Seite 5 Nr. 4

Nagolder TagblattDer Gesellschafter«

Donnerstag, den S. Januar 1935.

Zwei Wettstonten

Zum Erscheinungssest 1933

Ein Kenner der geistigen Weltlage hat kürzlich vor einer Versammlung von Akademikern ausgesührt, daß heute nur noch ein Bollwerk stehe gegen die rote Flut des bolschewisti­schen Gottlojenansturms, die die Menschheit überschwemmt diechrrstliche Weltmission.

Eine Ausfassung, die sicher viele überrascht! Aber hat man sich nicht in einer ungeheuren Täuschung befunden, als man davon träumte, daß die Ausbreitung europäischer Zivilisation ein Füllhorn von Segnungen über die damit beglückten farbigen Rassen ausschütten müsse? Gewiß, Stammesfehden sind unterdrückt, Verkehrslinien eingerichtet, Tropenkrankheiten bekämpft, Schulen gegründet, wirtschaft­liche Werte gehoben und ausgetauscht worden. Aber welche Kulturkarikaturen wurden geschaffen! Als die Gummipreise in höchster Blüte standen, da hörte man in den Urwäldern Südborneos von Eingeborenen, die die Kleider ihrer Töchter bei Hochzeiten mit Hundertguldennoten übernähen ließen und in ihren Hütten meterhohe Spiegel und Tische mit Marmorplatten aufstapelten. Noch schlimmer ist. daß die er­erbten Stammes- und Sippenverbände, die das verkörperte Gewissen der Leute waren, durch die moderne Kulturrevo­lution ausgelöst werden, di« das unbeschränkte Recht der starken Persönlichkeit verkündet. Das Furchtbarste sind aber die sozialen Zustände, die der neue Industrialismus in diesen Ländern heraufbeschworen hat. Der amerikanische Evangelist Sherwood Eddy hat vor einigen Jahren einen Bericht veröffentlicht, der in aller Welt Staub aufwirbelte: bis zu 16 Stunden Kinderarbeit und Frauenarbeit, unglaub­liche Lohn- und Gefundheitsverhältmsse in chinesischen Fabriken! Kein Wunder, wenn bei derart entwurzelten und ausgebeuteten Menschen der Bolschewismus ein reifes Ernte­feld findet. In südafrikanischen Hafenstädten kann man Sonntags beobachten, wie auf den Straßen Zeitungen mit dem Sowjetstern von Schwarzen an Schwarze verteilt wer­den. Die asiatischen Agitatoren des Bolschewismus, die immer auch antireligiöse Propaganda treiben, sind vielfach in Moskau ausgebildet.

Was bedeutet dieser unheimlichen Geistesmacht gegen­über die Arbeit der christlichen Missionare? Sie brinaen den Völkern kein politisches oder soziales Programm, sondern die Botschaft vom lebendigen Gott, der in Christus der Welt die Versöhnung und sein« Vaterliebe an­bietet. Eine Botschaft, die der Sprache jedes Urwaldstamms neuen Inhalt und Adel verleiht und, wo sie Glauben findet, innerst« Befreiung und innerste Bindung zugleich schafft. Welch ungeheuren Umschwung bedeutet das für Kastenlose in Südindien, für Menschen, deren Schatten schon den Brahmanen verunreinigte, wenn sie als Christen ihrer Gotteskindschaft und ihrer Menschenwürde froh werden und «inen Aufstieg aus gedrücktester Lage vor sich sehen! Und wenn Chinesen, die bisher nichts Wichtigeres kannten als ihr Gesicht zu wahren", sich unter der Gewalt des Evange­liums entschließen, begangenes Unrecht offen eingugestehen und gutzumachen, und sich mit alten Feinden auszusöhnen, dann sind dasneue Menschen" in einem andern als im bolschewistischen Sinn. Und wenn afrikanische Christen­gemeinden erklären:Wir sind in unser Jünglingsalter eingetreten und müssen unsere Kraft gebrauchen, uns selbst zu erhalten und andere zu retten", so eröffnet sich mit diesem neuen Verantwortungsgefühl ein Ausblick auf eine neue Zukunft ihres Volks. Ueberall aber, wo die christliche Mis­sion Fuß faßt, beginnt auch eine wirklicheBefreiung der Frau" zum freudigen Dienst an Familie, Jugend und Ge­meinde. Kein Wunder, daß die Weltsronten der christlichen Mission und des bolschewistischen Gottlosentums immer schärfer aufeinanderprallen. Der Kampf ist für die Mission keineswegs hoffnungslos, wenn sie nicht von der Etappe, von der Heimat, im Stich gelassen wird. Wollen wir das verantworten? H. Pfisterer.

Erstkommunion. Da im Jahr 1S33 der Weiße Sonntag auf 23. April fällt und an Orten mit neunklassigen Schulen (Vollanstalten) die Schulferien vom 1. bis 19. April je ein­schließlich dauern, hat der Bischof die Wahl eines früheren Armins für die Erstkommunion, etwa des 26. März, ge­stattet, sofern die nähere Vorbereitung der Erstkommunion in der Ferienzeit sich nur schwer ermöglichen läßt.

Lehren der Krise und ihre Anwendung

Aufgaben für das kommende Jahr. Eine Neujahrsbetrachtung

Die Handwerkskammer Reutlingen schreibt:

Die Krise ist, wenn nicht alle Zeichen trügen, an einem Punkt angekommen, wo die Abwehrmaßnahmen gegen sie all­mählich doch wirksamer zu werden beginnen. Nicht, daß sie selbst etwa schon merklich von ihrer zerstörenden Kraft verloren hätte. So wie die Verhältnisse heute liegen, erhält sie immer noch von den verschiedensten Seiten her Nahrung und Auftrieb. Aber die Menschen sind daran, wieder Herr der Lage zu werden. Kennzeichnend für die Entwicklung der letzten Jahre war die allgemeine Ratlosigkeit und Verwirrung, zu der sich ein wach­sendes Angst- und Unsicherheitsgefühl gesellte und das schließ­lich in einen wilden Kampf um die Selbsterhaltung des Ein­zelnen, der Verufsstände, der Völker ausartete mit der Folge, daß die Not einer Flut gleich erst recht von Tag zu Tag höher stieg und das kunstvolle, jedoch sehr empfindliche Räderwerk der Wirtschaft ganz auseinanderzubrechen drohte. Sah es nicht so aus, als suchte jeder nur seine Existenz vor dem Wirtschafts­niedergang zu schützen, ohne daran zu denken, daß er allein dagegen nichts auszurichten vermochte, sondern bloß engste und aufopfernde Zusammenarbeit mit seinen anderen Volksgenos­sen Rettung und Ueberwältigung der Gefahr versprach? Der Boden für eine gedeihliche Wiederaufbauarbeit wird wieder vorbereitet. Umso schneller wird dies vonstatten gehen, je mehr die Lehren, die die Krisis gab und den Menschen deutlich genug vor Augen führte, die Arbeit im kommenden Jahr bestimmen und leiten: Das ist einmal

die Verbundenheit aller miteinander.

Das Handwerk, ein Berufsstand innerhalb des deutschen Volkes, der Millionen von Menschen Arbeit und Brot gibt, aber auch für die Befriedigung unzähliger Bedürfnisse des Menschen sorgt, machte bisher leider nur zu oft die Erfahrung, daß seine Stellung im wirtschaftlichen, sozialen und politischen Leben unseres Vaterlandes nicht immer das nötige Verständ­nis und die rechte Würdigung fand. Die neue Reichsregierung hat wohl als einzigen und wichtigsten Programmpunkt ihre Ab­sicht herausgestellt, Arbeit zu schaffen. Diese Hilfsleistung des Reiches mutz aber ergänzt und gestärkt werden durch die Mit­wirkung aller Wirtschaftskreise. Schon die Bereitstellung eines Sonderbeitrags von SO Millionen Mark durch das Reich für die Vornahme von Althausreparaturen hat belebend auf die Wirtschaft eingewirkt u. gerade dem Handwerk Aussicht auf bessere Beschäftigung gegeben. Dieser Weg soll mit aller Energie wei­ter beschritten werden. Bei der Vielgestaltigkeit des Handwerks ist es in besonderer Weise zur Aufnahme der verschiedensten Fachkräfte geeignet. Deshalb ist es Aufgabe des Einzelnen, wie von Reich, Staat und Gemeinden, aller Teile der privaten Wirt­

schaft, dem selbständigen Handwerk im neuen Jahr, soweit es sich irgendwie machen läßt, Arbeit zu geben.

Als zweites

die Notwendigkeit eines gesunden Gleichgewichts der Wirtschaftskräfte

zu einer möglichst reibungslosen und ergiebigen Zusammen­arbeit.

Für das Handwerk heißt das soviel, daß ihm bei der Größe dieses Berufsstandes der nötige Lebensraum gegeben werden muß. Notwendig ist, daß das Handwerk bei allen' Maßnahmen, die in der Reichsregierung für die Ueberwinvung der Wirt­schaftskrise und für die Umgestaltung des Wirtschaftssystems getroffen werden, die Mitwirkung eines Vertrauensmannes der inittelständischen Wirtschaft an entscheidender Stelle erhält. Das Handwerk erwartet, daß das neue Jahr ihm die Erfüllung die­ser Forderung bringt. Wenn alle übrigen Verufsstände im Reichskabinett sich unmittelbar Gehör verschaffen können, wäre es ungerecht, dieser großen Wirtschaftsgruppe dies vorzuenthal­ten. Nicht die rücksichtslose Vertretung seiner Interessen leitet es dabei, sondern es will da, wo die Wirtschafts-, Steuer- und Sozialpolitik usw. maßgebend geführt wird, mitgehört werden und mitsprechen-

Gute Haudwerkspolitik Staatspolitische Notwendigkeit.

Eine durchgreifende Handwerkspolitik dient der Stärkung der selbständig wirtschaftenden und verantwortlichen Menschen in Klein- und Mittelbetrieben und damit auch gleichzeitig der Ueberwindung der großen Wirtschaftskrise. Dazu gehört u. a. eine Besteuerung, die auch für die kleinen und mittleren ge­werblichen Betriebe tragbar ist. Gerechte Verteilung der Steuer­lasten, bessere Berücksichtigung der Leistungsfähigkeit, sind die besonderen Forderungen des Handwerks, die eingehend zu prü­fen, Aufgaben der zuständigen Stellen im neuen Jahr sein soll. Dazu gehört weiter ein ausreichender Schutz des Handwerks gegen die Schädigung der Schwarzarbeit ferner eine andere Handhabung des Vergebungswesens, daß der Handwerker für seine Arbeitsleistungen wenigstens angemessen bezahlt und er nicht zur Uebernahme von Arbeiten gezwungen wird, die selbst für einen bescheidenen Verdienst nichts mehr übrig lasten. Eine völlige geistige Umkehr ist das Wichtigste, um ein besseres Jahr herbeizuführen. Weg vom Kampf aller gegen alle. Alles für die Losung der Zusammenarbeit und der Besinnung darauf, wie die Folgen dieser unheilvollen Krisis rasch wieder abgebaut werden können. Die Erkenntnis dafür bricht sich Bahn, das Ziel der Arbeit im neuen Jahr muß es sein, diese in die Tat umzu- ietzen.

Firmung im Jahr 1932. Bischof Dr. Sproll hat im Jahr 1932 2557 Personen, Weihbischos Fischer 14745 Personen das Sakrament der Firmung gespendet. Vom Bischof wurden im Jahr 1932 6 Kirchen bzw. Altäre konse- griert, vom Weihbischos 4 Kirchen bezw. Märe.

Buochs Einzigartigkeit gefährdet

Es wird uns geschrieben: Die landschaftlich hervorragende Lage von Buoch, OA Waiblingen, ist weithin bekannt und hochgeschätzt. Das Landesamt für Denkmalpflege hat anläß­lich eines Baugesuchs zur Erstellung eines zweistöckigen Wohnhauses an dem Abhang südlich des Orts und der Grün­dlicher Straße die Frage geprüft, in welcher Weise die künf­tige Bebauung von Buoch vor sich gehen sollte, ohne das Landschaftsbild und die Belange des Fremdenverkehrs für diesen besonders von Stuttgart her so viel besuchten Ort zu verletzen. Entlang der Plateaukante von Buoch führt ein Sträßchen parallel mit dem Remstal, von dem aus man ein« Aussicht von einzigartiger Schönheit und Großartig­keit genießt. In den letzten Jahrzehnten sind nun bereits mehrere Häuser auf der Talseite dieser Straße gebaut wor­den, so daß man an diesen Stellen nur noch zwischen den Häusern in die Landschaft hinaussehen kann. Der westliche Teil des Sträßchens dagegen ist von Häusern nock> frei und gestattet den freien Blick in die Ferne. Das Gegenbeispiel l der falschen Bebauung veranlaßte offenbar das Landesamt für Denkmalpflege, die Gemeinde auf die Wichtigkeit einer richtigen Ortsbauplanung hinzuweisen, und es hat vor- geschlagen, den Ortsbauplan zu erweitern, die nötigen Vau- verbotsflächen auszuscheiden und die Baulinien zu ziehen, die möglich sind, ohne das Orts- und Dandschoftsbild und die Interessen der Allgemeinheit zu schädigen. Der Gemeinderat hat aber die von Prof. Dr. Schwenke! aemacksten Bor-

ignage aogelehnt, obwohl die von ihm aufgestellten Grundsätze als richtig anerkannt wurden. Der Grund der Ablehnung mar die Furcht vor einer Bevormundung durch die Behörden, sowie die Sarge, daß manche Grundstücke teil­weise entwertet werden könnten, während andere im Wert steigen. (I!) Man wird nicht fehl gehen, wenn man den letzteren Grund als den entscheidenden ansieht, denn die Behörden wollen in diesem Fall nicht bloß das Wohl der Allgemeinheit, sondern vor allem auch das Interesse von Buoch wahren und diese Gemeinde davor behü-en» daß sie sich ins eigene Fleisch schneidet.

Aus aller Welt

Finsley f. In London ist der ehemalige britische Ge­sandte Sir Mansfeldt de Cardonnel Finsley im Alter von 71 Jahren gestorben. Finsley, der von 1911 bis 1923 Ge­sandter in Christiania (heute Oslo) war, ist dadurch bekannt geworden, daß er, offenbar auf Weisung des damaligen bri­tischen Außenministers Grey, die Ermordung des iri­schen Politikers Sir Roger Casement betrieb. Case­ment, der selbst früher britischer Gesandter in Bern war und Einblick in die Geheimnisse der englischen Kriegspolitjk hatte, hatte gedroht, daß er die Machenschaften des englischen Aus­wärtigen Amts zur Einkreisung Deutschlands und zur Ein- fädelung des Weltkriegs aufdecken werde. Nach dem Krieg wurde Casement, als er nach Irland zurückkehrte, von den Engländern abgefangen und im Tower hingerichtet.

Das Akenburger Theater wieder herzogsich. Das Thürin- ger Volksbildungsministerium hat dem Personal des Alten- lEger Landestheaters mitgM-eilt. daß der für das Land

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Als ihm Koller auseinandersetzte, was er gehört habe, und nachdem bei dem einen Franzosen die Seekarte mit der eingezeichneten Sandbank, auf die das Schiff aufgelaufen war, gefunden war, ließ der Kapitän unter grimmigem Lachen die drei Verbrecher in Eisen legen.

Das war besorgt- und der Kapitän wandte sich an den Detekteibesitzer, um ihm seinen Dank über die energische Tat abzustatten.

Herr Kapitän", sagte Koller mit der Miene eines Mannes, den das Schicksal dazu berufen hat, sein Leben lang täglich eine Schar von Verbrechern in die Arme des Gesetzes zu führen,bitte keinen Dank! Mein Beruf ver­langte von mir dieses Eingreifen. Ich bin der Chefdetektio Koller, Besitzer der Detektei Koller", setzte er noch in aller Bescheidenheit zur Orientierung hinzu.Mein Name in Verbindung mit der Aufklärung komplizierter Verbrechen dürfte Ihnen ja bekannt sein!"

Allerdings!" sagte der Kapitän, der in feinem bis­herigen Leben ebenfo wie die gesamte Menschheit nie etwas von Adam Koller gehört hatte.

Koller machte eine Handbewegung, mit der er scheinbar andeuten wollte: Na, also das dürfte wohl genügen! Darauf ging er, ohne jedoch zu vergessen, dem Kommerzienrat, der Entsetzt über das angestiftete Verbrechen des französischen Fabrikanten Kanths dastand, zuzuraunen;Genügen Ihnen stun meine Leistungen, von der Sie jetzt eben eine kleine Probe gesehen haben? Ja ja, der Koller, der versteht sein Fach!"

Adam Koller wurde für einige Stunden der gefeierte Held, der die Huldigungen mit der Selbstverständlichkett des berühmten Mannes hinnimmt.

Koller hatte eine Weile dem versammelten Auditorium von wilden und gefährlichen Verbrecherjagden erzählt, die er nie erlebt hatte, und schließlich ging ihm der Stoff aus. Da ihm nunmehr nichts Besseres einfiel, erbot er sich, einige Proben seiner Schießkunst, die ihm, dem kühnen Detektiv, oft das Leben gerettet hatte, vorzuführen.

Nachdem er mit seiner vorsintflutlichen Pulversprltze fünfmal nach einer Kokospalme gezielt und geschossen hatte und bei diesen Versuchen einen Steward leicht am Bein verletzt, zwei Hutschachteln einer alten englischen Lady zer­löchert, einen Satz Gläser in einen Scherbenhaufen ver­wandelt und schließlich mit dem letzten Schuß dem Kom­merzienrat Hiefer den Strohhut vom Kopf geschossen hatte, ohne die Palme nur im geringsten zu beschädigen, glomm bei den Zuschauern die Vermutung auf, daß der Herr Chej- detektiv heute wohl nicht so recht in Form sei, worauf sie ihn verließen.

Koller störte dies aber nicht. Cr stellte seine Schieß­versuche ein, legte sein Gesicht in Sherlock-Holmes-Falten, klopfte dem Kommerzienrat herablassend auf die Schulter und ging nach dem Zelt, in dem ein Steward Whisky ausschänkte,

15.

Die beiden Insassen des kleinen Flugzeuges hatten die Insel bald aus der Sicht verloren.

Im gleichmäßigen Takt arbeitete der Motor.

Unter ihnen lag das Meer in majestätisch glitzernder Sonnenpracht.

Günther betrachtete das junge, schöne Mädel von der Seite.

Knatternd sang der Motor sein Arbeitslied.

Sie blickte herüber, die Hände hatte sie auf dem Steuer­hebel und lächelte.

Sie sind doch ein zu tapferer Kerl!" schrie er durch den Lärm des Motors.An Ihnen ist ein Junge verloren gegangen. Glauben Sie denn, daß wir glücklich Land er­reichen werden?"

Ihr Gesicht wurde ernst-

»^Lir müssen uns daraus verlassen, einen Dampfer an­zutreffen, damit wir niedergehen können. Ich bemerke fett kurzer Zeit, daß das Brennstoffmanometer langsam, aber sicher sinkt. Der Brennstofftank muß bei dem Absturz ein kleines Loch erhalten haben und ist leck, wie mir scheint."

Das ist ja eine heitere Eröffnung!" gab er unerschrocken zurück, aber ebenfalls ernst werden!». .-

Sie riß an dem Höhensteuer.

Haben Sie Angst?" -

Die kenne ich nicht!" rief er.Dafür bin ich Deutscher."

Sie lächelte anerkennend.

Und ich eine Deutsche!" Ihr Blick fiel wieder auf das Manometer.Wenn der rapide Brennstoffverschleiß eine Stunde so weiter geht, sitzen wir auf dem Wasser!" sagte sie jetzt.

Können wir denn diesem Ubelstand nicht abhelsen?" Günther sah sie fragend an.

Sie zuckte die Achseln.

Der Brennstoff befindet sich in den Tankschwimmern, die am Flugzeugkörper angebracht sind. Es ist ein unmög­liches Beginnen, während des Fluges herauszuklettern, um das Leck zu suchen und abzudichten. Der starke Luftzug würde jeden, der es versuchte, hinunter in die Tiefe reißen!"

Günther dachte nach. Er war sich über die Gefährlich­keit eines solchen Unternehmens völlig im klaren. Sobald aber der Brennstoff verbraucht war, mußten sie beide mit dem Flugzeug in die Tiefe stürzen.

Ich werde hinausklettern", rief er in plötzlicher Ent­schlossenheit,und versuchen, das Leck zu finden, um es ab­zudichten I"

Ihre Augen weiteten sich in jähem Schreck.

Das bedeutet mit neunzigprozentiger Sicherheit Ihren Tod!" stieß sie hervor.

Günther lachte entschlossen.

Verbleiben immer noch zehn Prozent Sicherheit, die Reparatur ausführen zu können!" übertönte seine Stimme den Ssssng des Mot ors.

(Fortsetzung siehe Sei!. 6.)