Seite 3Nr. 130

Aus Stadt und Land

Nagold, den 7. Juni 1932.

Ich hasse die Leute, die nichts bewundern, denn ich hab^mein Leben damit hingebracht, alles zu bewundern.

Goethe.

*

Ein Stückchen Ehephilosophie

Man ist heutzutage gern allzuschnell dabei, in der Ehe vor- lommende Disharmonien als unüberwindlich anzusehen und von einem Nicht-mehr-zusammenleben-können" zu reden. Ein wenig guter Wille könnte vieles bessern! So manche Frau vergißt heutzutage, daß aller Sonnenschein im Hause von ihr ausgeht. Die üble Laune der Frau verbreitet sich wie ein Ansteckungs­stoff durch das ganze Haus. Das heitere und zufriedene Gesicht der Hausfrau macht auch den Mann heiter und zufrieden, die Kinder gut und fröhlich und die Dienstboten sogar willig und arbeitslästig. Man sucht die Ursache, warum Ehen nicht glück­lich oder gar unglücklich werden, meist anderswo als sie ist. Unterschiede der Bildung, der Geschmacksrichtung und des Tem­peraments können das Glück einer Ehe leicht schmälern, aber sie müssen es nicht untergraben. Der hochgebildete Gatte wird mit der minder unterrichteten Frau nicht das besprechen können, was sein Interesse erregt, aber er wird darum ihre Güte, ihre Anmut, ihre Liebenswürdigkeit nicht weniger tief und warm empfinden, wird sich in ihrer Nähe wohlfühlen.

Neben ausgesprochen unglücklichen Ehen gibt es eine der Welt nicht sichtbare Ueberfülle kleiner häuslicher Miseren, welche die Freude am Dasein, das Behagen im Hause nicht aufkommen läßt. Diese Misere, die größtenteils aus Unduldsamkeit gegen kleine Schwächen und Fehler sowie gegen unvermeidliche Un­annehmlichkeiten des Alltags entsteht diese häusliche Misere rührt zum großen Teil von derNervosität", womit natürlich nicht ernste nervöse Leiden gemeint sind, her. Jede aus dem Alltag hervorgegangene Unduldsamkeit ist sehr häufig ein Man­gel an gutem Willen. Im großen und ganzen ist sie mehr eine geistige als körperliche Schwäche und kann mit ernstem Willen bekämpft werden. Natürlich muß auch der Mann das nötige Verständnis und die Geduld für sie haben und sich ebenfalls ,zu beherrschen lernen.

Löwenlichtspiele

Morgen abend 8 Uhr spricht Achim von Winterfeld zu dem FilmWelt von oben" sein Film von deutscher Luftfahrt). Der Film gibt in eindringlichen Bildern die Entwicklung des deut­schen Luftverkehrs vom Kriegsende bis zu unserer Zeit. Die -verschiedenen Flugzeugtypen vom umgebauten Kriegsflugzeug bis zum Do T und Zeppelin rollen an uns vorbei. Wir sehen unsere Flugzeuge brausen in aller Welt, in Irland, über Madrid, in Brasilien, auf dem Fluge von Berlin nach Peking zum Montblanc über Spitzbergen, Moskau und den Kanarischen Inseln. Wir machen einen Rundflug über Berlin, sehen auf dem Fluge MünchenInnsbruck und GenfMarseille die Al­pen in herrlichen Bildern tief unter uns liegen, auf dem Fluge nach Helgoland die Nordsee. Wir sehen die Zusammenarbeit von Schiffahrt und Eisenbahn, die Katapultflüge von derBre­men" undEuropa", diefliegenden Speisewagen", die Post-, Zeitungs- und Frachtbeförderung, das Tanken in der Luft, Ver­sorgung eingefrorener Schiffe mit Nahrung und Post, Befreiung von Waldungen von Forstschädlingen durch Eiftstreuen von der Luft aus. Ein hochaktueller Film, der auch dem Nichtflieger dieses ideale Verkehrsmittel der Zukunft nahe bringt und in dem Hochinteressanten Begleilvortrag Achim von Winterfelds unsere Kenntnis der Luftfahrt in dankenswerter Weise bereichert und uns Dinge vermittelt, von denen der Laie bisher kaum eine Ahnung hatte. Ein Film, der auch unsere Jugend, für welche morgen mittag 3 Uhr eine Sondervorführung zum ermäßigten Eintrittspreis von 20 Pfg. stattfindet, begeistern dürfte.

Nachträgliches zum Besuch der Etzliuger Sportsfreunde"

Bekanntlich weilten dieSportfreunde Eßlingen" als Gäste bes hiesigen Sportvereins am Sonntag in unserer Stadt. Solche Besuche sind bei uns sehr erwünscht und werden jederzeit dankbar begrüßt, zumal es sich um die stattliche Zahl von ea. 65 Sports­freunden handelte. Der Eäste-Verein besitzt eine gutgeschulte Gesangsabteilung, die unter der bewährten Leitung von Lehrer Tri sch steht. Wir hörten von dieser Gesangsabtei- lung imTraubensaal" von 1112 Uhr ein Konzert (Chor­gesang). Das Gebotene war wirklich gut und die Vortragenden fanden dankbare Zuhörer, was in reichem Beifall zum Ausdruck kam. Die Gäste nahmen im Gasthaus zur Traube ihr Mittag­essen ein. Nach dem Spielen der drei Mannschaften trafen sich beide Vereine im Vereinslokal zur Eisenbahn. Hier zeigte sich voll und ganz, daß da, wo neben dem richtigen Sport auch noch das deutsche Lied zu Hause ist, eine wirklich echte Kamerad­schaft sich entfalten kann. Durch Eesangsvorträge und sonstigen Darbietungen (hierfür sei Herrn Hirrlinger auch noch be­stens gedankt), bereiteten uns unser« Eßlinger noch einen wirk­lich genußreichen Abend. Dem Dirigenten der Eesangsabteilung, Herrn Trisch, sei auch von dieser Stelle aus der herzlichste Dank gesagt, denn er war an erster Stelle die treibende Kraft, daß wir Nagolder diesen geschätzten Besuch empfangen durften. Auf- Wiedersehen im nächsten Jahre.

»

Bericht über die Gemcinderatssitzung vom 28. Mai 1832 in Altcnsteig.

Anwesend: Der Vorsitzende, Bürgermeister Pfizenmaier und 13 Stadträte.

Abwesend: Stadtrat Ackermann.

Nach einem obsramtlichen Erlaß wurde der Stadtgemeinde für das Rechnungsjahr 1031 ein Staatsbeitrag zur Unterhal­tung von Nachbarfchaftsstraßen bewilligt; ferner ist für dieselbe Zeit ein Volksschullehrergehalts-Staatsbeitrag genehmigt wor­den.

Die Zentralstelle für die Landwirtschaft hat der Stadtge­meinde zur Ausführung der Feldbereinigung lll in den Weiher- roiesen ein Darlehen von 5 500 Mk. bewilligt. Es ist zu 414 Prozent verzinslich und bis 1939 in 5 Teilbeträgen zurückzu- Zahlen. Das Darlehen kann ganz zur Bezahlung der beschäftig­ten Wohlfahrtserwerbslosen verwendet werden.

Durch die letztjährige Bankenkrise und andere Vorkommnisse veranlaßt, ist schon im August und Oktober v. Js. durch Reichs­gesetze bestimmt worden, daß die Landesregierungen die Organi- sation der öffentl. Sparkassen- und Girokassen und -Verbände zweckmäßig umgestalten und diese Kassen und Verbände mit eigener Rechtspersönlichkeit ausstatten sollen. Die hiezu erfor­derlichen Landesgesetze liegen nun vor. Auch hat der Württ.

und Giroverband im Benehmen mit der Ministerial- abteilung für Bezirks- und Körperschaftsverwaltung eine Mu- stersatzung für die Sparkassen entworfen, die nach der Vorschrift der Mimsterialabteilung möglichst unverändert übernommen werden soll. Diese Satzung liegt nun dem Eemeinderat heute zur ^9 vor. Nach derselben und den genannten Gesetzen ist die Zuständigkeit des Verwaltungsrates wesentlich erweitert. Der Gemeinderat ist künftig in Sparkassensachen nur noch in wenigen besonders wichtigen prägen, so bei größerem Grunderwerb, Schuldaufnahme, Beteiligung, Uebernahme neuer bleibender Verbindlichkeiten etc., zu hören; im übrigen ist die Beschluß­fas, ung in allen Angelegenheiten dem Verwaltunqsrat zuae- mie,en. Nach dem Vorgang der umliegenden Sparkassen hat aber der Gemeinderat die bisherige Zahl der Mitglieder des Verwaltungsrats auf 4 belassen. Hievon hat 2 Mitglieder und ^ Stellvertreter der Gemeinderat zu wählen. Ebensoviele wer­den von der Min.-Abt. f, Bez. u. Körperschaftsverwaltung be­

Nagolder TagvlattDer Gesellschafter*

rufen. Vom Gemeinderat werden heute zu Verwaltungsratsmit­gliedern gewählt: Stadtrat Bäßler und Luz, zu Stellvertretern Stadtrat Brenner und Beck. Nach den Gesetzen und der Satzung ist wohl die Verwaltung der Sparkasse nahezu ganz losgelöst von der Stadtverwaltung. Die Stadtgemeinde hat aber trotz­dem für die bisherigen und künftigen Verbindlichkeiten der Sparkasse unbeschränkt zu haften. Sämtliche Sparkassen, sowie die Eewährverbände (Gemeinden und Amtskörperschaften:) sind Mitglieder drs Württ. Sparkassen- u.Eiroverbandes.Zur Sicherung der Zahlungsbereitschaft der Sparkassen sind sehr eingehende Be­stimmungen getroffen. Die hiesige Sparkasse führt auch künftig den NamenStädt. Sparkasse Altensteig". Die Satzung wird nach Genehmigung durch die Ministerialabteilung für Vezirks- und Körperschaftsverwaltung durch Aushang im Kassenraum zur öffentlichen Kenntnis gebracht, worauf im hiesigen Amts­blatt seinerzeit hingewiesen wird.

Die Firma Otto Kaltenbach, Besteckfabrik hier, hat ein Baugesuch vorgelegt, nach welchem sie beabsichtigt, eine Kläranlage für die aus dem Fabrikbetrieb anfallenden Abwas­ser zu erstellen. Die Anlage kommt auf städt. Grund und Boden zu stehen, da in der Fabrik ein geeigneter Platz hiezu nicht vor­handen ist. Dem Oberamt wird nun die Aeußerung abgegeben, daß gegen das Gesuch unter den vom Stadtbauamt vorgeschla­genen Bedingungen nichts eingewendet wird.

Christian Vürkle, Schneidermeister hier, beabsichtigt, an seinem Gebäude an der Rosenstraße einen Stockausbau und massive Wandteile im Erdgeschoß aufzuführen. Da verschiedene baupolizeiliche Bedingungen nicht erfüllt sind, ist hiezu Be­freiung durch das Ministerium erforderlich. Hiezu wird eine gemeinderätliche Aeußerung in befürwortendem Sinne abgege­ben.

Der Maulwursfang auf der hiesigen Markung wurde für das Gebiet links der Nagold dem Johs. Schwab von Altensteig- Dorf und für das Gebiet rechts der Nagold dem Johs. Seeger, hier, übertragen.

Der Vorsitzende beantragt die Anschaffung einer von der Firma Siemens u. Halske und der Privattelefongesellschaft in Stuttgart angebotenen kombinierten Fernfprechanlage, bei wel­cher sämtliche städt. Dienststellen und auch andere zusammenge­schlossen wären. Bei Berechnung der Kosten für diese Anlage und derjenigen Gebühren, welche für die seitherigen Fernsprech­nummern zu bezahlen sind, würde sich beim Betrieb der neuen Fernsprechanlage, welche verschiedene Vorteile bietet (direkte Schaltung von Amt zu Amt, Rückfragemöglichkeit neben einem überwiesenen Ferngespräch, vollständiger Geheimverkehr, Mög­lichkeit der Umlegung aller Ferngespräche direkt von Amt zu Amt, ununterbrochene Verbindungsmöglichkeit auch bei Nacht und während den dienstfreien Stunden), eine geringe Mehr­ausgabe, wenn nicht sogar eine Ersparnis ergeben. Hiebei ist jedoch eine Ermäßigung der Fernsprechgebühren der Post, die erst heute bekannt wurde, und deren Auswirkung noch nicht zu übersehen ist, nicht berücksichtigt. Der Eemeinderat ist in seiner Mehrheit nicht abgeneigt, die Anlage zu beschaffen, will jedoch erst später endgültig darüber beschließen, wenn eine weitere Berechnung der Rentabilität auf Grund der neuen Fernsprech­gebührenordnung vorliegt.

Die Firma Finkbeiner und Klumpp hat durch ihren Bevoll­mächtigten Rechtsanwalt Mitteilen lassen, daß sie ihre Zahlun­gen eingestellt habe u. beabsichtige einen gerichtlichen Vergleich ein­zuleiten. Zur einstweiligen Wahrung der Rechte der Gläubiger sei bei der Oberamtssparkasse Freüdenstadt ein Separatkonto errichtet, durch welches sämtliche Einnahmen und Ausgaben der Firma gehen müssen. Weiter wurde mitgeteilt, daß auch Ernst und Andreas Finkbeiner, die sich seinerzeit für die Firma Fink­beiner u. Klumpp verbürgten, ihre Zahlungen eingestellt haben und ebenfalls einen Vergleich anstreben. Der Vergleichseröff­nung wurde vom Vorsitzenden vorläufig zugestimmt, wozu der Gemeinderat die Genehmigung gibt.

Das an die Firma Friedrich Wackenhut in Schernbach und an die Firma Finkbeiner u. Klumpp in Vesenfeld verkaufte, aber noch nicht abgeführte bezw. zum Teil noch nicht überwiesene Stammholz, sowie das noch nicht verkaufte Stammholz, soll durch Versendung von Losverzeickmissen an die Interessenten zum befristet freihändigen Verkauf mit kürzester Frist sofort angebo- ten werden. Holzmenge 1390 Fm., im Priemen und Hagwald.

Die Stadtvflege hat die hiesigen Kohlenhändler zur Ab­gabe von Offerten auf Lieferung von 680 Zentner Eiform­briketts, 300 Zentner Brechkoks 40/60 und 375 Ztr. Unionbriketts zu den städtischen Gebäuden und 35 Zentner Eiformbriketts und 200 Ztr. Eßnußkohlen zur Kirche aufgsfordert. Nach den einge­kommenen drei Offerten ist Mindestfordernder für Eiformbriketts mit 1.68 Mk. pro Zentner I. Wurster's Nachfolger (Eckhart) für Koks mit 1.80 pro Zentner und Eßnußkohlen mit 1.73 Mk. pro Zentner Veeh u. Ziegler, für Unionbriketts mit 1.33 Mk. pro Zentner August Schaal. In dem Preis ist das Beifahren und Abladen enthalten. Aus der Mitte des Gemeinderats wird erwähnt, den Unionbriketts sei die mitteldeutsche Braunkohle vvrzuziehen, insbesondere die MarkenRossit" undSonne". Es sollten daher auch Offerte auf Lieferung dieser Kohlensorten eingeholt werden. Im übrigen wird die 'Kohlenlieferung den Mlndestfordernden zugeschlagen, soweit die Kohlen für die' städt. Gebäude erforderlich sind.

Katharine Volz, Silberarbeiters Witwe hat vor etwa Jahresfrist ihr Wohngebäude an der Egenhauserstraße der Stadt­gemeinde zum Kauf angeboten. Zu einer Einigung kam es aber bei den damaligen Verhältnissen nicht. In dem Gebäude wurden nun Bauarbeiten vorgenommen und es hat sich dabei gezeigt, daß dasselbe zum größten Teil abgebrochen und sodann wesent­lich, d. h. hinter die Baulinie zurückversetzt werden müßte, wo­durch das Straßenbild sehr verschlechtert würde. Da besonders durch die schnellfahrenden Lastwagen, die auf dieser Straßen­strecke verkehren, dringend erforderlich ist, daß die unübersichtliche Kurve beseitigt wird, wurde mit der Frau Volz erneut verhan­delt und Einigung dahin ezielt, daß das Gebäude samt Grund­fläche und dem Garten der Stadt käuflich überlassen wird und Frau Volz dafür einen Kaufpreis von 4000 Mark, einen ge­eigneten Bauplatz von ca. 4 Ar und eine Wohnung im Elekt'ri- zitätswerksgebäude unentgeltlich so lange erhält,'bis der von ihr sofort zu erstellende Neubau beziehbar ist. Mit Frau Volz wurden nun die in Frage kommenden Bauplätze besichtigt und sie hat sich für den südlichen Teil des städt. Grundstücks bei der Schaal'schen Wohnung entschieden. Der obere Teil des Volz'- schen Gebäudes soll sofort zum Verkauf auf den Abbruch ausge­schrieben werden.

Der Ausbau der weiteren Wohnung im Elektrizitätswerk (ein Teil der fr. Dr. Schneider'schen Wohnung) mit einem Kostenaufwand von ca. 1000 Mark wird genehmigt. Der Betrag belastet aber den städt. Voranschlag nicht, sondern soll dem vor­handenen Elektrizitätswerkserweiterungsfond unternommen wer­den.

Das Volksschulrektorat hat auf eine entsprechende Anfrage mitgeteilt, daß die Lehrer an der Volksschule nach dem Abbäu einer Lehrstelle an derselben nun nicht mehr in der Lage seien, an der Real- und Lateinschule aushilfsweise Unterricht zu er­teilen.

Bericht über die Eemeinderatssitzung am 1. Juni 1932 in Altensteig.

Anwesend: Der Vorsitzende, Bürgermeister Pfizenmaier u. 7 Stadträte.

Abwesend: Stadtrat Walz, Fuchs, Ackermann. Malthaner, Kalm- bach, Zimmermann und Schittler.

Die heutige Sitzung wurde wegen einem Verkauf von Lang­holz aus Priemen und Hagwald einberufen. Auf das ganze Holz hat die Firma Gebr. Theurer, hier, gegenüber anderen Bietern, am höchsten geboten und zwar von 26,1 Prozent bis 41,3 Proz. Das Holz, welches z. T. früher schon an die Sägewerke Fa. Friedrich Wackenhut, Schernbach und Fa. Finkbeiner u. Klumpp, Besenfeld verkauft war, ist hiemit zum Wiederverkauf gekommen, weil es den Firmen wegen Zahlungsschwierigkeiten nicht mehr

Dienstag, den 7. Juni 1932.

möglich war, das Holz abzunehmen Bei dem Wiederverkauf er­gibt sich bei einem Erlös von 15 800 Mark eine Mindererlös von 2600 Mark gegenüber dem früheren Verkauf.

Das städtische Elektrizitätswerk legte eine Aufstellung vor über die Auswirkung der im Rechnungsjahr 1931 auf Grund der neuen Tarife abgeschlossenen neuen Stromlieserungsverträge. Nach derselben waren aus der Elektrizitätswerkskasse an solche Stromabnehmer, die den neuen Stromtarif übernommen haben, 6400 Mark Rückvergütungen zu leisten.

In der Prozeßsache gegen die Firma Rohrbach sind der Stadtgemeinde in der 2. Instanz 577 Mark Kosten entstanden, lieber die Kosten der 1. Instanz in Höhe von 1100 Mark ist gegen Sicherungsübereignung Ratenzahlung vereinbart worden. Rohrbach, welcher in dem Prozeß unterlegen ist, bittet, ihm auch für die Kosten der 2. Instanz ratenweise Abzahlung gegen Sicherungsübereignungsvertrag zuzugestehen. Da jedoch aber unser Rechtsanwalt auf sofortiger Bezahlung seiner Gebühren besteht, kann auch für die Stadtgemeinde eine weitere Stundung nicht mehr in Frage kommen.

Für einige bedürftige, begabte Latein- und Realschüler werden teils halbe, teils ganze Freistellen gewährt. Nach der neuen Schulgeldordnung dürfen Gesuche um Schulgeldfreistellen an höheren Schulen nur noch berücksichtigt werden, wenn die betreffenden Schüler im vorangegangenen Schuljahr mindestens den Gesamtdurchschnittbefriedigend" erreicht haben.

Der Anteil an dem Schulgeld, der für Freistellen vorgesehen ist, wird gemäß den neuen Vorschriften auf 12 Prozent festgesetzt.

Jahresversammlung des Württ. Schwarzwald- vereins

Sulz a. N.. 6. Juni. Am Samstag und Sonntag ver­anstaltete hier der Württ. Schwarzwaldverein seine ^.ordent­liche Hauptversammlung. Sie begann am Samstag mit einem Festabend in der städt. Turnhalle, wobei Bürgermeister Beeg, der Präsident des Badischen Schwarzwaldvereins, Professor Schneiderhön, sowie Professor Nägele, Tübingen, für den Schwäbischen Wbverein Begrüßungs­ansprachen hielten. In der Hauptversammlung, die unter der Leitung von Studiendirektor Pfeiffer, Stuttgart, stand, hielten weitere Begrüßungsansprachen außer den be­reits Genannten noch Reichsbahnrat Galt, Tübingen, und Studienrat Haug für den Schwäb. Wbverein.

Aus dem Geschäftsbericht für das Jahr 1931/32 ist her­vorzuheben, daß aus dem Nachlaß von Kommerzienrat Breu- ninger, der in diesem Jahr zum Ehrenmitglied ernannt werden sollte, dem Hnuptverein und der Ortsgruppe Loß- burg je 2000 Mark zugefallen sind. Die Höhenwege im Schwarzwald sind in Uebereinstimmung mit dem Badischen Schwarzwaldverein neu eingeteilt worden. Man unterschei­det jetzt nicht mehr Höhenweg 13, sondern Höhenweg West, Mitte und Ost. Das Wegnetz des Württ. Schwarzwaldver- eins umfaßt 1754 Kilometer, darunter zwei Drittel Wan­derschutzwege. Zum Föhrenbühlhaus wird durch freiwilligen Arbeitsdienst ein neuer Zufahrtsweg erstellt, der bis zur Sonnwendfeier am 18. Juni fertiggestellt sein soll. Dieser Weg wird den Namen Oskar-Junghans-Weg erhalten. Die letzte Lotterie hat einen Ertrag von 12 000 Mark gehabt. Davon wurden 2000 Mark für Kartenwerk verwendet, 5000 Mark fürs Fohrenbühlhaus und 5000 Mark als Grundstock fürs 50jährige Jubiläum. Die Herausgabe des Kartenwerks erfolgt jetzt im Zusammenwirken mit dem Bad. Schwarz- waldverein. Die Verschmelzung mit diesem tst wegen der Zeitverhältnisse noch nicht möglich.

In den Hauptausschuß wurde der Vorsitzende der Stutt­garter Ortsgruppe, Dr. Hetzler. gewählt und als Ort für die nächste Hauptversammlung Wildbad bestimmt.

Hochdorf OA. Horb, 6. Juni. Gemeindeabend. Ge­stern fand unter überaus zahlreicher Beteiligung seitens der Einwohnerschaft im Gasthaus zum Adler ein Eemeindeabend statt. Herr Stadtpfarrcr D i l g e r-Wildberg hielt einen interes­santen und lehrreichen Vorträg über die Gottlosen bewe- auug und ihren Kampf gegen das Christentum und die Kirche. Gesangs-, Musik-, humoristische und andere Vorträge von Frau W a l d n e r-Stuttaart, dem hies. Männerchor und dem ge­mischten Chor und Anderen wurden den Gästen in kunst­voller und meisterhafter Weise dargetan, so daß die Zuhörer all­gemein befriedigt nach Beendigung nach Hause zogen. Dem Ver­anstalter des Gemeindeabends, Herrn Pfarrer Dr. Haering, sowie allen Mitwirkenden, sei für ihre Mühe nochmals herzlicher Dank gesagt.

Hirsau, 6. Juni. Ludwig Finckh in Hirsau. Seit etwa vier Wochen weilt der in weiten Kreisen wohlbekannte und hochgeschätzte Dichter Dr. Ludwig Finckh aus Gaienhofen am Bodensee zur Erholung in Hirsau. Am Donnerstag abend las der Dichter in der Wandelhalle des Sanatoriums vor einer zahl­reichen Zuhörerschaft aus seinen eigenen Werken vor.

Freudenstadt, 6. Juni. Eisenbahnerbesuch. Am vor­gestrigen Sonntag besuchten ca. 3000 Eisenbahner mit Familien aus Stuttgart, in drei Sonderzügen ankommend, Freudenstadt. Nach Besichtigung der Stadt und nach dem Promenade­konzert der Stadtkapelle, unter Mitwirkung des Sing­chors Groß-Stuttgart unter Leitung des Musikdirektors Gr Le­st er, besuchten die Gäste die herrlichen Umgebungen um kurz vor 7 Uhr die Heimfahrt wieder anzutreten.

Letzte Nachrichten

Dor der Aufhebung des SA.-> und Auiformverbots

Berlin, 6. Juni. Morgen tritt das Kabinett erneut zu­sammen. Wie derAngriff' wissen will, ist mit der Aufhebung des SA.- und SS.-Verbotes am Donnerstag oder Freitag zu rechnen und für diesen Fall, meint das Berliner nationalsozia­listische Organ, würde es möglich sein, schon am kommenden Sonntag mit wuchtigen Aufmärschen erneut für das erwachende Deutschland zu demonstrieren und der Bevölkerung ein Bild der ungebrochenen Disziplin zu geben.

Hindeoburg dementiert

Berlin» 6. Juni. Vom Reichspräsidenten von Hindenburg selbst wird eine Erklärung verbreitet, durch die die Gerüchte über eine Reichsverweserschaft dementiert werden. Die Erklä­rung lautet u. a.:Die vor einigen Tagen in der deutschen Presse ausgetauchten Kombinationen über Rücktrittsabsichten des Reichspräsidenten, die jetzt auch in der Auslandspreffe er­scheinen, und die in Zusammenhang gebracht werden mit Plä­nen über eine Berufung des früheren Kronprinzen zum Reichs­verweser, werden von zuständiger Seite in vollem Umfange de­mentiert. Ganz autoritär und von erster Stelle aus kann dazu gesagt werden, daß an diesen Behauptungen kein wahres Wort ist.

Auch Hugenberg soll gehen?

Berlin, 6. Juni. In durchaus ernsthaften politischen Kreisen geht das Gerücht: Herr Dr. Hugenberg würde nicht mehr lange der Führer der Deutschnationalen sein. Nicht weil er selber des Führens müde wurde, sondern weil in der Deutschnationalen Volkspartei die Meinung sich ausbreite, daß er in der gegen-