:n 5. Juli 1933.
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Die Weltwirtschaftskonserenz erholt fich.
Zu Ehren der Abgeordneten der Weltwirtschaftskonferenz veranstaltete der Oberbürgermeister von London im historischen Rathaus zu London ein Bankett. Auf unserer Aufnahme sieht man in der Mitte den Lord-Mayor, links neben ihm Ministerpräsident MacDonald, den Präsidenten der Konferenz.
D>.. Walter Darri-,
der Führer der deutschen Landwirtschaft u. Reichstagsabgeordneter der NSDAP., ist zum Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft bestellt worden.
Wie fich Deutschland gegen fremde Flieger schützt.
Unser Bild zeigt einen Grenzbeamten, der ein Anschußrohr mit einer Rauchbombe ladet, die bei Sichtung einer fremden Maschine in die Luft geschossen wird, dort mit lautem Knall explodiert und durch eine lange Rauchsäule (links) den Flieger auf sein vertragswidriges Verhalten aufmerksam machen soll
Des Kanzlers Abreise nach Neudeck.
lur Besprechung der politischen Lage hat sich Reichskanzler Hitler zum Reichspräsidenten nach Gut Neudeck begeben. Auf unserer Aufnahme, die die Abfahrt des Kanzlers vom Berliner Flughafen Tempelhof schildert, sieht man den Kanzler ganz rechts.
Schneesturm mitten im Sommer.
Das Wetter verläuft in diesem Sommer «»vorschriftsmäßig, aber daß zur Hochsommerszeit sogar ein Schneegestöber niedergeht, erlebten vor einigen Tagen die Kopenhagener. Wie man sieht, wurde schnell eine Schneeballschlacht veranstaltet, ehe die Sommersonne kurze Zeit später den
weißen Spuk fortschmolz.
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3. Fortsetzung.
<)uun wurde irgendein kleiner Gürtel um meinen Arm gebunden, ich spürte Stiche, Schnitte und dann wieder Stiche, so gar:,', schmerzlos war das nicht, aber ich biß aus die Zähne, vor schönen Schwestern durfte man doch nicht schreien. Fünf Minuten dauerte das alles, ich bekam noch eine warme Kochsalzladung, dann wurde ich sanft verbunden und durfte wieder meinen Leutnant betrachten.
Der lag noch immer still und wächsern neben mir, der Arzt hielt aber einen seltsamen Glaszylinder an seinen Arm und aus diesem Glaszylinder floß mein Muskotenblut in die Adern des erlauchten Offiziers, so warm und friedlich, als hätte ich niemals strafexerzieren müssen. Mein Blut sank immer tiefer in der Glasröhre, ich mußte ans Thermometer im Winter denken. Ich glaube, ein ganzes Liter wurde mir abgeknöpft, aber ich sagte nichts, es geschah ja für einen ar- Eit Teufel. Auch spürte ich eine lähmende Müdigkeit, doch muß diese Müdigkeit keine harmlose gewesen sein; denn als ich aufwachte, lag ich längst in meinem Zimmer, fror und hatte wüsten Durst. Es war schon Abend, an meinem Bett brannte Licht, neben dem Licht stand ein Blumenstrauß.
Pollack kroch herein und grinste: „Ist sich Kamerad kalt?"
Ich grinste ebenfalls und fragte: „Du, was sind das für Blumen?"
„Sind sich von Schwester Oberin, Kamerad!"
„Wie alt ist die, Pollack?"
„Ist sich alt achtunfünfzick!"
Ich bat Pollack, der Dame meinen Dank zu übermitteln, ich sei allerdings erst zwei
undzwanzig. Der Sanitäter lachte und steckte mir ein Thermometer in die Achselhöhle, während eine neue Schwester kam, mir den Puls mit der Uhr zu messen. Vom Aufstehen sprach niemand, also blieb ich tapfer liegen und bat um eine Zeitung. Da las ich, daß die Front ans „strategischen Gründen" wieder zehn Kilonieter zurückgenommen worden sei. ! Heute zehn Kilometer, morgen zehn Kilometer, — nächste Woche hatte ich den Weltkrieg im Bett. Da war etwas faul, da fürchtete man die Wahrheit, da übertünchtz: man Tatsachen.
Pvllack brachte mir das Abendessen. Gerstensuppe mit Backobst. Und während er mir den Napf auf die Bettdecke stellte, bob er den Zeigefinger, seine listigen Augen zwinkerten dabei: „Kann sich Kamerad gut horchen?"
Ich spitzte die Ohren: „Ein Gewitter, Pollack?"
„Kanonen von der Front, Kamerad!"
Er kroch hinaus und meckerte niederträchtig. Z Mir aber schlug das Herz bis zur Zunge, ! denn der Kerl hatte recht gehabt: In Brühl ! bei Köln war das unheimliche Rollen der ! Geschütze zu hören, während im Saal neben- ! an die Verwundeten ihre Nächte zerstöhnten. ^
Ich konnte nicht mehr einschlafen. Die ! Baumkronen des Gartens brausten wie ein ! Wasserfall, der Westwind rüttelte an den Scheiben, irgendwo heulte ein rührseliger Hund. Und wenn der Wind für drei Sekunden ruhig war, dann knurrten die fernen Geschütze wieder, und bei jedem Knurren wußte ich, daß es Tote gegeben hatte. Ich war daheim und hatte doch Heimweh. Woran sollte ich denken, um mir den Rücken Würmer zu machen? Der ärmste MuSkote erhielt Päck
chen oder Briefe, ich aber konnte nur ein« Zeitung lesen und den Dust eines Blumenstraußes trinken, den mir das mütterliche Herz einer Oberschwester geschenkt hatte. Jeden Stundenschlag hörte ich, und abS es drei Uhr in der Nacht war, Hub ein Rennen und Poltern in den Fluren an: Ein neuer Lazarettzug war angekommen-
Viele Tage schlichen so vorüber, langsam und träge tropften die Stunden, ich kam mir drückebergerisch vor, da ich von der Erlaubnis des Bettliegens so reichen Gebrauch machte. Aus dem Pennen war ein Schlafen geworden, aus dem Schlafen bald ein Schlummern, und diese Art des Rühens schmeckte fade. Da ließ mir eines Nachmittags der Oberstabsarzt durch Pollack melden, daß der Leutnant Quambusch endgültig gerettet sei. Ich fragte den Sanitäter, ob mein Kompagnieführer etwas von mir und meiner Anwesenheit wisse; da rief Pollack eine kleine Schwester, und diese sagte: „Herr Himmerod, Leutnant Quambusch durfte noch nicht beunruhigt werden, jede Erregung mutzten wir bei ihm vermeiden. Aber morgen darf er den ersten Besuch empfangen, seine Mutter will kommen, bei dieser Gelegenheit sollen Sie gefeiert werden!"
„Ich soll gefeiert werden?"
Um Mitternacht schnarchte ich wie ein Gendarm, doch war dieses Schnarchen nicht echt; ich spielte nur den Schlafenden, und als mich die Nachtschwester mit der Taschenlampe beim zweiten Rundgang abgeleuchtet hatte, kletterte ich aus dem Bett, lief zur Kammer, stahl mir daraus Mantel, Nock, Hose und Mütze, zog mich , an, spannte irgendeinem, dem es nichts aus- I machte, die Stiefel aus, die zum Putzen vor einer Tür standen, stieg durchs Flurfenster und haute ab.
An der Bahnhofssperre wollte man mich nicht durchlassen, also tippelte ich zu Fuß nach Köln, während ein verdrießlicher Herbstregen meine Uniform durchnäßte und wider liche Altweibersommerfäden meinen Mund
verhäkelten. Ich grollte dem Regen nicht, reinigte er doch die Lust, und reine Frischluft konnte ich gebrauche. Wie tief atmete ich ei«, und wie tief atmete ich wieder aus, um durch dieses Saugen und Pumpen alle Haferschleimdünste los zu werden, die mir im Brühler Lazarett den Brustkorb und den Schädel eingeklemmt hatten. Diese Ausspülung tat Wohl, für, einen gesunden Menschen war das Krankenhaus ein schleichender Gasangriff. Was die Nachtschwester denken und sagen würde, wenn sie beim dritten Rundgang in meine leere Mievkiste leuchtete, war mir gleichgültig. Eins nur freute mich die bisch: Leutnant Quambusch würde sein Leben lang eine unbezahlte Rechnung Herumschleppen. Wie oft hatte er mich vor der Kompag- niefront angebrüllt: Sie haben einen Dickschä- delt, alter Freund!
Ich tippelte von Brühl nach Köln, der Regen goß immer ärger, aus Tropfen waren Schnürsenkel geworden, aus Schnürsenkeln dicke Gewehrstricke. Ich durfte mich schon wundern, als plötzlich eine Sternschnuppe durch ein Wolkenloch stürzte. Ich wünfcht- mir etwas. Nicht Geld, der: '. r l
merite, wohl aber eine Heimat.
Im Regendunst tauchte der Kirchturm von Hermülheim auf, da mußte ich bald in Köln sein. Und hinter mir wurde das Palaver der Geschütze laut, zuweilen trieb der Westwind den Donner so klar herüber, als hätte man die Truppen heute fünfzig Kilometer strategisch zurückgenommen. Jeder eisige Windstoß trieb mir Pocken aus der Haut, ich war doch noch schwach vom Bett und vom Blutverlust, ich mußte mir schon, wollte ich nicht erfrieren, warme Gedanken machen. So dachte ich denn an die blassen Schwestern von Brühl zurück und lächelte vor mich hin, weil diese Geschöpfe gar nicht so übermäßig schön gewesen waren. Ich hatte nur monatelang keine zarten Gesichter gesehen, meine Blicke hatten eine liebe Kost allzu lange entbehren müssen; da war es den Augen nicht anders ergangen als der lechzenden Zunge, der in schlechten. Zeiten jeder Salzhering nach Kaviar schmeckte. (Forts, folgt).