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Hei! braun außer Betrieb gesetzt wird. Alle Redner sprachen sich für den Antrag aus. Dabei wurde betont, daß man der Stillegungspolitik des Zuckerkonzerns entschieden entgegentreten müsse.

Ministerialdirektor Staiger hob hervor, daß infolge der großen Vorräte und des geringen Absatzes eine weitere Produktionseinschränkung notwendig werde. Die Aktien der SuiSi. Zucker ÄG., zu der auch noch die Zuckerfabrik in Stuttgart gehöre, seien großenteils in ausländischen Händen. In Verbindung m>t der Stadtverwaltung und der Handelskammer Heilbronn würden Verhandlungen mit dem Vorstand der Zucker-AG. geführt werden, damit die Hell­brauner Fabrik bestehen bleibe. Ob Aussichten dafür bestehen, sei schwer zu sagen. Eventuell müßten Vergünstigungen wie Steuernachlaß eingeräumt lverden.

Der Antrag des Bauernbunds wurde einstimmig angenommen.

Die nächste und letzte Tagung des Landtags vor den Wahlen findet Mitte März nach der Reichspräsidentenwahl statt.

Württemberg

Vorverlegung der württ. Landtagswahlen

Stuttgart. 21. Febr. Ws Termin für die württem- belgischen Landtagswahlen, hie gemeinsam mit den Land­tagswahlen in Preußen, Bayern und Anhalt stattfindcn sollen, war bisher der 8. Mai in Aussicht genommen. Wie die .Süddeutsche Zeitung" mitteilt, besteht seht der Plan, diese Wahlen vorzuverlcgen und zwar auf den 1 0. April, cm dem, falls nicht schon im ersten Wahlgang eine Ent­scheidung fällt, der zweite Mahlgang zur Reichspräsiden­tenwahl stattfinden soll. Mit dieser Nachricht deckt sich die Meldung desDeutschen Bolksbatts", daß die Landtags­wahlen in Preußen und Württemberg sehr wahrscheinlich früher, als bisher beabsichtigt, stattfinden werden und daher bereits in der kommenden Woche Besprechungen zwischen der Führung des preußischen und württembergischen Zen­trums zur endgültigen Festsetzung des Wahltermins statk- finden.

Todesfall. Nach mehrjährigem Leiden ist hier im Alter von 82 Jahren Berlaqsbuchhändler Ernst Geiner, der Se­nior der Verlagsanstalt Greiner und Pfeiffer, gestorben. An der Entwicklung dieses angesehenen Berlagshcmles hatte Ernst Greiner regen Anteil. Sein Leiden zwang ihn aber schon vor Jahren, sich vom Geschäft zurückzuziehen.

Vom Landesthcaker. Nach einer von dem badischen An- terrichtsminister gemachten Mitteilung sind zwischen den Theatern in Karlsruhe. Mannheim, Freiburg und Stuttgart Vereinbarungen über das Solopersonal getroffen worden.

ep. PfarrvereinSlagnng. Die Hauptversammlung des Ev. Pfarrvereins von Württemberg findet am Mittwoch, 30. März im Herzog Christoph statt. Privatdozent Dr. W e n d l a n d - Heidelberg wird überDie theologischen Grundlagen der Politik" sprechen. Tags zuvor ist die Ber- trauensmänner-Bcrsammlung.

Wirtschaftsverkauf. Die Firma Hermann Tietz hat das Gebäude Schmalesiraße 3 mit der Gastwirtschaft Wied­maierUnter der Mauer" käuflich erworben. Bon Wied­maier war in besonderem Maße Einspruch gegen den von der Fa. Tictz geplanten Turmbau erhoben worden.

Unterkürkheim. 21. Febr. Das Geld auf dem Misthaufen. Zwei Hedelfinger Bürger fanden in einem Komposthaufe,i liegend 210 Reichsmark, bestehen- aus 10 Zwanzig- und 1 Zehnmarkschein. Da der erste Finder glaubte, die Scheine seien nicht echt, ließ er einen Teil des Geldes liegen. Als er sich dann von der Echtheit der Scheine überzeugt hatte und die übrigen Scheine holen wollte, hatte sie ein zweiter Finder, der anfänglich auch nicht traute, aufgehoben.

Mühlacker, 21. Febr. Glückliche Erben. Eine hiesige bedürftige Familie soll, wie derDürrmenz-Mühl­acker Bote" berichtet, eine Erbschaft von ca. einer Mil­lion Mark aus Amerika bekommen.

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Aus Stadt und Land

Nagold, den 22. Februar 1032.

Humor ist keine Gabe des Geistes, er ist eine Gabe des Herzens. Börne.

Dienitnachrichten.

Im Bereiche des LsndeSfinanzamts Stuttgart wurden versetzt: Regierungsrat Cuolt, Vorsteher des Finanzamts Lorch, als Vorsteher an das Finanzamt Horb; O bersteuersekretär Kaminski bei dem Finanzamt Hirsau an das Finanzamt Heidenheim.

Im Bereich der Reichsbahndirektion Stuttgart ist der Oberkassenvorsteher Auchter in Eutingen (Württ.) nach Baiers- bronn als Vorsteher des Bahnhofs versetzt worden.

Der Herr Staatspräsident hat den Oberlehrer Kapp an der evang. Volksschule in Ulm und den Hauptlehrer Hof- mann an der evang. Volksschule in Emberg -OA. Calw auf Ansuchen in den Ruhestand versetzt.

Die im Dez. 1931 und Febr. 1932 abgehaltene Ueber- gangsprüfung für Besoldungsgruppe 8b haben u. a. bestanden: Hetze!, Abraham von Freudenstadt, Möhrls, Hermann von Buhlbach, Gde. Baiersbronn, Schlichter, Rich. von Wachen- dors OA. Horb, Schnaidt, Tobias von Unterjesingen OA. Herrenberg, Singer, Paul von Horb.

In das Seminar in Schöntal sind u. a. ausgenommen worden: Kiefner, Theodor von Nagold, Klemm, Marlin von Pfalzgrafenweiler.

Wochenrückschau

Die dritte Februarwoche brachte uns anfangs wieder mil­dere Tage und bereitete der leichten Schneedecke und den ver­eisten Brunnenbecken eine rasche Schmelze. Der jähe Tempera- j turfturz, der Mitte der Woche einsetzte, hatte eine empfindliche Kälte im Gefolge, die am Samstag von einer mäßigen Tempe­ratur mit Schneesall, der sich auch keines langen Daseins er­freuen durfte, wieder abgelöst wurde. Sehr viel, wird von dem Rest des Winters, der sich kalendermäßig in vier Wochen pflichtgemäß von uns zu verabschieden hat, kaum mehr zu er­warten sein. Allerdings befinden wir uns jetzt gerade im Zeit­raum zweier kritischer Tage. Alte Aufzeichnungen bekunden: Wie's in der Nacht zum St. Peter (von gestern auf heute) wit­tert, so wittert's 40 Tage". Und vom 24. Februar ist die Rede: Mattheis bricht's Eis, hat er keins, so macht er eins". Gedul­den wir uns also bis Mittwoch. Und somit wäre genug vom

Nagvlder TagblattDer Gesellschafter*

Wetter^ die Rede, mehr darüber zu sagen, wollen wir denen überlassen, die zur Anknüpfung einer Unterhaltung, nach einem vorherigen Blick zum Himmel zu sagen wissen:Schön Wetter heut'." Ueber das Vereinsleben ist zu berichten, daß der Polizei- und Schutzhunde-Dressurverein, der Reichsbund der Kriegsbeschädigten und der Sportverein ihre Generalversammlungen abhielten und letzterer gestern hier ein Eruppenmeisterschaftsspiel gegen Un­terreichenbach mit 2:3 nun doch nicht zu seinen Gunsten ent­scheiden konnte. Die Lasten, unter denen auch die Neu- ha usbe sitzer zu klagen haben, kamen in einer Tagung der Interessenten zur klärenden Aussprache. Der Ev. Volks­bund lud unter der LosungRüster euch ihr Christenleute" zu einem Vortragszyklus, bestehend aus 5 Themas ein und hielt zwei Vorträge ab, während diese Woche noch drei folgen werden. Zu Gunsten der Schloßbrandhilfe stellte sich der Musikver- ein mit einer Abendunterhaltung in dankenswerter Weise in den Dienst einer Heimattreuen Sache, die eines größeren Zu­spruchs würdig gewesen wäre. Etwas ganz neues für Nagold und Umgebung ist der Tonfil m, der am Donnerstag mit der OperetteDie Fledermaus" seinen Einzug hielt. Als Volkstrauertag, zu Ehren der im Weltkrieg Gebliebenen wurde der gestrige Sonntag in ganz Preußen und Baden weihe­voll begangen. Ferner war die vergangene Woche, wie der An­zeigenteil desGesellschafters" wiederholt angekündigt hat der Auftakt zu zweiWeißen Wochen": Die Angebote sind ge­wiß preiswert und sei auch hier an die Parole erinnert: Un­terstützt das heimische Gewerbe, kauft am Platze!

Bezirkshauptversammlung des Reichsbundes der Kriegsbeschädigten ete.

In alter treuer, deutscher Kameradschaft - so schreibt man uns war man gestern wieder einmal imGoldenen Adler" i» Nagold beisammen, um Rückschau über das verflossene Jahr zu halten und dasScherenfernrohr" in die Zukunft zu richten! Bei diesemFrühjahrsappell" hätte man ja vollzähliger erschei­nen können, aber die Not der Zeit muß man als Entschuldiguns- grund für das Fehlen so mancher lieben Kameraden gelten las­sen. Doch ehrlich sei es gesagt: Der alte Geist der Kameradschaft und Schicksalsverbunoenheit der Reichsbundschützengrabenbrüder und -Schwestern ist geblieben. In der vorausgehenden Aus­schußsitzung wurden besonders organisatorische Fragen behandelt, die für die Oeffentlichkeit nicht von Interesse sind. Um )s3 Uhr konnte der stellv. Bezirksleiter, Kam. Münch-Rohrdorf dieEeneralversammelten" begrüßen und besonders Kamerad Boy na, unseren alten, bewährten Gaukämpen, sowie unseren Kreisgeneral", Kam, Kalis-Horb, AlsPräludium" proto­kollierte der Bezirksschriftführer Kam. E. L a u g-Nagold über die vorjährige Generalversammlung. Sodann gaben die Kam. Münch und Stäbler ihre Tätigkeitsberichte, die erzählten von der defensiven Zeitlage etc. Bezirkskassier Benz-Nagold erstattete hierauf Bericht über die Kassenverhältnisse. Das Var­vermögen hat sich gegenüber dem Vorjahr etwas verringert, was jedoch durch Anschaffung einer Schreibmaschine wieder aus­geglichen ist. Der Mitgliederstand ist um 5 Prozent gesunken verursacht durch Sterbefälle und Zeitverhältnisse. Zu Punkt Neuorganisation ist zu berichten, daß ab 1. April die Ortsgrup­pen Mötzingen, Ober- und Unterjettingen und Eündringen den Bezirken Herrenberg bezw. Horb zugeteilt werden, weil dies heute durch die mit den Bezirksfürsorgestellen zusammenhängen­den Fragen unbedingt notwendig ist. Nicht leichten Herzens lassen wir die Kameraden aus diesen Orten ziehen, aber die Trennung ist ja nur finanziell und vielleicht wird es einmal möglich, um mit einem Kameraden zu hoffen, - - diese Orte werden eines schönen Tages zum Oberamt Nagoldeingemein­det" daß wir wieder in einem Bezirksverband sind! Künftige Ortsgruppen sind: Altensteig, Walddorf, Rohrdorf, Ebhausen, Haiterbach mit Beihingen und Bösingen, Ejfriugen mit Schön­bronn, Mindersbach mit Rotfelden, Wildberg, Eültlingen mit Sulz und Nagold mit Oberschwandorf, Ober- und Untertalheim und Schietingen, Der Beitrag wird einheitlich auf 75 Pfg. festgesetzt, worin die Sterbekasse eingeschlossen ist. Bei Punkt Neuwahlen gab es kein großes Rätselraten, der bisherige ver­diente Vorsitzende. Kam. Stäbler konnte aus Gesundheits­rücksichten dieses Amt nicht mehr übernehmen. An seine Stelle tritt Kam. Münch, der bisher schon immer zur Stelle war und auch die nötige Erfahrung besitzt, um die Sache zuschmeißen". Bezirksschriftführer und Bezirkskassier mußten die Geschäfte wie­der behalten und der etwas reduzierte Ausschuß setzt sich wie folgt zusammen: 2. Vors. Kam. S ch i t t l e r-Altensteig, Re­visoren : Kam. Luginsland und Stäbler. Beisitzer: Kam. Frau K e m p f-Wildberg, S p r e n g e r-Altensteig und Haag- Nagold. In der Aussprache wurde tüchtig kritisiert, wie das bei einer Kampfesorganisation so üblich ist. Besonders das Rundschreiben Nr. 32 vom 3. Dezember 1931 wurde kräftig aufs Korn genommen und noch verschiedenes. Auch Anerken­nungen gingen vom Stapel, vorab der Lokalpresse gewidmet und allen Funktionären der Reichsbündler. Die Kameraden Boy na und Kalis waren dabei recht diplo­matisch und gaben manche praktische Winke und Anregungen, die wir uns dankend notieren. Auch in diesem Jahr soll wie­der ein Kriegsopfertag - und zwar aus Vorschlag von Kam. Münch in Röhrdorf stattfinden. Um X>6 Uhr konnte der Vor­sitzende die sehr anregende Versammlung schließen und damit macht auch der Chronist Schluß mit seinen Notizen, hoffend, daß die Reichsbundkameradschaft auch im kommenden Jahr trotz der bösen Zeit auf dem Posten ist und es ihr vergönnt sein möge, so manchen verloren gegangenenGraben" wieder zu holen undneue Stützpunkte im Gelände" des Oberamts Nagold zu erobern. Auf Wiedersehen im Johanniterdörfchen Rohrdorf! E. L.

Zweiter Dolksbundvortrag Am Sonntag abend sprach im Rahmen der Volksbund- Vorträge Rektor Kiefner über »Unfern Kampf um die Ju­gend'. Der Redner zeichnete zuerst in kurzen Zügen ein Bild der heutigen Jugend. Unsere heutige Jugend spaltet sich in der Hauptsache in drei Lager: die erste Gruppe ist diejugend­bewegte Jugend", Jugend, die etwas Neues schaffen will, Ju- ! gend, die ein neues Lebensideal und eine neue Lebensform auf­stellt. Die zweite Gruppe kann man unter der Bezeichnung »politisierte Jugend' zusammenfaffen; die Jugend will mit dabei sein, wenn es das Ringen um den Bestand des Vater­landes gilt, und dabei schließt sich die Jugend vorwiegend den radikalen Parteien an. Die dritte Gruppe wird gebildet von der christlichen Jugend, der Jugend, die bewußt auf der Ba­sis der christlichen Familie steht und geleitet ist von bewußt christlichen Führern. Bei all diesen drei Gruppen können wir gemeinsame Grundzüge feststellen: das erste was wir finden ist eine neue Wertung der Leiblichkeit. Körperkultur, Sport, Tur­nen, das sind die Hauptinteressen weiter Kreise unserer Jugend. Das ist in gewissem Maße sehr zu begrüßen, denn gar zu lange war alles Derartige verachtet. Aber die Gefahr ist riesengroß, daß dabei das andere, die innere Seite des Menschen zu kurz kommt. Als zweites Merkmal heutiger Jugend finden wir einen starken Zug zur Sachlichkeit. Die Jugend non heute muß der Wirk­lichkeit ins Auge sehen, sie kann sich keinen Illusionen mehr hingeben. Aber auch hier besteht die Gefahr, daß die andere Seite zukurz kommt. NaheverwandtmitderSachlichkeitistderZug zur Zweckhastigkeit, die Frage nach dem Sinn und Ziel alles Tuns.

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Montag, den 22. Februar 1032.

Und hier ist für viele der Gottglaube ein Hindernis auf dem Weg zum Genuß: so werden alle sittlichen Verpflichtungen als zweck­widrig empfunden und weggeworfen. Wenn wir aber die heutige Jugend erkennen wollen, müssen wir auch die Not der Jugend sehen und würdigen. Da steht an erster Stelle die wirtschaft­liche Not Der Jugendliche sieht sich hineingestellt in den un­erbittlich harten Existenzkampf. Nahe damit verbunden ist die Not der Ziellosigkeit in der heutigen Jugend. Die Aussichts­losigkeit, im Leben irgendwo anzukommen, drückt schwer auf die junge Generation. Und diese Ziellosigkeit, die viele auf die Landstraße treibt, macht die Jugend besonders empfindlich für die sittlichen Nöte. Wie können wir nun dieser Jugend Helsen? Von allen Seiten wird die Jugend umworben, leider nicht immer aus lauterer Absicht. Es ist ein Verbrechen, wenn die Jugend vor den Parteikarren gespannt wird. Darum stellte der Redner am Schluß noch Richtlinien auf für unsere Arbeit an der Jugend. Wir müssen an der Jugend arbeiten um der Jugend willen; wir müssen auf die Jugend eingehen, sie zu verliehen suchen; und dann müssen wir uns prüfen, ob die Kritik der Jugend nicht recht hat. Nur so, in ernster Bereitschaft zur Buße kann ein Aelterer versuchen, der Jugend Helfer und Führer zu sein. Mit einer Erinnerung an unsere Verantwortung der Jugend gegenüber schloß der Redner seine weitläufigen Ausführungen. Der nächste Vor­trag findet am Mittwoch statt, abends 8 Uhr. Srudienrat Laible wird sprechen über »Satanisches in Volk und Zeit'.

Beerdigung

Am Samstag wurde Frau Katharine Theurer, Schmied­meisters Witwe, nachdem sie noch um die Jahreswende ihren 90. Geburtstag begehen konnte, zu Grabe getragen. Sie dürste eine der ältesten Frauen von Nagold gewesen sein.

Der Konfirmattonstag »och unbestimmt

Nach der Ordnung der Evang. Landeskirche fällt Heuer der Tag der Konfirmation auf Sonntag, den 13. März. Wahr­scheinlich wird aus denselben Tag auch die Wahl des Reichs­präsidenten fallen. Deswegen wird voraussichtlich der Tag der Konfirmation verlegt werden. Die endgültige Entscheidung kann aber erst getroffen werden, wenn der Tag für die Wahl des Reichspräsidenten gesetzlich festgelegt ist. Es ist mit der Mög­lichkeit zu rechnen, daß die Konfirmationsfeier auf den Palm­sonntag verschoben wird.

Sommerfahrplan 1932

Der neue Somerfahrplan tritt entgegen früherer Jahre Heuer erst am 22. Mai in Kraft. Für Nagold dürfte interessieren, daß die Saison-Schnellzüge Frankfurt Freudenstadt und Wild­bad in Eilzüge umgewandelt werden und nur noch von und bis Karlsruhe verkehren. Sie führen aber direkte Wagen bis und von Frankfurt wie bisher. Eine lauge angestrebtc Verbes­serung bedeutet die Späterlegung des Nagoldbahnzuges 3084, der künftig in Pforzheim 6.48 Uhr, statt 5.83 Uhr abfährt, An­schluß von Wildbad, Karlsruhe und Mühlacker aufnimmt und in Eutingen Schnellzugsanschluß zum Oberneckar, Donautal, Bodensee und der Schweiz, in Horb solchen nach Tübingen er­hält. Damit ist endlich die Frühverbindung nach Tübingen ganz­jährig hergestellt. Weitere Fahrplanänderungen, welche den Nahverkehr berühren, stehen nicht in Aussicht,

Löwenlichtspiele

Heute unwiderruflich letzte Aufführung der Operette »Die Fledermaus- mit Anny Ondra in der Hauptrolle.

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Adreßbuchwesen und Darlehensschwindel. Immer wie­der werden d>e Handwerker und andere Gewerbetreibende von Agenten verschiedener Adreßbuchverleger bearbeitet damit sie Anzeigenaufträge in die Adreßbücher erteilen- Bon verschiedenen Adreßbuchfirmen wird dabei auch daS bekannte Lockmittel:Eintragung der Firma erfolgt völlig kostenlos" verwendet. Im Zusammenhang damit öden im laufenden Text des betreffenden Bestellscheins findet sich dann meist die Bemerkung, daß unterFirma" entsprechend dem Handelsgesetzbuch der Eigenname zu verstehen sei. Alls darüber hinausgehenden Mehrzeilen werden aber ent­sprechend berechnet. Die meisten Handwerker geben na­türlich in dem Text für das Adreßbuch auch ihren Geschäfts­zweig an, womit dann schon die Berechnung einer Mehr­zeile beginnt. Nicht genug kann davor gewarnt werden, vor allem auch mit unbekannten DarlehensveriniUlunos- geschäften Verträge cidzschließen, ohne sich vorher über die betreffenden Firmen genau zu erkundigen.

Aufnahme von Skaarspflegjingen in orthopädische Heil­anstalten. Nach einer Bekanntmachung des Innenministe­riums können unbemittelte Personen unter Bewilligung eines ermäßigten Berpflegungsgeldes als Staats Pfleglinge in vertraglich verpflichtete orthopädische Anstalten aus­genommen werden, soweit die für diesen Zweck im Staats­haushaltsplan vorgesehenen Mittel ausreichen. Die Auf- ricchme erfolgt zur Heilung oder Besserung angeborener oder erworbener Formfehler des Körpers, die die Erler­nung eines Berufs erschweren oder die Arbeitsfähigkeit beeinträchtigen.

Bezirkratssitzung am 1v. Februar in Herreuberg

Staatliches: Eine Beschwerde gegen die Gültigkeit der Gemeinderatswahl in Poltringen wird als unbegründet abge­wiesen.

Amtskörperschastliches: Oberamtspfleger Stahl berichtet über den Steuereingang und die Kassenlage bei der Oberamtspflege. Die Amtsschadenslieferungen gehen seit De­zember wieder merklich zurück, so daß es der Oberamtspflege nicht möglich war, neben den großen Anforderungen für die Krisenfürsorge mit der Tilgung der schwebenden Schuld bei der Oberamtssparkasse aus dem Laufenden zu bleiben. - Wegen notwendiger Organisationsänderungen und Sparmaßnahmen der Amtstörperschast wird einem Stratzenwart auf 31. März 32 gekündigt. Der Bezirksrat nimmt von der Durchführung der 4. Finanznotverordnung (3. Reichsgehaltskürzung) und von ihrer finanziellen Auswirkung auf die Amtskörperschaft Kennt­nis. Bei einer Besichtigung der Wanderarbeitsstätte kam der Bezirksrat zu dem Beschluß, den Oberamtsbaumeister Riecker mit der Ausarbeitung eines Kostenvorschlags für einen Anbau der Küche an der westlichen Ecke des Gebäudes zu beauftrage». Wegen der Erwerbung des notwendigen Grundes und Bodens soll mit dem Nachbar verhandelt werden. Der Vertrag Daim­ler-Benz AG. in Stuttgart über die Anschaffung der Kraft­sahrspritze ist nunmehr abgeschlossen, so daß mit der Lieferung der Spritze bis Anfang April gerechnet werden kann. In der heutigen Sitzung wird die Lieferung des notwendigen Schlauch­materials an die Firma A. Ziegler-Eiengen und die Lieferung der Ausrüstungsgegenstände für 12 Mann der Löschmannschaft der Firma I. E. Lieb in Blaubeuren übertragen. Außerdem wird der zwischen der Amtstörperschast Herrenberg und der Stadtgemeinde Herrenberg entworfene Vertrag wegen der Uebernahme und Unterhaltung der Motorfeuerspritze ge­nehmigt. Bei der Besichtigung an Ort und Stelle hat sich der Vezirksrat davon überzeugt, daß, sobald die Witterungsver­hältnisse es gestatten, die Dachkehlen im Bezirkskrankenhaus er-