Seite 8 — Nr. 248
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter"
Samstag, den 24. Oktober 1931.
digkeit doch noch einen weit wichtigeren Vorteil. Wir wissen alle, daß eine der größten Schwierigkeiten, mit denen denen der Ozeanflieger zu rechnen hat, der geringe Verlaß auf die Wettervorhersagen ist. Letztere sind infolge der inzwischen seit dem Start verstrichenen Zeit für die Landung oft völlig wertlos geworden. Der Flieger der Zukunft, der in zehn anstatt in dreißig Stunden den Atlantischen Ozean übergueren will, wird keine Wetterüberraschungen mehr erleben.
Das Problem der Rakete ist noch längst nicht gelöst, aber was Kraft, Triebstoff und Geschwindigkeit anbelangt, so sind die Berechnungen schon erfolgt, und dank des geeigneten Triebstoffes und des flüssigen Sauerstoffes ist der Schnellverkehr zwischen den Kontinenten unter Benutzung außerhalb unserer Erdatmosphäre liegender Wege in den Bereich der Möglichkeiten gerückt. Das ist ein Riesenfortschritt.
Was Gleichgewicht und Richtung anbelangt, so haben wir meiner Ansicht nach nichts mehr zu lernen, und was uns noch an Hindernissen in den Weg tritt, wird nicht schwer zu überwinden sein. Sicher findet sich eine Lösung dieser Fragen. Dagegen fehlt sie uns noch auf dem Gebiete des Verkehrs zwischen den Planeten, und es kaum anzunehmen, daß sie sich jetzt schon einstellen wird. Trotzdem glaube ich nicht, daß die Lösung unmöglich ist. Einmal finden wir sie zweifellos.
Zum Schluß möchte ich noch folgende Tatsache feststellen. Siebzehn Stunden lang hielten wir uns in der Stratosphäre auf, umgeben von einer nicht atemfähigen Luft, und doch liefen wir keine Gefahr, noch fühlten wir sns irgendwie behindert. Diese Tatsache sollte die Vorkämpfer des Raketenfluges ermutigen. Sie ist eines der wichtigsten Ergebnisse meines Eindringens in die Stratosphäre.
Die verlorene römische Legion
Abenteuer auf Entdeckungsreisen. — Zwischen Löwen und Krokodil. — Die Flucht im Schlangenbrunnen.
Von Ada Boyland, (der bekannten englischen Forschungsreisenden).
Ein Forjcherleben ist voller Mühen, Sorgen und Gefahren, und oft genug wird es nur durch die Flucht gerettet. Doch auf der anderen Seite wieder steht die große Lockung: Willst Du nicht sehen, was hinter der nächsten Wegbiegung der Entdeckung harrt?
Diese stete Lockung führt den Forscher durch Wüsten, in denen Knochen am Wege bleichen, durch Fiebergegenden, diese Lockung läßt Hitze, Hunger, Durst und Gefahren gering achten. Und wen das Entdeckungsfieber einmal ergriffen hat, den läßt es nicht wieder los/
Einst zog ich in den Niger nach Timbuktu. Der freundliche Widerstand eines englischen Konsuls, der glaubte, ich ginge in den Tod, hielt mich lange auf. Doch schließlich konnte ich in einem Einbaum und mit 12 Eingeborenen die Fahrt antreten.
Unsere rund tausend Kilometer lange Reise auf dem Riesenstrom führte durch Fiebersümpfe und unerforschte Urwälder. Seine Wasser und seine Schlammbänke wimmelten von Krokodilen. Wir sahen die schuppigen Panzer in der Sonne glänzen. Wenn sie nahe an das Boot kamen, so sangen meine Eingeborenen in schriller Fistelstimme, um sie zu verscheuchen.
Von Zeit zu Zeit gingen die Schwarzen an Land, um frisches Wasser und Früchte zu holen. Ich folgte ihnen manchesmal. Einst stand ich allein am Ufer und betrachtete eine prächtige Orchidee, groß wie ein Teller. Lautlose Stille herrschte, die Luft flimmerte heiß, plötzlich mußte ich unwillkürlich aufblicken. Keine drei Meter vor mir kauerte ein großer lohfarbener Löwe!
Einen Augenblick setzte mein Herzschlag aus. Dann lief ich um mein Leben. Niemals bin ich so gerannt wie damals zum Boot. Meine Füße verfingen sich in Schlingpflanzen, Aeste zerrten an meinen Haaren, Büsche zerrissen mir die Kleider. Endlich aber sah ich das Boot vor mir, und ich stolperte über die schmale Laufplanke, daß ich beinahe das Uebergewicht bekam. Doch mit letzter Kraftanstrengung gelang es mir, ins Boot zu fallen. Dort lag ich leuchend. Denn nur um ein paar Zentimeter war ich dem Rachen eines Krokodils entgangen, das plötzlich Beute witternd auftauchte. —
An» der Küste des Roten Meeres hätte ich beinahe ein anderes Abenteuer mit dem Leben bezahlt. Die unbewohnte Wüste dort sollte nicht nur kostbare Steine in Mengen, sondern auch Andenken an den vierzigjährigen Aufenthalt der Kinder Israels bergen. Wenn die Sonne dort nieder- aeht, leuchten auf den nackten Hügeln Millionen von blinkenden Punkten auf, als seien die Felsen mit Diamanten übersät. Der Anblick lockte mich. So mietete ich Kamele, arabische Führer und Träger und brach in die Wüste auf.
Nach Tagen lagerten wir am Fuß eines Hügels. Ich suchte nach den stummen Zeugen des vierzigjährigen Wü- itenwanderung. Da sah ich die enge Oeffnung zu einem Brunnen- Schmale steinerne Stufen führten spiralenför-
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Oer Boden hier aus edlem Holz ist lang schon Mutter Annens Stolz; sie pflegt ihn sehr mit Lieb und Freud zum Zeichen ihrer Häuslichkeit.
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mig in die Tiefe. Das Entdeckungsfieber brannte in mir. Ich wollte den Brunnen untersuchen, bis die Zelte aufgeschlagen waren.
Ich stieg hinab. Vielleicht dreißig, vierzig Meter tief, ! bis ein übelriechender Sumpf mir verriet, daß ich den Grund erreicht hatte. Ich konnte nichts entdecken, was für mich von Interesse sein könnte. Ich begann den Ausstieg.
Da hörte ich eine Stimme aus weiter Ferne. Ihr Echo brach in der engen, unheimlichen Vrunnenröhre. Ich blickte auf, und in dem kreisförmigen Rahmen, den der Brunnenrand gegen den blauen Himmel zeichnete, erschien der Oberkörper eines meiner Araber. Ich konnte nicht alles verstehen, was er sagte, doch ich begriff es gut genug. Der Brunnenwar die Brutstätte einer Eiftschlangenart.
Jetzt, da ich dies wußte, sah ich plößlich auch die Schlangen. Rings um mich hingen kleine stockähnliche Lebewesen, die an den feuchten Brunnenwänden hin und her züngelten.
Ueber mir spielte mein Araber auf einer Schilfpfeise eine schrille Melodie, um die Aufmerksamkeit der Schlangen zu fesseln, lind ich stieg in fieberhafter Eile. Dreißig, vierzig Meter hatte ich zu steigen, neben mir, nur wenige Zentimeter von Gesicht und Händen entfernt. Hunderte von Giftschlangen, deren Biß unbedingt tödlich war. An die Tiefe, die auf der anderen Seite gähnte, wagte ich nicht zu denken. Ein einziger unsicherer Tritt, dann wäre ich in den Schlangensumpf gestürzt, um darin zu ersticken. Ich sah nicht rechts noch links. Ich blickte nur immer auf das Stückchen Himmel über mir und stieg und stieg.
Ich weiß nicht, wie ich den Brunnenrand erreichte. Ich
erinnere mich nur, daß hilfsbereite Hände mit darüber hinwegzogen und daß irgend jemand mir Wasser reichte. Ich hotte nie in größerer Gefahr schwebt.
Schrecklichere Qualen aber lernt noch ein Mensch kennen, der dem Verdursten in der Wüste entgegen sieht. Ich war diesem Tod einmal nahe. Im bummelte hinter meiner Kamelkarawane her, nur von einem arabischen Kara- rer begleitet. Ich hatte gerade ein paar römische Ruinen betrachtet, die ich aus nächster Nähe sehen wollte. Der Führer sollte mich wieder auf die Straße bringen. Er suchte, machte ein paar unsichere Schritte hierhin und dorthin und bekannte dann, daß er den Weg verloren hatte.
Schließlich schlugen wir eilig die Richtung ein, die wir für die richtige hielten. Wir hatten keinen Tropfen Wasser bei uns, und die Hitze betrug 40 Grad im Schatten, würde sie vielmehr erreicht haben, wäre überhaupt Schatten vorhanden gewesen. Mein Mund war schon trocken und meine Zunge angeschwollen.
Dann kamen wir noch dazu an eine Stelle, wo das Dünental, dem wir gefolgt waren, sich mehrfach teilte! Wohin? Mein Führer warf sich zu Boden u. schnupperte wie ein Hund nach einer Spur. Dann empfahl er unsicher das mittelste Tal. Unser Leben hing davon ab, ob der Geruchsinn den Araber täuschte oder nicht. Er sollte recht behalten. Denn nach langer Zeit, nach angstvollem schweigendem Wandern sahen wir in der Ferne unsere Karawane. Meine Knochen sollten noch nicht in der Wüste bleichen. Ich dankte dem Schicksal.
Kürzlich erlebte ich ein Abenteuer anderer-Art. In den Küstenbergen am Roten Meer entdeckte ick> mit meinen Arabern ein Dorf, das von verkümmerten, beinahe affenähnlichen Menschen bewohnt wurde Es waren die Nachkommen einer einst vergessenen römischen Legion, die hier als Schatzwache stationiert gewesen war. Die armseligen Enkel lebten in Lehmhütten und waren nur 1,2 bis 1.5 Meter groß. Sie trugen keine Kleider, und ihre Sprache bestand aus wenigen primitiven Lauten. In ihrem trostlosen Wüstenloch, das einem Backofen glich, bestand ihre ganze Beschäftigung in Essen und Schlafen.
Sie waren aber freundlich zu mir, und der Dorfälteste zeigte mir etwas, das mir einen Augenblick den Atem raubte: Eine vorgeschichtliche Goldmine: Sie war durch eine große Tür verschlossen, und die Bänder, welche diese zusammen hielten, bestanden aus reinem Golde. Die Tür führte zu einer Reihe von dunklen Felsgängen, an deren Wänden ich Adern von gelbem Metall sah. Es war weich, und ich konnte mit dem Messer etwas abkratzen und in die Tasche stecken.
Mir war es unmöglich, die Reichtümer zu schätzen, die dort ungenutzt schlummerten. Die primitiven Eingeborenen messen dem Gold keinerlei Werte bei, und sie haben niemanden, mit dem sie es austauschen könnten.
Der Abgrund
Skizze von Küte Heydler- Guatemala.
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Heinz Merwing hämmert ungeduldig auf dem silberbeschlagenen Patronengurt, füllt die Schlaufen mit Munition: „Mutter, so leihe doch Fräulein Ruth Deine Waffen!"
„Unsinn, Heinz, setz' dem Mädel nicht solche Flausen in den Kopf!" Die leicht ergraute, schlanke Europäerin verteidigt das kleinkalibrige Jagdgewehr und hängt es über die Schulter.
„Mutter! Ruth freut sich so kindlich auf die erste Bekanntschaft mit der Wildnis. Der Majordomo hat diese Nacht einen Jaguar aufgestöbert. Wenn wir gleich aufbrechen . . ."
„Auch das noch?" Verrückt! Ich verbiete dir diese tollen Ritte überhaupt. Bricht sich Ruth das Genick, so kommt es auf deine Rechnung. Amigo. Eine neue Haustochter von drüben erster Klasse hin . . ."
„ . . . und nie zurück! Oder," flüstert Heinz, „als meine Frau."
„Da mußt du dich gewaltig ändern, mit deinem Jähzorn. Die Aermste!" Frau Merving legt dem Jungen die Hanv auf die Schulter: „Bedenk auch, daß Tacca noch lebt, rachsüchtig ist! Als ich ins Land kam, war sie dir nachgelaufen, barfuß, ihr Bündel auf dem Kopf, von Eoban nach Atitlan."
Der leichtsinnige Zug um des Sohnes Mund vertiefte sich zur Brutalität: „Tacca soll es wagen! Sie bekam von mir eine gutgehende Tienda an der Küste. Blödsinn überhaupt! Die läßt wohl ihre Hunde, Hühner, Schweine, Kinder im Stich! Hab ich sonst noch was auf dem Kerbholz, Mütterchen?" Damit nimmt er ihr das Gewehr fort und springt die Stufen hinab, reicht es den Mozos, welche die Reittiere bereits fertig machen. Unter dem KUchendach verhandelt Ruth Riemann mit den braunen Köchinnen, stolz da- darauf, daß sie mit wenigen indianischen Brocken Achtung u. Vertrauen zu erzwingen vermag. Blutrote Clavells rieseln über ihre Bluse; pfeifend rennt sie im blonden, bloßen Kopf über den Hof, schlägt mit der Gerte übermütig an die braunen, langen Stiefel, die der tschechische Schuster gestern mit unendlichen, galanten Beteuerungen ablieferte. Frau Merwing reicht ihr warnend den Tropenhelm: „Nie ohne Hut laufen, nie unterwegs aus Quellen trinken! Werden Sie mir nicht krank, Kindchen!"
„O, Frau Merwing, Sie sind mir nicht böse? Tausend Dank! Ich hole alles nach, vielleicht sehe ich den Jaguar, Schlangen! Endlich mal die Aeffchen oder gar einen Tapir."
„Schon gut! Reitet zu! Es wird zu heiß."
Kaum kann der Mozo die temperamentvolle Stute Hera halten. Heinz Merwing untersucht den Schwanzriemen, Gurte, Satteltaschen. Ruth schwingt sich schon ohne Hilfe in den Sattel Kaum hat ihr Heinz den Patronengurt gereicht, da drängt die Mula aus dem Tor. Schon flitzt Heinz aus seiner Stute hinterher; er reitet wie der Teufel. Die Mutter ruft: „Welch' ein Leichtsinn! Nehmt doch wenigstens die Pferdejungen mit!"
„Die verscheuchen nur das Wild. Was soll uns passieren?"
Vor den Dorfhütten halten die Weiber beim Maismahlen an, die Jungen heben die Köpfe in den Pflanzungen: Ein schönes Paar, der Patron und die Eenjorita äleman! Wann kommt wohl die Marimba zur Hochzeit? Gibt es bald einen Riesenschmaus mit Truthühnern, Schweinen, deutschem Bier? Aber, Junge, weißt du denn nicht... gestern fah man Tacca! Ihr seid verrückt, die Patron« würde der Beine machen. Beim Leben der Jungfrau: Tacca schlich durch die Finca! Sie machte sich ihr Bett zur Nacht im alten Rancho am Chumay. . .
Rücksichtslos reitet Heinz Merwing durch das Maisfeld der Mozos, um den Weg abzukürzen. Achtlos zerstampfen die Hufe das Brot der Leute. Ruths Bluse trieft von Tau und Schweiß, in Hellen Bächen läuft ihr das Wasser über das Gesicht. Zweimal haben ihr die Zweige den Helm vom Kopf gejagt — Bekanntschaft mit der Wildnis!
„Ruth, wenn ich dauernd Ihren Hut aufsammeln soll, sind wir zu Mittag am Strom. Das ist überhaupt eine Zottelei mit Ihrer Mula! Geben Sie die Peitsche und Sporen!"
„Sind Sie mal wieder höflich! Wir reiten doch nicbi auf dem Kasernenhof. Sie vergessen ganz, daß ich das sechste Mal im Sattel sitze."
„Nur nicht einschnappen, Schönste! Nun mal los! Ich höre schon den Wasserfall des Rio tosen. Nur Mut! Durch den Wildbach — Füße aus dem Bügel, Knie anziehen! Um Himmels Willen, kommen Sie nicht mit den Sporen an den Hals der Mula! Ich sag's ja, gleich lagen Sie im Wasser. Bleiben Sie dicht hinter Hera! Ach was, der Lehmklumpen schadet nichts. So, nach dem schmalen Saumpfad. Bücken!"
Ruth keucht. Sie sind aus dem Dickicht heraus. Im prallen Sonnenbrand auf jungem Maisfeld. Eine Waschbärenfamilie trottet eilig ins Gebüsch. Die Klappen der Schlangen rasseln. Bunte Vögle kreischen: Gefahr! Gefahr!
Ruth fiebert dem Abenteuer entgegen. Heinz rufr: „Dort ist ja schon der Eingang zur Schlucht, aber alles wieder seit vorgestern verwachsen. Ich sprenge jetzt woraus. Sie folgen, ich zerreiße die grüne Wirrnis. Wir biegen um die Felsnase, steigen ab, binden die Tiere an und klettern am Wasserfall abwärts. Schätze, von dem ganzen reizenden Persönchen bleiben nur die netten Stiefel übrig. Hera, go on!"
Der Mann spornt sein edles Tier an. Es tänzelt, steigt. Unmutig zerrt er an der Kandare. Die plumpen, mexikanischen Sporen reißen in die Flanken. Flutige Rinnsale fließen am Maul herab. Das Tier, schaumbedeckt, wiehert in Todesangst. Ruth hält im Maisfeld, bebend vor Aufregung. Ihre Mula bockt. Heinz steigt ab, peitscht in sinnloser Wut seine Stute. Die steigt, die Peitsche zerbricht. Er vergißt die Frau, die er begehrt. Reißt einen stacheligen Akazienzweig vom Busch und bearbeitet sein Pferd.
In Grauen flieht Ruth Riemann. Sie schämt sich für den Mann. Sie schämt sich, daß sie einen in Deutschland vergessen konnte, dessen Bild zu verblassen drohte. Im Schatten des Waldes greift sie nach der Thermosflasche. Da trifft die Verschmachtete ein höhnischer, wilder Blick. Ein üppiges, braunes Weib kauert vor einer verfallenen Hütte, bricht einen Lehmklumpen von der Wand und trifft die Weiße am Hinterkopf. Steine prasseln der Mula an die Beine. Eie keilt, geht ab. Ruth klammert sich an die Mähne, instinktiv findet das Tier den rechten Weg zur Finca.
Frau Merwing sieht vom Garten tief in der Schneise der Pflanzung das galoppierende Tier. Samentüten und Schere kollern zur Erde. Die Frau rennt auf die Dorfstraße. Leute sind um sie. Sie fängt die ohnemächtige Ruth auf, vernimmt noch die Worte: „Die Hütte, das Weib . ."
Kurze Befehle. In zehn Minuten ist die Mutter unterwegs zum Sohn. Von weitem sieht man Hera friedlich grasen. Millionen Fliegen ergötzen sich an ihren Wunden. Der Mann liegt im Gras auf dem Gesicht, einen Fuß noch im Steigbügel. Taccas Macheta traf ihn in den Oberschenkel, durstig trinkt die Erde das Blut. Die Mutter bettet ihn. Horch, das Herz schlägt! Leise kommt es über die trockenen Lippen: „Ruth — o, Ruth, das kluge Tier — der furchtbare Abgrund ... Ich hatte mich in der Schlucht geirrt!"