Leite 3 — Nr. 71
Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter-
Samstag, den 2.1. März 1933.
Oehringen, 24. Marz. Große W a f f e n f u n d e. Bei der am Samstag vorgenommenen Polizeiaktion in Oehringen und im Bezirk Oehringen wurden außerordentlich viel Waffen, wie Militärgewehre, Karabiner, Armeepistolen mit der dazu gehörenden Munition eingezogen. Die eingezoge- nen Waffen wurden mittels Kraftwagen an die Polizeigeräteverwaltung nach Heilbronn abgeliefert. Auch bei der am Montag in Nicdernhall und Künzelsau vorgenommenen Polizeiaktion wurden aus kommunistischen Lagern ebenfalls außerordentlich viel Militärwaffen und über 1000 Schuß Munition und 36 Kilo Sprengstoff herausgeholt. Die Kommunistenführer von Oehringen, Niedernhall und Künzelsau wurden am gleichen Tag noch noch dem Heuberg gebracht.
Aus Stadt und Land
Nagold, den 21. März 1933.
Wenn wir nicht verstanden werden, so ist das nicht immer die Schuld „der anderen".
Was ist heute und morgen alles los?
Samstag.' KM Uhr Turnverein Monatsversammlung im „Schiss". - - 8.30 Uhr. „Velo-Llub", Monatsversammlung im „Anker". 8.30 Uhr Sportverein, Spielersitzung „Bären".
S o n n tag: Vorm. 9.30 Uhr Methodistengemeinde, Missions- sest. 1 Uhr Abfahrt zur Gewerbevereins-Gauversammlung nach Altensteig. - 2.30 Uhr Fußballspiel um den Wan
derpreis des „Gesellschafters": SV. Nagold — Haiterbach in Nagold. 3 Uhr Handballspiel um den Wanderpreis des „Gesellschafters" TV. Nagold - TV. Rohrdorf in RoyrSorf. Tonsilmtheater „Stürme der Leidenschaft" Vorstellungen an beiden Tagen.
Beerdigung von Johann Georg Schaible
Johann Georg Schaible, der Inhaber der Harzfabrik wurde gestern unter Beteiligung einer großen Trauergemeinde zu Grabe getragen. Voran die Stadtkapelle und der Militär- und Veteranenverein, bewegte sich der Zug, ohne die Stadt zu berühren, der Peripherie entlang, hinauf zu unserem schön gelegenen Gottesacker Sladtpfarrer Brecht stellte seiner Trauerrede den Bibeltext Hebr. 13, 14: „Denn wir haben hier keine bleibende Statt, sondern die zukünftige suchen wir" voran. -- Als letztes Glied seiner engeren Familie sei der stille, fleißige Mann der Wiederholung einer Lungenentzündung, die er vor wenigen Monaten überstanden hat, nunmehr erlegen und seiner vor zwei Jahren verstorbenen Frau in den Tod nachgefolgi. Ter Verlust seines einzigen Sohnes im Weltkrieg, der schon die Mutter an den Rand des Grabes brachte, dürfte auch an ihm nicht spurlos vorübergegnngen sein. Für den Militär- und Veteranenverein legte Vorstand Kuppler dem treuen Mitglied, das dem Verein 40 Jahre angehörte, den verdienten Lorbeer ans Grab. Drei Salven und das von der Stadtkapelle gespielte Lied vom „Guten Kameraden" besagte, daß ein alter Soldat gestorben war, der im Frieden ruhen möge.
Methodistengemeinde
Am kommenden Sonntag und Montag feiert die Vezirks- gemeinde der Methodistenkirche ihr jährliches M i s s i o n s f e st. Als Redner für die Sonntag-Veranstaltungen wurde Herr Direktor Zahnte vom Kurhaus Teuchelwald in Freudenstadt gewonnen. Prediger Jahnke ist in Nagold gut bekannt und geschätzt als der ehemalige Leiter des Altenheims Pilgerruhe, ves jetzigen Kinderheims. Er wird im Vormittagsgottesdienst reden über das Thema: „Weltleid und Gottestrost". Das Thema des Vortrags bei der Festfeier am Nachmittag (2 Uhr) lautet: „Weltweit sei der Blick und stark das Herz des Ehrijten". Am Montag abend um 8 Uhr findet dann der Missions-Bazar der Frauenvereine der Gemeinde statt. Es sollen die mancherlei schönen, diesmal durchweg praktischen Handarbeiten der Frauen und Töchter bewundert. - - und verkauft werden. Der Gesamterlös des Abends wird ausschließlich der Missionsarbeit der Methodistenkirche zugewiesen. Prediger Pflüger hält einen Lichtbilderoortrag über die Mission der Bischöflichen Methodistenkirche in Afrika. Ferner werden eine Aufführung und ein Gespräch, sowie Chorlieder und einige Kanons des Töchtermissionsvereins den Abend verschönen und interessant machen. Der Besuch wird sich lohnen. Jedermann ist recht herzlich dazu eingeladen.
. Tonfilm-Theater
Stürme der Leidenschaft.
„Wenn alle Männer wären wie ich, so gäbe es keine untreuen Frauen", sagte Gustav Bumke, und man muß es ihm wohl glauben:. denn wenn irgend einer ihm in die Quere kommt, seine Russenanna anrührt, dann macht er nicht lange Faxen. Dann blitzt ein Messer oder knallt ein Schuß und der Fall ist erledigt. Kein Wunder, daß dieser gemütliche Gustav Stammgast ist im Zuchthaus Plötzensee, von wo er alle paar Jahre wieder mal gewissermaßen „auf Urlaub" entlassen wird. Weniger genau mit der Treue nimmt es allerdings während dieser Zeit seine blonde „Braut". Da haben wir also schon den Ausgangspunkt für eine Kette schlimmster Verwicklungen, die dann in spannenden Situationen unter Blitzen und Krachen ausgetragen werden. „Diese Stürme der Leidenschaft" brausen in dunklen, unterirdischen Bezirken, wo Emil Jannings seit seinen Filmen „Tragödie und Liebe" und „Unterwelt" unbestrittener Herr und Meister und Fachmann ist. Hier ist er wieder der ganze Emil, wie er liebt und lebt, gemütlich und gutmütig, aber auch gefährlich und untergründig. Neben ihm der blonde Vamp. Anna Sten, bekannt aus dem Film „Bomben auf Monte Carlo". Die beiden Stars, Jannings und Sten, sind geschickt herausgestellt durch die vorzügliche Regie Robert Siod- maks, der sich mit diesen „Stürmen" in die Reihe der ersten „Ufa-Regisseure" gestellt hat. Da vergißt man die Bedenken, die man gegen den Kitsch im Sujet hat, pfeift auf die Kunst und zittert und bebt um das Schicksal dieser dunklen Gestalten, Bankräuber und Einbrecher, der leibhaftigen Gebrüder Saß im Film.
Allgem. Orts-(Bezirks-)Krankenkasse Nagold
Es wird uns geschrieben'
Die mehrfachen Veröffentlichungen aus Haiterbach in Sachen der Zulassung des Dentisten Edel veranlassen die Kassenverwaltung zu folgender Aufklärung: Nach den einschlägigen Vorschriften bedarf die Zulassung eines Dentisten zur Kassentätigkeit der Genehmigung des Kassenvorstands. Sie kann aber vom Vorstand nur ausgesprochen werden, wenn das Oberversicherungsamt das Bedürfnis bejaht. Da die Ausgaben der Kasse für für ärztliche und zahnärztliche Behandlung in den vergangenen Jahren sich immer mehr gesteigert haben, sah sich der Kasien- vorstand schon vor längerer Zeit zu dem grundsätzlichen Beschluß genötigt, sich gegen jede weitere Zulassung eines Arztes, eines Zahnarztes oder eines Dentisten im Kassenbezirk, zu wenden. Die Krankenkasse» haben nämlich in jahrzehntelangen Erfahrungen sestgestellt: Je größer die Zahl der zugelassenen Aerzte, Zahnärzte und Dentisten in einem Kassenbezirk, umso höher die Ausgaben! Würde dies nicht zutreffen, so wären die allüberall eingeführten, Zulassungsbeschränkungen völlig überflüssig. Den erwähnten Beschluß hat der Vorstand im ganzen Kassenbezirk konsequent durchgeführt und deshalb nicht nur die Zulassung des Dentisten Edel in Haiterbach, sondern auch diejenige des Zahn- > arztes^Dr. Seydel in Altensteig abgelehnt. Auch die Eröffnung ! einer Filialpraris in Cimmersfeld durch einen Altensteiger Den- !
tisten konnte ans demselben Grund nicht genehmigt werden. Ebenso wurden Anfragen aus interessierten Kreisen in Ebhau- ssn und Wildberg wegen Zulassung eines Dentisten daselbst mit d> m Hinweis auf den grundsätzlichen Beschluß des Kassenvor- stands in verneinendem Sinn beantwortet. Daraus geht hervor, daß die Krankenkasse ernstlich und beharrlich bestrebt ist, nicht bloß eine Erhöhung ihrer Ausgaben zu verhindern, sondern dieselben bestmöglichst zu kürzen, selbstverständlich zu dem alleinigen Zweck, die von allen Seiten mit Recht verlangte Beitrags- Herabsetzung verwirklichen zu können. Die Krankenkasse hat in erster Linie ihre Verwaltungskosten zurückgesetzt und zwar während der letzten zwei Jahre nachgewiesenermaßen um annähernd 40 Prozent und sie muß unablässig ihr Augenmerk darauf richten, daß auch die übrigen Ausgaben in möglichst weitgehendem Maß znriickgehen. Durch weitere Zulassungen von Zahnärzten oder Dentisten werden diese Bestrebungen aber durchkreuzt. Wird in Haiterbach ein Dentist zugelassen, so muß den Gemeinden Ebhaujen, Wildberg und Simmersfeld und zwar hauptsächlich wegen der Versicherten in den umliegenden Ortschaften dasselbe Recht z u g e st a n d e n werden, denn die Versicherten in Ebershardt, Wart und Wenden, ferner diejenigen in Effringen, Schönbronn, Eültlingen und Sulz und erst recht die Kassenmitglieder in Fünfbronn, Simmersfeld und Ettmannsweiler haben dieselben ungünstigen Verkehrsverbindungen wie die Haiterbacher. Die Behauptung, daß die Versicherten in Haiterbach hinsichtlich der zahnärztlichen Versorgung besonders benachteiligt sind, darf durch die vorstehenden Ausführungen als widerlegt bezeichnet werden. Dazu kommt, daß Zahnarzt Dr. Bungert in Nagold bereit ist, ohne Anrechnung von Fahrtkosten die Zahnbehandlungsbedürftigen in Haiterbach wöchentlich ein- oder zweimal ahends nach Arbeitsschluß mit seinem Auto zu holen und nach beendeter Behandlung wieder zurückzuführen. Nun hat sich Dentist Edel, der sich übrigens ohne vorherige Fühlungnahme mit der Krankenkasse in Haiterbach niedergelassen hat, beschwerdeführend an das Oberversicherungsamt gewandt, jedoch mit dem Ergebnis, daß diese Behörde nach Anhörung des Vorstands der Krankenkasse des zuständigen Oberamtsarztes u. des Versicherungsamts Nagold das Bedürfnis für inen Dentisten in Haiterbach verneint u. ihre Entscheidung als endgültig erklärt hat. Seit der Entscheidung ist der Vorstand der Ortskrankenkasse nicht mehr zuständig, das erneute Gesuch des Dentisten Edel zu behandeln. Außerdem besteht bis zum 1. April 1033 in ganz Württemberg eine Zulassungssperre für Zahnärzte und Dentisten. Wie die Zulassungsverhältnisse nach diesem Termin geregelt werden, ist heute noch nicht bekannt.
Unsere Feierstunden
Eine Donaulandschaft bei Regensburg „Vorfrühling" benannt, zeigt uns das Titelblatt. — Die Sehnsucht Tausender, die Filmstadt Holywood hat ihre Produktion eingestellt. - In Mannheim wird für Earl Benz, der zusammen mit Daimler das erste Automobil baute, ein Denkmal enthüllt. — Die Stuttgarter Straßenbahner haben voriges Jahr eine Liliput st r a ß e n b a h n gebaut, die in ihrem Waldheim auf dem Weißenhof im Betrieb zu sehen ist. — Es ist die erfreuliche Tatsache zu konstatieren, daß in der Polnisch-Danziger Frage der Landung der Polen in Gdingen der Völkerbund auch einmal rasche ersprießliche Arveit leistete. Der Dampfer „Wilja" (siehe Bild) ist mit den polnischen Truppen wieder heimwärts gefahren. - Kinder von Neunkirchener Explosionsgeschädigten befinden sich auf der Reise in Jugendheime. - Zum Schluß zeigt das Blatt einen alten Chausseereferendar. - Eine Kurzgeschichte „Sonne im Haus" nimmt ihren Anfang. Die Humor- und Rätselecke soxgt für übliche Kurzweil.
Bürgermeister Pfizenmaier-Aitensteig feines Amts enthoben
Jut Auftrag des Württ. Innenministerium hat Landtags- abgeordncter B ätz n e r - Na g ol v gestern abend 6.30 Uhr, Bürgermeister Pfizenmaier seines Amtes ent- boben und zufolge seiner Vollmachten Sparkassendircktor Walz mit den Amtsgeschäften, vorläufig ehrenamtlich betraut. Die Gründe der Amtsenthebung sind uns noch unbekannt.
Weitere Berichte über nationale Kundgebungen
Sowohl gestern, als auch heute, mußten wir die sich teilweise in endlose Einzelheiten verlierenden Einsendungen aus Raummangel und aus technischen Gründen erheblich kürzen. Wir hoffen, daß diese unerläßliche Maßnahme einem einsichtsvollen Verständnis seitens unserer geschätzten Mitarbeiter begegnet. Die Schristleitung.
Haiterbach, 24. März. Auch hier wurde der Tag der Reichstagseröffnung gebührend gefeiert. Die Stadt zeigte reichen Flaggenschmuck. Mit Einbruch der Dunkelheit bewegte sich ein imposanter Zug mit Fackeln und Lampions, an dem sich die begeisterte Schuljugend und sämtliche Vereine beteiligten, unter Führung der NSDAP, und unter den Klängen der Stadtkapelle durch die Hauptstraßen der Stadt. Nach halbstündigem Marsch war die höhe des Kalkofens erreicht. Bald schlugen die mächtigen Flammen gen Himmel, den Anbruch einer neuen Zeit kündend. In packenden Reden gedachten Fritz Buhl und Oberlehrer Br eins ng der Bedeutung des denkwürdigen Tages und richteten zum Schluß einen ernsten Apell an die Einwohnerschaft und die Jugend, mitzuarbeiten an dem schweren Aufbauwerk der heutigen Regierung. Die beifällig aufgenommenen Ausführungen wurden umrahmt von Vorträgen der Musikkapelle und fanden ihre Bekräftigung in dem gemeinsam gesungenen Horst- Wessellied und Deutschlandlied, mit dem die machtvolle Kundgebung ihren Abschluß fand. Geschlossen bewegte sich der lange Zug zurück zum Städtchen, wo noch lange begeisterte Stimmung herrschte.
Rotselden, 24. März. Am Abend des 21. Mürz erlebte auch die hiesige Bevölkerung eine erhebende Kundgebung für das neue Deutschland. Vor dem Schulhaus sammelte sich ein stattlicher Fackelzug: SA.. Grünfront, Schuljugend, Kriegerverein und Gesangverein. Mit Fahnen. Fackeln und Lampions ausgerüstet marschierte der Zug zunächst auf den freien Platz vor der Kirche. Dort erörfnete Bürgermeister Rentschler die feierliche Veranstaltung. Er wies auf die Bedeutung des Tages für unsere neue Regierung hin und gab dem Wunsche Ausdruck, daß das Werk des Wiederaufbaus zum Glück des deutschen Volkes gelingen möge. Ein Lied der Schuljugend bildete dann den weihevollen Auftakt. Um eine Gruppe von Fackelträgern, die ihre lodernden Feuer in der Mitte zu einer großen Flamme erhoben und vereinten, stand ein Kreis von Knaben und Mädchen und sang mit Hellen kräftigen Stimmen: „Flamme empor". . Darauf wurde das Dorf unter Trommelschlägen und dem Gesang vaterländischer Lieder durchzogen. Als der Zug an seinem Ausgangspunkt zurückgekehrt war, wandte sich Pfarrer Schmid in einer Ansprache an die nun zahlreich versammelte Gemeinde. Er sprach von der besonderen Bedeutung dieser Reichstagseröffnung. Das deutsche Volk habe mit diesem Tage das internationale Weimar verlassen unv sei zurückgekehrt zum Geiste von Potsdam. Es stehe damit wieder am Anfang seines nationalen und kirchlichen Wiederaufbaus. Darauf ergriff Hauptlehrer Miorin das Wort. Er ging aus von den wuchtigen Worten der heutigen Kanzlerrede über die deutsche Uneinigkeit und zeigte, wie diese die Schmach der Revolution von 1018 und die furchtbaren Fesseln des Versailler Vertrages gebracht habe. Diesem schwarzen Tag des Niedergangs stehe als leuchtender Gegenpol die heutige nationale Revolution gegenüber. Alle sollen sich mitreißen lassen von diesem gewaltigen Willensstrom der deutschen Erhebung. Er schloß mit einem dreifachen „Sieg Heil" auf Adolf Hitler. Nach dem gemeinsam gesungenen Deutschlandlied und einem weiteren Lied Lied des Gesangvereins beendete Bürgermeister Rentschler die schöne Feier mit Worten des Dankes. ^
Mötzingen, 24. März. Einen nationalen Feiertag von großem Ausmaß erlebte unsere Gemeinde am letzten Dienstag, dem
Tage der Eröffnung des Reichstags. Festlich wehten überall die Fahnen. Auf den Abend hatte die Gemeindeverwaltung im Benehmen mit der Evangelischen Volksschule und dem Kriegerverein zu einer nationalen Kundgebung eingeladen. Ein langer Zug stellte sich um 7.30 Uhr beim Schulhaus auf, voran die SA.-Äbteilung, dann Radfahrerverein, Schule, Posaunenchor des CVjM., Kriegerverein und Kleinkaliberschützenabteilung, Gemeinderat, Gesangverein, Fußballverein, Turnverein. Den Beschluß bildete die Freiwillige Feuerwehr in Uniform. Die Fackeln flammten auf, die Lampions des Schüler zeigten in langer Reihe ein buntes, farbenfrohes Bild, und unter den Marschtlängen des Posaunenchors, mit dem sich die Tamboure des Kriegervereines und die Trommler und Pfeifer der SA.-Abteilung in die Marschbegleitung teilren, setzte sich der Zug in Bewegung. Dicht umsäumt waren die Straßen von Zuschauern, die das nächtliche Schauspiel freudig mit ansahen. Zum Schluß sammelten sich die Teilnehmer des Fackelzugs und so ziemlich die ganze Einwohnerschaft auf dem freien Platz vor dem Gasthaus zum Hirsch. Feierlich erklang das Niederländische Dankgebet und der vom Liederkranz vorgetragene Chor „Deutschland empor!" Kriegervereinsvorstand K. Schweikert hielt eine begeisterte Ansprache, die durch eine Gefallenenehrung eingeleitet wurde. Anschließend ergriff der Schulvorstand das Wort. Er wandte sich in erster Linie an die Schuljugend, erinnerte an die historische Bedeutung des 21. März, stellte die beiden Führer des deutschen Volkes, den ehrwürdigen Eeneralfeldmarschall und Reichspräsidenten von Hindenburg und den Führer des jungen Deutschland, den Reichskanzler Adolf Hitler den Kindern vor Augen. Gemeinsam wurde von allen Anwesenden „Ich Hab mich ergeben" gesungen. Als Hauptteil des Abends folgte nun eine groß angelegte Rede des Ortsvorstehers, Bürgermeister Stumpf, die mit dem-Rütlischwur: „Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern" von der Versammlung mit erhobener Schwurhand mitgesprochen, den Abschluß fand. Feierlich klang das Deutschlandlied weithin durch die Nacht: der Liederkranz fügte dem Nationallied noch das prächtig gesungene „Deutschland, dir mein Vaterland" an, woraus Bürgermeister Stumpf auf Reichspräsident und Reichskanzler ein dreifaches begeistert aui- genonnnenes „Sieg Heil!" ausbrachte. Der große Zapfenstreich, gespielt vom Posaunenchor und den Tambouren, bildete den Beschluß der feierlichen Kundgebung. Elockenklänge wogten weithin übers Dorf. Die Mötzinger werden diese Abenvstunde am 21. März 1033 nie vergessen.
Gündringen, 24. März. Ter bedeutungsvolle Tag von Potsdam wurde auch in unserer Gemeinde zu einer erhebenden Kundgebung. Um 7.30 Uhr sammelten sich die hiesigen Vereine zu einem Fackelzug, voran die Schuljugend und ihren farbigen Lampions. Unter den Klängen der Musikkapeqlle u. dem Krache n der Böllerschüsse marschierte der Zug durch den Ort u. stellte sich am Rathaus auf, wo dann Bürgermeister Wehrstein in klaren Worten auf die Bedeutung des Tages hinwies und den Wunsch aussprach, daß die Arbeit der neuen Regierung wie des Reichstags von Gottes Segen begleitet sein möge. Mit der Bitte und dem Wunsche, daß, wie seither, auch fernerhin unser Ort von dem Kommunismus bewahrt bleibe, schloß der Redner seine eindrucksvollen Worte mit einem dreifachen „Heil" auf das deutsche Reich. Nachdem das Deutschlandlied verklungen war, spielte die Musik noch das Niederländische Dankgebet, worauf sich der Zug auflöste.
Svortvorschau
Wanderpreisspiele des „Gesellschafters".
Ilm den Wanderpreis für Handball des „Gesellschafters" treten sich am morgigen Sonntag je nachmittags 3 Uhr gegenüber:
in Wildberg: TV. Wildberg TV. Ebhausen
Das Spiel muß als völlig offen bezeichnet werden, die seitherigen Spiele der beiden Mannschaften brachten immer nur knappe Torunterschiede. Der Vorteil des eigenen Platzes kann ausschlaggebend sein.
In Rohrdorf: Tv. Rohrdors Tv. Nagold
Sofern im Sturm der Nagolder nicht wieder Einzelspiel getrieben wird, kann man ihnen wohl die etwas besseren Aussichten geben, allerdings wird sich der ausgezeichnete Torwart der Rohrdorfer nicht so leicht überwinden lassen. Die lange Spielpause beider Mannschaften könnte auch zu einer Ueber- raschung führen.
An die Führer und Mannschaften der beteiligten Vereine ergeht nochmals die dringende Bitte, dafür Sorge zu tragen, daß die Spiele in anständiger, turnerischer Art durchgeführt werden, damit die Stiftung ihren Zweck auch restlos erfüllt.
Spielbeginn für sämtliche Spiele der Vorrunde nachm. 3 Uhr
Mildem morgigen Sonntag beginnen im Fußball die Spiele um den Wanderpreis des „Gesellschafters" für den Ragolder Bezirk. Den Reigen eröffnen inNagold: Haiterbach - Nagold: in Effringen: Emmingen -1- Effringen Haiterbach hat in den Schlußspielen der Verbandsrunde sehr an Spielstarke gewonnen, man darf auf das Nagolder Treffen deshalb gespannt sein. Emmingen als V.-Klassenmeister greifr mit diesen Spielen erstmals wieder in der A.-Klasse des Bezirks ein. der Ausgang des Spieles in Effringen ist ziemlich offen. Bei diesen Spielen sind gleich die ersten Resultate interessant und dürften deshalb schon die morgigen Spiele zahlreiche Zuschauer anlocken. Als Vorspiel treten sich wie in der Verbandsrunde die 2. Mannschaften der jeweils beteiligten Vereine gegenüber.
.'.'. isch.
Letzte Nachrichten
Thälmann nicht mehr Führer der KPD.
Berlin, 21. März. Wie der Vossischen Zeitung aus Moskau gemeldet wird, wurde der deutsche Kommunist Thälmann durch Verordnung der Kommintern seines Amtes als Führer der KPD. enthoben. Als Ursache dieser Maßnahme wurde das „u n- richtigc Verhalten Thälmanns" angegeben.
Verbot der Zugehörigkeit bremischer Beamten und Staats- angestcllten zur SPD. und KPD.
Bremen, 24. März. Der Senat hat allen Staatsbeamten, Gcmeindebeamten. Lehrern und Staatsangestellten des bremischen Staatsgebietes verboten, der SPD. oder der KPD. oder anderen sozialistischen oder kommunistischen Organisationen als Mitglieder anzugehören oder diese Parteien und Organisatiotren auf andere Meise zu unterstützen.