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Dotegr.-Adreste: Gesellschafter Nagold. — In Fälle« höherer Gewalt besteht kein Anspruch ans Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung de« Bezugspreise». — Postsch^tto. Stuttgart V1«
Nr- 231 Gegründet 1827 Montag, den 3. Oktober 1932 Fernsprecher Nr 2S 106. Jahrgang
Der Reichspräsident hat am Samstag den Reichsaußenminister zum Vorkrag über die Genfer Verhandlungen empfangen.
Der preußische Landtagspräsidenk Lerrl hat an den Reichspräsidenten im Namen des Landtags und seiner Person selber ein warmes Glückwunschschreiben gerichtet. Auch Reichskagspräsidenk Göring sandle ein solches Schreiben an Hindenburg.
Das thüringische Skaatsministerium hak an den Reichspräsidenten zu seinem SS. Gebuctskag ein in herzlichen Worten gehaltenes Glückwunschtelegramm gerichtet.
Im Gesehgeknrngsausschuß des hessischen Landtags wurde der sozialdemokratische Antrag auf Auflösung des Landtags abgelehnt.
Im braunschweigischen Landtag ist der nationalsozialistische Antrag auf Auslösung des Landtags nicht durch- gedrnngen. Dafür wurden 13 nationalsozialistische, bürgerliche und kommunistische, dagegen 15 sozialdemokratische Stimmen abgegeben bei Stimmenthaltung von bürgerlichen Abgeordneten. Ls wäre eine Zweidrittelmehrheit erforderlich gewesen.
Mit Belgien ist nach amtlicher Mitteilung von den Unterhändlern eine für beide Teile befriedigende Einigung über die Einfuhrkonkingentierung für landwirtschaftliche Erzeugnisse zustande gekommen. Die Vorschläge werden nun der deutschen und der belgischen Regierung zur Billigung unterbreitet.
Die Vorschläge der Lytton-Kommission sehen die Bildung eines Bölkerbundsstatuts für die Mandschurei vor.
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Das ist ganz etwas anderes
In seiner bekannten Rede in Gramat hat Ministerpräsident H e r r i o t sich u. a. auch über den Erlaß des Reichspräsidenten v. hindenburg über die Ertüchtigung der deutschen Jugend beschwert, in dem er eine „schwere Bedrohung der Sicherheit Frankreichs" erblicken zu müssen vorgab. Demgegenüber dürfte es angezeigt sein, einmal auf die in Frankreich aus diesem Gebiet bestehenden Absichten zu verweisen. In Frankreich ist ein gesetzlicher Zwang zur militärischen Iugendausbildung und deren Aufbau im Rahmen der großen Heeresreform geplant. Die Herabsetzung der Dienstzeit von 18 auf 12 Monate soll durch ein «Gesetz über körperliche Erziehung und militärische Ausbildung" ausgeglichen werden, dessen Beratung seit 1928 zurückgestellt ist.
Die Organisation der militärischen Jugendausbildung, die dem Kriegsministerium und dem Kultusministerium unterstellt werden soll, sieht einen Unterstaatssekretär für körperliche Ertüchtigung vor, ferner in jedem Wehrkreis einen Oberst als Leiter der Iugendausbildung, in jedem Departement einen Stabsoffizier als Leiter, subalterne Offiziere und Unteroffiziere als ständigen Lehrkörper. Die Durchführung soll in Schulen, Universitäten und Vereinen mit staatlicher Anerkennung erfolgen und durch Stellung des Lehrkörpers, durch Geldmittel, Ueberlassung von Waffen, Munition, Schießständen, Uebungsplätzen usw. staatlich gefördert werden. Die Skaaksaussicht geschieht durch Aufstellung von Lehrplänen, halbjährige Besichtigungen durch Kontrollorgane und Prüfungen durch staatliche Ausschüsse. Vom 6. bis zum 16. Lebensjahr soll eine allgemeine körperliche Ertüchtigung nach einheitlichen Lehrplänen erfolgen, vom 16. Lebensjahr an dis zur Mstttäroienstzeit ist militärische Vorbildung in drei Gruppen vorgesehen, und zwar erstens militärische Grundausbildung, zweitens Ausbildung nach Waffenkategorien und schließlich Ausbildung zum Unterführer. Jeder Jahreskursus soll 240 Uebungsstunden und zwölf Halbtage umfassen. Die staatlichen Lehrpläne fordern in ihrer politischen Tendenz staatsbürgerlichen Unterricht und Erziehung zum Wehrgedanken. Nur nach militärischer Vorbereitung soll Anstellungsmöglichkeit im öffentlichen Dienst bestehen. Als weitere Vorteile für die Ausgebildeten sind neben sonstigen kleinen Erleichterungen vorgesehen frühere Beförderung und die Möglichkeit für 'Offizieranwärter, sofort auf die Kriegsschule zu kommen.
Dieser Gesetzentwurf ist zwar in Frankreich noch nicht rechtskräftig geworden; seine Bestimmungen sind aber in der Praxis bereits weitgehend verwirklicht. Mehr als 11 0"0 Sport- und Schießvereine betätigen sich heuteschon an dieser Schulung, etwa 2000 Offiziere und Unteroffiziere lm- den das Lehrpersonal: die beiden ersten Gruppen der mch- tärischen Vorbereitung zählten in den letzten Jahren durcy- schnittlich 40 000 Teilnehmer. Unter französischem Einfluß ist auch die Iugendausbildung in Polen und in der Tschechoslowakei ausgezogen und wird dort noch umfassender und stärker betrieben. In den sogenannten Schuljühnlein wird nicht nur die männliche, sondern an manchen Orten auch die ,weibliche Jugend militärisch ausgebiidet; die Teilnehmerzahl sin Polen beträgt zur Zeit etwa 130 000.
Von zuständiger Seite wird mitgeteilt: Der Staatspräsident von Württemberg hat an den Herrn Reichspräsidenten v. Hindenburg aus Anlaß des 85. Geburtstags des Herrn Reichspräsidenten folgendes Glückwunschschreiben gerichtet:
Hochverehrter Herr Reichspräsident!
Euer Exzellenz darf ich im Namen der Württ. Staatsregierung und des ganzen württembergischen Volks zu Ihrem 85. Geburtstag die ehrerbietigsten und herzlichsten Glückwünsche aussprechen. Mein Schreiben soll all den Gedanken persönlicher Verehrung, Dankbarkeit und Liebe Ausdruck verleihen, die unser Land schon lange, an diesem Festtag aber ganz besonders enge mit Euer Exzellenz verbinden. In den Reihen der Glückwünschenden stehen zuvorderst die ungezählten Tausende alter württembergischer Soldaten, die unter Ihrer unvergleichlichen Führung in Ost und West für Deutschlands Ehre und Freiheit gekämpft und dem Reich in unerschütterlichem Ausharren die Treue bis zum Aeußer- sten gehalten haben. In dem Bekenntnis unwandelbare: Treue zum Reich wird sich auch das ganze württembergische Volk an ihrem Geburtstag um Euer Exzellenz scharen als dem getreuen Eckehard des Deutschen Reichs und dem ehrwürdigen Hüter seiner Verfassung. Mögen Euer Exzellenz noch recht viele Jahre unversiegbarer Rüstigkeit, Gesundheit und Frische beschieden sein, möge es Ihnen gelingen, unser geliebtes Vaterland mit glücklicber Hand durch all die Stürme zu steuern, die es in seinen Grundfesten erschüttert haben, möge der Schutz des Allmächtigen mit Ihnen sein!
In aufrichtiger Verehrung Euer Exzellenz ergebenster (gez.) Bolz,
Württembergischer Staatspräsident.
Hindcnburg-Spende. Von zuständiger Seite wird mitgeteilt: Das Kuratorium der Hindenburgspende hat sich zum 85. Geburtstag des Reichspräsidenten mit der Bitte an die
Erossnungefpruch des Reichsverkehrsminiskers für die Lufksportausstelluna
Berlin, 2. Okt. Reichsverkshrsminister Fvh. v. Eltz- Rübenach sprach gestern bei der deutschen Luft-Sport- Ausstellung folgenden Cröffnungss-pruch: „Ich gedenke der Wiedererweckung der deutschen Luftfahrt aus tödlicher Lethargie durch die Hochleistungen der ersten Segelflieger auf der Rhön! Ich gedenke der Opfer an Blut und Gut, welche die deutsche Jugend für den Lustsport und damit für die Erhaltung des Luftfahrtgedanksns in einem Jahrzehnt schwerster außenpolitischer Knebelung und drückendster wirtschaftlicher Not gebracht hat! Das Vaterland wird dieser deutschen Jugend dafür dennoch ewig Dank wissen. Ich danke allen, die sich um die Ausstellung verdient gemacht haben. Der deutschen Luftfahrt wünsche ich Freiheit und Kraft!"
Thüringischer Landessparkommissar
Weimar, 2. Okt. Das thüringische Kabinett hat dev Staatsrat Dr. Weber als Landessparkommissar eingesetzt. Er soll an Hand des Gutachtens des ReichssparkommissarS nochmals feststellen, welche Ersparnismöglichkeiten in der thüringischen Landesverwaltung noch bestehen.
Tränengasbomben gegen ein Saufhaus
Duisburg-Hamborn, 2. Okt. Am Freitag nachmittag wurde -zum zweitenmal ein Tränengasanschlag auf ein hiesiges Einheitspreisgeschäft des Karstadtkonzerns verübt. Dis Täter, die unbekannt geblieben sind, müssen eine große Anzahl Bomben gelegt haben, da die großen Räume des Warenhauses beträchtlich mit Gas angefüllt waren, so daß die Käufer das Kaufhaus fluchtartig verließen. Der Geschäftsbetrieb erlitt dadurch eine empfindliche Störung. Erst nachdem die Böden des Lokals stark mit Wasser besprengt worden waren, konnte der Betrieb wieder ausgenommen werden.
England will vermitteln
London, 2. Okt. Daily Telegraph berichtet über eine Kabinettssitzung am Freitag nachmittag, in der die deutschfranzösische Meinungsverschiedenheit in der Abrüstungsfrage behandelt wurde. Ziemlich einhellig habe die Ansicht geherrscht, daß bald ein neuer Versuch gemacht werden müsse, die gegenwärtige Stockung in den Abrüstungsverhandlungen zu beenden. Ein solcher Schritt könne nur vonEngland ausgehen. Ueber den besten Weg herrsche jedoch keineswegs Klarheit und die Ersolgsaussichten dürften im Augenblick jedenfalls gering sein.
Oefsentlichkeit gewendet, der Hindenburgspende neue Mittel zur Verfügung zu stellen, damit auch fernerhin die Möglichkeit besteht, die Not unter den Kriegsbeschädigten und den Kriegshinterbliebenen zu lindern. Dem Beispiel, das Hindenburg durch sein Leben und Wirken im opfervollen Dienst für das Vaterland gegeben hat, entspricht es, wenn sich das deutsche Volk mit ihm in vaterländischer Opfergesinnung zur Linderung von Leid und Not zusammensindet. Möge auch das württembergische Volk nicht zurückstehen und für das vaterländische Hilfswerk der Hindenburgspende reichliche Gaben spenden!
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Hindenburgs Geburlstagsgabe. Wie alljährlich seit fünf Jahren hat der Herr Reichspräsident an seinem diesjährigen Geburtstag wiederum zahlreichen schwer notleidenden Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Veteranen eine Freude bereitet. Fast 3900 Angehörigen dieser Personenkreise ließ er je 150 RM. aus der Hindenburgspende auszahlen. Damit steigt die bisherige Unterstützungsleistung der Hindenburgspende auf fast sechs Millionen RM.
Präsident Hoover hat an den Reichspräsidenten folgendes Telegramm gesandt: „Am heutigen 85. Jahrestag der Geburt Ew. Exzellenz sende ich Ihnen meine herzlichsten Glückwünsche. Möge Ihnen die Zukunft noch für lange Zeit Gesundheit und Glück bescheren. Herbert Lioover."
Stuttgart, 2. Okt. Hindenburgs 85. Geburtstag wurde in Stuttgart festlich begangen. Dem Zapfenstreich im Echloßhof am Samstag abend wohnten Zehntausende von begeisterten Zuschauern an, die sich in den Straßen, am Schloßplatz und im Sci^ohhof aufgestellt hatten und sich sichtlich gehoben fühlten an dem prächtigen militärischen Bild, das so lebhaft an alte bessere Zeiten gemahnte. Die Infanterie zog mit aufge- pflcmztem Seitengewehr auf, die berittenen Truppen waren zu Pferd. Als zum Schluß die Musikkorps das Deutschlandlied anstimmten, fang das riesige Publikum freudig mit. Gleich großem Interesse begegnete das Wecken und die Mittagsfeier im Schloßhof am Sonntag. Die Veranstaltungen waren von schönstem Herbstwetter beaünftiat.
AriMWelMigüüg als MaterWfe
Berlin, 2. Okt. Die von der Reichsregierung beschlossene Frischfleischverbilligung für den bisherigen kreis von Arbeitslosen und sonstigen Hilfsbedürftigen sicht eine Verbilligung von 2 Pfund frischem Rind- oder Schweine- fleisch je Monat um 20 Pf. je Pfund vor. Der erste Bezugsschein mit drei Abschnitten für je ein Pfund Frischfleisch wird, soweit es sich bei den Ausgabestellen (Arbeitsämtern und Fürsorgebehörden) irgend ermöglichen läßt» Mitte Oktober mit der Weisung zur Ausgabe gelangen, daß der erste Abschnitt bis zum 12. November und die beiden übrigen Abschnitte für den ganzen Monat November Gültigkeit haben.
Wichtiger Entscheid des Schlichters im Arbeiksstreit
Remscheid, 2. Okt. Vom Atexanderwerk in Remscheid ist beim Schlichter für Westfalen, Professor Dr. Brahn, der Antrag gestellt worden, festzustellen, ob ein Grund zur Entziehung des Anwendungsrechts bezüglich der sozialpolitischen Notverordnung des Reichspräsidenten vorliege. Die Entscheidung des Schlichters besagt, daß eine Entziehung der Berechtigung nach 8 4 der Verordnung nicht möglich sei. Daraus ergibt sich, daß ein diesbezüglicher Antrag der Arbeitnehmerschaft beim Schlichter rechtsgültig ab» gewiesen worden wäre. Neben dieser Feststellung will das Werk auch noch das Arbeitsgericht anrufen.
Zusammenstöße in Wien
Wien, 1. Okt. Zwischen Nativnalsost-allsten und Sozialdemokraten kam es am Freitag abend zu verschiedenen Zusammenstößen, wobei zwei Nationalsozialisten durch Schüsse verwundet wurden. Kurz darauf griffen etwa 150 republikanische Schutzbündler (Soz.) das Parteihaus der Nationalsozialisten an. Ein großes Polizeiaufgebot mußte mit dem Gummiknüppel die KänWßenden trennen. 57 Beköstigte wurden verhaftet.
Die Anruhen in Nord-Lhike
Santiago, 2. Okt. Nach einer Meldung aus Antofagasta sind bei Zusammenstößen mit den Anhängern der Sonder- Regierung in Nord-Chile 20 regierungstreue Soldaten, ge- tötet und viele verwundet worden.
Der kriegsMMstcr von Ecuador verhaftet
Guayaquil, 2. Okt. Der Kriegsminister von Ecuador, Sotomayorluna. ist mit mehreren anderen Offiziere« im Zusammenhang mit der Aufdeckung einer militärischen Verschwörung in Pristo verhaftet worden. Die Behörden haben die Verschwörung vereitelt.
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