18. J«ktl 1931.
Seite 3 — Nr. 139
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter"
Donnerstag, den 18. Juni 1931.
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Nagold, den 18. Juni 1931.
Die Fliege putzt sich den ganzen Tag und bleibt doch ein unsauberes Tier.
Was liest das junge Mädchen von heute?
Der Buchhändler-Vörfenverein veranstaltete ein Preisausschreiben, das junge Mädchen von 15—20 Jahren aufforderte, sich über ihre Lektüre zu äußern. Am häufigsten wurden in den Antworten die Namen genannt: „Der Fall Mauritius" von Wassermann, die „Buddenbrooks" von Thomas Mann, Werke von Rudolf Herzog, „Der Wanderer zwischen zwei Welten" von Walter Flex. Jungmädchenbücher und sentimentale Liebesgeschichten, wo sie sich am Schlüsse kriegen, werden sehr bestimmt abgelehnt. Die jungen Mädchen wollen das Leben kennen kernen, wie es ist, ungeschminkt. Aber obwohl sie das Recht auf einen Einblick in die Härten und Untiefen des Lebens zu haben glauben, lehnen fast alle das Allzuproblematische, das Krasse, das Perverse ab. Es ist ein erfreuliches Zeichen, daß kein Buch so hochgehalten wurde wie „Der Wanderer zwischen zwei Welten", zuweilen mit der ausdrücklichen Begründung, daß die darin herrschende Reinheit der Gesinnung erhebe. Biele äußern den Wunsch, Lebensgeschichten von Frauen zu lesen, die schwer zu kämpfen haben und schließlich aus allen Nöten als Ueberwinder hervorgehen. Befremden kann es, daß die Klassiker und Dichter schlecht abschneiden. Der Grund ist wohl darin zu suchen, daß das Schöne ein immer nur wenigen zugängliches Mysterium ist.
Auch ein gewisses Bedürfnis nach nützlichen belehrenden Büchern ist vorhanden; namentlich über die sozialen Fragen und über die politischen Parteien möchten viele Mädchen Bescheid wissen, während „Ratgeber fürs tägliche Leben" ziemlich allgemein abgelehnt werden. In konfessioneller Beziehung interessant ist, daß die Katholikinnen weniger gelesen haben, als die Protestantinnen.
Dienftnachrichte«
Auf Grund der 2. Dienstprüfung sind die nachgenannten Lehrer zur ständigen Anstellung an evangelischen Volksschulen für befähigt erklärt worden:
Barth Gottfried von Hirsau OA. Calw, Essig Friedrich von Gechingen OA. Calw. Haug Karl von Eültlingen OA. Nagold, Pfeiffer Gotthilf von Holz- brcnn OA. Calw.
Die Bewerber um die Pfarrei Wart, Dek. Nagold, haben sich binnen drei Wochen beim Ev. Oberkirchenrat zu melden.
Witterungsumschlag
Nachdem gestern schon während des ganzen Abends fernes Wetterleuchten nichts Gutes erhoffen ließ, hatten sich um die erste Mitternachtsstunde Gewitter auch über unserer Stadt zusammengezogen, die mit ihren häufigen elektrischen Entladungen die Nachtruhe zu einem fraglichen Etwas machten. Es müssen mehrere Gewitter gewesen sein, die sich nicht so schnell von unserem Schloßbe'rg trennen konnten und über Nagold ihr Schlachtfeld ausgesucht hatten. Außergewöhnlich heftige Regengüsse gaben den Begleittext und halten bis zum Augenblick an. Sie setzten dadurch den heißen hundstagsähnlichen Tagen vorerst ein Ziel. Wir wollen aber nicht hoffen, daß es sich nun so langsam ein- reanet und die so hoffnungsfroh begonnene Heuernte nun doch noch verwässert wird.
Heuernte. Die dritte Juniwochs hat in ihrer ersten Hälfte dem Bauern aufhei-terndes, sonnig warmes Wetter gebracht. Auf den Wiesen tönt der Sensenklang in die Morgenfrühe. Tagsüber zerstreuen, rechen und gabeln fleißige Hände. Abends wankt der Heuwagen ins Dorf. Hochheuet ist. Der Bauer schätzt mittleren Heuertrag. Prächtig stehen die Hackfrüchte. Das Wachswetter der zweiten Juniwoche hat Buschbohnen und Krautpflanzen ins Zeug schießen lassen. Die Rüben sind gut eingewurzelt. Die Bauernbuben steigen auf die ersten Kirschen. Beerenweiblein und Arbeitslose ernten den reichen Erdbserertrag. Der Imker schleudert und freut sich des guten und reichlichen Honigs. Ueberflüssige Weifelzellen werden ausgeschnitten und Nachschwärme verhindert. Die Obsternte ist, wie sich jetzt zeigt, durch Schädlinge: Apfelblütenstecher und Gespinstmotte stärker zurückgegangen, als der Dauer anfänglich annahm. Auch der starke Hagelfall hat in manchen Gegenden erheblich geschadet. Birnen tragen noch reichlich, Aepfel nur mehr teilweise und mittel.
Aufklärungsvortrag
Wie aus dem Anzeigenteil ersichtlich ist, findet heute abend 8 Uhr in der „Traube" ein Aufklärungsvortrag über Radium statt, sf. Anzeige).
Ieitschriftenschau
Die Angst vor der Ehe — Die Pacht der langen Weile — Das Scheidungskapital — Kehre zurück, Geliebter — Einsame Menschen — und andere fesselnde Erzählungen bringt die soeben erschienene, reich illustrierte Juli-Nummer der bekannten „Wahren Erzählungen" (Verlag Dr. Selle-Eysler, Berlin). Preis 50 Z.
Auf alle in obiger Spalte angegebenen Bücher und Zeitschriften nimmt die Buchhandlung v. G. W. Zaiser, Nagold, Bestellungen entgegen.
Hur KsÄoM-SrLuawlL
Wirksam untersiüi-i durch Levdor-Tdelsrcse CiüL bv Li. Zu haben m allen Chlorodont-Lerla'-n'sitellcn.
Handel und Verkehr
Die blaffe Angst.
Bon fachmännischer Seite wird uns geschrieben:
Unter dieser lleberschrift bringt die „Frankfurter Zeitung" einen Artikel, der denen, die aus Feigheit mit Egoismus gepaart Devisen Hamstern und ihr Geld ins Ausland verschieben, ihr häßliches Spiegelbild vorhält.
Wenn Deutschland einen Mussolini hätte, so würde dieser kurz dekretieren, wer Devisen hamstert oder Geld ins Ausland verschiebt, von dem „ist das Vermögen zu Gunsten des Staates konfisziert". Die Rerchsbank unter der energischen Leitung ihres Präsidenten Luther hat den Diskontsatz um 2 Prozent erhöht und dadurch gezeigt, daß sie nicht gewillt ist, diesem Treiben untätig zuzusehen.
Man kann dem „Schwäbischen Merkur" nur beistim- men, wenn er schreibt: Während in Deutschland die ausländischen Eeldabzüge den Devisenmarkt beunruhigen, hört man von zuverlässiger Seite, daß bei Schweizer Banken
Verheerender Wirbelsturm im Kreise Altena
4 Personen erschlagen — 40 Verletzte. — Sachschaden fast über 1 Million Mk.
Plettenberg, 17. Juni. Von einem furchtbaren Wirbelsturm wurde gestern abend das Elsetal zwischen Heerscheid und Holthausen betroffen. Mit großer Gewalt streifte plötzlich ein Wirbelsturm mit ungeheurer Geschwindigkeit über das bei Heerscheid gelegene Elsetal entlang in Richtung Holthausen bei Plettenberg und trug Häuserdächer über Ivv Meter weit durch die Luft. Dachziegel und Sparren wirbelten umher. Bäume wurden entwurzelt. Mauer- und Ciebelwände stürzten ein. Türen und Fensterscheiben wurden eingedrückt. Auf dem Bahnhof Plettenberg-Oberstadt wurde ein Güterschuppen dem Erdboden gleichqemacht. Ein schwerer Eisenbahnwaggon wurde aus den Schienen geschleudert. Eine in etwa 199 Meter Entfernung stehende Fabrik wurde ebenfalls vollkommen zerstört. Man beziffert den Schaden dieser Fabrik auf 29—25 999 Mk. Bedauerlicher Weise sind neben dem hohen Sachschaden, der auf etwa 1 Million Mk. geschätzt wird, auch Menschenleben zu beklagen. Auf dem Bahnhof Plettenberg-Oberstadt wurde ein Mann durch einen Balken auf der Stelle getötet. In Holthausen begrub eine Mauer einen schutzsuchenden Mann unter sich. Er erlag seinen schweren Verletzungen im Krankenhaus. Insgesamt haben etwa 49 Personen mehr oder minder schwere Verletzungen durch einstürzende Mauern» durch umherfliegende Steine und Balken davongetragen. Die Ortschaft Holthausen litt am schwersten unter dem Wirbelsturm.
Ein Muttermörder vor Gericht
Berlin, 17. Juni. Vor dem außerordentlichen Schwurgericht beim Landgericht III begann heute der Prozeß gegen den 25jährigen Max Thielecke, der unter der Anklage steht, sich des Totschlages schuldig gemacht zu haben. Thielecke hat sich außerdem wegen intellektueller Urkundenfälschung zu verantworten. Die Anklagebehörde ist durch Staatsanwaltschaftsrat Hers vertreten- Thielecke wird von Rechtsanwalt Dr. Mendel verteidigt.
Zu dem Prozeß, der etwa fünf Tage das Schwurgericht in Anspruch nehmen wird, sind 32 Zeugen und acht ärzt- liche Sachverständige geladen. Thielecke hatte in der Nacht vom 6. zum 7. August vorigen Jahres seine 47- jährige Mutter, die Schneiderin Frau Camilla Neuhaus- Thielecke in der Badewanne erstochen. Nachdem Thielecke die Leiche in ein großes Frottiertuch eingewickelt hatte, stellte er sich am Morgen darauf der Polizei und gab dort an, seine Mutter in Notwehr erstochen zu haben. Die Ermittlungen der Mordkommission haben jedoch ergeben, daß die unglückliche Frau einem heimtückischen, unglaublich rohen U eberfall des Sohnes zum Opfer gefallen ist.
Beim Eintritt in die Verhandlung stellte der Verteidiger Thieleckes, Rechtsanwalt Dr. Mendel, verschiedene Anträge auf Ladung von weiteren Zeugen, da diese von Bedeutung für die Frage seien, ob sich Thielecke bei Tötung der Mutter in Notwehr oder in geistiger Verwirrung befunden habe. Eine Schwester der getöteten Frau Thielecks habe zwei Tage vor der Tat in Geistesverwirrung Salzsäure getrunken und sei verstorben, eine andere Schwester befinde sich seit längerer Zeit in der Leipziger Irrenanstalt. Das Gericht zog sich darauf zurück, um über die gestellten Anträge zu beraten.
Nachdem das Gericht die Beweisanträge der Verteidigung einstweilen zurückgestellt hat, wurde in die Vernehmung des Angeklagten Thielecke eingetreten. Thielecke er
klärte, daß er behandlungsgemäß als außerehelicher Sohn seiner Mutter nicht zur Familie gehört habe. Die Schwestern seiner Mutter hätten ihn nicht als Familienmitglied, sondern als ihr Objekt angesehen. Aus seiner Jugend erzählt Thielecke, daß er sich ganz selbst überlassen gewesen sei und oftmals eingesperrt worden wäre. Er sei von seiner Mutter abwechselnd gut und schlecht behandelt worden, Habs sich aber zufrieden gefühlt. „Mein Vormund — er meint damit seine Mutter — bekam öfters hysterische Anfälle und schlug mich. Die Mißhandlungen waren oft sehr heftig." Thielecke hat nach kurzem Besuch der Wilmersdorfer Oberrealschule, wo er viel krank war, eine Privatschule in Heppenheim (Odenwald) besucht. Bor dieser Zeit, bereits als Zehnjähriger, hat sich Thielecke mit indianischen Sprachstudien befaßt. Er erzählt daß er niemals Religionsunterricht genossen (!) habe.
Ein Mord nach zehn Jahren aufgeklärt. Vor etwa zehn Jahren wurde der Oekonom Hübscher des ehemaligen Offizierskasinos Lamsdorf vermißt. Man fand ihn dann in einer Düngergrube tot auf. Offenbar lag ein Raubmord vor; denn dem Toten fehlte die Barschaft und eins schwere goldene Uhr. Der Verdacht richtete sich gegen den Gastwirt Goletz, bei dem sich Hübscher aufgehalten hatte. Anfangs dieses Jahres ist Goletz nach Duisburg verzogen und hat dort die Uhr des Ermordeten zum Kauf angeboten. Cr wurde daraufhin wegen Mordverdachtes verhaftet.
Hinrichtung zweier Gifkmischerinnen in Ungarn. In
Szaltokr wurden heute früh 6 Uhr die beiden wegen Ermordung mehrerer Personen zum Tode durch den Strang verurteilten Giftmischerinnen Frau Szabo uwd Frau Sordas hingerichtet.
Einführung einer Warenhaus und Filialsteuer in Baden.
Karlsruhe, 18. Juni. In der Sitzung des badischen Landtages fand ein nationalsozialistischer Antrag Annahme, der die Einführung einer Warenhaus- und Filialsteuer vorsieht. Die Durchführungsbestimmungen des Gesetzes werden noch durchgearbeitet.
Arbeitslosenunruhen in Kattowitz.
Kattowitz, 18. Juni. Im Stadtteil Zawodzie kam es gestern hier zu Arbeitslosenunruhen wegen der Kürzung der Unterstutzungsdauer. Dabei kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei, in deren Verlauf die Polizei von der Schußwaffe Gebrauch machte. Von den Demonstranten wurde einer getötet und zwei schwer verletzt.
Aufsehenerregende Verhaftung in Wien.
Wien, 18. Juni. Das „Neue Wiener Extrablatt" teilt mit, daß ein hoher Wiener Polizeibeamter im Zusammenhang mit Diebstählen, die sich seit längerer Zeit in der Polizeidirektion ereignet haben, verhaftet und seines Dienstes enthoben wurde. Er soll sich durch zahlreiche Umstände verdächtig gemacht haben. Die Veranlassung zu seinen Handlungen soll in schwieriger finanzieller Lage gewesen sein.
Das englische Unterhaus und die Weltdepression.
London, 18. Juni. Im Unterhaus fragte ein Mitglied der Arbeiterpartei, ob angesichts des zunehmenden Ernstes der Weltdepression England Einladungen zu einer internationalen Konferenz in der Art der Konferenz vom Juni
im Jahre 1922 ergehen lassen werde, um die Wirtschaftslage mit all ihren Merkmalen zu prüfen. MacDonald erinnerte den Fragesteller daran, daß der Völkerbund augenblicklich eine Untersuchung der Ursachen der Weltdepression unternehme, und daß verschiedene Ausschüsse seiner Organisation dabei seien, alle möglichen Formen der Weltwirtschaftskrisen zu studieren. Unter diesen Umständen, so bemerkte der Premierminister, sehe er keinen Vorteil in einem Versuch, eine andere Weltkonferenz unabhängig vom
Die älteste Zeitung.
Ein eigenartiges Jubiläum kann die „Peking Gazette" feiern; sie kann gegenwärtig auf ihr tausendjähriges Bestehen zurückblicken. Das ist eine Welthöchstleistung, die ausnahmslos von den Amerikanern nicht überboten werden kann. Zu diesem Jubiläum kommt noch ein anderes: im Laufe dieser tausend Jahre sind nicht weniger als 1500 Redakteure der Zeitung hingerichtet worden, ein Beweis für die Gefährlichkeit des Journalistenberufes im Lande der Mitte.
Zusammenstoß zwischen Motorrad und Auko. — Zwei Todesopfer. In einer Kurve auf der Gvesseldsr Straße bei Ahaus stieß ein holländisches Auto mit einem mit zwei Personen besetzten Motorrad zusammen. Der Soziusfahrer des Motorrads wurde auf der Stelle getötet. Der Fahrer hatte so schwere Verletzungen erlitten, daß er einige Stunden später im Ahauser Krankenhaus verstarb. Die Verunglückten stammen beide aus Bochum. Das Unglück ist dadurch entstanden, daß das holländische Auto in der Kurve zu weit nach links fuhr. Der Chauffeur des Wagens wurde in Haft genommen.
Schwere Bluttat. Der 47 Jahre alte Gastwirt Meyer' in Wolfenbüttel, der von seiner Frau getrennt lebt, erschien heute vormittag in der Wohnung seiner Schwiegereltern, wo die Frau Zuflucht gefunden hatte, -drang auf sie ein und durchschmtt ihr mit seinem Taschenmesser den Hals. Der Tod trat auf der Stelle ein. Der Mörder, ein dem Trunk ergebener Mann, der seine Frau öffentlich mißhandelt hatte, stellte sich dann selbst der Polizei.
Flucht aus dem Zuchthaus. Zwei Insassen des Lütt- ringhausener Zuchthauses in Remscheid gelang es gestern abend, auf verwegene Art auszubrechen. Einige Zuchthäusler hielten sich während der Freistunde mit ihren drei Aufsehern im Hof auf. Als zwei von ihnen sich unbeobachtet glaubten, warfen sie einen mit einem eisernen Haken versehenen Strick über die Mauer, kletterten daran hoch und verschwanden jenseits der Mauer. Der Vorgang spielte sich so schnell cb, daß die Wärter nicht eingreifen konnten. Die sofort aufgenommene Verfolgung durch Anstaltsbeamte und Polizei blieb ergebnislos.
Sottluderennen am 12. Juli. Der ADAC, veranstaltet am 12. Juli das Solituderennen. Um ausländischen Fahrern einen höheren materiellen Anreiz zu bieten, wurden die internationalen Läuse des Rennens mit höheren Geldpreisen ausgestattet.
Aufstieg des Freiballons Stxagula. Der dem Württ. Lustfahrtfahrt-Verband von den Deutschen Linoleumwerken gestiftete Freiballon Stragula wird am Sonntag, den 21. ds. Mts., vormittags 8 Uhr, vom Cannstatter Wasen aus unter Führung von Alfred Dieplamm aufsteigen. Die Füllstelle befindet sich beim Eingang in den Wasen an der Mercedesstraße in Untertürkheim.
Die einstige Glasindustrie im Eschachkal und der Münchener Glaspalast. Der Brand des Münchener Glaspalastes ruft eine lokalhistorifche Erinnerung wach. Als dieser Ausstellungspalast im Jahr 1854 von Oberbaurat Voit-Mün- chen erbaut wurde, hat die damals im Cschachtal blühend« Glasindustrie sämtliches Glas zu dem Bauwerk geliefert. Und zwar waren es die beiden Glashütten in Schmids- felden und in Eisenbach, erstere im Besitz der Famili« Schmid von Schmidsfelden, letztere gegründet und betrieben von Graf Luadt-Wykradt. der 1803 bei der Säkularisation des Klosters Jsny den Klosterbesih mit den Waldungen erhalten hatte. Diese beiden Glashütten versorgten lang« Zeit das bayr. und württ. Allgäu mit Glas, ja bis Ulm, Augsburg, München, nach Vorarlberg und in die Schweiz gingen die Waren. Ueber den Untergang der Glashüttenindustrie im Cschachtal sei noch berichtet, daß die Quadtschs Glashütte 1893 einging, die Schmidsfeldener Glashütte 1898. Mit der Einführung der Eisenbahnen machte sich, wie Förderreuther in seinen „Allgäuer Alpen" erzählt, dis rheinische und sächsische Glaskonkurrenz geltend, andererseits stiegen die Holzpreise mit dem Aufkommen der Schleif-- Holz- und Zellulose-Fabriken, in denen das Holz rentabler verwertet werden konnte.
Frankenfahrk. Dss Aentralinstituk für Erziehung und Unterricht in Berlin veranstaltet in der Zeit vom 8.—-11. Juli eine Fahrt in das Frankenland unter Führung von Hauptkonservatvr Dr. Schwenket und Prof. Dr. Fischte*. Stuttgart. Es werden folgende Orte besucht: Heilbronn, Salzbergwerk Kochendvrf, Wimpfen, Schöntal, Mergentheim, Weikertsheim, Creglingen, Wertheim, Würzburg, Beitshöchheim, Rothenburg, Kirchberg, Hall. Die Fahrt beginnt in Stuttgart und wird mit Kraftwagen durchgeführt. Anmeldungen aus Württemberg und Bayern können durch das Landesamt für Denkmalpflege, Stuttgart, Altes Schloß, vermittelt werden.
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