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Nagolder TagblattDer Gesellschafter-

Montag, den 23. November 1931.

DieGroßvensionen"

Berlin, 22. Nov. Von besonderer Seite wird uns ge- ! schrieben: Die Bezüge der sogenanntenGroßpensionüre" s werden seit geraumer Zeit, je nach der Parteieinstellung ! mehr oder weniger lebhaft oder leidenschaftlich, oft genug ! mit einem erheblichen Schuß Demagogie erörtert. Auch der ! in diesen Tagen zusammengetretene Haushaltsausschuß des Deutschen Reichstags hat sich in seiner Sitzung vom ! 20. November mit einem Antrag auf Kürzung der hohen s Pensionen beschäftigt. Die Beratungen gaben Reichsfinanz- ! minister Dietrich Gelegenheit, sich zu dieser Frage zu s äußern. Der Minister führte aus, daß es bei der recht- ! lichen Schwierigkeit . der Sache der Reichsregierung er- s wünscht sei, wenn durch einen verfassungsmäßig zustande- s gekommenen Beschluß des Reichstags und Reichsrats alle s Schwierigkeiten auf diesem Gebiete ausgeräumt würden, ! zumal dadurch auch der ungeheuerlichen Agitation, die unter vollkommen verzerrter Darstellung der Verhältnisse ! betrieben werde, der Boden entzogen würde. Zur Besei- ! tigung aller rechtlichen Bedenken sei eine Zweidrittelmehr- hät erforderlich, damit die Gefahr beseitigt werde, daß die ! Maßnahmen der Regierung durch Gerichtsentscheidungen durchlöchert werden.

Im einzelnen sei hierzu noch bemerkt, daß gegenüver der auf Veranlassung der Dentschnationalön Volksvartei im

Jahre 1926 vom Relchsfinanzmmisterium dem Reichstags oorgelegten Denkschrift, die noch rund 740 Ruhegehalts­empfänger aus dem Bereich sämtlicher Reichsbehörden ein­schließlich der alten und neuen Wehrmacht aufführt, die über 12 000 Reichsmark Pension jährlich bezogen, heute in­folge Verringerung der Gesamtzahl, teilweise durch Tod, teilweise durch die einengenden Bestimmungen der Not­verordnung nur noch 563 Personen im Genuß einer Pen­sion von über 12 000 Mark. Von diesen Pensionären erhält die überwiegende Zahl, nämlich 329 Personen, Pensionen zwischen 12 Ö00 und 14 000 Mark jährlich, und nur 14 Per­sonen über 18 000 Mark jährlich. Diese Zahlen verschieben sich noch welker nach unken infolge der weiteren Kürzung der Pensionen über 12 000 Mark auf Grund der Notverord­nung vom 6. Oktober 1931.

Während nach der Denkschrift von 1926 für Pensionen über 12 000 RM. jährlich noch 11.2 Millionen RM. aus- gebracht werden mußten, beträgt der Iahresaufwand kür diese sogenannten Großpensionäre jetzt nur noch rund 7,8 Millionen RM. Durch die Festsetzung einer starren Höchst­grenze von 12 000 RM. könnten hiervon im ganzen Reich noch etwa 1 Million RM. erspart werden Ist die Er­sparnis von 1 Million RM. wirklich so groß, daß sie den Aufwand an Verhetzung und Demagogie rechtfertigt, die ge­rade in dieser Frage seit Jahr und Tag betrieben wird?

MrNembekgischer Landtag

Stuttgart, 22. November. >

In der Samstagssitzung des Landtags wurde mitgeteilt, daß der sozialdemokratische Abgeordnete Gewerkschaftssekre- tär Georg Geiger von Heilbronn, der erst im letzten Jahr als Nachfolger des Abg. Ulrich-Heilbronn in den Landtag eingetreten war und inzwischen nach Hannover versetzt wor­den ist, sein Landtagsmandat niedergelegt hat. Bei der dann fortgesetzten Beratung von Eingaben und Anträgen wurden u. a. im Anschluß an die gestrige Sitzung die Ausschußanträge betr. Milderung der hohen Steuer- Verzugszuschläge usw. angenommen. Den Hauptinhalt der Sitzung bildeten zwei In it iatio ge setzen twü rfe betr. Aenderung des Landtagswahlgesetzes. Zugestimmt wurde einem Entwurf des Abg. Bauser (VR.) betr. Aushebung des Abs. 2 des Art. 20 des Landtagswahlgesetzes. Es han­delt sich dabei um eine vom Staatsgerichtshof des Deutschen Reichs bereits für ungültig erklärte Bestimmung hinsichtlich der Verteilung der Abgeordnetensitze auf die Bezirks- und Landesvorschlagslisten. Der Regierung nur zur Kenntnis­nahme und nicht, wie gewünscht, zur Berücksichtigung über­wiesen wurden ein demokratischer Gesetzesvorschlag und eine Eingabe des Verbands Württ. Gewerbevereine und Hand­werkeroereinigungen. Abg. Henne (Dem.) begründete die­sen Gesetzesvorschlag und wies daraus hin, daß bei einer Einerwahl im Bezirk das Vertrauensverhältnis zwischen Wählern und Abgeordneten gestärkt würde. Das Listen- wahlstistem sei eine Ursache der Parteizersplit-terung. Die Abgeordneten Körner (BB.) und Küchle (Z.) legten dar, daß es ein ideales Wahlgesetz, das alle Wünsche befriedige, nicht gebe. Bei einer Aenderung würde kaum etwas Besse­res erzielt werden. Auch die Abgg. Bauser (VR.), Dr. Höl­scher (BP.) und Rath (DB.) wandten sich gegen die Eingabe der Gewerbevereine.

Dem Verwaltungsausschuß überwiesen wurde ein An­trag Körner (BB.), das Staatsministerium möge bei der Reichsregierung dahin wirken, daß die Bestimmungen der Notverordnung vom 28. März zur Bekämpfung politischer Ausschreitungen alsbald einer Nachprüfung unterzogen und Labei auch die von den Organisationen der deutschen Presse gemachten Vorschläge berücksichtigt werden. Eine Abände- runq dieser Notverordnung soll möglichst rasch bei folgenden Bestimmungen herbeigeführt werden: für die Zeit von sechs Wochen vor politischen Wahlen werden die Bestimmungen über die Anmeldungen und Bekanntmachungen von Ver- sammlunoen, die der Vorbereitring und der Durchführung von Wahlen dienen, außer Kraft gesetzt; für Wahlflugblätter, Wahlaufrufe und Wahlplakate wird die Genehmigungspflicht jeder einzelnen Ortsbehörde aufgehoben.

Die nächste Sitzung des Landtags findet am Donnerstag statt. Am 28. November wird der Landtag seine Beratun­gen in diesem Jahr abschließen und sich bis Januar 1932' vertagen.

Faust über Danzig

Aoma/r von I.eo/rk//re v.

(Nachdruck verboten)

43. Fortsetzung.

Antje stützte sich und sagte fest:

Ich bringe Euch jetzt zu Bett, Frau Katharina, und hole Euch ein Glas Wein. Viele mögen doch versprengt (ein im Dunkeln und sich verborgen halten vor dem Feind. Es kommen Stunde um Stunde noch etliche durch die Tore, die vor Erschöpfung nicht Schritt halten konnten und mit den anderen. So mag auch Euer Sohn noch unter den Nachzüglern sein."

Er ist immer unter den Vordersten gewesen, Antje. Es sieht ihm so gar nicht ähnlich."

Wir müssen warten und Geduld haben, Frau Katha­rina. Ich bringe Euch nun nach oben."

Und Antje führt Schritt für Schritt die zitternde Frau in ihre Schlafkammer. Bringt sie zu Bett und bringt ihr starken Wein zu beruhigendem Nachtrunk. Und bleibt dann sitzen an dem riesigen, geblümten Himmelbett, bis Frau Katharina eingeschlafen ist. Dann geht sie leise hinaus.

Steigt die Treppe hinunter, bis sie auf der großen Diele steht. Tastet sich im matten Schein des Mondes zur Haustür und lauscht. Aber draußen auf der Gasse ist es still geworden. Danzig hat seinen ungeheuren Schmerz hin­eingetragen in die stillen Häuser, in die Stuben und Kam­mern, die mit Frühlingsgrün geschmückt sind und nach frischgebackenem Kuchen duften. In den meisten Häusern ist noch Licht. Wo ein Schwerverwundeter liegt oder ein Sterbender.

Auf die unterste Stufe der großen Eichentreppe kauert Antje nieder. Legt die Hände um die Knie und wartet. Ja, worauf wartet sie?

Daß Klaus Veldeke endlich heimkommt. Denn er muß ja kommen. Er kan doch nicht so von ihr gehen, wo sie ihm :

Mrllembekg

Stuttgart. 22. November.

hohes Alker. Der unter anderem durch seine karto­graphischen Arbeiter bekannte Forscher Prof. Dr. Konrad Miller konnte am Samstag den 88. Geburtstag feiern. Der unermüdliche Gelehrte arbeitet zurzeit an einem Werk zur Geschichte der Kartographie. :

70. Geburtstag. Am 23. November begeht der ehemalige ! Kommandeur der Stuttgarter Stadtgarde zu Pferd, ! Ehrenrittmeister Alois Graf, der Inhaber des Stuttgarter : Reithauses Gallenklinge, seinen 70. Geburtstag. Der Jubilar > gehört dem Stadtreiterkorps seit über 30 Jahren an. Es ist i erstaunlich, wie stramm der Jubilar heute noch zu Pferde § sitzt. Auch als Reitlehrer genießt er in den Kreisen des l Stuttgarter Reitsports hohe Achtung und Anerkennung. j

Neuer Landtagsabgeordneker. Als Nachfolger des zurück- ! getretenen sozialdemokratischen Landtagsabgeordneien Geiger ! rückt aus der Heilbronner Bezirksliste die bereits auf der ^ Lanüesliste gewählte Abgeordnete Frau Hitler- Heilbronn : nach. Da, wie wir hören, Frau Hiller sich für das Mandat ! auf der Vezirksliste entscheiden wird, rückt als ihr Nach­folger aus der Landesliste der Former Anton Arnold in Schussenried OA. Waldsee in den Landtag ein.

Gegen weitere Gehaltskürzungen. Der Württ. Beamt.ni- bund hat sich in einer Eingabe an den württ. Landtag gewandt und erklärt, daß sich die Beamtenschaft in ihren Erwartungen hinsichtlich der Beseitigung der württem- bergischen Sondermaßnahmen enttäuscht sehe und daß die Beunruhigung der Beamtenschaft durch die neuesten Aus­führungen des Finanzministers, in denen die Vermutung einer seitens des Reichs spätestens auf 1. Januar 1932 er­folgenden Gehaltskürzung von 10 v. H ausgesprochen wurde, erhöht werde. Es sei bedauerlich, daß die württ. Regierung die Sonderbelastung der württ. Beamtenschaft durch eine neue Reichskllrzung auszugleichen versuche, an­statt die württ. Sondermaßnahmen aufzuheben

Der Kriegerbund schmückt die Kriegergräber. Aus An­laß der Gedenkfeier für die Gefallenen des Weltkriegs am Sonntag hat der Bezirkskriegervsrband Stuttgart-Stadt dank uneigennütziger Mithilfe einiger Kameraden und ihrer Frauen, sowie weitgehendem Entgegenkommen der Knnst- und Handelsgärtnerei von Ludwig Schüler die 1400 Gräber der ans dem Waldfriedhof ruhenden Gefallenen mit kleinen Lorbeergebinden geschmückt.

Der Rückgang der Bautätigkeit. Im eisten Halbjahr 1931 wurden in Stuttgart nach einer Statistik des Deutschen ; Städtetags 554 Wohnungen (gegen 1856 im gleichen Zeit- s raum des Vorjahrs) neu erstellt, das sind 1,5 (5,4) auf 1000 Einwohner. Davon wurden 427 (77,1 v. H.) mit Unter­stützung aus öffentlichen Mitteln geschaffen. 106 Wohnungen baden 1 bis 3 Wohnräume, 402 bis zu 6, und 36 über 6. Insgesamt wurden 2347 (7554) Wohnräume verfügbar.

kein gutes Wort gegeben hat zum Abschied. Wo sie so kühl und fremd war mit ihm, indes ihre Seele brannte. Und sie hatte doch das Recht, weich und liebreich mit ihm zu sein, denn gehörte er nicht ihr zu eigen? War sie nicht l seine angelobte Braut vor Gott und den Menschen?

Sie stützte die Ellenbogen aus die Knie und legte ihr Gesicht in die Hände. Und sah mit großen, wachen Äugen hinaus in die Nacht.

Du darfst nicht so von mir gehen, Klaus o, du darfst nicht!" Ich habe ja so viel, so viel noch gutzumachen an dir!"

Und heiße Tränen stiegen ihr langsam in die Augen und trübten ihren Blick. Ach, warum war das arme törichte Herz nur immer so ein trotzig und verzagtes Ding? Wa­rum mußte man immer u. immer aus sein Recht pochen u. konnte nicht vergessen und vergeben in seiner Seele tief­ster Tiefe. Bis dann jäh u. unangemeldet die Stunde kam, wo es zu spät zu allem war. Wo man mit vollem Herzen und vollen Händen stand und geben wollte alles alles, aber es war niemand da, die viele Liebe zu neh­men, die man so lange und so ängstlich zurückgehalten hatte.

Weiter rückte das Mondlicht.

Bis Antje selber ganz umgeben ist von der weißen Flut. Sie hört die große Uhr schlagen von der Marien­kirche. Mitternacht ist längst vorüber, aber sie wartet noch immer. Könnte es nicht sein wie damals, als er von Oliva zurückkam? Im Morgengrauen, als noch die Schatten der Nacht auf Dächern und Gassen lagen? Es ist ihr, als höre sie wieder jenes dumpfe Pochen an der eichenen Tür und dann ihr eigenes, eiliges Huschen auf nackten Füßen all die vielen Treppen herunter. Und damit sie heute Nacht gleich gerüstet und bereit ist, ist sie gar nicht erst zu Bett gegangen. O Gott, nein! Sie muß ja sofort da sein für ihn, wenn er siech und wund heimkommt wie damals.

Wie es in den schweren alten Schränken knackt und oben auf der Treppe. Bange Gemüter hätten Furcht ge­habt vor Gespenstern oder was sonst noch umgehen mag in stiller Nacht.

Sind es die Geister der alten Veldeke, die nicht lassen

Ueberlassung zwangsbewirtschafteter Neubauwohnungen an alleinstehende Personen. Auf ein Gesuch der Arbeits­gemeinschaft der Stuttgarter Frauenberufsverbände hat die Wirtschaftsabteilung des Gemeinderats beschlossen, das Wohnungsamt zu ermächtigen, nach Anhörung des Woh­nungsausschusses in geeigneten Fällen solche Neubauwoh­nungen, die mit öffentlichen Mitteln erstellt wurden und die an wohnberechtigte Familien nicht oder nur schwer ver­mietet werden können, auch an solche alleinstehende Per­sonen (Männer und Frauen) zu überlassen, die ihren Wohnsitz schon mindestens 1 Jahr in Stuttgart haben.

Die Verhandlungen für das Buchdruchgewerbe. Die Parteiverhandlung im Buchdruckgewerbe zwecks Abschluß eines neuen Lohnabkommens sind gescheitert. Der Unternehmerverband verlangt, wie die .Schwäbische Tagwacht" berichtet, eine Kürzung des tariflichen Spitzen- lohns der Buchdrucker von 55 auf 46 RM. oder um 16,38 Prozent. Er will also einen Abbau auf den Stand des Jahres 1925. Der Buchdruckerverband fordert eine Ver­längerung der Geltung des Lohntarifs bis Ende September 1932. Die Schlichterkammer entschied, dis Verhandlungen bis zum 28. November auszusehen, um Klarheit darüber zu schaffen, ob für das Vervielfältigungsgewerbe, in da- auch das Buchdruckgewerbe eingeschlossen ist, eine Ar­beitszeitverkürzung erfolgen soll.

Senkung der Löhne und Preise im Elektrogewerbe. Zwischen dem Verband der elektrotechnischen Büros in Württemberg und Hohenzollern, dem Reichsverband des Deutschen Elektro - Installateurgewerbes, Landesverband Württemberg und Baden e. V-, Bezirksgruppe Württem­berg, und dem Deutschen Metallarbeiteroerband fan­den am 18. November 1931 Lohnverhandlungen statt. In freier Vereinbarung wurde in Erkenntnis der gegen­wärtigen Verhältnisse eine Einigung auf öprozentige Kürzung der Stundenlöhne, sowie auf Ermäßi­gung der Äuslösungssätze für Industrieanlagen bei länge-

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können von ihrem düsteren, winkligen Hause, in dem sie einst geschaltet und gewaltet von früh bis spät?

Antje ist, als hörte sie leise schürfende Schritte überall, aber sie hat sich wohl geirrt. Unhörbar gleitet das Mond­licht weiter über die ganze Diele. Und über dem Warten ist Antje eingeschlafen.

Der Ruf der Amsel auf dem Dachfirst und der erste Sonnenstrahl wecken sie.Sie fühlt sich zerschlagen an allen Gliedern und friert. Sie hört die Mägde in der Küche hantieren und läuft hinüber, sich ein wenig aufzuwärmen am Herdfeuer. Als sie einen Becher heiße Milch getrunken hat, wird ihr besser.

Laßt die Frau Katharina schlafen »nd seid leise. Sie ist gestern abend spät zur Ruhe gekommen. Wenn sie nach mir fragen sollte, ich gehe nur hinüber zum Artushos, ob ich bei den Verwundeten helfen kann."

Und Antje trinkt den zweiten heißen Becher leer und steigt nach oben in ihr Kämmerlein, sich frisch zu machen. Wäscht sich die müden, heißen Augen und kämmt sich ihr langes, rehbraunes Haar. Flicht es zu zwei schweren Zöpfen und nimmt ein warmes Tuch um die Schultern. Geht leise die Treppe wieder herunter und schlüpft aus der Haustür.

Ein traumschöner, goldklarer Frühlingsmorgen um­fängt sie draußen. Jauchzend schießen die ersten Schwalben pfeilschnell an ihr vorüber. Eine Krone von Purpur trug der dunkle Turm von St. Marien. In den Gassen ist schon Leben trotz der so frühen Morgenstunde.

Versprengte Reiter auf todmüden Pferden kommen langsam und vereinzelt zurück. Verwundete, die sich noch retten konnten, humpeln mühselig an Stöcken der zer­brochenen Lanzen an den Häuserreihen entlang. Antje mustert sie alle und ist erschrocken über das Elend, das sie heute wieder sieht. Im Artushof sind die Frauen von Dan­zig auf ihrem Posten. Sie verbinden und tränken, lindern und trösten, wo nur irgend einer ihrer Hilfe bedarf. Antje sieht, daß sie hier überflüssig ist.

(Fortsetzung folgt.)

(* Dieser mit so großer Spannung gelesene Roman ist nun auch in Buchform erschienen und zu 5 Mark, schön in rot Leinen gebunden, in der Buchhandlung Z a i s e r - Nagold vorrätig.)