Leite 8 - Nr. 71 Nagoldcr Tagblatt »Der Gesellschafter"
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Das neue Deutschland Der große Tag von Potsdam Uneingeschränkte Macht der Regierung / Diktatorische Vollmacht des Kanzlers / Das Ermächtigungsgesetz angenommen / Abwehrnotverordnungen und Amnestie / Steuerlicher Mittelftandsschutz / Eröffnung des Preußischen Landtags / Englischer Abrüstungsvorschlag s («.!.?.) / Mussolinis Gegenvorschlag und Trankreichs »Herzliche Zustimmung
„Mit dem heutigen Potsdamer Tag des nationalen Deutschlands soll eine neue Zeit der deutschen Geschichte an heben, und alle Deutschen, einig in ihren Ständen und Stämmen, sollen ihn miterleben." Das war der Wille des Reichspräsidenten und der Reichsregierung in den Aufrufen zu dem großen Tag des 21. März 1933: Der altpreußische Gei st von Potsdam solle den mißverstandenen und falsch angewandten Geist von Weimar, den aus dein Westen übernommenen und dann überspitzten parlamentarischen Gedanken der Nationalversammlung überwinden und aus eigener Kraft ein neues Deutschland schaffen. Die deutschen Menschen sollen den Klassengedanken und den Parteigeist überwinden und Volk in einem höheren Sinn werden, und dieses Volk soll im Staat aufgehen und der Staat in ihm.
Wer den „großen Tag" miterlebt hat. ob in Potsdam oder in Berlin oder irgend anderswo im Reich, der muß bezeugen, daß das deutsche Volk mit freudiger Zustimmung überall der Aufforderung der Regierung gefolgt ist, in diesem Sinn den Zusammentritt des neuen Reichstags in Potsdam als nationales Ereignis zu feiern. Das Bekenntnis zu jenem Geist, der das Reich einst groß gemacht hat und es auch zu neuem Aufstieg zu führen vermag. Dieses Bekenntnis hat am 21. März einen überwältigend begeisterten Ausdruck gefunden, den man in unserem von Zwietracht zerrissenen Volk lange entbehrt und deshalb um so freudiger begrüßt hat.
Nun aber ist der Festtag der Nation verrauscht, es gilt, sich im nüchternen Alltag so zu bewähren, wie man es im Schwung der Begeisterung sich gelobt hat. Die neue Regierung hat in der Vorlage des Ermächtigungsgesetzes den Weg gezeigt, den sie zur Erfüllung ihres Versprechens, das Reich aus der Krise herauszureißen, einzuschlagen gedenkt. Nachdem die Parteien so lange keine fruchtbare Arbeit mehr geleistet haben, verlangt die Reichsregierung nun siir die Zeit von vier Jahren eine fast uneingeschränkte Machtfülle, um die Neuordnung Deutschlands durchzuführen, so zwar, daß sie bei den von ihr beschlossenen Gesetzen auch von der Verfassung abweichen kann, soweit die Einrichtungen des Reichstags und Reichsrats und die Rechte des Reichskanzlers nicht betroffen werden.
Die ganze Gesetzgebung fällt nach den Vorschriften des Ermächtiaungsgesetzes künftig der Neichsregierung, vor allem dem Reichskanzler zu, der diktatorische Vollmacht erhält. Fürs erste wird der Reichstag dabei allerdings ausgeschaltet. Die Reichsregierung erhält in der Aufstellung des Haushalts, der Kreditbeschaffung, dem Abschluß von Verträgen mit fremden Staaten und in ander.n wichtigen Fragen völlig freie Hand. Auch die Unter- schrift des Reichsp räsi denten ist zur Verkündung der Gesetze nicht mehr nötig. Dem Kanzler steht a'so eine absolutistische Machtfülle zu.
Diese Machtfülle legt der Regierung aber auch eine Verantwortung von geschichtlicher Größe auf. Und es ist ein Zeichen von Mut und Selbstvertrauen, daß die Neichsregierung vor dieser Verantwortung nicht zurückschreckt, gestützt auf das Vertrauen, das das deutsche Volk ihr durch die Wahl vom 5 März zum Ausdruck gebracht hat. Entscheidend fällt auch ins Gewicht, daß der Mann, den die ganze Nation als Bürgen für Reckt und Gesetz verehrt, Reichspräsident von Hindenburg, seine Einwilligung gegeben hat. Er fürchtet also keinen Mißbrauch der Machi. Geschieht alles weitere im richtig verstandenen Geist von Potsdam, im selbstlosen Dienst am Ganzen, dann ist es nur zu begrüßen, daß wir einen starken nationalen Staat bekommen und kein Parteiklüngel mehr den geraden Kurs durchkreuzen kann. Dann wird die Regierung aber auch den Wert der freien Mitwirkung des Volk s nicht verkennen, eines Volks, das mrs den aersvaltenen Erstickten i zu einer einigen Nation mit Nationalbewusstsein und Na- tionalstolz zusammenqeschweisst ist.
In München wurde am 20. März bekanntgegeben, daß ein Anscklag auf den Reichskanzler Hit- l e r rechtzeitig habe vereitelt werden können, und von kommun.stzch.m Elementen in der Schweiz seien weitere Anschläge gegen den Reichskanzler und andere führende Männer der Regierung geplant. Die 'Anschläge gehen also auf ausländische Einflüsse zurück, aber auch in Schlesien wurde neuerdings ein weitverzweigtes Komplott entdeckt. Die Regierung ist aber auf der Hitt und geht rücksichtslos gegen die Verschwörer vor; die n-me Notverordnung -ur Abwehr heimtückischer Angriffe gegen die Regierung der nationalen Erhebung und die Einsetzung von S o n Vorgerichten gibt ihr eine scharfe Waffe in die Hand. Zugleich wird aber auch eine weitherzige volitüche Amnestie durchgeführt, von der zu hoffen ist, daß sie Irregeleitete zur besseren Einsicht führt.
Inzwischen wird von der Negierung an der Wirtschaf l s- und V e r w a l t u n g s r e f o r m emsig weitergearbeitet. Die neue Wirtschaftspolitik hascht nicht nach Popularität etwa durch nutzlose Steuergeschenke, denen so und so viele Neusteucrn Legenüberswndeu — das war z. B. Mode unter dem früheren Reichsfinanzminister Reinhold — sondern sie ist von ausgesprochener Nüchternheit und Sachlichkeit. Der M i t t e l st a n d s ch u tz wild z. B. in der Weife durchgeführt» daß die konkurrierenden Großbetriebe, Warenhäuser ufw. mit höhren Steuern belegt, die Zweigstellen besonders besteuert und alle Bevorrechtungen ausgehoben und Neuerrichtungen von sogenannten Einheitspreisgeschäften verboten werden. Ob die vom Reicheernäh- rungsministerium gewünschte Aushebung der Schlacht st euer zur Durchführung kommt, muß abgewartet werden. Jedenfalls sind schon sehr bald nach Inkrafttreten des Ermächtigungsgesetzes verschiedene wichtige Wirtfchasts- und Finanzgesetze zu erwarten.
Einen Tag nach dem Reichstag, ani 22. März, dem Geburtstag des Kaisers Wilhelm I., ist nun auch der Preußische Landtag durch den 83jühr:gen Alterspräsidenten Abg. General L i tz m a n n eröffnet worden. Die erste Sitzung ging, wie diejenige des Reichstags im Krolltheater, wie am Schnürchen. In beiden Fällen waren die Kommunisten ausgeschaltet. Die Parteien der Regierung — Nationalsozialisten und Kampffront Schwarz-Weiß-Rot — verfügen aber überhaupt im Landtag mit zusammen 254 von 476 Abgeordneten über eine feste Mehrheit. Litzmann wies in feiner Eröflnungsrede auf den Frühling hin, der für den Landtag und das deutsche Volk angebrochen sei, er nannte ihn den H i t l e r f r ü h l i n g. In erster Linie sind im Landtag Aenderungen der Geschäftsordnung beantragt, die eine straffe Geschäftsführung gewährleisten und das viele unnütze Gerede verhindern sollen. Gefallen ist z. B. schon jene Bestimmung, die vor der Landtagswahl im 'April vorigen Jahres von dem damaligen Landtag über die Wahl des Ministerpräsidenten gerade noch vor Torschluß beschlossen war, um die „Hoheitsregierung" Braun künstlich am Leben zu erhalten. Dieser parteipolitische Winkelzug hat bekanntlich den ganzen üblen Streit Reich- Preußen hervorgerufen, der wiederum zu den einschneidenden Maßnahmen des Reichs auch in Sü-dde-utschland führte. Der Preußische Landtag wurde bis 2. Mai vertagt.
In Genf hat ein großes Begräbnis stattgefunden: Man hat den A b r ü stu n g s v o r s ch l a g Mac Donalds, der die festgefahrene Abrüstungskonferenz „retten" sollte, mit feierlichen Reden dem Orkus übergeben. In seiner Verzweiflung reist Mac Donald mit seinem Außenminister Simon zu Mussolini nach Roni. Aber der kluge weitblickende Duce konnte in seiner Trostrede die englischen Gäste nur., auf seine bekannte Turiner Rede vom vorigen Jahr verweisen: Die Engländer sollten doch endlich aufhören, von dem ganz unter französischem Einfluß stehenden Völkerbund etwas Gutes für den europäischen Frieden und die Abrüstung zu erwarten. Wenn es überhaupt besser werden sollte, so müssen die vier Großmächte England.
____Sumstag, den 25. März 1933.
Frankreich, Italien und Deutschland unter bewußter Aus- Trabanten Frankreichs, die Leitung der Geschicke Europas in die Hand nehmen. Ein von der Völker- bundsversammlnng zu beschließendes Ermächtigungsgesetz sei dazu gar nicht nötig, die vier Mächte seien Manns und
r, ihren Willen in Europa durchzusetzeu. Aber
allerdings müßten sie einen guten Willen und ehrlich e A b s i ch t e n haben: vor allem müssen die verrückten Friede ns vertrüge falle» und die Gleichberech- t i g u n g Deutschlands in jeder Hinsicht anerkannt werden.
, Den Engländern war offenbar nicht ganz wohl zumute, als sie sich von Mussolini verabschiedeten. Sie suchten aus der Hemweiss noch die Pariser Kollegen Daladier und w ^ 'ms. um von ihnen zu bören, daß man
in Paris de» Musiolini-Plaii in Grund und Boden ver- caiume, die ganze schöne Borherrschast Frankreichs würde sa durch ihn wieder aufgehoben. Der Meinung war ohne Zweifel auch der französische M i n i st e r r a t, der am Tag darauf stallfand. Amtlich aber winde erklärt, der Mussolini- Plan habe die „herzIi ch e Z u st i m m u n g" des Mini- terrnts gesunden, nur müssten verschiedene „Vorbehalte" gemacht werden, die gerade die Haup'i punkte
SonMgsgedanken
Es soll Friihlinq werden
O Deutschland, schwöre der Gaffe ab und suche wieder ! Waldpfad und Feldweg mit all dep wartenden Gesängen ^ deiner jetzt verstörten Seele. ' L i e n h a r d.
Wichtiger als alles, was jetzt die Welt mit Lärm erfüllt, wäre das eine: das Volk wieder zum Gnlen und Schönen, zu Treue und Tüchtigkeit, zu Heimat und Vaterland zu erwecken. Rosegger.
Die junge Saat
Wenn im Mürz der erste laue Frühlingswind über die Felder geht und die Schneedecke vertrieben hat, dann geht der Bauer hinaus auf den Acker, um nach dem Stand der Wintersaaten zu schauen. Und ob er es schon oft erlebt und geschaut, sa erlebt er das Wunder doch immer wieder mit neuein, freudigem Staunen: die Saat ist glücklich und gesund durch den Winter gekommen und streckt sich dem Frühling entgegen! Er weiß es ja aus eigener, vielfach schmerzlicher Erfahrung nur gar zu gut: so ein Durchkommen der Saat durch den Winter ist alles andere als selbstverständlich. Wenn die Schneelast zu koch und zu lange auf den Feldern liegt, dann erstickt die Saat und verdirbt unter der dichten und undurchdringlichen Decke. Es mag aber auch sein, daß der Schnee ausbleibt, und daß dann in der Nacht eisiger Frost das Erdreich tief hinuntergefrieren läßt und uni die Mittagszeit warmer Sonnenschein die harten Krusten wieder auftaut. So ein Kampf zwischen Frost und Hitze ist des Saatguts gefährlichster Feind. Uni so größer ist das Wunder, daß das schwache, allem Tod und Verderben wehrlos preisgeoebene Saatkorn dennoch lebt und grünt und überraschend bald das Erdreich mit einem frischgrünen Teppich überzieht!
Es ist kein Zufall, daß Jesus sein Wort des öfteren mit solchem Saatkorn verglichen hat. Eben dies Wort ist auck allen möglichen Gefahren wehrlos pceisgegeben: eisig kalter Ablehnung und glühend heißer Verfolgung, haßgepeitschten hageldicht fallenden Angriffen mit Waffen des Geistes oder auch init brutaler, roher Gewalt, nicht zuletzt dem mörderischen Mißbrauch allerlei Schmarotzer, die nur genießen, nie und nimmer aber dienen wollen! Und doch: dies Work lebt und grünt und reift der großen Ernte entgegen. Das von Millionen verlästerte Gotteswort, die Botschaft des Christentums, soll nach dem feierlichen Bekenntnis der Regierenden die innerste Kraft und Triebfeder des Wiederaufbaus werden! Wer möchte sich nicht darüber von Herzen freuen, der in seinem eigenen Leben diese Botschaft als Heil erkannt hat! Es gibt unzählige Beweise, daß die» „schwache" Wort eine unüberwindliche Kraft in sich trägt Wie das Saatkorn durch den Winter kommr und den Land- mann hoffen heißt, so auch das Evangelium. G. Sch.
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Roman von Kurt lVIurtiu
/Lite ksobts vordsbultsu. — diuoückruolr verboten 57 Oop^rißcht dz? Verla» „bleues Uedso". OwtUu
»Hat Ihr Onkel Ihnen das Geld gegeben?"
„Ich habe kein Geld erhalten. Ich wußte gar nicht, daß mein Onkel —"
„Das wußten Sie also nicht?"
„Nein! — Ich —. Mein Onkel lebt in — in Stettin."
„Nein, der lebt überhaupt nicht mehr. -Der ist tot."
.Ich
„Na, nun leugnen Sie doch nicht mehr! Sie sind Bruno Bauer. — Was wollen Sie denn? Die Auslieferungsver- handlungen werden sofort eingeleitet. Sie sind bald wieder n Deutschland. Sie werden Ihrer Wirtsfrau, ihren Bekannten gegenübergestellt. — Mann, was denn noch leugnen? — Hoben Sie ein so schlechtes Gewissen?"
„Ich —- Nein, ich habe überhaupt nichts getan. Ich bin kein Mörder."
„Das wußten Sie also nicht?"
„Aber in dem Steckbrief steht es."
„Soio. da steht es! — Na, jetzt haben Sie aber glatt zwgestariden, daß Sie der auf dem Steckbrief abgebildcte Mann find. — Ruhig! — Das haben Sie gesagt.
Bruno Bauer zitterte.
„Ich bin aber kein Mörder!"
„Aber Sie sind Bruno Bauer?"
„Ich —. Ja, ich bin es."
„Sehen Siel Also einen Schritt sind wir weiter!"
„Aber ich bin kein Mörder!"
„Ich glaube es auch kaum."
„Sie -?"
Ungläubig sah Bruno Bauer den .Kriminalinspektor an.
„Freilich halten Sie mich für einen Mörder!"
„Nicht so bestimmt, wie Sie denken. — Bleiben Sie jetzt mal sorgsam bei der Wahrheit!"
„Ich — will ja alles sagen."
„Geben Sie zu, Ihrem Onkel Otto Müller sein Erbe, 5000 Mark, gestohlen zu halwn?"
„Min, ich habe nichts gestohlen!"
Paul Stein runzelte die Stirn.
„Hören Sie, wenn Sie lügen, kommen wir nicht weiter. Machen Sie mich nicht ernstlich bös!"
„Ich habe das Geld aber nicht gestohlen. Ich nahm es mir. — Ich bin doch der einzige Verwandte meines Onkels gewesen. Also hätte das Geld doch mir gehört. Das ist doch kein Diebstahl!"
„So! Warum sind Sie dann geflohen?"
„Weil ich ein Narr war!"
„Das Geld gehörte aber doch Ihrem Onkel. Wie nahmen Sie es denn?"
„Aus der Kassette nahm ich es."
„Dann haben Sie es doch auch gestohlen!"
„Er war ja schon tot, als ich mir das Geld nahm."
Paul Stein fragte hastig:
„Tot war er?"
„Ja, er war wahrhaftig schon tot, als ich das Geld nahm. Hätte ich gewußt, daß ein Mord vorlag, dann hätte ich mich freilich gehütet, ins Haus zu gehen und das Geld zu holen. Aber ich dachte doch an Selbstmord. Wenn einer sich aufhängt, dann ist es doch immer Selbstmord!"
„Immer eben nicht! — Jetzt überlegen Sie sich mal jede Frage! — Sie wußten von der Erbschaft Ihres Onkels?"
„Ja, mein Onkel hatte es mir gesagt — auch sonst erzählten die Leute davon."
„Sie wußten auch, wo er das Geld hatte?"
„Anfangs nicht; aber einmal bat ich ihn um Geld. Da gab er mir zwanzig Mark, und die nahm er aus der Kassette. Da sah ich das viele Geld drin — Er war leichtsinnig, der alte Manu, soviel Geld in der Kassette aufzubewahren. Aber so sind eben alte Leute!"
„Und was weiter?"
„Ja, — ich saß wieder mal sehr fest. Hatte kein Geld! Die Nacht durchgezecht. — Man ist eben jung. — Arbeit gab's auch keine. — Da dachte ich mir: „Wozu hingehen und schlafen? Die Nacht ist sowieso halb vorbei. Gehst nach Hohenfried und siehst zu, ob der Onkel wieder etwas Geld herausgibt!" — Ich lief also los. Der Onkel stand immer früh nach vier Uhr auf, jeden Tag. Da wollte ich ihn, noch ehe er später ins Herrenhaus ging, sprecl-en. Ich war in dem Park und ging hin zum Gärtnerhaus. Wie der Weg eine Biegung macht, sehe ich vorn die große Buche und sehe meinen
Onket dran hangen. — Ich denke, der Schlag soll mich rühren. Ich gehe hin. fasse ihn an. Nichts, der ftt tot! — Ich wußte keinen Nat. Da dachte ich an das Geld, an meine Notlage. — Es war ja nun mein Onkel tot. Erben hatte ec außer mir keinen. Ich sagte mir: Wer weiß, wer das Geld jetzt an sich nimmt; vielleicht mußt du erst hundertmal zum Gericht laufen, ehe du es erhülst! Hole es dir selber! — Ich laufe hin zum Gärtnerhaus, gehe in die Stube. Da steht auf dem Schrank die Liassette. Ich steige aufs Sofa, nehme sie herab und renne, was ich kann, davon. Dann begab ich mich zu meiner Wirtin, zog mich um und — fort! — Ich wollte nach Amerika!"
Er sah Paul Stein zweifelnd an.
„Sie glauben mir natürlich kein Wort?"
„Doch, ich möchte Ihnen sogar alles glauben, wenn Sie meine Fragen jetzt zufriedenstellend beantworten können. — Ich mache Sie darauf aufmerksam: Sie sind des Mordes an Ihrem Onkel verdächtig! Sie sind sogar verdächtig, an der Ermordung Herrn Joachim Gerdahlens beteiligt zu sein!"
„Ich? — Was soll ich denn mit Herrn Gcrdahlen zu tun haben?"
„Sie haben eine Zündholzschachte! verlöre», die Giftspuren aufweist."
„Ganz ausgeschlossen! Ich rauche nich!, ich trage nie Zündhölzer bei mir."
„Das werden wir ja noch feststellenl"
„Wahrhaftig, es ist so!"
„Sahen Sie denn irgend etwas Auffälliges, als Sie zu der Buche kamen und Ihren Onkel am Baume hängend erblickten?"
„Gar nichts! Ich sagte es ja schon! Ich schwor auf einen Selbstmord."
„Weshalb sollte denn Ihr Onkel Selbstmord begehen?"
„Weiß ich es! — Er hatte oft so komische Launen. Pollends, seit der alte Herr Gerdahlen tot war. Wenn ich nicht wüßte, daß das Unsinn ist, hätte ich gedacht, mein Onkel sei Gerdahlens Mörder."
„Weshalb sollte denn nun aber Ihr Onkel Ihrer Ansicht nach Selbstmord begangen haben?"
„Vielleicht aus Schwermut. — Er war eben ein Sonderling. — Oder in plötzlicher geistiger Umnachtung!"
(Fortsetzung folgt.j