SM 5 - Nr. 1K3
N«,oltzer Tsgblett ^Der GeseLschnster-
Freitag, den 5. Mai 1833.
WSrliemberg
Das neue Studentenrecht
Stuttgart. 4. Mai. Der Herr Kultminister hat der Universität Tübingen, der Technischen Hochschule Stuttgart und der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim di« neu« Verordnung über die Bildung von Studentenschaften an den württembergischen Hochschulen vom 1. Mai 1933 zugehen lassen. Die neue Verordnung tritt an die Stelle des alten Studentenrechts, das im Fahr 1921 für die Studentenschaften erlassen und bisher ohne Unterbrechung in Geltung gewesen ist.
Das neue Studentenrecht bestimmt aus Grund des Reichsgesekes über die Bildung von Studentenschaften an den wissenschaftlichen Hochschulen vom 22. Avril 1933, daß die volleingeschriebenen Studenten deutscher Abstammung und Muttersprache unbeschadet ihrer Staatsangehörigkeit di« Studentenschaft einer Hochschule bilden, wahrend im Men Studentenvecht die Staatsangehörigkeit maßgebend war.
Gegenüber dem bisherigen Recht sind di« Ausgaben der Studentenschaft und ihr« Mitwirkung an der Selbstverwaltung der Hochschule erweitert, insbesondere ist die Teilnahme von Vertretern der Studentenschaft an den Verhandlungen der Senat« und der Fakultäten mit beratender Stimme vorgesehen in allen Angelegenheiten, di« von der Skckentenschaft saßungsgemäß zu betreuen sind.
An di« Stelle des bisherigen von der Studentenschaft gewählten Allgemeinen Studentenausschusses und des von diesem gewählten Vorsitzenden tritt der von seinem Amts- vovgänger berufene Führer, der sein« Mitarbeiter ernennt und Mein für die Führung der Studentenschaft verantwortlich ist. Die Studentenversammlung hat den Bericht der Amtsstellen Wer die Studentenschaftsarbeit entgegenzunehmen. Di« hündische Kammer, in die jede an der Hochschule zugelassene studentische Gruppe, di« die Erziehung ihrer Mitglieder zur Einordnung in die Volksgemeinschaft durch Wöhr, und Arbeitsdienst und Leibesübungen zu ihren besonderen Ausgaben macht, einen Beauftragten entsendet, dient der Beratung und Unterstützung des Führers und seines Mitarbeiterkreises.
Endlich tst das Aufsichtsrecht des Rektors und de» Senats über das satzungsmäßtge Verhalten der Studentenschaft und ihrer Amtsstetten genauer festgeletzt »ich erweitert worden.
Stuttgart, 4. Mai.
Der Reichskanzler lehnt ab. Wie bereits gemeldet, hat di« Architekturabteilung der Techn. Hochschule in Stuttgart dem Reichskanzler Adolf Hitler die Würde eines Doktors ehrenhalber verliehen. Wie jetzt bekannt wird, wurde dieser Beschluß verfrüht herbeigeführt. Man hatte versäumt, sich beim Reichskanzler zu erkundigen, ob er gewillt sei, eine solche Ehrung anzunehmen. Jetzt ist eine Nachricht aus Berlin eingetroffen, nach der der Reichskanzler eine derartige Ehrung ablehnt, so daß die Techn. Hochschule ihren Beschluß wird rückgängig machen müssen.
Amtlich wird dazu aus Berlin gemeldet: Reichskanzler Adolf Hitler hat dem Rektor und Senat der Technischen Hochschule in Stuttgart unter gleichzeitiger Uebermittlung seines Dankes für di« ihm erwiesene Ehrung darum gebeten, au» grundsätzlichen Erwägungen von der Verleihung der Würde eines Doktor-Jng. an ihn freundlichft absehen zu «ollen.
Beileid d«r Württ. Skaaksregierung. Der Staatspräsident hat der Familie des verstorbenen früheren Landtags- vrästdenten Theodor Körner in Herrenberq im Namen der württ. Staatsregierung das wärmste Beileid ausge-
sprvchm.
Konferenz der Justtzminister. Am Samstag, 6. Mai 1933 sticket im Neuen Schloß in Stuttgart eine Besprechung sämtlicher Justtzminister der Länder in Anwesenheit des Herrn Reichsjustizministers statt. Abends werden die Gäste mit den Führern der Bewegung und den Spitzen der Behörden Zusammensein. Ein Besuch in Tübingen ist für Sonntag, 7. Mai vorgesehen.
In- Innenministerium berufen. Negierungsrat Dr. Frhr. v. Matter in Neckarsulm ist ins Innenministerium als Hilfsarbeiter de- Staatskommissars für die Bearbeitung von Ortsvorsteherfragen, Lanürat Dr. Battenberg, mit sofortigem Dienstantritt berufen worden. '
Anfammenschluß bei den Krankenkassen. Der Verein der E «schäft«leite r der Ortskrankenkassen beschloß in einer Versammlung am Sonntag nach einem Vortrag von Verwaltungsdirektor Dr. Siegrist die Vereinigung des Vereins mit der Fachgruppe der A n g e st e l l te n der Krankenkassen im Zentralverband der Württ. Gemeinde- und Kör- ^erschaftsbeamten. Der Verein bildet nunmehr eine Sektion innerhalb der genannten Fachgruppe. Zum Vorstand wurde einstimmig Dr. Siegrist gewählt, der als Ausschußmitglieder. die Geschäftsleiter Käßer - Waiblingen, Blum- Göppingen, Simon- Ulm und Hamberger- Kirchheim berief.
In einer gemeinsamen Versammlung der Fachgruppe (Geschäftsleiter und Kassenangestellte» wurde der Zusammenschluß und die vollzogene Arbeitsgemeinschaft mit dem Bund der Krankenkassenbeamten im Reich lebhaft begrüßt. In den Vorstand der Fachgruppe Ortskrankenkassen wurden sodann gewählt die Herren Raufer, Günthner, Berger, Le uze (Stuttgart) Rei hing er (Eßlingen), Vogel (Ludwigsburg), Rappold (Cannstatt), Kümmerte (als Vertreter der Betriebskrankenkassen), wozu noch Dr. Siegrist tritt. Nach einem Vortrag von Verwaltungsdirektor Nuding über die beamtenpoliüsche Lage wurde eine Entschließung angenommen, in der als Ziel der Vereinigung über die Berufsvertretung hinaus im Verein mit der Reichsregierung positive soziale und geistige Erneuerung, saubere und wirtschaftliche Verwaltung auf der Grundlage des nationalsozialistischen Gedankens bezeichnet wird.
Elektrische Triebwagenzüge. Am Dienstag, 2. Mai, haben di« dienstlichen Versuchsfahrten mit Triebwagenzügen auf der Vorortstrecke Ludwigsburg—Stuttgart Hbf.—Eßlingen begonnen. Vier Paare solcher Züge fahren täglich bis 13. Mai nach Bedarf auf Eisis 4 und 5 im Stuttgarter Hauptbahnhof zu folgenden Zeiten ein und aus: 7.24, 8.21, 9.26, 11.10, 13.11, 14.19, IS 34 und 17.08 Uhr. Der öffentliche Verkehr wird, wie bereits mitgeteilt, am 15. Mai ausgenommen.
Beurlaubungen an -er Technischen Hochschule. Der Herr Kuttminister hat die Privatdozenten an der Technischen Hochschule Stuttgart, Professor Dr. Baum, in Alm und Prof. Dr. Kauffmann in Reutlingen bis aus weiteres beurlaubt.
Gleichschaltung bei den Kriegsopferorganisationen. Vom Sttmtskommissar für Reichsbundangelegenheiten, Greß, MdL., erhalten wir folgende Mitteilung: Bor einigen Wochen trat der Reichsbund der Kriegsbeschädigten, Gau Wärt- temberg, zum Natsoz. Neichsbund deutscher Kriegsopfer über. Am 2. Mat 1933 hat sich auch die Reichsleittrng des Reich-Hunds in Berlin geschlossen der Führung des natsoz. Reichstagsabgeo rdneten Oberlindober, dem Leiter der neuen Einheitskriegsopserorganisatton, unterstellt. Hiermit ist di» Vereinheitlichung der Kriegsopferbewegung im ganzen Reich restlos durchgeführt. Ein in der württ. Kriegsopfer- bewegung besonders vevdienter Führer, Oberpostinspektor Christian Hartmann, ist zur NSDAP, übergetreten. Hartmann gehörte dem Württ. Landtag 12 Jahre lang wls Bertreter der Deutschen Bolkspartei an.
Eröffnung de- Krieg-museum- am 13. Mai. Am Samstag, den 13. MM vormittags 11 Ahr, findet die feierliche Eröffnung de- Kriegsmuseums auf Schloß Rosenfiein statt, welches insgesamt 15 Zimmer und Säle umfaßt.
Abgelehnke Berufung. Eyvind Laholm und Richard Bitterauf sind eingeladen worden, bei den Richard- Wagner-Festspielen in Barcelona die Rollen de» Parsifal, Siegmund und Klingsor zu spielen. Im Interesse der Staats- theater haben es die beiden Künstler abgslehnt, diesem ehrenden Ruf Folge zu leisten.
Erfolg Stuttgarker Künstler. Preisträger im Wettbewerb für Las Richard Wagner-Denkmai in Leipzig find Architekt Hans Herkommer, Bildhauer Peter Otto Heim. Kunstmaler Emil Glücker, sämtlich in Stuttgart.
Oberstaatsanwalt Dr. Tafel bestreitet seine strafrechtlich« Schuld. Die Devisenschiebung des flüchtigen früheren Rechtsanwalts Dr. Schwarzkopf, in die der Stuttgarter Oberstaats, anwalt Dr. Tafel verwickelt ist, zieht immer weitere Kreise. Entgegen der bisherigen Uebuna kommt der Fall daher auch nicht im Schnellverfahren zur Aburteilung, weil eine Vor- Untersuchung notwendig wurde, die gegen die bisherigen Beschuldigten eröffnet wurde. Oberstaatsanwalt Dr. Tafel, t der sich noch immer in Untersuchungshaft befindet, bestreitet
E« aveuLks vekruts - nvmssskrücnr»
„Allerdings, eine Amerikanerin hier im Hotel, die seit gestern abend erkrankt ist, hat ihren Logenplatz zur Verfügung gestellt. Aber Signore von Kamp sagte mir, 250 Lire wollten Sie für das Billett nicht anlegen. Sir Schory von der englischen Admiralität hat dann in letzter Stunde den Platz übernommen."'
Or. von Kamp hatte also geschwindelt, hatte ihn auf die gemeinste Art um diesen Abend betrogen. Mit Absicht hatte er sein Zusammensein mit Marianne Hintertrieben, und das konnte nur eine» Grund haben, nämlich Marianne für sich zu gewinnen.
Alfred faßte sich, murmelte etwas von einem vorliegenden Mißverständnis, damit der Hoteldirektor nichts merkte, und stürmte hinaus in den Garten. Wenn ihm Or. von Kamp jetzt begegnet wäre, er hätte ihn ohrfeigen können.
Wohl eine Stunde lief Alfred durch den Hotelpark und überlegte, was er tun sollte. Endlich hatte er sich soweit beruhigt, daß er fähig war, klar zu überlegen.
vr. von Kamp würde er noch heute abend zur Rechenschaft ziehen.
Mit Marianne wollte er am nächsten Vormittag sprechen. Sie würde über die unehrliche Handlung des Freundes ihres Bruders sicherlich ebenfalls sehr empört sein.
Langsam schritt er zur Hotelhalle zurück. Hastig trank er in der Bar einige eisgekühlte Vermouth-Soda, hielt sich dann einige Zeit im spiegelglitzernden Saal auf, wo ein internationales, mondänes Publikum lachte, flirtete und nach den gedämpften Klängen einer Jazz-Kapelle tanzte, und postierte sich draußen auf der großen Terrasse an einem kleinen, im Hintergründe stehenden Tischchen.
Kurz vor 12 Uhr fuhr unten an der Terrasse ein Auto
vor. Alfred beobachtete, selbst unbemerkt, wie Marianne mit ihrem Bruder und dessen Freund die Treppen emporstiegen.
Durch die hohen Fenster des Vestibüls sah er, daß sich die beide» Herren von Marianne verabschiedet«» und zur Hotelbar gingen, während Marianne mit dem Fahrstuhl zu ihrem Zimmer fuhr.
Alfred wartete noch einen Augenblick, dann ging auch er zur Bar.
Heinz von Weltersburg und vr. von Kamp sahen erstaunt auf, als sie ihn so plötzlich kommen sahen.
Noch überraschter waren sie jedoch, als Alfred sehr förmlich zu vr. von Kamp sagte, er möchte ihn gerne einen Augenblick draußen allein sprechen.
Daß die Geschichte mit dem Theaterbillett so schnell herauskam, zweifellos handelte es sich doch darum, war vr. von Kamp mehr als peinlich. Da er sich jedoch in Gegenwart seines Fxeundes sicherer fühlte, versuchte er schnell» die Angelegenheit ins Harmlose zu ziehen.
„Warum so ungemütlich, Herr Wenger?" meinte er, etwas unsicher lächelnd. „Vor Herrn von Weltersburg habe ich keinerlei Geheimnisse. Also schießen Sie hier schon los, was Sie auf dem Herzen haben."
Alfred übersah den ihm angebotenen Stuhl mit Absicht, stellte sich jedoch dicht vor vr. von Kamp und sagte:
„Sie scheinen eine Unterredung unter vier Augen zu fürchten, Herr Doktor! Der Hoteldirektor hat mir erklärt, daß heute abend, als Sie mit ihm wegen einer Theaterkarte für mich verhandelten, übrigens ohne von mir darum gebeten worden zu sein, er Ihnen ein Billett angeboten habe, Sie hätten dies mit der Begründung abgelehnt, daß ich den hohen Preis dafür nicht anlegen wollte. Zu mir sagten Sie in Gegenwart des Herrn von Weltersburg, daß unter keinen Umständen mehr vom Hoteldirektor ein Billett zu beschaffen sei."
vr. von Kamp, der sich von seiner Überraschung schnell erholt und eine Ausrede gefunden hatte, lachte gezwungen auf.
„Also das ist es, was Sie so in Harnisch bringt? Ja.
jeher» Sie, mein lieber Herr Wenger, ich habe doch nur Ihr
nach wre vor, sich irgendwie strafbar gemacht zu haben, gibt aber zu, daß er mit Dr. Schwarzkopf in Verbindung gestanden hat, doch stellt er sich dabei auf den Standpunkt, daß seine Handlungsweise als Oberstaatsanwalt lediglich vom moralischen Gesichtspunkt aus zu beanstanden sei.
Diebesbande abgeurkeilk. Die Große Strafkammer beim Landgericht verurteilte den 26jährig«n Manfred Kübler aus Stuttgart wegen 6 Verbrechens des vollendeten und 4 Verbrechens des versuchten schweren Diebstahls zu drei Jahren Gefängnis, den 22jährigen Fritz Wiefinger aus Stuttgart wegen 5 Verbrechen des vollendeten und 4 Verbrechen des versuchten schweren Diebstahls zu 10 Monaten Gefängnis und 2 weitere Angeklagte zu 5 und 4 Monaten Gefängnis. Die Angeklagten hatten im März auf Anleitung des Angeklagten Kübler planmäßig zahlreiche Einbrüche in Stuttgart und Umgebung ausgeführt, wobei sie sich auf Ladengeschäfte spezialisierten, die sie zur Nachtzeit gewaltsam öffneten.
Enkarkung in der Geschäftsführung der Architekten. Vom
Bund Deutscher Architekten (VDA.), Landesbezirk Württem- berg und Hohenzollern, wird uns geschrieben: Ein nicht geringer Teil des Architekten- und Technikerstandes bearbeitet Bauaufträge um Honorarbeträge, mit denen nicht einmal die eigenen Selbstkosten bestritten werden können und sucht sich schadlos zu halten an Provisionen von selten der Unternehmer und Lieferfirmen. Der dadurch weiter sehr bedrohten Existenzfrage des Architekten glaubt der BDA. als geeignete Maßnahme gegen diese Art von Korruption durch folgenden Beschluß zu dienen: „Der BDA. Landesbezirk Württemberg und Hohenzollern arbeitet grundsätzlich nur mit Firmen, die es ablehnen, Provisionen in irgendeiner Form zu geben, um damit die unsauberen Elemente im Bau- technikerstand auch noch geradezu zu unterstützen. Der BDA. erklärt ausdrücklich, daß jede Firma, die mit Provisionen arbeitet, für die Mitglieder des VDA. grundsätzlich für Aufträge ausscheidet, falls der BDA. von dieser Art Geschäfts, gebaren der betreffenden Firma Kenntnis bekommt."
Luftsport-Aussiellung. In der Gewerbehalle und in den anschließenden Hallen wird vom 27. Mai bis 18. Juni eine pusHport-AtWstelkmg „D e l a" gezeigt werden. Dt« Ausstellung wird neben den moderne» Sport* und Tourfftik- Mugzeugmotoren ustv. besonders die in Frag« kommend«» Leistungen der württembergifchen Industrie — genannt seien di« Name« Daimler-Benz, Dornier, ZepyeÜn, Hirch» Klemm ustv. — zur Anschauung bringen. Ferner komme» sämtliche Luftfahrtwettbewerbe 1909—1932 mit Modellen Mer seitherigen Flugzeuge Mr Darstellung. Auch Ftzckunsts, Möglichkeiten werden aufgezeigt: u. a. wird ein fflugauto und ein Wochenend-Flugboot aus dem Jahr 1980 zu sehen sein. Einen breiten Raum wird das SegÄflvgwesen «innehmen. Ein« weitere Abteilung veranschaulicht de» Freiballonsport. Auch ein Stratosphärenballon mit Gmckel wird nicht fehlen.
llnterhattszufchüsse für Referendare. Die württ. Regierung wird sich in Bälde mit der Frage der Unterhalts- zuschüss« für di« Referendare beschästigem Es handelt sich dabei im wesentlichen um die drei Gruppen der Studien», Justiz, und Fvrstreferendare. Viele dieser Referendare befinden sich in wirtschaftlicher Notlage.
Vom Tag«. In einem Haus des westlichen Stadtteils in Stuttgart verübt« ein 71 I. a. Mann Selbstmord durch Erschießen.
Generaldirektor Lolsmann 66 Jahre alt. Kommerzienrat Dr. h. e. Alfred Colsmann, der früher« Generaldirektor de» Luftschiffbau Zeppelin in Friedrichshofen, feiert am 7. Mai in Stuttgart seinen 60. Geburtstag.
Die württembergische Regierung seht Zwangsversteigerungen bi« 1. Juli aus. Wie der NS-Kuvier «rfwhrt, hat di« Württ. Regierung eine Notverordnung in Vorbereitung, di« bestimmt, daß bis zum 1. Juli vorläufig kein Zwangsvollstreckungstermin mehr anberauntt werden darf.
Zustrom zur deutschnationalen Front. Der Zustrom zur
deutschnationalen Front ist wie in allen Teilen de» Reichs so auch in Stuttgart sehr stark. In seiner gestrigen Sitzung beschloß d>er Aufnahmeausschuh, die Aufnahmegeisuche von weiteren 92 Stuttgarter Bürgern zu bejahen.
Beikragsherabsetzung gefordert. Di« Nachprüfung der
> Geschäfts- und Rechnungsergebnisse der Krankenkassen für
> das Jahr 1932 hat ergeben, daß Detriobskvankenkaffen viel- fach über stille Reserven verfügen, die Wer das dovvelte.
Bestes im Auge gehabt. Der Direktor hatte tatsächlich noch einen der teuersten Logenplätze zur Verfügung, verlangte jedoch 250 Lire dafür. Da dachte ich mir gleich, daß, umgerechnet, etwa 50 Reichsmark doch ein bißchen happig für so'n Theaterbillett wären. In Gegenwart von Mariarme habe ich in Ihrem Interesse absichtlich von diesem teuren Platz geschwiegen, denn" — hier wandte er sich an Heinz von Weltersburg, „wie du ja weißt, Heinz, weiß deine Schwester wirklich noch nicht den Wert des Geldes zu schätzen, und sie hätte es sicherlich übel genommen, wenn man nicht einfach 50 Mark opfert, um dafür zwei Stunden mit ihr zusammen im Theater zu sein. Dankbar sollten Sie mir sein, Herr Wenger, daß ich Ihnen eine Szene vor Marianne und dazu 50 Mark erspart habe. Hoffentlich zeigen Sie sich jetzt erkenntlich und spendieren dafür ein paar anständige Coktails."
„Herr Doktor", erwiderte Alfred gelassen, „was Sie da sagen, glauben Sie selbst nicht. Die wahren Absichten, die Sie mit Ihrer Handlungsweise hatten, sind mir klar. Glauben Sie nicht, mich hinters Licht führen zu können. In Zukunft suchen Sie sich jedoch ehrliche Waffen aus. Ich glaube nämlich nicht, daß Sie durch solcherlei Machenschaften bei Marianne gewinnen werden."
Wütend sprang vr. von Kamp jetzt auf. Jetzt, da er seine Absichten erkannt sah, vergaß er alle Vorsicht.
„Was wollen Sie", sagte er, „was geht Sie das an, ob ich Mariannes Auge gewinne oder nicht. Achten Sie lieber auf sich! Glauben Sie, Ihre Handlungsweise wäre korrekt, einem solch jungen Mädel schon den Kopf zu verdrehen und einfach ins Ausland nachzureisen? Ob man Ihren Verkehr mit der knapp Siebzehnjährigen im Hanse Weltersburg überhaupt dulden will, danach fragen Sie nicht!"
„Schweigen Sie!" fuhr Alfred ihn an. „Was zwischen Marianne und mir ist, darüber bin ich Ihnen keinerlei Rechenschaft schuldig. Ich glaube, daß Herr von Weltersb n, g selbst Mann genug ist, für seine Schwester einzutreten. Mit Ihnen möchte ich nichts mehr zu tun haben."
(Fortsetzung folgt.)