Seite 4 — Nr. 126.
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter'
Mittwoch, 3. Juni 1931.
Die Einreichung der Schriftstücke im Danzig-polnischen Streit.
Haag, 2. Juni. Der Präsident des Ständigen Internationalen Gerichtshofes hat die letzte Frist für die Einreichung der Schriftsätze im Danzig-polnischen Streit wegen der Behandlungen der polnischen Staatsangehörigen im Gebiet der Freien Stadt Danzig auf den 17. September festgesetzt. Weitere auf die ersten Schriftsätze bezugnehmende schriftliche Ausführungen können von den beiden in Frage kommenden Staaten noch spätestens bis zum 15. Oktober übermittelt werden. Die Termine sind so festgesetzt worden, daß der Gerichtshof im Stande ist, ein Urteil noch vor der im Januar 1932 stattfindenden Sitzung des Völkerbundsrates abzugeben.
Annahme der Wahlreformvorlage im englischen Unterhaus.
London, 2. Juni. In der heutigen Sitzung des Unterhauses wurde die Wahlreformvorlage mit 278 gegen 228 Stimmen angenommen.
Handel nnd Verkehr
Die Hauptversammlung der Landesproduktenbörse Stuttgart
E. V., die in diesem Jahr ihr 70jähriges Bestehen feiert, fand am Montag in Stuttgart statt. Der Mitgliederstand ist 303, die Zahl der Börsenbesucher (Nichtmitglieder) 241. Aus dem Bericht über die Lage der rvürttembergischen Landwirtschaft entnehmen wir, daß die landwirtschaftlich benützte Fläche sich im Berichtsjahr nur wenig verändert hat. Dasselbe gilt für die angebaute Ackerfläche. Bei den Hackfrüchten ist die Zuckerrüdenfläche allerdings von 8900 Hektar 1929 auf 10122 Hektar 1930 gestiegen. Die Hopfenanbaufläche ist 1929 von 1755 Hektar 1930 auf 1485 Hektar zurückgegangen. Insgesamt 80 382 Hektar oder 7,03 Prozent der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche wurden verhagelt. Die Erträge an Getreide blieben hinter denjenigen von 1929 zurück. Zusammenfassend, haben die Erträge von 1930 .nicht befriedigt. Erschwerend für die Landwirtschaft war auch die Preisentwicklung. Setzt man die Preise im Durchschnitt der Jahre 1907 bis 1912 gleich 100, dann ergibt sich 1930 im Durchschnitt der Monate August bis Oktober ein Preisstand von 103,5 bei Roggen, 109,5 bei Gerste und 91,6 bei Hafer. Die Schlachtviehpreise haben einen Tiefstand erreicht, der auf die Dauer ruinierend wirken muß. Die Schweinepreise waren nicht immer günstig. Geradezu verhängnisvoll war die Preisentwicklung am
Butter- und Käsemarkt. Das Jahr 1930 hat demnach die erz hoffte Wendung zum Besseren nicht gebracht. Solange nicht dis Preise der Veredlungsprodukte (Milch, Butter, Käse, Schlachtvieh) stabil und besser sind, kann an eine fühlbare Erleichterung nicht gedacht werden.
Saatenstand in Württemberg zu Anfang Juni 1931. Landesdurchschnitt (1 gleich sehr gut, 2 gleich gut, 3 gleich mittel, 4 gleich gering, 5 gleich sehr gering): Winterweizen 2,8 (im Vormonat 3 , 21 , Sommerweizen 2,7, Winterdinkel 2,8 (2,9), Winterroggen 3,1 (3,2), Sommerroggen 2,8, Wintergerste 2,9 (2,9), Sommergerste 2,7, Haber 2,7, Frühkartoffeln 2,6, Spätkartofeln 2,9, Hopfen 2,9, Zuckerrüben 2,5, Runkelrüben 2,7, Klee 2,8 (2,9), Luzerne 3,0 t3,0). Bc-(Entswäsferungswiesen 2,4 (2.9), andere Wiesen 2,3 (2,8), Aepfel 2,2, Birnen 2.5, Weinberge 1,9.
Märkte
Stuttgarter Schlachlvlehmarkt. 2. Juni. Dem Dienstagmarkt am Städt. Vieh- und Schlachtviehmarkt wurden zugeführ: 24 Ochsen (unverkauft 3), 30 Bullen, 238 (10) Jungbullen, 257 Jungrinder, 334 (30) Kühe, 1201 (20) Kälber. 2971 (330) Schweine, 1 Ziege. Marktverkauf: Großvieh mäßig belebt, Kälber schleppend, Schwein« ruhig, Ueberstand.
Ochsen.
ausgemästet
oollflöischig
fleischig
Dullen:
ausgemästet
vollsleischig
fleischig
Rinder:
ausgemästet oollfleischig fleischig gering genährt
ausgemästet
vollfleischig
2. 6
27. S.
Kühe: ,
2. 6.
27. 5.
44 47
—
fleischig
18-22
18-23
40-42
—
gering genährt
14-17
14-17
34-38
—
Kälber:
feinste Mast- und
35-36
35-36
beste Saugkälber
62-66
65-69
32-34
33-34
mittl. Mast- und
30-31
30-32
gute Saugkälber
53-60
56-63
geringe Kälber
41-50
40-5?
47-50
47—49
Schweine:
42-45
42—45
über 300 Pfd.
42-43
47- 48
38-41
38-41
240-360 Pfd.
42-43
47 -48
200—240 Pfd.
43-44
47-49
160—200 Pfd.
41-43
41-48
120—160 Pfd.
39-41
-.1-44
unter 120 Pfd.
41-43
41-44
30 - 35
30-35
22-27
22-27
Sauen:
80-84
32-3«
viehpreife. Gmünd: Farren 150—4M, Stiere 215—425, Kühe 180—480, Rinder 148—515. — hechingen: Rinder 130—480, träch- tige Kalbinnen und Kühe 400—450, Wurstkühe 150—MO. — stirch- heim u. T.: Farren 300—480, Ochsen und Stiere 320—650. Kühe 180—580, Kalbeln 410—670, Jungvieh und Rinder 160—480. — Langenau.- Farrenkälber 130—242, Jungrinder 120—282 <K.
Pfrrdemarkl Pforzheim, L Juni. Austrieb: 8V Pferde. Preis« schwere Arbeitspferds 1000—1500. mittlere Arbeitspferde 600—HU leichte Tiere 160—400
Frachtpreise. Aalen: Kernen 16.50, Welzen 16.20—16.50 Roy» gen 12, Gerste 15.80—16, Haber 11.50. — Heidenheim: Kernen
15.50, Weizen 14.60, Haber 10.50. — Tuttlingen: Weizen 15 bi>
15.50. Gerste 13.50—14, Haber 12.50—13
Marktbericht der Stadtgemeinde Nagold
vom
1. Juni 1931
Diehmarkt.
Lattung: Zufuhr Stck Verkauft Sick
Preis pro Stück
Farren
2
—
—
Kühe
19
9
300—460 .
Rinder u. trächl.
Kalbinnen
39
18
250—570 .
Schmalvieh
41
27
135—235 .
Handel gedrückt.
Schweinemarkt.
Milchschweine
297
2i9
Preis pro Paar
25—35 ^4!
Läuferschweine
308
196
37—80 „
Zufuhr gut; Handel gedrückt.
Fruchtmarkt.
Verkauft:
25,40 Ztr. Weizen
Preis pro Zrr.
16.00-16.50
16,80 „ Gerste
- » » -
11.80-12.50
25,92 , Haber
...»
11.30—11.80
Der Markt war gut besucht, Handel lebhaft. Einige Ztr. Gerste sind noch aufgestelll in der Schrannenhalle.
Nächster Frucbtmarkt am Samstag, den 6. Juni.
Welker ^^ —
Im Nordwesten liegt ein ausgedehntes Hochdruckgebiet, über vem Festland aber noch eine Depression, so daß für ^nnrrsrag und Freitag nur zeitweilig ausheiterndes noch unbestän». diges Wetter zu erwarten ist.
Gestorbene: Herrenberg : Charlotte Bellon, Pflästerers Witwe, 84 Jahre,- Auguste Raith 82 Jahre. Cristine Zahn geb. Frey 85 Jahre alt. Erömbach. Konrad Waidelich 75)4 Jahre alt, Besenfeld.
Amtliche Bekanntmachungen.
Aufruf!
In den letzten Tagen sind die Gemeinden Wildberg» Gültlingen und Sulz von einem schweren Unwetter mit Hagelschlag betroffen worden. Die Landwirte dieser Gemeinden sind zum größten Teil schwer geschädigt. Die Schäden an Gebäuden und Inventar, an Maschinen und Vorräten, an Wiesen und Feldern sind unübersehbar. Mancher kleine Landwirt ist in seinem Fortkommen aufs Schwerste gefährdet.
Rasche Hilfe tut dringend not.
Ich richte daher an alle, die von dem schweren Unglück verschont geblieben sind, dir
herzliche und dringende Bitte, durch freiwillige Gaben zur sofortigen Linderung der Not unserer Mitbürger kräftig beitragen zu wollen.
Gaben nehmen entgegen die Bürgermeisterämter und Pfarrämter des Bezirks, sowie der Kassier des Vereins, Rechnungsrat Rieger hier (Girokonto Nr. 173 bei der Oberamtssparkasse Nagold).
Im Name« des Bezirkswohltätigkeitsvereins: Nagold, den 2. Juni 1931
Landrat Baitinger.
In Nagold sind weitere Sammelstellen: dis Zaiser'sche Buchhandlung, die Oderamtssparkasie und die Gswerbebank, sowie die Stadtpflege.
Ich bitte um kräftige Beisteuer.
Wir in Nagold wissen ja aus den letzten Jahren leider zu gut, wie schwer die Heimsuchungen durch die Naturgewalten sind.
1535 Bürgermeister Maier.
Rechnungsprüfung.
Die Rechnungen der Oberamtspflege und des Bezirkswohlfahrtsamts für 19^9 können beim Oberamt (Zimmer Nr. 5) in der Zeit vom 5.—18. ds. Mts. eingesehen werden. 1534
. Nagold, 2. Juni I93l.
Obsramt: Baitinger.
Esbrsueksmustse Wsrsnrelekkn Ts«. LOS
f'stsntbüno s'sonrlisim.
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frisch eingetroffen:
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Am Samstag, 6. Juni» abends 8Vs Uhr findet im „Löwensaal" ein
Deutscher Abend
statt mit Aufführung des Theaterstücks
„Schlageters letzte Stunde-
Vortrag der Pgn. Elisabeth Bosch, Führerin des Nat.-soz. Frauen- und Mädchenbundes Stuttgart, über 1536
„Adolf Hitler und die deutsche Frau-.
Darbietungen des Nat.-soz. Mädchenbundes Stuttgart (Sprechchöre, Volkslieder usw.)
Wir laden die Bevölkerung Nagolds, insbesondere die Frauen und Mädchen herzlich ein.
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