Seite 5 Nr. 23V

Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Samstag, den 1. Oktober 1932.

MM

AnMtbare Gewalten

Nicht die G: Äk der Arms, noch dis Tüchtigkeit der Waffen, jondern die Kraft des Gemüts ist es, welche Siege erkämpft. Fichte.

Menschen und Dinge mit unsichtbaren Händen zu lenken, ist das Feinste des Lebens. . C. F. Meye r.

Entscheide dich immer für die Liebe. Wenn du dich ein für allemal dazu entschlossen hast, so wirst du di« ganze Welt bezw'-NFLN. Die dienende Liebe ist eine furchtbare Kraft, sie ist die allergrößte Kraft und ihresgleichen gibt es nicht. Dostojewski.

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Wissen und Gewissen

Wir sind ein kluges Geschlecht geworden. Unsere Gelehr­ten haben im letzten Jahrhundert in einem unerhörten Triumphzug des Forschens Erkenntnisse auf Erkenntnisse ge­häuft. Dunkle Geheimnisse der Natur und des Lebens wur­den enthüllt. Medizin, Chemie, Physik, Biologie usw. können auf stolze Errungenschaften Hinweisen. Die Technik voll­brachte großartige Wunderwerke von der Lokomotive bis zum Radio und zur vollendeten Präzisionsmaschine. Schon redete man von einem herrlichen Paradies im Zeichen der Technik, da die herrlichen Schöpfungen des menschlichen Gei­stes zur Sicherung des Lebens und zur Befriedigung aller Ansprüche eingesept werden sollten. Das biblische Wort ,,Jm Schweiß deines Angesichts sollst du dein Brot essen" schien langsam widerlegt und außer Geltung gesetzt zu werden.

Aber wir sind nüchterner geworden. Ein großer Traum ist ausgeträumt. Wir haben gemerkt, daß in dieser Rech­nung etwas nicht stimmt. Im Zeichen des Wissens und der Technik sind nicht nur edle Früchte des Fortschritts und der Wohlfahrt gereift, sondern da wuchsen auch Arbeitslosigkeit, soziale Ungerechtigkeit. Not. Haß und Entwurzelung. Wo liegt der Fehler?Wissen ist Macht". Aber alle Macht kann mißbraucht werden. Dann wird das Wissen zum Fluch, nicht zum Segen. Die Technik schenkte uns Mittel, die den Mcn- sck>eii in großartigster Weise zum Herrn der Natur machten. Aber dieselbe Technik schuf auch furchtbare Waffen, mit denen die Menschheit sich selbst zerfleischte und blühende Länder in Wüsteneien umwandelte. Die schmerzvollen Er­fahrungen der Vergangenheit bis zum heutigen Tag haben uns gezeigt, daß wichtiger noch als das Wissen das Gewissen ist. Sie haben uns klar gemacht, daß aller Fortschritt nicht von Maschinen und Erfindungen ab­hängt, sondern von der menschlichen Seele und der Reinheit des Willens. Wir haben einen eingehenden Anschauungs­unterricht darüber erhalten, daß der Hebel zur Besserung nicht an den wissenschaftlichen Erkenntnissen und Forschungen angesetzt werden kann, sondern an einer v'el tieferen Stelle: an der Gesinnung. Alte Worte wieWiedergeburt",Beu­gung unter Gott",Buße" bekommen wieder neuen Klang. Und schicksalhaft steht die Gestalt Christi über unserer Gegen­wart. Er hat ihr das Tiefste zu sagen, was ibr überhaupt gesagt werden kann. Ohne ihn sind alle Wunderwerke der Ingenieure unnütz. Nur in seinem Zeichen kann dasReich Gottes" wachsen. Nachdem wir von Enttäuschung zu Ent­täuschung geschritten sind und die Fraglichkeit aller Men- schenknnst erfahren haben, sind wir reis, um mit neuen Ohren alte Wahrheiten zu hören.

Zur Wefpenplage

Man bedecke oder verstopfe die Fluglöcher abends nach 8 Uhr mit einem frisch geteerten Lappen, der Erfolg wird nicht ausbleiben. Schassen sich die Wespen neue Ausgänge, ist solches zu widerholen. Die Wespen beschmutzen sich an dem Teerlappen und gehen zugrunde, so daß in kurzer Zeit die Plage behoben ist.

Allerlei vom

Von Eugen Hör Nachdruck verboten

Segelfliegen-ja, das ist alles schön und gut, aber

Wert hat es doch keinen". So urteilen viele, wenn sie das erstemal etwas vom Segelfliegen hören. Sie zeigen aber j damit nur, daß sie von: Segelfliegen recht wenig wissen und verstehen.

Drei verschiedene Ziele und Wege gibt es beim Segel­fliegen; sportliche, wissenschaftliche und wirtschaftliche.

Von sportlicher Seite betrachtet, eignet sich der Segel­flug in hohem Matze zur körperlichen Ertüchtigung und Charakterbildung. Als Motorflugschüler fliegt man so lan­ge mit dem Fluglehrer, bis man die nötige Sicherheit und Erfahrung besitzt. Beim Segelflugschüler dagegen heitzt es: Allein einsteigen. Bedeutet dies nicht schon eine Steige­rung des Mutes? Der Flug selbst erfordert Geistesgegen­wart, Entschlutzkrast und starke Konzentration. Zu Flügen in grötzeren Höhen sind starke Nerven erforderlich, Selbst­beherrschung und wache Sinne. Da zur Segelfliegerei Zu­sammenarbeit von Startmannschaft und Pilot gehört, wird das Kameradschaftsgefühl wachgerufen und gefestigt.

Und erst die körperliche Ertüchtigung! Es ist keine Kleinigkeit, das Flugzeug 1520 mal am Tage zum Start­platz zu bringen, und der Start erfordert Aufwand aller Kräfte.

Der Pilot ist nicht so untätig wie man denkt. Man denke an die Flüge von Wolf Hirth und Günther Groen- hosf. Körperliche Kraft und üutzerste Zähigkeit sind die Voraussetzungen zu einem solchen Fluge. Wenn im Schul­betrieb Maschinen zu Bruch gehen und neue gebaut werden müssen, gibt es wieder eine nicht geringe körperliche Arbeit. Der Schüler und Student hat dann Gelegenheit, das Selbst­entworfene, eigene Ideen zu verwirklichen.

An Hand der sportlichen Werte gehen auch die wissen­schaftlichen. In Deutschland, der Quelle der Segelfliegerei, besteht das bewährte Forschungsinstitut der Rhön-Ros- siten-Gesellschaft. Es beschäftigt sich in der Haupt­sache mit der Segelflugforschung und hat grotzen Anteil an den Erfolgen der deutschen Segelfliegerei, die erfreu­licherweise in der Welt führend ist.

Die Wirtschaftlichen Werte sind wohl nicht so leicht er­kennbar. Aus dem Segelflugzeug mit Hilfsmotor hat sich das Leichtflugzeug entwickelt. Dieses benötigt nur einen sehr schwachen Motor. Mit ihm wurden schon die Alpen über­flogen, obgleich es nur mit einem Motorchen von 14 PS. ausgerüstet ist. Der Leichtflugzeugbau Klemm, Böblingen stellt neuerdings solche Maschinen nach der Konstruktion von Dipl.-Jng. Krekel her, die nur einen Motor von 12 PS. besitzen und doch ausgezeichnet fliegen, wie bei dem letzten F-lugtag in Böblingen gesehen werden konnte.

Was den Bau eines Segelflugzeuges anbetrifst, so kann ich mich nicht näher damit befassen, da es zu weit führen würde. Vielleicht habe ich Gelegenheit, später einmal über dieses Thema zu schreiben. Einige Richtlinien für einen solchen Bau möchte ich aber doch geben.

Da man ein Flugzeug nichtaus dem Kopse" bauen kann, ist es nötig, datz man sich an eine Anleitung hält. Diese sind aber meistens sehr schlecht und richten nur grotzen Schaden an. Der Württ. Luftfahrtverband warnt ausdrück­lich vor solchen Bauanleitungen, denn die Modelle sind flug- unfähig. Aber die Anleitung:Der Bau eines Se­gelflugzeuges", vorrätig in der Buchhandlung G. W. Zaiser, Nagold, wird empfohlen. Am sichersten wendet man sich aber gleich an den W. L. V., der seinen Sitz in Stuttgart, Für- stenstratze 1, hat. Man kann sich aber auch von den Flug- grnppen beraten lassen, von denen die nächste Wildberg ist.

Es ist selbstverständlich, datz ein Anfänger nicht gleich aus ein hochwertiges Flugzeug kommt. Auf einer einfachen Maschine lernt er zunächst fliegen. Erst, wenn er die nötige Fähigkeit besitzt, kommt er aus ein Flugzeug für größere

rman n-Wildberg.

Leistungen. Man nennt dies ein Hochleiftungsslugzeug. Mit einer solchen Maschine ist Polizeiwachtmeister Maier aus Aachen 16 Stunden lang in einer Höhe von 2200 Meter über den Wolken geflogen, so datz wegen der grimmigen Kälte die Instrumente an der Maschine einfroren. Der bekannte Flieger Eroenhoss, aus den wir nachher noch zu sprechen kommen, hatte den Rekordflug von 272 Kilo­meter Länge ausgesührt. Im diesjährigen Wettbewerb an der Wasserkuppe wurde 12 Stunden geflogen, und zwar motorlos.

Der Start eines Segelflugzeuges geht folgendermaßen vor sich: An der Spitze der Kufe, auf der es beim Landen rutscht, ist ein starker Haken, in dem mit einem festen Ring das Startseil, ein Eummiseil von etwa 2 cm. Dicke, in der Mitte eingehackt wird. An jedem Ende des etwa 50 Meter langen Seiles fassen drei oder auch mehr Mann an. Der Schwanz des Flugzeuges wird von 23 weiteren gehalten. Neuerdings verwendet man auch sogenannte Startfallen, woran das Flugzeug befestigt wird und mittels eines Hebels ausgelöst werden kann. An einem Flügelende hält der Startleiter die Maschine im Gleichgewicht. Wenn die Startmannschaft gut eingerichtet ist, kommt vom Pilot das erste Kommando. Es lautet:Ausziehen". Das Start­seil wird jetzt im Marschtempo straff angezogen, die Ma­schine aber bleibt in Ruhe. Ist das Seil ausgespannt und die Maschine in Ruhe, so folgt das Kommando:Laufen!" Die Seilmannschaft läuft so schnell sie kann. Das Seil wird jetzt auf das äußerste gespannt, bis das KommandoLos" ertönt. Da wird das Flugzeug losgelassen. Es rutscht einige Meter auf dem Boden, bis es durch Ziehen des Knüppels, d. h. durch Höhensteuergeben an Höhe gewinnt. Das Flug­zeug bekommt durch die Kraft des sich zusammenziehenden Seiles eine ziemliche Geschwindigkeit, es überfliegt die Startmannschaft und das Seil fällt ganz von selbst zu Boden. Die Füße des Piloten stehen aus dem zweiarmigen Hebel, mit dem die Seitensteuer bedient werden. Die rechte Hand hält denSteuerknüppel", mit dem Höhen- und Tie- sensteuer samt Querruder gegeben wird. Die ganze Steue­rung kann gefühlsmäßig richtig bedient werden. Neigt sich unsere Maschine nach rechts, bewegen wir den Knüppel nach links, um sie links herunterzudrücken. Will sie sich dagegen aus den Kopf stellen, ziehen wir den Knüppel an uns heran, wir geben Höhensteuer. Unsere liebe Maschine läßt sich aber nicht zu viel gefallen. Bei zu viel lleberziehen, d. h. Höhen­steuer geben, verliert sie die Geschwindigkeit und stellt sich aus den Schwanz, so datzBruch" entsteht. Um eine Rechts­kurve zu fliegen tritt man rechts auf den Hebel. Zusammen- gesatzt läßt sich sagen: Der Steuerknüppel und der Fußhebel wird dahin bewegt, wohin man fliegen will. Bei Motor­flugzeugen ist die Steuerung genau dieselbe.

Ueber den Start ist noch folgendes zu sagen. Da wir zu einem Start mit dem Startseil immer einen Abhang benötigen, ist diese Art nicht immer auszusühren. Bei ebenen Plätzen werden heutzutage meistens Schlepp st arte mit­tels eines Motorflugzeuges ausgeführt, welches das Segel­flugzeug schleppt. Eine andere Art ist der Start mittels der Startwinde. Hierbei wird das Seil aus eine Trommel ausgewickelt, und das Flugzeug kommt auf eine ziemlich hohe Geschwindigkeit. Beide Arten wurden beim letzten Flugtag vorgeführt.

Segelflüge, d. h. Eleitflüge mit Höhengewinnung sind nur unter bestimmten Windverhältnissen möglich, in den sogenannten Aufwindzonen. Der Segelflieger hat aus Erfahrung gelernt, wo esAufwinde" gibt. So z. V. an Bergen auf die der Wind zubläst und über die er hinüber muß, über sonnenbestrahlten, trockenen Feldern, wo die warme Luft aufsteigt, unter dicken weißen Sommerwolken und vor einer Gewitterfront.

Die alten Olympien der Segelfliegerei sind das Rhön­gebirge und die Dünen von Rositten. In ganz Deutschland haben sich aber erfreulicherweise überall Segelfliegergrup­pen gebildet, die in nächster Nähe ihre Flugplätze haben

UMPL M ÄMLLikK

Ein lustiger Roman von Fritz Korn«,

ürhebor-R-chtsIÄutz.' Wcl^.K-ircspand-nz Leipzig L I

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Edith wurde bleich und rot.

Und . . . und ... Sie sagen da gar nichts dazu?"

O nein! Aus Klugheit nicht! Ist doch ein lieber .<mnge, und wenn einer so im Mittelpunkt des Interesses steht, ja, der verlangt eben besondere Rechte."

Ich möchte einmal einen Mann nur ganz für mich allein haben!"

Das möchten wir alle!" entgegnete Uschi boshaft. Aber die Art ist ausgestorben. Ach was, darüber erst Nach­denken, das lohnt sich nicht! Wie, Tränen haben Sie in den Augen? Habe ich Ihnen Illusionen zerstört? Sie, als Amerikanerin?"

Oh ... ich ... ich .. . denke doch noch, daß es die große Liebe gibt!"

Uschis Antlitz wurde ganz ernst.

Die große Liebe! Ja, die gibt's noch! Aber ganz selten! Aber, mein gnädiges Fräulein . . . wir Menschen suchen selber immer die große Liebe und tragen sie dann nicht einmal selber in uns! Sie möchten die große Liebe finden, das verstehe ich, dis suchen wir ja alle . . . aber haben wir sie selber?"

Ich glaube, ich Hab' sie in mir!"

Ich möchte Sie nicht auf die Probe stellen! Kindchen, stellen Sie sich vor. Sie lieben einen Menschen, heiraten ihn. und dann stellt sich heraus, er hat Sie unendlich lieb, aber es ist ein ganz anderer, sagen wir ein Hochstapler, der Ihnen was vorgeschwindelt hat, um Sie zu gewinnen. Was tun Sie dann?"

Ich ... ich . . .!" stotterte die blonde Amerikanerin. Ich . . . weiß nicht!"

Sie wissen's nicht! Wenn's die große Liebe ist, dann nehmen Sie ihn beim Kopfe und küssen ihn und sagen, das ist mir ja alles gleich, ich habe dich geheiratet, dich, nicht deinen Namen! Das wäre große Liebe! Auch fast ausge­storben, Fräulein Myhers."

Uschi winkte ihr lachend zu und ging weiter.

Edith sah ihr nachdenklich nach. Sie wurde aus dem Mädchen nicht klug.

Aber eins hatte sie ersaßt. Das Band, das diese ! Uschi und den göttlichen Anton miteinander verband, das war nicht sehr stark. Sie fühlte mit einem Male keine Skrupeln mehr. Sie wollte um den Anton kämpfen, er mußte ihr Gatte werden.

Als der Pseudo-Anton im feschen weißen Jackett mit der weißen Mütze an Deck stieg, streifte ihn eine schlank­gewachsene. brünette Dame.

Anton, der Löwe, der Blut geleckt hatte, zog artig seine Mütze und bat um Entschuldigung.

Die Dame lächelte und sie schwatzten an der Treppe miteinander.

Sie sprach die deutsche Sprache gebrochen, aber Maier fand, daß es reizend klang. Sie stellte sich als der amerika­nische Filmstar Ellen Marbot vor, erzählte, daß sie nach Hollywood reise und lud ihn ein. sie dort doch einmal zu besuchen.

Anton nahm prompt auch diese Einladung an.

Er begab sich gemeinsam mit ihr an Deck und sie nahmen nebeneinander im bequemen Schaukelstuhl Platz.

Maier fühlte sich unerhört überlegen, eine so unver­schämte Sicherheit war ihm mit einem Male zu eigen.

Seine Schüchternheit und Befangenheit von früher war wie verflogen. Er staunte über sich selber.

Auch Uschi staunte. Sie kam an dem Paar vorüber.

Tag, lieber Anton!"

Tag, Uschi!" Rasch erhob sich Maier aus dem Schaukel­stuhl.Erlaubst du, daß ich dir Fräulein Ellen Marbot vor­stelle? Vom Film, aus Hollywood!"

Uschi begrüßte die Filmkünstlerin, deren Name ihr noch nie ausgefallen war, in ihrer herzlichen Weise, daß sogar die Filmdiva etwas verlegen wurde.

Hoffentlich unterhalten Sie sich angenehm. Miß Mar­bot! Anton ist ein lieber Junge, nur so . . . wie soll ich mich ausdrücken ... so schüchtern, früher ist er immer rot geworden, wenn eine hübsche junge Dame in seine Nähe kam. Er fängt aber an, diese fürchterliche Gewohnheit ab­zuschütteln! Nicht wahr, mein Antönchen?"

Uschi lachte innerlich und sah den braven Maier mit gespielter Zärtlichkeit an.

Usch! schüttelte der Diva noch einmal die Hand.

Ach, seien sie doch recht nett zu ihm!"

Dann zog sie weiter.

*

Diese Szene hatte der 1. Offizier wieder beobachtet.

Und als Uschi an ihm vorbeischritt und der Offizier grüßte, lag noch Verwunderung in den biederen Zügen des erfahrenen Seemannes.

Uschi bemerkte es und blieb stehen.

Schönes Wetter heute!"

Gewiß, gestern auch!"

Ich denke, morgen wird's auch schön werden!" lachte Uschi.Wann sind wir drüben?"

Übermorgen abend, gnädiges Fräulein! Gefällt es Ihnen nicht mehr auf unsererBremen"?"

O doch, es ist reizend hier! Und mein Bräutigam, der ist ganz entzückt! Es gibt so viel reizende Damen auf dem Schiff und er schwärmt für hübsche Damen!"

Der Offizier wußte nicht, was er denken sollte.

Das sagen Sie als Braut, mein gnädiges Fräulein?"

Ich, als Braut? Ach so, natürlich, ja, ja! Wissen Sie, ich bin eine großzügige Natur! Ich habe mich damit abge­funden, daß Männer erst mit 65 Jahren treu werden!"

Reizendes Bild haben Sie von uns!" lachte der See­mann.

Man hat doch Augen! Und, wissen Sie, mit meinem Anton ist das nicht so schlimm! Der hat Hemmungen!"

Hemmungen? Wie soll ich das verstehen?"

Ganz einfach; immer, wenn er mal untreu werden möchte ... so nebenbei ... da treten die Hemmungen ein und er bringt's nicht über das Herz. Und auf die Hem­mungen verlaß ich mich!"

Der Offizier sah ihr kopfschüttelnd nach.

*

Am Nachmittag machte Anton die dritte Bekanntschaft. Das war die Witwe eines unermeßlich reichen argentinischen Viehzüchters, eine gebürtige Nordamerikanerin.' Dicht an der Grenze der Dreißig stehend, verstand sie mit raffinierten Toiletten und einer geradezu genialen Malerei den Eindruck einer Zwanzigerin zu erwecken.

Auch diese Dame machte Anton Avancen, da sie merkte, daß sich Uschi, als Braut, nicht über ihres Bräutigams FH aufregte.

(Fortsetzung folgt.)