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Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Samstag, den 14. November 1iM.

deren französischen Staatsmännern die Reparations- srage erörtern wird. Hier verlautet nämlich, die deutsche Reichsregierung werde in den nächsten Tagen eine Note überreichen, in der sie nach den Bestim­mungen des Houngplans einen Zahlungsaufschub beantragt. Mac Donald wünscht eine Regelung der Aeparationsfrage, um das Pfund Sterling befestigen zu können, was ohne Beseitigung der Gefahrenpunkte, die außerhalb Englands liegen und zu den hauptsächlich die Reparationsfrage gehört, nicht möglich ist. Die geschwächte Lage Englands läßt aller­dings befürchten, daß sich die englische Regierung doch wie­der zu Zugeständnissen an Frankreich bereit­findet.

Englisches Dumpinggeseh

London. 13, Nov,Daily Telegraph" erfährt, die Re­gierung werde in nächster Woche dem Unterhaus ein Gesetz gegen die preisunterbietende Einfuhr mit weitgehenden Vollmachten der Negierung für Festsetzung von Höchst eins uhrmengen der einzelnen Waren vor­legen. Die Frage der Zollerhöhung sei noch nicht geklärt.

Stuttgart. 13. Nov. Gestern abend sprach in einer Ver­sammlung in der Stadthalle der nationalsozialistische Gau­führer von Berlin, Reichstagsabgeordneter Dr. Göbbels. Wegen Ueberfüllung mußte die riesige Stadthatte schon vor Beginn der Versammlung polizeilich geschlos­sen werden. In seiner temperamentvollen Weise führie Dr. Göbbels aus: Der unerbittliche Kampf der National­sozialisten zum Sturz der Regierung Brüning und zur Be­seitigung des demokratisch-parlamentarischen Systems in Deutschland, der Kampf zur Zerreißung des Versailler Ver- trags an der Seite von Rom und London gegen Paris wird unvermindert weitergehen. Der «A a d i kVl i s m us der Kritik" richtet sich immer nach dem Radikalismus, mit dem die Regierung Fehler macht. Die in Harz- burg gebildete Front der nationalenOpposition ist ein Zweckverband und kein WeltanschauunqS- und auch kein Mahlverband. Wenn die Nationalsozialisten auf dem Standpunkt stehen, daß ihnen die Führung der

nationalen Opposition zusteht, so glauben sie, darauf ziffern­mäßig und wertmäßig ein Recht zu haben. Nur die Natio­nalsozialisten kämpften seit 12 Jahren unverändert gegen das herrschende System, dem sie nie eine Chance gegeben, und an dem sie sich nie beteiligt haben. Unter denSem temberlingen" versiehe ich nicht die Massen, die im'Sep- tember 1930 zu den Nationalsozialisten gestoßen sind, sondern nur die, die herbeikamen, ohne gewillt zu sein, im Schm ttz- tigel der nationalsozialistischen Bewegung sich umschmelzen zu lassen. Der Aufbau des neuen Deutschlands ist nicht möglich ohne eine Generalabrechnung. Die Natio­nalsozialisten haben nur versprochen, daß sie die Macht legal erwerben wollen. Wiesiedie Macht dann gebrauchen, das i st eine spätere Frage. Die Geschichte wird einmal das Verdienst des Nationalsozialismus anerkennen, das Volk vor dem Ab­grund zurückgerissen zu haben. Der Redner fand stürmi­schen Beifall. Die Versammlung' verlief ohne Zwischenfall-

Göbbels i« Stuttgart

Der Numerus clausus in Polen

Warschau, 13, Nov, Die Bewegung für die Einführung des Numerus clausus an den Universitäten, d. h. daß tue Juden nicht zahlreicher die Universitäten usw. besuchen dür­fen, als ihrem Verhältnis zur Bevölkerungszahl entspricht, hat sich nun auf sämtliche Hochschulen in Polen ausgedehnt. Mit Ausnahme der Universität Posen und der katholischen Universität in Lublin sind wegen der Studententumulte alle Hochschulen geschlossen worden.

Neue Kämpfe in der Mandschurei?

Gens, 13. Nov. Der chinesische Bertreter beim Völker- bundsrat, Dr. Sze, hat den Generalsekretär daraus auf­merksam gemacht, daß der japanische General Honjo die Provinzialregierung von Heilungciang in einem Ultima­tum aufgefordert habe, den chinesischen Gouverneur M a t- schangschen abzusetzen und die Stadt Tsitsikar so­fort zu räumen, die von japanischen Truppen besetzt werden solle. (Damit würden die Japaner in russisches In­teressengebiet vorrücken.) Die Japaner haben weitere Bom­benflugzeuge in die Mandschurei gesandt. Die chinesische Re­gierung ersuche den Völkerbundsrat. neutrale Be­obachter nach Amgantschi, Tientsin und andere Orte zu entsenden, um sich ein wahres Bild von dem militärischen Vorgehen der Japaner zu machen. Die chinesische Rc^erung werde die Aufgabe diesen Beobachtern in jeder Hinpcht er­leichtern.

Der Empfang der Wegener-Erpedition in Kopenhagen

Kopenhagen, 13. Nov. Der DampferHans Egede" traf, aus Grönland kommend, heute vormittag um 10 Uhr hier ein, mit den Mitgliedern der d e u t s ch e n W e g e n e r- und der englischen Watkins-Expedition an Bord- Zum Empfang hatten sich eingefunden: Repräsentanten der dänischen Grönlandverwaltung, die dänischen Grönlanös- forfcher Lauge Koch und Knud Rasmussen, der deutsche Ge­sandte Freiherr von Richthofen, die Witwe Alfred Wegeners und zwei Mitglieder der Expedition, D r. George und D r. Sorge, die bereits früher aus Grön­land zurückgekehrt sind. Unmittelbar nach der Ankunft des Dampfers hielt Slaatsmmister Stauning eine Rede, in der er u. a. erklärte: Es ist mir eine besondere Freude und Be­friedigung, daß ich heute im Namen des dänischen Volks und der dänischen Regierung demHans Egede" Len Will­komm auf der Heimkehr aus Grönland entbieten kann.

Mürttemverg

Stuttgart, AL November.

Anträge im Landkag. Von den Abgeordneten der Bür­gerpartei sind im Landtag Anträge eingegangen, die das Staatsministerium ersuchen, bei der Reichsregierung darauf hinzuwirken, daß die steuerlichen und sonstigen Bevor­zugungen der Konsumvereine vor den selbständigen gewerb­lichen Unternehmungen als unberechtigt abgeschafft werden.

Vom Zentrum sind Anträge eingebracht, die einen Schutz der Landwirtschaft gegen Verschleuderung ihrer Erzeugnisse, Erhaltung der Sozialversicherung und Einhaltung einer an­gemessenen Spanne bei Erzeugnissen der Landwirtschaft und des Obstbaus zwischen Erzeuger- und Verbraucherpreis be­zwecken.

Die kommunistische Landtagsgiuppe hat im Landtag folgende zwei Anträge singebracht: 1. Die Notverordnung der württ. Regierung vom 26. September 1931 wird mit schartiger Wirkung aufgehoben. 2. Ueber die Dauer der Ge­meinderatswahlen werden alle die Versammlungs- und Pressefreiheit einschränkenden Verordnungen, und zwar mir sofortiger Wirkung, aufgehoben. Soweit es sich um Ver­ordnungen handelt, die von der Reichsregierung erlassen wurden, wird das Staatsministerium beauftragt, die so­fortige Aufhebung dieser Verordnungen zu erwirken.

Bürgerliche Einheitsliste. Für die bevorstehenden Ge­meinderatswahlen ist jetzt hier doch noch eine bürgerliche Einheitsliste zuwege gebracht worden, allerdings mit ge­wissen Einschränkungen, indem die Volksrechtpartei, die Volkskonservative Partei, die Wirtschaftspartei, die Deutsche Volkspartei und die Deutsche demokratische Partei sich auf «ine gemeinsame Liste geeinigt haben. Zentrum, Christ­licher Volksdienst und Vürgerpartei gehen eigene Wege, desgleichen die Nationalsozialisten.

Oeffentliche Veranstaltungen am Gefallenengedenklag uno 1. Advent. Am Gefallenengedenktag (22. November) sind öffentliche Veranstaltungen (Mustkausstihrungen, Theater-, Lichtspielvorstellungen usw.) nur gestattet, soweit es sich um Darbietungen ernster Art handelt, die der Pflege des Ge­dächtnisses der Kriegsopfer dienen oder sonst der Bedeutung des Tags anoepaßt sind. Am 1. Advent (29. November) müssen öffentliche Veranstaliunqen der Bedeutung des Tags «naepaht sein. Als öffentlich gelten auch die Vercmstaltunaen der Vereine, wenn ne nicht auf die Mitglieder, deren Fa­milienangehörige und besonders einoeladene Gälte beschränkt bleiben.

Meineidiger Lhrensenalor. Das Urteil gegen den wegen zweier Verbrechen des Meineids angeklagten Ehrensenator der Technischen Hochschule, Ferdinand Län­genberger von Stuttgart lautete auf zwei Jahre Zucht­haus. fünf Jabr« Ehrverlust und dauernde Eidssunfähiokeit.

Nach Verkündigung des Urteils wurde der Angeklagte,'der jetzt seinen Wohnsitz in der Schweiz hat, sofort in Haft ge­nommen.

Mastenverhafkungen. Verhaftungen in größerer Zahl wurden gestern vorgenommen. Es handelt sich, wie die «Südd. Arbeiterzeitung" berichtet, hauptsächlich um Teil­nehmer an einem Jungarbeiterkurs in einem Arbeiter- schwimmbaü. Dis Mehrzahl der Verhafteten wurde nach Verhören, die sich über den ganzen Tag hinwaeg, wieder auf freien Fuß gesetzt.

Polizei mik Steinen beworfen. Donnerstag abend wäh­rend der Versammlung in der Stadthalle wurde eine Ab­teilung der Polizei von einem Haus in der Werderstraße in der Nähe der Stadthalle mit Steinen beworfen. Da gleich­zeitig aus der Umgebung Sympathiekundgebungen für die Steinwerser laut wurden, mußte die Bereitschaft die Um­gebung der Stadthalle räumen. Das Haus, aus dem die Steine auf die Beamten geworfen wurden, ist Freitag vor­mittag von der Polizei durchsucht worden.

Neues Diakonissenmutterhaus. Die Diakonissen-Anstalt in Stuttgart sieht sich genötigt, für die Schwestern neue Räumlichkeiten zu beschaffen, da die vorhandenen nicht mehr ausreichen. Auf dem Baugrundstück des neuen Verwaltungs­gebäudes der Stuttgarter Allgemeinen Ortskrankenkasse sind 105 Ar nicht überbaut worden. Von diesem hat die Diako­nissenanstalt 51 Ar an der Falkertstraße zum Preis von 60 RM. der Geviertmeter gekauft. Von der Kaufsumme sol­len 50 000 RM. in bar bezahlt werden, während der Rest hypothekarisch eingetragen wird und fünf Jahre zu 1 Pro­zent über dem Reichsbankdision-t, jedoch nicht unter 5 und nicht über 8 Prozent verzinst, unkündbar stehen bleibt. Mit dem Bau des Mutterhauses dürste schon in der nächsten Zeit begonnen werden.

Göppingen, 13. Nov. Todesfall. Am Mittwoch abend starb nach fünfjähriger, schwerer Krankheit Sanitäts­rat Dr. Aeinhold Munk im Alter von 72 Jahren. Er ist geboren am 28. März 1859 in Göppingen als Sohn des Oberamtsarztes Dr. Munk. Der Verstorbene war ein ge­schickter und gewissenhafter Arzt.

unö einfach gebrannte ungemähte Gerste ist kein Mhkaffee.Anö irgendein Mahkaffee^istnoch lange kein XLtLretuer/

Bedenken Sieder Gehalt machck/

Vom Heuberg, 13. Nov. Eine mutige Frau. In einem Dorf des oberen Heubergs brach nachts ein Fuchs in einen Hühnerskall ein, würgte sechs Hühner ab und war eben im Begriff, mit dem siebten zu flüchten, als die durch das Hühnergefchrei herb eigerufene Ba uersfrau im Stall er­schien. Rasch verstopfte sie das Schlupfloch, erwischte den Räuber an der Rute und an den Beinen und schlug ihn so lange an die Wand, bis er mausetot war.

An verschiedenen Stellen des Heubergs wurde in voriger. Woche ein Prachtexemplar von Steinadler in nied­rigem Flug beobachtet.

Heidenheim, 13. Nov. Gute Finanzlage der Stadt. Für das Etatsjahr 1930/31 ist ein Abmangel be­stimmt nicht zu erwarten. Vielleicht kann sogar ein Ueber- schuß von 4050 000 RM. in Aussicht genommen werden, die dann als Reserve zur Verfügung stehen.

Ulm, 13. Nov. Langwieriger Prozeß. Don­nerstag vormittag begann vor der großen Strafkammer Ulm ein auf fünf Tage berechneter Prozeß, wegen Betrugs u. a. gegen den Händler Hans Sinz in Buchau, die Wirtsehe­frau Kreszentia Botzen Hardt in Buchau, den Kaufmann und Kellner «lauer Sinz in Stuttgart, den Mühlenbssitzer Joseph Ailinger in Reichenbach OA. Saulgau und den Kaufmann und früheren Vorstand der Gewerbe- und Land- wirtschaftsbank Riedlingen Eugen Bartholomä in Ror- tenacker. Als Hauptangeklagter ist der Händler Hans Sin,; in Buchau anzusehen, der dort ein großes Geschäft in Le­bensmitteln, Kolonialwaren und anderen Artikeln führte. Er stand mit der Gewerbe- und Landwirtschaftsbank Ried­lingen in Geschäftsverbindung und mißbrauchte sie in einer Reihe von Fällen. Die Bank erlitt dadurch einen Schaden von etwa 300 000 Mark und kam fast selbst zum Ruin. Die Verbrechen und Vergehen gehen bis ins Jahr 1926 zurück.

Lorch, 13. Nov. Von der Pelztierzucht. Die Körrichter der Deutschen Pelztierzüchtervereinigung Sitz München bereisen jedes Jahr von Oktober bis Januar die nn- geschlossenen Pelztierfarmen Europas, um jedes einzelne Tier des Nachwuchses auf seine Würdigkeit zur Eintragung ins Zuchtbuch zu prüfen. Eingetragen werden nur prima und sehr gut gekörte Tiere. Gut un­genügend wird entweder für die Körung im nächsten Jahr zurückgestellt oder ausgeschieden. Bei der Körung am 11. November wurden die Silberfüchse des Herrn Christian Pfeiffle von hier zu 60 mitprima" und 40sehr gut" gekört. Kein Tier fiel aus. Der Körrichter äußerte sich, daß er selten so gesundes Tiermuterial von dieser aus­geglichenen Güte antresfe.

Hechingen, 13. Nov. Im Zylinder zum Stem­peln. Ein nicht alltäglicher Vorfall passierte in der Hechin- ger Nebenstelle des Arbeitsamts Balingen. Vor einer Woche hatte dort ein Hechinger Handwerksgeselle, der jüngst arbeits­los wurde, seine Unterstützung geholt. Er war zufällig mit seinem blauen Arbeitsanzug bekleidet. Der Beamte, ein Herr aus Balingen, fragte ihn, ob er denn in keinem andern Anzug kommen könne.Nun, ich kann ja das nächstemal im Frack und Zylinder kommen", war die Antwort. Gesagt, getan. Am Dienstag vormittag erschien der junge Hand­werker, feines Gewerbes ein Flaschner, im Gehrock, Glace­handschuhen, Zylinder und Lackschuhen auf dem Arbeitsamt und erledigte das wöchentliche Stempelgeschäst.

Wendlingen, OA. Eßlingen, 13. Nov Schlimme Folgen. Vor längerer Zeit verletzte sich ein 22 I. a. Mädchen von hier an einem Finger. Es kamen Blutver­giftung und Lähmungserscheinungen dazu, so daß das Mäd­chen starb.

Endersbach OA. Waiblingen, 13. Nov. Konkurs einer Bank. Die Zahlungseinstellung der Bankfirma Fischer u. Co. hat seinerzeit Aufsehen erregt und in den beteiligten Kreisen große Bestürzung hervorgerufen. Wie jetzt der Konkursverwalter mitteilt, sind in dem Konkurs über das Vermögen der Bankfirma Fischer u. Co., Kom­manditgesellschaft, und des Kaufmanns Julius Fischer in Endersbach bei einer Abschlagsverteilung von Prozent nicht bevorrechtigte teilnahmeberechtigte Forderungen im Betrag von 445133.74 Mk. zu berücksichtigen und dazu 90 000 Mark verfügbar. Die Gläubiger verlieren also 80 Prozent.

Heilbronn, 13. Nov. Kommunisten fest ge nom­men. Kommunisten brachten, wie die Polizeidirektion mel­det, in der Nacht zum 22. September in der Nähe der Polizeiunterkunft auf der Fahrbahn mit weißer Oelfarbe die Aufschrift an:Schupo, lern von den englischen Matrosen". In der Nacht zum 10. Oktober klebten sie an verschiedenen Stellen der Stadt Aufrufe an, in denen die Schutzpolizei- bemnten gegen ihre Vorgesetzten ausgehetzt und aufgefovdert werden,geschlossen den Dienst zu verweigern und sich der revolutionären Arbeiterschaft anzuschließen". Dasselbe wie­derholten sie.in der Nacht zum 3. November. Beide Aufrufe gehen unzweifelhaft von einer kommunistischen Zentrale aus, sie sind auch in anderen Standorten der Schutzpolizei ver­breitet worden. Die acht Täter konnten nun festgenommen werden. Zwei Frauen werden außerdem wegen Begüiffti- gung zur Verantwortung gezogen.

Aus Stadt und Land

Nagold, den 14. November 1931.

Lasset uns alles Große lieben, das die Seele zit­tern macht. Oeser.

An der Pforte des Winter»

Die Krähen schrei'n

und ziehen wirren Flugs zur VdvLtt

bald wird es schnei'n,

weh dem, der keine Heimat hnt- (N'etzjche.)

Zwei MillionenTippelbrüder", die Deutschlands Land­straßen bevölkern. Mißmutig, frirend stapft dies wandernde Heer heimatlos durchs Land, bettelt, lagert in Feldscheunen, in Strohschobern, drängt sich in den Obdachlosenheimen und Herbergen.

Sieben Millionen Arbeitslose soll dieser Winter bringen. Aber das Elend, das in diesen Zahlen steckt, läßt sich nicht statistisch erfassen. Kaste Stuben, arme Mahlzeiten, darben­des Leben, verbitterte Herzen.

Tausenden von Schwalben wurde in Wien und Ober­bayern das Leben gerettet! Wer gibt mir Arbeit und reitet dadurch meine drei Kinder (3 Monate bis 3 Jahre)", so konnte man kürzlich ein Zeitnngsinserat lesen. Wer Lenkt La nicht an das Bibelwort:Sehet die Vögel unter dcm Him­mel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nickt i» die Scheunen, und euer -himmlischer Vater nähret sie doch- Seid ihr denn nicht viel mehr als sie?" O doch, wir sind mehr als die Vögel. Und eben deshalb empfinden wir schmerzhaft den schweren, drohenden Sinn dieser Worte. Menschen verkommen, Menschen hungern. Der Hunger wird zum Fluch gegen Gott, der die Vögel nährt, während Men­schen darben.Wo ist Gerechtigkeit? Wo ist Gottes Liebe?" so stechen spitze Fragen in den dumpfen Unsinn solchen Lebens hinein. Und' oft, oft münden sie in eine haßerfüllte Absage an den Himmel!

Dieser Winter ist mehr als bloß sin Notwinter. Er ist ein unerbittlicher Prüfstein dafür, ob unter den Menschen