Seite 3 Nr. 10

Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter«

Donnerstag, den 11. Januar 1932.

Aus Stadt und Land

Nagold, den 11. Januar 1932.

Vieler Menschen Christentum hört immer da auf, wo das, was wirklich Christentum ist, anfängt: wenn Selbst­überwindung von ihnen gefordert wird.

Paul Conrad.

*

Die Arbeitsmarktlage im

Arbeitsamtsbezirk Nagold

Entsprechend der besonderen Struktur des Arbeitsmarkts ist die Zahl der Arbeitslosen gegen Ende des Jahres im Ar­beitsamtsbezirk Nagold sprunghaft in die Höhe gegangen. Wäh­rend am 1. November 1208 männliche und 258 weibliche, zu­sammen 1166 Personen Hauptunterstützungsempfänger waren, waren es am 15. November bereits 1460 männliche und 252 weibliche, zus. 1712, am 1. Dezember 1902 männliche und 281 weibliche, zusammen 2183; am 15. Dezember 2836 männliche und 288 weibliche, zusammen 3124 und auf Jahresende 3576 männliche und 340 weibliche, zusammen 3916 Hauptunter­stützungsempfänger. Den ganzen Sommer und Herbst durch ist es gelungen, die Zahl der Hauptunterstützungsempfänger weit unter dem Stande des Vorjahres zu halten ; hierin ist zum ersten Mal auf Jahresende eine Aenderung eingetreten. Am 1.12.1930 waren es noch 2213, aus Jahresende jedoch nur 3449 Haupt­unterstützungsempfänger. Eine Besonderheit im Vergleich zu anderen Arbeitsamtsbezirken bedeutet dies nicht, da die Zahl der Arbeitslosen auch in den umliegenden Bezirken höher ist als um die gleiche Zeit des Vorjahres. An der Steigerung sind alle Berufsgruppen mit Ausnahme der Möbelschreinereien, die immer noch einen verhältnismäßig befriedigenden Beschäfti­gungsstand aufweisen, gleichmäßig beteiligt. Besonders bemer­kenswert ist jedoch die schlechte Beschäftigungslage in der Land- und Forstwirtschaft, der Metallindustrie und dem Baugewerbe. Der größte Prozentsatz der Arbeitslosen sind nach wie vor un­gelernte Hilfsarbeiter, die Arbeitslosen verteilen sich auf die Bezirke der Nebenstellen wie folgt:

Am 15. 11. 1931:

Nagold 305 männliche, 46 weibliche, zus. 351

Calw 290 männliche, 72 weibliche, zus. 362

Freudenstadt 455 männliche, 22 weibliche, zus. 477

Herrenberg 255 männliche, 102 weibliche, zus. 357

Horb 155 männliche, 10 weibliche, zus. 165

Am 1. 12. 1931:

Nagold- 372 männliche, 52 weibliche, zus. 431

Lalw 350 männliche, 78 weibliche, zus. 428

Freudenstadt 666 männliche, 25 weibliche, zus. 691

Herrenberg 307 männliche, 115 weibliche, zus. 422

Horb 200 männliche, 11 weibliche, zus. 211

Am IS. 12. 1931:

Nagold 457 männliche, 64 weibliche, zus. 521

Calw 412 männliche, 86 weibliche, zus. 498

Freudenstadt 1359 männliche, 44 weibliche, zus.1403

Herrenberg 389 männliche. 80 weibliche, zus. 469

Horb 219 männliche, 14 weibliche, zus. 233

Am 1. 1. 1932:

Nagold 584 männliche, 82 weibliche, zus. 666

Calw 533 männliche, 108 weibliche, zus. 641

Freudenstadt 1664 männliche, 59 weibliche, zus.1723

Herrenberg 541 männliche, 77 weibliche, zus. 618

Horb 254 männliche, 14 weibliche, zus. 268

Die Zahl der Notstandsarbeiter hat sich entsprechend dev Jah­reszeit erheblich verringert. Während es am 1. 11. noch 153, am 15. 11. 164 und am 1. 12. 155 Notstandsarbeiter waren, ist die Zahl am 15. 12. auf 141 und am 31. 12. auf 50 gesunken. Im freiwilligen Arbeitsdienst standen dafür an dem genannten Tag 18 Arbeitslose. Arbeitsuchende waren es am 31. 10. 1931 3416, am 15. 11. 3700, am 30.11.4328, am 15.12. 5008 u. am 30.12. 6142. Im Vorjahr waren es am 31.10. 2867, am 15. 11. 3498, am 30. 11. 4228, am 15. 12. 4287 und am 31. 12. 5715.

Eoangelisationsvorträge

..Suchet der Stadt Bestes, und betet für sie zum Herrn; oenn wenn's ihr wohl geht, so geht's euch auch wohl." (Jer. 29, 7). So möchte man ausrusen mit Jeremia, wenn man die­sen Vorträgen lauschen darf, welche Herr Prediger Karl Jahnke aus Karlsruhe im Saale, Kirchstrage 11, jeweils abends 8 Uhr, hält.Warum ich bete?" war gestern abend die Frage, die an Hand praktischer Beispiele aus Geschichte und persönlicher Le­benserfahrung beantwortet wurde. Der Freiheitsdichtet Ernst Moritz Arndt, hat es klar gezeigt in seinem Gedicht: Wer ist ein Mann?, der beten kann und Gott dem Herrn vertraut." Wie aus dem gestrigen Inseratenteil dieser Zeitung ersichtlich, lautet das Thema des Vortrags heute abend:Warum ich in der Bibel lese." Es lohnt sich, die Aus­führungen des Redners über dieses Thema zu hören.

Die neuen Postgebühren. Nach einer Bekanntmachung des Innen- und des Finanzministeriums an alle Staatsbehörden (ein­schließlich der Schulen) und die Gemeindebehörden über die neuen Postgebühren werden die Briefmarken des amtlichen Verkehrs von den einzelnen Postämtern voraussichtlich nicht vor Ende Februar ds. Js. ausgegeben werden können .Es sind deshalb zum Frei­machen der einzelnen Postsendungen die bisherigen Postwertzeichen zu verwenden (für 12 Pfg. 8 und 4 Pfg.-, für 6 Pfg. 2 mal 3 Pfg.-Marken). Ab 15. Januar ds. Js. dürfen die einzelnen Post­sendungen nur noch mit den ermäßigten Gebühren freigemacht und die höheren Wertzeichen bis zu ihrer Umtauschgelegenheit nicht mehr zu den einfachen Briefsendungen verwendet werden. Etwa vorhandene Fernpostkarten mit eingedrucktem Wertzeichen sind bis spätestens 14. Januar bei dem zuständigen Postamt umzutauschen.

Ergenzingen OA. Rottenburg., 13. Jan. Waffendieb- 1kahl. In der Nacht auf Sonntag wurde in der Werkstätte non Büchsenmachermeister Ferd. Schäfer hier eingebrochen- and sieben neue Gewehr entwendet. Ebenso nahm der Dieb «eine große Menge dazugehöriger Munition mit.

Aus aller Welt

Die Wechselreiterei der Skläreks

In der Verhandlung im Sklarekprozeß am 11. Januar «>urde die Frage, warum die angeklagten Direktoren der Berliner Stadtbank die Scheckreiterei der Skläreks nicht er­kannt haben, besprochen. Der Vorsitzende hielt dem Direktor schoss mann vor, daß drei untere Angestellte der Stadt­bank einmal, da die Skläreks Schecks, auch unter'andern, aber immer den gleichen Namen, regelmäßig in bedeuten­der Höhe einliefen, Verdacht schöpften, daß es sich um so­genannte Gefälligkeitsschecks handle, und daß die Nach­forschung dann auch ergab, daß diese Schecks ungedeckt waren. Bors.: Wie kommt es, daß ihre Unterbeamten den Betrug entdeckten, daß Sie (Hossmann) aber nichts davon gemerkt haben wollen und daß Sie nichts dagegen getan haben? Hossmann: Ich bedaure, daß die Angestellten sich nicht

an mich gewandt haben. Vors.: Bei anderen Kunden sind Sie ganz anders verfahren. Mir hat beispielsweise eine Schneiderfirma erzählt, daß sie einen Kredit von 800 Reichs­mark von der Stadtbank haben wollte. Da sollte sie Kopf und Kragen und das ganze Geschäft verpfänden. War den Unlerbeamken vielleicht Ihr Verkehr mit den Skläreks be­kannt. so daß sie sich lieber nicht die Finger verbrennen wollten? '

Der Mitangeklagte Buchhalter der. Skläreks, Leh­mann, berichtete dann, daß er durchschnittlich jeden Morgen eiwa 80 000 Reichsmark von der Sladtbank für die Skläreks abgeholt habe. Vors.: Worauf denn? Lehmann: Aus gar nichts, aus später einzureichende Schecks. Das war so mit Hoge verabredet.

Welchen Umfang diese Scheckreiterei angenommen HP, ging aus der weiteren Feststellung des Vorsitzenden hervor,

daß manchmal die Skläreks 300 000 Reichsmark Gefällig­keitswechsel pro Tag einreichken, während die übrigen Kun­den der Stadtbank zusammen nur 200 000 bis 250 000 Reichs­mark richtige Schecks zur Einlösung gaben.

Dann wurde die Warnung erörtert, in der das Bank­haus Gebr. Arnhold davon Mitteilung machte, daß die von dem Delikatessenhändler Hennersdorf gegebenen Schecks Gefälligkeitsschecks seien, und daß hier Scheckreiterei vor­liege.

In dem Bericht, den die Stadtbankbeamten Schroeder und Hoge erstatteten, heißt es, sie hätten geglaubt, daß den Warenwechseln Warengeschäfte gegenüberstanden. Der. Vor­sitzende bezeichnet den von ihm erstatteten Bericht' im übrigen als völlig unverständlich und betonte, daß er aber die Unterschrift von Schmitt und Hossmann trage. An­geklagter Tuch: Mein Eindruck ist gewesen, daß Hoge und Schroeder genau wie Schmitt und Hofsmann über alles unterrichtet waren. Leo Sklarek: Hoge hat bei uns nichts arbeiten lassen, er ist von den Stadtbankdirektoren gehemmt worden. Hofsmann hat ja zu mir gesagt: Bei Ihrem Kredit muß ich sehr vorsichtig sein, sonst kommt mir einer wie ein Elefant in den Porzellanladen und zerschlägt alles. Vors,: Die Sache war ja auch sehr zerbrechlich-

Erotzseuer im Zirkus Sarrasani in Antwerpen

In der Nacht zum Mittwoch brach im Zirkus Sarrasani, der sich zur Zeit in Antwerpen-Berchem aufhält, ein Brand aus, der den Kleiderraum, die Sattlerei und das Schneider­atelier mit Maschinen zerstörte. Der Brand sprang auf den Elefanten st all über. Zwölf Elefanten erlitten schwere Brandverletzungen. Einer brach aus dem brennenden Stalle aus und flüchtete. Er stürzte auf seiner Flucht ins Wasser. Der Brandschaden wird aus 4 Millionen Franken geschätzt. Die Käfige mit den Raubtieren, die Ställe, in denen sich 200 Pferde befinden, und die übrigen Einrichtungen des Zirkusses blieben vom Feuer verschont.

Der große aus Holz gebaute Winterzirkus war von einer Anzahl Anbauten umgeben. In einem derselben war das Feuer entstanden. Sarrasani hatte erst nach Ueberwindung großer Schwierigkeiten die Erlaubnis für ein längeres Gast­spiel in Antwerpen erreichen können. Das belgische Publikum wollte dendeutschen Zirkus" nicht dulden. Es wurden Kund­gebungen gegen Sarrasani veranstaltet und in einer Post­karte wurde am 12. Januar die Jnbrandsteckuna des Zirkus angedroht, wenn er ihn nicht sofort abbreche. Zwei volle Stunden vergingen, bis nach dem Brandalarm die Feuerwehr erschien. Sie habe erst die Erlaubnis des Bürgermeisters einholen müssen, erklärte sie. Schließlich rückte Militär an und leistete unter Leitung des kom­mandierenden Generals Hilfe.

Im Elefantenstall bemühten sich Sarrasani und sein Sohn um die Tiere. Mehrere Wagen mit Raubtieren waren in großer Gefahr, doch konnten die Dompteure die Tiere beruhigen. Zum Glück gelang es, das hölzerne Zirkus­gebäude, das etwa 50 Meter von der Brandstätte entfernt war, vor dem Uebergreifen des Feuer zu bewahren. Wenn Sarrasani auch versichert ist, ist das Unglück dennoch be­sonders für das Personal von weittragender Bedeutung, da die Vorstellungen unmöglich fortgesetzt werden können.

Von den 24 Elefanten kamen 12, die man nicht mehr von den eisernen Ketten befreien konnte, in den Flammen um. Die Polizei schoß auf die flüchtenden Elefanten, von denen einer getötet wurde. Der ganze Kostüm­bestand ist vernichtet. Brandstiftung ist wohl mit Sicherheit anzunehmen.

Letzte Nachrichten

Reichspräsidentenwahl am 13. März?

Berlin, 13. Jan. DieGermania" beschäftigt sich mit dem Versuch, durch einen überparteilichen Ausschuß eine Sammlung des deutschen Volkes und seiner Parteien auf die Kandidatur des gegenwärtigen Reichspräsidenten vorzubereiten und durch- znfiihren. Sie schreibt dazu:Je nach dem Ausgange dieses Versuches, wird es unter Umständen notwendig werden, den Reichstag früher einznberufen, als es bisher vorgesehen ist, da­mit er den Termin für die Präsidentenwahl festsetzen kann. Als Termin wird vorläufig der 13. März genannt."

Fricks Kampfansage.

München, 13. Jan. In einer von mehreren tausend Per­sonen besuchten Versammlung erklärte Staatsminister a. D. Frick, die NSDAP, werde im Reichstag drei Anträge ein- bringen: Mißtrauen gegen Brüning und sein Kabinett, Aus­lösung des Reichstags und Aushebung der vierten Notverord­nung. Sollte Brüning nochmals vom Reichstag gestützt werden, dann werde bei der Präsidentenwahl Gelegenheit sei», seiner Diktatur ein Ende zu machen, Man solle doch nicht vonnatio­nalen Kandidaturen" reden, man habe schon Enttäuschungen genug erlebt. Wenn die Nationale Opposition die Regierung antrete, könne man sehr wohl anders verfahren.

Das Kabinett Laval gebildet.

Paris, 14. Jan. Um 1 Ahr früh (deutsche Zeit) ist das dritte Kabinett Laval gebildet worden. Ministerpräsident Laval über­nimmt mit der Ministerpräsidcntenschaft auch das Ministerium für auswärtige Angelegenheiten. Der bisherige Landwirtschafts­minister Tardieu übernimmt für den verstorbenen Maginot das Kriegsministerium. Der bisherige Unterstaatssekretär im Innen­ministerium Cathala wird Innenminister und der bisherige lln- terstaatssekretär im Landwirtschastsministerium Fould wird Landwirtschaftsminister. Alle übrigen Ministerportefeuillc bleiben in den Händen ihrer bisherigen Inhaber.

Das Kongreßgebiiude in Allahabad von der Polizei besetzt

Allahabad, 13. Jan. Die Polizei besetzte heute früh das Kongreßgebände und hißte die britische Flagge. Das Gebäude war der indischen Nation von dem verstorbenen Pandit Motilal Nehru gestiftet worden.

Wirbelsturmkatastrophe in Alabama.

11 Tote, 150 Verletzte. Birmingham (Alabama), 13. Jan. Der Staat Alabama wurde heute von einem Wirbelsturm heimgesucht, dessen Opfer auf 11 Tote u. 159 Verletzte geschätzt wird. Auch der Materialschaden und die Verluste an Vieh sind außerordentlich groß.

Handel und Verkehr

Neuer Notruf der Grünen Front

Berlin, 12. Jan. Die Grüne Front veröffentlicht einen mit den Unterschriften Brandes, Graf Kalckreuth, Hermes. Fehr versehenen Aufruf, in dem es u. a. heißt: Die ungeheure Not des Bauernstands ist zu einer ernsten Gefahr für unser Land geworden. Ohne Unterbrechung geht der Preissturz für Vieh, Molkereierzeugnisse und die anderen Erzeugnisse des Bauern wei­ter. Nach den neuesten Feststellungen des Instituts für Konjunktur­forschungen betrugen die Verkaufserlöse der deutschen Landwirt­schaft aus Getreide, Kartoffeln, Vieh, Molkereierzeugnissen, Eiern, Zucker, Weinmost und Tabak im Jahr 1930/31 8 Milliarden NM. gegen 9 Milliarden RM. im Jahr 1929/30 und werden nach dem gegenwärtigen Stand der Produktionsschätzungen und der Preise für 1931/32 kaum mit mehr als 6,6 Milliarden RM. zu ver­anschlagen sein. Das bedeutet in den letzten beiden Jahren einen Rückgang um 26^ Prozent.

Jede Maßnahme, die, wie der Vollstreckungsschutz, eineArem- vause" für die Landwirtschaft darstellen soll, verliert ihren Sinn und Zweck, wenn nicht gleichzeitig entschlossen die Grundlagen für die Rentabilität der deutschen Landwirtschaft wiedcrhergestellt wer­den. Hieran aber sehlk es. Die Rentabilität der Landwirtschaft kann unter den gegenwärtigen Umständen keineswegs allein durch Produktionskostensenkung erreicht werden, sondern bedarf vor allem auch einer nachdrücklichen Stützung von der Preisseite her. Von der Reichsregierung muß gefordert werden, daß sie endlich dem deutschen Bauern sein Rechi zuteil werden läßt, indem sie ihm mit allen anwendbaren Mitteln vor der vernichtenden Ueberschwem- mung des deutschen Marktes mit ausländischen Erzeugnissen schützt, wie das die Regierungen anderer Länder als ihre selbstverständliche Pflicht ansehen. Die Unterbindung jeglicher entbehrlicher Einfuhr von Nährunzs- und Genußmitteln und von Holz ist zudem zur Verteidigung unserer bereits stark zusammengeschmolzenen Wäh­rungsreserven unerläßlich.

Es müssen auch alle Maßnahmen des Kommissars für Preis­überwachung hinsichtlich der Lebensmittelpreise auf die Herabminde­rung der Handels- und Verarbeitungsspanne sich beschränken und dürfen nicht dazu führen, daß ein weiterer Druck auf die Preise ausgeübt wird, die der landwritschaftliche Erzeuger erhält.

Die Notverordnung vom 9. Dezember v. Js. schasst trotz an­erkennenswerter Einzelmaßnahmen keine durchgreifende Hilfe. Ja, sie verschärft sogar in gewisser Beziehung noch die ungünstige Lage der Landwirtschaft, insbesondere der bäuerlichen Wirtschaft. So stellt sich die Umsahsleuererhöhung als eine abermalige Beeinträch­tigung der Veredelungsproduktion dar, die eine Entlastung gerade am dringlichsten braucht. Die durch die Notverordnung angeord­nete Zinssenkung wird ohne nennenswerte Wirkung für die ge­samte deutsche Wirtschaft bleiben, wenn nicht die entscheidende Stelle, nämlich die Reichsbank, endlich eine wesentliche Herab­setzung des Reichsbankdiskonls vornimmt.

An Stelle immer wiederholter Versicherungen verlangen die deutschen Bauern endlich entschlossene Taten. Um diesem Verlangen den erforderlichen Nachdruck zu geben, richten wir an unsere Berufsgenossen im Land den Appell, in dem immer ernster wer­denden Kampf um ihre Eristenz dis höchste Geschlossenheit und Einigkeit zu bewahren. Wir empfehlen in allen Landesteilen ein­heitliche Vorbereitung und Durchführung der aus der jeweilige!-. Sachlage notwendig werdenden Maßnahmen zur Erhaltung des deutschen Bauernstands und zur Sicherung der Volksernährung.

Die Verlängerung des Aeichsbankkredits

Die Meldung, daß die Bank von Frankreich gegebenenfalls aus politischen Gründen ihren Anteil an dem 100 Millionen- Dollar-Kvedit an die Deutsche Reichsbank (25 Mill. Dollar) zu­rückziehen werde, wurde von den führenden Bankiers in Neu- york lebhaft besprochen. Allseitig wurde die Erwartung ausgespro­chen, daß dagegen die Bundes-Reservebank in Neuyork ihren Kredit von 25 Mill. Dollar erneuern werde.

Skillhalkeverhandlungen vor der Entscheidung?

Berlin, 13. Jan. Die Stillhalteverhandlungen sind jetzt allem Anschein nach an einem entscheidenden Punkt angekommen. Dis Grundzüge der weiteren Stillhaltung wären nach dem jetzigen Stand folgende: Verlängerung um ein Jahr mit der Möglich­keit weiterer Verlängerung, eine Rückzahlungsquoie von 45 v. H., Transferschutz, d. h. Einzahlung bei der Reichsbank in Mark und Ueberweisung je nach Devisenlage, Umlegung von Krediten innerhalb Deutschlands, Entgegenkommen bei den Doku» mentenkrediten (Rembourskrediten).

In der Zins frage erscheint es nur zu einer Empfehlung zu kommen. Ob damit die Schwierigkeiten endgültig überwunden sind, läßt sich natürlich nicht sagen, selbst wenn die deutschen Ban­ken dem vorläufigen Ergebnis zustimmen.

Berliner Pfundkurs, 13. Jan. 14,35 G., 14,39 B. .

Berliner Dollarkucs 13. Jan. 4,209 G., 4,217 B.

Privaldlskont 7 v. H kurz und lang.

Württ Silberprcis, 13. Jan. Grundpreis 45.50 RM. d. Kg-!

Bankenzusammenschlnß. Die Mitteldeutsche Landes^ bank, Girozentrale und Kommunalbank für die Provinz Sach­sen, Thüringen und Anhalt, hat mit der Braunschweigi­schen St aaisbank Verhandlungen über einen Zusammen­schluß ausgenommen. Die Braunschweigische Regierung erklärt, die von gewisser Seite verbreiteten Gerüchte über Schwierigkeiten der Braunschweigischen Staatsbank seien grundlose Erfin­dungen. Beschuldigungen, die gegen den Präsidenten und einen anderen Beamten der Staatsbank erhoben werden, seien rein pri­vater Art, die die Sicherheit der Bank in keiner Weise berühren. Die Einlagen bei der Staatsbank und der Landessparkasse haben ständig zugenommen.

Die belgische Nalionalbank in Brüssel hat ihren Diskontsatz von 2,5 auf 3,5 v. H. erhöht.

Die Bank von Griechenland hat den seit 29. Oktober 1931 bestehenden Diskontsatz von 11 auf 12 v. H. erhöht.

Die neuen Preise für Sattstickstofs. Das Stickstoff-Syndi- tat teilt die auf Grund der vierten Notverordnung gesenkten Preise für Kalkstickstoff mit. Die Preise betragen für Januar 1932 0,75 Mt., für Februar bis Juni 1932 0,77 Mk. für 1 Ka. Stick­stoff (einschl. 75-Kg.-Papiersack). Der Ianuarpreis gilt für alle Bezüge vom 1. Januar 1932 an.

Preisermäßigung für Farben. Auf Jithophone tritt ein Krisea- rabatt von 10 v. H. ein.

3m Schneidergewerbe sollen nach einer Absprache mit dem Preiskommissar der Preisberechnung die Cffektivpreise zugrunde­gelegt werden, die sich aus Gestehungskosten und stetem Wett­bewerb ergeben. Bei Sach- und Stofflieferungen auf Grund einer Kollektion wird der im Stvffpreis enthaltene Rabatt von 25 v. H. und 20 v. H. auf 15 v. H. ermäßigt. Der bisherige Gewinnzuschlag auf Selbstkosten wird von 20 v. H. und 30 v. H. auf 10 v. H. herabgesetzt.

3n den Buchbindereien wurde der Preisabbau bereits vor Monaten unter dem damaligen starken Preisdruck trotz erfolgter