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Nr. 3

Montag den 5. Januar 1820

8.4. Jahrgang

Aus den Kaiserbriefen.

Zu der Veröffentlichung der Briefs Kaiser Wilhelms an den damaligen Zaren Nikolaus schreibt dieVoss. Zeitung": In einem vom 25. Sept. 1895 datierten Briefe macht der Kaiser, auf die gelbe Gefahr aufmerksam. Weiter müsse-be­sonderer Nachdruck auf den vereinigten Widerstand aller europäischen Mächte gelegt werden gegen Anarchismus und Republikanismns. - Der Kaiser macht dann darauf aufmerk­sam, daß das Komitee der französischen Abgeordnetenkammer über das Militärbudget beantragt habe, das 19. .Korps, Al­gier und Tunis, einznberufen und ein neues Kontinentkorps an der deutschen Westgrenze zu bilden. Dieser Plan habe Deutschland wie ein Donnerschlag getroffen und ein Gefühl der Beunruhigung hervorgerufen: JWie französische Zeitmr- gen erzählen, sei die Grenzarmee für den ersten Vorstoß auf den deutschen Revanchekrieg bestimmt. Es ist schon 4 Korps stark gegen meine zwei. Das in Aussicht genommene neue Korps würde die ohnehin überstarken französischen Kräfte auf 5 Korps erhöhen und bildet eine Bedrohung sowie eine ernstliche Gefahr für mein Land. Eine so ernste Gefahr würde mich veranlassen, meine Armee zu vermehren, damit ich in der Lage bin, es mit einem sv starken liebergewicht auf­zunehmen." Der Kaiser spricht sich dann gegen die Anwesen­dest russischer Offiziere und höherer Beamter in amtlicher Eigenschaft in Frankreich ans, die die leichtentzündlichen Franzosen zur Weißgluthitze entfachen und die Sache des Chauvinismus und der Revolution kräftigen.

Wenn Frankreich weiter mitten im Frieden aste Regeln internationaler Höflichkeit und des Friedens verläßt, dann wirst Du Dich eines schönen Tages in den schrecklichsten Krieg verwickelt sehen, den Europa je erlebt hat, einen Krieg, für den die Masse und die Geschichte vielleicht Dich als den Urheber verantwortlich inacht. Ich halte es für meine Pflicht, Dir dies offen zu schreiben, da die Abgeschlossenheit und Zurückgezogenheit, welche Dir durch die tiefe Trauer aufer- legk sind, es Dir unmöglich machen, unter Menschen zu gehen und im einzelnen dem zn folgen, was sich hinter den Knlis- >en abspiest. Lasse Deine Leute, die nach Frankreich gehen, den Franzosen nicht den Glauben beibringen, Du seiest ihr Verbündeter. Lasse sie nicht rücksichtslos werden und ihnen die Köpfe verdrehen, bis sie sie schließlich verlieren nnd wir dann in Europa anstatt für Europa gegen den Osten kämp­fen müssen. Denke an die furchtbare. Verantwortung für daS entsetzliche Blutvergießen."

Ein weiterer Brief, der unterNeues Palais Potsdam 25. Oki. 1895" datiert ist, beschäftigt sich in Bezug auf Frankreich mit Nepublikauismns und Monarchismus.Das beständige Erscheinen von Fürsten, Großfürsten, Generälen nnd Staatsmännern in vollem Wichs bei Revuen nsw. zu­sammen mit dem Haupte der Republik Frankreichs oder in seiner Umgebung macht die Republikaner als solche glauben, sie seien ganz ehrbare ausgezeichnete Leute, bei denen Fürsten verkehren nnd sich zn Hanse fühlen können. Da seht ihr die Royalisten in bester Emiracbt mir den Revolutionären. Wir können gute Beziehungen zur Republik Frankreich unter­halten. aber niemals intim mst ihr sein." Diese Briefe sind also nur weitere Beweise für die Tatsache, daß der Kaiser den aus Frankreichs Revanchesucht und aus russischem Machthunger heroarwachsenden Krieg kominen sah und daß er alles tat, ihn abzuwenden.

Besichtigung von Eisenbahnwerkstätten in Süd- und Westdeutschland.

Im Anschluß an die im Oktober v. Js. statlgefundene Besichtigung der deutschen Kohlenbezirke durch eine Ärbeiter- kommission hatte es sich als wünschenswert erwiesen, den Mitgliedern dieser Abordnung ebenfalls Gelegenheit zn geben, einen tieferen Einblick in die Tätigkeit und Verhält­nisse der staatlichen Eisenbahnwerkstätten zn ermöglichen, um zn prüfe», welche Umstände den die schlechten Transportver­hältnisse ungünstig beeinflussenden Reparatnrstand der Loko­motiven nnd Wagen nnd die Neuhersteünng derselben ver­schuldeten. Eine Kommission besuchte die Eisen bnhnwerk- stätten in Nord- und Ostdeutschland, eine zweite diejenigen in Nürnberg, München, Stuttgart, Karlsruhe und Darm- stadk, wobei überall festgestellt wurde, daß von Arbeitsnnlust der Eisenbahnwerkstättenarbeiter durchaus keine Rede sein kann.

Wenn trotzdem die Leistungen der Eisenbahnwerkstätten nicht die Höhe vor dem Kriege erreichten, wenn trotz gestei­gerter, vielfach verdoppelter ArbeiteMhl die Menge der wiederhergestellten Lokomotiven und Wagen gesunken ist, so ist das auf den allgemeinen, überaus schlechten Zustand des Eisenbahnmaterials, den unzureichenden Bestand der zur Reparatur und Fabrikation zu verwendenden Hilfsstoffe und Halbfabrikate, den mangelhaften Zustand der Werkzeuge und Arbeitsmaschinen und ihre zu geringe Anzahl, sowie die für die vermehrte Arbeiterzahl unzureichenden Arbeitsräumlich­keilen znrückzuführen.

Die Abordnung machte daher den Regierungen nnler eingehender Begründung folgende Vorschläge:

1. Belieferung der Werkstätten mit gutem Material, so­wohl zur Ausbesserung des rollenden Wagenbestands als auch zu den in den.Werkstätten selbst benötigten Werkzeugen ; die Herstellungen und der Einbau von eisernen Feuerbüchsen, Stehbolzen und Armaturen (Hähn^, Ventile nsw.) in den Lokomotiven hat zn nnrerbleiben, oa dadurch nur immer wieder neue Ausbesserungen.hervorgerufen werden.

2. Sofort in Angriff zu nehmender Ausbau der ein­zelnen Werkstätten zur Herstellung genügender passender Arbeitsräume.

3. Größere Bewegungsfreiheit der Werkstättenleitungen in Hinsicht auf Einkauf von Materialien, Anschaffung neuerer Maschinen und dergl.

4. Ausbau der Arbeiterausschüsse zur tätigen Mitarbeit an der Leitung der Betriebe.

5. Sofortige Regelung und Besserung der Lohn- und Arbeitsverhältnisse; sofortiger Abschluß eines gleichmäßigen, gerechten Reichstariss zu diesem Zwecke.

Weiter ist auch angeregt worden, die erforderlichen Roh­stoffe (z. B. Knpfer nsw.) der Privatindustrie zu entziehen und sie den Eisenbahnwerkstätten in den dringend benötigten Mengen zn liefern. Vielfach sind in den^Werkstätten ver­altete Einrichtungen vorgefnnden worden, weshalb vorge­schlagen wird, Werkmeister und ähnliche Angestellte eine Zeit lang in einen modernen Privatbetrieb zn entsenden, damit sie die dortigen Arbeitsmethoden kennen lernen. Es ist wohl bestimmt zu erwarten, daß alle diese Vorschläge von den zuständigen Behörden im Reich und in den Ländern die gebührende Beachtung finden.

Tages-Neirigkeiten.

Die Zenlralarbeitsgemeinschaft und die Frage der neuen Lebensmittelpreiserhöhungen.

Der Vorstand der Zentralarbeitsgenieinschaft der indu­striellen und gewerblichen Arbeitgeber nnd Arbeitnehmer hat zur Frage der von der Reichsr-wierung zngestandenen Ab­lieferungsprämien für Brotgetreide und Kartoffeln und der dadurch bedingten neuen Preiserhöhungen eine Entschließung angenommen, in der es n. a. heißt:

Die Zentrcnarbeitsgemeinschaft der industriellen u. ge­werblichen Arbeitgeber nnd Arbeitnehmer Deutschlands er­kennt an, daß die durch die Ablieferungsprämien hervorge- rufsne Teuerung dieser wichtigen Nahrungsmittel von den Arbeitern u. Angestellten nicht getragen werden kann. Sie hält es deshalb für dringend notwendig, daß dieser ziffern­mäßig festzustellende Ausgleich von den Arbeitgebern vom l. Januar 1920 an getragen wird.

Diese Feststellungen sind ohne Verzug von den beider­seitigen Organisationen regional einheitlich zu treffen. Da es sich um eine Verteuerung der unentbehrlichsten Nahrungs­mittel handelt, trifft diese den Ernährer einer Familie stär­ker als den Alleinstehenden. Die außerordentliche Zulage soll .darum nach der Kopfzahl der vom Arbeitnehmer zn ver­sorgenden nicht selbst erwerbstätigen Familienangehörigen bemessen werden; sie soll jedem Arbeitnehmer unabhängig von den Tarifverträgen did Möglichkeit verschaffen, den durch die neue Verordnung hervorgerusenen Mehraufwand zu bestreiten.

Arbeitgeber nnd Arbeitnehmer stimmen darin überein, daß durch die Übernahme dieser Teuerungszulagen der Indu­strie neue Milliardenlasten anfgebürdet werden. Erhöhte Pro­duktionskosten können aber nur durch erhöhte Produktion ausgeglichen werden; soll eine weitere Steigerung der Preise aller Fertigfabrikate in Deutschland verhindert werden, muß jeder Schaffend« seine Pflicht bis miss Letzte erfüllen!

Bor einem neuen Bergarbeiterstreik.

^8L. Unter derüeberschriftD i e Knappen rühren sich" bringt die FrankfurterRote Fahne" sensationelle Mitteilungen über einen bevorstehenden Streik im Rnhr- gebiet. Dieser Streik werde sich, wie das kommunistische Blatt erklärt, nicht um eine Wirtschaftsbeihilfe u. einen neuen Lohntarif drehen, sondern die alte Forderung werde aber­mals in den Vordergrund gedrängt werden:Soziali­sierung des Bergbaues, wofür die Vorbedin­gung der Sturz der jetzigen Regierung und die Durchführung des Rätesystems auf der ganzen Linie ist."

Was. kostet uns die Reichswehr? ^

Die Schwäbische Liga zum Schutze deutscher Kultur schreibt uns:

In den Versammlungen der Kommunisten und Unab­hängigen Sozialdemokratie taucht in der letzten Zeit bei der systematischen Verhetzung, die dabei betrieben wird, immer wieder die Behauptung auf, daß ein deutscher Relchswehr- soldat dem Staate gegenwärtig täglich 150 Mk. koste. Ein lautes hört! hört! ist das Echo der Zuhörer auf diese Be­hauptung, der ohne weiteres Glauben geschenkt wird. Diese Angaben sind indessen gänzlich unzutreffend. Auf Grund der Veranschlagung im Heereshaushalt für I. Oktober 1919 bis 31. März 1920 betragen die Durchschnittskosten für einen Reichswehrangehörigen (Offiziere und Mannschaften) täglich rund 15 Mk. In diesem Betrag sind auch sämtliche Kosten für das Reichswehrministerinin,' die höheren Stäbe der In­

tendantur sowie für Beschaffung und Unterhaltung der Ka­sernengeräte, für Feuerung, Beleuchtung und Reinigung und die Krankenverpflegungskosten mitenthalten. Nicht in Betracht gezogen sind die Aufwendungen für die Unterhal­tung der Kasernenbauten, Truppenübungsplätze nnd Laza­rette, da diese mit dem 1. Oktober 1919 ans die Zivilver­waltung übergegangen sind.

Wenn diese oben angegebene Veranschlagung angesichts der wesentlich erhöhten Lebensmittelpreise auch hie und da überschritten werden dürfte, so bleibt doch die Behauptung, daß der Reichswehrsoldat dem Staate 150 Mk. tägliche Ko­sten verursache, eine ungeheure Uebertreibung, die lediglich den Zweck hat, der Hetzpropaganda gegen die Reichswehr zu dienen."

Ein Zeitbild.

Berlin, 3. Jan. Wie demBerliner Tageblatt" aus Königsberg gemeldet wird, hat in Elbing die Schiffsbanfirma Schichau zur Bekämpfung der zunehmenden Arbeitsun­lust, die noch durch dauerndes Politisieren in der Arbeitszeit verstärkt wird, sowie zur Bekämpfung des Ueber­bau dneh mens des Steh lens eine öffentliche Mah­nung an ihre Arbeiterschaft erlassen. Die Firma weist da­rauf hin, daß, wenn keine Besserung der Verhältnisse cin- treten sollte, eine anderweitige Regelung unvermeidlich sei. Schon vor einiger Zeit wurde von ihr auf eine eventuelle Schließung des Betriebs hingewiesen.

Hilfe aus Amerika.

Berlin, 3. Jan. Eine aus >5 Damen und Herren be­stehende amerikanische Quäker-Mission nimmt mit dem heu­tigen Tage, demBerliner Lokalanzeiger" zufolge, auf einige Zeit ihren Wohnsitz in Berlin, um ein großzügiges amerikan. Hilfswerk sür Deutschland dnrchznführen. Die Mission stellt eine Ergänzung der Tätigkeit des amerikanischen Lebens­mittelkontrolleurs Hoover dar. Sie wird einen aus mehreren Millionen Dollar bestehenden Geldbetrag, der in Amerika durch freiwillige Gaben aufgebracht wurde, zur Beschaffung von Nahrungsmitteln und Bekleidung zur Verfügung stellen. Die Mission wird heute von: Reichspräsidenten empfangen werden.

Heimschaffung der Gefangenen aus Japan.

Nach einer von der schweizerischen Gesandtschaft in Tokio eingegangenen telegraphischen Meldung hat der erste Heim- schaffüngstransport von Kriegsgefangenen aus Japan am 28. Dezember auf dem Dampfer Kifuku Maru Kobe verlassen. An Bord befinden sich '43 Offiziere, 72 Unteroffiziere nnd 826 andere Offiziere u. Mannschaften, insgesamt 941 Mann. Der Transport, dessen Führer Kapitän z. S. Vollerthnn ist, umfaßt die Mehrzahl der Kriegsgefangenen aus den Lagern Narashino u. Konogahara, darunter die österreich-ungarischen Kriegsgefangenen. Die Reise, auf der Tsingtau, Singapurs, Sabang und Port-Said nngelaufen werden sollen, dauert ungefähr 40 Tage.

Ungarn zu Grunde gerichtet.

Budapest, I. Jan. Ministerpräsident Huszar führte heute in seiner Antwort auf die Neujahrsglückwünsche der Mit­glieder der Christlichen Partei ans, daß das Land durch die 2 Revolutionen nnd die rumänische Besetzung vollkommen zu Grunde gerichtet sei. Wenn der bevorstehende Pariser Friede in Ungarn vier Elsaß-Lothringen u. ein Mazedonien schaffe, würde nicht ewiger Friede, sondern ewige Unruhe entstehen. Ungarn bedürfe aber des Friedens und werde ihn schließen. Die einzige Rettung des Landes liege in der Zusammenfassung aller aufbauenden Kräfte. Ungarn könne ohne Volksabstimmung nicht aus Gebiete verzichten, deren Wegnahme es seiner Kultur, seiner Wälder, seiner Erze, seines Salzes nnd seiner treuesten Bürger beraube.

Waffenstillstand zwischen Esthen und Bolschewisten.

Kopenhagen, 3. Jan.National Tidende" meldet aus Riga: Der Waffenstillstand zwischen Esthland und Sowjet­rußland wurde in der vorigen Nacht unterzeichnet. Er tritt am 3. Januar in Kraft, gilt vorläufig eine Woche und wird automatisch verlängert, wenn eine Kündigung nicht erfolgt.

Sehr ernste Lage in Bulgarien.

Wie die Genfer Suisse ans Sofia über Belgrad erfährt, ist die Lage in Bulgarien sehr ernst. Die Regierung wird wahrscheinlich den Kriegszustand über das ganze Land ver­hängen. In einer Massenversammlung in der kommunisti­schen Partei wurde von einem bulgarischen Offizier eine Bombe geworfen, die 5 Personen tötete. Der bulgarische Generalstabschef hat demissioniert.

Edward Greys Mission in Amerika.

Paris, 2. Jan. Nach einer Neiv-UoKer Sondermeldung derChicago Tribüne" hatte Lord Edward Grey in Amerika keine politische, sondern eine finanzielle Mission, nämlich den Abschluß einer Anleihe von 13 Milliarden Dollars auf 50 Jahre. Einzelheiten seien nicht bekannt. Diese Einzelheiten gibt nach einem Londoner Privattelegramm desJournal" die ZeitungNew Uork American" wieder, die u. a. schreibt, die Anleihe werde durch die Reserve-Generalbank vermittelt. Sie solle alle Anleihen, die während des Krieges England,