wien vom 4. Januar ab auf drei Kronen 84 Heller festgesetzt. Bei dem Steigen des Mehl- Preises ist mit einer iveiteren Erhöhung zu rechnen.

Die Bolschewisten jetzt in Amerika..

Paris, 3. Jan. Ueber die Polizeimaßnahmen Amerikas gegen die revolutionären Agitatoren meldet der Temps, daß umfangreiche Verhaftungen in 33 Städten der Vereinigten Staaten ausgeführt worden seien. Mehr als 5000 Verhaf­tungsbefehle seien erlassen worden. Innerhalb weniger Stunden habe man in Newyork allein 500 Extremisten ver­haftet. Ueberall würden die Haussuchungen fortgesetzt.

Trotzki wieder einmal ermordet.

Kopenhagen, 3. Jan. Laut Blättermeldnngen ist in Helsingfors eine noch unbestätigte Meldung eingelanfen, wo­nach Trotzki aus Anlaß deS Rückzuges der Bolschewisten an die Narwafront gereist sei nm ein Strafgericht abzu­halten. Auf der Station Wvloffvwo setzte er den Soldaten­rat als Standgericht ein und richtete gegen den General Berissnwso heftige Beschuldigungen, daß Beriffow seinen Degen zog. Trotzki forderte die sofortige Er schieß nutz deS Generals. Als der Adjutant BeriffvwS dies hörte, zog er seinen Revolver und tötete Trotzki durch drei Schüsse.

Korea im Aufstand gegen Japan.

Paris, 3. Jan. Wie der Chicago Tribüne au» Washtng t»n gemeldet wird, soll in K o r e a rin »sfr n er Aufstand