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Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter"
Donnerstag, den 17. März 1932.
Der vornehme Spielklub. Eine steinreiche Dänin, Frau Falke, lernte dieser Tage in einem Spielklub bei Paris einen „feinen" Herrn kennen, der ihr riet, ihr Glück auch einmal in einem Kasino in Paris selbst zu versuchen, wo sich eine „sehr vornehme Gesellschaft" einzufinden pflege. Gesagt, getan. In dem Pariser Salon wurden der Madame ein englischer General, ein Bankier aus Uebersee, ein Diplomat und einige andere feine Leute vorgestellt, und nach kurzer Zeit hatte Frau Falke 5 Millionen Franken los. Da kamen ihr denn doch Zweifel, und sie ging zur Polizei. Diese brachte dann auch die Bande bald heraus, es waren internationale Falschspieler gewöhnlichster Art, die mit falschen Karten und Spielmarken arbeiteten. Die Bande wurde hinter Schloß und Riegel gebracht.
Kinderverursachen ein Grubenunglück. Am Eingang des Luftschachts einer Kohlengrube bei Zwodau (Böhmen) zündeten Kinder Gras an. Das Feuer verbreitete sich auf die Holzverschalung im Schacht und ries eine Explosion von Grubengasen hervor, durch deren Giftschwaden vier Bergleute erstickt und die übrigen 26 stark vergiftet wurden.
Letzte Nachrichten
Steinwürfe gegen das litauische Konsulat in Berlin.
Berlin, 16. März. Gegen das Gebäude des hiesigen Generalkonsuls von Litauen warfen heute drei junge Burschen einige Steine. Eine Fensterscheibe wurde zertrümmert. Einer der Täter wurde von der Polizei festgenommen. Die Täter hatten kurz zuvor mehrere Berliner Zeitungs-Redaktionen angerufen und ihnen mitgeteilt, daß drei Mitglieder der radikalen Stras- ser-Eruppe ein Attentat auf das litauische Generalkonsulat begehen würden.
Keine gemeinsame Kandidatur der „nationalen Opposition"
Berlin, 16. März. Die Mitteilung des „Deutschen", wonach der Bundeskanzler des Stahlhelms sich nach München begeben habe, um Hitler zur Aufgabe seiner Kandidatur für den zweiten Wahlgang der Präsidentschaftswahl zu bewegen, sowie die Nachricht, das; Admiral von Schroeder als gemeinsamer Kandidat der „nationalen Opposition" in Aussicht genommen sei, trisst, wie von den Pressestellen des Stahlhelms und der Deutschnationalen Partei mitgeteilt wird, nicht zu.
Washington gegen die Anerkennung der neuen mandschurischen Regierung.
Washington, 16. März. Zm Statsdepartement wurde heute erklärt, daß weder die Vereinigten Staaten die mandschurische Regierung anerkennen werden, noch daß es angesichts des Artikels^ 2 des Neunmächtepakts für irgend eine Signatarmacht zulässig erscheine, die Regierung als legitime Vertretung der mandschurischen Provinzen Chinas anzuerkennen.
Botschaftsrat von Twardowski aus dem Krankenhaus entlassen.
Moskau, 16. März. Wie die Tel. Ag. der Sowjetunion meldet, ist der durch das Attentat verletzte deutsche Botschaftsrat von Twardowski heute aus dem Krcmlspital entlassen worden.
Die Vereinigten Staaten für ein Verbot von
Waffenlieferungen an kriegführende Staaten.
Washington, 16. März. Im Staatsdepartement wurde heute präsentantenhauses gelangte heute ein Antrag zur Annahme, der der Regierung der Vereinigten Staaten empfiehlt, jedem auf der Abrüstungskonferenz beschlossenen Pakt beizutreten, der durch das Verbot von Waffenlieferungen an kriegführende Staaten eine Erweiterung und Verstärkung des Kellogqpaktes darstellt.
Sendefolge der Stuttgarter Rmdsunk AG.
Freitag, 18. März:
6.15: Zeitangabe, Wetterbericht, Gymnastik. 7.16: Wetterbericht. 16.66: Orgelkonzert. 16.15: Fnnkwerbungskonzert. 11.66: Nachrichten, Zeitangabe. 11.15: Werbenachrichten. 12.66: Wetterbericht, Echneebericht 12.65: Funk- roerbungskonzert. 12.65: Schallplattenkonzert. :3.M: Zeitangabe, Programm. Änderungen, Wetterbericht, Nachrichten. Anschließend: Schallplattenkonzert. 11.36-15.66: Englischer Sprachunterricht für Fortgeschrittene. 18.15: Musika. lischer Vortrag. 17.66: Konzert. 18.86: Zeitangabe, Landroirtschaftsnachrich- tcn. 18.16 Vortrag: „Der sildwestdeutsche Wirtschaftskörper. Eine kleine wirtschaftliche Heimatkunde. III". 16.65: Aerztevortrag: Robert Koch, der Vater der Bakteriologie. 16.86: Zeitangabe, Wetterbericht. 16 85: Stande des Ehocgesnngs. 26.66: „Verbrecher und Gesellschaft". (Ein kriminalpolitisches Gespräch.) 26.36: Der Waffenschmied. Komische Oper non Lortzing. 22.15: Sportvorbericht, Zeitangabe, ProgrammAnderungc» Wetterbericht, Nachrichten. 22.16—21.66: Schlagerstnndc,
Rundsunkhörer Achtung!
„Deutsches Turnsest 1933 Stuttgart im Rundfunk!"
Der Hauptfestausschuß für das Deutsche Turnfest wird am 19. März in Stuttgart eine große Kundgebung veranstalten, bei der in Anwesentheit der staatlichen und städtischen Behörden und des Vorstandes der Deutschen Turnerschast alle Mitglieder der gesamten Ausschüsse versammelt sind, um in einem ersten großen Auftakt die Bedeutung eines Deutschen Turnfestes zu erhärten. Anläßlich dieser Kundgebung wird der 1. Vorsitzende des Hauptausschusses, Dr. Oberweyer im Südd. Rundfunk (Mühlacker-Stuttgart) von 18.40 bis 19.05 Uhr am Samstag, den 19. März, über den Stand der Vorarbeiten für das Deutsche Turnfest sprechen. Es sind bereits Schritte eingeleitet, auch die übrigen Sender für diese Uebertragung zu gewinnen.
Handel und vrrlehr
Jahresbericht der Neichsbank für 1931
12 Prozent Div-dende
Der Jahresbericht der Reichsbant geht auf die Ereignisse des Krisenjahrs 1931 ein, insbesondere aut die Erschütterung des deuc- jchen Kredits und des Bankwesens ur-d die bekannten H.lssmah- nahmen durch Banken-Notoerordnungen. Die Beteiligung der Reichsbank und der Golddiskontbank am privaten Bankgewerbe sei nur als vorübergehende Maßnahme gedacht. Sobald sich eine Möglichkeit hierzu biete, sollen die übernommenen Aktien wieder abgestoßen und im Kapitalmarkt untergebracht werden. Die Reichsbank sei sich der Ungewöhnlichkeit der ergriffenen Maßnahmen bewußt. Sie rechne darauf daß jede Verbesserung der Zahlungsfähigkeit der großen Depositenbanken durch Kreditrückzahlungen seitens dieser Banken sich früher oder später auch bei der Reichsbank vorteilhaft auswirken werde. Das unmittelbare und größere Ziel aber sei, wieder ein leistungsfähiges Bankwesen zur Verfügung zu haben.
, Die Gesamtumsätze der Reichsbank haben in 1931 803 736,4 Will. RM. (861807.2) betragen. Der Roh gewinn ist von 127,0 Will, RM. in 1930 auf 209,1 Mill. RM. in 1931 gestiegen. Die Zunahme erklärt sich im wesentlichen aus der Steigerung der Zinssätze. Nach Abzug der Ausgaben von 198 8 (87,0), darunter Rückstellungen für den Delcrederefonds von 93,9 Mill. RM. (im Vorjahr erwiesen sich besonder- Rückstellungen nicht als notwendig) verbleibt ein Reingewinn von 13,3 (400) Mill. RM. zur Verteilung. Davon fließen 10 Proz. gleich 1,3 (4 0) Mill. RM. in den gesetzlichen Reservefonds, der sich auf 59,25 Mill. RM. erhöht. Die restlichen 12,0 Mill. RM- und 6,0 Mill. RM., die dem Spezialreservefonds für künftige Dividendenzahlungen entnommen werden (46 23 Mill. RM.). insgesamt also 18,0 Mill. RM., werden zur Zahlung 'einer Dividende von 12 Proz. an die Anteilseigner verwendet.
Das Personal vermehrte sich von 9783 Köpfen E"de 1930 auf 11880 Ende 1931, besonders infolge der aus der Devisenbewirtschaftung der Reichsbank zufallenden Ausgaben.
Die Württembergische Staatsbank
Wie berichtet, befindet sich die Gründung einer Württem- bergischen Staatsbank in Vorbereitung. An dem Kapital von 20 Millionen Mark ist der Staat mit der Hälfte beteiligt. Die Frage ist, wie das Finanzministerium mitteilt, nach den bekannten schlimmen Vorgängen im Bankwesen lebenswichtig für Württemberg geworden. Die Absicht dieser Gründung besteht schon länger, nachdem die letzte große, selbständige Bank Württembergs, die Württ. Vereins bank, 1923 tn der Berliner Deutschen Bank aufgegangen war.
Der Zweck der neuen Bank ist, die w ü r t t e m b er g i s ch e Wirtschaft in der Kreditvereilung besserzustellen. Seit Jay- ren wurde in Württemberg geklagt, daß seine Wirtschaft unter der fortschreitenden Kavitalzusammenballung in Berlin zu leiden babe und bei der Kreditverteilung vernachlässigt werde. Der amtliche Bericht der Banksachverständigen von 1928 stellt denn auch fest, daß Stuttgart bzw. Württemberg fast ausschließlich durch Berliner Großbanken beherrscht werde. In diesen Banken waren 1928 237,4 Mill. Mk. württembergische Gelder angelegt, während von ihnen nur 195,2 Mill. Mk. nach Württemberg ausgeliehen waren.
Die neue Württ, Staatsbank will also auch die vorhandenen Gelder für das eigene Land erhalten, wenigstens in dem Maß, daß für den eigenen Geldbedarf stets die erforderlichen Mittel vorhanden sind, und daß das Land möglichst wenig genötigt ist, Geld von außen hereinzunehmen, während doch Württemberg selbst noch glücklicherweise „Geld- überschußland" ist. Nebenbei sei daran erinnert, daß auch auf anderen Gebieten (Sozialversicherungen, Post usw.) jährlich Millionen ins Reich abfließen, von denen Wstrttemberg keinen Pfennig mehr sieht. Damit es auf dem Gebiet des Geldosrkehrs nicht eines schönen Tags ebenso werde, dagegen will die Staatsbank ein Damm sein.
Das württ. Finanzministerium ist schon einmal als Retter ausgetreten. Anfang Januar 1930 hat es die Selbständigkeit der letzten württembergischen Aktienbank vor dem Verlust ihrer Selbständigkeit bewahrt. Er hat damals 25 Prozent des Kapitals der Handels- und Gewerbebank Heilbronn A.-G. und eine Kapitalerhöhung von 2,5 auf 3 Mill RM. übernommen. Dadnrcki wurde der Ueberae.na an die Deutsche Bank und Dis-
conto-Gesellschast vermieden, die 40 Proz. des Kapitals, zum Teil aus dem Besitz der Süddeutschen Disconto. bereits besaßt Den Rest des Aktienpakets der DD-Vank übernahmen damals einheimische Kreise, die Stadt Heilbronn und die Reichs-Kredit- Gesellichaft. Dieses Institut wird übrigens jetzt auch genannt als Interessent für die neue Staatsbank. Der württ. Staat ist auch an der Württ. Notenbank beteiligt, deren Aktienmehrheit er besitzt; sie war bisher Staatsbankersatz; ihr Bewegungsspielraum ist aber durch dos Privatnotenbankaesetz sehr beschränkt. Davon fühlte man sich seit Jahren schon bei der Bank selbst und bei der Regierung sehr belastet.
Der württ. Staat wird zum drittenmal Bankier. Dabei denkt man wohl an die teilweise Uebernahme von Geschäften der Notenbank; sie hat ein Notenkontinqent von 27,5 Mill. RM. Am 7. März 1932 wies sie nur 22 Mill. Notenumlauf aus. daneben 13.7 Mill. RM. täglich fällige Verbindlichkeiten und 20 36 Mill. RM. an Kündigunasfrist gebundene Verbindlichkeiten, außerdem 5,25 Mill. sonst. Passiven. Die befristeten Gelder werden wohl ganz oder teilweise allmählich auf die neue Bank umwandern, entsprechend auch die dafür hinausgegebenen Kredite, die vor allem in den 36,37 Mill. RM. sonstigen Aktiven (am 7. März) verbucht sind. Natürlich wird die neue Staatsbank darüber hinaus neues Geld aus den Großbankfilialen anziehen. Abgesehen von der Aufgabe, Gegengewicht für die sortschreirende Banken,zulam- menballung zu sein und die Württ. Notenbank zu entlasten bzw. zu ergänzen, denkt man auch an den Z 1 des Privatnotenbank- oesetzes. Danach kann erstmals zum 1. Januar 1935 vom Reich das Notenprivileg gekündigt werden. Würde das geschehen, dann wäre die Errichtung einer W'"-rtt. Staatsbank oder die Umbildung der Notenbank sowieso nötig.
Berliner Pfundkurs. 16. März. 15.26 G. 15.30 B.
Berliner Dollarkurs, 16 März 4 209 G., 4 217 B
Privakdiskont 6 Prozent G., 5.875 Prozent B.
Württ. Silberpreis, 16. März. Grundpreis 44.50 das Kg.
Die Stockholmer Börse, die nach dem Selbstmord Kreuaers geschlossen worden war, soll am 21. März wieder eröffnet werden.
Bulgarien stellt die Zinszahlung ein. Der bulgarische Ministerrat bat beschlossen, am 15. März die Zinszahlung für die ausländischen Schulden einzustellen. Bulgarien muß seine Vorkrieqs- schulden mit 50 Proz. und bis 1953 auf 100 Proz. aufwsrten. Die Gesamtsumme der Staatsschulden beträgt über 15 Milliarden Lewa. Die kurzfristigen Schulden werden mit 5 Milliarden L wa angegeben, woran Deutschland mit nickst ganz einer Milliarde Lewa (rund 30,6 Mill. Mk.) beteiligt ist.
Don den Rentenbankscheinen. dem bekannten Darlehen der Landwirtschaft an das Reich von 2 Milliarden, sind seit Ink ft- treten des Auflösungsgesetzes bis Ende Februar 1652.97 Mill. Mk. getilgt worden.
Markte
heilvronner Schlachlviehmarkt. Zufuhr: 13 Bullen, 54 Jung- rinder, 13 Kühe, 97 Kälber, 305 Schweine. Preise: Bullen 1. 23 bis 25, 2. 19—21, Jungrinder 1. 32—34, 2. 26—28, Kühe 1. 18 bis 20, 2.14—16, Kälber 1. 38—40, 2. 33—35, 3. 28—30, Schweine 1. 40—42, 2. 36—38 Marktverkauf: Großvieh und Kälber müßig belebt, Schweine langsam.
Viehpreise. Ellwangen: Milchkühe 360, Kalbeln 340, 1 Paar Ochsen 625, 1 Ochse 360, Jungvieh 70-160, alte Kühe 90-160. — Laupheim: Kälber und Boschen 70—182, Kalbeln 280—306, Ochsen und Stiere 283. — Schussenried: Kühe 140, Kalbeln 175, Jungvieh 75—180. — Waldsee: Ochsen 200—280, Farren 120—160, Kühe 120—200. Kalbeln 250—330, Jungvieh 80-260
Schweineprelse. Buchau a. A.: Milchschweine 15—20. — Ehingen a. d. D.: Ferkel 12.50—18 50, Läufer 25—30, Mutterschweine 120—145. — Ellwangen: Milchschweine 17.50—20, Läufer 25—35. — Laupheim: Mutterschweine 106—122, Milchschweine 14—18, Läufer 31—32. — Schussenried: Läufer 25, Milchschweine 15. — Waldsee: Milchschweine 15—22.50
Ulm, 16. März. Pferdemarkt. Dem gestrigen Pferdemarkt wurden 308 Tiere zugeführt. Es kosteten jüngere mittel- schwere Pferde 800—1100, ältere 200—400, zweijährige Fohlen 500—700, Schlachtpferde 20—25 Handel mittelmäßig.
Wiedereröffnung der Aukolinie Laupheim—Ulm. Am Diens» taa wurde die Autolinie Ulm—Laupheim wieder eröffnet.
Das Welker
Infolge des über dem Festland liegenden Hochdrucks ist für Fi.ckag und Samstag heiteres u..d trockenes Wetter zu erwarten.
Gestorbene: August Pfeiffer, Metzgermeister, 71 I., Herrenal b / Karl Gottlieb Kalmöach, Gemeindepfleger, 78 I.. Wörners b e r g OA Freudenstadt / Matth. Jäckle, Schreiner 58 I., D ü r r e n m e t t st e t t e n OA. Sulz a. N.
Hiezu die Beilage „Unsere Heimat".
Im sauMU Laude verbreitet es das Radio:
„Laune und Lila"., die Vorbärnpkerinnen kür nioderne8, sparsame ^irl^ebakten erteilen Ibnen kolbenden xrabti8eben RatseblaZ:
„soeben 8ie Oeniüse in Lal^zvasser ab und sebzvenben 8ie 68 dann — statt in Nebbebzvitrie — einkaeb in Zanella! Oa8 sebnieebT bk88er — i8t moderner und A68ünäer — und spart Ibnen Arbeit und 2eit!"
Laune uud Lila" wissen, vie bequem uud sparsam mau beute boebeu bauu — mit Lauella uämlieb, die alleu Lpeiseu IMbr^vert uud Oesebruaeb Zibt! Lud >vie sebmaebbakt uud §esuud ist sie aut Lrot! — VerkolZseu 8ie die weiteren Rat- sebläAe vou „8auue uud Lila" iu diesem Blatte uud im Radio — vielleiebt eutbal- teu sie uoeb eine LberrasebunA kür 8ie!
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V«n
M»i«nen Uaustkm«! bevorrat!