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Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

staatlichen Betriebe als praktisch gegenstandslos. Abg. Bausch (CBD.) stimmte dem soz, Antrag betr. Bekämp­fung der Kapitalflucht zu, während der Abg. Winker (S.) den Antrag betr. Einführung der 40-Stundenwoche zurück­zog. Der soz. Antrag betr. schwere Strafen für die Kapital­verschiebung und Beschlagnahme ihres Vermögens wurde sodann mit 32 gegen 5 Stimmen angenommen.

Eine längere Aussprache knüpfte sich auch an das Kap. 62 (Hochbau) und einen Antrag des Abg. Kling (CVD.), er­hebliche Einsparungen an den Baukosten beim Neubau der Chirurgischen Klinik in Tübingen zu machen. Finanzminister Dr. Dehlinger erklärte dazu, es geschehe, was menschen­möglich sei, um an diesem Bau zu sparen. Der Antrag Kling wurde angenommen.

Beim Kap. 75 wurde ein komm. Antrag auf Streichung der Rente an das herzogliche Haus abgelehnt. Beim Kap. 81 (Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer wurde von dem Abg. Rath (DB.) eine Herabsetzung der Kosten für das Bermessungswesen und von dem Äbg. Winker (S.) die Schaffung einer steuerlichen Freiheiksgrenze von 7 Jahren für Neubauwohnungen verlangt, die nach dem 31. März 1924 fertiggestelkt worden sind. Die Abstimmung über die­sen Antrag wurde zurückgestellt.

Württemberg

Skukkgarl. 28. Mai.

Sozialdemokratische Forderungen. Die Sozialdemokra­tie hat im Landtag den Antrag eingebracht, das Verbot von politischen Versammlungen unter freiem Himmel, von Aufzügen und Propagandafahrten sofort auszuheben. Gestern hatten die Parteiführung und die FraKtlonsleitung mit dem Staatspräsidenten Dr. Bolz eine Aussprache über die Angelegenheit, wobei jedoch, wie die «Schwab. Tag­wacht' berichtet, Dr. Bolz keinerlei Bereitwilligkeit zeigte, in absehbarer Zeit an die Aufhebung der Verordnung heranzugehen. In einer Versammlung der Soz. Partei und des Reichsbanners Schwarz-Rok-Gold. in der der Reichs- tagsabgeordnete Dr. Schumacher das Vorgehen der Polizei bei den Zusammenstößen in Heslach besprach, wurde die Beseitigung des Polizeipräsidenten Dr. Klaiber verlangt.

Wozu haben wir deutsche Konsulate. In einer Kleinen Anfrage des Abg. Dr. Hölscher und Dr. Wider (BP.) war über das Verhalten von Beamten deutscher Auslandsver­tretungen gegenüber Vertretern der deutschen Industrie Be­schwerde geführt worden. Im Landtag wurde nun folgende .Antwort erteilt: Das Staatsministsrium wird nach Ab­schluß der emgeleitetiön Erhebungen beim Auswärtigen Amt Schritte im Sinn der Anfrage unternehmen. Nach einem Bericht des Württ. Industrie- und Handelstags kann es sich hei den vorgebrachten Beschwerden nur um vereinzelte Ausnahmefälle handeln. Die württ. Handelskammern, die als amtliche Berufsvertretungen in ständigen und vielseiti­gem Verkehr mit den deutschen Auslandsvertretungen stehen, haben die Erfahrung gemacht, daß sich die konsula­rischen Vertretungen des Deutschen Reichs im Ausland im allgemeinen mit erfreulicher Sachkunde und auch vielfach nachdrücklicher, als es in der Vorkriegszeit der Fall war, und mit mehr Entgegenkommen um die Wahrung der Be­lange der deutschen Ausfuhrfirmen im Ausland bemühen.

Bon der Techn. Hochschule. Dem Assistenten am geo­logisch-mineralogischen Institut der Techn. Hochschule Stutt­gart Dr. M. Frank ist die Lehrberechtigung für Geologie an der Abteilung für Chemie der Techn. Hochschule erteilt worden.

Ernennung zum Chrensenalor. Rektor und Senar der Technischen Hochschule Stuttgart haben auf Antrag der Ab­teilung für Bauingenieurwesen am 22. Mai den General­direktor Georg Schüttle in Berlin in Anerkennung seiner hohen Verdienste um die Entwicklung der deutschen Bau­wirtschaft zum Ehrensenator ernannt.

Ehrung. Der Leiter desStuttgarter Neuen Tagblatts", Carl Esser, wurde von der Heidelberger Universität zum Ehrendoktor der Staatswissenschaften ernannt. In der Begründung heißt es: Dem Generaldirektor Carl Esser, der in seltener Eintracht geistiger und organisatorischer Gaben als Träger einer ehrwürdigen Verlegertradition seine Einsicht in die heilsame Wechselwirkung zwischen Bildung und Praxis durch publizistisches Schaffen rastlos bewährt hat, verleiht die Staatswissenschaftliche Kommission der Universität Heidelberg den doctor honoris causa.

Revision von Apotheken. Durch die württ. Tagespreis ging jüngst die Meldung, daß eine neuerdings erlassene Ver­ordnung des württ. Innenministeriums in Wänderung der Verfügung über den Verkehr mit Arzneimitteln außerhalb der Apotheken bestimme, daß zu den Revisionen der Apo­theken nötigenfalls ein nichtuniformierter Vertreter der Ortspolizeibehörde beizuziehen sei. Diese Verordnung be­zieht sich entgegen dieser irrtümlichen Meldung nicht auf die Apotheken, deren Ueberwachung durch die Oberamts­ärzte und die amtlichen Apothekenvisitatoren in besonderer Ministerialverfügung geregelt ist, sondern auf den Verkehr außerhalb der Apotheken, soweit derselbe statthaft ist.

Die Staat!. Graphische Sammlung eröffnet am Sonn­tag, 31. Mai, eine AusstellungKonrad Weitbrecht als Zeichner". Der liebenswürdige Künstler, Lex nur 4V Jahre alt wurde, ist in Schwaben nie ganz vergessen worden. Goethe rühmte die Schönheit des Rosensteinfrieses. Weikbrecht war ursprünglich Maler, dann Bildhauer und Modelleur und als solcher praktisch in Heilbronn und Was­seralfingen tätig. Bor rund hundert Jahren entstanden die Zyklen, deren Originale die Stuttgarter Graphische Samm­lung aufbswahrt: Das Hüttenwerk in Wasseralfingen; der Bierjahreszeitenfries für das Rosensteinschloß,' die Folge zu Schillers Lied von der Glocke; das Leben der Hausfrau und daneben eine große Anzahl jener reizvollen Federskizzen, die Weitbrecht als einen klassizistischen Vorläufer von Schwind oder Richter erscheinen lassen.

Die Bluttat am Ramtel bei Leonberg. Bor dem Schwur­gericht hatte sich gestern der 33 I a. Kunstmaler Ernst Benz aus Stuttgart zu verantworten, der am 22. April nach vorausgegangenem Streit seinen Nachbarn, den 55 Jahre alten Bauunternehmer Jakob Wolf erschossen hat. Die Verhandlung ergab, daß Benz, ein heute noch kranker Schwerkriegsbeschädigter, viele Unannehmlichkeiten mit sei­nem Nachbarn hatte. Die von den beiden Parteien be- stellten Zeugen machten die widersprechendsten Aussagen. Vom Staatsanwalt wurde unter Zubilligung mildernder Umstände 1 Jahr 6 Monate Gefängnis beantragt, während von der Verteidigung Notwehr geltend gemacht und auf Freisprechung plädiert wurde.

Gmünd. 28. Mai. 4 1. Verbandstaa der Wirte Württembergs. Der Verband der Wirte Württem­bergs veranstaltete am Dienstag und Mittwoch hier seine Iahrestagung. Zunächst fand ein Vertretertag statt, in dem Freuden st ad t zum Ort des nächsten Verbandstags ge­wählt wurde. Außerdem wurden zwei Entschließungen an­genommen. Die eine erfordert eine sofortige Aenderung des Entschuldungssteuergesetzes in der Form, Laß derjenige Teil eines Hauses, der aus den Betrieb einer Gastwirtschaft ent­fällt, von der Entschuldungssteuer befreit wird. Die zweite Entschließung verlangt von der württ. Regierung, daß sie durch Landesgefetz den Flaschenbierhandel der Konzessions­pflicht und der Bedürfnisfrage unterstellt. Der 2. Vorsitzende des Deutschen Gastwirteverbands Berlin, Litfin, sprach über Zeit- und Streitfragen im Gastwirtsgewerbe. Abends fand aus Anlaß des 40jährigen Jubiläums des Wirtsvereins Gmünd ein Festbankett statt. Mit dem Derbandstag war auch eins Fachausstellung verbunden.

Neuffen, 23. Mai. Zerstörungswut. Kurz vor den Pfingstfeiertagen wurde die seit Jahren aus der Aus- sichtspiatte auf dem Hohenneufsen vom Verschönerungsver­ein ausgestellte Oriennerungstasel losgeschraubt und in den Schloßhof hinabgeworfen. Da die Täier nur einen Teil der Schrauben löien konnten, wurde dis Tafel mit Gewalt weggerissen und schwer beschädigt. Ebenso ist dis vom Atö- verein im Wiesle auf der Ruine umer einer Linde aus­gestellte, noch in ganz gutem Zustand befindliche Bank aus dem Boden gerissen und zerstört worden.

Metzingen OA. Urach, 28. Mai. Der vermißte Knabegefunden. Der als vermißt angegebene Wcllrer Gaiser ist in Stuttgart aufgegriffen worden. Es ist ihm wohl infolge des großen Verkehrs über die Pfingstfeier- tage gelungen, in einen Stuttgarter Zug zu gelangen. Der kleine Ausreißer wurde den Eltern zurückgebracht.

Pforzheim. 28. Mai. Warenhaus Wronker verkauft. Das Pforzheimer Kaufhaus der Firma Wronker ist von der Kaufhausgesellschaft Schocken-Stuttgart gekauft worden. Die Firma Wronker gibt das Geschäft in- Pforzheim auf. Die Firma Schocken wird in dem Wronker- schen Gebäude ihr Warenhaus einrichten. .

Nagold, den 29. Mai 193!. Man soll die Aemter mit Leut versorgen und nicht die Leut mit Aemtern.

Spruchweisheit des Mittelalters.

Schwere Gewitter. Großer Schaden.

Schwere Gewitter entluden sich gestern mittag und besonders abends über unserer Stadt, glücklicherweise ohne zu schaden, nur am elektrischen Leitungsnetz trat für kurze Zeit eine Störung ein. Dagegen hatte das Gewitter zwischen 3- und 4 Uhr in Wildberg und Sulz und teilweise auch in Gültlingen furcht­bar gehaust, wie aas den nachstehenden Meldungen zu ent­nehmen ist. Auch das Gäu, besonders das ganze Ammertal vor allem die Ortschaften Neusten und Altingen haben sehr unter dem gestrigen Gewitter, besonders durch Ueberschwemmung gelitten; zwischen Tailfingen nnd Oeschelbronn wurde starker Hagelschlag festgestellt.

Sulz. 28. Mai. Ein Gewitter von bisher unbekann­ter Heftigkeit zog heute Nachmittag verheerend über unseren Flecken und seine Markung. Gegen 4L 3 Uhr fielen die ersten schweren Tropfen, bald untermischt mit Schloßen. Schon schien das Gewitter sich entladen zu haben, als gegen 413 Uhr Sturmstöße die Gewitterwolken über unserem engen Tal zusammenballten. Gleich Nebelschwaden jagten die Re­genschauer das Tal herauf und Hagelkörner bis zu Tau- beneiergröße prasselten gegen die Scheiben. Schon nach etli­chen Minuten stürzten Ströme unsere steilen Abhänge herab und schwemmten die Schloßen zu Dämmen auf. 41 Stunden lange hielt das Hagelwetter an; die Nacht schien anbrechen zu wollen. Als die Gewitterdämmerung sich lichtete, und der Regen minder heftig fiel, hatte sich die grünende, blühende Mailandschaft in Winterweiß gehüllt. Hornsignale und Glockengeläuts riefen die Bürger zur Hilfe für die Be­drängten. Alle, auch die hochgelegenen Ortsteile hatten schwer gelitten. In Ställen und Scheunen rannen schmutzige Bäche. Meterhoch waren Scheunen und Keller mit Schlo­ßen angefüllt. Brunnentröge, Wagen, Balken, Bretter, Lei- terwägelein, Wellen, kleinere Bäume, wälzten die Fluten fort. In derWettegasse" standen einige Häuser in Ge­fahr einzustürzen: die Grundmauer des einen ist geborsten; die des andern an einem Ende unterspült. Man hatte Mühe, das Vieh zu bergen. Hühner find da und dort ertrun­ken. ImKatzengraben" und imFurt" sind tiefe, breite Gräben gerissen. Zentnerschwere Steine zu Tal gewälzt und imKloster" und derWettegasse" abgelagert. Beide Ortsteile sind für etliche Zeit für Fuhrwerke unpassierbar. Einige Gärten und eine Anzahl Krautländer sind buchstäb­lich fortgeschwemmt worden; viele mit Steinen und Geröll vollständig bedeckt. Die Gartengewächse sind restlos ver­nichtet; auch unsere Hoffnung auf Obstsegen dürfen wir be­graben. Die Wiesen sind glatt gewalzt und müssen nach Ansicht der Landwirte schon in Bälde gemäht werden. Wie groß der Schaden in Getreide- und Brachfeld ist, läßt sich noch nicht übersehen. Daß er sehr groß ist, dürfte schon jetzt feststehen. Die Straße nach Wildberg ist durch einen Erdrutsch amEichberg" gesperrt; in der Nähe wurde dort eine Feldscheune weggeschwemmt. Noch heute abend lagen am Gültinger Weg an einer Kurve die Schloßen gegen 3 Meter hoch. Das Unwetter vom K. Mai 1927, das Nagold so schwer heimsuchte, war damals bei uns gering, gegenüber dem heutigen, obwohl auch damals die Schäden beträchtlich waren. Jetzt bei Einbruch der Dämmerung liegen noch große schmutzig-weiße Flächen über der zerschundenen grü­nenden Landschaft und Hageldünen sperren da und dort noch den Weg. Der Gemeinderat wurde noch am Abend zu einer außerordentlichen Sitzung zusammengerufen, um die sofortigen Hilfsmaßnahmen in die Wege zu leiten, u. a. wurde verfügt, daß alle arbeitsfähigen Leute sich an den Aufräumungsarbeiten beteiligen müssen. Die Autoverbin­dungen nach Wildberg und Deckenpfronn sind bis auf wei­teres unterbrochen.

vLIVv «AMÜVr LLMLS A R.»

sur meine Hähne. 9 dreimaligem Gebrc

Amdend weiße ZSHne, trotzdem dieselben durch vieles Rauchen braun > unschön wirkten. Ich werde nichts anderes mehr gebrauchen, als Chlorodm B., Horst Berg. Man verlange nur die echte Chlorodont-Zahnpaste. T 04 Ps. und SO Ps., und weise jeden Ersatz dafür zurück.

Freitag, de» 29. Mai 1931.

Wildberg, 28. Mai. Heute nachmittag ging über unsere Markung ein sehr schweres Gewitter nieder. Wolkenbruch­artiger Regen, vermischt mit größeren Hagelkörnern, wurde von einem rasenden Sturm gegen Häuser und Flur gepeitscht. Während die Wassermassen und der Hagel in Gärten, auf Feldern und an Feldwegen schon beträchtlichen Schaden an- nchteten, ist der Schaden, den der wütende Sturm in den der Gemeinde gehörigen Waldteilen Kengel und Langhalde verursachte, außerordentlich groß. Sollen doch nach sachverständ. Schatzung 56000 Fm. Holz dem rasenden Element zum Opfer gefallen b in. Der Schaden hiefür soll sich auf 80l OO 000 RM. belaufen. Entwurzelte Bäume, in halber Höhe abgerissene oder nur der Gipfel beraubte Stämme bilden das Bild einer grausiger Ver­wüstung. Dieser Schaden trifft unsere Gemeinde in der heutigen schweren Zeit doppelt hart. Offenbar muß in der Gegend von Sulz, Gültlingen und Deckenpfronn das Gewitter noch furcht­barer gehaust haben, denn mit unglaublicher Schnelligkeit schwoll der Bach imTale" zu einem reißenden Strom an, alles mit sich reißend, was ihm in den Weg kam. Am schwer­sten betroffen wurde Papierfabrikant Rein. Ihm riß es seinen im vorigen Jahr mit 1700 ^ Aufwand neu hergestellten Papierschuppen mit 300 Ztr. Papier glatt weg. Ein anderer Schuppen wurde unterspült. so daß die Gefahr auch seines Einsturzes besteht. In die Maschinen- und Arbeitsräume führte das Hochwasser Geröll, Schlamm und Hagel, so daß der Be­trieb eingestellt werden mußte und wohl einige Zeit eingestellt ! leiben muß. Das Wasser riß einen tiefen, breiten Graben und suchte sich ein neues Bett, von den angrenzenden Wiesen und Gärten Erde mit sich reißend. Nach vorsichtiger Schätzung ist für die Wiederherstellung des Schadens ein Aufwand von 810M0 ^ zu rechnen. Dazu ist das ganze Tälchen mit Steinen und Schutt überdeckt, sodaß der Heuer­trag verloren sein dürfte. Das weiter unten liegende Wörner- s he Sägewerk hat zum Glück wegen seiner etwas höheren Lage nur kleineren Schaden erlitten. In großer Gefahr stand aber das Haus des Gastwirts Deuble an der Talstraße. jDi; Holz- irümmer von oben verstopften den Durchlaß unter der Straße, s« daß sich das Wasser staute, in das Haus Lindrang und es zu untcrspülen drohte. Einige beherzte Männer enifernten die bindernden Holzstücke und machten so den Durchgang frei. Trotzdem stürzte das Wasser noch in hohen Wellen über die Straße weg. Das ganze Tal bietet ein trauriges Bild schreck­licher Verwüstung. Zum Glück ist kein Menschenleben zu be­sagen. Aber wie machtlos und klein ist der Mensch dem Wü­ten der Elemente gegenüber.

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Ist 1931 ein Deerenjahr? Außerordentlich reich und sel- len schön blüht in diesem Jahr in unfern Albwäldern die Erdbeere. Auch die Heidelbeere erfreut durch -ihre roten Möcklein und zeigt teilweise schon kräftigen grünen Frucht­ansatz. Hoffnung auf ergiebige Ernte wecken die zahlreichen Knospen der Himbeere.

Horb» 29. Mai. Dekan Dank P. Im hiesigen Kranken­baus verschied gestern nach langem, schwerem Leiden im Alter von 6l'/s Jahren Dekan und Stadtpfarrer Daub. Nachdem er noch vor einigen Tagen von seinem Bischof, der stets großen Anteil an seiner Krankheit nahm, besucht und getröstet wurde, war Dekan Daub, der im Jahre 1894 seine Priesterweihe er­hielt, von 18941900 in Horb, später in Wachendorf OA.Horb als Seelsorger tätig; Dekan wurde er im Jahre 1917 und Stadtpfarrer von Horb 1919. Die kath. Bevölkerung von Horb und dem Bezirk, mit der er sich durch seine lange Tätigkeit sehr verwachsen fühlte, verehrte ihn sehr und auch die Kinder, für die er stets freundliche Worte hatte, hingen sehr an ihm. Ebenso erfreute er sich bei den Andersgläubigen großer Wertschätzung und sein so früher Tod wird allgemein bedauert. Am 1. Juni batte er sich in den Ruhestand in seine Heimat nach Rotten­barg zmückziehen wollen. Nun Hai es aber das Schicksal anders gewollt.

Freudenstadt, 29. Mai

Raubmord an Kaufmann Skelner. Die kriminalpolizei­lichen Ermittlungen haben bisher ergeben, daß an dem hie­sigen Kaufmann Steiner, dessen Automobil unter mysteriösen Begleitumständen bei Freudenstadt aufgefunden wurde, zweifellos rin Raubmord verübt worden ist. und zwar in unmittelbarer Nähe von Stuttgart. Die Leiche Steiners konnte allerdings noch nicht gesunden werden. Steiner hat die Geschäftsreise, dis er unternehmen wollte, nicht angs- treten. Am letzten Donnerstag wurde er in weiblicher Be­gleitung in einer Stuttgarter Wirtschaft gesehen. Die Ver­nehmung von Personen, die sich bei ihm befanden, lieferte Anhaltspunkte für dis Täterschaft, und von der Kriminal- Polizei wird nun eine bestimmte Spur weiter verfolgt.

Line Mark Strafe für Schulstreik. An der katholischen Volksschule in Weidenau (Wests.) kam es zu Meinungs­verschiedenheiten zwischen den Eltern der Schulkinder und einem Lehrer, in deren Verlauf die Eltern einen Schulstreik veranlaßten, an dem fast alle Schüler teilnahmen. Jetzt erhielten die Eltern einen polizeilichen Strafbefehl in Höhe von je einer Mark. Sie bantragten dagegen die gerichtliche Entscheidung. Das Siegener Amtsgericht erkannte für jeden einzelnen Fall der Schulversäumnis und für jedes Kind aus eine Geldstrafe von einer Mark.

Gefaßter Täter. Die Karlsruher Polizei hat am Mitt­woch den Schuhmacher Haas, der die tödlichen Schläge auf den SA.-Motorradfabrer Bittet von Lahr führte, ver­haftet. Die Sektion des Getöteten ergab, daß der Tod auf Schädelbruch, hervorgerufen durch die wuchtigen Stock­schläge, zurückzuführen ist. Die Ueberführung des erschla­genen Nationalsozialisten fand am Mittwoch mittag in aller Stille vom Städt. Krankenhaus nach Lahr statt. Die Poli­zeibehörden hatten eine offizielle Ueberführung untersagt.

Tödlicher Unfall bei der 080-Am.-Fbhrl. Auf der Straße nach Vajadoz (span, Provinz Estremadura) fuhr der Wagen eines der Teilnehmer an der 10 OVO-Km.-Fahrt des Automobilclubs von Deutschland, Horde, gegen einen Baum und wurde gänzlich zer­trümmert. Horde wurde getötet, sein Beifahrer schwer verletzt. Der Unfall soll dadurch verursacht worden sein, daß Horde einZeschlaM war.

Selbstmord vor der Verurteilung. Der Direktor des städtischen Landwirtschaftsamts, Eckert, in Nürnberg, der sich am 28. Mai wegen Untreue und Betrugs vor dem Er­weiterten Schöffengericht verantworten sollte, hat sich rn der Frühe erschossen.

Eisenbahnunglück in Rußland. Etwa 150 Kilometer Rostow am Don entgleisten von dem Moskauer SchnellzuS die Lokomotive und drei Wagen an einer Stelle, wo me Gleise ausgebessert wurden. 6 Personen wurden getötet. 11 schwer verletzt.

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