NaciolLer Tagblatl ^Der Nesellssjafter
Samstag, den 6. Mai 1933.
Teile 6 - Nr. 101
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Die Bilanz des »Tages der nationalen Arbeit" / Dorstotz gegen die Gewerkschaften / 3m Korruptionsschmntz Berlin «nd Preußen voran / Wirtschaftliche Maßnahme« Hngenbergs / Stapellauf von Gorch Fock / Amerikanisches / Aus der «Friedensstadt" Gens
Das Fest ist verrauscht. Ohne Zweifel hat der T a a der deutschen Arbeit in seinem Verlauf alle Erwartungen übertroften. Was muß das für eine Arbeit gewesen sein, die Plane zu entwerfen, sie bis in die kleinsten Einzelheiten auszuarbeiten und für genaueste Ausführung zu sorgen. Aber alle diese Arbeit wäre vergeblich gewesen, wenn nicht das ganze Ball willig und aus freiem Entschluß sich in den Feslssplan eingefügt, wenn es nicht mit ganzem Herzen da- chei gewesen wäre. Die erste deutsche Maifeier war auf die innere Versöhnung angelegt, und dieser Geist hat am Momag einen einzig dastehenden Ausdruck gefunden bei den vielen Millionen, die den Tag miterlebten, ob sie sich nun unmittelbar an den gewaltigen Aufmärschen beteiligten oder als Zuschauer ihre innere Verbundenheit bekundeten. Das deutsche Volk hat gesprochen. Es will nichts mehr wissen von sozialer Zerklüftung, von der unseligen Politik des marxistischen Klassenkampfes: es will endlich Au der testen nationalen Suchest gelangen, an der seine desten Männer von jeher gearbeitet haben und die doch nur Ht seltenen Höhepunkten der deutschen Geschichte Wirklichkeit wurde. Die Vergangenheit mit ihrem politischen Streit und Zank soll begraben werden, darin stimmt der Wille des weit überwiegenden Teils des Volks mit der Absicht feiner Führer überein. Wäre es anders, dann hätte der deutsche Maitag nicht mit so überwältigender Einmütigkeit gefeiert werden können.
Es ist das große Verdienst der nationalen Regierung, Laß sie bei ihrem Versöhnungswerk entschlossen den Klassenkampf vernichtet und dabei an der richtigen Stelle eingesetzt har. Dem Handarbeiter mußte deutlich bewiesen werden, daß seine Zukunft nicht durch Klassenkom -f bestimmt wird, sondern daß er als notwendiges und vollwertiges Glied des Ganzen Anspruch auf Achtung hat. An dieser Achtung hat es in den Zeiten des Liberalismus leider mono,mal gesohlt, sonst hätten die Wortführer des marxistischen Klassenkampfes nicht so leichtes Spiel gehabt. Das muß anders werden und es wird anders werden. Es darf keinen Standesdünkel und keinen Klassenhaß mehr geben, wie Reichskanzler Hitler in seiner meisterhaften Fest- rede scharf betont hat. Und das deutsche Volk hat das Versprechen gegeben, daß es dem Führer folgen wolle. Es wird sein Versprechen halten.
Schon am Tag nach der Feier erlebte man eine große Ueherraschung. In feiner Festrede hatte der Reichskanzler angederttei. daß der letzte Stoß gegen den klassenkämpfe- rrschen Marxismus noch nicht geführt sei. Was er damit meinte wllte bald klar werden. Am Dienstag vormittag Schmg 10 Uhr wurden plötzlich im ganzen Reich sämtliche Verwaltungshäuser, Wirtschaftsorganisationen. Arbeiterbanken ufw. der Freien Gewerkschaften durch SA. defekt und die leitenden Persönlichkeiten wie Leipart. Wissel und andere in Schutzhaft genommen. Die Freien Gewerkschaften waren bisher in dem Kampf der nationalen Regierung gegen den Marxismus so ziemlich unberührt gebi-.e- ben, obwohl sie in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr die Entwicklung zum Marxismus hingenommen hatten. Der Stoß der Regierung gilt nicht, wie ausdrücklich erklärt wurde, den Gewerkschaften als solchen, sondern dem Mar- xismug in ihnen. Die Rechtsansprüche der Gewerkschaftsmitglieder an Vermögen usw. werden also unangetastet bleiben, aber die Gewerkschaften sollen nach dem Grundsatz der Gleichschaltung reformiert und namentlich soll auch Uwe finanzielle und verwaltungsmäßige Gebarung einer strengen Nachprüfung unterzogen werden. Leider werden bereits von Kastenunregelmäßigkeiten größeren Umfangs berichtet, wie man sie in den letzten Wachen bei anderen ähnlichen Nachvrüfungen in so erschreckendem Maß hat erfahren müssen.. Man erschaudert vor dem Korruvtions- !
best die jetzigen Regierungen allenthalben im Reich und vielfach auch in den Ländern, obenan wieder preußen und Berlin, ausgedeckt haben. Der Barmatis- mus hatte sich schon tief eingefressen. Ein Glück, daß dis neue Richtung nun rücksichtslos gegen diese Verderbtheit vorgeht. Schon so manche „angesehene" Größe ist gestürzt, Dag es ko weit im deutschen Volk kommen konnte» man kann es schier nicht fassen . wirtschaftlichem Gebiet geht der Reicks-
minnrer ttr. Hngenberg mit seinen Staatssekretären Dr. Vang und von Rohr in gleich reformatorischer Ziel- rmrheit vor. Mit dem Schlendrian der bisherigen Wirtschaftspolitik wird gründlich aufgeräumt. Und wie Hitler mit seiner Volksoersöhnung beim Arbeiter anfing, so setzte Hugenberg mit seiner Wirtschaftsreform beim -Lauern ein. Von unten heraus muß der Wiederaufbau gemacht werden, nicht von oben herab, wie man es bisher betrieb, um bann erfahren zu müssen, daß alles für die Katz sei und daß die Hunderte von Millionen an „Subventionen" nutzlos vertan seien. So wurden jetzt in wenigen Wochen die für Deutschlands Industrie und Landwirtschaft vorteilhaften Handelsabkommen mit Holland und England abgeschlossen. Zu der Reihe von Schutz- und Hillegesetzen für die Landwirtschaft kommt ln den nächsten Tagen das hochwichtige Gesetz über die ländliche Ent- schul düng und dis nicht minder wichtige Zinsverbilligung. Wer mit den Verflechtungen der Volkswirt- Schaft einigerwatzen vertraut ist, ^er kanir^twa ahnen, welche Riesenarbeit und welch hohes Maß von volkswirtschaftlicher Erfahrung und Befähigung zur Lösung dieser Ausgaben nötig war. Ist es nicht eine besonders glückliche Fügung, daß das deutsche Volk zu seiner Erneuerung zwei Männer wie Adolf Hitler und Dr. Hugenderg gleichzeitig geschenkt bekommen hat? Hitler vergleichbar dein Lykurg von Sparta und Hugenberg dem volon von Athen! Wie das Gösetzgebungswerk dieser Großen des Altertums dem griechischen Wesen den Stempel ausgedrückt und Griechenland auf Jahrhunderte zur geistigen Weltmacht hat erheben Helsen, so möge es unfern jetzigen Gesetzgebern beschieden sein, daß ihre Arbeit auf viele Geschlechter hinaus Deutschland zum Segen gereiche.
' Am Mittwoch ist der „Ersatz-Niobe" auf der Werft von Blohm u. Voß in Hamburg getauft und zu Wasser gelassen worden. Das neue Segelschuischifs der Reichsmarine ersetzt das alte Schiff mit dem Unglücksnamen „Niobe", das am 26. Juli vorigen Jahrs einem plötzlichen Sturm im Fehmarnbelt zum Opfer fiel und 69 deutsche Seeleute, meist junge Kadetten, mit in die Tiefe riß. Es galt, den Verlust des Schiffs raschestens wieder wettzumachen. Eine Sammlung, der sich besonders die deutschen Frauen anahmen, ergab aus kleinen und kleinsten Spenden einen Grundstock von über eine Million Mark. Das neue Schulschiff ist fast doppelt so groß wie die „Niobe". Es soll nicht wieder an Niobe erinnern, jene schmerzensreiche Gestalt aus der griechischen Sagenwelt. Statt ihres Namens hat man schöner und wirklichkeitsnäher den Namen Gorch Fock gewählt, dem niederdeutschen Dichter zu Ehren, der lin der Skagerrakschlacht mit dem Schlachtschiff „Wiesbaden" den Heldentod fand. Er hieß mit seinem bürgerlichen Namen Johann Kienau und war der Sohn eines Fischers aus Finkenwärder bei Hamburg. Als Gorch Fock hat er uns seinen prächtigen Roman „Seefahrt ist not" geschenkt. Als tapferer Matrose hat er sein junges Leben beschlossen. Später wurde sein Körper an der schwedischen Küste an Land gespült und auf der einsamen Insel Steensholm zur letzten Ruhe bestattet. Sein Ruf „Seefahrt ist not" möge immer die deutsche Losung bleiben.
Die Besprechungen in Washington haben ihren Abschluß gesunden. Restlos scheinen sie die Beteiligten nicht befriedigt zu haben. Weder in der Währungs- noch in der Kriegsschuldenfrags wurden bestimmte Abmachungen getroffen: man will die Weltwirtschaftskonferenz obwarten, die nunmehr auf 12. Juni nach London einberufen worden
Mr Laüirswer trückt,
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ist. Am erfolgreichsten scheinen die Beratungen über die Abrüstungs- und Sicherheitsfrcrgen verlaufen zu sein. Hier ist noostvslr leinen Besuchern Mac Donald und Herr-ot insoweit entgegengekommen, als Amerika nunmehr bei einem drohenden Krieg in Europa ohne weiteres an den Beratungen zur Verhütung des Kriegs teilnehmen will, also seine grundsätzliche Neutralität aufgeben will. Ob Roosevelt dieses Zugeständnis, wie manche vermuten wollen, auf Abrüstungsversprechungen Herriots hin gemacht hat ist noch nicht ersichtlich. Das Verhalten Frankreichs in den Beratungen des Hauptausschusses der Abrüstungskonferenz in Genf scheint nicht gerade darauf hinzudcuten. Es hat dort durchgesetzt, daß die deutsche Schutzpolizei als „militärische Foemation anzusprechen und der Reichswehr zahlenmäßig aufzurechnen sei. Mit um so höheren „Effektivforderungen" für sich selbst kann dann natürlich Frankreich auf der Kon- ferenz austreten. Mit der weiteren lächerlichen Behauptung daß auch die deutsche Hilfspolizei und die SA.-Formationen als kriegsfühiges Militär anzusprechen seien, hatten dis Franzosen allerdings keinen Erfolg.
SomrlagMdimlei»
Führung, die frei und stark macht
Saust man nicht zwei Sperlinge um einen Pfennig? Dennoch fällt deren keiner aus die Erde ohne euren Vater. Nun aber sind auch eure haare auf dem Haupt alle gezählt. So fürchtet euch denn nicht; ihr seid besser als viele Sperlinge. Matth. 10.
Gottes Wege sind dunkel; aber das Dunkel liegt nur in unseren Augen, nicht auf feinen Wegen.
Elans Harms.
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Gleichschaltung
Wenn ein Schiss, allen Widerstand der Wellen und Winde brechend, geradeaus seinen Weg durchs Meer nimmt, so ist das nur möglich, wenn alle Teils des Schiffes gleichgeschaltst find. Die Männer, die auf der Kommandobrücke des deutschen Staatsschiffes stehen, haben eines vor allem von den Seefahrern gelernt: Gleichschaltung tut not, wenn es vorwärts gehen soll, wenn dis unsinnigen Hindernisse überwunden werden sollen, die Volk und Reich bisher zur wehrlosen Nußschale auf stürmischen Wogen gemacht halben. Und so fassen sie zu, mit eisern festem Grift, um die Kräfte des deutschen Volkes zu sammeln und in eine Richtung zu zwingen: Länder und Gemeinden, Stände und Klassen, Politik und Wirtschaft, Kunst und Wissenschaft, Presse und Rundfunk und was es sonst sei: alles wird gleichgeschaltet: „Eigengesetzlich- keit" ohne Rücksicht aus das Ganze des Volks darf es nirgends mehr geben, denn jede solche „Eigengesetzlichkeit" müßte das Ganze aus der vorgezeichnetsu Bahn werfen.
Die Führer des Staatsschiffs wissen es so gut wie wir alle: je weiter die Gleichschaltung hineingreift in die Gesinnung, in den Willen der einzelnen Glieder, desto schwieriger wird sie. Und doch ist ohne diese letzte Gleichschaltung alles andere Mühen vergeblich. Drum kann die Gleichschaltung vor nichts Halt zu machen, wie von höchster Stelle aus betont wurde; sie muß auch das kirchliche Leben erfassen und einleiten in den großen, vorwärts gerichteten Strom der Kratzt. Doch damit steht die Gleichschaltung vor ihrer letzten und größten Schwierigkeit. Die Frage bricht auf, die in den Jahrhunderten der deutschen Geschichte immer wieder im vordersten Vordergrund stand und in ihrer hohen, gefährlichen Spannung je nach ihrer Lösung höchsten Segen oder schlimmsten Fluch brachte: die Frage nach dem Verhältnis von Kirche und Staat. Wie soll die Gleichschaltung vor sich gehen? Die Kirche muß unter dem Wort stehen, man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen, wenn nicht Kirche und Staat schwersten Schaden leiden sollen. So ist hier Gleichschaltung unmöglich? Nein: Gottes biblisches Löbensgesetz muß beide nach seiner göttlichen Ordnung gleichschalten, den Staat und die Kirche, den Staat als die Schöpfung des Rechts und der Macht, und die Kirche als Gemeinschaft des Glaubens, der freiwilligen Liebe und der un- bezwinglichen Hoffnung. Solche Gleichschaltung wird von selbst die Freiheit und die Bindung zwischen Staat und Kirche schaffen, die den Strom der gleichgeschalteten Kräfte des Volkslebens so stark und lebenskräftig macht, daß er selbst teuflisch böse Kräfte vernichten kann. G. Sch.
okrei vekrurs kvmssskrucxL»
Er verabschiedete sich kurz von Mariannes Bruder und ging hinaus.
Auf seinem Zimmer saß er noch lange am offenen Fenster und dachte über alles nach. Weit draußen auf dem Meere schimmerten die Lich^r der dort vor Anker liegenden englischen Kreuzer.
Ganz in der Ferne am Horizont sah man die Signallampen des Triester Dampfers in der lauen dunklen Sommernacht. Von unten aus dem Hotelsaal drangen gedämpft die Klänge der rhythmischen Tanzmusik herauf.
Da begab Alfred sich zur Ruhe. Der morgige Tag würde ihm die Entscheidung bringen, das war gewiß.
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Generaldirektor Wilmssn kam nicht mehr dazu, die ihm von seiner Nichte aufgetragenen Grüße an Professor Holten auszurichten.
Als er nämlich sofort nach der Rückkehr von seiner Berliner Geschäftsreise seinem Schwager telephonierte, wurde ihm von Irene Holten gesagt, daß der Bater am Tage zuvor mir Marga nach Venedig abgereist sei.
Beide wollten Käte dort überraschen und dann für einige Zeit weiter nach Süditalien reisen. Die Jtalienreise sei ja seit vielen Jahren schon immer Vaters sehnlichster Wunsch gewesen.
„Und dich läßt man einfach daheim?" fragte der Generaldirektor sein Nichtchen.
„Das macht nichts, Onkel", erwiderte Irene ganz ver- nF gt, „Vater sagt, meine Verlobung und Kütss Fliegerei !
rn ihm so viel Geld gekostet, jetzt wollten er und Marga ^ jim auch mal was leisten." i
> „Da hat er recht, das muß man sagen", meinte der Onkel, „aber du hast doch den besten Teil gewählt, denn eine j Verlobung geht doch noch über Jtalienreise und Flugsport, l meinst du nicht, Kleines?"
Natürlich war die junge B"aut ganz seiner Meinung und versprach, des Onkels Grüße brieflich dem Vater zu ! übermitteln.
Der Professor aber saß um diese Stunde mit seiner Tochter Marga im Zuge und fuhr dem Süden zu. Am Tage vorher waren sie am Rhein entlang und dann bis München gefahren.
Hier halten sie übernachtet, um am nächsten Morgen die Reise nach Venedig fortzusetzen.
Viel Schlaf hatte der Professor in der Nacht nicht gefunden, da er in München in einer Abendzeitung eine kurze Meldung über den Unfall seiner Tochter las. An einen ausführlichen Bericht über den feierlichen Empfang der Teilnehmer des Internationalen Zuvsrläfsigkeitsfluges in Berlin und dem Start trotz schlechtem Wetter zum Weiterflug nach Wien war ein kurzes Telegramm aus Zittau angefügt, das folgendes berichtete:
„Heute vormittag mußte das Flugzeug der deutschen Sporlsliegerin Käte Holten, das sich auf der Etappe Berlin—Wien des Internationalen Zuverlüssigkeitsfluges befand, dicht vor der tschechischen Grenze notlanden. Bei der Landung wurde der Propeller zersplittert, die beiden Insassen trugen jedoch nur geringfügige Verletzungen davon. Das Flugzeug wird im Laufe des Tages abmontiert."
Noch am späten Abend hatte der Professor ein dringendes Telegramm mit Rückantwort an die Leitung des Flugplatzes Aspern bei Wien gerichtet und um genaue Nachricht über seine Tochter gebeten. Unter Umständen wollte er dann seinen Reiseplan ändern und, statt nach Venedig, nach Zittau, Dresden oder Wien fahren >
Als er gegen 6 Uhr früh aufstand kam das Antwort- j telegramm bereits an. f
„Fräulein Holten ln Wien glücklich gelandet, keine Verletzungen davongetragen, bleibt im Wettbewerb. Flugleitung Aspern."
Also stimmte die Zittauer Meldung in der Zeitung doch nicht.
In froher Stimmung darüber, daß Käte gesund war und nach Venedig kommen würde, weckte Professor Holten Marga, und bald darauf traten beide die Weiterfahrt an.
Natürlich kaufte der Professor vor der Abfahrt noch ein ganzes Paket Morgenzeitungen, um im Zuge die Meldungen über den Wettflug zu studieren. Nicht lange brauchte er zu suchen, denn eines der großen Münchener Blätter brachte bereits einen ausführlichen Bericht über die Notlandung seiner Tochter.
„Unser Wiener Vertreter", so meldete die Zeitung, „hatte gestern abend noch Gelegenheit, die deutsche Sport- fliegeriii Käte Holten nach ihrem Eintreffen auf dem Flugplatz Aspern zu interviewen. Fräulein Holten, der man nichts mehr von ihrem Mißgeschick anmerkte, schilderte bereitwilligst ihr Künstlerpech, wie sie selbst ihre Notlandung nannte.
Wir verließen Berlin, so erklärte sie, in aller Frühe bei schlechtem Flugwetter. Kurz hinter Cottbus zeigte sich ein kleines Tiefdruckgebiet, dem wir keine störende Bedeutung beizumessen brauchten. Mit durchweg starkem Südwind erreichte ich fast in einer Stunde die tschechische Grenze.
Stellenweise stießen wir auf heftige Böen aus östlicher Richtung, die uns aber wegen der hohen Geschwindigkeit unserer Maschine nicht viel cmhaben konnten. Ich freute mich über die Schnelligkeit unseres Fluges durch den günstigen Rückenwind, hatte aber nicht mit dem Ries-engebirg- als Windschside gerechnet.
Denn plötzlich hatte sich der Wind gedreht, und nun hieß es, mit Vollgas auf das Lausitzer Gebirge zusteuern. Und in diesem kritischen Augenblick setzte der Motor aus. Da blieb nichts anderes als eine Notlandung übrig.
(Fortsetzung folgt.)