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Turnverein sich eines Spieles in Wildberg entledigte. Im Tonfilm war das stürmisch belachte LustspielDie Privatsekre­tärin" zu sehen. Die sonntäglichen Veranstaltungen waren vom Wetter günstig beeinflußt, erst in später Abendstunde setzte Re­gen ein.

Der beliebte Wandfahrplan

gültig vom 2. Oktober 1932 ab ist der heutigen Nummer beigegeben. Er enthält alle von und nach Nagold verkehrende Züge und deren Anschlüsse auf den hauptsächlichsten Strecken, außerdem die Fahrzeiten der heimischen Krastpostlinien und der Kraf.ivagenverdindungcn.

Schlußübung der Freiwilligen Feuerwehr

Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr!

Die gesamte Feuerwehr trat gestern früh präzis 7.00 Uhr Zug und Feuerwehrkapelle zur Vorstadt. Kommandant Hezer meldete Feuerlöschinspektor Schleicher, der übrigens genau Zg Jahre in Nagold weilt, die fast vollzählig angetretene Wehr zur^Uebung an der sich nun, in Anwesenheit von Landrat Baitinger, Bürgermeister Maier und Stadtbaumeister Den z, den Einh.-Feuerwehrmann, über den nachstehendes zu sagen ist, vorführen ließ: Seit einem Jahr sind Bestrebungen im Gang, überall den Einheitsfeuerwehrmann einzuführen. Voriges Jahr wurde auf dem Bezirksfeuerwehrtag beschlossen, den Einheits­feuerwehrmann auch in unserem Bezirk einzuführen. Zu diesem Zweck wurde in diesem Frühjahr unsere freiw. Feuerwehr um- vrganisiert. Die früher bestehenden vier Kompagnien wurden aufgelöst und in 2 Kompagnien eingeteilt. Die 1. Kompagnie wird zum Llnheitsfeuerwehrmann an folgenden Geräten aus­gebildet: Große und kleine mech. Leiter, 4 Hydrantenwagen und Spritze. Der ausgebildete Einheitsfeuerwehrmann muß in Zukunft für jeden Handgriff an jedem dieser Geräte ein- geschulr sein. Die 2. Kompagnie ist eingeteilt: 1. Zug: Piket, 2. Zug: Leitermannschaft. 3. Zug: Dachsteiger. 4. Zug: Hy­drophon. -- Der Zweck des Einheitsfeuerwehrmannes ist: Ver­einfachung und vor allem eine schlagfertige Wehr zu schaffen, die sich weniger durch Quantität als durch Qualität auszeichnet. Das Kommando erhofft, dadurch Ersparnisse erzielen zu können, die es ermöglichen, die für die Einheitsfeuerwehr noch not­wendige Kleinmotorspritze anzuschaffen.

An die Vorführung der einzelnen Geräte, bei welcher Ge­legenheit z. B. eine Mannschaft der Hydranten an die mechan. Leiter kommandiert wurde, schloß sich ein Angriff der gesam­ten Wehr an, wobei auch die Sanitätskolonne in Aktion trat. Die Aufgabe lautete: Moser'fche Scheuer brennt lichterloh. Wind von Ost nach Westen. Die Dachstühle von Mosers und Kehles Wohnhaus haben Feuer gefangen, die Bewohner können sich durch das Treppenhaus infolge Verqualmung nicht mehr retten. Für die Wehr war nun die Hauptaufgabe, in erster Linie die gefährdeten Bewohner in Sicherheit zu bringen und die Wohn­häuser Moser und Kehle zu retten. Den Wassermasssn nach, die auf beide Gebäude geworfen wurden, konnte man anneh­men, daß eine weitere Ausnehnung im Ernstfälle verhindert werden könnte. Nach Beendigung der Uebung sprach Feuer­löschinspektor Schleicher allen Mannschaften und Offizieren sein Lob aus und anerkannte die Arbeit des neu eingeführten Feuerwehrmannes, besonders lobend erwähnte er die herr­schende Ruhe während der Schulübung, wie beim Angriff. - - Hierauf ergriff Bürgermeister Maier das Wort, er dankte der gesamten Wehr, voran ihrem verdienten Kommandanten Fr. Hezer im Namen der Stadt, für ihre treue Pflichterfül­lung, anerkannte den guten Geist und Disziplin der Wehr. Bür­germeister Maier konnte die Ehrungen folgender Feuerwehr­kameraden vornehmen: Für 25jährige Dienstzeit: Diplom mir Ehrenzeichen Fer. Wohlleber und Paul Koch; für 20jährige Dienstzeit: Diplom mit Ehrengabe Wilhelm Rau­fer, Wilh. Schwarzkopf und Adolf Breuning. Mit dem WahlspruchGott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr" schloß er seine beherzigenswerte Ansprache.

Wie alljährlich, so erhielt auch diesmal jeder anwesende Feuerwehrmann seine wohlverdiente bescheidene Gabe.

Dom MusikverbandNagoldLal"

Nagold stand gestern im Zeichen der Musik. Nach einem von zahlreichem Publikum dankbar aufgenommenen Platzkonzert amalten Turm", das von den vereinigten Kapellen Wildberg, Emmingen und Nagold (cm 70 Musiker) gegeben wurde, trafen sich die Kapellen und viele hie­sige und auswärtige Musikfreunde im Löwensaal um die Gründung eines MusikverbandesNagoldtal", um dessen Zu­standekommen sich Stadtkapellmeister Rometsch sehr verdient gemacht hat, zu besprechen. Als Vertreter des Bundes südwest­deutscher Musikvereine war der Eaupräsident des Musik-Gaues Alt Württemberg" Architekt Bengel-Feuerbach anwesend, ferner die Bürgermeister Maier-Nagold- Schmelzle-Wild- berg und Huber-Emmingen, sowie Vertreter der Bruder­vereine von Altensteig, Haiterbach, Ebhausen, Calw llntertal- heim, Jselshausen, Kuppingen, Stammheim, Neubulach, Hirsau, Simmozheim, Dornstetten und Musikdirektor (früher Reiter- Regiment 18) S e e g e b r e ch t-Pforzheim. Nachdem Kapellmei­ster Rometsch die Versammlung eröffnet und den Anwesenden sein Willkommen entboten hatte, verbreitete er sich über den Zweck des Beisammenseins und über die Ziele des Verbandes. Bürgermeister Maier sprach gleichfalls Worte der Begrüßung. Hierauf wurde Kaufmann Eugen Schnabel zum Versamm­lungsleiter bestimmt. Sehr wertvolle Aufschlüsse und Anregun­gen gab Gaupräsident Bengel, der auch zuweilen die erhitzten Gemüter zu heruhigen verstand. Rund 30 Redner haben ihre Meinung -- für und wider von der Leber gesprochen, denn die Ansichten waren anfangs sehr geteilt. HieSchwarzwald- Neckargau hieNagoldtal" hießen die Parolen und waren es hauptsächlich Ebhausen (Postmeister Hornung sprach gleich­zeitig in Vertretung seines Gaupräsidenten Stotz-Seevronn), Altensteig und Haiterbach, die gegen die Gründung Stellung nahmen. Es kam teilweise zu erregten Aussprachen, doch ergab nach langem hin und her die Rundfrage an die Vertreter der Nichtorganisierten anwesenden Vereine, daß neben Nagold, Wild­berg und Emmingen noch Hirsau, Neubulach, Jselshausen, Kuppin­gen, Stammheim, Simmozheim, Calw, Untertalheim (letztere 2 Ka­pellen unter Vorbehalt der Zustimmung ihrer Mitglieder) sich zu dem neuen GauNagoldtal" bekannten und dessen Geburt so­mit gesichert ist. Kapellmeister Rometsch wurde mit den weite­ren vorbereitenden Arbeiten betraut und soll in einer nächst- dem stattfindenden konstituierenden Versammlung der eigent­liche Gründungsakt vor sich gehen. Ende gut, alles gut man schied im einträchtlichen Einvernehmen und der gegenseitigen Versicherung, die freundnachbarlichen Beziehungen stets zu pfle­gen. Am Abend führten die Musikvereine von Nagold, Wild­berg und Emmingen ein in jeder Hinsicht bestgelungenes

Freundschastskonzert

mit IS Programm-Nummern aus, das dankbare Zuhörer fand aber leider sehr schlecht besucht war. Bürgermeister Maier, der den fleißigen Musikern Dank und Anerkennung zollte, brachte diesen leidigen Mißstand auch zum Ausdruck, wenn er sagte, daß man einen Stolz auf die Stadtkapelle haben dürfe, die Desinteressiertheit an deren Veranstaltungen vom Großteil der Einwohnerschaft jedoch beschämend sei! (fühlst Du Dich auch betroffen lieber Leser?)

Tonfilrrrlheater

Da durch anderweitige Inanspruchnahme des Saales gestern zwei Vorstellungen ausfallen mußten, wird das entzückende Lust­spielDie Privatsekretärin" heute abend 8.l5 Uhr letztmals aufgeführt. Ein Besuch ist wirklich empfehlenswert.

Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Altensteiger Allerlei

In der vergangenen Woche wurde hier eine Ortsgruppe desKönigin Luise "-B undes gegründet. Einige Damen der Ortsgrupe Calw sprachen in der Eründungsversammlung in überzeugender Weise über Zwecke und Ziele des Bundes, so daß dieser zunächst mit 0 Mitgliedern wenigstens in bescheidenem Maße Fuß fassen konnte. - - Am Sonntag waren unsere Sport­vereine wieder eifrig tätig, auf mehreren Kraftwagen fuhren alle Calw zu. Die DT.-Händballer spielten dort Unentschieden 2:2- Rotsporl gegen ihren Vruderverein 4:4. der Sportverein in Liebenzell 5:5.

Stadt- und SchlotzbeleuchLuug in Derneck

Als Krönung der diesjährigen erfolgreichen Saison hatte am gestrigen Sonntag unser Städtchen seinen großen, oder besser gesagt, seinen größten Erfolg. Es hat sich ja in den letzten Jah­ren der Kurbetrieb in ganz erstaunlicher Weise entwickelt. Freilich hat Berneck von Natur aus anderen Plätzen viel vor­aus, es muß aber doch gesagt werden, daß der Aufschwung vor allem deshalb erreicht wurde, weil sich die Wirte in vorbildlicher Weise auf ihr Geschäft verstehen und überhaupt die ganze Ge­meinde sich auf die neuen Verhältnisse umzustellen wußte. Es wäre erfreulich, wenn die Bestrebungen, einen Kurverein zu zu gründen, bald zum Erfolg führen würden. Ein glänzender Anfang ist mit dem gestrigen Tag gemacht worden. Für Berneck war dres ein Beweis, was sich hier mit vereinten Kräften er­reichen läßt und das diese Art der Verkehrswerbung und Ee- schäftsbelebung für Berneck noch sehr ausbaufähig ist. Wenn Berneck weiterbaut, wird es mehr und mehr ein Glanzpunkt un­serer Gegend werden. Wenn man bedenkt, daß noch jede Er­fahrung fehlte, so war die Vorbereitung und Durchführung ein­fach großartig zu nennen. Anerkennung und Dank gebührt den Freiherren v. Eültlingen, der Stadtverwaltung, Haupt­lehrer Moser, Obersekr. Abele, dem gesamten Bahnpersonal, aber auch allen, die sich in irgend einer Weise um die schöne Sache bemüht haben. Am Sonntag morgen waren am sauber instandgehaltenen Bahnhof in Berneck die Stadtverwaltung, eine Anzahl Burschen und Mädel in Schwarzwälüer Tracht, eine große Menschenmenge und die Stadtkapelle Altensteig zu einem freudigen Empfang der Stuttgarter Sonderzugsgäste erschienen und unter flotten Marschklängen zogen die Gäste im schmucken Städtchen ein. Nach dem Kaffee oder Frühschoppen fand auf dein nun vorbildlich hergerichteten Marktplatz eine Promenadekon- zcrt statt, das bei einem ausgewählten Programm von den zahlreichen Besuchern dankbar ausgenommen wurde. Bei dem anschließenden Mittagessen bewiesen die Gastwirte aufs neue, daß sie bei billigen Preisen bestes zu bieten vermögen. Der Nachmittag brachte immer weitere Besuchermassen, in allen Gast­höfen war musikalische Unterhaltung und frohe Stimmung. Letz­tere und die erstklassige Bewirtungn war so gut, daß sich viele kerne Zeit nahmen, an der wirklich interessanten und lehrrei­chen Führung durch die Frhl. v. Gültlingenschen Forellenzucht- anlagen, am Schloß, in der oberen Stadt und im Schwimm­bad teilzunehmen. Dem Frh. Wilh. v. Eültlingen gebührt be- soedercr Dank für seine freundlichen und umfassenden Aufklä­rungen. Den Glanzpunkt bildete jedoch der Abend des Tages. Schon in der Dämmerung kam Leben auf die Straßen des Städtchens und je mehr die Dunkelheit hereinbrach, desto leb­hafter wurde es durch Fußgänger. Radfahrer, Motorräder und Autos, ja sogar Omnibusse. Von Altensteig he: kamen Scharen, auch ein Pendelverkehr war eingerichtet, von Nagold her flitz­ten ganze Reihen Autos, ihre Scheinwerfer weit in die nächt­liche Dunkelheit sendend. Und wie hatte man zu schauen als beim Eingang ins malerische Städtchen, die ersten Häuser schon mit bunten Lichtbechern grüßten und je mehr man sich dem Mittelpunkt und dem Berg näherte, desto zahlreicher flammten überall die Häuser im Kerzenschein, desto größer wurde das Gewimmel. Landjägermannschaften von Altensteig und Nagold sorgten umsichtig und erfolgreich für anstandslose Abwicklung des außergewöhnlichen Verkehrs. Wie reizvoll kam die ganze obere Partie des schon im Sonnenschein so lieblichen Städtchens nun in der buntfarbigen Lichterpracht zur Geltung! Fast konnte man es nicht erwarten, an den See hinüber und von da den Hang hinaufzukommen, von dem die Weisen der Altensteiger ^-tadtkapelle heruntertönten. Der dunkle Grund des Sees gab die so überaus wirkungsvolle Beleuchtung leuchtend, spiegelnd wider! Besonders schön hatten die weitbekannten Gasthöfe zum Waldhorn, zum Rößle und zur Linde geschmückt, weithinstrahlend stand das zum Schloß gehörende Anwesen, wei­ter unten das ganz mit roten Lichtern geschmückte Pfarrhaus und Schulhaus. Fast zu lang für die Ungeduld wollte es scheinen, doch da gaben drei rasch aufeinander folgende Raketen mit hal­lenden Kanonenschlägen das Zeichen zum Anfang. Zischende Raketen stiegen hochauf, um sich in schimmerndem Goldregen aufzulösen. Kometen gleich stiegen Feuerbahnen zum sternbe­säten Himmel. Und nun kam noch ein riesiger Wasserfall aus hellstem Licht, der gleich flüssigem Silber den Abhang herunter­floß. Ein kurzes Hornsignal und im Nu standen Schloß und Städtchen in magischem Zauberlicht umloht, von roten Feuer­bränden. Ein zauberisch schönes Bild, zu dem die Stadtkapelle das in tiefstem Herzen mitempfindende Lied: O Schwarzwald o Heimat wie bist du so schön!" spielte.

Gewerkfchaftsring zur württ. Notverordnung

Der Gewerkschaftsring deutscher Arbeiter. Angestellten- und Beamtenverbände, Landesgruppe Württemberg und Hohenzol- lern protestiert gegen die durch die Landesregierung geschaffene Schlachtsteuer. Die Schlachtsteuer bedeutet eine empfindliche Belastung vor allem der Arbeitnehmerschichten, deren Einkom­men in den letzten Jahren und erst jetzt wieder durch die Not­verordnung der Regierung Papen stark vermindert wurde. Ebenso ist die steuerliche Belastung der Arbeitnehmer (Arbeits­losenhilfe usw.) in letzter Zeit stark vergrößert worden, im Ge­gensatz zu anderen Verufskreisen, denen riesige Steuergeschenke gemacht wurden. Die Folge wird ein weiterer Rückgang des Fleischverbrauchs und damit eine weitere Verschlechterung der schon zum Teil ungünstigen Ernährungsweise sein. Weder dem Landwirt noch dem Staatssäkel ist mit einem erzwungenen Rückgang des Verbrauchs geholfen. Ebenso bedauerlich ist die Hinausschiebung des 8. Schuljahrs in den Landgemeinden. Der Gewerkschaftsring fordert erneut nicht nur aus kulturellen Gründen die umgehende Einführung des 8. Schuljahres, son­dern auch als Mittel zur Entlastung des Arbeitsmarktes. Die fernerhin geplante Filialsteuer wird ebenfalls grundsätz­lich vom Eewerkschaftsring abgelehnt, weil die Leidtragenden bei solchen Steuern stets die Arbeitnehmer sind.

Walddorf. 3. Okl. Todesfall. Unerwartet kommt die Nachricht vom Allgäu, wo er sich erholungshalber aufhielt, daß Hauptlehrer Grünbauer verschieden ist.

Beihingen, 1 . Okt. Wehe, wenn sie losgelassen. Zwei ältere Damen, die das biblische Alter bereits überschritten vaben, gerieten heute abend in einenZwetschgenstreit", der dergestalt ausartete, daß die eine der andern mit der Mistgabel (aber so was!) zu Leibe ging und der Bürgermeister die Kampf- vähne gewaltsam trennen mußte. Eine der Kontrahenten hat den Weg zum Kampfplatz nicht etwa durch die Türe, sondern durchs Kücbenfenster genommen, immerhin eine beachtenswerte Leistung für eine 70jährige .alte Jungfer". Glücklicherweise fällt der Streit nicht unter die Notverordnung, aber eine Geld­strafe wird immerhin dabei herauskommen.

Versäumte Abonnements

auf den Gesellschafter können immer noch nachgeholt werden.

Montag, den 3. Oktober 1932.

Calw, I. Okt. LOjähriges Jubiläum. Ein seltenes Arbeitsjubiläum beging Prokurist Ehr. Trautwein, der seit 50 Jahren in der Strickwarenfabrik Wagner tätig ist. In wie hohem Maße sich der allezeit freundliche und vornehm gesinnte Jubilar der Zuneigung und Verehrung seiner Mitarbeiter er­beut, trat bei einer in den Geschäftsräumen der Firma statt­gehabten Feier in Erscheinung.

Herrenberger Allerlei

Eine denkwürdige Erinnerungsfeier fand kürzlich hier statt. Alte Herrenberger Lateinschüler hatten sich hier eingefunden, um an der Stätte ihrer Jugend und ihrer Jugendbildung alte Erinnerungen wieder aufzufrischen, alte Zeiten wieder im Geiste durchzuleben, wieder ein Stück Jugend heraufzuzaubern. Vor 50 Jahren zog hier Professor Grunsky als Präzeptor au der Lateinschule auf. Zur Erinnerung an diese Tatsache versammelten sich eine ganze Anzahl seiner Schüler mit ihm hier an der Stätte seiner Wirksamkeit. Er selber war auch von Tübingen, seinem Alterssitze herübergekommen. Von den etwa 60 Schülern waren immerhin etwa ein Drittel gekommen. Am Bahnhofe wurden sie von Stadtrat Traub empfangen, unter der Führung von Bürgermeister Schick besichtigten sie das Freibad. Dann besuchten sie das Spital: ihre alte Schule, die Präzeptorwohnung und die Spitalkirche. Von Dekan Dr. Schmid wurden sie durch die Stiftskirche geführt und über die Erbau­ung und die Schicksale des ehrwürdigen Baues unterrichtet. Nach Besichtigung der Realschule, durch die Studiendirektor Hahn führte, gingen sie auf den Kirchhof, um das Grab ihres Mitschülers Dr. Riehm zu besuchen. Der Tag brachte noch viele Erinnerungen und Anregungen. In Dettenhausen tagte der Vezirksziegenzuchtverband Tübingen-Herrenberg. Im Mit­telpunkt stand ein Bericht des Bezirksvorstandes S ch m i d-Un- terjesingen. Wichtige Gegenstände der Ziegenzucht wurden hie­bei eingehend erörtert. In der verflossenen Woche wurde auch das Freibad wieder geschlossen. Nun ist also einmal das erste Jahr das vollständig dem Bade gewidmet werden konnte, zu Ende. Alles in allem, kann man wohl sagen, es hat sich aufs beste bewährt und hat sich auch sowohl hier als auch in der näheren und weiteren Umgebung glänzend eingeführt. Wohl konnte man auch am Anfang dieses Jahres noch allerhand über­vorsichtige Stimmen hören, aber sie alle mußten in Anbetracht der Beliebtheit des Bades zum Schweigen kommen und mußten sich eines Beiseren überzeugen. Das Bad hat sich unstreitig zu einem Gesundbrunnen für Stadt und Land gestaltet, und wenn nun auch das Wetter später mittut, dann wird auch die Ren­tabilität (die schon in diesem Jahr sehr gut war), nie mehr etwas zu wünschen übrig lassen. In der Nacht vom Don­nerstag auf den Freitag starb in der Klinik in Tübingen Land­messer Weit nach einem schweren Leiden. In der Blüte der Mannesjahre hat ihn ein tückisches Leiden hinweggerafft.

Letzte Nachrichten

Raubmord in Pforzheim

Mörzheim, 2. Okt. Große Aufregung verursachte am Sams­tag abend der Raubmord in der Holzgartenstraße 25, wo der Troßist Karl Bauer von dem 23jährigen Speckmaier von Pforzheim in seinem Büro ermordet wurde. Der Täter konnte dann noch einen Koffer mit Schmuckwaren im Werte von 10 000 Mari packen und damit durch das Fenster entkommen. Er wurde aber vor dem Hause in der Holzgartenstraße von der inzwischen gerufenen Polizei sestgenommen. Der Täter täuschte dann einen Selbstmordversuch vor.

Ein SchmuckwarensaLrikinhaber, der im gleichen Hause sein Geschäft' betreibt, war eine halbe Stunde vor der grauenhaften Tat noch bei dem Grogrsten Karl Bauer. Gegen X8 Uhr abends wollte Frau Bauer zu ihrem Mann. Sie fand die Türe zum Büro geschlossen. Nun half ihr der erwähnte Geschäftsmann im Haus, die Türe eindrücken. Den beiden bot sich ein schauer­liches Bild. Bauer lag von zwei Schüssen getroffen tot am Boden und Spcckmaier war noch tüchtig beim Einpacken. Der Einbrecher beförderte nun den Kosser mit den Waren an einer Schnur durch das Fenster in den Hof und verschwand durch das­selbe Fenster ins Freie. Aus der Straße lief er vor die Polizei­beamten hin, die inzwischen Herbeigerusen wurden. Nun hielt er sich seinen Revolver an den Kopf und versuchte einen Selbst­mord, zog cs aber vor, ihn zu unterlassen, obgleich er genügend Zeit dazu gehabt hätte. Der Revolver wurde ihm im Hand­gemenge entrissen und der Täter sofort in Haft genommen.

Wie wir weiter dazu erfahren, hatte Speckmaier vor etwa acht Tagen von Bauer Goldwaren in Kommission erhalten, mit der er angeblich nach München fuhr. Er versprach, am Mittwoch mit dem Geld zu kommen. Anfangs vergangener Woche traf ein Brie? ein, aus dem zu entnehmen war, daß Speckmaier -erst am Freitag komme. Auch der Freitag verging, ohne daß der Kommissiansreisende sich meldete. Dagegen kam er am Sams­tag mit dem Gedanken, Bauer zu berauben. Daß er sich aber vorbereitet zu der gräßlichen Tat begab, geht daraus hervor, daß er mit Revolver, Maste und sonstigen Einbrechergegenstiin- den nicht durch den eigentlichen Vüroeingang, sondern durch die Fabrik von der anderen Seite her sich näherte. Ob noch eini­ge Komplizen mit der Tat in Zusammenhang stehen, konnten die bisherigen Erhebungen noch nicht ergeben.

lleberfall aus einen Staatsanwalt

Derim, 2. Okt. Als Staatsanwaltschastsrat Hölz am Samstag früh das Jugendgericht in der Stralauer Straße betreten wollte, wurde er von zwei jungen Burschen ange­rempelt. Während ihm der eine einen Fußtritt gegen den Oberschenkel versetzte, gab ihm der andere gleichzeitig ei''^n heftigen Faustschlag gegen den Kopf. Darauf flüchteten bewe und konnten unerkannt entkommen.

Hölz ist seit Jahren am Jugendgericht tätig und erfreut sich wegen seiner milden Art allgemeiner Beliebtheit

Motorrad fährt in Smhlhelmgruppe. Ein Toter,

3 Schwerverletzte

Remscheid-Lennep, 2. Okt. In Hückeswagen fuhr ein Motorradfahrer im 70 Km-Tempo in eine marschierende Abtei­lung Stahlhelmer hinein. Der Führer der Stahlhelmabteilung, der Fabrikant Hasenclever aus Remscheid-Lennep, wurde tödlich verletzt, fünf Siahlhelmleute erlitten schwerere Verletzungen, zwei von ihnen schweben in Lebensgefahr. Der Motorradfahrer, ein Hückeswagener Einwohner, wurde festgenommen.

Große Aeberschwemmungen in Mexiko 14 Tote

Mexiko» 2. Okt. Der nördliche Teil von Mexiko ist von großen Ueberschwemmungcn heimgcsucht worden. Bisher wurden >4 Tote gemeldet. In den von der Katastrophe heimgesuchten Gebieten sind Tausende obdachlos.

Unterschlagung. In Oppeln (Oberschlesien) ist der frühere Direktor der Bank Ludowy, Löb Powolny, wegen Unter­schlagung von über 100 000 Mark verhaftet worden.

Gestorbene: Josefine Lehmann geb. Schütz, 60 I., Horb Maria Tressel, Vierlingen OA. Horb Ernst Weik, Oberlandmesser, Herrenberg Friederike Volz geb. Wurster, Hirsau.

Die heutige Nummer umfaßt 8 Seiten