Nagolder TagblattDer Gesellschafter

Seite 2 Nr. 146

viele kleine Arbeiten können zusammen einer ganzen Reihe von Arbeitskräften Beschäftigung geben. Bei größeren Aufträgen sollte darauf Rücksicht genommen werden, daß die Zeit zwischen Auftragserteilung und Fertigstellungs- termin nicht so kurz bemessen ist, daß eine handwerksmäßige Arbeit nur geliefert werden kann, wenn alle anderen Auf­träge zurückgestellt werden. Bor allem wird gebeten, bei der Ausführung von Arbeiten den selbständigen Handwerker zu berücksichtigen und nicht den nebenberuflich Tätigen oder Schwarzarbeiter zu bevorzugen.

Stuttgart. 25. Juni.

Der Würtk. Städkekaq zur Notverordnung. Der Vor­stand des Württ. Skädtetags hat sich in seiner letzten Sit­zung u. a. mit der Notverordnung vom 3. Juni 1931 befaßt. Trotzdem auch die württembergischen Städte durch die Kri­sen- und Mohlfahrtserwerbslosenfürsorge schwer belastet sind, bleibt für sie die vom Reich und Land erwartete Ent­lastung aus, da nach den in der Notverordnung festgeleglen Stichzahlen den Städten weder an den einbehaltensn Lohn- steuererstattungen des Reichs, noch an den vom Staat dm h die Gehaltskürzungen zu machenden Einsparungen Betrags zufließen. Lediglich die durch die Gehaltskürzung von den Städten selbst zu erzielenden Beträge stehen für die Wohl­fahrtslasten zur Verfügung. Es wurde daher beschlossen/ an die Staatsregierung mit der Bitte heranzutreten, wie in .Preußen, zur Entlastung der Städte und Gemeinden min­destens die Hälfte der im Staatshaushalt durch die Gehalts? Kürzungen zu erzielenden Ersparnisse freiwillig zur Ver­fügung zu stellen. Die in der Notverordnung vorgesehene Kürzung der Arbeiterlöhne neben gleichzeitiger Verkürzung der Arbeitszeit wird als für die Eemeindsarbeiter zu ein­schneidend und daher als undurchführbar bezeichnet- Dis Arbeitszeitverkürzung würde außerdem den Städten eine Mehrbelastung für ihre Betriebs bringen.

Finanzminister Dr. Dehlinger verlangt weitere Spar­maßnahmen. In einer deutschnationalen Mittelstandsk md- gebung sprach Finanzminister Dr. Dehlinger, der sich nach einem Bericht der Südd. Ztg. über die Etatsfragen des Staates und der Stadt Stuttgart verbreitete. Im Fi­nanzministerium, so führte der Finanzminister aus, finden täglich Sitzungen statt, um an dem Haushalt noch weitere Abstriche zu machen. Dem Landestheater sei beispielsweise die Aufgabe erteilt, von dem staatlichen Zuschuß nochmals 500 000 RM. einzusparen. Solche starke Kürzungen der Etatspositionen mögen vielleicht hart fein, sie sind vielleicht auch unpopulär; aber man müsse heute angesichts dieser furchtbaren Not den Mut aufbringen, diese Streichungen vor­zunehmen. Der Redne: betonte ausdrücklich, daß er in all den Jahren seiner Amtstätigkeit unbeirrt seinen Weg gegan­gen sei, der ihm für das Gesamtwohl notwendig erschien. Auch bei der Stadt Stuttgart werden weitere Abstriche ge­macht werden müssen. Die Einführung der Bürger-, der Ge­tränke- und erhöhten Bierstsuer wird wohl nach Lage der Dinge kaum zu vermeiden sein. Interessant war der Hinweis des Redners, daß beispielsweise in Stuttgart in der Gewäh­rung der Ruhegehälter Ortsklasse K und nicht, wie es die Reichsbesoldungsordnung vorschreibt, Ortsklasse 8 zugrunde- gelegt,werde.

SoNderzüge nach Böblingen. Anläßlich der Landung des LuftschiffesGraf Zeppelin" am Sonntag, den 28. Juni 1931 auf dem Flugplatz Böblingen verkehren verschiedene Sondec° züge mit 3. Wagenklasse. Die in Betracht kommenden fahr­planmäßigen Züge werden ausreichend verstärkt. Zur Be­nützung der Sanderzüge werden auf den Haltebahnhöfen und zahlreichen Bahnhöfen der Anschlußstrecken Sonderzugrück­fahrkarten ausgegeben, zu dem auf die Hälfte ermäßigten gewöhnlichen Fahrpreis. Dis Fahrkarten zum ermäßigten Preis für die zwischen Stuttgart und Böblingen verkehren­den Sonderzüge gelten zur Hinfahrt von Stuttgart nach Böb­lingen in der Zeit von 12,25 bis 16,21, zur Rückfahrt von Böblingen nach Stuttgart in der Zeit von 17.45 bis 2114 Uhr auch in den fahrplanmäßigen Personenzügen. An den Fahrkartenschaltern kann außerdem zu der Sondsrzugsfahr- karte nach Böblingen gleichzeitig die Eintrittskarte zum Lcn- deplatz zu dem Vorzugspreis von 80 Rpf. (Kinder 40 Rpf.) gelöst werden. Nähere Auskünfte, insbesondere über die Haltebahnhöfe und Fahrpläne der Sonderzüge, geben die be­sonderen Aushänge auf den Bahnhöfen.

Beschlagnahme des RS.-Kuriers. Von .zuständiger Stelle wird mitgeteilt: Die Nummer 143 des NS.-Kuriers vom 24. Juni wurde auf Grund des Abs. 1 in Verbindung mit 8 1 ZU. 2 der Notverordnung des Reichspräsidenten vom 28. März 1931 wegen eines ArtikelsAmerikas Geschäft un­sere Nöte" polizeilich beschlagnahmt.

Beschlagnahme eines Beiblatts der Südd. Arbeiterzeitung.

Don zuständiger Seite wird mitgeteilt: Das Beiblatt der

Südd. Arbeiterzeitung Nr. 144 vom 25. Juni 1931 ist wegen eines ArtikelsBolzpolizei übt Bürgerkrieg" auf Grund non 8 1 Abs. 1 Ziff. 2 in Verbindung mit 8 12 Abs. 1 der Not­verordnung des Reichspräsidenten vom 28 März 1931 be­schlagnahmt worden.

Arach, 25. Juni. Großer Schäserlauf. Der 1723 von Herzog Eberhard Ludwig für Urach angeordnete Schü- ferlauf, ein altes Zunft- und Volksfest, findet nach zweijäh­riger Pause an Jakobi ds. Js. (Samstag, den 25. Juli) statt, bestehend aus den Wettläufen der Schäfer, Schäsermädchen und Wasserträgerinnen, Hahnentanz, Bechertanz, Metzger­tanz und Schäferreigen sowie dem FestspielD'Schäferlis" von H. Reyhing. Am Sonntag, den 26. Juli ds. Js. ist Nach­feier mit Wiederholung des Festspiels, Preishüten der Schä­ferhunde usw.

Schwere Unwetter

Am Johannistag verfinsterte sich gegen Abend der Himmel ! sehr Unheil verkündend und es dauerte auch nicht lange, bis > Gewitter auf Gewitter zu toben begann. Glücklicherweise waren es in Nagold und der nächsten Umgebung nur äußerst starke Niederschläge, die in Begleitung von Blitz und Donner unauf­hörlich bis zum nächsten Morgen niedergingen. Dagegen wer­den das Nagoldtal abwärts, beginnend in Wild­berg, schwere Unwetterschäden gemeldet. Die Verwüstungen auf den Feldern, in den Gärten und an den Obstbäumen sollen ungeheuerlich groß sein und vor allem bedrückend, weil die mit viel Arbeit und Kosten nach dem letzten Unwetter angepflanz­ten und gepflegten Anlagen langsam wieder ertragsreich zu werden begannen.

In St am mH eim wurden durch den strichweise fallenden Hagel in einigen Teilung der Markung die Feldfrüchte bis zu j etwa 35 Prozent beschädigt. Weit schlimmer in seinen Folgen war das Wetter, welches sich am Mittag gegen 1.30 Uhr entlud. Nachdem zuvor der Himmel sich so verfinstert hatte, daß das Tageslicht fast gänzlich geschwunden war, brach ein Wolkenbruch von furchtbarer Stärke nieder. Wassermassen stürzten vom Him­mel und schossen in Strömen über Straßen und Wege. Durch Blitzeinschlag in die Feuermeldeanlage der Ver. Deckenfabriken wurde kurz nach 1.30 Uhr die Weckerlinie alarmiert; glück licherweise fand sie keineArbeit" vor und konnte sofort wieder abrücken. Sehr schwer sind die Schäden, welche die Gemeinde Stammheim und auf ihrer Markung durch das hier fast eine halbe Stunde tobende Unwetter verursacht wurden. Das Wetter tobte am furchtbarsten über dem hinter der Kirche an­steigenden Ealgenberg. Hier beträgt der Hagelschaden an Halm- und Hackfrüchten bis zu 100 Prozent. Von den Berghängen, be­sonders aber von der neuen Umgehungsstraße her stürzten rie­sige Wassermassen, Erde und Geröll mit sich führend, in den Ort herab. Einige Gebäude gerieten in Wassersnot, so daß unverzüglich das Vieh aus den Ställen gebracht werden mußte. Ortsstratzen und Gärten sind vom Wasser und Hagel stark mit­genommen, an vielen Häusern wurden Fenster und Dachplatten zerschlagen. Die Erntehoffnungen haben einen harten Stoß er­litten. Die Hagelschäden auf den Feldern bewegen sich zwischen 70 bis 100 Prozent und auch die Obsternte, von der man sich Heuer viel versprach, ist so gut wie vernichtet. So haben durch Hagel auch die Eemeindemarkungen Kentheim, Holz­bronn, Alt- und Neubulach, Oberkollwangen und Neuweiler gelitten, während in AlLhengstett, Ostels- heim und Gechingen Wasserschäven zu verzeichnen sind. Im Ealwer Stadtwald wurden bei Kentheim Verheerungen ange­richtet, am Ausgang der Schleiftäle haben von Markung Stamm­heim abfließende Wassermassen einige Gärten vollkommen ver­wüstet, in den Ealwer Bahnhofsanlagen wurde ein Baum um­geknickt. Kurz nach 2 Uhr mußte die Ealwer Weckerlinie alarmiert werden, da der Stadtteil vom Adler bis zur Post unter Wasser gesetzt war. Aus dem Gebiet der Steinrinne, vom Muckberg und Hau wälzten sich ungeheure Wassermassen von einem niedergegangenen Wolkenbruch die Stuttgarter Straße, Langesteige und Stammheimersteige abwärts. Diese gewaltigen Wassermassen konnte der Ziegelbach in seinem unteren Teil nicht mehr fassen, so daß der Straßen körper beim Hotel Adler in weitem Umfang aufgerissen und die Wassermassen nach der Vischofstraße abgeleitet wurden. Durch den Einbruch der Straße beim Hotel ist der Verkehr nach Altheng st ett zu unterbrochen und muß umgeleitet werden. In Stammheim selbst bietet das Fruchtfsld einen ge­radezu trostlosen Anblick. An der neuen Umgehungsstraße sieht man auf dem zuvor so reich und dicht stehenden Kornfeld keine einzige aufrechte Aehre mehr. Auf der Landstraße bedecken Massen von Aepfeln, Zweigen und Blättern den Boden. Be­sonders schwer ist das Erziehungsheim, Waisenhaus genannt, betroffen. Die Gärten sind schlimm zugerichtet. Die Bohnenranken hängen aufgeblättert am Stecken. Von den Tomaten steht nur noch ein kleiner Stumpf, Gurken und Blattgemüse sind zer-

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Freitag, den 26. ^iuni 1831.

Waldenbuch OA. Stuttgart, 25. Juni. U h l a n d b r i e f e. Eine Anzahl wertvoller Uhlandoriginalbriefe sind durch Ver­mittlung des bekannten Mörikebiographsn Hans Rath in hiesigen Privatbesitz übergegangen und dem Uhlandarchio einverleibt worden. Die Enthüllung der Uhlandbüste an der historischen Schweizerstraße wird varaussichtüch Anfang August ds. I. unter Äeteiliauna der Tübinger Studenten­schaft erfolgen.

Friedrichshafen. 25. Juni. Nordland-Fahrt des GrafZeppeli n". Eine Nordland-Jslandsahrt unter­nimmt das LuftschiffGras Zeppelin" vom 30. Juni bis 2. oder 3. Juli. Die Fahrtroute führt voraussichtlich über die Nordseeküste, Norwegen bis Bergen, Island. In Reykyavik ist Postabgube und Postausnahme. Die Rückfahrt geht vor­aussichtlich der englischen Küste entlang.

und Hagelschäden

schlagen. Die gewaltigen Stürme, die in den vergangenen Wochen hier oben niedergingen, zeigen jetzt erst ein Bild grauen­vollster Verwüstungen und Schäden. Im Schliffkopfge­biet, oberhalb der Murgquelle beginnend, zieht gegen die Zuflucht ein vier Kilometer langer und etwa 200 Meter breiter Waldstreifen, der von dem orkanartigen Sturm erfaßt un­vollständig umgelegt wurde. Das Wild ist durch diese unge­heuren, plötzlichen Sturmverwüstungen und das Brechen der tausendfach gespaltenen Bäume verscheuch^ worden und läuft verängstigt bis in die freien Wiesen hineiiMhinter kleinen Bü­schen Schutz suchend Auch nach dieser RicW»n^hin ist Wild­schaden zu verzeichnen. d

Kurz nach 12 Uhr ging ein schweres Gewilte? über Hai­gerl och nieder. Gegen X-1 Uhr setzte aber ein 15 bis 20 Minu­ten dauernder Hagelschlag ein. Die Hagelkörner, die zuweilen die Größe von einem kleinen Hühnerei erreichten, kamen mit großem Getöse so dicht herniedergeprasselt, daß man kaum mehr über die Straße sehen konnte. Nach wenigen Minuten lagen die Hagelkörner auf dem Marktplatz mehrere Zentimeter hoch. An den Häusern sind vielfach die Dächer sehr mitgenommen und vor allem auch, namentlich auf dem Schloß, Fensterscheiben einge­schlagen worden. Besonders großen Schaden hatte das Un­wetter in den Gärten verursacht. Die Gartengewächse, wie Salat, Gurken, Bohnen usw. sind total vernichtet.

Aehnlich hat das Unwetter auch in Hart, Höfendorf und Bietenhausen wie auch auf dem Seehof strichweise gehaust. In den übrigen Gemeinden der Nachbarschaft, wie in Trillfingen, Jmnau, Vittelbronn, Weildorf, Gruol, Heiligenzimmern und Owingen hat der Hagel zum Teil nur ganz kurze Zeit ange­halten, so daß dort die Schäden wesentlich geringer zu sein scheinen.

Die bei dem Gewitter am Mittwoch niedergsgangenen Regenmassen ließen den Rankbach und diie Würm be­drohlich anschwellen- Ueber Nacht nahm die Ueberschwem- mung so gefährliche Ausmaße an, daß in Rennin gen, Malmsheim und Weil der Stadt dis Feuerweh­ren ausrncken mußten, um das Vieh aus den Ställen zu bergen. Niedergelegene Wohnungen muhten geräumt wer­den. In Weil der Stadt stand die ganze Vorstadt unter Wasser. Die Gärtnerei Schweizer ist furchtbar verwüstet. Die Keller sind überall voll Wasser. Die Aecker sind ver- wüstst. Der Schaden, den das Hochwasser angerichtet hat, ist überall ungeheuer. In Mönsheim OA. Leonberg wurden vier Frauen vom Blitz getroffen und erlitten teils leichtere, teils schwerere Berbrsnnunge i. In Ober- weißach OA. Backnang wurden vom Blitz zwei wertvolle Pferde getötet. Aus Gammertingen in Hohenzollem wird berichtet: Ein gutes Drittel Obst- und Beerenertrag ist vernichtet. Die Winterfrucht hat wohl am meisten ge- litten. Stellenweise ist bis zu 5060 Prozent der Ernte vernichtet. Die Gemarkungen Bronnen, Mägerkingen, Harthaufen dürften noch mehr gelitten haben.

Weiler OA. Rottenburg. 25. Juni. Wohnhaus und Scheuer durch Blitzschlag ein geäschert. Em Blitz schlug in das Anwesen von Gemeinderat David Hum­mel. Kaum, daß noch das Vieh gerettet werden konnte, siet alles, der gesamte Hausrat, Scheunenvorräte, sogar die Hüh­ner dem Feuer zum Opfer,

Betzingen OA. Reutlingen 25. Juni. H a g e l r a k e t e n. Bei dem gestrigen Gewitter sielen mit den großen Regen­tropfen schon von Anfang an kleine Eiskörnsr. Die Hagel- station in Betzingen nahm daher sofort ihre Tätigkeit auf und in kurzen Zeitabständen wurden drei der neubeschafften Ha­gelraketen abgeschossen. Die schwefelgelben Wolken wurden durch die Raketen auf der Stelle zerrissen. Der Hagelregen hörte sofort auf, dafür stürzten gewaltige Wassermassen her­nieder. Die Reutlinger Hagelstationen, die vor einigen Tagen eingerichtet wurden, waren mit Raketen noch nicht ausge­rüstet und konnten deshalb die um Reutlingen herum ein­gerichteten Stationen der Landgemeinden nock nicht unter­stützen.

Kampf um Rosenburg

rroiq.^14 LUS o s L kr L c stl O L 5 I L dl (Fortsetzung 48)

Sie fuhren schweigend die Chaussee nach Gut Rosen­burg.

Die auf dem Gut zurückgebliebenen Knechte und Sol­daten, die ihm Hofe gemütlich bei einem Glase Bier saßen der Herr hatte ihnen ein kleines Füßchen spendiert staunten nicht schlecht, als der Herr plötzlich kam.

Willfried und Schafsranz stiegen aus und Janke lenkte um, fuhr nach dem Dorfe zurück.

Ist alles in Ordnung?" fragte Willfried freundlich.

Jawohl, Herr!" sagte der Knecht Adam Selber.Ich Hab vorhin erst alles nachgesehen. In den Ställen und so!

Ist gut, ist gut!"

Willfried ging mit Schaffranz noch einmal durch die Gebäude. Dann schritt er mit Schaffranz nach dem Schloß hinüber.

Schaffranz merkte, daß er erleichtert war.

Sie nahmen auf dem Altan Platz.

Willfried holte eine Flasche Wein und sie tranken zusammen ein Gläschen.

Sie sprachen nicht viel. Beide hingen ihren Gedanken nach.

Langsam brach die Dämmerung herein.

Da erhob sich Schaffranz, als es Halbdunkel war, und und sagte:Ich will doch noch einmal einen Rundaanq machen." '

Willfried nickte ihm freundlich zu und Schaffranz trat seinen Rundgang an.

Er schritt durch die Ställe und freute sich über die musterhafte Ordnung, kam in die Scheunen, in den Ge­

treidesilo . . . überall war glänzend aufgeräumt. Wie ge­leckt lagen die Tennen.

Er schritt durch die große Scheune hinaus und verließ das Gut.

Hinter der Scheune blieb er stehen und ließ seine Augen über das Rosenburger Land schweifen.

Abgeerntet lagen die Felder, nur ganz weit draußen infolge der Dunkelheit kaum erkennbar waren noch ein paar Puppen auf dem Felde, sie gehörten nicht dem Gute, sondern einem Rosenburger Bauer.

Schasfranz' Auge blieb an der stattlichen Feldscheune, die wohl knapp 800 Meter üom Gute entfernt lag, haften, Die barg noch die körnerschweren Halme. Die Aehren war­teten noch, daß man ihnen die goldene Frucht entreiße.

Plötzlich stutzte er.

Was war das an der Feldscheune?

Er rieh sich die Augen.

War dort, an der großen Feldscheune nicht ein Rauch?

Oder täuschte er sich? Wars ein Trugbild der Däm­merung ?

Nein doch! Die Feldscheune rauchte.

Schaffranz stürmte durch die Scheune hindurch in den Gutshos. Ries den kartenspielenden Knechten und Soldaten zu:Rasch . . . rasch! Sofort nach der Feldscheune! Ich glaube . . . eine Schufterei man hat sie angezündet. Sie raucht!"

Während die Knechte und Soldaten davonstürmten, lief er durch die Pforte dem Schloß zu.

Schrie empor zu Willfried, der aus seinen Träumen emporschrack:Herr ... ich glaube, die Feldscheune brennt!

Willfried glaubte, nicht recht gehört zu haben.

Er hob sich jäh und sah in der Richtung nach der Feldscheune. Bemerkte auch den Rauch.

Schaffranz! haben Sie die Leute . . .?"

Sie sind nach der Scheune hin! Herr . . . rufen Sie Rosenburg an. Die Soldaten müssen sofort kommen."

Da bemerkte Willfried plötzlich, wie die Flammen aus der großen Feldscheune schlugen.

Sie brennt!" rief er entsetzt und stürzte ans Tele­phon.

Schasfranz stürmte nach dem Stall und riß zwei Pferde heraus.

Willfried drehte wie wahnsinnig an der Kurbel

Knirrschte mit den Zähnen.

Verdammte Bummelei!"

Aber das Amt meldete sich nicht. Da fuhr er zusammen. Er wußte, was geschehen war.

Man hatte die Telephonschnur zerschnitten.

Er rannte wie ein gehetzter die Treppen hinunter nach dem Eutshofe, wo Schasfranz mit den zwei Pferden stand.

Eine Schurkerei!" schrie er laut.Schaffranz . . . rei­ten Sie sofort nach Rosenburg . . . holen Sie Hilfe heran. Das Telephon geht nicht mehr! Ich reite nach der Feld­scheune!"

Schasfranz sprang aufs Pferd, gab ihm die Sporen, daß es wie ein Pfeil davonschoß, während Willfried im schärfsten Galopp nach der Feldscheune ritt.

In der Gaststube von Rosenburg war der Teufe! los.

Brucks hatte Streit mit einem Bauern gekriegt, und jetzt sagten sie sich gehörig die Meinung.

Wie zwei, die auf sich losgehen wollten, standen sie sich gegenüber.

Draußen im Garten standen zechende Soldaten, die eine Tanzpause machten. Ritsche war der Luftigste!

Mit einem trockenen Humor brachte er die Stimmung in den Kreis.

Da sah Ritsche plötzlich, wie Schafsranz zu Pferde heran- svrengte. Das Gesicht verzerrt! Der Gaul triefte vor Schweiß.

Sofort ahnte Ritsche Unheil.

Er lies dem Reiter entgegen und fragte:Was gibt es . . . Herr Schaffranz ... so reden Sie doch!"

(Fortsetzung folgt.)